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Start in ein neues Leben

von Silka
Kurzbeschreibung
GeschichteFantasy, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Blake Dustin Brooks / Yellow Wind Ranger Hunter Bradley / Crimson Thunder Ranger OC (Own Character) Shane Clarke / Red Wind Ranger Tori Hanson / Blue Wind Ranger
31.03.2017
25.05.2018
60
213.232
1
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Dieses Kapitel
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03.11.2017 4.080
 
Dieses mal gelingt es mir, einen Fetzen des Traumes festzuhalten. Aber er erfüllt mich mit Trauer. Es muss ein bedeutender Tag gewesen sein, auch wenn ich mich nicht mehr erinnere warum. Und eine Frau, von der ich weiß das es meine Mutter war, überreichte mir etwas, das wichtig schien, aber ich konnte nicht sehen was es war. Kurz und gut – oder besser, schlecht – es ist nicht sehr beglückend, diese zusammenhanglosen Fetzen zu verfolgen.
Aber diese Frau hatte keine Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Sie war nämlich rotblond gewesen und hatte immer ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Die Frau in meinem Traum mochte Anfang vierzig gewesen sein. Man sah ihr zwar das Alter an, aber es tat ihrer Schönheit und Würde keinen Abbruch. Sie trug ihr dunkles, vielleicht schwarzes Haar aufgesteckt um ihr fein geschnittenes Gesicht. Vielleicht war es der liebevolle Blick der die Ähnlichkeit mit meiner Mutter ausmachte.


Ich recke mich einmal, wobei meine Knochen leise knacken und sehe dann auf meinen Wecker und erschrecke. Ich hab das Frühstück verschlafen. Das sorgt jetzt aber auch nicht dafür das ich mich beeile. Also erst mal aufstehen und kurz duschen. Anziehen und dann runter um kurz was zu essen. Viel ist nicht mehr los, aber ich kann Tori an einem der Tische entdecken.
„Guten Morgen“, kommt es laut von Dustin, der zusammen mit den anderen plötzlich hinter mir steht und da ich gerade mal wieder in Gedanken war, erschrecke ich fürchterlich. „Bist du des Wahnsinns mich so zu erschrecken?“ Lachend meint er, „Tut mir leid. Kann ich das wieder gut  machen?“ „Ich denke darüber nach“ Überlegend sehe ich ihn an, nachdem sich alle gesetzt haben. „Wie wäre es mit dem Schwert über dem Kamin?“, wirft Tori ein. „Hervorragende Idee. Und da ich nicht so viel Kraft habe wie die alten Kämpfer, die das mit leichter Hand geschwungen haben, wird das eine ziemliche Metzgerarbeit“ „Bist du immer so blutrünstig?“ „Oh mindestens zwei mal in der Woche“ „Dann solltest du lieber rohes Fleisch zum Frühstück essen“ Leise knurre ich Dustin an, der darauf anfängt zu lachen, so wie die anderen.


Manchmal ist es so einfach ich selbst zu sein. Einfach verrückt und etwas albern. „Wir sind albern. Die Damen Fitzgerald mustern uns schon sehr ungehalten“ „Dann wollen wir sie mal von unserer Anwesenheit befreien“ Zusammen gehen wir in die Halle, wo mittlerweile alle verschwunden sind.
„Sag mal Alex was hast du heute vor? Außer neben der netten Beschäftigung Dustin zu verstümmeln? Darf ich dir das Instrument deiner Rache reichen?“, fragt Blake, der dabei auf das Schwert zeigt. Das Schwert ist unglaublich lang und schartig vom Alter und vermutlich auch Gebrauch. Den Griff zieren zwei kämpfende Wölfe. Ansonsten ist es schmucklos.
„Wem mag das wohl gehört haben?“
„Einem grauhaarigen Hünen von aufbrausendem Gemüt“
„Und er hat damit nicht die Zwiebeln gehackt“
„Nein, eher harmlose Reisende, die er anschließend beraubt hat“
„Na dann können wir nur hoffen das er nicht zum Clan der MacDuffnets gehört“
„Da wäre ich mir nicht so sicher. Wegen des aufbrausenden Gemüts. Meine Güte kann der sich aufregen“
Wegen irgendwas, vermutlich einer Kleinigkeit, putzt unser Hotelier gerade die junge Frau an der Rezeption runter, was das Zeug hält.


Da wir nicht an den Beiden vorbei wollen, da es dem Mädchen sicher peinlich ist, haben wir nur die Möglichkeit durch den Gang zu den Zimmern zu verschwinden, was wir dann auch tun und beschließen noch zusammen zu bleiben. So finden wir uns in meinem Zimmer ein.
„Und was machen wir jetzt?“ „Gute Frage. An das Schwert komme ich erst mal nicht ran, also bleibst du noch etwas am Leben Dustin“ „Was für ein Glück“


Als es Zeit für das Abendessen wird, was wir auch nur merken weil die Jungs anfangen zu nörgeln, gehen wir zusammen runter. Die Jungs wollen anschließend noch mal weg und so beschließen Tori und ich noch etwas raus zu gehen. Zusammen gehen wir in den Garten und setzten uns auf eine Bank.
„Es ist wirklich schön hier“ „Stimmt. Hier kann man es aushalten und alles vergessen“ In der Ferne kann ich das Rauschen des Wassers hören. Diese Drachenkräfte sind manchmal wirklich praktisch. „Ja. Ich wünschte wir könnten einfach alle für immer hier bleiben“ Also irgendwas liegt ihr auf dem Herzen und ich hab auch so eine Ahnung was. „Was ist los Tori?“ „Hier scheint fast alles wieder so zu sein, wie vor ein paar Monaten. Als wir alle noch Freunde waren. Bevor das passiert ist. Es tut mir so leid Alex. Ich weiß selber nicht wie ich an dir zweifeln konnte. Ich.... ich war einfach dämlich. Auch die Jungs waren völlig daneben und als du dann weg warst, wir waren alle fertig und wussten nicht was wir machen sollen. Aber am schlimmsten war es für Hunter. Er war wirklich am Boden zerstört und wollte dich eigentlich gleich zurück holen. Aber als er dann diese Kette gefunden hat, da war es so als ob ihn plötzlich jeder Lebensmut verlassen hätte. Und dann als das mit dem Alien war und wir dir nicht helfen konnten. Als du ohne groß was zu sagen gegangen bist, wir fühlten uns alle so schlecht. Dabei wollten wir dich doch nie verlieren oder verletzten“


Erst jetzt sehe ich das Tori weint und nehme sie in den Arm. Das es sie so belastet hätte ich ehrlich nicht gedacht. Klar wusste ich das es ihnen leid tut und das es an ihnen nagt, aber so sehr. Es tut weh sie so zu sehen, da sie sonst immer die Frohnatur ist. „Hör auf zu weinen Tori, das steht dir nicht. Ich weiß das es euch leid tut, aber ich denke wir sind auf einem guten Weg das es wieder wie früher wird. Ich brauche einfach Zeit um wieder Vertrauen zu fassen. Ich will euch doch auch nicht verlieren. Und es viel mir wirklich schwer zu gehen und auch jetzt den Abstand zu halten, aber ich brauche das noch“ „Ich weiß. Bitte versprich mir das du nicht wieder gehst“ Flehend sieht sie mich an. „Ich verspreche es“ Und ich hoffe das ich dieses Versprechen halten kann. Noch eine Weile sitzen wir hier und reden bis es anfängt zu dämmern und die ersten Regentropfen fallen. Na toll. Jetzt aber zurück. Etwas gutes hat es aber, da ich bei Regen schon immer gut schlafen konnte. Das Geräusch beruhigt mich ungemein.


Als wir die große Halle des Hotels betreten, fängt es an wie aus Kübeln zu schütten. Zum Glück sind wir im Trockenen. Schnell schauen wir in der Küche vorbei, wo man so nett ist uns ein Tablett zu richten, das wir mit auf unsere Zimmer nehmen. Die Jungs sind wohl noch nicht wieder da, aber Sorgen mache ich mir auch nicht. Manchmal können die ja auf sich aufpassen. Nach dem Essen gehe ich duschen und dann gleich ins Bett da ich irgendwie erschöpft bin. Lange kann ich allerdings nicht schlafen, da mich ein Donnerschlag weckt. Was aber auch etwas gutes hat. Am Fußende des Bettes, sehe ich einen hellen Nebel der langsam immer deutlicher die Form einer Katze an nimmt. „Hallo Katzengeist. Lieb von dir, mich zu besuchen. Magst du Gewitter?“ Etwas blöd komme ich mir schon vor. Ist ja nicht so das der Geist mir antworten wird. Die einzige Reaktion die ich bekomme ist ein Fauchen. „Na, na, alter Freund. Keiner tut dir was. Komm näher, damit ich dich besser ansehen kann“ Aber anstatt das er zu mir kommt, schwebt er an die Decke und bleibt mit rot glühenden Augen unter der Decke hängen. „Vergiss es, Kätzchen. Ich hab keine Angst vor Gespenstern. Schon gar nicht vor so niedlichen wie dir“ Gespannt beobachte ich die Geisterkatze. „Nun blass dich mal nicht so auf, Junge. Sag mal, woher kommst du? Gehörst du zu dem Schloss?“ Doch statt das der Geist irgendwie reagiert, verschwindet er.
Schade, aber nicht zu ändern. Kurz darauf bin ich auch schon wieder eingeschlafen.


Es hat die ganze Nacht durch geregnet und die Wege sind noch feucht. Noch glitzern Tröpfchen auf den Blättern, bilden sich Pfützen in den Vertiefungen der Pfade und alles wirkt ordentlich und sauber gewaschen. Der Wind ist frisch und voller Blütenduft, während ich mit Tori und den Jungs durch den Garten gehe. Wir unterhalten uns über alles möglich, als ich plötzlich ein schmerzhaftes Jammern höre. „Was war das denn?“ Auch Tori scheint es gehört zu haben. „Das kam von dem Busch da“ Wieder jault es kläglich und schon liege ich auf den Knien. Unter den dunklen Blättern kann ich etwas Helles schimmern sehen. Einen kurzen Moment denke ich an den Katzengeist, doch dann wird mir klar das es sich hierbei um eine völlig real existierende Katze handelt. Eine, die Schmerzen hat.
Beherzt greife ich zu und bekomme erst einen Kratzer auf den Arm und dann ein weißes, zitterndes Fellbündel zu fassen. Ich drücke es vorsichtig an mich und rede beruhigend auf das Tierchen ein, wobei ich mit sanftem Druck über Stirn und Näschen streiche und kurz darauf das Zittern verebbt und das Kätzchen aufhört sich zu winden.


„Als Musterbild eines gepflegten Haustigers kann er aber nicht durchgehen“, kommentiert Hunter unseren Findling. „Komm setzt dich auf die Bank dann können wir uns den Findling mal ansehen“ Gesagt, getan. Vorsichtig nehme ich das Tier auf den Schoß. Es versucht sich aufzustellen, knickt aber gleich wieder mit der Hinterpfote ein und klagt leise. „Sie scheint verletzt zu sein. Du meine Güte, wie siehst du denn aus?“ Die Katze mag vielleicht ein halbes Jahr alt sein, vielleicht etwas älter, das kann ich nicht beurteilen. Sie ist furchtbar mager, das weiße Fell verschmutzt und struppig, ein Auge ist verklebt und ein Ohr eingerissen. „Das wichtigste wäre etwas Futter. Ob noch was vom Frühstück über ist?“, frage ich in die Runde und Dustin antwortet als erster. „Wohl eher was vom Mittag. Soll ich mal nachsehen?“ „Wenn du so lieb wärst“ „Erspart es mir das Schwert“ „Auf jeden Fall. Aber las dich nicht erwischen“ Während Dustin etwas zu essen holt, stehen die anderen um mich rum und sehen sich das kleine Ding auf meinem Schoß an. Ich rede derweil weiter auf das Kätzchen ein und streiche vorsichtig über das struppige Fell.


Es dauert auch nicht lange bis Dustin zurück ist und mir einen Teller mit Roastbeef-Scheiben reicht. „Gleich die Delikatessen?“ „Eine Milde Gabe von Ms. Peggy. Das Fellknäuel scheint heute schon für Aufregung in der Küche gesorgt zu haben. Sie knurrte etwas sehr unhöfliches über unseren Hotelbesitzer und gab mir das mit, zusammen mit der Empfehlung einen gewissen Arthur Dougal, mit dem Tierchen zu beglücken” „Sehr gute Idee“ „Du kennst den besagten Herren?“ Fragend sieht Hunter mich an. „Genauso wie Ihr. Vielleicht etwas besser. Er hat uns vor nicht all zu langer Zeit mit seinen Schauerballaden beglückt. Hey nicht meine Finger mit fressen Süße“ Gierig verschlingt die Kleine das Fleisch. „Der Barde?“ „Der Barde, der eigentlich so etwas wie der Gärtner ist. Ich vermute das er in dem Haus dort wohnt“ Nach dem das Kätzchen mit fressen fertig ist, gehen wir geschlossen zu dem kleinen Haus und klopfen an die Tür, die nach kurzer Zeit geöffnet wird. Als der Gärtner mich mit dem Kätzchen auf dem Arm sieht, lächelt er spontan und auch ich muss lächeln, weshalb es mir leicht fällt unser Anliegen vor zu tragen. „Das Kätzchen haben wir im Garten gefunden. Es ist verletzt fürchte ich“ Er nimmt es mir vorsichtig ab und tritt zurück ins innere. „Kommt herein. Wollen sehen, was Ihm geschehen ist“ Er setzt das Tierchen auf den Tisch und untersucht vorsichtig und fachkundig wie mir scheint, das Hinterbein. „Hat wahrscheinlich einen Tritt bekommen. Lasst es bei mir, ich kenne mich damit aus“ Dankend nicke ich Ihm zu, ehe er sich wieder über die Katze beugt, was ich als Zeichen deute zu gehen.


Nach dem Mittagessen unternehmen wir einen Ausflug in das Umland. Und wieder stelle ich fest dass ich die Gesellschaft der anderen genieße. Aber es ist immer noch dieses merkwürdige Gefühl da. Aber im Allgemeinen komme ich mit der Gesellschaft der anderen gut klar. Wir schlendern etwas durch den Ort, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe und in dem ein oder anderen Laden machen wir kurz auch mal halt.
Am frühen Nachmittag fahren wir wieder zurück zum Hotel und Tori verschwindet gleich mit der Begründung, ein ausgiebiges Bad zu nehmen und die Jungs wollen sich was im Fernsehen ansehen. Dazu habe ich keine Lust und gehe nach dem Abendessen noch etwas raus. Etwas abseits vom Schloss entdecke ich einen alten Friedhof. Er macht einen unscheinbaren Eindruck, eine halb zerfallene Feldsteinmauer umgibt ihn. Auf dem kurzen Rasen stehen wahllos verteilt verwitterte Grabsteine. Keine Blumen, keine Grableuchten. Nur ein hohes, keltisches Kreuz mit seinen wundervoll verschlungenen Ornamenten ragt dazwischen auf.  


Ich mache mir die Mühe und versuche einige Inschriften zu entziffern, aber Wind und Regen, Moose und Flechten haben fast alles unleserlich werden lassen. Es müssen sehr alte Gräber sein, wahrscheinlich der ursprüngliche Friedhof von Drumnadruid Castle. Nur auf einem Stein finde ich etwas Erkennbares. Es ist keine Inschrift sondern ein Wappen. Ein Turm mit Zinne, der von einer Distel gekreuzt wird. Allerdings ist es keine Silberdistel sondern die kugelige schottische Distel. Das könnte das Wappen der Schlossherren, der MacIains, gewesen sein. Da die Sonne untergegangen ist wird es auch kühl und ich kehre in die Halle zurück, wo ich mir die Zeit bis Mitternacht mit der Schlossgeschichte vertreibe.
Ein typisch schottisches Schicksal ist damit verbunden.
Anfang des achtzehnten Jahrhunderts war ein jüngster Sohn aus dem Clan der MacDuffnets nach Kanada ausgewandert und hat sein Glück als Pelztierjäger und später als Händler gemacht. Dann setzte, ausgelöst durch die Romane von Sir Walter Scott, ein lebhaftes Interesse an Schottland ein und jeder, der es sich leisten konnte, wollte plötzlich dieses Land bereisen. So auch der Urenkel des alten MacDuffnets. Geschäftstüchtig witterte er bei seinem Aufenthalt eine Möglichkeit, mit dem Fremdenverkehr Geld zu verdienen. Er kaufte 1824 die Ruine von Drumnadruid Castle von der Familie Leveson-Gower, die das Land, zwei Generationen vorher von der englischen Krone erworben hatten, aber bald merkten das der Boden nicht den gewünschten Gewinn brachte und die Pachten übermäßig erhören, wodurch eine Auswandererwelle begann. Er restaurierte sie im Stil der viktorianischen Zeit - neugotisch. Dadurch gelangten die Türmchen auf das einstmals trutzige Dach.
Als Hotel wurde es bald ein Erfolg, da viele der ausgewanderten Schotten und Iren nun die alte Heimat bereisen wollten.


Ich frage mich ob damals schon der Katzengeist sein Unwesen getrieben hat? Dazu finde ich leider nichts. Bedauerlich das man die Herkunft eines solchen Gespenstes nicht so ohne weiteres herausfinden kann.
Als ich wieder aufsehe stelle ich fest dass es schon halb zwölf ist. Doch dann höre ich Schritte. „Alex“ „Hey“ Überrascht sehe ich zu Hunter mit dem ich jetzt als allerletztes gerechnet hätte. „Darf ich mich zu dir setzten?“ „Natürlich“ Eine Weile sitzen wir da und unterhalten uns leise über belanglose Themen unter anderem fragt er, ob ich morgen wieder mit Ihnen allen zusammen etwas unternehmen will. Ich stimme zu, da ich eh noch keine Pläne für morgen habe und anders werde ich mein Vertrauen zu ihnen ja auch nicht wider finden. Als ich erneut auf die Uhr sehe ist es kurz vor zwölf. „Gleich ist es soweit“ „Was?“ „Siehst du diese Scheußlichkeit dort an der Wand?“ „Diese bezaubernde Schwarzwälder Arbeit? Das ist zwar ein deutlicher Stilbruch, aber ich hab schon schlimmeres gesehen“ „Warte noch kurz“ Der Minutenzeiger rückt in diesem Moment auf die zwölf und das Türchen öffnet sich. „Kommt da jetzt ein Geist raus?“, fragt Hunter scherzhaft. Doch anstelle des Geistes kommt der Rabe und kräht sein, „Nevermore!“ Überrascht sieht er auf die Uhr und fängt im nächsten Moment an zu lachen, in das ich kurz darauf mit einstimme. Lächelnd sehen wir uns an und ich habe das Gefühl absoluter Sicherheit. Doch dann fällt ein Glutbrocken im Kamin durch den Rost und rotes Licht ergießt sich über den grauen Feldsteinboden. Rotes Licht - rotes Blut. Ich sehe rotes Blut über die Steine rinnen und Entsetzten kriecht in mir hoch.  „Was ist Alex?“ Ich starre immer noch auf den Boden. Rotes Blut, Lachen davon, sie breiten sich aus und nässen ein helles Gewand. „Hast Du doch einen Geist gesehen? Du zitterst ja“ Rote Glut aus dem Kamin beleuchtet den Boden. Ich versuche mich zu fassen. Nichts als rote Glut im Kamin. „N…. Nein, kein Geist. Ich …. Ich gehe jetzt besser“ „Ja gehen wir, es ist unheimlich in der leeren Halle“ Ich weiß das er sich hier nicht fürchtet oder es sonst wie unheimlich findet, aber ich sage nichts dazu. Zum Glück kann ich mich soweit zusammenreißen, dass ich aufstehen und mich dem Ausgang zuwenden kann. „Ich bin ein bisschen übermüdet. Ich hab in den letzten Tagen nicht viel geschlafen“ „Komm ich bring dich zu deinem Zimmer“  Als wir ankommen, hält Hunter mich noch kurz auf und meint, „Alex, wenn du reden willst kannst du jeder Zeit zu mir kommen. Auch wenn es mitten in der Nacht ist“  Überrascht sehe ich im in die Augen, die so ehrlich sind wie es nur sein kann. Lächelnd nicke ich. „Danke“ Dann gehe ich in mein Zimmer und schlafe kurz darauf auch ein.


Zusammen mit Tori und den Jungs sitze ich am See und wir machen uns etwas über unseren Hotelbesitzer lustig. „Dieser Stoff war vermutlich eine Sonderanfertigung für einen Amerikaner. Genauso wie dieses schrille Tartan-Muster des Teppichbodens“
„Findest du das nicht geschmackvoll Tori? Mich beeindruckt es vor allem wenn MacDuffnet seinen passenden Kilt dazu trägt“
„Vermutlich hat er das Zeug in Asien fertigen lassen und dort sind die Farbbezeichnungen etwas durcheinander geraten“
„Und dann musste er eine ganze Rolle von dem Stoff abnehmen und hat sich vier hübsche Röcke daraus schneidern lassen“
Ja der alte MacDuffnet hat es schon nicht leicht. „Für seine Frau, aber die hat sich geweigert, sie zu tragen, darum hat er sich scheiden lassen und trägt die seither selber“ Wir verfallen darauf in allgemeines Gelächter.


Ich kann nicht leugnen dass ich mich rundum wohl fühle, auch wenn ich die Nacht unruhig verbracht habe. Ich hatte gedöst, doch immer wenn ich kurz davor war einzuschlafen, schreckte ich wieder hoch, in der Angst, noch einmal dieses ganze Blut auf dem Boden zu sehen. Ich versuche mir das Gesehene so gut wie möglich mit dem Verstand zu erklären. Die Halle ist alt, sicher ist vieles darin geschehen, auch Mord und Totschlag. Was es wiederum auch an anderen Stellen gibt und das beeinflusst mich nicht. Nur diese letzte Erscheinung weckt in mir das Entsetzten, weil es auf unmittelbare Weise mich zu betreffen scheint. Zum Glück hat Hunter weiter nichts gesagt oder gefragt. Er hat sich nur kurz nach meinem Befinden erkundigt, als die anderen abgelenkt waren. Und darüber bin ich auch froh, da ich so nicht in Erklärungsnot komme. „Was wollen wir eigentlich jetzt machen?“ „Das wissen wir auch nicht so genau. Du scheinst dich hier besser aus zu kennen. Du treibst dich öfter draußen rum, wie man hört“ Kurz zucke ich mit den Schultern und meine, „Dort hinten ist eine alte Ruine“ Dustin hat darauf die Begeisterung eines kleinen Kindes und will sofort los. Mit einem Lachen stehe ich auf und gehe vor.


Ich hab das Gefühl den Weg auch im Schlaf finden zu können. „Bitte, unsere geschätzte Fremdenführerin, ist das da vorne die angekündigte Ruine?“ „Genau diese. Blair Rath Castel. Möchtest du dir eventuell ein wenig Bildung aneignen?“ Es ist so schön wieder so mit ihm rumblödeln zu können. Und Dustin ist einfach eine Person die einem nie lange böse ist und es auch meist alles mit Humor nimmt. So kennen und lieben wir ihn. „Muss ich?“ „Es würde dir nicht schaden, aber wenn es deine geistige Kapazität überfordert…“ Die anderen folgen unserem Schlagabtausch mit einem Grinsen, wären wir weiter machen. „Du bist doch eigentlich eine nette“ „Na gut, dann verrate ich nicht das dass Schloss im dreizehnten Jahrhundert erbaut wurde“ „Du verrätst mir auch nicht wie es hier früher ausgesehen hat?“ Offenbar hat auch Dustin an dem ganzen seinen Spaß. „Nein, ich werde dir nicht sagen, dass es ein düsterer Wohnturm war, der auf einer Erhebung im Moor stand. Und auch nicht, dass er von Stallungen und einem Erwall mit Palisaden umgeben war“ „Ich werde wohl auch nicht erfahren welches schaurige Schicksal diese Festung ereilt hat?“ „Nie wirst du erfahren, dass nach der Niederlage der Schotten gegen die Engländer der hier lebende Clan der MacLeods ausgelöscht wurde und das Land an den mächtigen Chieftain MacKrief fiel, der die geplünderte und in Brand gesteckte Burg zur Ruine verfallen ließ“ „Schade, das ich all das nie erfahren werde. Woher weist du solche Schauergeschichten?“ „Oh, ich hab eben ein paar Bücher gelesen. Was davon im Hotel liegt. Solltest du vielleicht auch mal machen“


„Und warum interessiert dich das so stark?“ Überlegend sehe ich zu Shane, der mich fragend ansieht. „Ich weiß nicht. Es muss an der Gegend liegen. Sie übt eine ungeheure Anziehungskraft auf mich aus. Schau, da ist der Eingang gewesen. Das Moor drum rum hat man heute zum Großteil trocken gelegt. Früher muss es sehr viel gefährlicher gewesen sein, in das Haus zu kommen, wenn man den Weg nicht kannte“ Wir klettern über die Steine, wobei ich mir wieder etwas die Arme zerkratze. Dann stehen wir in der Mitte der Ruine. „Das war der Kamin, vermutlich ähnlich wie der in unserem Hotel. Hier in der Halle hat sich das Leben abgespielt“
Irgendwas ist heute anders. Es ist seltsam still und drückend hier. Die Luft wirkt wie Glas. Nicht richtig hell, nicht richtig dunkel.
Der alte, weißhaarige Mann springt von der Bank auf und sieht mich an. Sein verwittertes Gesicht ist gezeichnet von Narben und einem harten, lieblosen Leben. In seinen blutunterlaufenen Augen glimmt ein wilder Funke. Seine mächtigen Schultern heben sich, er bald seine Hände zu Fäusten und schlägt mit ohnmächtiger Wut auf den Kaminsims.


„Alex? Alex! Was hast Du?“ Shane hat mich am Arm genommen, da ich auf meinen weichen Knien schwanke. Würde er mich nicht halten, würde ich sicher schon Bekanntschaft mit dem Boden machen. Auch die anderen sehen mich besorgt an, allen voran Hunter. Kein Wunder, er hat gestern Abend ja auch schon so was ähnliches erlebt. „Entschuldigt bitte … Das ….. das Wetter“ „Kreislaufbeschwerden?“ „Ja so ähnlich“ „Komm setzt dich dort hin“ Mit einer Vorsicht die ich Shane so gar nicht zutrauen würde, führt er mich zu einer Steingruppe, wo ich mich hinsetzte.
„Es ist wirklich seltsam hier. Für einen Moment hab ich wirklich gedacht in dieser Ruine spuckt es“, meint Tori, worauf ich sie überrascht ansehe. Kann es sein das auch sie es war nehmen kann? Ich behalte es aber doch lieber für mich. „Ich finde es hat sich nach Jähzorn und Wut angefühlt“, meine ich leise. „Stimmt so hat es sich angefühlt. Nun ja die Highlander waren ja nicht gerade als sanfte Lämmer bekannt, oder?“ „Nein, sie hatten einen recht strengen Ehrbegriff. Und verletzter Stolz führte oft zu großer Wut. Dies hier ist ein Gebäude gewesen, in dem viele Generationen gelebt haben, geboren wurden und gestorben sind. Hier sind natürlich heftige Gefühle aufgetreten. Aber ich hab da noch was anderes gesehen“


Vorsichtig gehe ich zu der Stelle, wo sich der Kamin befunden hat und taste die verbliebene Umrandung ab. „Hat einer von euch ein Taschenmesser dabei?“ „Nein tut uns leid, aber kannst du das vielleicht gebrauchen?“ Blake reicht mir einen spitzen Stein mit dem es wohl auch gehen wird. „Danke“ Vorsichtig kratze ich mit dem Stein an einer Stelle das Moos von dem Kaminsims. Und ich habe recht mit meiner Vermutung. Nach und nach kommt die Steinmetzarbeit zum Vorschein. „Zwei Wölfe. Gut gemacht Alex. Das ist das gleiche Wappen wie auf dem Schwert in der Halle“ Dustin hat aber gut aufgepasst. „Ja. Ich denke das dass Schwert von hier stammt. Es wird das Wappen der MacLeods sein“ Und ich vermute das der zornige Alte einer der Chieftains war. Das behalte ich aber für mich.
Da wir sonst nichts finden können, beschließen die anderen das es besser wäre zurück zu gehen, da sie sich immer noch Sorgen um mich machen, obwohl ich ihnen mehrmals versichere das es mir bereits besser geht. Aber sie lassen sich nicht beirren. Als wir zurück kommen, reist gerade die Jagdgesellschaft ab. Und damit sind wir zur Zeit die einzigen hier.


Zusammen gehen wir zu unseren Zimmern. Ich werde noch mal darauf hingewiesen das ich den andere Bescheid geben soll, falls es mir wieder schlecht gehen sollte. Ich verspreche dies zu tun und dann verschwinden wir alle in unseren Zimmern.

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Teaser:
32. Blutige Rosen          
Online am  10.11.2017  
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