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Dancing through Life

von Out of Oz
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
Elphaba Thropp Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
28.11.2016
23.07.2017
31
43.549
3
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Dieses Kapitel
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07.05.2017 2.079
 
Disclaimer: Bini Aru und seine Frau Mopsi Aru sind keine eigenen Charaktere, sondern stammen aus Magic of Oz von L. F. Baum.

Kapitel 21 – Skandal beim Bankett


Der Einigkeitstag wurde mit einem großen Gala-Dinner beendet. Die Eminenz von Munchkinland hatte die höchsten Würdenträger des Landes nach Kolkengrund eingeladen, um mit ihnen zu speisen und einen Ball abzuhalten.

Elphabas Vater Frexspar missbilligte diese Ausschweifungen und hielt sie für Gotteslästerung. In seinen Augen war der Einigkeitstag ein Tag zum Beten, Buße tun und Fasten. Als Schwiegersohn der höchsten Autorität des Landes blieb ihm allerdings nicht viel anderes übrig, als seine beste Priesterrobe anzuziehen und sich mit seinen Töchtern und deren Amme zu den anderen Herrschaften zu gesellen.

Zähneknirschend nahm Frex gegenüber Nessarose und Ämmchen Platz, Elphaba setzte sich neben ihn. Auf ihrer anderen Seite saß der Bürgermeister Bini Aru von Drachenschrank mit seiner Frau Mopsi Aru. Das Ehepaar hatte sich bestmöglich herausgeputzt, wirkte aber im Vergleich zu Nessaroses Kleid mit Spitzenbesatz in strahlendem Weiß etwas heruntergekommen. Selbst Elphaba in ihrem schwarzen, schlichten Kleid machte mehr her als das ältere Paar.

Andere Gäste hingegeben sah man an, dass sie – vermutlich durch erfolgreichen Handel mit den anderen Teil Oz‘ – zu Wohlstand und Reichtum gekommen waren. Verschiedene Damen trugen Seidengewänder, wie es im Gillikin üblich war, Schmuck aus Smaragden aus dem Glikkus oder Rubine aus Quadlingen. Einige Herren schmückten sich mit maßgeschneiderten Fräcken oder Anzügen teurer Smaragdstädtischer Designer. Hier war wirklich die Elite des Landes versammelt, überstrahlt von der Eminenz Romen Skarr.

Als alle Gäste Platz genommen hatten, trat Elphabas und Nessaroses Großvater durch die verzierte Flügeltür und zog die Blicke auf sich. Trotz seines hohen Alters und des gebeugten Gangs am Gehstock überragte er die meisten seiner Munchkinländer Gäste um mindestens einen Kopf. Er trug einen edlen Stresemann, seine Schuhe waren derart sauber poliert, dass sie das Licht an den Wänden reflektierten.

„Werte Gäste, bitte erheben Sie sich zu Ehren Eurer Eminenz Romen Skarr!“, deklarierte einer der Palastdiener. Augenblicklich war der Bankett-Saal von Geräuschen bewegter Stühle und raschelnder Kleider erfüllt, als alle Gäste von ihren Stühlen aufstanden.

„Vielen Dank“, sprach Romen laut. Er näherte sich mit langsamen Schritten seinem Platz an der Stirnseite der Tafel und nickte seinem Schwiegersohn und deren Töchtern zu. Dann griff er nach dem Weinglas, hob es hoch und rief: „Auf den Einigkeitstag, auf den Namenlosen Gott!“

Die geladene Gesellschaft hob ihre Wein- und Sektgläser und pries den Gott ebenfalls. Frexspar tat dies mit leuchtenden Augen, genauso seine Tochter Nessarose. Elphaba erhob nur ihr Glas, wobei sie betont ihre schmalen Lippen aufeinanderpresste und nichts sagte, woraufhin ihr Ämmchen belustigt zuzwinkerte.

***


Es war ein Abend voller auserwählter Speisen und Delikatessen. Frexspar aß so gut wie nichts der Köstlichkeiten, die ihm angeboten worden. Stattdessen beschwerte er sich leise, welche Dekadenz am höchsten Feiertag des Namenlosen Gottes aufgetafelt wurde.

Elphaba, die neben ihm saß, konnte die alte Leier kaum ertragen. Die ganze Zeit, die sie in Kolkengrund verbrachte, bestand aus Klagen über die herrschende Elite in Munchkinland und deren ausschweifenden Lebensstil und flammenden Fürbitten an einen Gott, der den Armen und Kranken kaum Trost spenden konnte. Allerdings hütete sie ihre Zunge und verkniff sich jede Kritik, um keinen Skandal beim Bankett ihres Großvaters zu provozieren.

Doch ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, da Bini Aru den Fehler beging und auf die Universitäten in Shiz zu sprechen kam.

Frex meinte aufgebracht: „Werter Aru, die Bildung in diesem Land ist dem Untergang geweiht. Die Schulen in Munchkinland lehren noch den Unionismus, aber betrachten wir doch einmal die anderen Teile von Oz! In Quadlingen gibt es kaum Bildung, ebenso wird es sich im Winkus verhalten, wo die Wilden noch sammeln und jagen!“

„Und bei unseren Nachbarn, den Gillikinesen? Sie haben doch Universi…“, wollte Bini Aru einwenden, doch Elphabas Vater fiel ihm direkt ins Wort.

„Gillikin!“, schnaubte er spöttisch. „Dort scheint der Ursprung des Verderbs zu hausen … der Lurlinismus!“ Frexspar stieß das Wort hervor, als wäre es Gift in seinem Mund.

Ämmchen wurde hellhörig und auch Nessarose wandte sich ihrem Vater zu, der seine Stimme erhoben hatte.

Frex redete sich in Rage: „Ohne Religionslehre sollte kein akademischer Grad erlangt werden dürfen! Die jungen Menschen müssen mit dem Namenlosen Gott im Herzen ins Leben entlassen werden.“

Elphaba murmelte mürrisch: „ … nur interessiert sich in Shiz keiner für den Namenlosen Gott.“

„Was war das, Elphaba?“, fragte ihr Vater sie streng.

„Ich sagte, dass in Shiz der Fokus auf Lehre und Wissenschaft liegt und nicht auf Religion“, gab sie störrisch zurück.

„Wie kannst du es wagen! Am höchsten Feiertag des Namenlosen Gottes!“, rief Frexspar.

„Vater …“, wollte Nessarose eingreifen. Ämmchen legte ihr aber die Hand auf den Rücken, um sie zu beruhigen. Die ältere Dame wusste, was jetzt kam. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Elphaba und ihr Vater aneinandergeraten würden. Die Spannungen zwischen den beiden war überdeutlich! Offenbar entluden sie sich jetzt hier vor den hohen Herrschaften von Munchkinland.

„Ich wage es, weil ich an der Universität gelernt habe, wie Wissenschaft unsere Welt erklärt“, gab Elphaba zurück. Sie spürte, wie die Wut durch ihre Adern pulsierte. „Dort lebe ich mit Menschen, deren Geist offener ist als viele der hiesigen!“

„Keiner der Menschen dort hat verstanden, dass wir gelenkt werden vom Namenlosen Gott!“

„Oh Vater“, lachte Elphaba bitter. „Du hast nicht verstanden, dass die Welt nicht nur aus Munchkinländern besteht, die an deinen Lippen hängen, weil sie nichts Anderes kennen. Ich habe die Freiheit kennen gelernt und ich freue mich, wenn ich dorthin zurückkehren kann!“

„Wenn du von dieser kleinen blonden Göre sprichst, mit der du zusammen wohnst …“, schrie Frexspar.

„Sprich nicht so über meine Verlobte!“, Elphaba war aufgesprungen und ballte die Fäuste.

Die Tischgesellschaft war inzwischen verstummt und hatte ihre Aufmerksamkeit den Streitenden zugewandt. Elphaba war dunkelgrün und schnaubte, als sie ihren Vater fixierte. Er hatte die gezogene Grenze überschritten!

„ … deine was?“, fragte ihr Gegenüber mit schriller Stimme.

Nessarose war ganz blass geworden und Ämmchen fächelte ihr Luft zu, damit sie nicht in Ohnmacht fiel. Die meisten Gäste hatten ihr Besteck abgelegt, manche hielten ihre Gabeln noch mitten in der Luft auf dem Weg zum Mund – zu gebannt waren sie von dem, was sich zwischen dem Geistlichen und der grünen Studentin abspielte.

„Du hast ganz richtig gehört! Ich bin mit Glinda Arduenna verlobt“, erwiderte Elphaba triumphierend. Es war ausgesprochen!

Elphaba erinnerte sich an das Gespräch mit ihrem Großvater am Nachmittag. Sie war nach dem Mittag zu ihm gegangen, er hatte sie in der Bibliothek empfangen. Die Worte waren ihr noch präsent …

„Großvater, ich komme mit einem persönlichen Anliegen zu dir“, erwiderte Elphaba still. Sie war sehr nervös, ihre Hände schwitzten und ihr Herz schlug schnell in ihrer Brust.

Ihr Großvater spürte, wie sie zögerte und meinte: „Ich weiß, dass ich oft sehr streng mit dir war, Elphaba. Glaub mir, dass ich dies stets zu deinem Besten getan habe. Ich wollte dich auf deine Aufgabe als zukünftige Erbin des Thrones vorzubereiten.“

„Auch darum geht es …“, meinte Elphaba, holte tief Luft und fuhr fort: „Ich möchte das Amt nicht wahrnehmen.“ Als ihr Großvater die Stirn runzelte und auf seinem Sessel nach vorn rutschte, um ihr aufmerksam zuzuhören, hielt sie eine Hand nach oben, um jegliche Widerworte im Keim zu ersticken. „Bitte hör mich an … ich war mir schon als kleines Kind meines politischen Erbes bewusst und habe dies stets als Teil meiner Bürde anerkannt. Allerdings hat mir das Studium in Shiz gezeigt, dass ich einen anderen Weg einschlagen möchte, den Weg der Lehre. Forschung und Wissenschaft sind meine Passion geworden, so wie Vater und Nessa den Namenlosen Gott als ihre Passion ansehen.“

„Du weißt, dass dein Vater dich dafür schelten würde, dass du seinen Glauben mit etwas so Gotteslästerlichem wie Forschung vergleichst“, warf Romen ein.

„Ich weiß, deshalb spreche ich mit dir. Vater hat mir nichts zu diktieren.“

„Und doch kommst du auf sein Bitten hierher, um den Einigkeitstag mit der Familie zu zelebrieren?“

„Ja, Großvater, du hast Recht. Ich komme aber auch hierher, um Dinge in Gang zu setzen, die großen Einfluss auf mein späteres Leben haben … ich bin verlobt“, sagte Elphaba leise.

„ … verlobt?“, fragte Romen Skarr erstaunt. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet.

„Ich bin verlobt …“, Elphaba schluckte – jetzt war der Moment der Wahrheit gekommen!

„ … mit … mit … “

„Ja?“, fragte ihr Großvater neugierig und ungeduldig.

„ … mit meiner Mitbewohnerin … Glinda“ – es war ausgesprochen! Elphaba traute sich nicht, ihrem Großvater in die Augen zu sehen, sondern starrte auf ihre Hände in ihrem Schoß. Innerlich fühlte sie sich zum Zerbersten angespannt und rechnete jeden Augenblick mit einer Standpauke des Familienoberhauptes.

„Elphaba, sieh mich an“, sagte Romen freundlich.

Nur zögerlich hob die Grüne ihren Kopf und schaute in die grünen Augen ihres Ahnen. Sie sah darin keine Wut oder Verärgerung. Sanft nahm er ihre Hand und drückte sie, als er zu sprechen begann: „Mein Kind, du musst vor mir keine Angst haben! Ich gestehe, dass ich überrascht bin über dieses Verlöbnis. Ich verstehe vielleicht nicht so genau, wie es dazu kommt, dass ihr beiden Mädchen euch verliebt habt, aber ich möchte, dass du glücklich bist. Wenn das an der Seite von dieser Glinda der Fall ist, dann soll dies so sein.“

„Großvater, du musst verstehen, dass ich das nicht aus Trotz vor Vater …“, wollte Elphaba erklären, doch ihr Großvater stoppte sie: „Das weiß ich, mein Kind. Es ist offensichtlich, dass Frexspar und du aus sehr verschiedenen Hölzern geschnitzt seid. Du kannst dir sicher vorstellen, dass er deine Entscheidung, dich derart zu binden – noch dazu mit einer Frau – nicht verstehen wird. Ich fürchte, deine Schwester wird es ihm gleichtun.“

„Das fürchte ich auch“, meinte Elphaba traurig. Es tat ihr weh, dass ihre Familie sie nicht so akzeptieren konnte, wie sie war. Sie hatte sich nicht ausgesucht, mit grüner Haut und scharfer Zunge auf die Welt zu kommen. Auch war es nicht ihr freier Wille gewesen, dass sie sich in Glinda verliebt hatte.

„Meinen Segen, und sicher auch den deiner Großmutter, kann ich dir geben, auch wenn es natürlich nicht der Segen deiner eigenen Eltern oder Schwester ist“, sprach Romen.

Elphie schluckte gerührt und antwortete: „Danke, Großvater! Das bedeutet mir sehr viel. Allerdings bedeutet diese Verlobung auch, dass ich nach der Hochzeit in den Gillikin gehen werde mit Glinda. Mein politisches Erbe hier in Munchkinland kann ich nicht antreten.“

„Das habe ich schon vermutet. Es schmerzt mich, dich gehen zu lassen, Elphaba. Ich denke, dass du das Land gut und mit Weitblick regiert hättest. Nun wird wohl deine Schwester mein Amt erben. Ich möchte dich nicht zwingen, nach Munchkinland zu kommen, wenn das nicht dein freier Wille ist. Allerdings gilt es viel bürokratische Hürden zu nehmen, wenn du auf den Thron verzichten möchtest“, meinte Elphabas Großvater.
Sie gab zurück: „Darum kann ich mich gern kümmern. Ich werde in Shiz einen Notar aufsuchen und die entsprechenden Urkunden aufsetzen lassen.“

„Du verzichtest auch auf dein finanzielles Staatserbe, das ist dir bewusst?“

„Ja, ist es“, erwiderte die Grüne. „Meine Schwiegereltern in spe sind wohlhabend, aber das ist nicht der Grund, warum ich um Glindas Hand angehalten habe.“

„Du liebst sie von ganzem Herzen, mmh?“, fragte Romen.

„ … von ganzem, ganzem Herzen“, sagte Elphaba ernst.

„Ich werde veranlassen, dass dir ein Teil meines privaten Vermögens zukommt, wenn ich sterbe.“

„Nein, Großvater, das brauchst du nicht machen!“, wandte die Grüne ein.

„Ich kann über mein Vermögen bestimmen, wie ich will. Und ich wünsche mir, dass du glücklich bist, denn du bist gestraft genug mit der Engstirnigkeit und dem Starrsinn der Menschen. Bau ein Haus für dein Mädchen von meinem Geld, damit du das Leben leben kannst, welches du dir vorstellst.“

Elphaba stand auf und umarmte ihren Großvater lange. Er hielt sie fest, als ein paar kleine Tränen der Rührung über ihre Wangen liefen. Ihr fiel ein großer Stein vom Herzen, dass ihr eigener Großvater sie nicht als Schande verstoßen hatte, weil sie eine Frau liebte.


Dieser Gedanke erzürnte die Grüne umso mehr, als sie sich in der Gegenwart mit ihrem Vater und seinen Beleidigungen konfrontiert sah.

„Du kleine, giftige Schlange“, brüllte Frexspar in seiner Wut.

„FREXSPAR!“, schallte eine tiefe und laute Stimme durch den Speisesaal. Romen Skarr war aufgestanden und stand aufrecht an der Stirnseite der Tafel.

„Wage es nicht, so mit meiner Enkelin zu sprechen, Frexspar“, tönte er. „Sie kam hierher, um den Einigkeitstag mit ihrer Familie zu feiern und du hast nichts als Beschimpfungen für deine eigene Tochter übrig. Schäm dich, Priester!“

Romen Skarr blickte von Frex zu Elphaba und nickte ihr zu. Die Grüne warf ihrem Vater einen letzten Blick zu und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und ging.
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