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Wer klingelt da an der Tür?

Kurzbeschreibung
KurzgeschichteHumor, Familie / P12 / Gen
Dorothy Zbornak Sophia Petrillo
25.02.2017
25.02.2017
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25.02.2017 1.516
 
Wer klingelt da an der Tür?

Rating: P12

Genre: Familie, Drama, Humor

Wörter: 1467

Geschrieben: Februar 2017

Inhalt: Sophias Ausflug ins Einkaufszentrum endet unschön. Sie versucht alles, um das zu vertuschen, Dorothy kommt ihr aber schneller auf die Schliche, als es ihrer Mutter lieb ist.


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Sophia sass im Wohnzimmer in einem Sessel und starrte nervös die Haustür an. Hoffentlich würde es nicht… doch da, es klingelte. Sophia zuckte zusammen und blieb in ihrem Sessel sitzen. Vielleicht würde… es klingelte erneut. Erneut zuckte Sophia zusammen und dennoch blieb sie sitzen. Mit Schrecken hörte sie da, wie sich Schritte von der Terrasse her näherten. Dorothy! Was nun? Sie musste ruhig bleiben.

„Hat es nicht gerade geklingelt, Ma?“, fragte die gross gewachsene Frau, als sie ins Wohnzimmer trat und ihre Mutter im Sessel sitzend vorfand.

„Stimmt, es hat geklingelt“, kam es von Sophia, die sich um einen ruhigen Eindruck bemühte. Um nichts auf der Welt wollte sie ihrer Tochter zeigen, dass sie nervös war. Das würde nur lästige Fragen herbeiführen. Fragen, die sie gerade nicht gebrauchen konnte. Aus diesem Grund wählte sie den Weg des Sarkasmus. Das war sich Dorothy von ihr gewohnt, wie Sophia nur zu gut wusste. „Dein Gehör ist ausgezeichnet, mein Kätzchen. Damit wirst du bei deiner nächsten Verabredung gross raus kommen… ach nein, ich vergass, es will gar kein Mann mit dir ausgehen. Tja, dumm gelaufen.“

Dorothy sagte zu dieser sarkastischen Bemerkung ihrer Mutter nichts, sah diese nur böse an, während sie zur Tür ging. Nur eines musste sie loswerden: „Ich habe nicht nur ein gutes Gehör, sondern auch zwei gesunde Beine. Das scheint dir abzugehen, Ma, wenn du nicht zur Tür gehst, um sie zu öffnen.“

„Bin ich hier das Dienstmädchen?“, rief Sophia höhnisch, damit es glaubwürdig rüber kam. Aber da sie verhindern wollte, dass ihre Tochter die Tür öffnete, musste sie diese davon abhalten. Aus diesem Grund, Dorothy hatte die Hand auf der Türklinke, sagte Sophia: „Und nur zu deiner Information, ich habe aufgemacht und sogleich die Tür zugeknallt.“

Überrascht sah sich Dorothy zu ihrer Mutter um und vergass kurzweilig, die Tür zu öffnen. Obwohl es erneut klingelte. Stattdessen erbat sie von ihrer Mutter nähere Informationen, über deren seltsamen Verhalten. „Warum knallst du die Tür zu, Ma? Der Gerichtsvollzieher wird nicht davor stehen.“

Sophia lächelte. Sie hatte ihre Tochter dort, wo sie diese haben wollte. „Der Gerichtsvollzieher nicht“, antwortete sie aus diesem Grund ruhig. „Aber Stanley.“

Dorothy machte automatisch einen Schritt rückwärts, als sie den Namen ihres Ex-Mannes hörte. Argwöhnisch betrachtete sie die Tür, als würde diese jeden Moment aufgehen und Stanley käme ins Wohnzimmer spaziert. Ein Szenario, welches Dorothy nicht behagte. Stanley würde ihr den ansonsten wundervollen Tag verderben und das nur mit seiner Anwesenheit in ihrem Heim. Das wollte Dorothy nicht. „Wir sollten die Tür nicht öffnen. Eventuell haben wir Glück und Stanley verschwindet von alleine.“ Glauben tat Dorothy das nicht, aber die Hoffnung starb zuletzt.

Zufrieden über Dorothys Reaktion, entspannte sich Sophia langsam und holte ihre Stricksachen aus dem Korb, der die ganze Zeit neben ihr gestanden hatte. „Mach das, mein Kätzchen“, bestärkte die alte Frau ihre Tochter in deren Überlegungen. „Stanley wird irgendwann annehmen, dass ich alleine zu Hause bin. Das sollte ihn vertreiben. Er weiss, dass ich ihm niemals freiwillig die Tür öffnen würde.“

Die letzte Bemerkung ihrer Mutter liess Dorothy bestätigend nicken. Und sie war halb auf dem Weg zurück auf die Terrasse, als sie abrupt stehen blieb und abschätzend zu ihrer Mutter sah. „Es ist eigenartig…“, fing sie an, nur um mitten im Satz aufzuhören. Dorothy sah ihre Mutter prüfend an, die das Sinnbild einer alten Frau machte, die eifrig mit ihren Stricksachen beschäftigt ist. Das Ganze war eigenartig, fand Dorothy, und überlegte angestrengt, was sie an der Situation störte. Dorothy sah zur Tür, an der es erneut läutete und in diesem Moment machte es klick bei ihr. „Ma, willst du mir nicht erzählen, wer wirklich vor der Tür steht? Stan ist das nicht“, forderte Dorothy aus diesem Grund ihre Mutter auf. Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie das Schlimmste annahm.

Sophia versuchte das Bild einer Ahnungslosen abzugeben, als sie von der Strickarbeit aufsah, in das Gesicht ihrer Tochter. „Ich weiss nicht, was du meinst.“

Hoch gezogenen Augenbrauen und ein Blick, der sagte, dass sie ihr kein Wort glaubte, war die erste Reaktion von Dorothy. Sie deutete auf die Tür, während sie zu ihrer Mutter sprach: „Du meinst, wenn ich die Tür öffne, stünde Stan draussen und würde versuchen bei uns eine Mahlzeit zu schnorren? Wenn du das antwortest, möchte ich dir in Erinnerung rufen, dass Stan vor der Tür schreien würde, dass man ihn herein lassen solle. Der würde uns miteinander reden hören und wüsste somit, dass du nicht alleine bist, Ma.“

„Das ist die neue Taktik von Stanley, Dorothy“, war Sophia bemüht, diese von ihrer richtigen Fährte abzulenken. „Er weiss, dass wir ihn nicht sehen wollen und nun tarnt er sich, indem er sich anders verhält.“

„Das würde Verstand voraussetzen“, kam es klipp und klar von Dorothy. Die felsenfest überzeugt war, dass vor der Tür nicht ihr Ex-Mann die Türklingel zum glühen brachte. „Verstand, den Stan nicht hat!“ Sie kannte ihren Ex-Mann. Der würde niemals versuchen auf diese Art hier herein zu kommen. „Noch einmal, wer steht vor der Tür? Und lüg mich nicht an, Ma“, kam es drohend aus Dorothys Mund. „Alte verlogene Frauen haben sie nicht gerne in der Schattigen Pinie.“

Diese letzte Bemerkung reichte aus, um Sophia seufzend das Strickzeug beiseite legen zu lassen. Ihre Tochter hatte Witterung aufgenommen und würde keine Ruhe geben, bis Sophia ihr die Wahrheit erzählte. „Gut, ich erzähle es dir“, sprach aus diesem Grund Sophia zu ihrer Tochter und stellte sogleich eine Forderung an Dorothy. „Du musst mir aber versprechen, nicht wütend zu werden, wenn du weisst, wer vor der Tür steht.“

„Ma, sprich endlich Klartext!“, kam es laut und deutlich aus Dorothys Mund.

Sophia fing an zu erzählen, während es erneut an der Tür klingelte: „Es fing damit an, dass Rose und Blanche ausser Hauses waren, während du auf der Terrasse einen unnützen Schönheitsschlaf hieltest.“ Ein lautes Einatmen war Dorothys Reaktion auf diesen Seitenhieb. Sophia redete ohne mit den Wimpern zu zucken weiter. „Ich wollte ins Einkaufszentrum, um mir neue Stützstrümpfe zu kaufen, ohne dich zu wecken. In der Hoffnung, dass du gut ausgeschlafen doch noch einen Mann abbekommst.“

„Ma!“, kam es entrüstet aus Dorothys Mund.

Sophia liess sich nicht unterbrechen, von diesem kurzen und lauten Wort. „Da sah ich den Autoschlüssel von Rose und nahm ihn mir, um mit ihrem Auto ins Einkaufszentrum zu fahren.“

„Du hast keinen Führerschein, Ma“, rief Dorothy ihrer Mutter in Erinnerung. Obwohl sie ahnte, dass dies der alten Frau selbst klar und völlig egal war.

„Eine Tatsache, die du und ich wissen, nicht aber die restlichen Verkehrsteilnehmer. Ich dachte, dass ich das ausnutzen müsste. Ich rein ins Auto und schnell zum Einkaufszentrum gefahren. Was wunderbar klappte, wenn man übersieht, dass ich die Parkhausschranke leicht geschrammt habe.“

„Was heisst leicht?“

Ohne Scham und Reue meinte Sophia: „Sie ist entzwei. Ich habe sie übersehen und bin durch sie hindurch gefahren.“ Solch ein Malheur konnte jedem passieren, fand Sophia. Ihre Tochter sah das anders.

„Ma!“, kam es entsetzt von Dorothy. Die sich in Gedanken ausrechnete, wie viel das kosten würde.

Sophia erzählte unterdessen weiter. „Ab diesem Zeitpunkt wurde die Rückfahrt kurios, weil mir ein hartnäckiger Parkplatzwächter nachgefahren ist. Ich musste das Gaspedal richtig durchtreten und hatte keine Zeit mehr, auf die Bremse zu treten. Aus diesem Grund habe ich die roten Ampeln übersehen und bin ich zuletzt aus Versehen in dein Auto geknallt, mein Kätzchen, anstatt vorher abzubremsen. Das hat nun einen kleinen Kratzer.“

„Was heisst einen kleinen Kratzer? Hoffentlich nicht entzwei wie die Parkhausschranke?!“

„Entzwei nicht gerade, nehme ich an. Aber ich glaube, dass der Nachbarshund dazwischen geraten ist. Ich habe Fell gesehen zwischen den Autos. Nachsehen konnte ich nicht, ich musste mich ins Haus flüchten. Der Parkhauswächter war mir auf den Fersen und der Nachbar rannte über sein Rasenstück auf mich zu.“

Es war genug. Mit einem bitterbösen Blick zu ihrer Mutter, ging Dorothy erneut zur Tür und streckte ihre Hand nach dem Türgriff aus.

„Nicht die Tür öffnen, Dorothy!“, wollte Sophia ihre Tochter noch aufhalten. „Du wirst mich sonst im Gefängnis besuchen können.“

„Dorthin gehörst du auch, Ma. Die Schattige Pinie ist zu gut für dich!“ Nein, Mitleid hatte Dorothy in diesem Moment keins übrig. Nicht für ihre Mutter, die solch eine Nummer abgezogen hatte, obwohl sie keinen Führerausweis mehr besass. Ihre Mutter wusste, dass sie sich nicht mehr hinters Steuer wagen durfte. „Ich werde die Kosten nicht berappen, die auf dich zukommen. Das musst du alleine ausbaden und dafür gerade stehen.“

Als Dorothy die Tür öffnete, standen ihr ein vor Wut kochender Parkhauswächter, mit dem Finger auf der Türklingel und ein vor Wut schäumender Nachbar gegenüber. Von irgendwoher hörte Dorothy die Sirenen der Polizei. Was nur eines erahnen liess: Ihre Mutter machte keine halben Sachen.

„Sie ist dort drinnen“, meinte Dorothy und zeigte mit ihrem Finger über ihre Schulter ins Haus. „Warten wir noch auf die Polizei oder nehmen sie sie gleich mit?“

„Dorothy!“


ENDE
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