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Show Me What Love's All About

Kurzbeschreibung
OneshotSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P6 / Gen
08.01.2017
08.01.2017
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Disclaimer: Die Ereignisse der November/Dezember Folgen sind hier nicht alle passiert. Stellt euch die Affäre als einmalige Sache vor und Nico als nicht ganz so großes Arschloch.



-N-
Es tut weh.
Es tut weh, Lara mit Jamal tanzen zu sehen. Und obwohl Nico weiß, dass er nicht mehr das Recht dazu hat, eifersüchtig zu sein, ist er es trotzdem. Überall sind bunte Lichter, das Feuerwerk und die Wunderkerzen erhellen ihr Gesicht so wie er es in Erinnerung hatte. Sie ist so hübsch.
Zum Glück bemerken sie ihn nicht. Es ist schlimm genug, dass er Lara fast täglich über den Weg läuft und einfach nicht weiß, was er sagen soll. Jedes Mal sieht sie ihn an, fast schon ein Flehen in den Augen, zu erklären, was passiert ist. Was sie falsch gemacht hat. Wie kann er ihr nur beibringen, dass es nie ihre Schuld war?
Sie scheint Spaß zu haben, auch wenn es nicht mit ihm ist. Gut, denkt er. Lara soll glücklich sein, wenn er schon alles kaputt gemacht hat.
„Was ist jetzt?“, kommt es plötzlich von hinten und- was? Er hatte kurz vergessen, dass da noch andere Menschen um ihn herum sind. Mit einem letzten Blick über die Schulter joggt er hinter seinen Freunden her.
„Denk doch mal an was anderes als die Kleine, du bist ja nicht mehr auszuhalten“, wirft ihm einer vor und der Rest murmelt zustimmend.
„Ich will jetzt lieber an gar nichts denken“, sagt Nico so leise, dass es wahrscheinlich niemand gehört hat, und nimmt einen Schluck aus seiner Flasche.
Für eine Weile nicht zu denken klingt nach einem guten Plan.


-L-
Was ist denn noch? will sie ihm hinterher schreien, als sie mit Jamal weg geht und Nico vor dem Hauseingang stehen bleibt. Erklär's mir.
Aber es kommt nichts raus, wie immer in den letzten Wochen, wenn Lara ihn zufällig gesehen hat.
Nico ist scheinbar noch betrunken und Lara weiß nicht, ob sie wissen will, was er letzte Nacht getan hat. Ob er wieder bei Angelina war.
Es hätte ihr klar sein müssen, von Anfang an. Jeder wusste wohl, dass es früher oder später so enden musste. Der große, tolle Nico ist bald gelangweilt von der kleinen Lara, die immer noch zur Schule geht und sonst ja auch so gar nicht zu ihm passt. Man findet seine große Liebe nicht mit 15. Was die Leute nun mal so sagen.
Sie war immer genervt davon, wollte allen beweisen, dass es nicht so ist. Schön, dass ausgerechnet Nico selbst ihr den ultimativen Gegenbeweis geliefert hat.
Geh doch zu ihr will sie sagen, aber sie liebt ihn noch zu sehr um so was überhaupt denken zu können.


-N-
Da will man schon mal Wasser trinken, und dann ist das alles leer. 2017 fängt ja großartig an.
Als Nico versucht irgendetwas, das einem Frühstück gleichkommen könnte, aus den Resten der letzten Tage zu kreieren, klingelt es.
Könnte es...? Nein. Warum sollte sie? Lara hat sich entschieden und Nico sitzt vor seinem Essen und heult. Er kann nicht behaupten, dass er es ungerecht findet. Es ist verständlich, dass sie ihm nicht zuhören will, auch wenn er noch ein paar Dinge zu sagen hätte. Das ist jetzt nicht mehr seine Entscheidung.
Iffi steht vor der Tür als Nico sie zögernd öffnet und er weiß nicht, was er davon halten soll. Die einzige Person, die er sehen will, ist nicht da. Also blendet er aus, was seine Mutter ihm zu sagen hat. Es hat doch eh keinen Sinn mehr. Lara ist glücklich mit Jamal, da ist ihr Ex doch in jeder Hinsicht nur im Weg.
Und während Iffi sich über seinen kalten Döner und Isolation von der restlichen Familie auslässt, fasst er den Entschluss.


Hoffentlich macht sie auf. Oh Gott, hoffentlich ist sie überhaupt Zuhause.
Nico geht auf die Tür zu. Und macht einen Schritt zurück. Und wieder nach vorne. Streckt seine Hand zur Klingel aus. Und zieht sie wieder zurück.
Und wenn Jamal bei Lara ist? Oder am besten noch ihre ganze Familie? Nico muss einfach mit ihr alleine reden, wenigstens um zu erklären, dass er weg geht. Auch wenn sie sich das vielleicht schon denken kann, wenn er mit Rucksack und Luftmatratze beladen durch die Gegend läuft.
Nach mehreren Minuten, in denen er unschlüssig vor der Wohnungstür steht, hebt er doch endlich den Arm und klingelt. Die Tür geht früher auf als er gedacht hätte und schon steht Lara vor ihm und es ist schon wieder alles zu viel. Nico öffnet seinen Mund, aber nichts kommt raus.
„Was willst du?“, sagt Lara schließlich gereizt, aber Nico sieht wieder dieses Flehen nach Antworten in ihren Augen. Das ist seine letzte Chance.
„Ich muss mit dir reden“, bringt er hervor. „Allein“, fügt er hinzu als er Jamal um die Ecke stehen sieht.
Lara folgt seinem Blick und scheint Jamal irgendetwas zu signalisieren, da dieser widerwillig in sein Zimmer verschwindet. Nico atmet auf. Das läuft ja bisher gar nicht so schlecht.
Sie greift nach ihrer Jacke und dem Schlüssel, dann geht sie ohne ein Wort an ihm vorbei aus der Wohnung. Nico kann nichts anderes tun als ihr zu folgen.


-L-
Sie laufen jetzt schon zehn Minuten schweigend nebeneinander her. Lara weiß nicht, was Nico ihr zu sagen hat, aber es wäre schön, wenn er überhaupt irgendwas sagen würde. Diese geladene Stille ist ja nicht auszuhalten.
Was will er nur mit diesem Rucksack? Hat er jetzt auch keine Wohnung mehr?
Als sie am Spielplatz ankommen hält sie inne, was Nico auch zum Stehen bringt. Ohne wirklichen Grund geht sie auf das kleine Häuschen mit der Rutsche zu, in dem sie mit Nico damals gekifft hat. Sie setzt sich rein und sieht ihn erwartungsvoll an.
Er sieht müde aus. Sie fragt sich, ob er die letzten Nächte überhaupt geschlafen hat, bis ihr wieder einfällt, dass es ihr egal sein sollte.
„Ich wollte dir nur sagen“, setzt er plötzlich an und reißt Lara aus ihren Gedanken, „dass ich weg gehe.“
„Wie weg?“, fragt sie, weil. Nein. Das kann er nicht machen.
„Ich muss einfach raus hier“, fügt er hinzu, als ob das als Erklärung reichen würde. „Ich gehe erstmal ein bisschen reisen und vielleicht komme ich irgendwann wieder, vielleicht aber auch nicht. Ich werde dir und Jamal nicht im Weg stehen.“
„Wovon redest du? Was hat das ganze mit Jamal zu tun?“ Lara blickt ihn an, versteht überhaupt nichts mehr.
„Ihr seid doch jetzt zusammen“, sagt Nico zögerlich.
„Wir sind was? Wer sagt denn so was?“ Langsam wird sie sauer. Solche Gerüchte haben ihr gerade noch gefehlt.
„Naja, ihr habt doch letzte Nacht getanzt und er wohnt bei euch und du hast natürlich das gute Recht dazu, nachdem ich, du weißt schon...“ Er wird immer leiser und hektischer, kann Lara nicht in die Augen gucken. Gut so, denkt sie. Er soll sich auch mal schlecht fühlen.
Er macht ihre kalte Stimmung nicht gerade besser mit seinen Worten.
„Nachdem du Angelina gevögelt hast?“, blafft sie ihn an, „Ja, ich erinnere mich dunkel.“
Nico sagt nichts. Warum sagt er denn nichts?
Sie spürt wie ihre Augen bei dem Gedanken an ihn mit Angelina anfangen zu brennen, also senkt sie ihren Blick. Sie merkt förmlich, wie die Kraft sie verlässt und einfach nur noch Trauer da ist.
„Warum, Nico?“ Mehr bringt Lara nicht heraus, bevor die ersten Tränen fließen.
Sie liegt in seinen Armen bevor sie überhaupt einen anderen Gedanken fassen kann. Es fühlt sich richtig an. Fast wie früher.
Lara weiß nicht, wie lange sie da so umschlungen sitzen und ihre Tränen einfach kein Ende nehmen. Sie hört es kaum, als Nico endlich anfängt zu reden.
„Ich hatte Angst,“ flüstert er in ihre Haare. „Ich habe Angst. Nach der Sache mit Caro damals.“
Lara nickt, um ihm zu zeigen, dass sie zuhört.
„Ich hab' viele dumme Dinge gemacht, weißt du. Irgendwann war ich so hilflos, dass ich gegangen bin und Caro mit Luki allein gelassen habe. Sie wollte es so, aber ich hab' immer noch Schuldgefühle deswegen. Ich hab' unsere Beziehung zerstört, obwohl ich sie geliebt habe. Und ich dachte, ich hätte daraus gelernt und würde so was nicht nochmal machen. Bis du kamst.“
Nico wirkt, als wäre er selbst den Tränen nahe.
„Du hast meine Welt auf den Kopf gestellt. Du machst mich glücklich. Und je länger wir zusammen waren, desto größer wurde meine Angst, dass ich dich verletzen würde.“ Er lacht verbittert. „Und dann hab ich dich verletzt. Deshalb muss ich gehen.“
Sie schweigen wieder, aber nach einem Moment löst Lara sich aus ihrer Umarmung und starrt ihn an.
„Ist das dein Ernst?“, fragt sie fassungslos. „Du erzählst mir was von Ich muss aus meinen Fehlern lernen bla bla bla und dann kommst du mir mit so was?“
„Nein, Lara-“, setzt er an, aber sie ist es leid. Warum hat sie sich überhaupt auf dieses Gespräch eingelassen?
Sie steht so schnell auf, dass ihr fast schwindelig wird, aber selbst das ist ihr egal, sie kann sich das nicht länger anhören.
„Dann geh doch“, ruft sie bevor sie losläuft und erst vor ihrer Wohnung wieder stehen bleibt.


-N-
Das war's dann also. Sein kläglicher Versuch irgendetwas gerade zu rücken ist auch nach hinten losgegangen.
Aber es bestärkt ihn in seiner Entscheidung, sogar so weit, dass er nicht länger zögert, sondern den nächsten Bus nehmen will. Weshalb er jetzt an der Bushaltestelle steht, den Kopf gesenkt, damit ihn am besten niemand bemerkt und sein Plan erst bekannt wird, wenn er schon lange fort ist.
Nico hört Schritte hinter sich. Großartig, denkt er und zieht sich seine Jacke noch enger ins Gesicht, in der Hoffnung, dass derjenige einfach an ihm vorbei geht. Doch die Schritte werden langsamer und hören dann komplett auf.
Er blickt nach vorne, direkt in Laras Augen.
„Du willst doch gar nicht weg hier“, sagt sie ruhig, aber er sieht die Nervosität in ihren Augen, in ihren zitternden Händen.
Ohne groß nachzudenken nimmt er ihre Hände in seine, automatisch, wie es immer war.
„Lara, ich-“, aber weiter kommt er nicht.
„Du gehst doch nur, weil du Angst hast. Verdammt, Nico. Lern' aus deinen Fehlern. Bleib bei mir und zeig mir, dass du es ernst meinst.“
„Ich kann nicht“, sagt er leise. So leise, dass sie vermutlich gar nicht gehört hat.
„Trau dich doch mal was“, erwidert sie genauso leise und stellt sich langsam auf ihre Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Nico kann genau sehen, wie viel Überwindung sie diese Geste kostet und er beginnt ihre Worte zu verstehen.
Lara traut sich was. Vielleicht ist es Zeit, dass er sich ein Beispiel an ihr nimmt.
 
 
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