Die Malec-Chroniken
von -Magnus-Bane-
Kurzbeschreibung
Das Leben beginnt interessant zu werden. Nicht nur, das mit Clary Fray ein wahrer Sturm ins New Yorker Institut einzieht, für Alec Lightwood geht es noch um etwas ganz anderes. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er das Gefühl, das auch sein Privatleben nicht mehr zu kurz kommen muss, denn alles fügt sich so gut und sein neuer Schwarm scheint bei weitem nicht nur ein Schwarm zu sein. Aber das Leben eines Schattenjägers ist gefährlich und eine Liebe zu einem Unterweltler kommt einem Affront gleich. Sein Leben beginnt, unbeschreiblich zu werden, sowohl in der einen Richtung, als auch in der anderen. Doch der junge Schattenjäger will nicht aufgeben. Er will alles… alles, was ihn so glücklich macht… selbst wenn er es noch nicht schafft, dazu zu stehen. Und vor allem… will er trotz dem neuen Auftauchen des Kreises und der Bedrohung durch Valentin Morgenstern nicht aufgeben, was er gefunden hat. Und er will es beschützen…. Wenn es sein muss, bis in den Tod….
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Alexander "Alec" Gideon Lightwood
Magnus Bane
01.04.2017
23.09.2022
77
178.147
79
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Dieses Kapitel
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13.06.2017
2.780
Magnus öffnete die Augen nur langsam. Er hatte nicht das Gefühl, lange geschlafen zu haben. Oder er war immer noch müde. Er seufzte leise und wand sich etwas in der festen Umklammerung, in der er sich befand.
„Wo willst du hin?“
Magnus schmunzelte leicht, doch dann wandte er sein Gesicht Alec zu, dessen blaue Augen ihn geradeheraus ansahen.
„Nirgendwohin…. Warum?“
Magnus fing Alecs Lippen ein und küsste ihn liebevoll. Dann keuchte er erschrocken auf, als er vom Körper des anderen in die Kissen gedrückt wurde und Alecs Lippen über seine Halsbeuge glitten. Er hielt kurz inne, schien zu verharren und für einen kurzen Moment spürte Magnus einen kalten Schauer.
„Das… hab ich noch nie so….. so deutlich wahrgenommen.“
„Was meinst du?“
„Deinen Herzschlag…. Ich spüre ihn ganz deutlich…. Ich kann ihn fast schmecken.“
Magnus hatte die Luft angehalten und zuckte leicht zusammen, als er den fast schon sanften Biss seines Lebensgefährten spürte.
„Alec…. Alexander…. mach… das nicht!“ Der Hexenmeister vergrub seine Hand in Alecs Haaren und stöhnte leise auf. „Das… das ist nicht gut…. für dich!“
Magnus Augen schlossen sich, während seine Atmung schneller wurde. Als Alec den Kopf hob, spürte er nur langsam, wie sich seine Wahrnehmung wieder etwas normalisierte. Wenigstens hielt dieser Rauschzustand bei ihm nicht annähernd so lange an wie bei den meisten anderen Lebewesen.
„Warum denn nicht?“ Alecs klarer Blick fixierte den Hexenmeister und er lächelte leicht. „Ich glaube… das ist die einzige Möglichkeit für mich… hieran Gefallen zu finden. Du…. schmeckst toll. Dein Blut… ist ganz anders als das, was ich gestern trinken musste. Es ist.. ich kann das gar nicht beschreiben. Es fühlt sich wunderbar an, dabei deinen Herzschlag zu spüren…. dich zu spüren und das….“ Alecs Finger strichen sachte das winzige Rinnsal Blut weg, das er an Magnus Hals zurückgelassen hatte. Dann leckte er über seine Fingerspitzen. „…. das war jetzt… richtig gut.“
Magnus musterte den Vampir über sich einen Moment, doch dann schmunzelte er leise.
„Dann hoffe ich inständig, jemand bewahrt dich vor den Nebenwirkungen.“
Jetzt riss sich Alecs Blick mühevoll von Magnus Hals los und er hob fragend die Brauen.
„Nebenwirkungen? Was denn für Nebenwirkungen?“
Die Frage kam ja wirklich früh. Amüsiert sah Magnus zur Uhr.
„Nun, das Blut von Hexenwesen kann mitunter eine ganz seltsame Wirkung auf Vampire haben. Darum meiden die Kinder der Nacht es lieber.“
„Hm…. falls es eine Nebenwirkung ist, das ich mich gut fühle, dann nehm ich sie gerne in Kauf.“ Alec rollte sich vorsichtig seitwärts aufs Bett und musterte Magnus, der sich jetzt aufsetzte und dann aber wieder in das große Kissen sank. Er atmete ein paar Mal tief durch und wollte eben nach seinem Morgenmantel greifen, als Alec seine Hand aufhielt.
„Nein, blieb liegen. Ich hol dir was zu trinken.“
„Alec, ich kann mir selbst was zu trinken holen. Ich hab nur gerade daran gedacht….. Ich mochte diese Momente, wenn wir zusammen gefrühstückt oder gegessen haben….“
Für einen langen Moment war es still im Raum. Dann aber stand Alec abrupt auf und zog seine Hose über, bevor er durch die Türe im Bad verschwand. Magnus runzelte die Stirn, doch dann angelte er entschlossen nach dem Morgenmantel und folgte Alec.
„Alexander…… es tut mir leid. Das… muss dir jetzt vorkommen, als hätte ich etwas getan, das ich nicht bis zum Ende durchdacht habe und vermutlich hast du damit sogar recht, aber… wenn ich darauf verzichten muss, dir beim essen zuzusehen, dann ist das ein geringer Preis dafür, das ich dich nicht mehr verlieren werde… bitte...“
Er war hinter Alec stehengeblieben, der mit gesenktem Kopf vor dem Spiegel stand. Seine Hände glitten sacht über Alecs Arme nach unten ergriffen dann seine Hände.
„Wir haben….. alle Zeit der Welt. Und wenn es mein Blut ist, das dir dieses Leben erträglicher macht… immer vorausgesetzt, das du es auch verträgst…. dann kannst du es haben und zwar von Herzen gerne. Für immer und wann immer du es willst oder brauchst!“
Magnus begegnete Alecs Blick im Spiegel und sah ihn aufmunternd an, dann lächelte er.
„Vielleicht leistest du mir ja trotz allem Gesellschaft beim Frühstück?“
„Catarina? Komm mal schnell!“
Isabelles erschrockener Aufschrei ließ die Hexe aufschauen. Sie fluchte leise und musterte die kleine Glasschale, deren Inhalt gerade von lindgrün in ein sattes purpur wechselte. Sie stellte sie weg und eilte ins Schlafzimmer. Die beiden Schläfer schienen ihre Positionen gewechselt zu haben und lagen jetzt beide auf dem Rücken. Während der junge Schattenjäger tief und ruhig atmete, schien sich die Atmung des Hexenmeisters beschleunigt zu haben. Sie betrachtete ihn stirnrunzelnd. Isabelle sah von ihr zu Magnus und wieder zurück.
„Er hat erst aufgestöhnt, dann hab ich diese Löcher hier entdeckt. Schau… er blutet sogar!“ Die Schattenjägerin hatte sich ein Tuch geholt und tupfte jetzt die beiden kleinen Wunden am Hals des Hexenmeisters ab.
„Wenn ich nicht genau wüsste, das es nicht möglich ist, würde ich es für einen Vampirbiss halten.“
„Das ist auch ein Vampirbiss. Schau dir seine Atmung an. SCHNELL, DAS TUCH!“
Isabelle starrte nur einen kurzen Moment auf den Blutstrom, der jetzt mit beachtlicher Intensität und Stärke floss, egal, wie fest sie das Tuch auf die Wunden drückte. Schon Sekunden später tropfte Blut von Stoff und Händen und Jace brachte in fieberhafter Eile neue Tücher. Catarina arbeitete konzentriert, doch ihre Magie schien die Wunden nicht schließen zu können. Sie schluckte hart, als der Blutstrom mit einem Mal verebbte und ein wahres Chaos auf der Haut des Hexenmeisters und dem Bett hinterließ.
„Was war das?“ Jace starrte die Hexenmeisterin an. „Warum hat deine Magie nicht funktioniert?“
Catarina musterte ihren langjährigen Freund und seufzte dann tief.
„Das muss mit diesem magischen Schlaf zusammenhängen. Da hier außer uns niemand ist, können wir davon ausgehen, das dieser Vampir Teil seines Traumes ist. Er hat ihn gebissen. Wir konnten den Blutstrom nicht aufhalten……… weil….. dieser Vampir getrunken hat…... Moment…..!“
Sie eilte von einem Bücherregal zum anderen und suchte einige heraus, dann blätterte sie. Leise murmelnd ging sie zurück ins Schlafzimmer. Dann ließ sie das Buch sinken.
„Das ist Sopor Rem. Es kann nichts anderes sein. Aber…. das Gegenmittel kann ich nicht machen. Das ist allerschwärzeste Magie. Keiner von uns nutzt dermaßen dunkle Zauber. Vielleicht steht im weißen Buch eine Formel, die uns helfen kann, aber... da komm ich nicht ran.“
„Und wer kommt da ran?“ fragte Jace jetzt drängend und sah wieder zu Alec hin. Catarina schloss das Buch in ihrer Hand wieder langsam und seufzte dann tief.
„Nur Magnus selbst!“
Jace freudloses Schnauben ließ die beiden Frauen zusammenzucken.
„Das soll doch wohl ein schlechter Scherz sein! Der einzige, der uns helfen kann, ihnen zu helfen ist er selbst? Und was bitte sollen wir jetzt tun?“
Catarina betrachtete immer noch die beiden Schlafenden und schien nachzudenken. Isabelle musterte die Bescherung. Die Bettwäsche war vollkommen ruiniert und auch auf dem Bettgestell und dem Boden war eine Menge Blut gelandet. Sie sah zu Alec hinüber.
„Komm schon, Jace. Bring Wasser und frische Bettwäsche. Wenn Alec jetzt wach wird, wird ihn der Schlag treffen. Das sieht aus, als wäre Magnus in diesem Bett zerfleischt worden.“
„Du hast sie doch gehört. Sie kann nichts machen. Dann wird er auch nicht aufwachen.“
„Jace!“
Er verschwand im Bad und Isabelle musterte die beiden kleinen, bereits heilenden Male. Dann sah sie zu Catarina auf.
„Was geschieht…. wenn dieser Vampir richtig Hunger bekommt? Oder einen Blutrausch?“
Catarina sah die Schattenjägerin mit einer alarmierenden Endgültigkeit im Blick an.
„Dann haben wir ein Problem!“
Als Magnus das Frühstücksgeschirr in die Küche brachte, sah er zu Alec hinüber, der lesend in einem Sessel saß. Offenbar hatte ihm das Blut wirklich nicht die geringsten Schwierigkeiten gemacht. Ob es daran lag, das er ein Schattenjäger gewesen war? Sie wussten nicht einmal, ob er wirklich genügend Engelsblut getrunken hatte. Er seufzte tief. Es war besser, die Vorhänge solange noch geschlossen zu halten, bis sie es so testen konnten, das er nicht zu viel Schaden nahm. Als er den Wohnraum wieder betrat, war der Sessel leer. Er runzelte leicht die Stirn, als er Alec bei den großen Vorhängen des Balkons entdeckte. Die dunklen Sachen des ehemaligen Schattenjägers hoben sich kaum von dem sehr dunklen Rot der Vorhänge ab.
"Alec?..... Stimmt etwas nicht?"
Er bekam keine Antwort. Magnus näherte sich ihm langsam. Alec wirkte abwesend, schien über irgendetwas nachzudenken.
"Alexander.... bitte sprich mit mir? Was hast du?"
Es war noch lange nicht ausgestanden. Das hatte Magnus auch nicht erwartet. Aber ihn so in sich gekehrt und abwesend zu sehen, machte ihm Angst. Er hatte die Bewegung kaum wahrgenommen, als die Vorhänge auch schon weit aufflogen und helles Sonnenlicht sich in den Raum ergoss.
"ALEC! NEIN!"
Magnus war vorgestürzt und hatte Alec gerade erreicht, als dieser mitten im Licht stand. Leichte Rauchsäulen stiegen von ihm auf und Magnus nahm alle Kraft zusammen, um ihn aus dem Licht in den Schatten zu stoßen, drückte ihn an die Wand und schloss die Vorhänge wieder mit einer schnellen Handbewegung. Immer noch drang Qualm aus Alecs Kragen und Magnus hob sofort die Hand, um die Wunden zu schließen. Dann verharrte er mitten in der Bewegung. Er blinzelte, denn das, was da vor ihm geschah, war vollkommen unmöglich. Auf seinem Gesicht war keine einzige Wunde zu sehen. Die kleinen Qualmsäulen stiegen von etwas empor, das eigentlich gar nicht mehr da hätte sein dürfen.
"Deine.... deine Runen!"
Der Hexenmeister starrte die Zeichen an, die jetzt immer noch langsam nachglühten. Alec starrte an sich herunter, doch außer der Verteidigungsrune ragte nichts aus seinem Oberteil. Er selbst konnte es nicht sehen. Er musterte seine Stele, die seine Mutter auf dem Tisch hatte liegenlassen und löste sich von der Wand, schob seinen Lebensgefährten mit einer Hand beiseite.
"Alexander... ich glaube nicht, das das funktioniert."
Der ehemalige Schattenjäger griff nach der Stele und öffnete seinen Kragen. Dann glitt er mit der sanft leuchtenden Spitze über die Rune. Der Rauch ließ nach und verschwand schließlich ganz. Leicht schwankend blieb Alec stehen. Seine Augen fixierten den Hexenmeister. Im nächsten Moment war er genau vor ihm. Wie schon zuvor spürte Magnus den sanften, fast schon liebevollen Biss kaum, doch die Wirkung spürte er umso intensiver. Er sank in Alecs Arme, der ihn festhielt und schließlich fest in die Arme schloss. Magnus stöhnte laut auf, fest darum bemüht, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
"A..lec...!"
Seine Zunge schien schwer wie Blei geworden zu sein und seine Arme glitten an Alecs Rücken hinab.
"Alex...ander.....nicht...... zuviel...!"
Magnus Augen schlossen sich unwillkürlich. Gerade, als er meinte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, fuhr Alec erschrocken zurück. Entsetzt starrte er Magnus an, der unfähig, weiter aufrecht stehenzubleiben, an der Wand langsam hinunterrutschte. Kurz zögerte der ehemalige Schattenjäger, doch dann stürzte er vor und fing den Hexenmeister auf, hob ihn an und legte ihn auf dem großen Sofa ab, nur um sofort wieder Abstand zwischen ihn und sich zu bringen.
"Magnus..... beim Erzengel....... Magnus, bitte.... es... es tut mir so leid…..."
Magnus konzentrierte sich fest darauf, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Auch, wenn es gerade noch einmal gut gegangen war, ängstigte Alec das sicherlich weit mehr als ihn selbst. Seine Atmung ging immer noch schwer, als es ihm gelang, die Augen wieder zu öffnen. Sein Blick folgte Alec, der völlig ruhelos und aufgelöst zwischen den Möbeln hin und her ging und immer wieder beteuerte, wie leid es ihm tat, während er ihn keinen Moment aus den Augen ließ. Magnus schluckte, als er spürte, das das Hochgefühl des Bisses langsam verebbte und der Erschöpfung Platz machte.
"Alexander...... bitte beruhig dich."
Mitten in der Bewegung blieb Alec stehen und starrte ihn fassungslos an.
"Ich soll mich beruhigen? Du machst noch Scherze?"
Ein leichtes Lächeln glitt über Magnus Lippen, dann streckte er die noch leicht zitternde Hand aus. Alec jedoch wich noch etwas weiter zurück, anstatt sie zu ergreifen.
"Das... ich hätte nicht..... es tut mir...."
"... so leid. Ich weiß, Alec. Bitte, setz dich hin, du machst mich ganz konfus."
"Ich... ich sollte Catarina rufen."
Magnus seufzte tief. Langsam wurde es besser und es gelang ihm, sich auf dem Sofa aufzusetzen.
"Es geht mir gut, Alexander. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Es war früh genug. Gib mir nur ein paar Minuten und es ist alles wieder in Ordnung."
Alec begegnete seinem Blick mit einer Mischung aus Unglauben und Besorgnis. Er musterte den Hexenmeister eingehend, dann sank er mit einem tiefen Seufzen in den Sessel, vor dem er gestanden hatte. Er fuhr sich mit den Händen fahrig über das Gesicht.
"Ich.... ich hätte dich töten können! Du... du hättest sterben können....."
Eine lange Stille legte sich über das Loft.
"Ich lebe, Alexander."
"Ja...." Der Blick aus Alec Lightwoods Augen, so voller Entsetzen und Traurigkeit, machte ihm zum ersten Mal wirkliche Angst. "Noch....…"
Magnus seufzte und atmete tief durch. Dann stand er leicht schwankend wieder auf und beruhigte für einen Moment seinen schwirrenden Kopf, bevor er sich langsam dem Sessel näherte. Er sah Alecs Zurückweichen in die Polster genau und schüttelte beinahe sofort den Kopf. Langsam sank er vor dem Sessel in die Hocke und sah Alec an.
„Alexander….. es ist alles in Ordnung. Aller… aller Anfang ist schwer. Das weißt du doch. Das alles ist noch vollkommen neu für dich. Die Gefühle… Empfindungen…. der Wunsch… der Drang nach Blut. Nichts davon ist leicht und ich will die Probleme bestimmt nicht wegreden, aber…. wir sind hier. Zusammen! Wir können es schaffen. Ich bin immer für dich da und… wir haben alle Zeit der Welt.“
Magnus hatte das Gesicht des Vampires in beide Hände genommen und sah ihn liebevoll an.
„Du wirst mich nicht töten. Das würdest du niemals tun. Du hast aufgehört, gerade eben…. obwohl dich alles weiter dazu getrieben hat. Du hattest die Kraft, dich zu zügeln. Und diese Kraft wird nicht schwächer werden. Sie wird mit der Zeit immer stärker. So wie du immer stärker werden wirst. Gib jetzt nicht auf. Nicht aus Angst um mich.“
Der Hexenmeister seufzte leise, dann senkte er den Blick, während seine Hände in Alecs Schoß sanken und dort ruhig liegenblieben.
„Ich habe… mir bisher kaum Gedanken gemacht, was es für mich wirklich bedeutet, dich zu verlieren. Zu hören…. das du tot bist….. hat alles in mir erstarren lassen. Ich habe… ich habe für einen kurzen Moment… nichts mehr gefühlt. Alles war so kalt! Also ob…. jedes Gefühl, zu dem ich fähig bin, mit dir verschwunden wäre…...“
Magnus schloss die Augen, als er an den Moment dachte, als diese Worte Isabelles Mund verlassen hatten. Endgültige Worte. Worte, die er vielleicht einmal erwartet hatte, aber niemals bereits jetzt. Worte, die ihm so viel mehr zu Bewusstsein gebracht hatten, als er angenommen hatte.
„Ich weiß, das du in diesem Augenblick alles andere als zufrieden über diese Existenz bist, aber bitte versuche, nicht nur das schlechte zu sehen. Ich war, als ich zusagte, zu allem bereit. Und das bin ich jetzt immer noch. Ich will dich nicht verlieren! Ich glaube an dich, Alexander. Und ich glaube fest daran, das du mir niemals etwas zuleide tun könntest. Du musst an dich selbst glauben. Ich kann nur deine Hand nehmen, bei dir bleiben und dich unterstützen. Ich kann dir helfen, dir den Rücken stärken, dir mein Blut geben und … und dich lieben. Das ist alles, was ich tun kann und was ich tun werde. Jeden Tag meines Lebens. Mit jedem Atemzug. Mit all meiner Magie. Aber du bist es, der entscheiden muss, ob das ausreicht. Du bist es, der entscheiden muss, ob er damit glücklich sein kann.“
Alec betrachtete den Hexenmeister vor sich lange. Ruhig glitten seine Augen über das Gesicht, das er so gut kannte. Er wirkte immer noch etwas blass, doch auch das schien von Moment zu Moment besser zu werden. Ob er glücklich sein konnte….. Bevor er selbst darüber nachdenken konnte, hatte er den Hexenmeister hoch und auf seinen Schoss gezogen. Erst sanft, dann immer leidenschaftlicher verschloss er den Mund seines Lebensgefährten mit liebevollen, dann immer drängenderen Küssen. Alecs Hände glitten unter Magnus Hemd, streiften es ihm über den Kopf, ohne auch nur einen Knopf mehr zu öffnen, als nötig gewesen wäre. Fest zog er ihn in die Arme. Er spürte es immer noch. Dieses wunderbare, warme Gefühl, das Magnus´ Blut in ihm wachrief. Er hatte dieses Gefühl herbeigesehnt, es sich gewünscht, seit er es am Morgen hatte kosten dürfen. Glück….. ja, das musste es sein. Etwas anderes konnte es kaum sein. Glück… und Liebe. Ob es seine Liebe war, die er empfand oder die, die ihm entgegengebracht wurde, war in diesem Moment vollkommen unerheblich. Ja…. er konnte noch glücklich sein. Solange Magnus bei ihm war, konnte er es....
„Wo willst du hin?“
Magnus schmunzelte leicht, doch dann wandte er sein Gesicht Alec zu, dessen blaue Augen ihn geradeheraus ansahen.
„Nirgendwohin…. Warum?“
Magnus fing Alecs Lippen ein und küsste ihn liebevoll. Dann keuchte er erschrocken auf, als er vom Körper des anderen in die Kissen gedrückt wurde und Alecs Lippen über seine Halsbeuge glitten. Er hielt kurz inne, schien zu verharren und für einen kurzen Moment spürte Magnus einen kalten Schauer.
„Das… hab ich noch nie so….. so deutlich wahrgenommen.“
„Was meinst du?“
„Deinen Herzschlag…. Ich spüre ihn ganz deutlich…. Ich kann ihn fast schmecken.“
Magnus hatte die Luft angehalten und zuckte leicht zusammen, als er den fast schon sanften Biss seines Lebensgefährten spürte.
„Alec…. Alexander…. mach… das nicht!“ Der Hexenmeister vergrub seine Hand in Alecs Haaren und stöhnte leise auf. „Das… das ist nicht gut…. für dich!“
Magnus Augen schlossen sich, während seine Atmung schneller wurde. Als Alec den Kopf hob, spürte er nur langsam, wie sich seine Wahrnehmung wieder etwas normalisierte. Wenigstens hielt dieser Rauschzustand bei ihm nicht annähernd so lange an wie bei den meisten anderen Lebewesen.
„Warum denn nicht?“ Alecs klarer Blick fixierte den Hexenmeister und er lächelte leicht. „Ich glaube… das ist die einzige Möglichkeit für mich… hieran Gefallen zu finden. Du…. schmeckst toll. Dein Blut… ist ganz anders als das, was ich gestern trinken musste. Es ist.. ich kann das gar nicht beschreiben. Es fühlt sich wunderbar an, dabei deinen Herzschlag zu spüren…. dich zu spüren und das….“ Alecs Finger strichen sachte das winzige Rinnsal Blut weg, das er an Magnus Hals zurückgelassen hatte. Dann leckte er über seine Fingerspitzen. „…. das war jetzt… richtig gut.“
Magnus musterte den Vampir über sich einen Moment, doch dann schmunzelte er leise.
„Dann hoffe ich inständig, jemand bewahrt dich vor den Nebenwirkungen.“
Jetzt riss sich Alecs Blick mühevoll von Magnus Hals los und er hob fragend die Brauen.
„Nebenwirkungen? Was denn für Nebenwirkungen?“
Die Frage kam ja wirklich früh. Amüsiert sah Magnus zur Uhr.
„Nun, das Blut von Hexenwesen kann mitunter eine ganz seltsame Wirkung auf Vampire haben. Darum meiden die Kinder der Nacht es lieber.“
„Hm…. falls es eine Nebenwirkung ist, das ich mich gut fühle, dann nehm ich sie gerne in Kauf.“ Alec rollte sich vorsichtig seitwärts aufs Bett und musterte Magnus, der sich jetzt aufsetzte und dann aber wieder in das große Kissen sank. Er atmete ein paar Mal tief durch und wollte eben nach seinem Morgenmantel greifen, als Alec seine Hand aufhielt.
„Nein, blieb liegen. Ich hol dir was zu trinken.“
„Alec, ich kann mir selbst was zu trinken holen. Ich hab nur gerade daran gedacht….. Ich mochte diese Momente, wenn wir zusammen gefrühstückt oder gegessen haben….“
Für einen langen Moment war es still im Raum. Dann aber stand Alec abrupt auf und zog seine Hose über, bevor er durch die Türe im Bad verschwand. Magnus runzelte die Stirn, doch dann angelte er entschlossen nach dem Morgenmantel und folgte Alec.
„Alexander…… es tut mir leid. Das… muss dir jetzt vorkommen, als hätte ich etwas getan, das ich nicht bis zum Ende durchdacht habe und vermutlich hast du damit sogar recht, aber… wenn ich darauf verzichten muss, dir beim essen zuzusehen, dann ist das ein geringer Preis dafür, das ich dich nicht mehr verlieren werde… bitte...“
Er war hinter Alec stehengeblieben, der mit gesenktem Kopf vor dem Spiegel stand. Seine Hände glitten sacht über Alecs Arme nach unten ergriffen dann seine Hände.
„Wir haben….. alle Zeit der Welt. Und wenn es mein Blut ist, das dir dieses Leben erträglicher macht… immer vorausgesetzt, das du es auch verträgst…. dann kannst du es haben und zwar von Herzen gerne. Für immer und wann immer du es willst oder brauchst!“
Magnus begegnete Alecs Blick im Spiegel und sah ihn aufmunternd an, dann lächelte er.
„Vielleicht leistest du mir ja trotz allem Gesellschaft beim Frühstück?“
„Catarina? Komm mal schnell!“
Isabelles erschrockener Aufschrei ließ die Hexe aufschauen. Sie fluchte leise und musterte die kleine Glasschale, deren Inhalt gerade von lindgrün in ein sattes purpur wechselte. Sie stellte sie weg und eilte ins Schlafzimmer. Die beiden Schläfer schienen ihre Positionen gewechselt zu haben und lagen jetzt beide auf dem Rücken. Während der junge Schattenjäger tief und ruhig atmete, schien sich die Atmung des Hexenmeisters beschleunigt zu haben. Sie betrachtete ihn stirnrunzelnd. Isabelle sah von ihr zu Magnus und wieder zurück.
„Er hat erst aufgestöhnt, dann hab ich diese Löcher hier entdeckt. Schau… er blutet sogar!“ Die Schattenjägerin hatte sich ein Tuch geholt und tupfte jetzt die beiden kleinen Wunden am Hals des Hexenmeisters ab.
„Wenn ich nicht genau wüsste, das es nicht möglich ist, würde ich es für einen Vampirbiss halten.“
„Das ist auch ein Vampirbiss. Schau dir seine Atmung an. SCHNELL, DAS TUCH!“
Isabelle starrte nur einen kurzen Moment auf den Blutstrom, der jetzt mit beachtlicher Intensität und Stärke floss, egal, wie fest sie das Tuch auf die Wunden drückte. Schon Sekunden später tropfte Blut von Stoff und Händen und Jace brachte in fieberhafter Eile neue Tücher. Catarina arbeitete konzentriert, doch ihre Magie schien die Wunden nicht schließen zu können. Sie schluckte hart, als der Blutstrom mit einem Mal verebbte und ein wahres Chaos auf der Haut des Hexenmeisters und dem Bett hinterließ.
„Was war das?“ Jace starrte die Hexenmeisterin an. „Warum hat deine Magie nicht funktioniert?“
Catarina musterte ihren langjährigen Freund und seufzte dann tief.
„Das muss mit diesem magischen Schlaf zusammenhängen. Da hier außer uns niemand ist, können wir davon ausgehen, das dieser Vampir Teil seines Traumes ist. Er hat ihn gebissen. Wir konnten den Blutstrom nicht aufhalten……… weil….. dieser Vampir getrunken hat…... Moment…..!“
Sie eilte von einem Bücherregal zum anderen und suchte einige heraus, dann blätterte sie. Leise murmelnd ging sie zurück ins Schlafzimmer. Dann ließ sie das Buch sinken.
„Das ist Sopor Rem. Es kann nichts anderes sein. Aber…. das Gegenmittel kann ich nicht machen. Das ist allerschwärzeste Magie. Keiner von uns nutzt dermaßen dunkle Zauber. Vielleicht steht im weißen Buch eine Formel, die uns helfen kann, aber... da komm ich nicht ran.“
„Und wer kommt da ran?“ fragte Jace jetzt drängend und sah wieder zu Alec hin. Catarina schloss das Buch in ihrer Hand wieder langsam und seufzte dann tief.
„Nur Magnus selbst!“
Jace freudloses Schnauben ließ die beiden Frauen zusammenzucken.
„Das soll doch wohl ein schlechter Scherz sein! Der einzige, der uns helfen kann, ihnen zu helfen ist er selbst? Und was bitte sollen wir jetzt tun?“
Catarina betrachtete immer noch die beiden Schlafenden und schien nachzudenken. Isabelle musterte die Bescherung. Die Bettwäsche war vollkommen ruiniert und auch auf dem Bettgestell und dem Boden war eine Menge Blut gelandet. Sie sah zu Alec hinüber.
„Komm schon, Jace. Bring Wasser und frische Bettwäsche. Wenn Alec jetzt wach wird, wird ihn der Schlag treffen. Das sieht aus, als wäre Magnus in diesem Bett zerfleischt worden.“
„Du hast sie doch gehört. Sie kann nichts machen. Dann wird er auch nicht aufwachen.“
„Jace!“
Er verschwand im Bad und Isabelle musterte die beiden kleinen, bereits heilenden Male. Dann sah sie zu Catarina auf.
„Was geschieht…. wenn dieser Vampir richtig Hunger bekommt? Oder einen Blutrausch?“
Catarina sah die Schattenjägerin mit einer alarmierenden Endgültigkeit im Blick an.
„Dann haben wir ein Problem!“
Als Magnus das Frühstücksgeschirr in die Küche brachte, sah er zu Alec hinüber, der lesend in einem Sessel saß. Offenbar hatte ihm das Blut wirklich nicht die geringsten Schwierigkeiten gemacht. Ob es daran lag, das er ein Schattenjäger gewesen war? Sie wussten nicht einmal, ob er wirklich genügend Engelsblut getrunken hatte. Er seufzte tief. Es war besser, die Vorhänge solange noch geschlossen zu halten, bis sie es so testen konnten, das er nicht zu viel Schaden nahm. Als er den Wohnraum wieder betrat, war der Sessel leer. Er runzelte leicht die Stirn, als er Alec bei den großen Vorhängen des Balkons entdeckte. Die dunklen Sachen des ehemaligen Schattenjägers hoben sich kaum von dem sehr dunklen Rot der Vorhänge ab.
"Alec?..... Stimmt etwas nicht?"
Er bekam keine Antwort. Magnus näherte sich ihm langsam. Alec wirkte abwesend, schien über irgendetwas nachzudenken.
"Alexander.... bitte sprich mit mir? Was hast du?"
Es war noch lange nicht ausgestanden. Das hatte Magnus auch nicht erwartet. Aber ihn so in sich gekehrt und abwesend zu sehen, machte ihm Angst. Er hatte die Bewegung kaum wahrgenommen, als die Vorhänge auch schon weit aufflogen und helles Sonnenlicht sich in den Raum ergoss.
"ALEC! NEIN!"
Magnus war vorgestürzt und hatte Alec gerade erreicht, als dieser mitten im Licht stand. Leichte Rauchsäulen stiegen von ihm auf und Magnus nahm alle Kraft zusammen, um ihn aus dem Licht in den Schatten zu stoßen, drückte ihn an die Wand und schloss die Vorhänge wieder mit einer schnellen Handbewegung. Immer noch drang Qualm aus Alecs Kragen und Magnus hob sofort die Hand, um die Wunden zu schließen. Dann verharrte er mitten in der Bewegung. Er blinzelte, denn das, was da vor ihm geschah, war vollkommen unmöglich. Auf seinem Gesicht war keine einzige Wunde zu sehen. Die kleinen Qualmsäulen stiegen von etwas empor, das eigentlich gar nicht mehr da hätte sein dürfen.
"Deine.... deine Runen!"
Der Hexenmeister starrte die Zeichen an, die jetzt immer noch langsam nachglühten. Alec starrte an sich herunter, doch außer der Verteidigungsrune ragte nichts aus seinem Oberteil. Er selbst konnte es nicht sehen. Er musterte seine Stele, die seine Mutter auf dem Tisch hatte liegenlassen und löste sich von der Wand, schob seinen Lebensgefährten mit einer Hand beiseite.
"Alexander... ich glaube nicht, das das funktioniert."
Der ehemalige Schattenjäger griff nach der Stele und öffnete seinen Kragen. Dann glitt er mit der sanft leuchtenden Spitze über die Rune. Der Rauch ließ nach und verschwand schließlich ganz. Leicht schwankend blieb Alec stehen. Seine Augen fixierten den Hexenmeister. Im nächsten Moment war er genau vor ihm. Wie schon zuvor spürte Magnus den sanften, fast schon liebevollen Biss kaum, doch die Wirkung spürte er umso intensiver. Er sank in Alecs Arme, der ihn festhielt und schließlich fest in die Arme schloss. Magnus stöhnte laut auf, fest darum bemüht, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
"A..lec...!"
Seine Zunge schien schwer wie Blei geworden zu sein und seine Arme glitten an Alecs Rücken hinab.
"Alex...ander.....nicht...... zuviel...!"
Magnus Augen schlossen sich unwillkürlich. Gerade, als er meinte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, fuhr Alec erschrocken zurück. Entsetzt starrte er Magnus an, der unfähig, weiter aufrecht stehenzubleiben, an der Wand langsam hinunterrutschte. Kurz zögerte der ehemalige Schattenjäger, doch dann stürzte er vor und fing den Hexenmeister auf, hob ihn an und legte ihn auf dem großen Sofa ab, nur um sofort wieder Abstand zwischen ihn und sich zu bringen.
"Magnus..... beim Erzengel....... Magnus, bitte.... es... es tut mir so leid…..."
Magnus konzentrierte sich fest darauf, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Auch, wenn es gerade noch einmal gut gegangen war, ängstigte Alec das sicherlich weit mehr als ihn selbst. Seine Atmung ging immer noch schwer, als es ihm gelang, die Augen wieder zu öffnen. Sein Blick folgte Alec, der völlig ruhelos und aufgelöst zwischen den Möbeln hin und her ging und immer wieder beteuerte, wie leid es ihm tat, während er ihn keinen Moment aus den Augen ließ. Magnus schluckte, als er spürte, das das Hochgefühl des Bisses langsam verebbte und der Erschöpfung Platz machte.
"Alexander...... bitte beruhig dich."
Mitten in der Bewegung blieb Alec stehen und starrte ihn fassungslos an.
"Ich soll mich beruhigen? Du machst noch Scherze?"
Ein leichtes Lächeln glitt über Magnus Lippen, dann streckte er die noch leicht zitternde Hand aus. Alec jedoch wich noch etwas weiter zurück, anstatt sie zu ergreifen.
"Das... ich hätte nicht..... es tut mir...."
"... so leid. Ich weiß, Alec. Bitte, setz dich hin, du machst mich ganz konfus."
"Ich... ich sollte Catarina rufen."
Magnus seufzte tief. Langsam wurde es besser und es gelang ihm, sich auf dem Sofa aufzusetzen.
"Es geht mir gut, Alexander. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Es war früh genug. Gib mir nur ein paar Minuten und es ist alles wieder in Ordnung."
Alec begegnete seinem Blick mit einer Mischung aus Unglauben und Besorgnis. Er musterte den Hexenmeister eingehend, dann sank er mit einem tiefen Seufzen in den Sessel, vor dem er gestanden hatte. Er fuhr sich mit den Händen fahrig über das Gesicht.
"Ich.... ich hätte dich töten können! Du... du hättest sterben können....."
Eine lange Stille legte sich über das Loft.
"Ich lebe, Alexander."
"Ja...." Der Blick aus Alec Lightwoods Augen, so voller Entsetzen und Traurigkeit, machte ihm zum ersten Mal wirkliche Angst. "Noch....…"
Magnus seufzte und atmete tief durch. Dann stand er leicht schwankend wieder auf und beruhigte für einen Moment seinen schwirrenden Kopf, bevor er sich langsam dem Sessel näherte. Er sah Alecs Zurückweichen in die Polster genau und schüttelte beinahe sofort den Kopf. Langsam sank er vor dem Sessel in die Hocke und sah Alec an.
„Alexander….. es ist alles in Ordnung. Aller… aller Anfang ist schwer. Das weißt du doch. Das alles ist noch vollkommen neu für dich. Die Gefühle… Empfindungen…. der Wunsch… der Drang nach Blut. Nichts davon ist leicht und ich will die Probleme bestimmt nicht wegreden, aber…. wir sind hier. Zusammen! Wir können es schaffen. Ich bin immer für dich da und… wir haben alle Zeit der Welt.“
Magnus hatte das Gesicht des Vampires in beide Hände genommen und sah ihn liebevoll an.
„Du wirst mich nicht töten. Das würdest du niemals tun. Du hast aufgehört, gerade eben…. obwohl dich alles weiter dazu getrieben hat. Du hattest die Kraft, dich zu zügeln. Und diese Kraft wird nicht schwächer werden. Sie wird mit der Zeit immer stärker. So wie du immer stärker werden wirst. Gib jetzt nicht auf. Nicht aus Angst um mich.“
Der Hexenmeister seufzte leise, dann senkte er den Blick, während seine Hände in Alecs Schoß sanken und dort ruhig liegenblieben.
„Ich habe… mir bisher kaum Gedanken gemacht, was es für mich wirklich bedeutet, dich zu verlieren. Zu hören…. das du tot bist….. hat alles in mir erstarren lassen. Ich habe… ich habe für einen kurzen Moment… nichts mehr gefühlt. Alles war so kalt! Also ob…. jedes Gefühl, zu dem ich fähig bin, mit dir verschwunden wäre…...“
Magnus schloss die Augen, als er an den Moment dachte, als diese Worte Isabelles Mund verlassen hatten. Endgültige Worte. Worte, die er vielleicht einmal erwartet hatte, aber niemals bereits jetzt. Worte, die ihm so viel mehr zu Bewusstsein gebracht hatten, als er angenommen hatte.
„Ich weiß, das du in diesem Augenblick alles andere als zufrieden über diese Existenz bist, aber bitte versuche, nicht nur das schlechte zu sehen. Ich war, als ich zusagte, zu allem bereit. Und das bin ich jetzt immer noch. Ich will dich nicht verlieren! Ich glaube an dich, Alexander. Und ich glaube fest daran, das du mir niemals etwas zuleide tun könntest. Du musst an dich selbst glauben. Ich kann nur deine Hand nehmen, bei dir bleiben und dich unterstützen. Ich kann dir helfen, dir den Rücken stärken, dir mein Blut geben und … und dich lieben. Das ist alles, was ich tun kann und was ich tun werde. Jeden Tag meines Lebens. Mit jedem Atemzug. Mit all meiner Magie. Aber du bist es, der entscheiden muss, ob das ausreicht. Du bist es, der entscheiden muss, ob er damit glücklich sein kann.“
Alec betrachtete den Hexenmeister vor sich lange. Ruhig glitten seine Augen über das Gesicht, das er so gut kannte. Er wirkte immer noch etwas blass, doch auch das schien von Moment zu Moment besser zu werden. Ob er glücklich sein konnte….. Bevor er selbst darüber nachdenken konnte, hatte er den Hexenmeister hoch und auf seinen Schoss gezogen. Erst sanft, dann immer leidenschaftlicher verschloss er den Mund seines Lebensgefährten mit liebevollen, dann immer drängenderen Küssen. Alecs Hände glitten unter Magnus Hemd, streiften es ihm über den Kopf, ohne auch nur einen Knopf mehr zu öffnen, als nötig gewesen wäre. Fest zog er ihn in die Arme. Er spürte es immer noch. Dieses wunderbare, warme Gefühl, das Magnus´ Blut in ihm wachrief. Er hatte dieses Gefühl herbeigesehnt, es sich gewünscht, seit er es am Morgen hatte kosten dürfen. Glück….. ja, das musste es sein. Etwas anderes konnte es kaum sein. Glück… und Liebe. Ob es seine Liebe war, die er empfand oder die, die ihm entgegengebracht wurde, war in diesem Moment vollkommen unerheblich. Ja…. er konnte noch glücklich sein. Solange Magnus bei ihm war, konnte er es....