Sündenbekenntnisse - ad nauseam
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
Merkwürdiges geht vor in den Kirchen von Paris und kurz darauf kommen auch Hilferufe aus Berlin, Bonn und Bamberg. Zudem ist die Botschaft - da Philip als Leiter des Legates in Dublin noch nicht ersetzt wurde - ohne geistlichen Beistand. Die Lösung dafür ist eine Überraschung - die selbst Lucian B. Rayne ein Lächeln abnötigt und neue Verbündete in die Botschaft holt. Die Lösung für diesen Fall hingegen liegt in grauer Vorzeit... und zeugt von einer der vielleicht dunkelsten Stunden der Christenheit
GeschichteMystery, Übernatürlich / P16 / Gen
Catherine Corrigan
Derek Rayne
OC (Own Character)
Philip Callahan
Rachel Corrigan
29.12.2016
29.12.2016
5
65.732
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29.12.2016
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Es war Ende März geworden. Die Frauen der Botschafter und die Angestellten planten bereits für die Ostertage.
Nachdem Belial Luciano, Christina Luciana und Lucas Lucian in den Kindergarten gebracht hatte, saßen die drei Botschafter gerade mit ihren Frauen, den Zwillingen und dem kleinen Jan gemütlich beim späten Frühstück. Kat war in der Schule, Derek und Julien an der Sorbonne und Rachel war in ihrer Praxis in San Francisco. Derek hatte seinen brüderlichen Freund gebeten sich heute um seine Patenkinder zu kümmern, da er und Rachel beide beruflich heute den ganzen Tag eingespannt sein würden.
Pierre, der freien Zugang und einen Schlüssel zum Boulevard Haussmann 13 bekommen hatte, stürmte aufgeregt in die Küche. "Ich brauche eure Hilfe, da geht etwas ganz Merkwürdiges vor. Die Leute rennen mir die Bude ein. Alle wollen plötzlich beichten. Vielleicht könnt ihr ja mal die Augen offen halten bitte und ich bräuchte Philip`s Hilfe als Priester um die Beichte abzunehmen. Ich habe schon alle Priester dazu verdonnert, einschließlich mir, aber wir kommen immer noch nicht wirklich hinterher. Ich habe mit dem Pater in Sacre Coer telefoniert, da ist es das Gleiche, wie in allen katholischen Kirchen in Paris." berichtete der Kardinal. Mathilde stellte ihm eine Tasse starken Kaffee hin. "Setz dich erst mal, bis Philip da ist und trink einen Kaffee." sagte sie beruhigend.
"Schon wieder ein kirchlicher Fall." seufzte der Höllenfürst und rief in Gedanken nach Asta und Philip. Kurz darauf erschienen die beiden, zusammen mit ihrem kleinen Töchterchen. "Was gibt es Lucifer? Wir saßen gerade gemütlich beim Frühstück wie ihr wohl auch." fragte Astaroth seinen Herrn. "So gemütlich ist der gar nicht." murmelte Pierre gestresst. "Warum was ist denn los?" erkundigte sich Philip bei seinem ehemaligen Vorgesetzten, als er noch als Priester in Notre Dame tätig gewesen war. Pierre berichtet den beiden nochmal kurz was in Paris vor sich ging. "Und jetzt bräuchte ich deine Hilfe Philip, du bist ja nach wie vor noch Theologe und kannst somit jederzeit mit päpstlicher Erlaubnis die Beichte abnehmen, sogar Derek könnte das, ich dürfte ihn sogar dazu weihen, mit päpstlicher Sondergenehmigung, weil wir ja seit damals der Tod hier das Sagen hatte in Paris, knapp an Priestern sind, aber der hat heute den ganzen Tag Vorlesungen an der Sorbonne." schloss Pierre seinen Bericht. Astaroth seufzte wie schon vorher sein höllischer Chef. "Asta, Schatz, ich muss und möchte Pierre gerne helfen. Bitte sei mir nicht böse." sagte Callaghan und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. "Danke Philip, wir kommen heute Abend wenn der Beichttag vorbei ist wieder und erstatten Bericht." verabschiedete sich der Kardinal zusammen mit Pater Callaghan.
"Was ist das jetzt wieder für ein Mist? Schon wieder ein kirchlicher Fall?" fragte Astaroth genervt. Belial verdrehte die Augen. "Scheint wohl so. Wir wissen auch noch nicht mehr wie das was Pierre gerade erzählt hat." antwortete Metatron. "Seid mal leise, da kommen gerade Nachrichten." meldete sich Selvaggia zu Wort und schaltete das Radio etwas lauter.
"Die Menschen von Paris strömen in Massen in die Kirchen um zu Beichten. So etwas hat es noch nie zuvor in diesem Ausmaß gegeben. Andere wiederum, eventuell Mitglieder einer Sekte? Ich habe keine Ahnung, erhängen sich an Bäumen im botanischen Garten - entweder hinterlassen sie kryptische Abschiedsbriefe in denen sie von Verrat und "Satan verfallen" schreiben oder erhängen sich vor Zeugen und murmeln etwas von: Satan werde sie holen. Wir werden weiter berichten, sobald wir etwas Neues erfahren." berichtet der Radiosprecher.
"Warum denn schon wieder ich? Ich habe doch gar nichts gemacht!" rief Belial empört und wütend. "Beruhige dich Lucifer! Wir wissen dass du nichts gemacht hast, ebenso wie Vater." sagte Hagiel beruhigend. "Ich weiß, dass ihr das alle wisst aber... es nervt einfach, dass ich von den Menschen immer wieder als böse hingestellt werde und mir irgendein Mist angehängt wird, für den ich nicht verantwortlich bin noch weiß worum es überhaupt geht! Das nervt langsam!" Die Stimme des himmlischen Vaters für alle hörbar ertönte: "Lucifer, ich verstehe, dass dich das nervt. Ich weiß dass du im Herzen nicht böse bist sondern in deiner Aufgabe als Fürst der Hölle nur die Schlechten, die ich in die Hölle verbanne bestrafst. So wie es sein muss um das Gleichgewicht zu halten. Hin und wieder bin ich sogar grausamer als du." lachte er. "Und genau deshalb, weil auch in der Zukunft vermehrt solche Vorkommnisse eintreten, habe ich die Himmlisch- höllische Botschaft mit dir als höllischem Botschafter ins Leben gerufen. Sie wird auch auf ewig bestehen und du mein lieber Sohn - bist auf ewig der höllische Botschafter, da Julien, wenn er alt genug ist lediglich so etwas wie dein Assistent ist und dich unterstützt, dass nicht mehr alles an dir hängt. Da du aber als Fürst der Hölle und als mächtigster Engel, wenn auch gefallen über Fähigkeiten verfügst, die Julien oder sonst wer niemals erlangen wird - wirst du damit wohl leben müssen, auch wenn dich das ein oder andere vielleicht nervt." fuhr er fort. Belial verdrehte die Augen, seufzte und trank einen großen Schluck Kaffee. "Tilly, mir ist nach einem starken Pharisäer. Kannst du mir den auch hier machen?" Die Küchenhexe kicherte fast und nickte. "Kommt sofort, Lucifer." Hagiel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Selvaggia versuchte sich nicht aufzuregen, da sie noch genug hatte vom letzten Streit mit ihrem Mann und dieser ja doch machte was er wollte, was gewisse Dinge anging.
"Was wollt ihr jetzt machen, wegen der merkwürdigen Beichterei?" fragte Cassandra. Metatron zuckte mit den Schultern. "Ich denke wir warten erst mal ab , was Pierre und Philip heute Abend zu berichten haben." schlug er vor. Die anderen nickten zustimmend. "Ich hoffe ihr erstattet mir dann auch Bericht, wenn ich von der Elternbeiratssitzung heute Abend zurück komme. Ich bin dich ganz schön neugierig, was es mit den vermehrten Beichtgängen und den Selbstmorden auf sich hat." meinte die Frau des Höllenfürsten, der bei dem Gedanken an Elternbeirat leicht die Augen verdrehte, da er genau wusste dass es um Ostern ging und das in der Kita wieder mit einem Gottesdienst endete.
"Ich hole dann Christian nach der Schule hier her. Lucifer, wenn du Zeit und Lust hast, dann kannst du ja mitkommen um ihn abzuholen. Da freut er sich bestimmt! Allerdings muss ich da als Astarte gehen, da wir als Eltern so gemeldet sind." Schlug er vor. "Sehr gerne, Astarte!" zwinkerte er Astaroth zu. "Wann hat der junge Mann denn Schule aus?" erkundigte er sich. "Heute um 16 Uhr." Belial nickte. "Das passt gut. Ich hole die Kinder schon um 14:30 Uhr aus der Kita ab. So ich verschwinde dann mal in mein Arbeitszimmer und sehe nach, wie weit Euangelion mit den höllischen Berechungen ist und erledige noch die von Samyaza bereitgelegten Berichte dich noch meine Unterschrift brauchen und so weiter. Bis wann soll ich da sein?" fragte er an Astaroth gerichtet. "Da wir den Schein waren müssen und ihn mit dem Auto abholen - so gegen... 15:45 Uhr. Und wenn du ihm eine Freude machen willst, dann mit deinem Porsche." zwinkerte er seinem Herrn und Freund zu.
Christian strahlte, als er aus dem Schulgebäude trat und seine Mutter zusammen mit seinem Lieblingsonkel an dessen Porsche gelehnt erblickte. "Ich muss los, meine Mama und Onkel Lucian holen mich heute ab. Bis morgen." verabschiedete er sich von seinem Freund, mit dem er sonst immer zur Bushaltestelle lief. Mit einem stolzen Grinsen bemerkte er wie seine Klassenkameraden ihm nachsahen, als er auf den schwarzen Sportwagen zuging. Er umarmte beide. "Danke, Onkel Lucian!" Belial grinste, öffnete die Tür und klappte den Beifahrersitz zurück, um seinen Neffen auf der Rückbank einsteigen zu lassen. Der Junge genoss die Fahrt in dem Porsche sehr. "Aber den Ausflug durch Paris machen wir immer noch, oder? Und vielleicht auch sonst öfter? Der Wagen ist nämlich total cool!" fragte der Junge begeistert.
"Wenn Lucifer nichts dagegen hat. Aber nicht heute, wir haben zu arbeiten und du hast morgen wieder Schule, das kannst du mal an einem Wochenende machen. Ich rede mit deinem Papa Philip." antwortete die schöne Göttin. In diesem Moment setzte Belial seine Magie ein und als sie um eine Ecke in Dublin fuhren, versetzte er den Wagen in eine wenig befahrene Straße in Paris, was Christian zu einem begeistert staunenden: "Wie cool ist das denn?" veranlasste.
Im Boulevard angekommen setzten sie sich an den Kaffeetisch. Astarte hatte beschlossen heute für den Rest des Tages Astarte zu bleiben, da sie wusste, dass sich sowohl ihr Sohn, als auch Philip über Astarte freuten. "Ich habe Aine die Flasche gegeben und sie schlafen gelegt, während du weg warst." berichtete Mathilde. "Danke Tilly!" bedankte sich die Göttin freundlich. "Danke an euch alle, dass ihr unsere Kleine alle so nett aufgenommen habt, besonders dir, Lucifer!" Dieser schloss kurz die Augen bevor er antwortete. "Ach Astarte, gerade du solltest mich nach all dieser Zeit... gut genug kennen um zu wissen, wie ich darüber denke und dieses kleine, unschuldige Mädchen kann ja schließlich nichts für ihre... " Er hielt kurz inne, da er sonst fast etwas abfälliges gesagt hätte was nicht für die Ohren der Kinder geeignet wäre. "... Eltern. Und sie ist bei euch bestens aufgehoben, so wie bei ihrer ganzen Verwandtschaft der Boulevard-Familie." Astarte lächelte.
Während die Kinder zusammen spielten und die anderen beim Kaffee saßen, hatte sich Belial mit ein paar höllischen Unterlagen in den Salon zurückgezogen, da Christina Luciana ihn gebeten hatte mit ihm zu spielen, da sie keine Lust hatte auf das wilde Spiel, der drei Jungen.
Philip blieb kurz an der Tür zum Salon stehen, als er am Abend wieder im Boulevard ankam. Er war sichtlich überrascht wie lieb der Fürst der Hölle mit Christina Luciana spielte. Er musste sich gegen seinen Willen eingestehen, dass der Höllenfürst wohl doch ein gutes Herz hatte.
Als die Kinder nach dem Essen im Bett waren begannen Pierre und Philip zu berichten.
"War das ein Stress heute. Da bin ich doch echt froh dass ich nicht mehr als Priester arbeite. Jeden Tag so... bescheuerte Beichten. Was die alles gebeichtet haben, das war ja schon grausam." sagte Philip. Belial sah ihn erstaunt an. "Faszinierend, so etwas aus deinem Munde zu hören, Priesterchen. Wenn ich nicht aus privaten Gründen eine leichte Abneigung gegen dich hätte könntest du mir langsam glatt sympatisch sein. Du machst dich, Respekt!" sagte er freundlich und tatsächlich mit ernst gemeintem Repekt in der Stimme. "Was haben sie denn gebeichtet?" fragte Kat ohne viel Gefühl in der Stimme. Im Gegensatz zu ihrem Patenonkel und ihrem Vater hatte sie ihn noch nicht so erlebt wie die Beiden um ihm Respekt entgegen zu bringen. "Also... sie haben alles mögliche gebeichtet - fast schon hirnrissiges Zeug und haben immer wieder von... " Er sah kurz zu dem Höllenfürsten, der ihm aufmerksam zuhörte. "... Ihnen geredet. "Der Teufel wird mich holen." Es kostete uns teilweise große Mühe den Leuten klar zu machen, dass sie nicht in die Hölle kommen. Und... der Teufel nicht erscheint um sie zu holen." berichtete Philip. Belial seufzte genervt. "Es war wirklich anstrengend heute. Selbst ich habe so verrückte Beichten noch nie erlebt. Ich habe eine junge Frau gefragt woher sie das habe. Sie meinte ihr wäre ein Mann erschienen der ihr ihre Sünden aufgezeigt hätte und wenn sie nicht beichten gehe und der Priester ihr die Sünden erlässt würde sie der Teufel holen." erklärte Pierre. Belial schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. "Verdammt! Wer erzählt denn so einen Blödsinn! Ich hole doch niemand wegen... kleiner, teilweise eingebildeter oder hirnrissiger Sünden." fluchte er.
"Das haben wir ja versucht denen klar zu machen." seufzte Pierre erschöpft. "Die Leute stehen jetzt noch Schlange vor den Kirchen und ich habe auch schon bei den Protestanten angefragt, ob deren Pastoren uns aushelfen können. Aber leider gibt es in Frankreich da nicht so viele und die deutschen Landeskirchen, die mir aushelfen würden, die haben nicht genug französischsprachige Pastoren oder Pastorinnen..." Belial fuhr sich durch die Haare. "Biete den Landesbischöfen an, dass sie die Pastoren schicken sollen, ich sorge dafür, dass sie fließend Französisch sprechen und das auch nach ihrem Einsatz hier als Dank weiterhin tun werden." sagte er energisch. "Ich werde dafür sorgen, dass die Pastoren katholische Beichtvorgänge kennen und katholische Christo- und Mariologie rauf und runter beten können..." fügte Metatron hinzu. "Ich wäre euch echt dankbar, Leute." murmelte Pierre erschöpft, griff nach dem Telefon und rief den Landesbischof der württembergischen Landeskirche an. "Ja, nein, das ist kein Problem... nein, Exzellenz - ich bin gerade mit den Botschaftern von Himmel und Hölle im Gespräch. Die würden für Sprach- und Theologiekenntnisse ausreichend sorgen." Pierre sah erstaunt zu Belial. "Bischof Molching will mit dir reden..." Überrascht nahm Belial das Mobiltelefon des Pariser Erzbischofs.
"Lucian Rayne, wie kann ich Ihnen helfen, Bischof Molching?" meldete er sich freundlich. "Ich wollte nur wissen - wo Sie im Boulevard ja nun ohne Hausgeistlichen dastehen... ich würde Ihnen gerne jemanden von uns schicken. Wäre das recht?" Belial grinste. "Mir ja, Herr Bischof, ich weiß nur nicht wie es meinen Kollegen damit geht oder Pierre, dem hiesigen Erzbischof." "Wenn er jemanden hat, der passt, also ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Mann einen wirklich guten Riecher hat, wenn es um Personal geht - und einen Sinn für Humor, der dir gefallen wird." Pierre grinste. Metatron und Hagiel zuckten mit den Schultern.
"Du weißt, uns ist die Konfession relativ egal, wir haben nur katholisch geheiratet weil es hier naheliegend war... und weil unsere Frauen teils katholisch waren..." antwortete Hagiel und Metatron nickte bestätigend. "Die sind einverstanden." meinte Belial belustigt. "Gut, Pastor oder Pastorin?" "Das ist mir eigentlich auch einerlei." Pierre zog überrascht die Augenbraue hoch, sagte jedoch nicht viel darüber. "Wunderbar, ich habe genau das was Sie brauchen. Ich schicke die Kollegen dann nach Paris - Freitag ist ja traditionell Beichttag, dann sind meine Buam und Madln da um zu helfen." "Danke - und Herr Bischof: Wenn jemand schon früher kommen will, Pierre ist wirklich auf Hifle dringend angewiesen, wir haben im Boulevard genug Platz zum Unterbringen und ich kann jemanden zum Abholen schicken." "Sehr schön, dann könnten Sie Morgen gegen zehn Uhr die ersten acht abholen. Die Neubesetzung für den Hausgeistlichen ist auch dabei." "Sehr schön, dann weise ich jemanden an die Herrschaften abzuholen - vor Ihrem Amtssitz?" Darauf einigte man sich und Belial gab Pierre sein Telefon zurück. "Acht - das hilft schon mal ein wenig..." seufzte der erleichtert.
"Und mich soll wirklich ein evangelischer Pastor ersetzen?" fragte Philip zweifelnd. "Wieso nicht? Dies ist keine Dependance der katholischen Kirche, Liebling, sondern die satanisch-christliche oder eher höllisch-himmlische Botschaft - ohne Konfession oder wirkliche Religion." antwortete Astarte liebevoll. "Und wenn jemand beichten will, auch die evangelischen Pastoren unterliegen dem Beichtgeheimnis, sind in Seelsorge geschult..."
"Was diese Todesfälle betrifft: Dann sind die die Selbstmord begangen haben - vermutlich Leute die nicht zur Beichte gegangen sind, oder eben nicht dran kamen, weil die Priester der Stadt nicht hinterher kamen." brachte Hagiel die Geschehnisse in der Stadt wieder ins Gespräch. "Anzunehmen..." murmelte Metatron. "Aber wir können nicht 24 Stunden sieben Tage die Woche im Beichtstuhl sitzen." seufzte Pierre. "Na, Morgen kriegst du erstmal die erste Unterstützung - und wir werfen unseren neuen Hauspastor auch mal mit in den Ring, mal sehen wie er sich schlägt..." meinte Belial lächelnd.
Am nächsten Tag meldete Euangelion: "Lucifer, Asta und Satanael haben die acht Geistlichen aus Deutschland abgeholt." Er grinste. Irritiert sah Belial ihn an. "Und wieso bist du so belustigt?" "Es geht um die Ablösung von Pater Callaghan... aber das sieh dir selbst an..." Gemeinsam erschien Belial mit seinem Sekretär in dem Raum in dem die Pastoren warteten. Auch Pierre Pasquieu erschien mit Hagiel im gleichen Moment. Der Erzengel hatte ihn abgeholt.
"So, herzlich willkommen in der Botschaft. Wer von Ihnen ist unser neuer Hausgeistlicher?" Eine zierliche Person trat vor. "Das wäre dann ich - Dr. Maria Teufel." Konsterniert sah Belial auf die kleingewachsene noch recht junge Pastorin. "Sie wissen schon, dass Sie Teufel heißen mögen, aber ich der Teufel bin?" fragte er ernst. Die junge Frau sah ihn an. "Ja, und? Hören Sie, Bischof Molching weiß, dass ich auch vier Semester Psychologie studiert habe und aus der Kinder- und Jugendarbeit komme. Meine Schwester ist Kindergärtnerin in Stuttgart und mein Bruder Kinderpsychologe in Würzburg. Und ich war die letzten sechs Jahre Schulpastorin in Stuttgart. Theologiestudium summa cum laude. Was möchten Sie sonst wissen?" Belial lachte auf. "Ich glaube, Teufelchen, Sie gefallen mir. Darf ich Ihnen meinen Sekretär Euangelion vorstellen? Und Metatrons Vorzimmerkraft: Astaroth oder Astarte - je nachdem." Maria Teufel nickte beiden zu. "Schön, Frau Teufel..." Euangelion kicherte, "wir sollten uns bald wegen der Osterandacht für die Kita und die Schule des Boulevards zusammensetzen. Bisher haben wir Pater Callaghan da... unter die Arme gegriffen." Die Pastorin nickte. "Sehr schön. Sie können mir auch sicher helfen, wenn es hier und da um erwartete katholische Feinheiten geht." Euangelion schmunzelte. "Och, also mein Chef zählt sich in christlicher Hinsicht eher in Ihr Lager und Metatron und Hagiel sind eher unkonfessionell - die Konfessionalität kommt da eher von den Ehefrauen, wobei unsere liebe Tilly - Mathilde Hansen-Archai, Hagiels Frau inzwischen auch eher... evagelisch ist und letztes Jahr auf Norderney, ihrer Heimat, das Krippenspiel geleitet hat."
Astarte grinste. "Ja, das war ein voller Erfolg - war auch lustig, das zu schreiben, oder Kleiner?" fragte sie Euangelion und legte freundschaftlich einen Arm um den Engel. Der lächelte. "Ja, hat auch Spaß gemacht das zu schreiben, fast so sehr wie Rodrigos Predigten für seine letzte Reise mit Mario aufzupeppen." Maria Teufel sah Belial an. "Rodrigo? Predigten für letzte Reise? Rodrigo soundso, ehemaliger Bischof von Madrid und jetzt Papst Franziskus II.?" fragte sie leise. "Ja, der Patenonkel meines Sohnes Luca..." murmelte Belial belustigt.
"Okay... das hatte ich jetzt nicht so erwartet... Es gab zwar Gerüchte, aber irgendwie konnte sich das keiner so richtig vorstellen bei uns, dass der Papst wirklich den Sohn des Höllenfürsten als Patenkind hat... Aber an sich: Coole Sache! Ich freue mich auf jeden Fall auf die Zusammenarbeit mit ihren Vorzimmerkräften, die Herren Botschafter und würde mir gern
kurz die "Diensträume" ansehen, dann muss ich mir noch eine Wohnung suchen und dann bei den vielen Beichtwilligen an die Front stürmen, denn wie der Bischof uns sagte, werden unsere katholischen Kollegen der Flut gar nicht mehr allein Herr." "Wohnen tun Sie natürlich hier im Boulevard, Frau Dr. Teufel." sagte Astarte freundlich. "Ich zeige Ihnen kurz ihre Wohnung, die Funktionsweise des Portalsystems und die Kapelle... wobei Kapelle, na ja... sagen wir sakralen Räumlichkeiten..." "Oh, gut, dann zügig, dann kann ich helfen mit diesen Beichtwütigen..." Astarte grinste Belial zu und verschwand mit der Pastorin.
Eine halbe Stunde später brachen alle acht evangelischen Geistlichen mit dem Erzbischof auf, der sie auf die verschiedenen Kirchen aufgeteilt hatte und in die Astaroth und Hagiel sie brachten. Belials Iphone klingelte. Er sah erstaunt auf das Display, das eine deutsche Nummer anzeigte. ""Lucian Rayne?!" meldete er sich. "Carsten Molching hier, ich hatte Pierre Kardinal Pasqieu um ihre Nummer gebeten. Ich hoffe, Ihnen sagt meine Wahl für die Stelle des Hausgeistlichen zu?" Belial lachte. "Pierre meinte schon, dass Sie einen Sinn für Humor hätten, der mir sicher gefiele... Und wenn ich ehrlich bin, den scheinen Sie wirklich zu haben. Was Frau Dr. Teufel angeht... Jemand der mir auf mein "Sie wissen schon, dass Sie Teufel heißen mögen, aber ich der Teufel bin?" mit einem "Ja und?" antwortet nötigt mir Respekt ab. Momentan hat Pierre sie Notre Dame zugeteilt um beim Beichtdienst zu unterstützen. Und ehrlich gesagt, Bischof Molching, würde ich Sie demnächst auch mal gerne kennen lernen - persönlich. Bisher hatte ich nur mit ihren katholischen Kollegen aus Bamberg und Berlin zu tun - und halt mit Pierre Pasquieu, Michael Bryce in San Francisco und dann war da die recht unerfreuliche Begegnung mit dem Bischof von Venedig, aber das ist eine andere Sache." "Ah, Hartwin Roderich Boch und sein Kollege Backe oder so ähnlich... Roderich ist in Ordnung, finde ich zumindest - aber den Backe... ich sag nur: au Backe..." "Stimmt - Roderich ist recht locker... hat damals auch weggesteckt, dass ich dieses gräßliche Monstranz-Ding habe auf meine Kosten reparieren lassen... und mich dann zum Dankgottesdienst eingeladen... Und das wo er ganz genau wusste - vom Leiter des Berliner Legats - wer ich bin." Belial und der württembergische Landesbischof verabschiedeten sich ungewöhnlich herzlich voneinander und der Höllenfürst hatte sogar zugesagt, nach Abschluss des Falles "Beichtwut" - so hatte Euangelion den Fall mit Astarte für die Akten genannt - einen Besuch im Württembergischen zu machen.
Nachdem Belial Luciano, Christina Luciana und Lucas Lucian in den Kindergarten gebracht hatte, saßen die drei Botschafter gerade mit ihren Frauen, den Zwillingen und dem kleinen Jan gemütlich beim späten Frühstück. Kat war in der Schule, Derek und Julien an der Sorbonne und Rachel war in ihrer Praxis in San Francisco. Derek hatte seinen brüderlichen Freund gebeten sich heute um seine Patenkinder zu kümmern, da er und Rachel beide beruflich heute den ganzen Tag eingespannt sein würden.
Pierre, der freien Zugang und einen Schlüssel zum Boulevard Haussmann 13 bekommen hatte, stürmte aufgeregt in die Küche. "Ich brauche eure Hilfe, da geht etwas ganz Merkwürdiges vor. Die Leute rennen mir die Bude ein. Alle wollen plötzlich beichten. Vielleicht könnt ihr ja mal die Augen offen halten bitte und ich bräuchte Philip`s Hilfe als Priester um die Beichte abzunehmen. Ich habe schon alle Priester dazu verdonnert, einschließlich mir, aber wir kommen immer noch nicht wirklich hinterher. Ich habe mit dem Pater in Sacre Coer telefoniert, da ist es das Gleiche, wie in allen katholischen Kirchen in Paris." berichtete der Kardinal. Mathilde stellte ihm eine Tasse starken Kaffee hin. "Setz dich erst mal, bis Philip da ist und trink einen Kaffee." sagte sie beruhigend.
"Schon wieder ein kirchlicher Fall." seufzte der Höllenfürst und rief in Gedanken nach Asta und Philip. Kurz darauf erschienen die beiden, zusammen mit ihrem kleinen Töchterchen. "Was gibt es Lucifer? Wir saßen gerade gemütlich beim Frühstück wie ihr wohl auch." fragte Astaroth seinen Herrn. "So gemütlich ist der gar nicht." murmelte Pierre gestresst. "Warum was ist denn los?" erkundigte sich Philip bei seinem ehemaligen Vorgesetzten, als er noch als Priester in Notre Dame tätig gewesen war. Pierre berichtet den beiden nochmal kurz was in Paris vor sich ging. "Und jetzt bräuchte ich deine Hilfe Philip, du bist ja nach wie vor noch Theologe und kannst somit jederzeit mit päpstlicher Erlaubnis die Beichte abnehmen, sogar Derek könnte das, ich dürfte ihn sogar dazu weihen, mit päpstlicher Sondergenehmigung, weil wir ja seit damals der Tod hier das Sagen hatte in Paris, knapp an Priestern sind, aber der hat heute den ganzen Tag Vorlesungen an der Sorbonne." schloss Pierre seinen Bericht. Astaroth seufzte wie schon vorher sein höllischer Chef. "Asta, Schatz, ich muss und möchte Pierre gerne helfen. Bitte sei mir nicht böse." sagte Callaghan und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. "Danke Philip, wir kommen heute Abend wenn der Beichttag vorbei ist wieder und erstatten Bericht." verabschiedete sich der Kardinal zusammen mit Pater Callaghan.
"Was ist das jetzt wieder für ein Mist? Schon wieder ein kirchlicher Fall?" fragte Astaroth genervt. Belial verdrehte die Augen. "Scheint wohl so. Wir wissen auch noch nicht mehr wie das was Pierre gerade erzählt hat." antwortete Metatron. "Seid mal leise, da kommen gerade Nachrichten." meldete sich Selvaggia zu Wort und schaltete das Radio etwas lauter.
"Die Menschen von Paris strömen in Massen in die Kirchen um zu Beichten. So etwas hat es noch nie zuvor in diesem Ausmaß gegeben. Andere wiederum, eventuell Mitglieder einer Sekte? Ich habe keine Ahnung, erhängen sich an Bäumen im botanischen Garten - entweder hinterlassen sie kryptische Abschiedsbriefe in denen sie von Verrat und "Satan verfallen" schreiben oder erhängen sich vor Zeugen und murmeln etwas von: Satan werde sie holen. Wir werden weiter berichten, sobald wir etwas Neues erfahren." berichtet der Radiosprecher.
"Warum denn schon wieder ich? Ich habe doch gar nichts gemacht!" rief Belial empört und wütend. "Beruhige dich Lucifer! Wir wissen dass du nichts gemacht hast, ebenso wie Vater." sagte Hagiel beruhigend. "Ich weiß, dass ihr das alle wisst aber... es nervt einfach, dass ich von den Menschen immer wieder als böse hingestellt werde und mir irgendein Mist angehängt wird, für den ich nicht verantwortlich bin noch weiß worum es überhaupt geht! Das nervt langsam!" Die Stimme des himmlischen Vaters für alle hörbar ertönte: "Lucifer, ich verstehe, dass dich das nervt. Ich weiß dass du im Herzen nicht böse bist sondern in deiner Aufgabe als Fürst der Hölle nur die Schlechten, die ich in die Hölle verbanne bestrafst. So wie es sein muss um das Gleichgewicht zu halten. Hin und wieder bin ich sogar grausamer als du." lachte er. "Und genau deshalb, weil auch in der Zukunft vermehrt solche Vorkommnisse eintreten, habe ich die Himmlisch- höllische Botschaft mit dir als höllischem Botschafter ins Leben gerufen. Sie wird auch auf ewig bestehen und du mein lieber Sohn - bist auf ewig der höllische Botschafter, da Julien, wenn er alt genug ist lediglich so etwas wie dein Assistent ist und dich unterstützt, dass nicht mehr alles an dir hängt. Da du aber als Fürst der Hölle und als mächtigster Engel, wenn auch gefallen über Fähigkeiten verfügst, die Julien oder sonst wer niemals erlangen wird - wirst du damit wohl leben müssen, auch wenn dich das ein oder andere vielleicht nervt." fuhr er fort. Belial verdrehte die Augen, seufzte und trank einen großen Schluck Kaffee. "Tilly, mir ist nach einem starken Pharisäer. Kannst du mir den auch hier machen?" Die Küchenhexe kicherte fast und nickte. "Kommt sofort, Lucifer." Hagiel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Selvaggia versuchte sich nicht aufzuregen, da sie noch genug hatte vom letzten Streit mit ihrem Mann und dieser ja doch machte was er wollte, was gewisse Dinge anging.
"Was wollt ihr jetzt machen, wegen der merkwürdigen Beichterei?" fragte Cassandra. Metatron zuckte mit den Schultern. "Ich denke wir warten erst mal ab , was Pierre und Philip heute Abend zu berichten haben." schlug er vor. Die anderen nickten zustimmend. "Ich hoffe ihr erstattet mir dann auch Bericht, wenn ich von der Elternbeiratssitzung heute Abend zurück komme. Ich bin dich ganz schön neugierig, was es mit den vermehrten Beichtgängen und den Selbstmorden auf sich hat." meinte die Frau des Höllenfürsten, der bei dem Gedanken an Elternbeirat leicht die Augen verdrehte, da er genau wusste dass es um Ostern ging und das in der Kita wieder mit einem Gottesdienst endete.
"Ich hole dann Christian nach der Schule hier her. Lucifer, wenn du Zeit und Lust hast, dann kannst du ja mitkommen um ihn abzuholen. Da freut er sich bestimmt! Allerdings muss ich da als Astarte gehen, da wir als Eltern so gemeldet sind." Schlug er vor. "Sehr gerne, Astarte!" zwinkerte er Astaroth zu. "Wann hat der junge Mann denn Schule aus?" erkundigte er sich. "Heute um 16 Uhr." Belial nickte. "Das passt gut. Ich hole die Kinder schon um 14:30 Uhr aus der Kita ab. So ich verschwinde dann mal in mein Arbeitszimmer und sehe nach, wie weit Euangelion mit den höllischen Berechungen ist und erledige noch die von Samyaza bereitgelegten Berichte dich noch meine Unterschrift brauchen und so weiter. Bis wann soll ich da sein?" fragte er an Astaroth gerichtet. "Da wir den Schein waren müssen und ihn mit dem Auto abholen - so gegen... 15:45 Uhr. Und wenn du ihm eine Freude machen willst, dann mit deinem Porsche." zwinkerte er seinem Herrn und Freund zu.
Christian strahlte, als er aus dem Schulgebäude trat und seine Mutter zusammen mit seinem Lieblingsonkel an dessen Porsche gelehnt erblickte. "Ich muss los, meine Mama und Onkel Lucian holen mich heute ab. Bis morgen." verabschiedete er sich von seinem Freund, mit dem er sonst immer zur Bushaltestelle lief. Mit einem stolzen Grinsen bemerkte er wie seine Klassenkameraden ihm nachsahen, als er auf den schwarzen Sportwagen zuging. Er umarmte beide. "Danke, Onkel Lucian!" Belial grinste, öffnete die Tür und klappte den Beifahrersitz zurück, um seinen Neffen auf der Rückbank einsteigen zu lassen. Der Junge genoss die Fahrt in dem Porsche sehr. "Aber den Ausflug durch Paris machen wir immer noch, oder? Und vielleicht auch sonst öfter? Der Wagen ist nämlich total cool!" fragte der Junge begeistert.
"Wenn Lucifer nichts dagegen hat. Aber nicht heute, wir haben zu arbeiten und du hast morgen wieder Schule, das kannst du mal an einem Wochenende machen. Ich rede mit deinem Papa Philip." antwortete die schöne Göttin. In diesem Moment setzte Belial seine Magie ein und als sie um eine Ecke in Dublin fuhren, versetzte er den Wagen in eine wenig befahrene Straße in Paris, was Christian zu einem begeistert staunenden: "Wie cool ist das denn?" veranlasste.
Im Boulevard angekommen setzten sie sich an den Kaffeetisch. Astarte hatte beschlossen heute für den Rest des Tages Astarte zu bleiben, da sie wusste, dass sich sowohl ihr Sohn, als auch Philip über Astarte freuten. "Ich habe Aine die Flasche gegeben und sie schlafen gelegt, während du weg warst." berichtete Mathilde. "Danke Tilly!" bedankte sich die Göttin freundlich. "Danke an euch alle, dass ihr unsere Kleine alle so nett aufgenommen habt, besonders dir, Lucifer!" Dieser schloss kurz die Augen bevor er antwortete. "Ach Astarte, gerade du solltest mich nach all dieser Zeit... gut genug kennen um zu wissen, wie ich darüber denke und dieses kleine, unschuldige Mädchen kann ja schließlich nichts für ihre... " Er hielt kurz inne, da er sonst fast etwas abfälliges gesagt hätte was nicht für die Ohren der Kinder geeignet wäre. "... Eltern. Und sie ist bei euch bestens aufgehoben, so wie bei ihrer ganzen Verwandtschaft der Boulevard-Familie." Astarte lächelte.
Während die Kinder zusammen spielten und die anderen beim Kaffee saßen, hatte sich Belial mit ein paar höllischen Unterlagen in den Salon zurückgezogen, da Christina Luciana ihn gebeten hatte mit ihm zu spielen, da sie keine Lust hatte auf das wilde Spiel, der drei Jungen.
Philip blieb kurz an der Tür zum Salon stehen, als er am Abend wieder im Boulevard ankam. Er war sichtlich überrascht wie lieb der Fürst der Hölle mit Christina Luciana spielte. Er musste sich gegen seinen Willen eingestehen, dass der Höllenfürst wohl doch ein gutes Herz hatte.
Als die Kinder nach dem Essen im Bett waren begannen Pierre und Philip zu berichten.
"War das ein Stress heute. Da bin ich doch echt froh dass ich nicht mehr als Priester arbeite. Jeden Tag so... bescheuerte Beichten. Was die alles gebeichtet haben, das war ja schon grausam." sagte Philip. Belial sah ihn erstaunt an. "Faszinierend, so etwas aus deinem Munde zu hören, Priesterchen. Wenn ich nicht aus privaten Gründen eine leichte Abneigung gegen dich hätte könntest du mir langsam glatt sympatisch sein. Du machst dich, Respekt!" sagte er freundlich und tatsächlich mit ernst gemeintem Repekt in der Stimme. "Was haben sie denn gebeichtet?" fragte Kat ohne viel Gefühl in der Stimme. Im Gegensatz zu ihrem Patenonkel und ihrem Vater hatte sie ihn noch nicht so erlebt wie die Beiden um ihm Respekt entgegen zu bringen. "Also... sie haben alles mögliche gebeichtet - fast schon hirnrissiges Zeug und haben immer wieder von... " Er sah kurz zu dem Höllenfürsten, der ihm aufmerksam zuhörte. "... Ihnen geredet. "Der Teufel wird mich holen." Es kostete uns teilweise große Mühe den Leuten klar zu machen, dass sie nicht in die Hölle kommen. Und... der Teufel nicht erscheint um sie zu holen." berichtete Philip. Belial seufzte genervt. "Es war wirklich anstrengend heute. Selbst ich habe so verrückte Beichten noch nie erlebt. Ich habe eine junge Frau gefragt woher sie das habe. Sie meinte ihr wäre ein Mann erschienen der ihr ihre Sünden aufgezeigt hätte und wenn sie nicht beichten gehe und der Priester ihr die Sünden erlässt würde sie der Teufel holen." erklärte Pierre. Belial schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. "Verdammt! Wer erzählt denn so einen Blödsinn! Ich hole doch niemand wegen... kleiner, teilweise eingebildeter oder hirnrissiger Sünden." fluchte er.
"Das haben wir ja versucht denen klar zu machen." seufzte Pierre erschöpft. "Die Leute stehen jetzt noch Schlange vor den Kirchen und ich habe auch schon bei den Protestanten angefragt, ob deren Pastoren uns aushelfen können. Aber leider gibt es in Frankreich da nicht so viele und die deutschen Landeskirchen, die mir aushelfen würden, die haben nicht genug französischsprachige Pastoren oder Pastorinnen..." Belial fuhr sich durch die Haare. "Biete den Landesbischöfen an, dass sie die Pastoren schicken sollen, ich sorge dafür, dass sie fließend Französisch sprechen und das auch nach ihrem Einsatz hier als Dank weiterhin tun werden." sagte er energisch. "Ich werde dafür sorgen, dass die Pastoren katholische Beichtvorgänge kennen und katholische Christo- und Mariologie rauf und runter beten können..." fügte Metatron hinzu. "Ich wäre euch echt dankbar, Leute." murmelte Pierre erschöpft, griff nach dem Telefon und rief den Landesbischof der württembergischen Landeskirche an. "Ja, nein, das ist kein Problem... nein, Exzellenz - ich bin gerade mit den Botschaftern von Himmel und Hölle im Gespräch. Die würden für Sprach- und Theologiekenntnisse ausreichend sorgen." Pierre sah erstaunt zu Belial. "Bischof Molching will mit dir reden..." Überrascht nahm Belial das Mobiltelefon des Pariser Erzbischofs.
"Lucian Rayne, wie kann ich Ihnen helfen, Bischof Molching?" meldete er sich freundlich. "Ich wollte nur wissen - wo Sie im Boulevard ja nun ohne Hausgeistlichen dastehen... ich würde Ihnen gerne jemanden von uns schicken. Wäre das recht?" Belial grinste. "Mir ja, Herr Bischof, ich weiß nur nicht wie es meinen Kollegen damit geht oder Pierre, dem hiesigen Erzbischof." "Wenn er jemanden hat, der passt, also ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Mann einen wirklich guten Riecher hat, wenn es um Personal geht - und einen Sinn für Humor, der dir gefallen wird." Pierre grinste. Metatron und Hagiel zuckten mit den Schultern.
"Du weißt, uns ist die Konfession relativ egal, wir haben nur katholisch geheiratet weil es hier naheliegend war... und weil unsere Frauen teils katholisch waren..." antwortete Hagiel und Metatron nickte bestätigend. "Die sind einverstanden." meinte Belial belustigt. "Gut, Pastor oder Pastorin?" "Das ist mir eigentlich auch einerlei." Pierre zog überrascht die Augenbraue hoch, sagte jedoch nicht viel darüber. "Wunderbar, ich habe genau das was Sie brauchen. Ich schicke die Kollegen dann nach Paris - Freitag ist ja traditionell Beichttag, dann sind meine Buam und Madln da um zu helfen." "Danke - und Herr Bischof: Wenn jemand schon früher kommen will, Pierre ist wirklich auf Hifle dringend angewiesen, wir haben im Boulevard genug Platz zum Unterbringen und ich kann jemanden zum Abholen schicken." "Sehr schön, dann könnten Sie Morgen gegen zehn Uhr die ersten acht abholen. Die Neubesetzung für den Hausgeistlichen ist auch dabei." "Sehr schön, dann weise ich jemanden an die Herrschaften abzuholen - vor Ihrem Amtssitz?" Darauf einigte man sich und Belial gab Pierre sein Telefon zurück. "Acht - das hilft schon mal ein wenig..." seufzte der erleichtert.
"Und mich soll wirklich ein evangelischer Pastor ersetzen?" fragte Philip zweifelnd. "Wieso nicht? Dies ist keine Dependance der katholischen Kirche, Liebling, sondern die satanisch-christliche oder eher höllisch-himmlische Botschaft - ohne Konfession oder wirkliche Religion." antwortete Astarte liebevoll. "Und wenn jemand beichten will, auch die evangelischen Pastoren unterliegen dem Beichtgeheimnis, sind in Seelsorge geschult..."
"Was diese Todesfälle betrifft: Dann sind die die Selbstmord begangen haben - vermutlich Leute die nicht zur Beichte gegangen sind, oder eben nicht dran kamen, weil die Priester der Stadt nicht hinterher kamen." brachte Hagiel die Geschehnisse in der Stadt wieder ins Gespräch. "Anzunehmen..." murmelte Metatron. "Aber wir können nicht 24 Stunden sieben Tage die Woche im Beichtstuhl sitzen." seufzte Pierre. "Na, Morgen kriegst du erstmal die erste Unterstützung - und wir werfen unseren neuen Hauspastor auch mal mit in den Ring, mal sehen wie er sich schlägt..." meinte Belial lächelnd.
Am nächsten Tag meldete Euangelion: "Lucifer, Asta und Satanael haben die acht Geistlichen aus Deutschland abgeholt." Er grinste. Irritiert sah Belial ihn an. "Und wieso bist du so belustigt?" "Es geht um die Ablösung von Pater Callaghan... aber das sieh dir selbst an..." Gemeinsam erschien Belial mit seinem Sekretär in dem Raum in dem die Pastoren warteten. Auch Pierre Pasquieu erschien mit Hagiel im gleichen Moment. Der Erzengel hatte ihn abgeholt.
"So, herzlich willkommen in der Botschaft. Wer von Ihnen ist unser neuer Hausgeistlicher?" Eine zierliche Person trat vor. "Das wäre dann ich - Dr. Maria Teufel." Konsterniert sah Belial auf die kleingewachsene noch recht junge Pastorin. "Sie wissen schon, dass Sie Teufel heißen mögen, aber ich der Teufel bin?" fragte er ernst. Die junge Frau sah ihn an. "Ja, und? Hören Sie, Bischof Molching weiß, dass ich auch vier Semester Psychologie studiert habe und aus der Kinder- und Jugendarbeit komme. Meine Schwester ist Kindergärtnerin in Stuttgart und mein Bruder Kinderpsychologe in Würzburg. Und ich war die letzten sechs Jahre Schulpastorin in Stuttgart. Theologiestudium summa cum laude. Was möchten Sie sonst wissen?" Belial lachte auf. "Ich glaube, Teufelchen, Sie gefallen mir. Darf ich Ihnen meinen Sekretär Euangelion vorstellen? Und Metatrons Vorzimmerkraft: Astaroth oder Astarte - je nachdem." Maria Teufel nickte beiden zu. "Schön, Frau Teufel..." Euangelion kicherte, "wir sollten uns bald wegen der Osterandacht für die Kita und die Schule des Boulevards zusammensetzen. Bisher haben wir Pater Callaghan da... unter die Arme gegriffen." Die Pastorin nickte. "Sehr schön. Sie können mir auch sicher helfen, wenn es hier und da um erwartete katholische Feinheiten geht." Euangelion schmunzelte. "Och, also mein Chef zählt sich in christlicher Hinsicht eher in Ihr Lager und Metatron und Hagiel sind eher unkonfessionell - die Konfessionalität kommt da eher von den Ehefrauen, wobei unsere liebe Tilly - Mathilde Hansen-Archai, Hagiels Frau inzwischen auch eher... evagelisch ist und letztes Jahr auf Norderney, ihrer Heimat, das Krippenspiel geleitet hat."
Astarte grinste. "Ja, das war ein voller Erfolg - war auch lustig, das zu schreiben, oder Kleiner?" fragte sie Euangelion und legte freundschaftlich einen Arm um den Engel. Der lächelte. "Ja, hat auch Spaß gemacht das zu schreiben, fast so sehr wie Rodrigos Predigten für seine letzte Reise mit Mario aufzupeppen." Maria Teufel sah Belial an. "Rodrigo? Predigten für letzte Reise? Rodrigo soundso, ehemaliger Bischof von Madrid und jetzt Papst Franziskus II.?" fragte sie leise. "Ja, der Patenonkel meines Sohnes Luca..." murmelte Belial belustigt.
"Okay... das hatte ich jetzt nicht so erwartet... Es gab zwar Gerüchte, aber irgendwie konnte sich das keiner so richtig vorstellen bei uns, dass der Papst wirklich den Sohn des Höllenfürsten als Patenkind hat... Aber an sich: Coole Sache! Ich freue mich auf jeden Fall auf die Zusammenarbeit mit ihren Vorzimmerkräften, die Herren Botschafter und würde mir gern
kurz die "Diensträume" ansehen, dann muss ich mir noch eine Wohnung suchen und dann bei den vielen Beichtwilligen an die Front stürmen, denn wie der Bischof uns sagte, werden unsere katholischen Kollegen der Flut gar nicht mehr allein Herr." "Wohnen tun Sie natürlich hier im Boulevard, Frau Dr. Teufel." sagte Astarte freundlich. "Ich zeige Ihnen kurz ihre Wohnung, die Funktionsweise des Portalsystems und die Kapelle... wobei Kapelle, na ja... sagen wir sakralen Räumlichkeiten..." "Oh, gut, dann zügig, dann kann ich helfen mit diesen Beichtwütigen..." Astarte grinste Belial zu und verschwand mit der Pastorin.
Eine halbe Stunde später brachen alle acht evangelischen Geistlichen mit dem Erzbischof auf, der sie auf die verschiedenen Kirchen aufgeteilt hatte und in die Astaroth und Hagiel sie brachten. Belials Iphone klingelte. Er sah erstaunt auf das Display, das eine deutsche Nummer anzeigte. ""Lucian Rayne?!" meldete er sich. "Carsten Molching hier, ich hatte Pierre Kardinal Pasqieu um ihre Nummer gebeten. Ich hoffe, Ihnen sagt meine Wahl für die Stelle des Hausgeistlichen zu?" Belial lachte. "Pierre meinte schon, dass Sie einen Sinn für Humor hätten, der mir sicher gefiele... Und wenn ich ehrlich bin, den scheinen Sie wirklich zu haben. Was Frau Dr. Teufel angeht... Jemand der mir auf mein "Sie wissen schon, dass Sie Teufel heißen mögen, aber ich der Teufel bin?" mit einem "Ja und?" antwortet nötigt mir Respekt ab. Momentan hat Pierre sie Notre Dame zugeteilt um beim Beichtdienst zu unterstützen. Und ehrlich gesagt, Bischof Molching, würde ich Sie demnächst auch mal gerne kennen lernen - persönlich. Bisher hatte ich nur mit ihren katholischen Kollegen aus Bamberg und Berlin zu tun - und halt mit Pierre Pasquieu, Michael Bryce in San Francisco und dann war da die recht unerfreuliche Begegnung mit dem Bischof von Venedig, aber das ist eine andere Sache." "Ah, Hartwin Roderich Boch und sein Kollege Backe oder so ähnlich... Roderich ist in Ordnung, finde ich zumindest - aber den Backe... ich sag nur: au Backe..." "Stimmt - Roderich ist recht locker... hat damals auch weggesteckt, dass ich dieses gräßliche Monstranz-Ding habe auf meine Kosten reparieren lassen... und mich dann zum Dankgottesdienst eingeladen... Und das wo er ganz genau wusste - vom Leiter des Berliner Legats - wer ich bin." Belial und der württembergische Landesbischof verabschiedeten sich ungewöhnlich herzlich voneinander und der Höllenfürst hatte sogar zugesagt, nach Abschluss des Falles "Beichtwut" - so hatte Euangelion den Fall mit Astarte für die Akten genannt - einen Besuch im Württembergischen zu machen.
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