Stumme Schreie
von ReScripta
Kurzbeschreibung
Ereignisse in der Vergangenheit kann man nicht ändern. Das weiß Bill nur zu gut. Doch dann wird er erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Wird die Gegenwart ihm helfen über seine Vergangenheit hinweg zu kommen?
GeschichteFamilie, Schmerz/Trost / P12 / Gen
Böser Bill
OC (Own Character)
Rango
29.12.2016
29.12.2016
9
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29.12.2016
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3. Fang den Dieb
„Mal sehen. Wo sollte ich zuerst suchen?“
Nachdenklich betrachtete Rango die Karte, die er aus dem Sheriff-Büro mitgenommen hatte.
„Im Dry Creek? Da war er letztes Mal schon gewesen. Oder im Skeleton Creek? Aber die Hütte hatte ich ja aus Versehen in die Luft gesprengt. Wo noch?“
Er überflog die Stellen, die er jeweils mit einem Kreuzchen markiert hatte, wo Bill in letzter Zeit gesichtet worden war, denn sein letztes Revier hatte er aus Sicherheitsgründen aufgegeben. Vermutlich damit der Sheriff ihn nicht finden konnte. Seit Rango in der Stadt war, war Bill irgendwie vorsichtiger geworden.
Seufzend faltete Rango die Karte wieder zusammen. „Okay, dann müssen wir wohl auf gut Glück losgehen. Excelsior. Das wird eine längere Suche. Bist du bereit mein Großer?“
Der Roadrunner gackerte aufgeregt, was Rango als Zustimmung deutete. „Na gut. Dann los. Fangen wir uns einen Dieb.“
Und so suchte Rango gründlich nach Bill. Zuerst suchte er am Skeleton Creek, obwohl er wie erwartet keinen Erfolg hoffte, denn es war tatsächlich niemand dort. Dann durchsuchte er das Dry Creek, wo auch die alte Miene stand. Aber selbst dort war Bill nicht zu finden.
„Verflixt“, fluchte Rango. „Jetzt hab ich einen ganzen Tag dafür verschwendet. Und nichts. Was sagst du dazu Excelsior?“
Der Roadrunner gackerte kurz und pickte auf dem Boden herum.
„Hast recht, ich hab auch Hunger. Wie gut dass Bohne uns etwas mitgebracht hat. Tja. Dann reiten wir morgen weiter.“
Wenig später hatte er ein Lagerfeuer neben einer kleinen Bergkette angezündet und ließ seinen Roadrunner frei daneben stehen. Er packte Bohnes Lunchpaket aus und Excelsior bekam eine Schüssel Körner. Nach einer kurzen Mahlzeit richtete er sich für die Nacht ein. Kaum hatte er den Kopf auf dem Sattel, schloss er auch schon die Augen.
„Na dann, gute Nacht, Excelsior.“
Der Roadrunner hob den Kopf, als die Sonne ihre ersten Strahlen warf. Gackernd erhob sich das Tier und pickte mit dem Schnabel im Sand herum. Ungeduldig sah es zu seinem Herrchen rüber, der immer noch mit dem Kopf auf dem Sattel schlief. Das Huhn legte den Kopf schief. Rango lag auf der Seite, sein Hut lag neben ihm auf dem Boden und seine Arme und Beine waren ausgestreckt. Zögernd kam das Tier näher und zupfte das Chamäleon am Hemd.
Rango atmete grunzend tief ein. Er zuckte mehrere Male bevor er endlich aufwachte.
„Morgen“, murmelte er.
Plötzlich musste er mehrere Male keuchend husten. Er räusperte sich, anschließend befühlte er seinen Hals. Noch einmal hustete er. Dann richtete er sich auf. Sein Roadrunner stand immer noch neben ihm und stupste ihn von hinten mit dem Schnabel an.
„Okay, Excel…“ Der Satz blieb ihm im Halse stecken und er musste sich erneut räuspern, um irgendwie den Hals freizukriegen.
„Was ist denn jetzt nur los?“, dachte er. Hatte er sich über die Nacht verkühlt?
Er atmete mehrere Male tief ein und aus. Irgendetwas Schweres lag auf seiner Brust.
Er griff neben sich und holte seine Wasserflasche raus. Nachdem er mehrere Schlucke Wasser getrunken hatte, fühlte sich sein Hals schon etwas besser an.
„Eine Erkältung kann ich jetzt echt nicht brauchen“, murmelte er.
Kopfschüttelnd stand er auf und sattelte den Roadrunner.
Als er sich hoch schwang, merkte er wie ihm einen Moment schwindelig wurde. Er schüttelte den Kopf. Dann war alles wieder normal.
„Schon lange her, dass ich in der Wüste übernachtet habe“, dachte er. „Vielleicht bringt die Sonne etwas Erleichterung.“
Er ritt eine kleine Strecke, bis die Sonne warm genug war. Dann stieg er von seinem Reittier runter und legte sich auf einen Stein, um sich etwas in der Morgensonne aufzuwärmen. Die Sonnestrahlen waren eine Wohltat für seinen Körper. Nach 10 Minuten war er der Meinung, dass er genug Sonne getankt hatte und machte sich wieder auf den Weg, bevor die Sonne ihre vernichtende Wirkung erreichen würde.
Er holte die Karte raus und suchte sich sein nächstes Reiseziel aus.
„Mmmh… das nächstliegende wäre am Red Stone. Danach die Felsen am Yoshua Valley.“
Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. Ob Bill sich dort aufhielt?
Etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Ansonsten konnte er nur hoffen, dass Bill ihm nur zufällig über den Weg laufen würde.
Stöhnend rieb Rango sich den Kopf. Fast eine Stunde war er jetzt schon unterwegs und trotzdem kam es ihm wie eine Ewigkeit vor. Er räusperte sich. Hastig nahm er wieder einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Sein Hals fühlte sich jetzt sehr dick an. Vielleicht doch eine Erkältung. Ausgerechnet jetzt.
Erschrocken griff Rango nach vorne. Beinahe hätte er seine Wasserflasche fallen gelassen. Irgendwie schwankte alles, und das lag nicht nur am holprigen Ritt auf dem Roadrunner.
Irgendetwas war völlig anders. Er kniff die Augen zusammen und blinzelte mehrere Male.
Er rieb sich die Stirn. Sein Kopf fühlte sich schwer an. Sein Hals tat jetzt sehr weh.
Ein Sonnenstich? So schlimm hatte er es noch nie gehabt.
„Vielleicht sollte ich eine kurze Pause machen“, dachte er.
Er sah sich um und erspähte einen Felsen. Er hielt Excelsior an und stieg ab. Zusammen gingen sie zum Felsen und Rango lehnte sich unter den Schatten.
„Wir reiten gleich weiter mein Großer“, sagte Rango müde und schloss die Augen.
Der Roadrunner scharrte ungeduldig im Sand, dann suchte er erneut den Boden nach etwas Essbaren ab.
Rango blinzelte. Es dämmerte. Wie lange hatte er unter dem Felsen gelegen? Er musste irgendwann eingeschlafen sein. Er stöhnte leise und rieb sich die Stirn. Ein schmerzendes Pochen ging durch seinen Kopf. Sein Roadrunner stand gackernd neben ihm und zupfte mit dem Schnabel an seiner Hose.
„Ist schon gut Junge“, murmelte Rango heiser und rieb sich seinen schmerzenden Hals.
Mühsam stand er auf. Schwankend lehnte er sich wieder an den Felsen.
Eine Weile stand er schweigend da. Dann schüttelte er den Kopf. So konnte er nicht weitersuchen.
„Excelsior, besser wir reiten in die Stadt zurück.“
Er hustete. Noch immer etwas müde, schwang er sich auf Excelsior und ritt davon.
Mit gebeugter Körperhaltung saß er auf dem Roadrunner. Er konnte sich kaum aufrecht halten. Er lehnte sich nach vorne und umklammerte Excelsiors Hals. Die Sonne ging langsam unter. Bis zur Stadt war es noch eine Strecke. Kein Wunder, er hatte lange unter dem Felsen gelegen.
Hoffentlich schaffte er es noch rechtzeitig in die Stadt bevor er vielleicht noch ohnmächtig und vom Roadrunner fallen würde. Er fühlte sich wie durch den Fleischwolf gedreht.
Ein leichter Abendwind begann zu wehen, der ihn einigermaßen wach hielt.
Plötzlich hob er den Kopf. Er kniff die Augen zusammen.
Bildete er es sich nur ein oder sah er ein Haus?
Es war zwar noch weit entfernt, aber er sah Licht in den Fenstern. Vielleicht konnte man ihm hier weiterhelfen. Wenigstens mit etwas Wasser, denn seine Wasserflasche war schon fast leer.
Nach einer Weile hatten sie das Haus erreicht. Es war eher eine Hütte. Danben stand ein kleiner Schuppen, davor eine alte Koppel, auf der ein einzelner Roadrunner stand.
Rango fiel fast auf den Boden, als er vom Roadrunner abstieg. Schnell hielt er sich an Excelsior fest. Nachdem er sich wieder etwas erholt hatte, ging er auf das Haus zu. Es war alt und wirkte etwas heruntergekommen. Aber das war Rango egal. Hauptsache es war jemand im Haus.
Er zog die Luft ein. Es roch nach geräuchertem Speck. Tränen liefen ihm über die Wangen. Bohne hatte ihm auch mal so etwas gekocht, obwohl er Speck nicht sonderlich mochte, aber er hatte nicht abgelehnt und es trotzdem gegessen.
Er holte tief Luft. Dann klopfte er an die Tür. Er wartete ein paar Sekunden. Aber nichts tat sich.
„Hallo?“, fragte er vorsichtig. „Ist jemand hier?“
Er klopfte erneut. „Bitte, machen bitte Sie auf!“
Wieder wurde ihm schwindelig und er musste sich gegen die Tür lehnen.
Plötzlich gab die Tür nach und er fiel nach vorne auf den Boden.
Die Person im Raum wich überrascht zurück. Kurz darauf war das entsichernde Geräusch eines Revolvers zu hören.
„Nicht schießen!“, rief Rango panisch. „Ich tue Ihnen nichts!“
Es wurde still. Rango lag wie gelähmt auf dem Holzboden. Schließlich öffnete er die Augen. Zuerst sah er nur einen Schatten neben sich. Dann dreckige Schuhe, in denen große Füße steckten. Plötzlich bewegte sich der Schatten und ging in die Knie.
Rangos Augen weiteten sich.