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Die Malec-Chroniken

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood Magnus Bane
01.04.2017
23.09.2022
77
178.147
79
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08.07.2017 2.379
 
Als Alec an diesem Morgen erwachte, fühlte er sich großartig. Er wandte sich leicht in den Armen um, die ihn behutsam festhielten und musterte das schlafende Gesicht seines Lebensgefährten. So fühlte es sich also an….. Sein Blick lag liebevoll auf der ruhigen Miene des Hexenmeisters. Ob er es vermisst hatte? Im Gegensatz zu ihm selbst, war Magnus beiden Geschlechtern zugeneigt, doch Alec hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinen Gedanken daran verschwendet. Bis zum gestrigen Abend. Kaum hatte er etwas von seinem Geliebten in ihm erkannt, dessen Dominanz in seinen Armen und unter seinen Händen kaum spürbar war, wenn er die Augen schloss oder sein Blick sich vor Lust so sehr verdunkelte, das Alec förmlich von ihnen aufgesogen wurde. Oder wenn er diesen einen, langen Moment dazu brauchte, wieder zu sich zu finden. Ein Moment, den er so nie gekannt hatte. Doch gestern Abend war das anders gewesen. Magnus hatte seinen stummen Wunsch sofort erkannt. Die Stunden wirkten jetzt, im Licht des neuen Tages, fast schon unwirklich. Er hatte sich vollkommen fallenlassen können, überzeugt, das Magnus ihn auffing. Und das hatte er getan. Und wie er es getan hatte….. Sein Verstand hatte vollkommen ausgesetzt. Er spürte die Hände immer noch auf seinem Körper, die Lippen, die seine fordernd und mit der Leidenschaft eines Mannes erobert hatten, dessen Beharrlichkeit von der ersten Sekunde an versprach, das er sich holen würde, nach was es ihn verlangte. Wenn er Magnus auch nur einen Bruchteil dessen wiedergeben konnte, was er ihm in dieser Nacht geschenkt hatte, konnte er glücklich sein. Er war ein fantastischer Geliebter, aber er war ein ebenso traumhafter Liebhaber. Hatte er denn etwas anderes erwartet? Er schob den Gedanken beiseite, das er ihm ja auch ein großes Maß an Erfahrung voraus hatte. Er wollte nicht daran denken, das er diese Dinge mit jemand anderem getan hatte… oder tun würde… Alec verzog das Gesicht und verscheuchte den Anflug von schlechter Laune sofort wieder. Er war hier… hier bei ihm. Und er liebte ihn.
„Kannst du nicht mehr schlafen?“
Alec lächelte leicht. Er war also doch schon wach. Sein Blick glitt zur Uhr und er murrte leise, als er das gewohnte Klopfen hörte. Ein sanfter Kuss traf sein Schulterblatt, dann lösten sich die Arme des Hexenmeisters um ihn und er stand auf, nach einem seidenen Morgenmantel fischend. Der Page war ebenso förmlich und freundlich wie jeden Morgen und ließ den Servierwagen neben dem Tisch stehen, auf dem neben dem Frühstücksgeschirr heute zusätzlich noch ein üppiger, teuer aussehender Blumenstrauß stand.
„ Ce Bouquet a été livré ce matin. Pour vous, Magnus Bane!“
Magnus musterte den Blumenstrauß erstaunt und griff nach dem Brief, der zwischen den Blumen steckte und öffnete ihn, während er den Pagen zurück zur Tür begleitete und ihm sein Trinkgeld überreichte. Alec hatte sich auf die Unterarme gelehnt und sah ihm zu.
„Hab ich das richtig verstanden? Du hast Blumen bekommen?“
Der Hexenmeister nickte und zog eine dunkelrote, geprägte Karte aus dem Umschlag. Zwei schmale, lange Karten entglitten ihm und landeten auf dem Teppichboden. Er hob sie auf und musterte sie, doch dann konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Die sind von Niles. Er schreibt, die Blumen hat er ausnahmsweise mal gekauft!“
Niles…. Alec runzelte die Stirn. Irgendwoher kannte er diesen Namen. Dann aber schnaubte er und ließ sich wieder zurück auf das Kissen fallen.
„Ach.. dieser geleckte Hexenmeister mit den grünen Strähnen.“ Er zögerte kurz, doch dann konnte er sich eine weitere Bemerkung nicht verwehren. „Der seine Blumen sonst immer klaut, die er verschenken will?“
Magnus Blick glitt zum Bett und er musterte den Schattenjäger einen langen Moment. Hatte er da einen leicht bitteren Unterton gehört? Er stellte die Blumen auf den Tisch, legte die beiden Tickets, die aus der Grußkarte gefallen waren auf das Frühstückstablett und brachte es zum Bett. Anstatt zum Kaffee griff der Schattenjäger nach den beiden Karten und musterte sie misstrauisch. Der schwarze, marmorierte Karton besaß eine aufwendige, goldgeprägte Verzierung, die rund um die rechteckigen Ränder verlief. Mit fein geschwungenen Linien stand ein Name dort, zusammen mit dem heutigen Datum, einer Uhrzeit und der eleganten Werbung eines Jubiläums.
„333 Jahre la Moulin Noir? Das stimmt doch gar nicht, oder? Heißt das nicht… Moulin Rouge?“
Na, das passte ja zu Grünsträhnchen. Hatte der doch wirklich die Stirn, Magnus in dieses…. Etablissement einzuladen.
„Nein. Das heißt schon Moulin Noir. Das Moulin Rouge wurde erst 1889 eröffnet. Oller und Zidler sind ein Jahr lang im Moulin Noir ein und aus gegangen, bevor Ihnen die Idee kam, ein solches Lokal auch für die Mundis zu erschaffen.“
„Für die Mundis? Dann ist das Moulin Noir…...“
„Ein Schattenweltler-Club, ja.“
Einen langen Moment war es still.
„Das es schon so lange her ist...“ seufzte Magnus und nahm einen Schluck Kaffee, bevor er eine der Karten in die Hand nahm. „Niles hat es lange ausgehalten. Das Moulin Noir gehört ihm.“
„Und warum schenkt er dir dann ZWEI Karten?“ Alecs Stimme war unverhohlen abweisend. Er warf den Tickets nur noch einen Seitenblick zu.
„Die zweite wird vermutlich für dich sein. Ich habe zwar keine Ahnung, woher er weiß, das wir hier sind, aber ich vermute, jemand hat uns bei unserer Stadtrundreise gesehen. Und da ich auch bei der Eröffnung dabei war, finde ich diese Einladung nett. Aber wenn es dir so zuwider ist, dann werde ich den Pagen rufen und er wird Blumen und Karte wieder an den Absender zurückschicken.“
Alec sah zu Magnus hinüber. Er hatte sich über die Blumen gefreut, das war deutlich zu sehen gewesen. Und ganz offensichtlich hatte er auch in Erwägung gezogen, diese Einladung anzunehmen. Er seufzte leise Er wusste ja selbst nicht, warum er diesen Kerl nicht ausstehen konnte. Zwei Karten… also hatten sie beide diese Einladung erhalten. Wobei das ja eigentlich hieß, das er über ihre Beziehung im Bilde war. Er kaute unentschlossen auf der Unterlippe, doch dann sah er Magnus an.
„Bitte entschuldige. Ich benehme mich vermutlich kindisch und … was weiß ich. Du musst die Blumen nicht zurückschicken. Wo er sie doch bezahlt hat!“
Er lächelte und hoffte damit, diese Unsicherheit im Gesicht des Hexenmeisters zu vertreiben, die nur sein seltsames Benehmen ausgelöst hatte.
„Und wenn du möchtest… können wir dort auch hingehen. Aber… aber morgen verlassen wir dann Paris. Wenn du gesehen worden bist und heute Abend… von einer Menge anderer Unterweltler erkannt wird, ist es hier nicht mehr sicher genug.“
Magnus nickte langsam und lehnte sich gegen das Kopfteil. Er musterte Alec noch einen Moment, dann seufzte er leise.
„Alexander…. habe ich dir einen Anlass gegeben, mir nicht zu vertrauen?“
Erschrocken sah Alec zu Magnus und schüttelte sofort den Kopf.
„Nein… um Engels Willen, nein. Ich… ich weiß es doch selbst nicht. Es ist alles in Ordnung. Ich.. ich seh ihn halt noch immer vor mir, wir er Abends bei dir aufgetaucht ist…. mit diesem Strauß, den er einfach herbei gezaubert hat. Das… war eine lange, schlaflose Nacht.“
Magnus schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Doch dann atmete er tief durch und legte die Karten gedankenverloren wieder auf das Tablett. Bis zum Abend war noch eine Menge Zeit. Vielleicht dachte er einfach noch einmal gut darüber nach, ob sie überhaupt hingingen oder nicht.

Der Spaziergang durch die Anlagen hatte ihm gut getan und seine seltsamen Gedanken vertrieben. Sie waren eine Stunde an der Seine entlang spaziert und jetzt wurde es merklich kühler. Alec sah über den Gehweg hinüber zu den Straßen, die jetzt langsam etwas ruhiger wurden.
„Wir sollten uns auf den Weg zurück machen, sonst werden wir nicht früh genug fertig.“
Magnus ging neben dem Schattenjäger her und sah auf den Boden vor sich.
„Bist du sicher, das du hinwillst?“
Alec stoppte und seine Hand glitt zielstrebig über Magnus Taille zu seinem Rücken, um ihn etwas näher an sich zu ziehen.
„DU willst… und das reicht mir. Du.. hast dich über diese Einladung gefreut, also sollten wir sie annehmen. Ich weiß zwar nicht genau, was da auf mich zukommt, aber… immerhin war ich auch noch nie in einem solchen….“ Ihm schien offenbar das richtige Wort zu fehlen.
Magnus Brauen hoben sich. Er küsste den Schattenjäger sanft und griff dann nach seiner Hand, während sie weitergingen.
„Wenn du jetzt Bordell sagst zweifle ich an deiner Allgemeinbildung, Mr. Lightwood!“
Magnus schmunzelte und sah Alec von der Seite her an.
„Ist es denn nicht so?“
Magnus lachte auf und senkte die Stimme auf ein geheimnisvolles Dunkel.
„Ich befürchtete, das verruchteste was jemals dort gelaufen ist, ist ein verschenktes Strumpfband, das sich der Glückliche selbst vom Bein einer Tänzerin pflücken durfte.“
„Woher kommen dann diese ganzen Geschichten?“
„Von der Zeit. Zu dieser Zeit gab es so viele und so große Tabus… das selbst das mehr als aufregend war. Zumindest für die Mundies. Ich gebe aber zu, ich weiß nicht genau, was in den Hinterzimmern der Moulins wirklich alles geschehen ist….. zumindest nicht in allen. Aber in erster Linie waren es seit seither Varietés. Um Spaß zu haben… etwas Verbotenes zu tun und… Musik und Tanz zu erleben. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert.“
„Also… im Prinzip etwas, das du magst. Dich nicht in engen Moralvorstellungen verstricken und dein Leben genießen.“
„Du meinst meine Partys? Ja, ganz genau.“
Sie hatten das Hotel erreicht und Alec musterte den Inhalt seines Koffers.
„Ich befürchte allerdings, das ich nicht das Richtige zum Anziehen dabei habe.“
Magnus lachte leise und deutete auf einen anderen Koffer.
„Dort müsstest du etwas finden.“
Alec musterte die Anzüge und warf dann amüsiert einen Blick zurück zu Magnus.
„Du hast an alles gedacht, oder?“
„Das hoffe ich doch.“
Wenig später musterte Alec sein Bild im Spiegel. Der schwarze Anzug gefiel ihm. Magnus hatte auf allzu ungewöhnliche Applikationen verzichtet und gerade diese Einfachheit war es, die ihm zusagte. Er kannte ihn einfach viel zu gut. Sein Blick glitt zu seinem Lebensgefährten hin und er lehnte sich an die Wand, um ihm zuzusehen. Es war gleichgültig, wie lange oder wie oft er dabei zusehen durfte, jedes Mal faszinierte ihn der Anblick des Hexenmeisters aufs Neue. Der dunkelrote Anzug aus schimmerndem Brokat schien ihm auf den Leib gegossen worden zu sein. Alec betrachtete ihn von oben bis unten, bevor sein Blick wieder langsam hinauf glitt zu seinem Gesicht. Das Make up hatte er für diesen Zweck offensichtlich wieder etwas intensiver gewählt. Dunkles Rot also… Der Schattenjäger ging langsam hinüber, als Magnus den Gehrock überzog und betrachtete das Einstecktuch. Mit einer kurzen Bewegung hatte er das rote Tuch aus Magnus Brusttasche gezogen und steckte nun sein eigenes, schwarzes etwas umständlich hinein. Magnus beobachtete ihn amüsiert und nahm das rote Tuch aus Alecs Händen, um es sorgsam in dessen Tasche unterzubringen, bevor er dicht vor ihm stehenblieb. Der Schattenjäger spürte, wie sein Mund trocken wurde, als sich ihre Lippen kaum berührten und er den Duft des Lippenstiftes wahrnehmen konnte. An keinem anderen Mann konnte er sich diese Dinge wirklich vorstellen, aber zu diesem Hexenmeister schienen sie einfach zu gehören.
„Du.. machst mich wahnsinnig. Weißt du das?“
Magnus Hand strich sachte über Alecs Hüfte.
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Der Kuss war nur sanft, fast du zart für Alecs Geschmack, doch er wusste genau, wenn sie ihn jetzt vertiefte, würden sie nirgendwohin mehr gehen.
„Bist du soweit?“
„Hast du die Karten?“
Alec nickte und Magnus wandte sich zögernd ab. Sie verließen das Hotel und nahmen ein Taxi. Die Straßen wurden immer enger und Alec überlegte kurz, wo man zwischen diesen Häuserfluchten wohl eine Mühle unterbringen konnten, dann folgte er Magnus zwischen zwei Häusern in eine dunkle Ausfahrt. Sie führte auf einen kleinen Platz und Alec sah sich mit gemischten Gefühlen um. Zwar hatte er zumindest auf einen Dolch und auf ein Schwert nicht verzichtet, aber ihm fehlte sein Bogen. Mit ihm fühlte er sich einfach viel sicherer. Dann blieb er erstaunt vor einer kleinen Mühle stehen, die sich im Fackelschein pechschwarz in die Nacht erhob. Sie war von außen nicht erkennbar gewesen. Zwei hochgewachsene, breitschultrige Männer standen zu den Seiten der Eingangstüren und sahen ihnen entgegen. Er übergab die beiden Karten und hielt einen kurzen Moment inne, als der Mann vor ihm ihn stirnrunzelnd musterte, dann aber durchgehen ließ. Die Mühle schien nur der Eingangsbereich zu sein. Alec konnte eine teure Einrichtung aus dunklem Holz sehen. Sie folgten einem Teppich bis zu zwei weiteren Türen die offenstanden und einen Saal erkennen ließen. Vor einer Bühne, deren Größe für den gerade mal Trainingssaal-großen Raum beachtlich war, war eine große Tanzfläche, umrahmt von vollbesetzten Tischen, deren violette Lampen ein diffuses Licht schufen. Eine Stufe erhöht war eine zweite Reihe Tische und dahinter, noch einmal durch zwei Stufen getrennt konnte Alec einzelne Logen erkennen, die Seite an Seite um den ganzen Raum herum gelegt waren wie Bienenwaben. Er wollte eben etwas sagen, als ihm die Worte im Mund stecken blieben. Niles Green kam auf sie zu. Er war völlig in schwarz gekleidet, trug einen dünnen, knöchellangen Mantel anstelle eines Jackets und bewegte sich wie ein Raubtier auf der Pirsch zwischen den Tischen hindurch auf sie zu. Er lächelte, begegnete seinem Blick nur kurz und abschätzend, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Magnus konzentrierte, ihn unverhohlen von oben bis unten musterte und Alec den Drang unterdrücken musste, seine Hand dorthin zu erheben, wo sich normalerweise der Köcher mit seinen Pfeilen befand. Er hatte so schnell Magnus Hand ergriffen, das Alec kaum reagieren konnte, doch sein ganzer Körper spannte sich an.
„Traumhaft……. Aber das weißt du, nicht wahr?“ Er lächelte und hauchte dem Hexenmeister einen Kuss auf jede Wange, bevor er sich zurückzog. Magnus war ebenfalls einen Schritt zurück gewichen, der ihn genau neben Alec brachte. Er lächelte leicht.
„Wenn ich vorstellen dürfte. Alexander Lightwood. Mein… Freund und Lebensgefährte!“ Er wandte sich zu Alec um. „Alec, das ist Niles Green. Ein Hexenmeister und langjähriger Freund von mir. Und der Besitzer dieses Etablissements seit … wie war das.. 333 Jahren?“
„Kaum zu glauben, das ich es so lange an ein und demselben Platz ausgehalten habe, nicht wahr?“
Niles straffte die Schultern und wandte sich dann Alec zu. Der Händedruck sagte alles. Alec verzog keine Miene und hielt den festen Blick des blonden Hexenmeisters, bevor dieser losließ.
„Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Lightwood! Auch wenn Sie ein… Schattenjäger sind.“
„Ganz meinerseits. Auch wenn Sie nicht ....... ganz die Wahrheit sagen.“
Für einen langen Moment blieben sie stehen, den harten Händedruck des anderen haltend und eindeutig taxierend.
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