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Aguilar de Nerha

von Jez
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Liebesgeschichte / P16 / Gen
27.02.2017
30.11.2018
7
16.975
3
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5 Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
 
27.02.2017 1.432
 
Hi zusammen :)
ich habe bis jetzt nur in einem anderen Fandom geschrieben, doch seit ich den Film zu AC gesehen habe, bin ich hin und weg. Hier kommt nun eine Geschichte zu den 2 Charakteren aus dem Film, die meiner Meinung nach viel zu kurz gekommen sind.
Über Verbesserungsvorschläge, Kritik (positiv wie negativ, Hauptsache konstruktiv ;) ) und Anmerkungen zum historischen Hintergrund, falls ich bei meiner Recherche schlechte Arbeit geleistet habe, was ich nicht hoffe ^^, sind auf jeden Fall erwünscht.
Ich hoffe, diese Geschichte gefällt euch. Die Updates könnten vllt nur etwas auf sich warten lassen, da ich momentan parallel noch an einer weiteren Geschichte schreibe ...
Viel Spaß beim Lesen und LG, Jez :)

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Prolog

Spanien, 1492

Eine salzige Brise wehte Aguilar de Nerha braune Haarsträhnen ins Gesicht, als er die Kajüte des Kapitän der Santa Maria verließ. Er war sich sicher, dass der Apfel in den Händen dieses Mannes am besten aufgehoben war. Christoph Kolumbus würde mit seinem Schiff innerhalb der nächsten Stunde aus dem Hafen von Huelva auslaufen, die spanischen Gewässer verlassen und auf eine lange Reise gehen. Aguilar war sich zwar nicht sicher, ob er je in Indien ankommen würde, wie er es plante, doch das machte ihm keine Sorgen mehr. Hauptsache, er brachte das verfluchte Ding so weit weg von hier und den Templern wie möglich. Er wünschte es zwar weder Kolumbus noch der Schiffsbesatzung, doch konnte er nicht abstreiten, dass es das Beste für alle wäre, wenn die Santa Maria irgendwo auf hoher See in einem Sturm untergehen und alles an Bord mit sich nehmen würde. Denn nicht einmal die Templer könnten den Edenapfel dann noch finden, wenn er am Grund des Meeres liegen würde.
Aguilar schüttelte stumm den Kopf über seine eigenen Gedanken und wünschte den Seemännern im Stillen alles Gute und dass sie das finden würden, wonach sie suchten. Seine Mission war ab hier beendet. Er war das verdammte Ding los und das war das einzige, was wichtig war.
Es war schon zu einem Reflex geworden, als er sich die Kapuze aus dem Nacken fischte und über den Kopf zog, während er den stämmigen Männern auswich, die gerade das letzte Gut aufs Deck verluden. Sein Blick war gesenkt und doch bekam er alles um sich herum mit, so wie er seine Sinne im jahrelangen Training geschult hatte. Sein Weg führte ihn herunter vom Schiff und am Kai entlang, an dem noch zwei weitere Schiffe vor Anker lagen, die Niña und die Pinta, welche die Santa Maria auf ihrer Reise begleiten würden. Aguilar würdigte sie keines Blickes, stattdessen durchquerte er den Hafen von Huelva, ließ das Kreischen der Möwen, das Rauschen der Wellen und das mitunter deftige Fluchen der spanischen Seeleute hinter sich.
Er schlüpfte durch die Menschenmassen in der Altstadt, als ob er ein bloßer Schatten wäre. Es war Vormittag. In den Straßen und Gassen, mochten sie auch noch so klein sein, wimmelte es nur so von Leuten, die die Zeit noch ausnutzen wollten, bevor sie von der Mittagshitze wieder in ihre Häuser vertrieben wurden. Niemand beachtete den Assassinen, der trotz seiner Größe und seiner ungewöhnlichen Kleidung auffallend war, während er zwischen spielenden Kindern, Eselkarren und Pferdekutschen hindurch huschte und schließlich auch die Altstadt hinter sich ließ. Er gelangte in ein ruhigeres Viertel von Huelva und betrat das Wirtshaus, in dem er sein Pferd untergestellt hatte, als er heute Morgen kurz bei Sonnenaufgang hier angekommen war. Er war die ganze Nacht geritten wie der Teufel, nur damit er den Templern nicht wieder in die Finger kam, und nicht nur das Pferd, das bestimmt immer noch im Stall vor sich hin döste, war jetzt am Ende seiner Kräfte. Der alte Wirt nickte seinem Gast kurz zu und kümmerte sich dann wieder um seine Arbeit. Für ihn war Aguilar nichts weiter als ein seltsam gekleideter Reisender und vielleicht war er in diesem Moment wirklich nur das. Geräuschlos sprang der Assassine die Treppe hinauf und wenige Sekunden später stand er vor der Tür zu seinem Zimmer. Kein Zimmer, eher eine Kammer, doch das störte ihn in diesen Moment nicht im Geringsten. Die Luft war warm und stickig, als er die Tür hinter sich schloss und verriegelte. Er drehte sich um, zog den versteckten Waffengurt unter seinem Ornat hervor, warf ihn auf den klapprigen Tisch und knöpfte dann den Ornat selbst auf, um ihn dem Gurt folgen zu lassen. Er bedachte beides mit einem grimmigen Blick und biss die Zähne aufeinander. Ja, was war er jetzt noch? Und was sollte er jetzt machen?
Der Apfel befand sich jetzt mittlerweile auf dem Meer, seine Mission war beendet. Er sollte zurück zur Bruderschaft gehen oder zu dem, was von ihr übrig geblieben ist. Das sollte er, doch was zog ihn jetzt noch zur Bruderschaft, wenn die Person, die ihn dorthin gebracht und dafür gesorgt hatte, dass er den harten Weg und die Ausbildung zum Assassinen gemacht hatte, nicht mehr dort sein würde? Weil sie sich mit ihm und den anderen Assassinen dazu bereit erklärt hatte, diesen Auftrag auszuführen und den verfluchten Apfel von Eden vor den Klauen der Templer zu schützen. Und nun war sie tot. Sie hatte sich geopfert. Sie war gestorben, wie sie gelebt hatte – für die Bruderschaft und fürs Kredo.
Aguilars Hand zuckte vor, wischte über den Tisch und schleuderte seinen Gurt sowie Ornat gegen die Wand. Er schnappte nach Luft und etwas in ihm zog sich schmerzhaft zusammen, als er das tat, doch er ignorierte es, da dieses Zusammenzucken nichts im Vergleich zu dem Schmerz war, der seit gestern seine Seele eingenommen hatte. Dieser Schmerz war von ganz anderer Natur. Dunkel und vernichtend. Es kam ihm vor, als ob er ihm die Luft zum Atmen nehmen und sein Herz zerreißen wollte.
Verdammt sollte alles sein – der Apfel von Eden, die Templer, die Bruderschaft, er selbst und auch sie. Ja, sie. Sie war der Grund dafür, dass er sich jetzt hier an diesem Punkt befand. Wütend, verzweifelt, haltlos, allein.
Auf einmal völlig erschöpft und müde ließ er sich aufs Bett niedersinken und vergrub den Kopf in den Händen. Es war so gekommen, wie es kommen musste, und er konnte die Vergangenheit nicht mehr ändern. Dieses Wissen konnte jedoch nicht verhindern, dass ihn die Erinnerungen in Ruhe lassen würden. Ohne dass er es zu unterdrücken wusste, spielte sich die Situation wieder vor seinem inneren Auge ab: Kühl und schwer hatte der Edenapfel in seiner Hand gelegen, nachdem er ihn sich zurück erkämpft hatte. Er hatte hinter sich geschaut und war sofort wieder in Kampfhaltung gegangen, die andere Hand schon zur Faust geballt, als er gesehen hatte, wie der Templer Maria in seine Gewalt gebracht hatte und ihr seinen Dolch an den Hals hielt. Nie würde Aguilar den Ausdruck in ihren Augen vergessen – flehend und doch bestimmt. Fürs Kredo. Für die Bruderschaft. Bevor er auch nur einen einzigen Gedanken hatte fassen können, hatte sie sich bewegt und sich selbst die Klinge in den Körper gestoßen. Sie hatte gewusst, dass er sie nicht einfach hätte gehen lassen können, auch wenn das bedeutet hätte, dass er den Edenapfel den Templern dafür überlassen hätte. Doch genau deswegen hatte sie es getan.
Aguilar richtete sich auf und ließ sich mit dem Rücken auf die Liege fallen im Stillen flehend, dass es irgendetwas auf dieser Welt geben würde, was ihn das alles vergessen lassen könnte. Erneut schloss er die Augen und versuchte sich bloß auf seinen Atem zu konzentrieren. Ein. Aus. Ein. Aus. Stille um ihn herum. Leere in ihm selbst.
Wie aus weiter Ferne ertönte plötzlich ein glockenhelles Lachen. Ein Lachen, das so ehrlich und ansteckend war, dass es ihn selbst oft schon zum lachen gebracht hatte, bloß jetzt nicht. Er riss die Augen auf und suchte den Raum ab, doch er war allein. Nun spielte ihm sein Verstand auch noch Streiche. Oder war es doch die Erschöpfung der letzten Tage, die sich seine Sinne so täuschen ließ? Er legte sich wieder zurück und schloss die Augen. Erneut hörte er das Lachen, dieses Mal näher. Er schaute nicht wieder auf, sondern blieb liegen. Stattdessen lauschte er und erinnerte sich an die letzten Male, als er es wirklich gehört hatte und es nicht nur in seinem Kopf war. Es war einige Zeit her, doch die Erinnerungen waren immer noch so klar, als wäre es gestern gewesen.
Sie beide hatten viel erlebt, viel durchgestanden, viel gestritten, aber auch viel geteilt. Aguilar hatte sich oft gefragt, was aus ihnen beiden irgendwann geworden wäre, doch niemals hatte er an dieses Szenario gedacht.
Er durchforstete weiter sein Gedächtnis, rief jede einzelne Erinnerung an sie hervor bis schließlich zu dem Tag, an dem er sie das aller erste Mal gesehen hatte.
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