Stumm blickte ich nach draußen in die Ferne. Meine schwarzen Haare wehten in der sanften Briese, die durch den offenen Spalt am Fenster in das Zimmer pirschte. Regen wischte Spuren aus Kreide von der dunklen Straße. Heute war Mittwoch. Heute vor einem Jahr begann für uns Amerikaner ein neues Leben. Heute vor einem Jahr wurde die Purge abgeschafft. Es war wie ein Stein, der einem vom Herzen fiel. Der Senatorin sei dank.
Während ich auf dem schwarzen Ledersofa, in meiner kleinen Wohnung saß, dachte ich darüber nach, was letztes Jahr in der Purge Nacht geschah.

Flashback...

Wir hatten uns letztes Jahr zusammen mit der Familie in ein weit entferntes Anwesen verschanzt. Niemand kannte den Ort. Wir waren eigentlich sicher. Wir waren froh zusammen zu sein. Ich genoss die Zeit mit der Familie, war froh alle in Sicherheit zu wissen. Hier draußen würde uns niemand finden. Wir saßen gerade am Essen. Es gab Braten. Auf einmal flog der Stuhl von Tante Rosie zu Boden. Ich schreckte vom Teller hoch und mein Blick wanderte sofort zu Rosie. Sie stand am Tisch, ihr Blick völlig wahnsinnig. Die Augen weit aufgerissen. Plötzlich begann sie histärisch zu lachen. Sie blickte umher und zog aus ihrer Jacke eine Waffe. Eine Pistole, wie ich sie sehen konnte . Dann ging alles schnell. Sie schoss wild um sich. Die Brust jedes einzellnen wurde durchlöchert. Alle starben. Ich wurde verschont, konnte mich rechtzeitig ins Wohnzimmer flüchten und im Wandschrank verstecken. Rosie dachte damals warscheinlich, sie hätte alle erwischt und ist abgehauen. Ich verbrachte die restliche Purge im Schrank. Hatte Angst heraus zu kommen. Es war schrecklich. Den Grund für Rosies Reaktion wusste ich damals nicht. Heute weiß ich, wie schmutzig unser Familiengeheimnis doch war.
Wie ich später erfahren habe, wurde Rosie, zusammen mit ihrer Tochter erschossen, als sie mit ein paar anderen Purgern die Senatorin umbringen wollten. Anabell, meine Cousine hat man tot neben Rosie gefunden. Anabell war wohl als Freiheitsstatue verkleidet. Ein Nachbar hatte beobachtet, wie sie damals mit ein paar anderen Purgern auf die Senatorin und ihren Bodyguard losgegangen sind. Am Tag nach der Purge erzählte er mir davon.

Ende Flashback


Naja das tut nix mehr zur Sache. Ich hab diese Menschen gehasst und es nahm mich überhaupt nicht mit, was ihnen passiert war.
Die Purge nahm mir damals alles. Und doch verschonte sie mich.
Ich ließ meinen Blick im Zimmer wandern. Es war 18 Uhr. Das es bereits dunkel war, lag wohl an dem schlechten Wetter.  Bereits heute morgen, war alles grau und verregnet.

Ein Knall riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte zum Fester. Was ich sah, daß war mein schlimmster Albtraum.
Brennende Zungen verschlagen die Häuser in unserem Viertel. Menschen schrien um Hilfe.
Und da wusste ich es. Wusste es ohne irgendeine Nachricht eines Notfallübertragungssystems.

Die Purge würde nie verschwinden.

Nie.