Dancing through Life
von Out of Oz
Kurzbeschreibung
Erinnert ihr euch an Glindas Geschenk für Elphaba? Richtig - ein Tanzkurs! Wie wird der wohl laufen? Wie stellen sich die beiden Hexen an? Und wieso bringt ein Wettbewerb ihr Leben ganz schön durcheinander?
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / FemSlash
Elphaba Thropp
Glinda/Galinda Upland of the Upper Uplands
28.11.2016
23.07.2017
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26.02.2017
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Kapitel 13 – Besuch aus der Heimat
Der Mai war in Shiz angebrochen und alle Bewohner der Stadt und die verschiedenen Studenten der Universitäten freuten sich auf das bevorstehende Frühlingsfest. Es fand auf dem Kaisers Grün im Südosten der Stadt statt.
Dort wurde ein großer Platz für Feierlichkeiten jeder Art zurechtgemacht. Im Sommer fand der Tanzwettbewerb auf des Kaisers Grün statt, im Herbst ein Ozdank-Fest und zur Lurlinachtszeit gab es einen Markt mit allerlei Ständen und Buden.
Jedes Frühjahr wurde schon nach dem letzten Schnee damit begonnen, den kleinen Kanal vom Unrat des Winters zu befreien, damit beim Frühlingsfest die Boote vom Eingang des Kaisers Grün hinüber zum Festplatz fahren konnten. Blumen und Hecken wurden aus ganz Oz nach Shiz gebracht, eingepflanzt und bis Mai gehegt und gepflegt. Dafür reisten die berühmtesten Gärtner des Landes an. Köstlichkeiten aus den vier Landesteilen wurden genauso herangeschafft wie Munchkinländer Bier und Gillikinesischer Schnaps und Wein, Quadlinger Kräuterliköre und Wilder Winkus-Sud.
Im Laufe der ersten beiden Maiwochen reisten zahlreiche Schausteller und fahrende Händler in Shiz an, welche ihre Zelte und Wägen in unmittelbarer Nähe zum Kaisers Grün aufschlugen. So entstand an den Ozma-Hängen eine Zeltstadt mit Menschen aus dem ganzen Land. Einige waren über die Gelbe Backsteinstraße nach Oz gekommen, andere hatten sich mit dem Zug eingefunden. Die wilden Völker des Westens und Südens waren zu Fuß oder Pferd nach Shiz gekommen und alle warteten gespannt auf die feierliche Eröffnung des Fests.
***
So ging es auch den beiden Studentinnen aus Zimmer 22. Glinda hatte im April ihr Praktikum im Zauberei-Ministerium beendet. Nachdem sie in der Abteilung für Verbot illegaler Substanzen ihre Arbeit getan hatte, durfte sie bei der Übersetzung magistischer Texte assistieren, bei der Befragung sprechender THIERE beiwohnen (sehr zu ihrem persönlichen Entsetzen) und eine Bürgerbefragung zur aktuellen Lage in Shiz durchführen. Sie hatte viel gelernt und geschafft, musste aber immer noch den Bericht für Madame Morrible abgeben. Mit Elphabas Hilfe hatte sie bereits den Großteil formuliert und musste nur noch ein pointiertes Ende für ihre Ausführungen finden. Das gestaltete sich allerdings schwieriger als angenommen.
Glinda seufzte laut und legte ihre Stirn auf den Schreibtisch vor sich: „Mmmpffhfhffff!“
„Wie bitte?“, fragte Elphie und blickte von ihrem Buch auf.
„Mmmpffhfhffff!“, kam es irgendwo aus den blonden Locken auf Glindas Schreibtisch. Die Studentin machte keine Anstalten, ihr unverständliches Gebrabbel für ihre Verlobte zu erklären.
„Glinda, Liebes … ich wusste gar nicht, dass du ein derartiges Talent für Kryptologie besitzt“, bemerkte Elphaba sarkastisch, als sie immer noch kein Wort verstand.
Da blickte Glinda endlich auf und wollte ihrer Freundin eine Retour-Kutsche servieren, doch als sie ihren Blick zu Elphaba wand, stockte ihr der Atem. Dort saß die grüne Studentin auf ihrem Stuhl, die Ärmel ihrer schwarzen Bluse nach oben gekrempelt, sodass ihre schlanken, grünen Arme zu sehen waren. Die runde Brille war Elphaba auf die Nasenspitze heruntergerutscht und sie schaute Glinda eindringlich durch ihre dunklen Augen an. Die langen, glatten, pechschwarzen Haare hingen zu beiden Seiten des grünen Gesichts herab und betonten die hohen Wangenknochen, die dunklen Lippen und perfekten Augenbrauen und den strengen Ausdruck auf dem Gesicht, welches Glinda vollkommen gefangen nahm.
„Du starrst!“
Glinda wurde aus ihrer Schwärmerei gerissen und ihr stieg die Schamesröte in die Wangen. Ihr war es immer peinlich, wenn ihre Freundin sie dabei erwischte, wie sie in Tagträumereien versank. Aber wer konnte es ihr verdenken? Sie wohnte mit der wohl attraktivsten grünen Frau in ganz Oz in einem Zimmer. Der einzigen grünen Frau in ganz Oz! Da war es doch wohl erlaubt und vollkommen legitim, dass sie ab und zu ins Schwärmen kam!
„Na und? Immerhin kannst du mich wenigstens vom Denken ablenken. Das scheint mir ja bei dir weniger zu gelingen…“, meinte Glinda keck.
„Das würde ich so nicht sagen“, erwiderte Elphaba. „Denk an letzte Woche, als ich dringend mein Diagramm zur Häufigkeit von THIER-Mutationen auswerten wollte und du aber der Meinung warst, mir ganz nah deinen neuen Rock vorzuführen.“
„Du hast dich nicht beschwert!“, gab Glinda zurück und schob schmollend ihre Unterlippe hervor.
„Natürlich nicht, aber behaupte nicht, dass du mich nicht vom Arbeiten ablenken kannst …“
„Guuuut, du hast ja Recht!“, sagte Glinda gespielt verärgert.
„Wie bitte? Ich habe dich nicht richtig verstanden.“
„DU HAST RECHT, du grünes Ding!“
„Danke, mein Liebes. Das ist alles, was ich hören wollte“, sagte Elphaba zufrieden und grinste. Sie wusste, dass ihre Freundin es nicht mochte, wenn sie derartige Machtspielchen mit ihr trieb. Trotzdem konnte sie der Versuchung manchmal einfach nicht widerstehen.
„Was hattest du denn vorhin gesagt, als du dich mit deinen Locken unterhalten hast?“
„Erst habe ich gemeint, dass ich nicht weiß, wie ich den Schlussteil meiner Arbeit formulieren soll und beim zweiten Mal, dass ich dringend zum Friseur gehen und meine Spitzen schneiden lassen muss.“
„Du hast doch nur »Mmmpffhfhffff« gesagt?“, fragte Elphie entgeistert.
„Feinheiten, Elphaba. Eine Frau braucht nicht immer Worte!“, kicherte Glinda. „Und ich muss wirklich unbedingt zum Friseur, wenn ich beim Frühlingsfest nächste Woche gut aussehen will.“
„Aber du siehst immer hervorragend aus und am besten gefällst du mir eh nach einer leidenschaftlichen Nacht, wenn deine Locken davon sprechen, was wir alles miteinander getr …“, wollte Elphaba sagen, doch Glinda war aufgesprungen und hielt ihrer Verlobten den Mund zu.
„Damsell Thropp, derartiges Vokabular aus Ihrem Mund! Wie skandalös!“, rief Glinda und versuchte, dabei möglichst ernst zu schauen. Es gelang ihr aber nur kläglich und beide fingen an zu lachen.
Als sie sich wieder beruhigt hatten, setzte Glinda sich seitlich auf den Schoß ihrer Verlobten und küsste die grüne Nasenspitze vor sich. Dann meinte sie: „Meine Eltern kommen für das Frühlingsfest nach Shiz und bringen Tante Ottilia mit. Du erinnerst dich, die Frau meines Onkels Erick …?“
„Ja, ja, natürlich, die Designerin mit den Boutiquen in Gillikin“, antwortete Elphaba und erinnerte sich an die energische und selbstbewusste Frau, die sie letztes Lurlinachten kennen gelernt hatte. Damals hatte Glindas Tante sie gebeten, für sie Modell zu stehen, damit sie von ihrer Hautfarbe inspiriert werden kann für die nächste Kollektion. Damals wie heute war ihr der Gedanke etwas unangenehm, aber sie wollte Glinda und deren Familie nicht enttäuschen. Außerdem hatte Ottilia ihr damals versichert, das Grün ihrer Haut sei keineswegs ein Makel, sondern ein modisches Geschenk.
„Will sie an dem Wochenende Maß nehmen für ihre Kollektion?“, fragte Elphaba schüchtern.
„Ich glaube schon!“, gab Glinda zurück. „Die neue Sommerkollektion ist, nach Mamsileins letztem Brief, schon in der Planung und braucht noch den letzten Touch Finesse. Dafür möchte Tante Ottilia sich von dir inspirieren lassen, mein Schatz.“
„Und dann gehen wir alle zum Frühlingsfest?“
„Und dann gehen wir alle zum Frühlingsfest!“, frohlockte Glinda und küsste ihre Freundin.
***
Die Tage bis zum Wochenende vergingen wie im Flug. Glinda konnte ihren Bericht rechtzeitig fertigstellen und abgeben. Als sie persönlich die Seiten abgegeben hatte, war Madame Morrible scheinbar sehr beeindruckt gewesen. Die Blonde hatte 27 Seiten geschrieben und damit das vorgegeben Ziel der Direktorin übertroffen. Inhaltlich war der Bericht klar und strukturiert, perfekt ausformuliert und überzeugend. Die Direktorin der Universität müsste schon lange suchen, um etwas zu finden, was sie beanstanden konnte.
Glinda war froh, dass sie das Praktikum und den damit verbundenen Bericht hinter sich gebracht hatte. Sie hatte den Einblick in die Abläufe und Arbeitsweise des Zaubereiministeriums sehr genossen, war jetzt aber froh, wieder mit den anderen die Vorlesungen besuchen zu dürfen und nicht jeden Tag so zeitig aufstehen zu müssen.
Außerdem würden ihre Eltern und ihre Tante in wenigen Minuten mit dem Zug aus Frottica eintreffen. Die Blonde war so aufgeregt, dass sie begann, auf und ab zu springen, um nach dem Zug Ausschau zu halten. Elphaba musste ihre Hand nehmen und wieder zu sich ziehen, sonst wäre Glinda womöglich auf die Gleise gefallen.
„Beruhige dich, sie kommen doch gleich!“, lachte Elphie.
„Ich freu mich so darauf, meine Eltern zu sehen. Seit fünf Monaten habe ich sie nicht mehr gesehen und nur Briefe von ihnen erhalten. Früher haben sie mich wirklich öfter besucht!“, sagte Glinda.
„Das liegt vielleicht daran, dass du sicher geschrieben hast, wie schrecklich deine Zimmernachbarin ist und dass du moralischen Beistand bei deinem Martyrium brauchst.“
„Nicht ganz so drastisch, aber du warst damals schon recht gemein und eigenartig.“
„Und jetzt nicht mehr?“
„Nein! Jetzt weiß ich ja, wie ich mit dir umzugehen habe. Du bist mir verfallen, Elphaba, sieh es ein …“, meinte Glinda verschmitzt.
„Red dir das nur ein“, raunte Elphaba ihrer Freundin heiß ins Ohr und Glinda überkam ein Schauer. Sie konnte sich ein Stöhnen nur verkneifen, weil sie auf dem vollen Bahnsteig in Shiz standen. Wären die beiden noch in ihrem Zimmer …
„Schau, da kommt der Zug“, sagte Elphaba, die viel größer war und die herannahende Lok sehen konnte. Glinda dagegen konnte zwischen all den Menschen, die ihre Lieben für das Frühlingsfest nach Shiz eingeladen hatten, nichts erkennen.
„Wie gemein, bestimmt siehst du meine Eltern zuerst!“, schmollte Glinda.
„Na ja, vielleicht sehen sie auch erst mich, denn ich bin ja grün, nicht sie …“, gab Elphaba zurück.