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Dancing through Life

von Out of Oz
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
Elphaba Thropp Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
28.11.2016
23.07.2017
31
43.549
3
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1 Review
 
21.05.2017 1.556
 
Kapitel 23 – I'm not that girl


Doch auf den Anblick von Fiyero, wie er Glinda in den Armen hielt und mit ihr tanzte, während die Blonde lächelte, war zu viel für die grüne Studentin…

Die Musik des Grammophons im Zimmer 22 war so laut, dass Glinda und Fiyero gar nicht bemerkten, als die Tür aufgeschlossen wurde und Elphaba hereinkam. Dann hätten sie vielleicht auch gemerkt, dass das Gesicht der Grünen Bände sprach.

Stattdessen erschraken sie, als die Schallplatte mit einem fürchterlichen Geräusch in viele schwarze Teile zerbrach. In der neuen Stille klirrten die Fenster, die Schranktüren bebten und die Stühle schienen umher zu rutschen.

Erschrocken blickte Glinda zur Tür und sah ihre Verlobte mit vor Wut blitzenden Augen. Schnell strich sich die Blonde über ihr zerknittertes Kleid. Sie konnte ahnen, wie ihre Position mit Fiyero für Elphaba ausgesehen haben musste. Doch die Grüne sollte wissen, dass nichts dabei war.

„ … Elphie! Du bist schon zurück! Ich habe noch gar nicht mit dir gerechnet!“, meinte Glinda außer Atem und wollte auf ihre Zimmergenossin zugehen.

Diese hielt unwirsch ihre grüne Hand hoch und sagte: „Ja, das konnte man sehen!“ Dabei warf sie dem Winkie-Prinzen einen zornigen Blick zu, woraufhin er schuldbewusst zu Boden sah, was Elphabas irrationale Eifersucht nur noch mehr schürte. Möglichst leise und unauffällig versuchte Fiyero sich davon zu stehlen, doch er stieß bei seiner Flucht gegen Glindas Schreibtisch und einige Bücher fielen lautstark zu Boden. Das Geräusch schien die sonst angespannte Stille im Raum zu zerreißen.

„Wie war denn dein Besuch bei deiner Familie?“, wollte Glinda ihre Freundin in ein Gespräch verwickelt.

Elphaba warf ihre Taschen auf ihr Bett und gab nur knapp zurück: „Herzlichst, wie immer in Kolkengrund! Ein Wunder, dass ich nicht länger dort geblieben bin! Offenbar hätte das ja keinen Unterschied gemacht …“

Mit diesen Worten schaute sie ihre Verlobte eindringlich an. Ihre dunklen Augen bohrten sich forschend in Glindas. Sie suchte darin die Antwort auf diese absurde Situation, in die sie gerade hineingestolpert war. Sie spürte, wie sie innerlich zu bersten drohte, so viel Wut und Aufregung verspürte sie. Ihr Herz klopfte rasend schnell und das Blut schien in ihren Ohren zu sausen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.

„Elphie, was du gerade gesehen hast, war nicht, wonach es aussah“, wollte Glinda sich rechtfertigen. Ihr gefiel die Stimmung ihrer Freundin überhaupt nicht und sie konnte nicht verstehen, warum die grüne Studentin so derartig wütend war.

„Wonach sah es denn aus?“, fragte Elphaba trocken, ihr Unterton klang gefährlich.

„Fiyero und ich haben getanzt und geübt für den Wettbewerb“, beeilte sich Glinda zu erklären, um die Situation zu entschärfen.

„Getanzt nennst du das also?“

„Ja, tanzen nenne ich das und darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war, dass ich mit Fiyero zum Tanzwettbewerb gehe?“, meinte Glinda trotzig. Langsam war es ihr zu bunt, dass sie sich von Elphaba derart mit Unterstellungen konfrontiert sah.

„Ich hab aber bestimmt nicht vorgeschlagen, dass ihr rummachen sollt!“, rief die Grüne aufgebracht und warf hilflos ihre Hände in die Luft. Wie konnte sie nur derart blind sein? Die Worte ihres Vaters drängten sich in ihr Bewusstsein und sie sah Glinda vor sich, wie sie sich sinnlich in den Armen des Winkie-Prinzen wiegte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.

„Niemand hat rumgemacht, Elphaba! Hast du Tomaten auf den Augen? Wir haben Standardtanz geübt, du dumme Artischocke!“, schrie Glinda zurück. So sehr hatte sie sich gefreut, dass ihre Verlobte ein paar Tage eher zurückgekommen war. Doch von dem Moment an, als Elphaba durch die Zimmertür getreten war, schien die Situation mit jedem Augenblick schlimmer zu werden. Sie verstand nicht, was in ihre Verlobte gefahren war.

„Oh ja, ich dumme, dumme Artischocke! Wie konnte ich das nicht sehen mit dir und Fiyero … was sich da offensichtlich anbahnt!“, jaulte Elphaba und lachte in einem verzweifelten, verrückten Ton.

Glinda schreckte vor ihr zurück. Was war nur in den Tagen in Kolkengrund vorgefallen? Was hatte ihre Verlobte derart durchdrehen lassen?

„Ich gehe zu Milla. So lasse ich nicht mit mir reden, Elphaba Thropp!“, meinte Glinda in einem neutralen Ton, doch in ihren Augen standen die Tränen. Wie konnte Elphaba es nur wagen, ihr derartige Dinge zu unterstellen?

Sie drehte sich auf dem Absatz um, griff nach ihrem Schal und stürmte zur Tür hinaus, die sie laut hinter ins Schloss warf. Sollte Elphaba doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!

***


Das Knallen der Tür und die darauffolgende Stille in ihrem Zimmer schien Elphaba etwas aus ihrer Rage zu holen. Mit zitternden Fäusten stand sie mitten im Raum und zum ersten Mal fielen ihr die zerborstenen Schallplattenstücke am Boden auf. Eines der Fenster war aufgesprungen und die Schreibtischmöbel waren alle verrückt worden von ihrer übersprießenden magischen Energie.

Sie war allein und gar nichts machte mehr Sinn.
Glinda hatte sie stehen lassen und war verschwunden.
Fiyero hatte sich bereits vorher verdrückt.

„Ich dumme Artischocke …“, flüsterte die Grüne leise in den nun leeren Raum hinein. Was hatte sie nur angerichtet? Sie hatte sich auf die Ankunft in Shiz gefreut, nachdem die Tage bei ihrem Vater und ihrer Schwester so lang und beschwerlich gewesen waren – ganz zu schweigen vom Skandal beim Bankett. Sie hoffte inständig, dass ihr Großvater von seiner Macht Gebrauch machte und diese Szene nicht in den Zeitungen in ganz Oz erschien. Grüne Thronfolgerin mit Gillikinesin verlobt! Die Tochter des gottesfürchtigen Frexspar dankt vorzeitig von ihrem Amt ab, um ihrer absonderlichen Natur zu frönen!

Elphaba schüttelte unwirsch den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Sie war sich sicher, dass Romen Skarr alles tun würde, um seine Familie und vor allem seine Enkelin vor Schaden und Rufmord zu bewahren.

Doch eben diesen Schaden hatte sie gerade eigenhändig angerichtet. Sie hatte vollkommen die Kontrolle verloren wie schon lange nicht mehr, sodass sie sogar ihre magische Natur nicht mehr im Griff hatte!

Aus dem kleinen Schränkchen im Bad holte sie Kehrschaufel und Besen, um die zerborstene Schallplatte aufzukehren. Dann schloss sie das Fenster und rückte die Schreibtischstühle zurecht. Der anfänglichen Wut und der enttäuschten Erwartung über ein romantisches und leidenschaftliches Wiedersehen war Ernüchterung gefolgt.

Stumm und mechanisch packte sie ihre Koffer und Taschen aus. Die Bücher, in die sie kaum geschaut hatte, erhielten ihren gewohnten Platz auf dem Schreibtisch wieder. Ihre Kleider gab sie in die Wäsche.
Nachdem sie die Koffer im obersten Fach ihres Schranks verstaut hatte, sah sie sich im Zimmer um.

Glinda war noch nicht zurückgekehrt und die grüne Studentin bezweifelte, dass sie ihre Verlobte heute noch einmal zu Gesicht bekommen würde. Ob sie Blumen als Entschuldigung besorgen sollte?
Was war nur los mit ihr? Normalerweise verlor sie nicht so schnell die Fassung, sondern verbarg sich hinter eine Maske aus Sarkasmus und Ironie. Wie konnte der Anblick von Glinda in Fiyeros Armen sie derart reizen und aus der Ruhe bringen?

Die Antwort lag auf der Hand. Ihre Nerven lagen blank! Die wenigen Tage bei ihrer Familie in Munchkinland hatten sie an ihre Grenzen gebracht. Dann hatte nur ein Funke genügt, um ihr Gemüt zu entzünden.

Ihre Erwartungen an ihre Rückkehr waren riesig gewesen.
Glinda würde sie stürmisch begrüßen und sie rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leib und gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Oder Glinda würde mit ihr essen und sich einfach ihre Sorgen und Nöte anhören. Glinda würde …

Elphabas Gedanken drehten sich im Kreis und sie realisierte, dass keiner davon der Realität entsprechen konnte. Sie hatte ja nicht einmal sicher gewusst, ob der Verband am Bein ihrer Freundin bis zu ihrer regulären Rückkehr noch dran gewesen wäre.

Natürlich hatte Glinda die Chance ergriffen, um für den Wettbewerb zu üben und das mit dem Winkie-Prinzen – wie Elphaba es damals vor Wochen vorgeschlagen hatte. Es war auch nicht das Tanzen der beiden, was sie derart fuchsig gemacht hatte. Sie hatte Glinda gebraucht, für sich allein!

Damit die Blonde ihre Sorgen wegküsste und ihr versicherte, dass sie sie liebte.
Damit Glinda sie festhielt und vielleicht die Tränen trocknete, die Elphaba in Kolkengrund nicht vergießen wollte und konnte.
Damit ihre Verlobte an ihrer Seite war und ihr Kraft gab, um die dunklen Gedanken hinter sich zu lassen.

Elphaba war immer noch erstaunt darüber, dass die blonde Studentin – bildschön, beliebt und begehrt – ausgerechnet ihr ihr Herz geschenkt hatte. Nach Meinung der grünen Studentin waren die Parallelen zwischen ihr und Fiyero mehr als offensichtlich.

Im Vergleich zu den hellhäutigen Gillikinesen war sowohl seine sonnengebräunte Haut mit den blauen Tätowierungen als auch ihre außergewöhnliche grüne Pigmentierung auffällig. Sie stachen beide aus der Masse „bleicher“ Gesichter hervor, ob sie es wollten oder nicht. Auch waren sie fremdländisch, Fiyero wuchs in den weiten Steppen des Westens auf und sie in den sumpfigen Gebieten von Quadlingen. Und zum Schluss noch ihr politisches Erbe: Fiyero als Prinz der Arjiki, Elphaba als Thropp dritten Grades (auch wenn sie diesen Titel hoffentlich bald ablegen konnte!).

Nach Meinung der grünen Studentin gab es derart viele Gemeinsamkeiten zwischen ihr und dem Winkie, dass es ihr manchmal vorkam, als hätte Glinda auch eine Münze werfen und sich so für einen der beiden entscheiden können.

Mit allerlei mürrischer und reumütiger Gedanken ging Elphaba ins Bett. Sie hatte versucht, ein bisschen zu lesen, doch sie war kaum über ein paar Seiten hinaus gekommen. Sie war müde und mit ganz Oz am Ende. Ämmchen hatte früher immer gesagt, dass es manchmal eine Nacht Schlaf braucht, damit die Dinge wieder rosiger aussahen und genau so würde Elphaba es machen!
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