Stumme Schreie
von ReScripta
Kurzbeschreibung
Ereignisse in der Vergangenheit kann man nicht ändern. Das weiß Bill nur zu gut. Doch dann wird er erneut mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Wird die Gegenwart ihm helfen über seine Vergangenheit hinweg zu kommen?
GeschichteFamilie, Schmerz/Trost / P12 / Gen
Böser Bill
OC (Own Character)
Rango
29.12.2016
29.12.2016
9
9.878
Alle Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
29.12.2016
1.025
2. Der gestohlene Roadrunner
Gedankenverloren rührte Rango in seiner Kaffeetasse. Er musste noch lange an dieses kranke Echsenkind denken. Es hat wirklich ziemlich übel ausgesehen. Hoffentlich konnte Doc ihm helfen. Vielleicht sollte er nach dem Mittagessen mal kurz in der Praxis vorbeischauen, ob alles wieder in Ordnung war.
„Mister Rango! Sheriff Rango!“
Rango hätte beinahe seinen Kaffee verschüttet, als Löffel in den Saloon stürmte.
„Sheriff! Sheriff!“, schrie Löffel weiter. „Jemand hat meinen Roadrunner geklaut!“
Rango hob die Augenbrauen. „Geklaut?“
„Einfach gestohlen, man hat mich beklaut, ausgeraubt!“
„Okay, okay, jetzt mal ganz ruhig“, sagte Rango. „Wo hast du ihn das letzte Mal gesehen?“
„Draußen wo ich ihn immer anbinde, neben dem Haus vom Zahnarzt.“
„Vielleicht war die Parkuhr abgelaufen“, meinte Rango scherzend.
Löffel konnte darüber gar nicht lachen. „Es gibt hier keine Parkuhren. Sheriff! Ich verlange, dass du mein Huhn wieder findest.“
„Okay, okay, alles klar…“
„Nichts ist klar.“
Genervt setzte sich Rango seinen Hut auf. Sein Mittagessen fiel in diesem Fall aus.
„Zeig mir den Tatort.“
„Er stand vor wenigen Minuten noch hier“, beteuerte Löffel noch immer aufgeregt.
Rango betrachtete den Boden und suchte nach Spuren. Manchmal bedauerte er es, dass er keine Hundenase hatte. Schließlich stand er auf.
„Okay, der Fall ist eindeutig.“
Löffel blieb der Mund offen stehen. „Heißt das, Sie wissen wo er ist?“
„Noch nicht, aber dein Roadrunner wurde eindeutig von einem Profi geklaut. Ich kann keine Fußabdrücke finden. Da hat jemand sich die Schuhe ausgezogen und ist in Socken hierher marschiert.“
„Das können Sie alles sehen?“
„Natürlich. Als Sheriff kann ich noch viel mehr, aber noch genauer wäre es wenn wir Augenzeugen befragen würden.“
Kurze Zeit später ging Rango von einem Haus zum nächsten und fragte jeden Bewohner aus, der ihm auf der Straße begegnete. Doch niemand hatte gesehen, wie jemand den Roadrunner entwendet hatte.
„Der Dieb muss sehr gerissen sein“, murmelte Rango, als er ergebnislos Gordy gefragt hatte, der immer noch schlafend an der Hauswand des Saloons saß.
„Hallo Rango“, rief eine bekannte Stimme.
Rango drehte sich schnell um. „Oh, hallo Bohne. Gut dass du kommst. Hast du vielleicht etwas gesehen?“
„Was soll ich gesehen haben?“, fragte die Wüstenechse verwundert.
„Jemand hat Löffel seinen Roadrunner geklaut. Ich dachte, dass du vielleicht etwas gesehen hättest.“
„Ich bin gerade in die Stadt bekommen… aber warte mal…“
„Ja.“
„Bevor ich in die Stadt kam, hab ich in der Ferne einen Reiter gesehen.“
„Konntest du erkennen wer es gewesen war?“
„Nein, dafür war er viel zu weit entfernt. Aber ich vermute, dass ich ihn erkannt habe. Zumindest an seiner Figur.“
„Und? Wer war es?“
„Ich bin mir nicht 100prozentig sicher, aber ich wette es war Bill.“
Rango klatschte in die Hände. „Natürlich! Wer käme sonst in Frage! Das hätte ich mir doch gleich denken können.“
„Rango, ich sagte nur, dass er so aussah, nicht ob er es wirklich gewesen war“, mahnte Bohne ihn.
Rango verengte die Augen und zog seinen Hut tiefer in die Stirn. „Das wird sich sehr leicht feststellen lassen.“
Rangos Verdacht schien sich zu bewahrheiten. Nach einigem Herumfragen war klar, dass Bill sich vor kurzem tatsächlich noch in der Stadt herumgetrieben hatte. Jetzt schien er wie vom Erdboden verschluckt zu sein und Rango war klar, dass Bill sich wohl Löffels Roadrunner gekrallt hatte.
„Wieso klaut er einen Roadrunner?“, fragte Rango Anvil, als er ihn wegen Bill fragte. „Hat er keinen eigenen?“
Anvil, der Schmied, grinste. „Der ist ihm weggelaufen. Weiß nicht warum. Jedenfalls wollte er in den Stallungen ein Neues haben. Aber weil er kein Geld hatte, bekam er auch keines.“
„Und dann dachte er, besser eins das er umsonst kriegen kann“, grummelte Rango missmutig. „Na denn kauf ich mir.“
„Wie willst du ihn finden?“, fragte Bohne, während sie mit Rango die Schmiede wieder verließ. „Er kann überall sein.“
„Dann werde ich einfach die Gegenden absuchen, wo er sich höchstwahrscheinlich aufhalten könnte.“
„Da kämen aber viele Orte in Frage“, gab Bohne zu Bedenken.
„Was für eine Wahl hab ich denn? Wounded Bird ist zu einem traditionellen Familientreffen gereist. Es kann mehrere Tage dauern bis er wieder zurück ist.“
„Sheriff! Haben Sie meine Roadrunner gefunden?“, fragte Löffel, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
„Nein, aber ich bin nah dran.“
„Wenn Sie ihn nicht finden, dann…“
„Ja, ja, ja. Ich hol dir deinen Roadrunner schon zurück. Nur keine Panik. Ich werde mich sofort auf den Weg machen.“
Mit diesen Worten verschwand er im Sheriff-Büro und suchte nach einer Karte von der Umgebung.
„Das kann aber lange dauern, wenn du alles abklappern musst“, sagte Bohne. „Du könntest vielleicht Hilfe brauchen.“
„Nein, Bohne. Du bleibst hier. Das schaff ich schon alleine… Aha, diese Karte ist gut.“
Er faltete das große Papier zusammen und steckte es in seine Manteltasche.
„Nein Bohne. Du bleibst hier und falls Bill doch zurückkommen sollte, dann versucht ihn aufzuhalten. Wenn ich ihn nicht an den Orten finde, dann werde ich zurückkommen.“
Bohne verzog etwas beleidigt den Mund. „Na dann viel Glück.“
Rango nahm sie versöhnlich in die Arme. „Ach komm schon, Süße. Wenn ich zurückkomme spendiere ich dir ein Abendessen.“
Sie verschränkte die Arme. „Versprichst du mir auch kein unnötiges Risiko einzugehen?“
„Natürlich werde ich das nicht. Wann bin ich das letzte Mal ein Risiko eingegangen?“
Sie hob eine Augenbraue.
Rango nickte betroffen. „Okay, okay. Ich verspreche hoch und heilig nicht den Helden zu spielen, wenn es dich beruhigt.“
„Es würde mich sogar sehr beruhigen“, sagte Bohne.
Sie begleitete ihn nach draußen und gab ihm noch etwas zu Essen mit auf dem Weg. Dann schwang sich Rango auf seinen Roadrunner und sie verabschiedeten sich.
Er nickte Bohne aufmunternd zu. „Also dann. Wir sehen uns.“
„Das will ich sehr hoffen“, sagte sie.
„Ich hab es versprochen“, beteuerte Rango. „Adios!“
Er gab dem Reittier die Sporen und galoppierte davon.
Kaum war Rango hinterm Horizont verschwunden, tauchte Doc auf. „Ist der Sheriff da?“
Bohne schüttelte den Kopf. „Nein, er ist gerade weg geritten. Warum?“
„Ich wollte ihn noch etwas fragen“, sagte der Arzt. Dann zuckte er die Achseln. „Na ja. Vielleicht nicht so wichtig. Bohne, tu mir den Gefallen und sag allen, dass die Arztpraxis vorübergehen unter Quarantäne steht. Ich will nicht, dass sich hier noch jemand unverhofft ansteckt.“