Lost
von CallMeJu
Kurzbeschreibung
Seit Jude denken kann war Bobby schon immer ihr bester Freund, nicht mehr und nicht weniger. Doch was geschieht, wenn sie ihn plötzlich mit ganz anderen Augen sieht? Was, wenn er nicht genauso fühlt? Wird dadurch ihre Freundschaft gefährdet? [iKON/ OC]
GeschichteLiebesgeschichte / P16 / Gen
OC (Own Character)
04.01.2017
31.03.2017
3
4.336
04.01.2017
1.871
Sie hatte sich verlaufen. Ein Wasserfall an Tränen lief an ihren rosigen Wangen hinab, während sie durch diesen riesigen Wald rannte, auf der Suche nach einem Ausweg. Allmählich ging die Sonne unter und der Himmel färbte sich orange. Die Bäume warfen bereits Schatten und ihre unfassbare Größe jagte ihr Angst ein. Immer wieder rief das Mädchen den Namen ihres Freundes: „Bobby!“ Jedoch antwortete ihr niemand, außer dem Echo ihrer Stimme. Sie hatten einander verloren. Je größer ihre Angst wurde, desto schneller rannte sie, doch der Wald drohte sie zu verschlucken. Was wenn sie nicht mehr raus finden würde? Und die Nacht im Wald verbringen müsste? Das Mädchen rannte immer schneller, bis sie plötzlich umknickte und mit einem lauten „Au!“ zu Boden fiel, dabei jedoch vom weichen Laub aufgefangen wurde. Da lag sie nun, allein und verloren in einem riesigen Wald ohne Ausgang und ihr Fuß tat weh. Die Tränen nahmen kein Ende und erneut rief sie: „Bobby!“ Immer wieder: „Bobby! Bobby! Wo bist du nur?“ Einige Sekunden saß sie nun da in Stille, als ihr aus der Ferne plötzlich eine Stimme antwortete. „Jude!“, rief die Stimme, „Jude! Jude! Hier bin ich doch!“ Aus der Ferne erkannte sie ihn schon: Es war Bobby. Endlich! Er rannte auf sie zu, so schnell er nur konnte. Und erneut rief er: „Jude!“ Vor ihr ließ er sich auf die Knie fallen.
„Endlich hab ich dich gefunden!“, sagte er außer Atem.
Sie schluchzte: „Ich dachte schon fast, du hast mich zurück gelassen.“
„Ach, Quatsch!“, antwortete Bobby. Er setzte sich im Schneidersitz vor Jude. „Ich bin zurück gekommen. Für dich!“
„Aber wieso?“, fragte sie.
„Na, weil du meine beste Freundin bist!“
Etwas tollpatschig wischte er mit dem seinen kleinen Händen die Tränen von Judes Gesicht, wodurch diese das breite Grinsen ihres Freundes erkannte, dass sich im ganzen Gesicht ausbreitete. Plötzlich schienen all' ihre Ängste verflogen zu sein und auch in ihrem Gesicht formte sich ein kleines Grinsen.
„Ich würde dich nie alleine lassen.“, fuhr er fort. „Und ich bin mir sicher, du würdest dasselbe für mich tun. Oder, Jude?“
Jude blickte auf das Laub unter ihnen. Gar keine Frage, natürlich würde sie Bobby nie im Stich lassen, denn er war auch ihr bester Freund.
„Jude?“, sagte er erneut.
Auch in ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und sie wollte ihrem Freund antworten. Doch als sie aufblickte war er nicht mehr da. Sie blickte umher, auf der Suche nach ihm. „Bobby?“, rief sie. Doch er verschwunden. Allein der Schall seiner Stimme war zu hören, wie er immer wieder Judes Namen rief. Plötzlich spürte sie wieder die Angst. „Jude!“, hörte sie immer wieder die Stimme ihres besten Freundes nach ihr rufen. „Jude! Jude?-"
„Jude!“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter nach ihr rufen, welche sie aus dem Schlaf riss. Ruckartig stämmte Jude sich auf und holte tief Luft. Einige Sekunden vergingen, bis ihr erschrockener Blick langsam zu ihrer Mutter wanderte, welche bereits mit leicht genervtem Blick an der Tür stand. „Du solltest allmählich aufstehen. Du musst zur Schule.“ Immer noch schweren Atems und noch dazu Schweiß gebadet griff Jude nach dem Wecker auf dem Nachttisch neben ihrem Bett. 07:00 Uhr. Dabei realisierte sie langsam, dass sie nicht mehr 7 war und nicht auf dem Boden eines Waldes bei Sonnenuntergang lag. Sie war 17 und lag an einem Montag morgen zu Hause in ihrem Bett und hatte noch dazu verschlafen. Es war also alles nur ein Traum. Bobby ging es gut. Für einige Sekunden schloss Jude die Augen, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, und ließ sich danach mit einem lauten Seufzer rückwärts ins Bett fallen.
„Ich will doch gar nicht in die Schule.“, murmelte sie.
Mit viel Mühe schaffte Jude es doch noch aus dem Bett und machte sich um etwa 07:30 Uhr – jedoch ohne Frühstück und etwas gestresst – auf den Weg zur Schule.
„Bis später, mein Schatz!“, verabschiedete sie ihre Mutter.
Jude seufzte: „Bis später, Mum.“
„Kopf hoch, Jude“, sagte ihre Mutter mit sanftem Lächeln. „Neues Jahr, neues Glück!“
Zum Abschied schenkte Jude ihrer Mutter ebenfalls ein Lächeln und machte sich auf den Weg. Wenige Meter weiter sah sie auch schon Bobby auf dem Gehweg auf sie warten. Er wohnte gleich neben an. Seine und Judes Famillie leben schon seit mehr als 15 Jahren nebeneinander und sind gut miteinander befreundet, wodurch sich auch die enge Freundschaft der beiden erklärt. Jude hatte sich damals, als ihre Familie in Bobbys Nachbarschaft zog, auf Anhieb gut mit ihm verstanden und schon bald gab es die beiden fast ausschließlich im Doppelpack zu sehen. Bobby war jedoch nicht sein echter Name. Eigentlich hieß er Kim Jiwon, aber sein Spitzname war nun mal Bobby.
Als Jude ihn da stehen sah, wie er auf sie wartete, erinnerte sie sich an ihren Traum von letzter Nacht. Der Vorfall im Wald war nun schon 10 Jahre her. Bobby war damals natürlich nicht wirklich verschwunden. Danach hatten die beiden sich gemeinsam auf den Heimweg gemacht. Aber was hatte der Traum zu bedeuten? Oder war es einfach nur ein schlechter Traum? Sie hatte keine Antwort darauf. Sie versuchte sich nicht allzu große Gedanken darum zu machen. Bobby ging es ja gut.
„Du siehst echt fertig aus.“, sagte Bobby grinsend, als Jude langsam auf ihn zu kam.
„Dir auch einen guten Morgen, Bobby.“
Gemeinsam liefen sie zur Schule, wobei Jude ihm erzählte, dass sie verschlafen hatte. Bobby lachte sie daraufhin aus, was sie jedoch mit Humor nahm. Er erzählte daraufhin von seinem Morgen, wie er sogar früher als sonst an Schultagen wach wurde und ihm dadurch sein wertvoller Schlaf verloren ging. Daraufhin lachte Jude ihn aus – so waren sie nun mal.
An der Schule angekommen, mussten die beiden sich vorerst trennen. Immerhin hatten sie unterschiedliche Stundenpläne, was bedeutete, dass sie nicht jeden Unterricht gemeinsam hatten. Während Bobby also gerade Geschichte hatte, hatte sie eine Doppelstunde Englisch. Somit irrte Jude auf der Suche nach dem Englischsaal durch das riesige Schulgebäude, wobei sie sich langsam daran erinnerte, weshalb sie so wenig Lust auf Schule hatte: Wegen dem Stress. Etwas außer Atem kam sie dennoch rechtzeitig zum Unterricht. Jedoch war sie eine von den letzten Schülern die den Saal betraten, weshalb sie etwas verzweifelt nach einem freien Platz suchen musste. Als sie mit ihrem Blick über den Saal streifte, traf sie den eines bekannten Gesichts. Es war Liz! Diese schenkte Jude ein Lächeln, während sie sie zu sich rüber winkte, womit sie ihr den freien Platz neben sich anbieten wollte. Auch Jude schenkte ihr ein Lächeln, während sie sich langsam auf sie zu bewegte.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“, erwiederte Jude und setzte sich neben ihre Freundin.
Einige Sekunden herrschte Stille und die beiden Freundinnen schauten einander einfach nur an, als könnten sie die Gedanken des jeweils anderen lesen, bis Liz sagte: „Wer kam eigentlich auf die Idee den Unterricht am anderen Ende des Schulgebäudes stattfinden zu lassen?“ Beide mussten sie lachen und Jude entspannte sich allmählich. Neben Bobby war Liz Judes beste Freundin und sie verstanden sich oftmals auch ohne Worte.
Die Doppelstunde ging recht schnell vorüber und so klingelte es schon sehr bald zur Pause. Auf dem Weg zum Pausenhof unterhielten sich die beiden Freundinnen über die Ferien, wobei Liz von dem Urlaub bei ihrer Familie in den letzten beiden Wochen erzählte, der ja eigentlich gar kein echter Urlaub war, da sie sich ja absolut gar nicht erholen konnte, und dass sie sich dabei schrecklich gelangweilt habe. „Nie wieder werde ich nochmal dorthin fahren!“, ärgerte sich Liz, während sie sich gerade gemeinsam an einen Tisch auf dem Schulhof setzen.„Nie wieder!“ Jude genoss das Genörgel ihrer Freundin. Es kam oft vor, dass Liz sich aufregt, selbst über Kleinigkeiten – Jude erkannte daran lediglich, dass bei ihrer Freundin alles beim Alten war.
Liz seufzte: „Und was hast du getan während ich weg war, Jude?“
„Ich war in der Bibliothek arbeiten.“
„Stimmt, dein Ferienjob.“
„Genau.“ In diesem Moment sah sie gerade Bobby auf sie zu marschieren und musste etwas grinsen. „Und danach habe ich manchmal noch Bobby getroffen.“
Liz folgte ihrem Blick, als Bobby sich gerade zu ihnen an den Tisch setzte. Dabei hatte er seinen besten Freund, Hanbin.
„Hallo, Mädels!“, sagte Bobby grinsend.
„Guten Morgen.“, sagte Hanbin.
Die beiden Mädchen grüßten die beiden ebenfalls. Eine Zeit lang frühstückten die vier einfach nur miteinander und unterhielten sich über die vergangenen Ferien und das neue Schuljahr.
„Also ich wollte mich dieses Jahr ganz auf die Schule konzentrieren.“, sagte Jude, woraufhin ein lautes Seufzen von Bobby folgte.
„Ach, Jude!“, begann er. „Du schreibst auch ohne großen Aufwand immer gute Noten. Du könntest deine Nase endlich mal aus den Büchern nehmen.“
Jude reagierte nicht besonders und schenkte ihm lediglich ein amüsiertes Grinsen. Sie nahm es Bobby nicht übel, da es nicht das erste mal war, dass er sowas in der Art sagte und er meinte es wirklich nicht böse. Jedoch würde sie auf das, was er sagte, trotzdem nicht viel Wert legen.
„Stimmt, dafür könntest du deine Nase aber mal reinstecken.“, konterte Liz.
Und dies war die Einleitung in eine der üblichen sinnlosen Diskussionen zwischen Bobby und Liz. Wirkliche Streitigkeiten zwischen Bobby und Liz gab es nie wirklich und laut den beiden hatten sie auch kein Problem miteinander. Liz mochte es wahrscheinlich nur Bobby etwas zu ärgern und er ging einfach immer sehr gerne darauf ein. Leider war es aber wahr, dass Bobby sich oftmals nicht besonders viel Mühe in der Schule gab. Jude hingegen lernte oftmals viel zu viel.
Hanbin und Jude tauschten einen genervten Blick aus und seufzten.
Bobby schlug mit seiner Faust leicht auf den Tisch und sagte: „Jetzt pass' mal gut auf!“
In diesem Moment hörte man nur einen lauten, sehr hohen Aufschrei neben dem Tisch der vier. Als sie ihre Blicke in die Richtung des Schreis wendeten, sahen sie ein Mädchen am Boden liegen. An ihren Füßen lag Bobbys Tasche, weshalb sie dem Anschein nach darüber gestolpert war. Sofort stand Bobby auf, reichte ihr die Hand und fragte ob alles in Ordnung sei. Er half ihr auf und sagte: „Entschuldige, du bist über meine Tasche gestolpert!“ Plötzlich änderte sich etwas in Bobbys Gesicht. Sein Ausdruck war so leer und er stand da, schaute dem fremden Mädchen einfach nur mit seinen großen Augen ins Gesicht, immer noch ihre Hand haltend. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich dabei auch, jedoch wirkte sie sehr aufgebracht und wütend, bis sie ihre Hand irgendwann aus der von Bobby riss, nach ihrer am Boden liegenden Tasche griff und schnell weiter ging. Bobby stand da noch einige Sekunden, ihr hinterher blickend, bis er sich langsam wieder an den Tisch setzte.
Hanbin griff seinem Freund auf die Schulter: „Ist alles okay?“
Nach einigen Sekunden zeigte sich wie immer Bobbys typisches Grinsen. „Ja, alles bestens.“ Aber Jude wusste, es war nicht alles bestens.
„Oh, Bobby.“, fuhr Liz mit ihrer üblichen Ansage fort.
Dieser zeigte jedoch keinerlei Interesse mehr daran und schien Liz sogar zu ignorieren. Er blickte an Jude, welche vor ihm saß, vorbei und nahm wieder diesen seltsamen Gesichtsausdruck an.
„Bobby?“, sagte Jude leise, was unter Liz Stimme etwas unterging. Keine Antwort. Etwas war anders. Zum ersten Mal schien er seine beste Freundin komplett auszublenden.
Und zum ersten Mal sah Jude in dem Gesicht ihres Freundes einen Ausdruck, den sie so noch nie gesehen hat.
„Endlich hab ich dich gefunden!“, sagte er außer Atem.
Sie schluchzte: „Ich dachte schon fast, du hast mich zurück gelassen.“
„Ach, Quatsch!“, antwortete Bobby. Er setzte sich im Schneidersitz vor Jude. „Ich bin zurück gekommen. Für dich!“
„Aber wieso?“, fragte sie.
„Na, weil du meine beste Freundin bist!“
Etwas tollpatschig wischte er mit dem seinen kleinen Händen die Tränen von Judes Gesicht, wodurch diese das breite Grinsen ihres Freundes erkannte, dass sich im ganzen Gesicht ausbreitete. Plötzlich schienen all' ihre Ängste verflogen zu sein und auch in ihrem Gesicht formte sich ein kleines Grinsen.
„Ich würde dich nie alleine lassen.“, fuhr er fort. „Und ich bin mir sicher, du würdest dasselbe für mich tun. Oder, Jude?“
Jude blickte auf das Laub unter ihnen. Gar keine Frage, natürlich würde sie Bobby nie im Stich lassen, denn er war auch ihr bester Freund.
„Jude?“, sagte er erneut.
Auch in ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus und sie wollte ihrem Freund antworten. Doch als sie aufblickte war er nicht mehr da. Sie blickte umher, auf der Suche nach ihm. „Bobby?“, rief sie. Doch er verschwunden. Allein der Schall seiner Stimme war zu hören, wie er immer wieder Judes Namen rief. Plötzlich spürte sie wieder die Angst. „Jude!“, hörte sie immer wieder die Stimme ihres besten Freundes nach ihr rufen. „Jude! Jude?-"
„Jude!“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter nach ihr rufen, welche sie aus dem Schlaf riss. Ruckartig stämmte Jude sich auf und holte tief Luft. Einige Sekunden vergingen, bis ihr erschrockener Blick langsam zu ihrer Mutter wanderte, welche bereits mit leicht genervtem Blick an der Tür stand. „Du solltest allmählich aufstehen. Du musst zur Schule.“ Immer noch schweren Atems und noch dazu Schweiß gebadet griff Jude nach dem Wecker auf dem Nachttisch neben ihrem Bett. 07:00 Uhr. Dabei realisierte sie langsam, dass sie nicht mehr 7 war und nicht auf dem Boden eines Waldes bei Sonnenuntergang lag. Sie war 17 und lag an einem Montag morgen zu Hause in ihrem Bett und hatte noch dazu verschlafen. Es war also alles nur ein Traum. Bobby ging es gut. Für einige Sekunden schloss Jude die Augen, bis sich ihr Atem beruhigt hatte, und ließ sich danach mit einem lauten Seufzer rückwärts ins Bett fallen.
„Ich will doch gar nicht in die Schule.“, murmelte sie.
Mit viel Mühe schaffte Jude es doch noch aus dem Bett und machte sich um etwa 07:30 Uhr – jedoch ohne Frühstück und etwas gestresst – auf den Weg zur Schule.
„Bis später, mein Schatz!“, verabschiedete sie ihre Mutter.
Jude seufzte: „Bis später, Mum.“
„Kopf hoch, Jude“, sagte ihre Mutter mit sanftem Lächeln. „Neues Jahr, neues Glück!“
Zum Abschied schenkte Jude ihrer Mutter ebenfalls ein Lächeln und machte sich auf den Weg. Wenige Meter weiter sah sie auch schon Bobby auf dem Gehweg auf sie warten. Er wohnte gleich neben an. Seine und Judes Famillie leben schon seit mehr als 15 Jahren nebeneinander und sind gut miteinander befreundet, wodurch sich auch die enge Freundschaft der beiden erklärt. Jude hatte sich damals, als ihre Familie in Bobbys Nachbarschaft zog, auf Anhieb gut mit ihm verstanden und schon bald gab es die beiden fast ausschließlich im Doppelpack zu sehen. Bobby war jedoch nicht sein echter Name. Eigentlich hieß er Kim Jiwon, aber sein Spitzname war nun mal Bobby.
Als Jude ihn da stehen sah, wie er auf sie wartete, erinnerte sie sich an ihren Traum von letzter Nacht. Der Vorfall im Wald war nun schon 10 Jahre her. Bobby war damals natürlich nicht wirklich verschwunden. Danach hatten die beiden sich gemeinsam auf den Heimweg gemacht. Aber was hatte der Traum zu bedeuten? Oder war es einfach nur ein schlechter Traum? Sie hatte keine Antwort darauf. Sie versuchte sich nicht allzu große Gedanken darum zu machen. Bobby ging es ja gut.
„Du siehst echt fertig aus.“, sagte Bobby grinsend, als Jude langsam auf ihn zu kam.
„Dir auch einen guten Morgen, Bobby.“
Gemeinsam liefen sie zur Schule, wobei Jude ihm erzählte, dass sie verschlafen hatte. Bobby lachte sie daraufhin aus, was sie jedoch mit Humor nahm. Er erzählte daraufhin von seinem Morgen, wie er sogar früher als sonst an Schultagen wach wurde und ihm dadurch sein wertvoller Schlaf verloren ging. Daraufhin lachte Jude ihn aus – so waren sie nun mal.
An der Schule angekommen, mussten die beiden sich vorerst trennen. Immerhin hatten sie unterschiedliche Stundenpläne, was bedeutete, dass sie nicht jeden Unterricht gemeinsam hatten. Während Bobby also gerade Geschichte hatte, hatte sie eine Doppelstunde Englisch. Somit irrte Jude auf der Suche nach dem Englischsaal durch das riesige Schulgebäude, wobei sie sich langsam daran erinnerte, weshalb sie so wenig Lust auf Schule hatte: Wegen dem Stress. Etwas außer Atem kam sie dennoch rechtzeitig zum Unterricht. Jedoch war sie eine von den letzten Schülern die den Saal betraten, weshalb sie etwas verzweifelt nach einem freien Platz suchen musste. Als sie mit ihrem Blick über den Saal streifte, traf sie den eines bekannten Gesichts. Es war Liz! Diese schenkte Jude ein Lächeln, während sie sie zu sich rüber winkte, womit sie ihr den freien Platz neben sich anbieten wollte. Auch Jude schenkte ihr ein Lächeln, während sie sich langsam auf sie zu bewegte.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen.“, erwiederte Jude und setzte sich neben ihre Freundin.
Einige Sekunden herrschte Stille und die beiden Freundinnen schauten einander einfach nur an, als könnten sie die Gedanken des jeweils anderen lesen, bis Liz sagte: „Wer kam eigentlich auf die Idee den Unterricht am anderen Ende des Schulgebäudes stattfinden zu lassen?“ Beide mussten sie lachen und Jude entspannte sich allmählich. Neben Bobby war Liz Judes beste Freundin und sie verstanden sich oftmals auch ohne Worte.
Die Doppelstunde ging recht schnell vorüber und so klingelte es schon sehr bald zur Pause. Auf dem Weg zum Pausenhof unterhielten sich die beiden Freundinnen über die Ferien, wobei Liz von dem Urlaub bei ihrer Familie in den letzten beiden Wochen erzählte, der ja eigentlich gar kein echter Urlaub war, da sie sich ja absolut gar nicht erholen konnte, und dass sie sich dabei schrecklich gelangweilt habe. „Nie wieder werde ich nochmal dorthin fahren!“, ärgerte sich Liz, während sie sich gerade gemeinsam an einen Tisch auf dem Schulhof setzen.„Nie wieder!“ Jude genoss das Genörgel ihrer Freundin. Es kam oft vor, dass Liz sich aufregt, selbst über Kleinigkeiten – Jude erkannte daran lediglich, dass bei ihrer Freundin alles beim Alten war.
Liz seufzte: „Und was hast du getan während ich weg war, Jude?“
„Ich war in der Bibliothek arbeiten.“
„Stimmt, dein Ferienjob.“
„Genau.“ In diesem Moment sah sie gerade Bobby auf sie zu marschieren und musste etwas grinsen. „Und danach habe ich manchmal noch Bobby getroffen.“
Liz folgte ihrem Blick, als Bobby sich gerade zu ihnen an den Tisch setzte. Dabei hatte er seinen besten Freund, Hanbin.
„Hallo, Mädels!“, sagte Bobby grinsend.
„Guten Morgen.“, sagte Hanbin.
Die beiden Mädchen grüßten die beiden ebenfalls. Eine Zeit lang frühstückten die vier einfach nur miteinander und unterhielten sich über die vergangenen Ferien und das neue Schuljahr.
„Also ich wollte mich dieses Jahr ganz auf die Schule konzentrieren.“, sagte Jude, woraufhin ein lautes Seufzen von Bobby folgte.
„Ach, Jude!“, begann er. „Du schreibst auch ohne großen Aufwand immer gute Noten. Du könntest deine Nase endlich mal aus den Büchern nehmen.“
Jude reagierte nicht besonders und schenkte ihm lediglich ein amüsiertes Grinsen. Sie nahm es Bobby nicht übel, da es nicht das erste mal war, dass er sowas in der Art sagte und er meinte es wirklich nicht böse. Jedoch würde sie auf das, was er sagte, trotzdem nicht viel Wert legen.
„Stimmt, dafür könntest du deine Nase aber mal reinstecken.“, konterte Liz.
Und dies war die Einleitung in eine der üblichen sinnlosen Diskussionen zwischen Bobby und Liz. Wirkliche Streitigkeiten zwischen Bobby und Liz gab es nie wirklich und laut den beiden hatten sie auch kein Problem miteinander. Liz mochte es wahrscheinlich nur Bobby etwas zu ärgern und er ging einfach immer sehr gerne darauf ein. Leider war es aber wahr, dass Bobby sich oftmals nicht besonders viel Mühe in der Schule gab. Jude hingegen lernte oftmals viel zu viel.
Hanbin und Jude tauschten einen genervten Blick aus und seufzten.
Bobby schlug mit seiner Faust leicht auf den Tisch und sagte: „Jetzt pass' mal gut auf!“
In diesem Moment hörte man nur einen lauten, sehr hohen Aufschrei neben dem Tisch der vier. Als sie ihre Blicke in die Richtung des Schreis wendeten, sahen sie ein Mädchen am Boden liegen. An ihren Füßen lag Bobbys Tasche, weshalb sie dem Anschein nach darüber gestolpert war. Sofort stand Bobby auf, reichte ihr die Hand und fragte ob alles in Ordnung sei. Er half ihr auf und sagte: „Entschuldige, du bist über meine Tasche gestolpert!“ Plötzlich änderte sich etwas in Bobbys Gesicht. Sein Ausdruck war so leer und er stand da, schaute dem fremden Mädchen einfach nur mit seinen großen Augen ins Gesicht, immer noch ihre Hand haltend. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich dabei auch, jedoch wirkte sie sehr aufgebracht und wütend, bis sie ihre Hand irgendwann aus der von Bobby riss, nach ihrer am Boden liegenden Tasche griff und schnell weiter ging. Bobby stand da noch einige Sekunden, ihr hinterher blickend, bis er sich langsam wieder an den Tisch setzte.
Hanbin griff seinem Freund auf die Schulter: „Ist alles okay?“
Nach einigen Sekunden zeigte sich wie immer Bobbys typisches Grinsen. „Ja, alles bestens.“ Aber Jude wusste, es war nicht alles bestens.
„Oh, Bobby.“, fuhr Liz mit ihrer üblichen Ansage fort.
Dieser zeigte jedoch keinerlei Interesse mehr daran und schien Liz sogar zu ignorieren. Er blickte an Jude, welche vor ihm saß, vorbei und nahm wieder diesen seltsamen Gesichtsausdruck an.
„Bobby?“, sagte Jude leise, was unter Liz Stimme etwas unterging. Keine Antwort. Etwas war anders. Zum ersten Mal schien er seine beste Freundin komplett auszublenden.
Und zum ersten Mal sah Jude in dem Gesicht ihres Freundes einen Ausdruck, den sie so noch nie gesehen hat.
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