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ℋome is where our story begins

von Ghuleh
Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Freundschaft / P18 / MaleSlash
Alisha Diphda Lailah Mikleo Rose Sorey Zaveid
10.11.2016
10.02.2017
4
22.776
13
Alle Kapitel
18 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
 
10.11.2016 3.147
 
A/N:
Diese Fanfiktion spielt ausschließlich in dem Game und wird dementsprechend auch Spoiler zum Ende enthalten. Wer also nur den Manga gelesen / den Anime gesehen hat, wird diese FF vielleicht nicht vollkommen verstehen. Diese FF wird im folgenden, ersten Kapitel, direkt an das Ende anknüpfen - einmal aus der Sicht wie ihr sie kennt und dann aus der Sicht von Sorey. Geschrieben ist die ganze FF jedoch aus der Erzählersicht.
Ich hoffe, das ich euch dennoch begeistern konnte, vielleicht einmal reinzulesen - selbst wenn es Spoiler enthält, welche zum Teil auf Skits und Spielstand laden beruhen.
Nun möchte ich euch allerdings nicht noch länger aufhalten und hoffe das euch die FF gefallen wird, auch wenn sie recht kurz ist mit ihren vier Kapiteln. Aber vielleicht gibt es irgendwann auch noch eine längere FF zu den beiden.

Eure Shiv :3

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Rückkehr




Es war dunkel in den alten Ruinen, welche mit Sicherheit bereits seit einigen Jahren nicht mehr betreten wurden. Pflanzen hatten sich einen Weg in das Innere des Gemäuers gesucht und es wirkte beinahe als hätte sich die Natur diesen einen, kleinen Fleck einfach zurückerobert und würde nun wieder darüber herrschen. Der Anblick war erstaunlich schön, und dennoch war es nicht das Gleiche.
Mehrere hundert Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen, doch wie hätte es auch anders sein sollen?
Dies war der vollkommen normale Lauf der Dinge, auch wenn es sich nach allem, nur nicht nach einer Normalität anfühlte. Normal wäre es dann, wenn Sorey an seiner Seite stehen würde, wenn er die Ruinen mit ihm zusammen erkunden würde und irgendwann nicht mehr aufhören könnte, über diese Gemäuer zu spekulieren. Es wäre normal, hätte er sich in diesem Moment wenigstens mit ihm unterhalten können, selbst wenn er ihm im Geiste dennoch alles erzählte. Dennoch hätte Mikleo nicht gedacht, das die Abwesenheit dieses brünetten Wildfangs eine solche Auswirkung auf ihn haben würde. Sein Leben war in den letzten Jahren, Jahrzehnten – zu viel Zeit war bereits ins Land gezogen – viel zu still. Selbst Elysia, wo er noch immer das Haus des brünetten in Stand hielt, hatte an einer ganz gewissen Ruhe gewonnen, welche inzwischen bereits nahezu angespannt wirkte. Gerade aus diesem Grund musste er das Dorf einfach einmal für ein paar Tage verlassen. Auch, wenn Tage inzwischen beinahe keine Bedeutung mehr besaßen, denn zwischen Tagen und Jahren bestand beinahe kein Unterschied mehr.

Nun hatte sich doch ein flaues Gefühl in seiner Magengegend ausgebreitet, selbst wenn er nicht einmal mit dem Gedanken spielte, wieder umzudrehen, oder die Erkundung abzubrechen. Immerhin hatte Mikleo diese doch recht lange Reise nicht angetreten, um nun einfach wieder zu gehen, ohne sich die Ruinen überhaupt richtig angesehen zu haben, dafür wirkten sie einfach zu schön und vielleicht konnten sie ihn auch für einen Moment ablenken. In jenem Moment dachte er sogar bereits darüber nach, eventuell sogar die Nacht dort zu verbringen. Eine genaue Zeitangabe, wann er denn zurückkehren würde, hatte er immerhin nie gegeben, somit stand ihm alles offen – jeder Schritt in jede einzelne Richtung. Das einzige, was die Bewohner Elysias viel zu genau wussten, war die Tatsache, dass er sie niemals im Stich gelassen hätte, nicht nachdem sie bereits Sorey in ihrer Mitte verloren hatten und nach all diesen Jahrzehnten – Jahrhunderte, welche sich bei Weitem nicht danach anfühlten – musste selbst er gestehen, dass er allmählich das Hoffen auf seine Rückkehr aufgegeben hatte. Selbst wenn sie noch so unendlich viele, unausgesprochene Worte zwischen sich stehen hatten, dass es selbst schmerzte, einfach nur darüber nachzugrübeln. Doch so einfach, wie Rose es immer behauptete, war es nicht, das Denken einfach einmal abzuschalten – nicht an einem solchen Ort und vor allem nicht vollkommen allein. Natürlich hatte er eine leise Ahnung, dass dieser brünette Wildfang noch existieren musste, nur wo und wie er dies tat nachdem er die Schlucht vielleicht irgendwann verließ, blieb dem Seraph dennoch ein Rätsel. Die leise Hoffnung, irgendwann einmal wieder etwas von ihm zu hören, wenn er mit einem neuen Hirten auf reisen ging, hatte er zwar niemals aufgegeben, doch änderte dies noch lang nichts an der Tatsache, dass er bisher noch nichts wieder von ihm gehört hatte. Niemand hatte etwas von ihm gehört. Für ihn bedeutete dies auch nur, dass er weiter warten musste – und er würde warten – irgendwie würde er die Zeit sicher überbrücken.

Nur langsam setzte er einen Schritt vor den anderen, wollte sich auf der einen Seite wirklich alles in dieser atmosphärischen Ruine ansehen und konnte sich auf der anderen Seite auch nicht darauf konzentrieren. Ohne Zweifel konnte er sich noch immer für seine Leidenschaft begeistern, nur war es etwas vollkommen anderes, nach so langer Zeit in einem solchen Moment allein zu sein. Wahrscheinlich hatte er sich bereits viel zu sehr an die Gesellschaft seines besten Freundes gewöhnt. Seine Gedanken waren in jenem Moment zu tiefgehend, um das er sich auf irgendetwas anderes hätte konzentrieren können. Diese Erinnerungen und alles, was sich in seinem Kopf gerade um seine Aufmerksamkeit rang, waren einfach zu laut – sie kämpften um sein Interesse und dennoch versuchte er ihnen kein Gehör zu schenken, versuchte sich lieber auf das zu beschränken, was er sehen konnte und dennoch schien dies nicht auszureichen. Selbst wenn er noch so sehr versuchte, sich auf etwas Anderes zu fokussieren, funktionierte es einfach nicht. Dass dies jedoch in diesem Augenblick ein Fehler war, konnte Mikleo erst bemerken, nachdem der Boden unter seinen Füßen nachgab und er das Gefühl verspürte, zu fallen.

*


Leise begab sich der brünette durch den Gang der Ruinen, dieser Moment, einmal wieder eine solch schöne Ruine sehen zu dürfen, war für den mittlerweile jahrhundertealten, ehemaligen Hirten, ein wirklich berauschendes Gefühl. Seit so langer Zeit hatte er darauf gewartet die Menschenwelt einmal wieder betreten zu können, war nach dem finalen Kampf in eine Art Kryostase gefallen und nun stand er dort – genau an diesem Platz. Dort in dieser kleinen, abgelegenen Ruine – irgendwo in der absoluten Ferne – wie er gestehen musste, denn zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht einmal genau, wo er sich eigentlich befand. Die Blumen und Kräuter, welche sich im Inneren der zerfallenen Stätte befanden, florierten als würden sie dort schon seit geraumer Zeit wachsen. Vielleicht, so schätze Sorey, wuchsen diese Pflanzen schon einige Jahrzehnte dort. Leicht lächelte der brünette, wenn er diesen Moment auch nicht wirklich genießen konnte, aus einem bestimmten Grund. Bereits vor mehreren Monaten hatte er sich auf die Suche nach Mikleo gemacht – seinem Bruder, seinem besten Freund – doch nicht einmal die Seraphim der Stadt nahe des Waldes hatten ihm Auskunft über diesen einen, bestimmten Wasserseraph geben können. Nur ein einziger, Uno, der Schutzseraph Damensees, hatte ihm sagen können wo der junge Mann, der mittlerweile herangewaschen sein musste, steckte. Nach dieser Nachricht hatte er sich augenblicklich auf den Weg gemacht, jedoch hatte ihm diese Reise mehr Zeit gekostet als er es zu Beginn dachte. Schritt für Schritt begab er sich tiefer in die Ruine und versuchte sich alles einzuprägen, doch etwas fehlte, jemand fehlte.

Sorey erinnerte sich daran, dass sie, Mikleo und er, als er selbst noch ein Mensch war, viel Zeit in den Ruinen miteinander verbracht hatten. Als Kinder hatten sie die Ruine von Mabinogo, nahe Elysia bereits regelmäßig unsicher gemacht – wenn auch ohne Erlaubnis. Sie hatten über die Gemäuer spekuliert, hatten sich ausgemalt, welche Art der Menschen, oder gar welche Kulturen, dort einmal gelebt haben könnten und hatten sich darüber gestritten, welches Stockwerk sie wohl als nächstes Untersuchen würden. Allein diese kleinen Auseinandersetzungen fehlten dem brünetten, doch es war nicht nur dies allein. Es mangelte ihm einfach an Gesellschaft. Die Jahrhunderte, welche
einfach ins Land zogen, hatten ihn einsam gemacht, doch hatte ihn dies nie gestört, da er immer glaubte, er würde einmal wieder an diesen Ort zurückkehren können. Nun stand er dort, in einer der Ruinen, welche er so sehr mochte, doch musste er gestehen, dass er seine Gedanken gegenüber dieser nicht festhalten konnte. Viel zu lang hatte er nachgedacht, er hatte viele Jahrzehnte überlegt, was er wohltun würde, würde er den Seraph einmal wiedersehen und nun… Nun hatte er keinerlei Ahnung was er ihm sagen sollte.
Sollte er sich entschuldigen für die Zeit welche er ihn allein gelassen hatte?
Sollte er sich möglicherweise für die Opferung entschuldigen?
Sollte er ihn einfach begrüßen, als wäre nie etwas geschehen?
Der Wildfang konnte sich einfach nicht entscheiden. In diesem Moment, wusste er einfach nicht was richtig und was falsch war.

Schließlich betrat der ehemalige Hirte einen Raum, welcher beinahe an einen großen Saal erinnerte. Rund, wunderschön und Trotz, dass es eine Ruine war, verhältnismäßig hell durch das einfallende Licht. Inmitten dieses Raumes stand ein Mann, welchen er glaubte zu kennen. Sein Herz schlug in diesem Moment unheimlich laut und er hatte Sorge, dass er damit den Anderen auf sich aufmerksam machen würde.
Doch wieso sollte er sich sorgen?
Musste er etwas befürchten?
Sicherlich nicht. Langsam schritt er auf den Langhaarigen zu, wollte ihn gerade ansprechen, als der Boden unter dem jungen Mann mit den weiß-bläulichen Haaren nachgab. Reflexartig griff er nach der Hand des hellhaarigen und lächelte. Nun gab es kein Zurück mehr, das war dem brünetten bewusst, ihm war auch nur allzu gut bewusst, dass er sich nun erklären musste. Nur wie, war ihm in diesem Moment ein Rätsel.
„Mikleo…“, hauchte er leise, seine Stimme brach in diesem Moment.
Er hatte viel zu lange, viel zu wenig gesprochen, dies wurde ihm in diesem Moment ebenfalls bewusst und auf eine gewisse Weise schämte er sich dafür. Auch wenn er wusste, dass er natürlich nichts dafürkonnte.
Wie sollte er auch?
Er hatte immerhin mehrere hundert Jahre im Nichts gelebt und dort hatte er nur einen einzigen Gesprächspartner, sich selbst.

Noch im gleichen Augenblick musste der Wasserseraph lächeln. Er konnte nicht anders, griff auch gleich nach der Hand des ehemaligen Hirten und ließ sich schließlich auch von diesem heraufziehen, war in den ersten Momenten doch ein wenig zu überwältigt und überrascht, um etwas sagen zu können. Schließlich jedoch, stand der hellhaarige erst einmal auf, streifte sich ein wenig Schmutz von den hellen Kleidungsstücken, welche er trug, und musterte den hellhaarigen schließlich ausgiebig. Tatsächlich… Er hatte sich nicht verändert. Genauso hatte er den braunhaarigen Wildfang in Erinnerung und dennoch war dieses Schweigen, welches nun zwischen ihnen ausgebrochen war, beinahe mehr als nur erdrückend. Es ließ die Situation, bei der vollkommenen Stille, welche um sie herum herrschte, nur noch ein wenig komischer wirken – obwohl keiner der beiden auch nur den Versuch unternommen hatte, etwas dergleichen heraufzubeschwören.
„Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dich so schnell wiederzusehen.“, lächelte Mikleo schließlich.
Er selbst war sich auch nicht augenblicklich sicher, wie er das Gespräch nun beginnen sollte und welche Dinge er besser erst einmal ungesagt ließ. Doch in eben jener Hinsicht gab es einfach viel zu viele Möglichkeiten und alle – dabei war er sich sicher – hätten ein anderes Ende heraufbeschwören können und jedes einzelne dieser Enden hätte anschließend erneut dafür gesorgt, dass einige Worte weiterhin unausgesprochen bleiben würden. Es war die reinste Zwickmühle und dennoch war es schön, dieses vertraute Gesicht und diese glänzenden Augen noch einmal zu sehen – wenn auch keiner der beiden es in jenem Moment wagte, den jeweils anderen für einen kurzen Moment, nach all der Zeit, in die Arme zu schließen.

Der grünäugige kratze sich verlegen am Hinterkopf und musste schließlich leise Lachen. Wahrscheinlich war es in diesem Sinne wirklich schnell, denn auch er hatte das Zeitgefühl verloren, auf welches er sich sonst immer verlassen konnte. Dennoch wusste er, das Jahrhunderte nicht schnell vergingen.
„Scheinbar habe ich viel verpasst… Du siehst gut aus.“, hauchte der brünette, war sich seiner Stimme noch immer nicht sicher.
Auch wenn er es vielleicht hier darauf hätte anlegen können, seine Stimme wieder auf die alte Art und Weise zu strapazieren. Mikleo hatte sich in seinem Sinne wirklich sehr verändert, er sah erwachsener aus, wirkte wie ein junger, erwachsener Mann. Er selbst hingegen, hatte sich kein bisschen verändert, die Zeit schien an ihm vorbeigezogen zu sein. Innerlich seufzte er.
Wie viel Zeit musste wohl ins Land ziehen, um das auch er erwachsener wurde?
Er wusste es nicht und in diesem Moment sollte es ihm auch egal sein. Viel wichtiger war es nun erst einmal, das er irgendwie ein Gespräch begann. Seine Arme vor seiner Brust verschränkend, betrachtete er schließlich den Raum, in welchem sie sich befanden. Er wollte nicht unhöflich wirken, doch wollte er den anderen auch nicht weiterhin anstarren. Beides erschien ihm mehr als nur unhöflich und wahrscheinlich dachte der Wasserseraph in jenem Augenblick nicht anders. Immerhin kannte er Mikleo sehr gut, auch wenn er glaubte, dass dieser sich in der Zeit auch charakterlich sehr verändert hatte – nicht einfach nur äußerlich. Leicht schluckte der brünette und räusperte sich.
„Also… Wie ist es dir ergangen?“, fragte er nun, wusste auch nicht so recht ob diese Worte wirklich das waren, die der Seraph hören wollte.

Leicht eine Augenbraue hebend, sah der hellhaarige zu Sorey, konnte in diesem Augenblick nicht gänzlich abschätzen, ob diese Frage ein Scherz war oder ob er sie doch vollkommen ernstmeinte. Wahrscheinlich hätte der brünette sich eben jene Frage auch ersparen können und dennoch schien er sie in einem gewissen Maß ernst zu meinen, von dem Mikleo jenem Moment doch den Sinn nicht gänzlich verstand. Das ihn diese wenigen Worte so sehr aus der Bahn werfen konnten, hätte er ebenfalls nicht gedacht. All dies ließ ihn beinahe die ersten Worte vergessen, welche sein bester Freund gesprochen hatte.
„Wie soll es mir schon ergangen sein? Es ist inzwischen so viel Zeit vergangen, das ich nicht einmal einschätzen kann, wie viel Zeit genau es war. Ja, du hast tatsächlich ziemlich viel verpasst. In der Zwischenzeit hat bereits ein neuer Hirte um meine Begleitung gebeten und auch er hat es geschafft, aber…“
Er unterbrach sich in diesem Moment selbst, wusste nicht, ob er ihm tatsächlich sagen sollte, dass all die Menschen, welche der ehemalige Hirte einst kannte, diese Welt inzwischen gänzlich verlassen hatte, oder ob er es sich doch selbst ableiten konnte. Wahrscheinlich waren das alles zu viele Informationen und mit Sicherheit klang auch sein Tonfall in diesem Augenblick zu ruppig. Auf keinen Fall wollte er so wütend klingen, wie er es zu jenem Zeitpunkt wahrscheinlich tat. Er selbst konnte sich immerhin bereits an der Art und Weise wie Sorey sprach ableiten, dass dieser wohl nicht viel Kontakt zur Außenwelt genossen hatte, seit er den finalen Kampf gegen Heldalf gewonnen hatte und all dies wollte er ihm auch keinesfalls vorwerfen und dennoch klang es danach. Innerlich verletzten ihn die Worte, welche sein bester Freund sprach – mehr als sie es sollten – doch anmerken lassen, wollte er sich dies wirklich nicht. Der Seraph hatte immerhin alles Recht dazu, sauer auf ihn zu sein, er hatte sich immerhin eine halbe Ewigkeit nicht gemeldet, doch vom Nichts aus konnte er ihn auch nicht kontaktieren – vor allem, wenn er nicht einmal wirklich bei Sinnen war. Wahrscheinlich hatte er selbst einfach die falsche Frage gestellt, wie er nun feststellte, und Mikleo reagierte aus diesem Grund so verärgert. Verstehen konnte der ehemalige Hirte es immerhin. Doch all das hatte einen anderen Grund, von welchem Sorey nicht einmal etwas ahnte.

In der Zeit, in der er geschlafen hatte, schien er sich selbst viel zu sehr verändert zu haben. Er hatte scheinbar nicht mehr daran gedacht, wie schwer es ohne ihn für Mikleo gewesen sein musste. Sorey hatte immerhin immer geglaubt das nur er von dem hellhaarigen abhängig sei und nicht andersherum. Leise seufzte er schließlich, stellte er sich nun doch selbst die Frage, was er nun tun sollte. Schließlich entschied er sich für die wohl einfachste Variante.
„Entschuldige, diese Frage, das war unüberlegt von mir. Ich… Ich wollte dich nicht wütend machen, das hatte ich wirklich nicht vor. Von dem Hirten habe ich bereits gehört, als ich mich auf die Suche nach dir gemacht habe… Ich habe auch mitbekommen das sowohl Alisha als auch Rose gestorben sind. Ich hoffe nur, dass sie ein friedliches Leben hatten.“, nach diesen Worten schluckte er schwer.
Ihm war nicht bewusst, dass der Hellhaarige mittlerweile so schnell aus der Haut fuhr.
Hatte er sich zu früh bei ihm gemeldet?
Hätte er sich einfach weiter in die Einsamkeit verkriechen sollen, oder hätte sich gleich nach seinem Erwachen auf die Suche nach dem Wasserseraph machen sollen?
In seinem Inneren tobte ein Sturm aus Gefühlen, welchen er nicht bändigen konnte. Seufzend schüttelte Mikleo den Kopf und hielt sich diesen anschließend leicht. Dies war definitiv nicht die geplante Richtung, in welche dieses Gespräch verlaufen sollte. Die ersten Worte, welche sie nach so langer Zeit miteinander wechselten sollten keine Streiterei hervorrufen und dennoch bahnte sich zu jenem Zeitpunkt bereits ein Streit an. Noch war er zwar bei Weitem nicht ins Rollen geraten, doch dies würde wahrscheinlich nicht mehr lang dauern.
Was sollten sie eigentlich tun, wenn sie sich in dieser langen Zeit vollkommen auseinandergelebt hatten?

Auch wenn der Seraph mit den weiß-bläulichen Haaren nicht daran glaubte – zu viele Nächte waren wegen den Gedanken an Sorey schlaflos ins Land gezogen – hätte es dennoch von der Seite des braunhaarigen so sein können.
„Alisha war eine herzensgute Herrscherin. Sie hat ihren Traum verwirklicht und Rose… Sie ist nach der Läuterung wieder zu den Assassinen zurückgekehrt, war für einige Zeit sogar selbst eine Hirtin. Mehr weiß ich von ihr jedoch nicht, da sich unsere Wege nach deinem Verschwinden schnell wieder trennten und ich zusammen mit dem letzten Hirten und den anderen Seraphim nur ihr Grab besucht habe.“
Erneut begannen sich unausgesprochene Worte zwischen ihnen zu bilden, welche Mikleo in jenem Moment einfach nur herunterschluckte. In diesem Moment war es ihm nicht möglich, einfach frei und gerade heraus nachzufragen, ob er ihn denn nicht vermisst hatte. Es wären die falschen Worte zum falschen Zeitpunkt.
Warum musste sich eigentlich gerade in diesem Moment alles plötzlich so falsch anfühlen wobei es doch eigentlich endlich wieder richtig sein sollte?
Leicht lächelte der etwas Größere und strich sich leicht durch das Haar, ihm war es in diesem Moment wichtig zu wissen, dass die Menschen, die er einst kannte, nun in Frieden ruhen konnten. Natürlich hatte er wahrscheinlich erneut die falsche Frage gestellt, dies fiel ihm allerdings erst in jenem Moment auf. Er hätte sich auf die Zunge beißen können, doch aus eigener Erfahrung wusste er, dass dies nur schmerzte. Auch, dass er den Seraph vermisst hatte, stand für ihn außer Frage. Immerhin war dieser doch sein engster Vertrauter, selbst nach all dieser endlos erscheinenden Zeit. Der brünette dachte noch nach all den Jahrhunderten auf die gleiche Weise über Mikleo, welcher sich scheinbar von ihm entfernt hatte. Diese Erkenntnis schmerzte den ehemaligen Hirten mehr als er es zugeben wollte. Doch hätte sich Sorey niemals getraut, auch nur ein einziges Wort an den anderen zu richten, was darauf hätte deuten können, dass er ihn wirklich aus tiefsten Herzen vermisst hatte. Er hatte ein wenig Angst vor der Rektion des anderen, wenn dieser erfuhr, dass er nur über ihn nachgedacht hatte, viele Nächte und auch unendlich viele Tage lang. Dass er sich immer und immer wieder gefragt hatte, ob es dem Wasserseraph denn gut ging.
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