Olas
von Dakova
Kurzbeschreibung
Durch die Entscheidung der kyralischen Gilde wird Akkarin zum Tode verurteilt und Sonea freigesprochen. Doch bei der Hinrichtung taucht ein tot geglaubter Magier auf und zwingt Akkarin, mit ihm zu gehen. In Sachaka muss sich dann der ehemalige Hohe Lord einer überwältigenden Gefahr stellen. Außerdem vermisst er sein Zuhause, will aber auch gleichzeitig sein Land schützen. Sonea ist schwanger mit Zwillingen und weiß nicht, was sie tun soll.
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Dakova
Hoher Lord Akkarin
Sonea
Takan
02.11.2016
06.11.2016
4
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02.11.2016
2.542
Erinnerungen
„Das Urteil lautet: Hinrichtung!“
Der Satz hallte in Akkarins Kopf immer noch nach. Selbst jetzt noch als er in der Arena saß. Nach dem Urteil ging alles nur noch wie durch einen Schleicher an ihm vorbei. Sonea wurde freigesprochen, doch als sie gehört hatte, was mit Akkarin geschehen würde, verlor sie ihre Fassung. Sie hatte angefangen zu weinen, er wurde raus geführt und Rothen hatte versucht sie zu trösten.
Müde den Blick auf den letzten Sonnenuntergang gerichtet, den er je sehen würde lehnte er an einer der Säulen in der Arena. Es war sehr frisch, doch er nutze seine Magie nich um sich zu wärmen. Er war zu schwach. In den Gesichter der Krieger, die ihn bewachten, war Furcht und Respekt zu sehen, was Akkarin jedoch wunderte. Anscheinend hatte er seine Ausstrahlung, trotzt der kläglichen Situation in der er sich befand, aufrecht erhalten. Auf einmal teilte sich die Menge und eine Frau in einer grünen Robe Schritt hindurch, Vinara. Sie sah ihn mitleidig, aber auch vor allem enttäuscht an. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn, aber so gleich wieder. Offensichtlich wusste sie nich, was sie hätte sagen sollen. Er setzte das charmante, freche Lächeln auf, das er glaubte in Sachaka verloren zu haben und strahlte sie an. „Schön das du da bist Vinara!“
Sie war so überrascht davon, dass sie sich die Hand vor den Mund schlug und auf keuchte. Akkarin wusste selbst nicht, wieso er lächelte, vielleicht aus dem einfachen Grund, das er das beste aus seinen letzten Stunden machen wollte und die wenigen Menschen die ihn liebten nicht mit der Erinnerung an den gefühlskalten Hohen Lord zurück lassen wollte, sondern, mit der Erinnerung, an den Mann, der er mal war.
Jetzt lächelte auch die Heilerin zurück. „Schön dich zu sehen Akkarin.“
Ab diesem Zeitpunkt lief die Unterhaltung völlig ohne Probleme. Es machte sogar Spaß. Nach einiger Zeit stießen Loren und Balkan hinzu und auch sie erfreuten sich an dem wiedergefunden Lächeln. Auch die Wachen wurden entspannter.
Dann kam Sonea. Ihre Augen waren rot vom Weinen und Akkarin bat seine Freunde zu gehen.
„Hallo, Sonea.“ Seine Stimme war sanft und ruhig. Er öffnete seine Arme, zu einer Umarmung und wartete. Zuerst verstand sie nicht. Doch als sie verstand rannte sie los und schmiss sich in seine Arme. Schützend umklammerte er sie und legte seinen Kopf auf ihren. Sie schluzte leise in seine Brust und sein Herz zog sich zusammen. „Schhhh. Schon gut“, versuchte er sie zu beruhigen, doch die Tränen liefen ihr nur so über das Gesicht. Er konnte es ihr auch nicht verdenken. Er musste immerhin einmal mit ansehen, wie die Frau die er liebte zu Tode gefoltert wurde. Etwas schlimmeres gab es nicht mit an zu sehen. Es gab nichts was er hätte sagen können. Natürlich hätte er behaupten können, dass alles gut werden würde, aber das war gelogen, dies wusste Sonea sicherlich auch. Die nächsten Jahre würden für sie schlimmer werden, als je zuvor.
Über den Kontakt ihrer Berührung schickte er ihr, das Gefühl seiner Liebe zu ihr. Doch was er dabei bemerkte ließ ihn aufschrecken. Da war etwas, nein, jemand. Zwei zusätzliche magische Quellen. Sie war schwanger, mit Zwillingen.
Verwirrt blickte sie ihn an. Sie wusste es nicht. Er würde es ihr aber auch nicht sagen. Wenn Sonea das wüsste, würde sie vor seinen Augen zerbrechen und das konnte er einfach nicht mit ansehen. Also schüttelte er nur den Kopf und schloss sie wieder in seine Arme.
Nach einigen Stunden schickte er aber auch sie fort. Er sollte bei Sonnenaufgang hingerichtet werden und wollte die letzte Zeit mit sich selbst verbringen. So setzte er sich wieder auf den staubigen Boden der Arena und schloss die Augen. In seinen Gedanken fing er an die Residenz hoch zu ziehen.
Er stand im Wohnzimmer, doch etwas war hier anders als zu vor. Ein älterer Magier saß in einer schwarzen Robe und einem Buch in Akkarins Sessel. Sein Name war Morlan, er war vor ihm der Hohe Lord gewesen und sein verstorbener Mentor. Gerde als Akkarin etwas sagen wollte öffnete sich die Haustür und hindurch kam ein Junge von etwa 15 Jahren in braunen Roben. Er sah niedergeschlagen aus, ließ seine Schulsachen auf den Boden fallen und setzte sich selbst in einen der Sessel.
„Akkarin, was ist los?“, forschte Morlan nach. Der Junge verschränkte fast schon schmollend die Arme. „Nichts!“ gab er dann letztendlich zurück.
„Ich merke doch wenn etwas nicht stimmt, also was ist passiert. War heute nicht dein erstes mal Kriegskunst. Wie ist es gelaufen?“
Der Junge Akkarin wurde sofort rot und verkroch sich in seinen Sessel. „Balkan sagt ich wäre viel stärker als die meisten die er kennt, dass ich damit aufpassen sollte hat er auch gesagt.“
„Aber was ist daran so schlimm, du bist eben stark. Ist das denn nicht gut?“ Morlan runzelte verwirrt die Stirn.
Darauf hin bildeten sich Tränen in den Augen des Novizen. „Die anderen haben Angst vor mir. Sie haben gesagt ich sei ein Monster. Danach wollte niemand mehr mit mir reden.“, schluzte er dann.
Morlan stand auf und nahm seinen Schüler in die Arme. „Akkarin, weißt du es gibt mehrere Möglichkeiten, was du jetzt tun könntest. Du kannst versuchen dich zu verstecken und jedem aus dem Weg gehen, was eher schlecht wäre. Du kannst aber auch dein charmantes Lächeln aufsetzten und ihnen zeigen, dass es verdammst noch mal grandios ist so stark zu sein. Das wäre, dass was vielleicht ein bisschen schwerer ist, aber du hast dich ja noch nie vor einer Herausforderung gedrückt oder.“
Verdutzt sah ihn sein Novize an. „Lord Morlan, Ihr habt soeben geflucht.“
Darauf hin fing der damalige Hohe Lord und der ältere Akkarin an zu lachen. Damals war es das einzige was ihm eingefallen ist, was er sagen könnte und es war überflüssig wie noch mal was.
Plötzlich veränderte sich die Umgebung sich und Akkarin stand in der Arena. Es schien gerade erst früh am Morgen zu sein. Noch vor den Trainingszeiten, jedenfalls vor dem Unterricht. Nur eine Person stand dort. In Novizen Roben, hoch gewachsen und kurzes Haar. Wieder ein jüngerer Akkarin. Dieses mal war ein Köcher mit Pfeilen an seiner Hüfte befestigt und er hier einen traditionellen Langbogen in der Hand. Ein anderer Novize betrat die Arena, Lorlen. „Warum muss ich noch mal früh morgens mit dir in der Arena stehen?“ „Weil ich auch dir spät Abends noch bei deinem Heiler Zeug helfe. Ich hab langsam das Gefühl ich weiß mehr über dein Ausbildungsfach als über meins.“ Mann sah Lorlens Gesichtsausdruck zwar nicht, da er mit dem Rücken zu dem älteren Akkarin stand, aber er verdrehte sicher die Augen. „Naja über dein Fach gibt es ja nicht viel zu wissen, oder?“ Ein empörtes Aufschnauben kam zurück. „Ach ja, selbst Vianra war beeindruckt und die ist einen Jahrgang über uns und ganz neben bei, sie will Heilerin werden.“ Lorlen musste darüber lachen. „Ja, aber die ist auch ganz offensichtlich in dich verknallt.“
Das hatte Akkarin ziemlich blank getroffen, damals. Das hatte er nicht gewusst. Er hatte gedacht, sie seinen einfach nur gute Freunde. Letztenendes waren sie dann auch so verblieben.
Auf einmal stand er in der Wüste, eine Leiche völlig kaputt lag da, und ein viel zu dünner Akkarin war angefesselt an einen Felsbogen. Die Leiche war eine Junge Frau, Kalia. Peitschen Hiebe haben ihren Rücken zerstört, sofern man das noch als Rücken bezeichnen konnte. Die Haut an ihren Beinen war abgezogen und noch weiter unschöne Dinge. Am liebsten wäre Akkarin vor dieser Erinnerung weg gerannt. Aber wer kann schon vor seinen eigenen Erinnerungen davonlaufen. Der andere Akkarin war in sich zusammen gesagt und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Seine Handgelenke waren von den Fesseln völlig aufgeschürft und bluteten.
Das war bis jetzt der Schlimmste Tag seines Lebens. Ein anderer Mann betrat die Erinnerung. Er war groß, hatte dunkle goldbraune Haut, bunte helle Sachakanische Gewänder, Hände von denen Blut tropfte und einen herablassendes Grinsen. Dakova! Er blickte einfach nur auf Akkarin hinab, sagt nichts und ging. Als wäre nicht gewesen. Lies ihn mit der toten Kalia einfach zurück.
Dann schienen die Erinnerungen vorbei zu fließen. Der Sklave Akkarin saß da. Er aß nichts und trank kaum. Hin und wieder versuchte der junge Takan, der damals gerade mal zwölf war, ihn zu füttern oder ihn zum reden zu bringen, aber ohne Erfolg. Es ging so eine gefühlte Ewigkeit. Bis zu einer Nacht. Niemand war bei Akkarin. Die meisten schliefen und Dakova saß alleine an einem Lagerfeuer. Also konnte Akkarin unbemerkt in das Koch Zelt und holte sich ein Messer. Damals hatte er weder gedacht, noch etwas anderes gefühlt als Leere. Ihm wurde alles genommen, also was hatte er denn noch zu verlieren gehabt. Er schlich sich an Dakova heran, der gelangweilt in die Flammen starrte und mit einem Stock darin herum stocherte. Langsam hob er das Messer und lies es los. Doch Dakova fing es ab, als hätte er es kommen sehen und drehte sich zu ihm um. Doch er griff Akkarin nicht an oder machte ihn fertig, nein er gab ihm das Messer zurück. „Es ist spät, setzt dich her oder geh schlafen.“
Akkarin setzte sich zu seiner damals eigenen Überraschung und sah Dakova an. Dieser fing an zu grinsen. „Du willst mich töten, weil ich dir alles genommen habe, oder?“ Akkarin nickte nur. „Was ist, wenn ich dir aber dafür etwas geben werde.“ Verwirrung spiegelte sich in dem Gesicht des Sklaven. „Du kannst dich weiter verkriechen und mit ansehen wie Taken daran kaputt geht oder Ich gebe dir einen neuen Grund zu leben.“
„Was für ein Grund wäre das?“
„Ich zeige dir wie man mit Sachakanischen Waffen kämpft, lehre dich meine Kampftechniken und du kämpfst an meiner Seite, bis du herausgefunden hast wie man mich schlau umbringt.“ , mit den letzten Worten zeigte er auf das Messer in Akkarins Hand. „Dir ist doch klar, das ich explodiert wäre, hättest du mich wirklich getötet.“
Schulter zuckend legt Akkarin das Messer neben sich. „Wenn ich das Angebot annehme, was bedeutet das dann für mich?“
Dakovas Grinsen wurde immer breiter. „Du stehst mit mir auf einer Stufe, du darfst mir widersprechen und wirst von den Sklaven wie ein Meister behandelt. Mit dem kleinen Zusatz, dass du jederzeit versuchen darfst mich zu töten.“
„Abgemacht!“
Der jetzige Akkarin stand auf einmal in einem weißen Zimmer. Das war ein Zimmer in dem er seine größten Fehler die er je gemacht hatte vergrub. Niemanden hatte er diesen Teil seiner Vergangenheit je erzählt. Doch bis heute war er sich nicht sicher, ob es ein Fluch oder ein Geschenk war, das ihm Dakova da angeboten hatte. Vielleicht beides. Das Angebot hatte er ihm nach zwei Jahren gemacht. Drei Jahre lang hatte Akkarin an Dakovas Seite gekämpft. Ihm sogar hin und wieder mal das Leben gerettet und zwischen ihnen hatte sich so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Doch Akkarin ist damals sehr schnell klar geworden, dass er ohne die Kunst der schwarzen Magie nie weit kommen würde und Dakova war nicht so dumm gewesen und brachte es ihm bei. Erst als sie diesen einen anderen Ichani gejagt hatten und Akkarin von ihm gefangen genommen wurde, sah er die Chance Dakova zu töten.
Als dieser dann den Wein getrunken hatte und nicht mehr ganz bei sich war hatte Akkarin sogar kurz gezögert.
Ihm war klar gewesen, dass wenn er da leben raus kommen würde und wieder in die Kyralische Gilde konnte, er nicht mehr der gleiche war. Er wurde in Sachaka gebrochen und wieder zusammen gebaut, hatte an der Seite von Dakova gekämpft und war zu jemanden geworden der ohne mit der Wimper zu zucken töten konnte und um dem allem noch ein Krönchen auf zu setzten, war er nun auch noch schwarzer Magier geworden. Eigentlich würde er mehr nach Sachaka passen als in sein früheres zuhause.
Aber er hatte Dakova getötet.
Eine neue Erinnerung baute sich vor ihm auf. Sein Mentor Lord Morlan stand vor dem Akkarin, der gerade wieder in die Gilde zurück gekommen war. „Ich will nicht sagen dass es richtig war was du getan hast, aber es war in deiner Situation vielleicht das einzig Richtige. Du kennst mein Motto. Urteile niemals über jemanden, in dessen Situation du nicht gewesen bist. So lange du nicht vor hast schwarze Magie weiterhin zu benutzen werde ich dass zu unserem Geheimnis machen.“
Vier Wochen später war er verstorben und Akkarin wurde zum Kandidaten, von der Wahl des Hohen Lords. All die Zeit vergrub er einfach alles was mit Sachaka oder schwarzer Magie zu tun hatte. Er nutzte nur seine eigene Magie. Takan hatte ihm mehrmals seine Energie angeboten, aber Akkarin hatte jedesmal abgelehnt. Wenn er schon Hoher Lord werden würde, dann ehrlich. Der Kampf in der Arena gegen 20 der besten Krieger von Kyralier war trauriger- und überraschenderweise einfach. Vielleicht war seine natürliche magische Kraft in Sachaka gewachsen oder er wusste sie nun einfach besser ein zu setzten, es war wie ein Kinderspiel.
„Akkarin.“ Lorlens Stimme holte ihn aus der Welt der Erinnerungen. Akkarin öffnete die Augen. „Ja?“ Sein Freund hielt ihm ein Hand entgegen. „Es ist Zeit.“ Akkarin verstand sofort und ergriff die Hand. „Kommst du klar?“, fragte der schwarze Magier nun besorgt. (Eigentlich sollte die Frage an Akkarin gehen.) Loren lachte leise verstummte dann aber. Sofort nahm Akkarin ihn in den Arm. „Wenn du es nicht sehen willst dann kannst du auch einfach wegschauen.“ Loren schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich habe dir nicht geglaubt.“ Akkarin lächelte und löste sich um seinem Freund fest in die Augen zu sehen. „Ich habe dich Jahre lang belogen und habe dich sogar erpresst. Also musst du dich für nichts entschuldigen. Ich urteile nicht über dich, immerhin bin ich nicht in deiner Situation gewesen.“
Lorlen lächelte nun auch. „Du zitierst deinen Mentor.“
Akkarin zuckte mit den Schultern und wandte sich zu gehen um. Der Administrator lief neben ihm her. „Lorlen, pass bitte auf Sonea und meine Kinder auf.“ Entgeistert blieb der Angesprochene stehen. „Deine Kinder?!“ Akkarin biss sich auf die Lippe. „Seit zwei Monaten läuft das schon zwischen uns und sie weiß noch nicht das sie schwanger ist, also… Pass auf, dass ihr nichts passiert.“
„Klar, mach ich.“ Loren stellte jetzt keine Fragen, jetzt nicht.
„Lorlen, danke. Für alles, seit wir uns kennen gelernt haben.“
Danach liefen sie stumm neben einander her. Vor der Universität standen alle versammelt und warteten auf sie. Sonea stand bei Rothen. Als sie ihn sah bildeten sich sofort Tränen in ihren Augen. Er wandte schnell den Blick ab, er schaffte es nicht sie an zu sehen. Lorlen ging zu den Höheren Magier und baute mit ihnen ein Schild um Akkarin, das wenn er explodieren würde, niemand zu schaden kommen würde. Balkan hatte Pfeil und Bogen in der Hand und stellte sich in sicherer Entfernung vor Akkarin. „Willst du noch etwas sagen?“ Akkarin schüttelte den Kopf. „Nein, es wurde bereits alles gesagt.“
Nickend verabschiedeten sich die beiden Männer von einander. Balkan nockte den Pfeil in die Sehne und spannte den Bogen. Akkarin schloss nicht die Augen oder drehte sich weg. Er war bereit.
Doch da war plötzlich was. Eine unersättliche Magiequelle. So eine gab es nur einmal auf der Welt. Diese Wut und Stärke, die sich dahinter versteckten waren überwältigend. Aber eigentlich dürfte sie seit Jahren nicht mehr existieren. Sie gehörte dem stärksten Magier den er kannte.
Dakova
„Das Urteil lautet: Hinrichtung!“
Der Satz hallte in Akkarins Kopf immer noch nach. Selbst jetzt noch als er in der Arena saß. Nach dem Urteil ging alles nur noch wie durch einen Schleicher an ihm vorbei. Sonea wurde freigesprochen, doch als sie gehört hatte, was mit Akkarin geschehen würde, verlor sie ihre Fassung. Sie hatte angefangen zu weinen, er wurde raus geführt und Rothen hatte versucht sie zu trösten.
Müde den Blick auf den letzten Sonnenuntergang gerichtet, den er je sehen würde lehnte er an einer der Säulen in der Arena. Es war sehr frisch, doch er nutze seine Magie nich um sich zu wärmen. Er war zu schwach. In den Gesichter der Krieger, die ihn bewachten, war Furcht und Respekt zu sehen, was Akkarin jedoch wunderte. Anscheinend hatte er seine Ausstrahlung, trotzt der kläglichen Situation in der er sich befand, aufrecht erhalten. Auf einmal teilte sich die Menge und eine Frau in einer grünen Robe Schritt hindurch, Vinara. Sie sah ihn mitleidig, aber auch vor allem enttäuscht an. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn, aber so gleich wieder. Offensichtlich wusste sie nich, was sie hätte sagen sollen. Er setzte das charmante, freche Lächeln auf, das er glaubte in Sachaka verloren zu haben und strahlte sie an. „Schön das du da bist Vinara!“
Sie war so überrascht davon, dass sie sich die Hand vor den Mund schlug und auf keuchte. Akkarin wusste selbst nicht, wieso er lächelte, vielleicht aus dem einfachen Grund, das er das beste aus seinen letzten Stunden machen wollte und die wenigen Menschen die ihn liebten nicht mit der Erinnerung an den gefühlskalten Hohen Lord zurück lassen wollte, sondern, mit der Erinnerung, an den Mann, der er mal war.
Jetzt lächelte auch die Heilerin zurück. „Schön dich zu sehen Akkarin.“
Ab diesem Zeitpunkt lief die Unterhaltung völlig ohne Probleme. Es machte sogar Spaß. Nach einiger Zeit stießen Loren und Balkan hinzu und auch sie erfreuten sich an dem wiedergefunden Lächeln. Auch die Wachen wurden entspannter.
Dann kam Sonea. Ihre Augen waren rot vom Weinen und Akkarin bat seine Freunde zu gehen.
„Hallo, Sonea.“ Seine Stimme war sanft und ruhig. Er öffnete seine Arme, zu einer Umarmung und wartete. Zuerst verstand sie nicht. Doch als sie verstand rannte sie los und schmiss sich in seine Arme. Schützend umklammerte er sie und legte seinen Kopf auf ihren. Sie schluzte leise in seine Brust und sein Herz zog sich zusammen. „Schhhh. Schon gut“, versuchte er sie zu beruhigen, doch die Tränen liefen ihr nur so über das Gesicht. Er konnte es ihr auch nicht verdenken. Er musste immerhin einmal mit ansehen, wie die Frau die er liebte zu Tode gefoltert wurde. Etwas schlimmeres gab es nicht mit an zu sehen. Es gab nichts was er hätte sagen können. Natürlich hätte er behaupten können, dass alles gut werden würde, aber das war gelogen, dies wusste Sonea sicherlich auch. Die nächsten Jahre würden für sie schlimmer werden, als je zuvor.
Über den Kontakt ihrer Berührung schickte er ihr, das Gefühl seiner Liebe zu ihr. Doch was er dabei bemerkte ließ ihn aufschrecken. Da war etwas, nein, jemand. Zwei zusätzliche magische Quellen. Sie war schwanger, mit Zwillingen.
Verwirrt blickte sie ihn an. Sie wusste es nicht. Er würde es ihr aber auch nicht sagen. Wenn Sonea das wüsste, würde sie vor seinen Augen zerbrechen und das konnte er einfach nicht mit ansehen. Also schüttelte er nur den Kopf und schloss sie wieder in seine Arme.
Nach einigen Stunden schickte er aber auch sie fort. Er sollte bei Sonnenaufgang hingerichtet werden und wollte die letzte Zeit mit sich selbst verbringen. So setzte er sich wieder auf den staubigen Boden der Arena und schloss die Augen. In seinen Gedanken fing er an die Residenz hoch zu ziehen.
Er stand im Wohnzimmer, doch etwas war hier anders als zu vor. Ein älterer Magier saß in einer schwarzen Robe und einem Buch in Akkarins Sessel. Sein Name war Morlan, er war vor ihm der Hohe Lord gewesen und sein verstorbener Mentor. Gerde als Akkarin etwas sagen wollte öffnete sich die Haustür und hindurch kam ein Junge von etwa 15 Jahren in braunen Roben. Er sah niedergeschlagen aus, ließ seine Schulsachen auf den Boden fallen und setzte sich selbst in einen der Sessel.
„Akkarin, was ist los?“, forschte Morlan nach. Der Junge verschränkte fast schon schmollend die Arme. „Nichts!“ gab er dann letztendlich zurück.
„Ich merke doch wenn etwas nicht stimmt, also was ist passiert. War heute nicht dein erstes mal Kriegskunst. Wie ist es gelaufen?“
Der Junge Akkarin wurde sofort rot und verkroch sich in seinen Sessel. „Balkan sagt ich wäre viel stärker als die meisten die er kennt, dass ich damit aufpassen sollte hat er auch gesagt.“
„Aber was ist daran so schlimm, du bist eben stark. Ist das denn nicht gut?“ Morlan runzelte verwirrt die Stirn.
Darauf hin bildeten sich Tränen in den Augen des Novizen. „Die anderen haben Angst vor mir. Sie haben gesagt ich sei ein Monster. Danach wollte niemand mehr mit mir reden.“, schluzte er dann.
Morlan stand auf und nahm seinen Schüler in die Arme. „Akkarin, weißt du es gibt mehrere Möglichkeiten, was du jetzt tun könntest. Du kannst versuchen dich zu verstecken und jedem aus dem Weg gehen, was eher schlecht wäre. Du kannst aber auch dein charmantes Lächeln aufsetzten und ihnen zeigen, dass es verdammst noch mal grandios ist so stark zu sein. Das wäre, dass was vielleicht ein bisschen schwerer ist, aber du hast dich ja noch nie vor einer Herausforderung gedrückt oder.“
Verdutzt sah ihn sein Novize an. „Lord Morlan, Ihr habt soeben geflucht.“
Darauf hin fing der damalige Hohe Lord und der ältere Akkarin an zu lachen. Damals war es das einzige was ihm eingefallen ist, was er sagen könnte und es war überflüssig wie noch mal was.
Plötzlich veränderte sich die Umgebung sich und Akkarin stand in der Arena. Es schien gerade erst früh am Morgen zu sein. Noch vor den Trainingszeiten, jedenfalls vor dem Unterricht. Nur eine Person stand dort. In Novizen Roben, hoch gewachsen und kurzes Haar. Wieder ein jüngerer Akkarin. Dieses mal war ein Köcher mit Pfeilen an seiner Hüfte befestigt und er hier einen traditionellen Langbogen in der Hand. Ein anderer Novize betrat die Arena, Lorlen. „Warum muss ich noch mal früh morgens mit dir in der Arena stehen?“ „Weil ich auch dir spät Abends noch bei deinem Heiler Zeug helfe. Ich hab langsam das Gefühl ich weiß mehr über dein Ausbildungsfach als über meins.“ Mann sah Lorlens Gesichtsausdruck zwar nicht, da er mit dem Rücken zu dem älteren Akkarin stand, aber er verdrehte sicher die Augen. „Naja über dein Fach gibt es ja nicht viel zu wissen, oder?“ Ein empörtes Aufschnauben kam zurück. „Ach ja, selbst Vianra war beeindruckt und die ist einen Jahrgang über uns und ganz neben bei, sie will Heilerin werden.“ Lorlen musste darüber lachen. „Ja, aber die ist auch ganz offensichtlich in dich verknallt.“
Das hatte Akkarin ziemlich blank getroffen, damals. Das hatte er nicht gewusst. Er hatte gedacht, sie seinen einfach nur gute Freunde. Letztenendes waren sie dann auch so verblieben.
Auf einmal stand er in der Wüste, eine Leiche völlig kaputt lag da, und ein viel zu dünner Akkarin war angefesselt an einen Felsbogen. Die Leiche war eine Junge Frau, Kalia. Peitschen Hiebe haben ihren Rücken zerstört, sofern man das noch als Rücken bezeichnen konnte. Die Haut an ihren Beinen war abgezogen und noch weiter unschöne Dinge. Am liebsten wäre Akkarin vor dieser Erinnerung weg gerannt. Aber wer kann schon vor seinen eigenen Erinnerungen davonlaufen. Der andere Akkarin war in sich zusammen gesagt und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Seine Handgelenke waren von den Fesseln völlig aufgeschürft und bluteten.
Das war bis jetzt der Schlimmste Tag seines Lebens. Ein anderer Mann betrat die Erinnerung. Er war groß, hatte dunkle goldbraune Haut, bunte helle Sachakanische Gewänder, Hände von denen Blut tropfte und einen herablassendes Grinsen. Dakova! Er blickte einfach nur auf Akkarin hinab, sagt nichts und ging. Als wäre nicht gewesen. Lies ihn mit der toten Kalia einfach zurück.
Dann schienen die Erinnerungen vorbei zu fließen. Der Sklave Akkarin saß da. Er aß nichts und trank kaum. Hin und wieder versuchte der junge Takan, der damals gerade mal zwölf war, ihn zu füttern oder ihn zum reden zu bringen, aber ohne Erfolg. Es ging so eine gefühlte Ewigkeit. Bis zu einer Nacht. Niemand war bei Akkarin. Die meisten schliefen und Dakova saß alleine an einem Lagerfeuer. Also konnte Akkarin unbemerkt in das Koch Zelt und holte sich ein Messer. Damals hatte er weder gedacht, noch etwas anderes gefühlt als Leere. Ihm wurde alles genommen, also was hatte er denn noch zu verlieren gehabt. Er schlich sich an Dakova heran, der gelangweilt in die Flammen starrte und mit einem Stock darin herum stocherte. Langsam hob er das Messer und lies es los. Doch Dakova fing es ab, als hätte er es kommen sehen und drehte sich zu ihm um. Doch er griff Akkarin nicht an oder machte ihn fertig, nein er gab ihm das Messer zurück. „Es ist spät, setzt dich her oder geh schlafen.“
Akkarin setzte sich zu seiner damals eigenen Überraschung und sah Dakova an. Dieser fing an zu grinsen. „Du willst mich töten, weil ich dir alles genommen habe, oder?“ Akkarin nickte nur. „Was ist, wenn ich dir aber dafür etwas geben werde.“ Verwirrung spiegelte sich in dem Gesicht des Sklaven. „Du kannst dich weiter verkriechen und mit ansehen wie Taken daran kaputt geht oder Ich gebe dir einen neuen Grund zu leben.“
„Was für ein Grund wäre das?“
„Ich zeige dir wie man mit Sachakanischen Waffen kämpft, lehre dich meine Kampftechniken und du kämpfst an meiner Seite, bis du herausgefunden hast wie man mich schlau umbringt.“ , mit den letzten Worten zeigte er auf das Messer in Akkarins Hand. „Dir ist doch klar, das ich explodiert wäre, hättest du mich wirklich getötet.“
Schulter zuckend legt Akkarin das Messer neben sich. „Wenn ich das Angebot annehme, was bedeutet das dann für mich?“
Dakovas Grinsen wurde immer breiter. „Du stehst mit mir auf einer Stufe, du darfst mir widersprechen und wirst von den Sklaven wie ein Meister behandelt. Mit dem kleinen Zusatz, dass du jederzeit versuchen darfst mich zu töten.“
„Abgemacht!“
Der jetzige Akkarin stand auf einmal in einem weißen Zimmer. Das war ein Zimmer in dem er seine größten Fehler die er je gemacht hatte vergrub. Niemanden hatte er diesen Teil seiner Vergangenheit je erzählt. Doch bis heute war er sich nicht sicher, ob es ein Fluch oder ein Geschenk war, das ihm Dakova da angeboten hatte. Vielleicht beides. Das Angebot hatte er ihm nach zwei Jahren gemacht. Drei Jahre lang hatte Akkarin an Dakovas Seite gekämpft. Ihm sogar hin und wieder mal das Leben gerettet und zwischen ihnen hatte sich so etwas wie eine Freundschaft entwickelt. Doch Akkarin ist damals sehr schnell klar geworden, dass er ohne die Kunst der schwarzen Magie nie weit kommen würde und Dakova war nicht so dumm gewesen und brachte es ihm bei. Erst als sie diesen einen anderen Ichani gejagt hatten und Akkarin von ihm gefangen genommen wurde, sah er die Chance Dakova zu töten.
Als dieser dann den Wein getrunken hatte und nicht mehr ganz bei sich war hatte Akkarin sogar kurz gezögert.
Ihm war klar gewesen, dass wenn er da leben raus kommen würde und wieder in die Kyralische Gilde konnte, er nicht mehr der gleiche war. Er wurde in Sachaka gebrochen und wieder zusammen gebaut, hatte an der Seite von Dakova gekämpft und war zu jemanden geworden der ohne mit der Wimper zu zucken töten konnte und um dem allem noch ein Krönchen auf zu setzten, war er nun auch noch schwarzer Magier geworden. Eigentlich würde er mehr nach Sachaka passen als in sein früheres zuhause.
Aber er hatte Dakova getötet.
Eine neue Erinnerung baute sich vor ihm auf. Sein Mentor Lord Morlan stand vor dem Akkarin, der gerade wieder in die Gilde zurück gekommen war. „Ich will nicht sagen dass es richtig war was du getan hast, aber es war in deiner Situation vielleicht das einzig Richtige. Du kennst mein Motto. Urteile niemals über jemanden, in dessen Situation du nicht gewesen bist. So lange du nicht vor hast schwarze Magie weiterhin zu benutzen werde ich dass zu unserem Geheimnis machen.“
Vier Wochen später war er verstorben und Akkarin wurde zum Kandidaten, von der Wahl des Hohen Lords. All die Zeit vergrub er einfach alles was mit Sachaka oder schwarzer Magie zu tun hatte. Er nutzte nur seine eigene Magie. Takan hatte ihm mehrmals seine Energie angeboten, aber Akkarin hatte jedesmal abgelehnt. Wenn er schon Hoher Lord werden würde, dann ehrlich. Der Kampf in der Arena gegen 20 der besten Krieger von Kyralier war trauriger- und überraschenderweise einfach. Vielleicht war seine natürliche magische Kraft in Sachaka gewachsen oder er wusste sie nun einfach besser ein zu setzten, es war wie ein Kinderspiel.
„Akkarin.“ Lorlens Stimme holte ihn aus der Welt der Erinnerungen. Akkarin öffnete die Augen. „Ja?“ Sein Freund hielt ihm ein Hand entgegen. „Es ist Zeit.“ Akkarin verstand sofort und ergriff die Hand. „Kommst du klar?“, fragte der schwarze Magier nun besorgt. (Eigentlich sollte die Frage an Akkarin gehen.) Loren lachte leise verstummte dann aber. Sofort nahm Akkarin ihn in den Arm. „Wenn du es nicht sehen willst dann kannst du auch einfach wegschauen.“ Loren schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich habe dir nicht geglaubt.“ Akkarin lächelte und löste sich um seinem Freund fest in die Augen zu sehen. „Ich habe dich Jahre lang belogen und habe dich sogar erpresst. Also musst du dich für nichts entschuldigen. Ich urteile nicht über dich, immerhin bin ich nicht in deiner Situation gewesen.“
Lorlen lächelte nun auch. „Du zitierst deinen Mentor.“
Akkarin zuckte mit den Schultern und wandte sich zu gehen um. Der Administrator lief neben ihm her. „Lorlen, pass bitte auf Sonea und meine Kinder auf.“ Entgeistert blieb der Angesprochene stehen. „Deine Kinder?!“ Akkarin biss sich auf die Lippe. „Seit zwei Monaten läuft das schon zwischen uns und sie weiß noch nicht das sie schwanger ist, also… Pass auf, dass ihr nichts passiert.“
„Klar, mach ich.“ Loren stellte jetzt keine Fragen, jetzt nicht.
„Lorlen, danke. Für alles, seit wir uns kennen gelernt haben.“
Danach liefen sie stumm neben einander her. Vor der Universität standen alle versammelt und warteten auf sie. Sonea stand bei Rothen. Als sie ihn sah bildeten sich sofort Tränen in ihren Augen. Er wandte schnell den Blick ab, er schaffte es nicht sie an zu sehen. Lorlen ging zu den Höheren Magier und baute mit ihnen ein Schild um Akkarin, das wenn er explodieren würde, niemand zu schaden kommen würde. Balkan hatte Pfeil und Bogen in der Hand und stellte sich in sicherer Entfernung vor Akkarin. „Willst du noch etwas sagen?“ Akkarin schüttelte den Kopf. „Nein, es wurde bereits alles gesagt.“
Nickend verabschiedeten sich die beiden Männer von einander. Balkan nockte den Pfeil in die Sehne und spannte den Bogen. Akkarin schloss nicht die Augen oder drehte sich weg. Er war bereit.
Doch da war plötzlich was. Eine unersättliche Magiequelle. So eine gab es nur einmal auf der Welt. Diese Wut und Stärke, die sich dahinter versteckten waren überwältigend. Aber eigentlich dürfte sie seit Jahren nicht mehr existieren. Sie gehörte dem stärksten Magier den er kannte.
Dakova