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Start in ein neues Leben

von Silka
Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Blake Dustin Brooks / Yellow Wind Ranger Hunter Bradley / Crimson Thunder Ranger OC (Own Character) Shane Clarke / Red Wind Ranger Tori Hanson / Blue Wind Ranger
31.03.2017
25.05.2018
60
213.232
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Dieses Kapitel
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10.11.2017 4.810
 
Nach dieser Nacht, in der ich lange wach war und dem Gewitter zugesehen habe, bin ich doch recht ausgeruht. Als ich aus der Tür komme, stehen die anderen schon parat und wollten gleich wissen ob es mir denn schon besser gehen würde. Nach dem ich dies bejaht habe, waren wir zusammen zum Frühstück, wobei die Jungs so getan haben als ob sie wochenlang nichts bekommen haben. Jetzt sind wir zusammen draußen unterwegs. Unser Weg führt uns zu der Hütte von Arthur Dougal, der allerdings nicht dazu sein scheint. „Vielleicht ist er unterwegs?“ „Oder weiter hinten im Garten. Dort wachsen einige wundervolle Rosen“ Also versuchen wir unser Glück dort. Und da haben wir auch Erfolg. Arthur Dougal kniet, halb verdeckt von den ausladenden Zweigen des dunkelrot blühenden Rosenbusches, auf dem Boden und betrachtet etwas vor sich.


Neugierig, wie ich nun mal bin, trete ich näher, gefolgt von meinen Begleiter und grüße Ihn.
Arthur Dougal sieht auf und grüßt uns freundlich. Ich sehe über seine Schulter und erkenne einen flachen Stein. „Was haben sie da entdeckt? Einen alten Grabstein?“ Ich beuge mich vor um ihn besser sehen zu können. Ein flacher, grauer Stein, auf dem halb freigelegt einige Buchstaben stehen. Ich kann sie nicht entziffern, aber unter ihnen erkenne ich ein Motiv. Es wirkt unbeholfen eingemeißelt und doch für mich überdeutlich. Eine geöffnete Silberdistel.
Ein Rosenzweig schwingt im Wind und nimmt mir die Sicht. Ein vollkommener Zweig, dunkelgrün belaubt und zwischen den glänzenden Blättern voller schwellender Knospen, von denen zwei gerade eben aufgebrochen sind und ihr samtiges Rot zeigen. Dunkles Rot, blutiges Rot tropft aus den Blüten, tropft auf den Boden, tropft auf den Stein. Und das bleiche Mädchen, das in dem Rosenbusch steht, sieht mit entsetzten Augen zum Schloss hinüber. Ich spüre ihre Angst, das Grauen, das sie gepackt hält. Es raubt mir den Atmen, mein Herzschlag setzt kurz aus.


„Alex“ Ich fühle mich plötzlich festgehalten, umfangen von starken Armen. „Kommt auf die Bank. Es ist alles gut, mein Kind. Nichts, was geschehen ist kann Euch heute verletzen“ Ich blinzle ein paar mal. Die grummelnde Stimme beruhigt mich. Ich werde noch immer von Arthur gehalten und sein Körper verdeckt die Sicht auf den blutenden Rosenbusch. Tori sitzt neben mir und hält meine Hand. „Alex. Sollen wir Hilfe holen?“ Sie ist vor Schreck richtig blass. „Nein, nein. Es geht schon wieder. Das hat nichts zu bedeuten“ „Nichts zu bedeuten? Komm mir jetzt nicht wieder mit deinem Kreislauf. Du sahst aus als würde dich etwas zu Tode erschrecken“ „Was habt ihr gesehen Kind? Ihr scheint Dinge wahrzunehmen, die anderen Menschen verborgen sind“


Ich schwanke zwischen der Angst mich, wie so oft lächerlich und zu einer Irren zu machen, und dem dringenden Bedürfnis, einem verständnisvollen Menschen von dieser furchtbaren Entwickelung meiner Visionen zu erzählen.
Arthur Dougal ist alt und scheint mir seltsam genug um mich zu verstehen. Und die anderen? Was soll’s.  
„Ich hab schon immer Bilder gesehen, die andere Menschen nicht wahrnehmen können. Ich weiß nicht genau was es ist. Aber, nun ich denke wir hinterlassen unser ganzes Leben lang Spuren in der Welt. Und ganz besonders heftige Gefühle verursachen auch besonders tiefe Spuren. Es fing damit an, dass ich in der Ruine dort drüben ein junges Paar gesehen habe. Die beiden gleichen Personen tauchten auch in dem Steinkreis noch mal auf. Es…. es war eigentlich sehr schön. Und dann hatte ich neulich die erste grausige Vision“ Kurz sehe ich zu Hunter, der sofort weiß, wovon ich rede.
„Es sah aus als ob der Boden der Halle blutbefleckt war. Eine Gestalt lag vor dem Kamin, aber ich konnte sie nicht erkennen. Und dann habe ich gestern in der Ruine einen alten, sehr zornigen Mann gesehen. Er war so wütend das er den Kaminsims zertrümmert hat. Ich hätte ihm nicht gerne zu Lebenszeiten begegnen mögen. Aber das alles hat mir noch nicht so viel Angst gemacht wie dieses Bild. Da stand ein Mädchen im Rosenbusch. Es fühlte etwas Entsetzliches auf sich zukommen. Und ich war sie in dem Moment. Es war so als beträfe es mich“


Ich schaudere wieder bei der Erinnerung an die Todesangst der jungen Frau.
„Nichts, was war müsst ihr fürchten. Ihr habt dort an einem alten Grab gestanden. Ich vermute es ist das Grab des Mädchens, das Ihr gesehen habt. Es hieß Margaret und ist vor langer Zeit gestorben“
„Sie hat ein schreckliches Ende gefunden“
„Das mag wohl sein. Ihr seit um diese Gabe nicht zu beneiden, Kind. Aber Ihr tragt sie nicht alleine. Auch ich sehe oft Dinge, die anderen verborgen sind. Auch wenn sie nicht so weit in die Vergangenheit reichen“
„Früher war das nicht so schlimm. Bei den anderen Malen war ich distanziert. Das hier – ich fühle mich so betroffen davon“ „Vielleicht bist du es Alex. Hast du Vorfahren, die aus dieser Gegend stammen?“  Überrascht sehe ich zu Tori, die mich begeistert ansieht und nicht den Eindruck macht, als halte sie mich für verrückt. Auch bei den anderen kann ich nur Neugierde sehen. „Ich weiß es nicht“ „Völlig abwegig die Idee?“ „Nein. Meine Großmutter war Engländerin. Wer weiß wo sie ihre Wurzeln hat. Über die Familie meines Vater kann ich allerdings nichts sagen. Und auch sonst weiß ich über meine Familie ja nicht viel“ „Oh Alex. Wir müssen da auf jeden Fall nachforschen“ „Na ja, ich hab ein bisschen nachgeforscht als ich das Liebespaar das zweite mal gesehen habe“


„Und zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?“ „Sie müssen irgendwann zwischen Anfang und Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gelebt haben. Es muss mit dem Verfall der beiden Burgen zu tun haben“ Meine Annahme wird von Arthur Dougal bestätigt. „Rrrichtig. Nach dem Sieg über die Schotten fiel das Land an die englische Krone. Von den MacLeods – soweit es die Aufzeichnungen berichten – hat keiner überlebt. Das Land war karg und es fand sich viele Jahre niemand der es bewirtschaften konnte. Wenn ihr also vor einem intakten Blair Rath Castel das Paar gesehen habt, so wird es dort vor 1745 gestanden haben”
„Sie kennen sich gut mit der hiesigen Geschichte gut aus, Mr. Dougal“ Der Gärtner hat wieder dieses vielsagende Lächeln auf dem Gesicht, das Weisheit und Güte in seine Augenwinkel zaubert. „Nennt mich Arthur, wie es hier alle tun. Ich kenne mich in der Geschichte gut aus, denn auch ich bin auf der Suche nach meinen Vorfahren“


Bevor noch jemand etwas sagen kann, trifft eine Gruppe Neuankömmlinge im Garten ein und tut lautstark seine Bewunderung für den Garten kund. Damit hat die Gegenwart uns wieder und ich erinnere mich wieder an unser eigentliches Anliegen.
„Lassen wir die Vergangenheit erst mal ruhen. Arthur, wir haben sie eigentlich gesucht, weil wir uns nach dem Kätzchen erkundigen wollten“ „Oh Silver geht es besser. Sie hat großen Hunger und ein verletztes Bein. Wahrscheinlich liegt sie am Fenster und schläft sich gesund. Besucht sie wenn Ihr wollt. Die Tür ist offen“ Ich bedanke mich und werde im nächsten Moment von Tori weg gezerrt.  
Wir finden die kleine Katze auf der steinernen Fensterbank liegend und behaglich schnurrend. „Erstaunlich wie schnell sie sich erholt hat. Sie sieht heute schon viel besser aus“ „Katzen reagieren auf Fürsorge sehr schnell. Seht mal was für schöne goldene Augen sie hat. Dann kann sie schon mal nicht von unserem Schlossgeist abstammen, der hat nämlich rot glühende Augen“


Nach dem wir noch kurz bleiben gehen wir runter an den See, wo die Fragerunde gleich weiter geht.
„Was hat eine kleine weiße Katze mit dem Schlossgespenst zu tun? Glaubst du etwa der Spuk ist auf die Kleine hier zurück zu führen?“ „Sicher eine weitere Erklärung neben Nebelschwaden, schwankenden Bäumen und dem Wind der um die Zinnen heult. Aber unser Schlossgespenst ist real. Ich hab es gesehen“ „Echt? Eine Vision, wie die von vorhin. Erzähl. Man Alex warum hast du uns nicht schon längst von deiner Gabe erzählt?“ „Ihr haltet mich nicht für verrückt, wenn ich so was erzähle?“ Etwas unsicher sehe ich die Fünf an. „Natürlich nicht. Wie kommst du darauf? Du hättest es mir schon in der Nacht in der Halle erzählen sollen“ „Tut mir leid Hunter, aber ich habe so viele schlechte Erfahrungen gemacht. Ich gelte eben als ziemlich verträumt“ „Warum verträumt? Sensibel, das bist du sicher, aber auch sehr mutig“ Dankend sehe ich Hunter an, erzähle dann aber weiter. „Dass ich verträumt bin, hat man mir nicht eingeredet“


Bevor noch jemand etwas sagen kann, macht sich mein Magen bemerkbar. „Da hat wohl jemand Hunger“ „Etwas“ „Dann unterhalten wir uns später weiter und gehen erst mal was essen“ Damit gehen wir zusammen zurück zum Schloss. Wären wir essen belauschen wir einige junge Männer, die ich für sehr arrogant halte, da ich heute schon mal das zweifelhafte Vergnügen hatte sie zu belauschen, die sich angeregt unterhalten. Offensichtlich spielen ihre elektronischen Spielsachen verrückt. Da meinen Shane und Dustin plötzlich, das auch ihre Computer verrückt gespielt haben. „Wenn das noch mal passiert sagt mir unbedingt Bescheid. Das will ich sehen“ Ich hab da schon so eine Idee was oder besser wer dafür verantwortlich ist. Und wenn meine Idee stimmt, muss ich mir unbedingt etwas einfallen lassen wie ich diese Geisterkatze für ihren wertvollen Einsatz belohnen kann.


Nach dem Essen verabschieden wir uns, da ich mich etwas ausruhen will, da das Ereignis vorhin, nicht ganz Spurlos an mir vorüber gegangen ist. Trotzdem versprechen Sie mir, mich zu hohlen wenn er Computer verrückt spielt. Lange kann ich dann aber doch nicht ruhig bleiben und hole die Unterlagen über die schottische Geschichte hervor. Das Grauen, das ich vorhin an dem Grabstein gespürt habe ist verflogen, dafür ist die Neugierde geblieben. Könnte Margaret identisch mit der jungen Frau sein, die ich vorher schon gesehen habe? Leider ist mir ihr Gesicht nie deutlich erschienen. Ich überlege ob ich mich noch an etwas andere erinnern kann – Kleidung, Schmuck, Frisur? Aber die erschreckenden Gefühle, haben mich zu sehr davon abgelenkt. Wobei – ja sie ist auch blond gewesen, mit langen, goldenen Zöpfen. Ich versuche mir noch einmal das Bild vor Augen zu führen, wie sie dort zwischen den roten Rosen steht, aber es gelingt mir nicht. Resigniert sehe ich auf die Uhr, als es plötzlich an der Tür klopf. Ich stehe auf und öffne sie und sehe Hunter. „Es ist wieder so weit“ Natürlich weiß ich sofort was er meint und gehe gleich mit ihm rüber, in das Zimmer von Shane und Dustin.


Shane und Dustin sitzen an dem Tisch und sind mit dem Laptop beschäftigt, während Tori und Blake auf dem Bett sitzen und sie amüsiert beobachten. Ich will die Beiden gerade ansprechen, als ich sehe, wie sich ganz vage dieser helle Nebel über ihnen bildet. Angestrengt blinzle ich und konzentriere mich darauf. Er wird dichter und eindeutig kätzischer. Na bitte. Ich verhalte mich ganz ruhig um das Geschehen nicht zu beeinflussen und auch Hunter neben mir bewegt sich nicht. Die anderen scheinen uns noch gar nicht wahr genommen zu haben. Die Geisterkatze schwebt über dem Laptop und ist dabei ganz deutlich für mich zu erkennen. Der Schwanz schwingt animiert hin und her und dann schießt eine Pfote nach vorne und berührt den Laptop. Ein schlürfendes Geräusch ist zu hören und das Spiel, mit dem die Jungs gerade beschäftigt waren, verschwindet strudelnd in der Dunkelheit.
„Verdammt noch mal“ Dustin schimpft wie ein Rohrspatz und schlägt mit der Faust auf den Tisch. Shane ist zwar etwas beherrschter, aber auch er schimpft vor sich hin. Vermutlich war er gerade am gewinnen. Hunter, der immer noch neben mir steht, entkommt ein leises Glucksen, worauf Tori und Blake auf uns aufmerksam werden. Ich deute Ihnen leise zu sein und gleite leise zu Shane und Dustin, denen ich jeweils eine Hand auf die Schulter lege.


„Neustart“, flüstere ich leise zu Dustin, der darauf auf die Reset-Taste drückt und der Laptop erneut hochgefahren wird. Dabei beobachte ich weiter die nebelige Katzengestalt. Kaum ist das Spiel wieder aufgebaut, kommt die Pfote erneut in die Nähe des Bildschirms. Ich strecke spontan die Hand aus um sie abzufangen.
Ein seltsames Kribbeln durchfährt mich, die Katze dreht sich zu mir um und glühende Augen blitzen aus dem nebelhaften Kopf. Dann löst sicher Nebel auf und verschwindet.
„Was war das denn? Alex du siehst aus als hättest du einen Stromschlag bekommen“ Und wirklich. Die feinen Härchen auf meinem Arm stehen mir zu berge. Kurz streiche ich über meine Haut und das komische Kribbeln verschwindet ganz. „Das war des Rätsels Lösung. Ihr werdet es mir zwar nicht glauben, aber die Ursache für diese seltsamen Erscheinungen ist wirklich ein Geist“ „Die Erklärung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Was war es denn? Der Highlander der mit seinem Schwert das Spiel zerhackt?“ Sehr einfallsreich. „Nein, viel harmloser. Der Geist einer kleinen Katze“ Ungläubig sehen die fünf mich an. „Du spinnst“ Ein leises Lachen entkommt mir. „Du hast aber ganz schön lange gebraucht um das zu merken Shane. Ich spinne sehr oft. Aber dieses mal nicht. Ich hab ihn schon zweimal gesehen“ Jetzt ist doch das Interesse geweckt und vor allem Tori will alles wissen, weshalb ich Ihnen von den ersten beiden Begegnungen erzähle. „Sitz um Mitternacht vor der Uhr und schimpft auf den Raben. Das ist der Heuler“ Wie nicht anders zu erwarten war, findet Dustin das besonders lustig.


„Warum kannst du die Katze überhaupt sehen und wir anderen nicht?“ „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich habe ich, wie bei den Bildern aus der Vergangenheit, eine besondere Fähigkeit solche, wie man sagt, fein stofflichen Gebilde sehen zu können“ „Das muss aber eine sehr intelligente Katze gewesen sein, so wie sich verhält“ „Katzen sind intelligent Hunter. Wusstest du das nicht?“ „ Nein. Ich hab Tiere so noch nicht betrachtet“ „Du musst nur lange und eng genug mit einem Tier zusammen sein“ „Würde ich möglicherweise in diesem Fall auch bei dir Spuren von Intelligenz entdecken?“ Das hat er jetzt nicht wirklich gefragt? Ist es verständlich, dass ich nach dieser diffamierenden Aussage nichts anderes tun kann, als den Typen mit dem Kopfkissen zu verprügeln?


Unser Gerangel wird allerdings von dem Laptop unterbrochen, der plötzlich anfängt wie ein von Dämonen gespielten Dudelsack zu pfeifen. „Was ist das denn schon wieder?“ Keine Ahnung, aber es tut furchtbar in den Ohren weh. „Ich glaube das war die Rache des Katzengeistes“ Darauf fangen wir alle an zu lachen. Nach dem wir uns wider beruhigt haben, kommen wir auf ein anderes Thema zu sprechen.
„Mal was anderes. Ich hab gehört das unser Herbergsvater keine Punkte im örtlichen Beliebtheitswettbewerb gewinnt“, meint Blake plötzlich. „Wieso? Stehen die Einwohner nicht auf rosa Tweed?“ „Na das ist wohl nur das Tüpfelchen auf dem i. Er ist wohl auch nicht der pünktlichste wenn es ums Bezahlen geht, der alte Geizknochen“ „Das kann ich mir gut vorstellen“ „Außerdem werfen Sie ihm ein schäbiges Verhalten bei den Highland Games vor, die hier veranstaltet werden. Normalerweise stellt hier der Schlossbesitzer die Bänke, Tische und Stände, die dafür gebraucht werden, zur Verfügung. Und die abendlichen Tanzveranstaltung hat im Schlosshof oder bei schlechtem Wetter in der Halle stattgefunden. Aber der gute MacDuffnet hat die Tradition langsam einschlafen lassen“ „Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Aber schade ist es trotzdem. Es gibt Traditionen die man unbedingt bewahren sollte“ „Finde ich auch. Aber da kann man wohl nichts machen“


„Man kann es ja mal probieren. Vielleicht sollte ihm mal ein Geist einen Besuch abstatten und ihn zur Vernunft bringen. Oder ich erzähle Ihm mal was ich so sehen kann. Wobei das dann vielleicht doch keine so gute Idee ist“ „Vielleicht kannst du deine Geisterkatze ja dazu bewegen“ „Dazu müsste er erst mal bei mir bleiben und nicht gleich abhauen wenn ich ihn anspreche“ „Dafür finden wir sicher noch eine Lösung. Was haltet ihr davon wenn wir noch mal raus gehen?“ Da alle damit einverstanden sind, gehen wir runter zum See. Während sich die Jungs über weiß der Geier was unterhalten, fragt mich Tori wieder über das Erlebnis an dem Grab aus. Sie ist immer noch von der Idee besessen, heraus zu finden, wer das Mädchen an dem Grab war und ob es zwischen ihr und mir eine Verbindung gibt. Und da wir noch ein paar Tage Zeit haben, muss ich ihr versprechen das wir gemeinsam dem ganzen auf den Grund gehen.  
Und da ich ja schon gelernt habe das Tori nicht locker lässt wenn sie sich erst mal was in den Kopf gesetzt hat, bleibt mir keine andere Wahl als zu zustimmen. Auch die anderen wollen sich das nicht entgehen lassen und so beschließen wir morgen nach Tainwick zu fahren, da es dort ein Heimatmuseum gibt.
Da mittlerweile die Sonne untergegangen ist, einigen wir uns darauf zurück zum Hotel zu gehen. Dort angekommen, schleiche ich mich kurz in die Küche wo ich für uns eine Kleinigkeit stibitze und gehe dann mit den anderen zu unseren Zimmern.
Schnell verschwinde ich unter die Dusche und ziehe mir meine Schlafsachen an. Schnell kuschel ich mich ins Bett und bin kurz darauf schon eingeschlafen.


An diesem Morgen geht es früh los, da Tori schon auf heißen Kohlen sitzt. Sie kann es kaum erwarten, das es los geht, weshalb wir uns auch mit dem Frühstück beeilen.
„Können wir jetzt los?“ „Ja wir können. Habt ihr euch auch schon Gedanken gemacht wie wir am schnellsten nach Tainwick kommen?“ Die Fünf haben auch daran gedacht und so geht es mit dem Kleinbus nach Tainwick.


Tainwick ist ein altes Städtchen in dem die Zeit stehen geblieben ist. Allerdings nicht überall zum gleichen Moment. Die Feldsteinhäuser mit den weiß gestrichenen Fensterläden, die um den Marktplatz stehen, mögen das älteste Element sein. Die Farbenprächtigen Blumen, in den Kästen und Töpfen, mildern den grauen Stein und das ganze wirkt noch richtig mittelalterlich.
Die Dekorationen in den Schaufenstern hat deutliches Vorkriegsniveau. Die Schaufensterpuppen mit den aufgemalten Gesichtern wirken wie Stummfilmstars, auch wenn die Bekleidung neueren Ursprungs ist. Wenn auch nur ein wenig.
Auf der uns gegenüberliegenden Seite des Dorfplatzes steht eine kleine Kirche.
Daneben befindet sich ein Lebensmittelgeschäft, winzigsten Ausmaßes. Das Angebot ist äußerst originell. Neben, dem hier berühmten, Honig, gibt es Stränge ungefärbter Wolle, Haarshampoo und Gartengeräte. Ebenso ein vollständiges Postamt.


Neugierig sehen wir uns um. Während dessen gehen wir zu dem kleinen Museum, das laut einem Straßenschild, hinter der Kirche zu finden sein soll.
„Na ja, mit dem Britischen Museum ist das nur knapp zu vergleichen“, meine ich als wir davor stehen. „Vielleicht geht es in die Tiefe?“ „Unterhöhlt halb Tainwick und enthält Exponate die bis in die Steinzeit zurückführen?“ Kurz zuckt Tori mit den Schultern und meint, „Und wenn nicht macht es auch nichts. Wir werden sehen ob wir fündig werden. Schließlich haben wir einen Auftrag Alex“ Eine junge Frau, die hinter einem wackeligen Tisch sitzt, verkauft uns für ein paar Pence die Eintrittskarten. Das Museum besteht allerdings nur aus zwei Räumen. Doch trotzdem hat sich einiges angesammelt. Neben altem Hausrat, Töpfen, Trinkbechern, Löffeln und Reste von Waffen, findet sich ein Webstuhl, auf dem der Tartan gewebt wurde und daneben zwei Spinnräder, von denen eines deutliche Brandspuren aufweist.
„Aus Drumnadruid Castle, schreibt man. Sie mal“ „Aus den Trümmern von Drumnadruid Castle gerettet. Davon gibt es hier noch mehr Gegenstände“ „Gerettet ist vermutlich der euphemistische Ausdruck dafür, das man alles, was noch brauchbar war, geplündert hat“, meint Hunter. „Warum nicht? Besonders reich waren die Leute nicht. Darum ist es wenigstens bis heute erhalten geblieben“
„Wie diese hübsche Wiege. Und es ist sogar eine geöffnete Silberdistel eingeschnitzt“, macht uns Tori auf das schöne Stück aufmerksam.


„Silberdistel… Komisch“ „Was ist daran komisch Alex?“ Fragend sieht Blake mich an. „Irgendwie verfolgen mich Silberdisteln in der letzten Zeit. In meinem Zimmer ist im Kaminsims eine ähnliche Distel abgebildet. Auf dem alten Grabstein im Garten ist eine, und in dem alten Steinkreis, von dem ich euch erzählt habe, wächst ein wunderschönes, natürliches Exemplar“ „Die Wiege wird auch aus der Burg stammen. Vielleicht gehört sie zu dem Wappen des Clans?“ „Nein, der führt zwar auch eine Distel, aber mit einem Turm. Außerdem ist es keine Silberdistel“
Auf einer kleinen Wandtafel gibt es eine Erklärung zu der Wiege.
„Die geöffnete Silberdistel erscheint das erste mal 1730 als Motiv in der hiesigen Gegend. Angeblich gehört dieses Emblem zu der Familie von Rory MacIains Ehefrau, Flora MacAlpin. Sie brachte sie mit, als sie Einzug in Drumnadruid Castle hielt. Mehrere Gegenstände, die nachweislich mit ihr in den Haushalt kamen, waren mit dieser Distel verziert“ „Dann bist du vielleicht eine nahe Verwandte von Flora MacAlpin gewesen. Vielleicht ihre Tochter“
Etwas abwesend nicke ich. „Lasst uns mal sehen ob wir etwas entdecken das uns verrät was damals geschehen ist“


Wir stöbern eine ganze Weile zwischen dem alten Geschirr, Resten von Kilts und Pullovern, Decken, Kissen und verstaubten Bildern von markigen Highlandern in voller Tracht, einschließlich Breitschwert, Schild, Feldflasche, Sgian-Dubh und Plaid.
„Die Jungs hatten ganz schön was zu schleppen“ „Tja, die brauchten jedenfalls kein Fitness-Studio“ „Aber weiter bringt uns das auch nicht“ Etwas enttäuscht bin ich schon. Was auch die anderen zu bemerken scheinen. „Na ja, bei meiner nächsten Vision, versuche ich mehr auf die Kleidung zu achten“ Wir gehen weiter bis mir etwas ins Auge fällt. „Seht mal. Das ist ein Stich von der Moorgegend mit den beiden Schlössern. Ein großer Künstler war es aber nicht, das mit der Perspektive ist ein bisschen schief geraten. Aber was soll’s, der gute Wille zählt. Was sagt uns der erleuchtende Text?“ „Dass es sich um Drumnadruid Castle und Blair Rath Castel handelt, um die Zeit, als die hiesigen Clans unter Chief Mac-Krief zum Burgfrieden aufgerufen worden waren“ „Burgfrieden? Was soll das denn sein?“ War klar das Dustin damit nichts anfangen kann.


„Na, sie sollten sich nicht wegen jedem Schaf in die Wolle kriegen“ „Der Burgfrieden steht im Zusammenhang mit dem Krieg gegen die Engländer und sollte verhindern, das sich in bedrohlichen Zeiten die Clans gegenseitig die Köpfe einschlugen. Auch das fiel in die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts. Ob die arme Margaret der englischen Säuberungsaktion nach dem Sieg über ihre Landsleute bei Culloden zum Opfer gefallen ist? Das würde mit Sicherheit das schreckliche Blutbad erklären, dessen Nachhall ich im Schloss gespürt habe“ „Die Schlacht bei Culloden war aber 1745. Das Schloss ist 1744 abgebrannt“ „Während des Burgfriedens? Gab es damals schon englische Übergriffe in die Highlands? Oder war der Burgfrieden doch nicht so friedlich?“ „Ihr fragt mich was“ Etwas überfordert sehe ich zu Hunter der immer noch das Bild betrachtet. „Du solltest einfach in Trance fallen und noch ein paar Bilder hervorzaubern, das würde schon helfen“ Zweifelnd sehe ich Dustin an. „Ein reizender Vorschlag. Ich wieder im Gemetzel meiner mutmaßlichen Vorfahren. Nein danke“ Das ist echt das letzte was ich jetzt brauche und es würde auch gar nicht klappen, denn hier gibt es keine so starken Gefühle, die ich wahrnehmen könnte.


„Komm wir gehen was essen und dann zurück zum Schloss“ Gesagt – getan. Nach dem wir uns etwas gestärkt haben und bezahlen wollen, passiert uns eine ziemlich peinliche Situation. Wir haben beschlossen, das wir das Geld zusammenlegen zum bezahlen und dabei stellt sich heraus, das sich Falschgeld unter den Scheinen befindet. „Gehen Sie zu der Bank im Ort und lassen Sie dort ihre Barschaft überprüfen“ Die Bank finden wir ohne Probleme. Dort erfahren wir das es schon mal einen Fall im Ort gab und das sie schon von ihrer Hauptstelle darauf aufmerksam gemacht wurden das Falschgeld im Umlauf sei. Man erkennt es daran das die Scheine minimal kürzer sind als die echten. Dann werden wir gefragt woher wir das Geld haben. „Das haben wir heute Morgen im Hotel gewechselt“ „Nun das ist – äh - natürlich eine Stelle, wo viel Geld – äh – umläuft“ Und eine Rückverfolgung unmöglich macht. Unsere restlichen Banknoten werden gewissenhaft geprüft und dann machen wir uns auf den Weg zurück, da keiner mehr Lust zu irgendwas hat.
Dort verabschieden wir uns und ich mache mich gleich fertig fürs Bett. Der Tag war doch etwas anstrengend.


Ich schlage die Bettdecke zurück, schlüpfe darunter und lösche das Licht. Dann sehe ich ihn. Der Katzengeist sitzt auf dem Kaminsims. Ganz deutlich schimmert er wie ein blasser Nebel. Seine Augen glimmen rötlich und sind auf mich gerichtet. Seine Ohren sind furchtsam angelegt, während der Schwanz nervös hin und her wischt. Aber er macht keine Anstalten sich aufzulösen.
„Hallo Katze. Oder bist du ein Kater? Schön das du mich besuchst“ Der Geist zuckt zusammen, als ich ihn an spreche, bleibt aber in seiner alarmierten Pose sitzen. Dann scheint er sich ein wenig zu entspannen. Ich ahne was ihn bewegt. Es muss für einen Geist ungewöhnlich oder gar peinlich sein, wenn er einfach so entdeckt wird. Wahrscheinlich ist er auch schon in seinem irdischen Leben eine scheue Katze gewesen. Sein Schicksal, körperlos zwischen den Welten umher irren zu müssen, macht ihn besonders bedauernswert. Als ich wieder zu ihm sehe, steht er auf und tastet am Kaminsims, mit der Pfote herum. Was soll das denn jetzt?
„Katze, willst du mir was mitteilen?“ Er stupst zusätzlich die Nase auf den Sims. Ich stehe auf und tapse langsam und vorsichtig zu dem Kamin.


Das arme Geistertier. Ganz ängstlich kauert er sich zusammen und scheint dabei halb im Kamin zu verschwinden. „Ich tu dir doch nichts alter Freund“ Diese Worte scheinen Wunder zu wirken. Er kommt ein Stück aus dem Mauerwerk heraus und stupst noch mal mit der Pfote auf den Stein in der Mitte des Simses. Genau an die Stelle wo die Silberdistel eingemeißelt ist. Ob der Katzengeist mein Interessen an der Distel herausgefunden hat? Oder hat auch er etwas mit ihr zu tun? Man, wenn ich mich doch nur irgendwie mit ihm verständigen könnte.
„Du verstehst mich doch Katze. Kannst du nicht auf irgendeine Art mit >ja< und >nein< antworten? Zum Beispiel mit dem Schwanz wedeln wenn du >ja< meinst?“
Verstanden hat er  mich, ohne Zweifel. Aber das mit dem Schwanz ist kein prämierungswürdiger Vorschlag gewesen. Der arme Geist zuckt und wabert, aber den Schwanz bekommt er nicht unter Kontrolle. Damit haben Katzen auch zu Lebzeiten Probleme. Daran hätte ich auch denken können.


„Nein, nicht mit dem Schwanz. Kratz dich am Ohr wenn du >ja< meinst und schüttele den Kopf wenn du >nein< meinst“
Das geisterhafte Hinterbein kratzt wie wild an dem Geisterohr. Sehr gut. „Bist du eine Katze?“ Verwirrt sehen mich die roten Augen an. Ok, präziser formulieren. „Bist du ein Kater?“ Heftiges Kratzen. Na geht doch. „Dann komm Kater. Ich bekomme langsam kalte Füße und möchte ins Bett. Du darfst dich auf meine Decke legen“ Und ich brauche Zeit mir weitere Fragen aus zu denken. Aber dann werde ich doch abgelenkt. Kaum das ich wieder im Bett liege, kommt der Kater wirklich hinterher. Es ist schon witzig ihn durch die Luft gleiten zu sehen. Er läuft nämlich wirklich, wie auf einer unsichtbaren Brücke setzt er eine Pfote vor die andere. Etwa auf meiner Bauchhöhe senkt er sich ab, überkreuzt die Vorderpfoten unter sich und bleibt mit dem Blick fest auf mich gerichtet liegen. Ganz selbstverständlich fange ich an ihn im Nacken zu kraulen.
Das ist irgendwie witzig. Es ist nicht ein ganz körperliches Gefühl, eher dieses starke Kribbeln. Sein Astralleib, oder wie auch immer man das nennt, ist deutlich zu spüren.
Und auch er spürt es, denn plötzlich fängt der Geist an zu schnurren. Der schimmernde Nebel scheint wie in Wellen zu pulsieren.


Und nicht nur das. Das Wasserglas auf meinem Nachttisch beginnt leise zu klingeln, die gläsernen Tropfen an dem Lampenschirm schlagen mit einem zarten Klimpern aneinander und die Fensterscheiben vibrieren in ihren Rahmen. Und inmitten dieses gigantischen Schnurrens schlafe ich ein.
Ich träume. Und ich weiß das ich träume.
Ich laufe dem schwingenden braunen Wollrock nach. Das Heidekraut reicht mir bis über die Nase. Der Boden ist noch sonnenwarm, aber an manchen Stellen muss ich schlammigen, morastigen Pfützen sorgsam ausweichen. Ein bunter Falter lenkt kurzzeitig meine Aufmerksamkeit ab. Er gaukelt in der Luft über einer gelben Blüte.
Ein Sprung, ein Platschen. Falter weg, Pfote nass.
Unwillig schüttele ich sie. Dann werfe ich einen suchenden Blick nach vorne. Ja, da läuft sie. Ich eile hinterher. Der Rock hält an und dreht sich einmal im Kreis. Dann setzt sich der Rock wider in Bewegung und ich stromere hinterher. Ah, durch den Eichenhain soll es gehen. Das kenne ich schon. Dort, wo die Steinriesen hoch aufragen im Kreise stehen, wird sie auf ihn warten.


Ich folge ihr, obwohl ich die Stelle seltsam finde. Auch das Verhalten meiner Menschenfreundin, halte ich nicht für richtig. Da ist dieser junge Mann. Nicht besonders groß, aber kräftig und zäh. Seine schwarzen Locken fallen ihm bis auf die Schultern, sein Kilt flattert als er auf uns zuläuft. Nein, das will ich mir nicht weiter ansehen. Nein, es ist nicht recht das sie ihn so zärtlich ansieht.
Empört vergnüge ich mich lieber mit dem langohrigen Bewohner eines Kaninchenloches.
Als dann aber die Sonne lange Schatten in den Steinkreis wirft, da höre ich sie mich rufen. Sie hebt mich hoch und ich vergrabe meine Nase in dem Wollstoff und schnurre…..
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Teaser:
33. Klirrende Schwerter          
Online am  17.11.2017  
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