Valentinstagblödsinn
von DeepSilence
Kurzbeschreibung
Schuldig kocht Tee und kauft Blumen, Matthew traut dem Ganzen nicht, Nagi ist ganz der alte, wo Brad schon wieder abgeblieben ist, will niemand wissen und Farfarello braucht keine Messer, um jemandem Angst einzujagen. Eine Schachtel Pralinen ist völlig ausreichend... [Schuldig, Matthew Namara, Farfarello, Willkürlich, Nagi][Spin-off von „What about my Dreams?“]
KurzgeschichteHumor, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Farfarello / Jay / Berserker
Schuldig / Mastermind
16.02.2017
08.05.2017
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7.086
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16.02.2017
1.906
Disclaimer: Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Alles, was an Orten, Personen, Namen etc. bekannt vorkommt, gehört nicht mir.
Kurzbeschreibung: Schuldig kocht Tee und kauft Blumen, Matthew traut dem Ganzen nicht, Nagi ist ganz der alte, wo Brad schon wieder abgeblieben ist, will niemand wissen und Farfarello braucht keine Messer, um jemandem Angst einzujagen. Eine Schachtel Pralinen ist völlig ausreichend... [Schuldig, Matthew Namara, Farfarello, Willkürlich, Nagi][Spin-off von „What about my Dreams?“]
A/N: Bei allgemeinen Fragen und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Gebrauchsinformation im Profil.
Zum besseren Verständnis sollte man What about my Dreams? und Jurassic Schwarz gelesen haben.
Und wer wissen möchte, wer Willkürlich ist, der sollte WamD weiterhin verfolgen. Dort erfolgt die Aufklärung in ein paar Kapiteln.
Er fühlte sich ziemlich zerschlagen, wenn er seinen Zustand irgendwie definieren sollte. Außerdem war das Wetter draußen noch immer mehr als bloß ein wenig eklig, aber es war Mitte Februar und man sollte vermutlich auch nichts anderes erwarten. Eine Windböe klatschte die nächste prasselnde Regentropfensalve gegen die Fensterscheibe. Matthew hörte es, obwohl er das Wasser in der Dusche erst einen Augenblick später abstellte. Sehen konnte man allerdings nichts. Nicht, dass das um drei Uhr in der Früh verwunderlich wäre, aber in diesem Fall war es bestimmt auch besser so. Vor allem, wenn er bedachte, dass er noch bis vor anderthalb Stunden hatte draußen sein müssen. Takatori und seine dämlichen Ideen... Und diesmal empfand er es wirklich als unfair, dass Schuldig hatte zuhause bleiben dürfen! Nur, weil Takatori plötzlich auf die Wahnsinnsidee gekommen war, herausfinden zu wollen, was jemand fühlte, wenn man dessen Tochter... Er wollte lieber nicht daran denken! Es war definitiv ausreichend, dass er die Bilder und Schreie nicht mehr aus dem Kopf bekam und dass er Willkürlich hatte bitten müssen, während der Rückfahrt mal anzuhalten, weil er sich hatte übergeben müssen.
Er stieg aus der Dusche, schlang sich das bereitgelegte Handtuch um die Hüften, taumelte ein paar Schritte vorwärts, klappte die Klobrille hoch und übergab sich noch ein weiteres Mal in die Toilette. Nicht, dass mittlerweile noch etwas nennenswertes dagewesen wäre, dass er erbrechen konnte, vorausgesetzt, man sah von Galle ab. Er musste dringend mit Staubig telefonieren. Das konnte und wollte er kein zweites Mal durchmachen müssen, bloß, weil Schwarz’ Auftraggeber ein... Wieder musste er würgen, so heftig, dass er das Gefühl bekam, vor seinen Augen würden kleine, leuchtende Sterne tanzen.
Als er eine schiere Ewigkeit später aus dem Bad trottete, fühlte er sich leer und schwindlig. Im Grunde genommen sollte er sich noch einen Tee machen, um wenigstens seinen Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen, aber im Moment fürchtete er, es dann die Treppe nicht wieder nach oben zu schaffen. Seine Knie waren so verdächtig weich, dass er vermutlich schon froh sein konnte, wenn er es bis zu seinem Bett schaffte. Vorsichtig öffnete er seine Zimmertür und schloss sie genauso und so leise wie möglich wieder hinter sich. Er wollte jetzt nicht auch noch jemanden aufwecken, nur, weil er sich unwohl fühlte. Ein paar Stunden Schlaf würden das Gröbste sicherlich wieder ins Lot bringen. Wenigstens hoffte er das. Andernfalls... Nein, jetzt nicht auch noch grübeln, ermahnte er sich. Das würde rein gar nichts ändern, doch es half nichts und nun gut, Willkürlich würde er vermutlich nicht wecken, ganz gleich, wie leise er war. Der Telekinet hatte vorhin gesagt, er wolle den Bericht für SZ noch schreiben, bevor er zu Bett ging. Aber die anderen... Mit einem leisen Seufzen lehnte er sich gegen die Wand, verharrte für einen Moment, bis seine Beine sich wieder halbwegs so anfühlten, als ob sie ihn wieder tragen würden, wenigstens bis zum Bett. Wenn er bis dahin kam, dann war alles weitere vorerst nicht so wichtig. Zum Schlafen brauchte er ja nicht stehen, da konnte er nur... nur... Mit einem erleichterten Ausatmen ließ er sich auf die Matratze sinken. Zum Glück hatte er sich im Bad auch schon Boxershorts und ein T-Shirt hingelegt. Hier hätte er es jetzt wohl nicht mehr bis zum Schrank geschafft, aber nackt schlafen war irgendwie... Er fühlte sich dann einfach nicht wohl und konnte folglich auch nur schlecht oder gar nicht schlafen, aber jetzt würde fehlende Bekleidung bestimmt nicht der Grund sein, aus dem er keinen Schlaf fand. Erschöpft kroch er unter die Bettdecke, kuschelte sich ein und schloss die Augen. Licht hatte er gar keines mehr angemacht. Wofür hätte das auch gut sein sollen, wo er sich in seinem Zimmer zum einen auch im Dunkeln zurechtfand und zum anderen eh nichts herumlag, woran er sich hätte stoßen oder worüber er hätte fallen können, weil er auch nach über einem Jahr noch nicht dazu gekommen war, übermäßig viele Habseligkeiten anzuhäufen.
Er zwang sich, an das Zimmer zu denken. Das war immer noch am einfachsten von allem, wenn er zur Ruhe kommen wollte, denn dann konnte er dort einfach aufräumen und sich selbst das Gefühl vermitteln, seine Welt wieder in Ordnung zu bringen – und Ordnung brauchte er dringend! Besonders jetzt. Und vermutlich würde er früher oder später während des Aufräumens einschlafen. Das war absolut erstrebenswert, denn nur so... Ein Geräusch ließ ihn die Augen wieder öffnen. Was das etwa...?
„Matt?“
Mit einem Ruck setzte er sich im Bett auf. „Was denn?“
„Oh, damit hat sich die Frage, ob du schon schläfst, ja wohl erübrigt.“ Schuldig gluckste scheinbar amüsiert und schloss die Zimmertür hinter sich wieder.
Er seufzte: „Was willst du?“
„Rutsch mal ’n Stück“ , forderte der Telepath und kam zum Bett.
Am liebsten hätte Matthew ihm gesagt, er solle sich bitte zum Teufel scheren und ihn schlafen lassen, doch er brachte die Energie dafür einfach nicht auf. Es war leichter, etwas zur Seite zu rutschen, und Schuldig nahm neben ihm auf der Matratze Platz.
„Ich hab dir ’n Tee gemacht.“ Schuldig hielt ihm eine Tasse hin. „Aber Vorsicht, der ist noch heiß.“
„Ist das wieder Weißer Tee?“, hakte er nach. Das sähe ihm ähnlich! Und dann würde er in den kommenden Stunden wieder kein Auge zutun können!
„Ich bin Telepath, kein Arschloch, Matt. Das ist Melissentee.“
„Wehe, wenn nicht“, murrte er, nahm die Tasse aber und roch an ihrem Inhalt. Es schien tatsächlich Melissentee zu sein und den bekam man hier in Japan ja auch wirklich überall, wenn er bedachte, dass es sogar üblich war, ihn während der Arbeit zu trinken. Vorsichtig nippte er an der heißen Flüssigkeit. Ja, es schmeckte auch wie Melissentee, konstatierte er.
„Und?“
„Ist okay“, räumte er ein. Das war das mindeste.
„Willkürlich meinte, es wäre ziemlich... ziemlich scheiße gewesen.“ Schuldig zog das rechte Bein an, stellte den Fuß mit der Ferse auf die Bettkante und schlang die Arme um sein Knie.
„Das ist ziemlich nett umschrieben“, gab Matthew zurück – das war es wirklich! Ziemlich scheiße klang im Gegensatz zu dem, was er dazu zu sagen hätte, sogar noch richtig objektiv!
„Es wird noch ziemlich viel netter werden, sobald Willkürlich seinen Bericht abgegeben hat. Du kannst dir sicher sein, dass er reinschreiben wird, dass du’s nicht mit ’nem Schulterzucken weggesteckt hattest. Staubig würde ihn mit ziemlicher Sicherheit häuten, wenn er’s nicht täte.“
„Ich will das gar nicht wissen“, murmelte er. Es fiel ihm wirklich schwer, sich den Telepathen, der ihn quasi im Geiste adoptiert hatte, als so jemanden vorzustellen. So kannte er ihn überhaupt nicht! Sicher, in mancherlei Hinsicht war er ein bisschen speziell, aber das allein...
„Das wird sich aber nicht ganz vermeiden lassen“, erwiderte Schuldig. „Du wirst zumindest mitkriegen, dass Staubig dafür sorgen wird, dass du solche Missionen nie wieder übernehmen darfst.“
„Nicht, dass sie mir fehlen würden“, schnaubte er. Das würden sie ganz sicher nicht! Und da war es ihm auch durchaus recht, sollte Staubig ihn dafür als Sensibelchen hinstellen müssen. Nicht, dass das bei einem Empathen verwundern würde, hatte Frostig während eines Telefonates zu ihm gesagt. Es hätte da schon seit einigen Jahren gewisse Theorien in diese Richtung gegeben, aber man hatte ja bisher noch nie die Gelegenheit gehabt, sie zu überprüfen. Er sollte sich deswegen einfach keine Gedanken machen.
„Die würden niemandem fehlen.“ Schuldig streckte sich und stand wieder auf.
„Wo willst du hin?“
„In mein Bett. Es ist halb vier in der Früh und ich würde jetzt echt gern ’ne Runde pennen.“
„Kannst du doch auch hier“, gab er zurück. Es würde ihn auf jeden Fall von den widerlichen Bildern in seinem Kopf ablenken, wenn der Telepath das täte, und es wäre einfacher als sich jetzt wieder auf das Aufräumen des Zimmers zu konzentrieren.
„Im Ernst?“
„Ja.“
„Klasse!“ Der Telepath ließ sich einfach neben ihn fallen und streckte sich aus, als wäre das völlig normal. „Dann versteh ich jetzt auch endlich, warum Brad gesagt hat, ich müsse unbedingt wachbleiben, bis ihr wieder da seid.“
„Aha.“ Was sollte er denn dazu noch sagen?! Dass es ihn sprachlos machte? Das war offensichtlich, einmal ganz davon abgesehen, dass er mittlerweile eigentlich damit hätte rechnen können, dass Brad so etwas sagen könnte. Tat er ja nicht zum ersten Mal, seit er hier war. Matthew nippte nochmal an seinem Tee.
„Hätte ja nicht gedacht, dass du das nochmal zu mir sagen würdest.“
„Ja, ich auch nicht“, merkte er leise an. Es war ja auch alles andere als gewöhnlich, dass sie zusammen in einem Bett schliefen. Sicher, hin und wieder kam das vor, aber von Gewohnheit konnte man da noch lange nicht sprechen.
Schuldig begann, an der Bettdecke herum zu zupfen, bis er sich selbst damit bestmöglich zugedeckt hatte. Dann seufzte er hörbar zufrieden:
„So ist das viel besser.“
„Du weißt aber schon, dass du kalte Füße hast“, gab er zurück. Diese Eisklötze konnten einem ja gar nicht verborgen bleiben!
„Du bist überhaupt eiskalt“, kam es prompt zurück. „Dass du nicht zitterst wie Espenlaub ist auch alles.“
Matthew schnaubte leise. Ihm war ja auch trotz der heißen Dusche immer noch nicht richtig warm geworden. Wie sollte es auch, nachdem er im Anschluss daran noch etliche Minuten vor der Kloschüssel gehockt und sich hinein übergeben hatte? Da war es doch kein Wunder, dass man nicht warm wurde! Das ging auf den ewig kalten Fliesen auch gar nicht. Trotzig trank er einen Schluck Tee und ignorierte genauso das Gefühl, sich die Zunge daran verbrannt zu haben.
„Hey.“ Schuldig nahm ihm die Tasse weg und stellte sie auf den Nachttisch. „Das wird gleich besser, leg dich einfach wieder hin.“
„Aber du behältst die Finger bei dir!“
„Ach, wenn’s nur die Finger sein sollen...“
„Schuldig!“
„Ja, ja, schon gut. Ich hab’s ja verstanden.“ Es klang ein wenig beleidigt. „Legst du dich jetzt bitte hin?“
„Die Hände bleiben oberhalb des Bauchnabels, ist das klar?“
„Ja-ha!“
„Gnade dir Gott, wenn nicht“, drohte er, legte sich nun aber wieder hin. Es war völlig okay, dass Schuldig hier schlief, nur nach mehr als bloß schlafen stand ihm im Moment so gar nicht der Sinn. Eine Mission wie die von dieser Nacht konnte einem wirklich die Lust auf so ziemlich alles verschlagen. Und erst jetzt merkte er, dass der Telepath nicht viel mehr Kleidung am Leib hatte, als er selbst. Das erklärte dessen kalte Füße natürlich sehr genau!
Sie brauchen einen Moment, bis sie eine Position gefunden hatten, die ihnen beiden sowohl genug Decke als auch genug Platz bot.
„Küssen ist erlaubt?“, hörte er Schuldig leise fragen.
„Mh-hm.“
„Okay.“ Schuldig küsste nur kurz seine Schläfe. „Dann schlaf gut, Matt.“
„Du auch“, murmelte er, konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. Das war auf jeden Fall mindestens genauso gut wie das Zimmer aufzuräumen. Wahrscheinlich war es sogar noch besser als das.
Kurzbeschreibung: Schuldig kocht Tee und kauft Blumen, Matthew traut dem Ganzen nicht, Nagi ist ganz der alte, wo Brad schon wieder abgeblieben ist, will niemand wissen und Farfarello braucht keine Messer, um jemandem Angst einzujagen. Eine Schachtel Pralinen ist völlig ausreichend... [Schuldig, Matthew Namara, Farfarello, Willkürlich, Nagi][Spin-off von „What about my Dreams?“]
A/N: Bei allgemeinen Fragen und Nebenwirkungen lesen Sie bitte die Gebrauchsinformation im Profil.
Zum besseren Verständnis sollte man What about my Dreams? und Jurassic Schwarz gelesen haben.
Und wer wissen möchte, wer Willkürlich ist, der sollte WamD weiterhin verfolgen. Dort erfolgt die Aufklärung in ein paar Kapiteln.
Valentinstagblödsinn
Part I
Er fühlte sich ziemlich zerschlagen, wenn er seinen Zustand irgendwie definieren sollte. Außerdem war das Wetter draußen noch immer mehr als bloß ein wenig eklig, aber es war Mitte Februar und man sollte vermutlich auch nichts anderes erwarten. Eine Windböe klatschte die nächste prasselnde Regentropfensalve gegen die Fensterscheibe. Matthew hörte es, obwohl er das Wasser in der Dusche erst einen Augenblick später abstellte. Sehen konnte man allerdings nichts. Nicht, dass das um drei Uhr in der Früh verwunderlich wäre, aber in diesem Fall war es bestimmt auch besser so. Vor allem, wenn er bedachte, dass er noch bis vor anderthalb Stunden hatte draußen sein müssen. Takatori und seine dämlichen Ideen... Und diesmal empfand er es wirklich als unfair, dass Schuldig hatte zuhause bleiben dürfen! Nur, weil Takatori plötzlich auf die Wahnsinnsidee gekommen war, herausfinden zu wollen, was jemand fühlte, wenn man dessen Tochter... Er wollte lieber nicht daran denken! Es war definitiv ausreichend, dass er die Bilder und Schreie nicht mehr aus dem Kopf bekam und dass er Willkürlich hatte bitten müssen, während der Rückfahrt mal anzuhalten, weil er sich hatte übergeben müssen.
Er stieg aus der Dusche, schlang sich das bereitgelegte Handtuch um die Hüften, taumelte ein paar Schritte vorwärts, klappte die Klobrille hoch und übergab sich noch ein weiteres Mal in die Toilette. Nicht, dass mittlerweile noch etwas nennenswertes dagewesen wäre, dass er erbrechen konnte, vorausgesetzt, man sah von Galle ab. Er musste dringend mit Staubig telefonieren. Das konnte und wollte er kein zweites Mal durchmachen müssen, bloß, weil Schwarz’ Auftraggeber ein... Wieder musste er würgen, so heftig, dass er das Gefühl bekam, vor seinen Augen würden kleine, leuchtende Sterne tanzen.
Als er eine schiere Ewigkeit später aus dem Bad trottete, fühlte er sich leer und schwindlig. Im Grunde genommen sollte er sich noch einen Tee machen, um wenigstens seinen Flüssigkeitshaushalt aufzufüllen, aber im Moment fürchtete er, es dann die Treppe nicht wieder nach oben zu schaffen. Seine Knie waren so verdächtig weich, dass er vermutlich schon froh sein konnte, wenn er es bis zu seinem Bett schaffte. Vorsichtig öffnete er seine Zimmertür und schloss sie genauso und so leise wie möglich wieder hinter sich. Er wollte jetzt nicht auch noch jemanden aufwecken, nur, weil er sich unwohl fühlte. Ein paar Stunden Schlaf würden das Gröbste sicherlich wieder ins Lot bringen. Wenigstens hoffte er das. Andernfalls... Nein, jetzt nicht auch noch grübeln, ermahnte er sich. Das würde rein gar nichts ändern, doch es half nichts und nun gut, Willkürlich würde er vermutlich nicht wecken, ganz gleich, wie leise er war. Der Telekinet hatte vorhin gesagt, er wolle den Bericht für SZ noch schreiben, bevor er zu Bett ging. Aber die anderen... Mit einem leisen Seufzen lehnte er sich gegen die Wand, verharrte für einen Moment, bis seine Beine sich wieder halbwegs so anfühlten, als ob sie ihn wieder tragen würden, wenigstens bis zum Bett. Wenn er bis dahin kam, dann war alles weitere vorerst nicht so wichtig. Zum Schlafen brauchte er ja nicht stehen, da konnte er nur... nur... Mit einem erleichterten Ausatmen ließ er sich auf die Matratze sinken. Zum Glück hatte er sich im Bad auch schon Boxershorts und ein T-Shirt hingelegt. Hier hätte er es jetzt wohl nicht mehr bis zum Schrank geschafft, aber nackt schlafen war irgendwie... Er fühlte sich dann einfach nicht wohl und konnte folglich auch nur schlecht oder gar nicht schlafen, aber jetzt würde fehlende Bekleidung bestimmt nicht der Grund sein, aus dem er keinen Schlaf fand. Erschöpft kroch er unter die Bettdecke, kuschelte sich ein und schloss die Augen. Licht hatte er gar keines mehr angemacht. Wofür hätte das auch gut sein sollen, wo er sich in seinem Zimmer zum einen auch im Dunkeln zurechtfand und zum anderen eh nichts herumlag, woran er sich hätte stoßen oder worüber er hätte fallen können, weil er auch nach über einem Jahr noch nicht dazu gekommen war, übermäßig viele Habseligkeiten anzuhäufen.
Er zwang sich, an das Zimmer zu denken. Das war immer noch am einfachsten von allem, wenn er zur Ruhe kommen wollte, denn dann konnte er dort einfach aufräumen und sich selbst das Gefühl vermitteln, seine Welt wieder in Ordnung zu bringen – und Ordnung brauchte er dringend! Besonders jetzt. Und vermutlich würde er früher oder später während des Aufräumens einschlafen. Das war absolut erstrebenswert, denn nur so... Ein Geräusch ließ ihn die Augen wieder öffnen. Was das etwa...?
„Matt?“
Mit einem Ruck setzte er sich im Bett auf. „Was denn?“
„Oh, damit hat sich die Frage, ob du schon schläfst, ja wohl erübrigt.“ Schuldig gluckste scheinbar amüsiert und schloss die Zimmertür hinter sich wieder.
Er seufzte: „Was willst du?“
„Rutsch mal ’n Stück“ , forderte der Telepath und kam zum Bett.
Am liebsten hätte Matthew ihm gesagt, er solle sich bitte zum Teufel scheren und ihn schlafen lassen, doch er brachte die Energie dafür einfach nicht auf. Es war leichter, etwas zur Seite zu rutschen, und Schuldig nahm neben ihm auf der Matratze Platz.
„Ich hab dir ’n Tee gemacht.“ Schuldig hielt ihm eine Tasse hin. „Aber Vorsicht, der ist noch heiß.“
„Ist das wieder Weißer Tee?“, hakte er nach. Das sähe ihm ähnlich! Und dann würde er in den kommenden Stunden wieder kein Auge zutun können!
„Ich bin Telepath, kein Arschloch, Matt. Das ist Melissentee.“
„Wehe, wenn nicht“, murrte er, nahm die Tasse aber und roch an ihrem Inhalt. Es schien tatsächlich Melissentee zu sein und den bekam man hier in Japan ja auch wirklich überall, wenn er bedachte, dass es sogar üblich war, ihn während der Arbeit zu trinken. Vorsichtig nippte er an der heißen Flüssigkeit. Ja, es schmeckte auch wie Melissentee, konstatierte er.
„Und?“
„Ist okay“, räumte er ein. Das war das mindeste.
„Willkürlich meinte, es wäre ziemlich... ziemlich scheiße gewesen.“ Schuldig zog das rechte Bein an, stellte den Fuß mit der Ferse auf die Bettkante und schlang die Arme um sein Knie.
„Das ist ziemlich nett umschrieben“, gab Matthew zurück – das war es wirklich! Ziemlich scheiße klang im Gegensatz zu dem, was er dazu zu sagen hätte, sogar noch richtig objektiv!
„Es wird noch ziemlich viel netter werden, sobald Willkürlich seinen Bericht abgegeben hat. Du kannst dir sicher sein, dass er reinschreiben wird, dass du’s nicht mit ’nem Schulterzucken weggesteckt hattest. Staubig würde ihn mit ziemlicher Sicherheit häuten, wenn er’s nicht täte.“
„Ich will das gar nicht wissen“, murmelte er. Es fiel ihm wirklich schwer, sich den Telepathen, der ihn quasi im Geiste adoptiert hatte, als so jemanden vorzustellen. So kannte er ihn überhaupt nicht! Sicher, in mancherlei Hinsicht war er ein bisschen speziell, aber das allein...
„Das wird sich aber nicht ganz vermeiden lassen“, erwiderte Schuldig. „Du wirst zumindest mitkriegen, dass Staubig dafür sorgen wird, dass du solche Missionen nie wieder übernehmen darfst.“
„Nicht, dass sie mir fehlen würden“, schnaubte er. Das würden sie ganz sicher nicht! Und da war es ihm auch durchaus recht, sollte Staubig ihn dafür als Sensibelchen hinstellen müssen. Nicht, dass das bei einem Empathen verwundern würde, hatte Frostig während eines Telefonates zu ihm gesagt. Es hätte da schon seit einigen Jahren gewisse Theorien in diese Richtung gegeben, aber man hatte ja bisher noch nie die Gelegenheit gehabt, sie zu überprüfen. Er sollte sich deswegen einfach keine Gedanken machen.
„Die würden niemandem fehlen.“ Schuldig streckte sich und stand wieder auf.
„Wo willst du hin?“
„In mein Bett. Es ist halb vier in der Früh und ich würde jetzt echt gern ’ne Runde pennen.“
„Kannst du doch auch hier“, gab er zurück. Es würde ihn auf jeden Fall von den widerlichen Bildern in seinem Kopf ablenken, wenn der Telepath das täte, und es wäre einfacher als sich jetzt wieder auf das Aufräumen des Zimmers zu konzentrieren.
„Im Ernst?“
„Ja.“
„Klasse!“ Der Telepath ließ sich einfach neben ihn fallen und streckte sich aus, als wäre das völlig normal. „Dann versteh ich jetzt auch endlich, warum Brad gesagt hat, ich müsse unbedingt wachbleiben, bis ihr wieder da seid.“
„Aha.“ Was sollte er denn dazu noch sagen?! Dass es ihn sprachlos machte? Das war offensichtlich, einmal ganz davon abgesehen, dass er mittlerweile eigentlich damit hätte rechnen können, dass Brad so etwas sagen könnte. Tat er ja nicht zum ersten Mal, seit er hier war. Matthew nippte nochmal an seinem Tee.
„Hätte ja nicht gedacht, dass du das nochmal zu mir sagen würdest.“
„Ja, ich auch nicht“, merkte er leise an. Es war ja auch alles andere als gewöhnlich, dass sie zusammen in einem Bett schliefen. Sicher, hin und wieder kam das vor, aber von Gewohnheit konnte man da noch lange nicht sprechen.
Schuldig begann, an der Bettdecke herum zu zupfen, bis er sich selbst damit bestmöglich zugedeckt hatte. Dann seufzte er hörbar zufrieden:
„So ist das viel besser.“
„Du weißt aber schon, dass du kalte Füße hast“, gab er zurück. Diese Eisklötze konnten einem ja gar nicht verborgen bleiben!
„Du bist überhaupt eiskalt“, kam es prompt zurück. „Dass du nicht zitterst wie Espenlaub ist auch alles.“
Matthew schnaubte leise. Ihm war ja auch trotz der heißen Dusche immer noch nicht richtig warm geworden. Wie sollte es auch, nachdem er im Anschluss daran noch etliche Minuten vor der Kloschüssel gehockt und sich hinein übergeben hatte? Da war es doch kein Wunder, dass man nicht warm wurde! Das ging auf den ewig kalten Fliesen auch gar nicht. Trotzig trank er einen Schluck Tee und ignorierte genauso das Gefühl, sich die Zunge daran verbrannt zu haben.
„Hey.“ Schuldig nahm ihm die Tasse weg und stellte sie auf den Nachttisch. „Das wird gleich besser, leg dich einfach wieder hin.“
„Aber du behältst die Finger bei dir!“
„Ach, wenn’s nur die Finger sein sollen...“
„Schuldig!“
„Ja, ja, schon gut. Ich hab’s ja verstanden.“ Es klang ein wenig beleidigt. „Legst du dich jetzt bitte hin?“
„Die Hände bleiben oberhalb des Bauchnabels, ist das klar?“
„Ja-ha!“
„Gnade dir Gott, wenn nicht“, drohte er, legte sich nun aber wieder hin. Es war völlig okay, dass Schuldig hier schlief, nur nach mehr als bloß schlafen stand ihm im Moment so gar nicht der Sinn. Eine Mission wie die von dieser Nacht konnte einem wirklich die Lust auf so ziemlich alles verschlagen. Und erst jetzt merkte er, dass der Telepath nicht viel mehr Kleidung am Leib hatte, als er selbst. Das erklärte dessen kalte Füße natürlich sehr genau!
Sie brauchen einen Moment, bis sie eine Position gefunden hatten, die ihnen beiden sowohl genug Decke als auch genug Platz bot.
„Küssen ist erlaubt?“, hörte er Schuldig leise fragen.
„Mh-hm.“
„Okay.“ Schuldig küsste nur kurz seine Schläfe. „Dann schlaf gut, Matt.“
„Du auch“, murmelte er, konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen. Das war auf jeden Fall mindestens genauso gut wie das Zimmer aufzuräumen. Wahrscheinlich war es sogar noch besser als das.
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