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-I (Don't) Want To Remember It-

von Yui Yuuji
Kurzbeschreibung
KurzgeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Aiden Pearce Damien Brenks
12.03.2017
12.03.2017
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12.03.2017 1.110
 
I (Don't) Want To Remember It
Oder: I need a new partner in crime


Meine Hand, in der ich mein Smartphone hielt, zitterte. Und ich glaubte, dass es nicht nur meine Hand war, sondern mein kompletter Körper.
Die Nachricht, die da auf dem Display zu lesen war, konnte nicht real sein. Das musste eine Einbildung sein. Nein. Eine Einbildung konnte es auch nicht sein. Es gab keinen Grund dafür. Mit ziemlicher Sicherheit erlaubte sich hier jemand einen Scherz mit mir. Einen sehr kranken, perversen Scherz.
Doch wer würde sich so etwas erlauben? Wer wusste das überhaupt und konnte ahnen, wie ich darauf reagieren würde?
Keiner, schoss es mir durch den Kopf, noch bevor ich mir die Frage gestellte hatte. Nicht einmal Jordi. Auch meine Schwester nicht. Gott, selbst meine Eltern hatten das niemals gewusst.

Die Nachricht bestand nur aus zwei einzelnen Sätzen. Doch es war genug, um mich vollkommen aus der Bahn zu werfen, um mir den Boden unter den Füßen wegzureißen.

„Ich hoffe, die Verbrecherjagt läuft gut, mein Süßer. Ich vermisse dich.“

Süßer.
Allein dieses Wort zu lesen… Es ließ so viele alte Gefühle heraufkriechen. So viele Erinnerungen spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Die Zeit schien um mich herum vollkommen still zu stehen.
Fuck.
Und was die ganze Sache nur noch schlimmer und mysteriöser machte, war der Name des Absenders dieser gottverdammten Nachricht.

Damien Brenks
stand da.

Ich hatte geglaubt, diesen Namen niemals wieder in meinem Leben hören oder sehen zu müssen.
Wie man sich irren konnte.

Irgendwas in meinem Inneren glaubte diese ganze verrückte Situation jedoch vollkommen. Und ich spürte dieses vertraute Gefühl der Vorfreude. Und augenblicklich hasste ich mich dafür. Und ihn. Für alles, was passiert war. Für alles, was ich noch immer für ihn empfand.
Und für alles, was nicht nur er mir angetan hatte, sondern auch ich ihm.
Auch dafür, dass ich damals den Abzug betätigt hatte. Ich hatte keine andere Wahl gehabt, redete ich mir immer und immer wieder aufs Neue ein, wenn die Schuldgefühle mich zu übermannen drohten. Wenn ich nachts alleine im meinem Bett lag und diese Erinnerungen nicht aufhören wollten, meinen Geist zu quälen.

Damien…
Was zur Hölle sollte das alles?

Nur wenige Stunden später sollte ich meine Antwort erhalten.

Es stellte sich heraus, dass er den Kopfschuss doch tatsächlich überlebt hatte. Wie auch immer er das angestellt hatte. Nun, ich hatte schon darüber gelesen. Hin und wieder kamen solche „Wunder“ tatsächlich vor.

Jetzt hatte er mich gefunden. Zugegeben, meinte er, es hatte schon einige Zeit in Anspruch genommen.

Wie wir so beieinandersaßen und ich ihm zuhörte und er mir, glaube ich gar nicht, dass alles zwischen uns so schrecklich schiefgelaufen war.
Selbstverständlich beteuerte er, dass es ihm schrecklich leid täte. Und ich?
Selbstverständlich glaube ich ihm das.
Er könnte mir die Sterne vom Himmel lügen, sobald er mit seinen blauen Augen in meine sah, war es um mich geschehen und ich glaubte ihm wahrscheinlich alles.

Etwas anderes hätte ich doch gar nicht tun können.

Mir war bewusst, was er wollte.
Er wollte mich zurück.
Aber dieses Mal nicht, um einem Deal gerecht zu werden. Nein. Dieses Mal waren seine Intensionen weitaus ehrvoller.
Er wollte mich wieder als seinen Partner haben, damit wir gemeinsam die Ziele verfolgen konnten, die ich mir zur Lebensaufgabe erklärt hatte.
Ich wollte nicht zustimmen, war der Meinung, dass das alles eine Farce ist und er mich nur ködern wollte um weiß-Gott-was zu tun. Denn trotz allem sah ich Damien als Risiko an.
Aber als er mich dann plötzlich näher zu sich zog und sich dieses typische Grinsen auf seinen Lippen zeigte, blieb mir doch nichts anderes mehr übrig.

Ich war Wachs in den Händen dieses Mannes. Er war eine Schwachstelle, die ich versucht hatte, zu eliminieren. Vergebens. Und ein zweites Mal brachte ich es nicht übers Herz.

Und als diese weichen Lippen sich dann endlich, nach so unendlich langer Zeit, wieder auf meine eigenen legten, war es endgültig um mich geschehen. Länger dagegen ankämpfen konnte und wollte ich nicht.

Wieder einmal schaffte er es, mich um den Finger zu wickeln.
Aber irgendwas sagte mir, dass es dieses Mal gut laufen würde.
Dieses eine Mal.



Selbstverständlich sollte alles anders kommen, als wir es gedacht hatten.
Selbstverständlich sollte etwas schief gehen.
Selbstverständlich fanden wir uns in einer Situation wieder, die man so leicht hätte verhindern können, wenn man nur auf mich gehört hätte.
Und selbstverständlich war da dieses überhebliche Grinsen auf Damiens Lippen, als er die Tür zu unserem Versteck verschloss und das Geräusch der Polizeisirenen aussperrte.

Wie gerne ich ihm doch jetzt ins Gesicht geschlagen hätte.

„Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Aiden. Ist doch alles gut gegangen.“ nicht nur das Grinsen zeigte seine Überheblichkeit. Auch in seiner Stimme schwang dieser ganz bestimmte Ton mit. Ich hätte schreien können.
„Ja, natürlich. Gut gelaufen.“ entgegnete ich sarkastisch, als ich näher an ihn herantrat, das Zittern unterdrückend, welches die ganze Wut, die ich empfand, ausdrückte. „Jetzt dürfen wir uns wieder tagelang verstecken und hoffen, dass sie die Suche einstellen! Gott, Damien, kannst du nicht einmal auf das hören, was ich sage? Nur ein einziges Mal? Hätten wir uns schneller zurückgezogen, hätte auch alles funktioniert und wir wären nicht auf der Flucht!“

Natürlich war ich sauer. Natürlich wusste Damien es und ich war mir darüber im Klaren, dass er es auch ernst nahm. Aber das Grinsen wollte nicht verschwinden.
Bevor ich mich noch mehr in die ganze Sache reinsteigerte, seufzte ich nur und wandte mich ab, drehte ihm den Rücken zu und ging an einen der Computer die in der großen Halle standen.

Fehler.

Keine zwei Sekunden später spürte ich, wie sich seine Arme um meine Hüften schlangen und mich sanft aber bestimmt an seinen warmen Körper drückten. „Komm runter. Wir haben es dennoch geschafft. Dann verstecken wir uns eben ein paar Tage hier. Ich hab nichts dagegen.“ hauchte er mir ins Ohr, küsste meinen Nacken.

Konnte ich mir schon denken, dass er kein Problem damit hatte.

Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, ich hatte auch kein allzu großes Problem damit. Mein Stolz ließ es aber nicht zu, dass ich ihm das jetzt schon zeigte.

Jedoch fehlte nicht mehr viel und ich sollte ihm zustimmen.
Wie hätte ich diesem Mann denn auch widerstehen sollen? Wie hätte ich es je können?

Nach all der Zeit hatte ich geglaubt, dass er sich verändert hatte. Und ich war überzeugt, dass ich mich ebenfalls verändert hatte.
Doch wie so oft zeigte mir das Leben, dass ich falsch lag.
Damien war noch immer so, wie er damals, vor allem, gewesen war. Ich ebenfalls.

Um nichts in der Welt hätte ich es anders haben wollen.
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