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Autoritär eingeschüchtert

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Kate "XO" McGregor Mike Flynn
06.09.2016
06.09.2016
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Autoritär eingeschüchtert

XO war von diesen Beruhigungsmitteln außer Gefecht gesetzt. Nachdem er die Brücke an Nav übergeben hatte, tigerte er durch die Decks und lugte dabei ab und an zur Tür von Navs und XOs Kabine. Als er sich dabei wieder umdrehte rannte ihn beinahe Buffer um. „Sir.“, nickte er und hatte wie so oft eine undurchsichtige Miene aufgesetzt. „Oh. Buffer. Ich wollte nur nach X sehen. Nav hat schließlich Wache.“ „Sir.“ Buffer drückte sich an ihm vorbei, anders ging es in diesen engen Gängen nicht. Buffer ging.
Flynn wartete noch einen kleinen Augenblick, dann klopfte er leise und trat ein. XO schlief wie erwartet noch, auf die Seite gedreht und ihm zugewandt, die Hände unterm Kissen und nur bis zur Taille zugedeckt. „Mom, was essen wir heute?“, fragte sie im Schlaf, nachdem sie die Tür hat klappen hören, und offensichtlich ohne Kenntnis ihrer tatsächlichen Umgebung. Beim ins Schloss fallen hatte er die Lippen verzogen, weil es ihm unglaublich laut vorkam. Er nahm auf ihrer Bettkante Platz und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. „Ich will sie nicht stören, X, ich will nur sehen, wie es ihnen geht.“ Sie drehte sich ein bisschen. „Swaine sagt vierundzwanzig Stunden und sie fühlen sich wie neu. Obwohl es noch ein paar Tage dauern wird, bis das Beruhigungsmittel ganz aus ihrem Körper raus ist.“ Mit immer noch geschlossenen Augen und einem etwas pausbäckig schmollendem Blick sagte sie: „Nein, das will ich nicht. Ich will Pudding mit Vanillesoße.“ Etwas überfordert atmete er tief ein, nickte ergeben und hauchte: „Ja.“ Er wand sich etwas. „Tja, dann lasse ich sie mal weiterschlafen.“
Er stand auf und als er sich erhoben hatte, murmelte sie: „Du bist ein wunderbarer Mann, Mike Flynn. Ganz wunderbar.“ Und bewegte dabei ihren Kopf ein bisschen auf ihrem Kissen, als würde sie sich an ihn kuscheln. Vorgebeugt mit auf den Knien aufgestützten Händen hörte er ihr zu. „Tja, dann schlaf mal gut.“, war das einzige, was er dazu zu sagen wusste und klopfte ihr noch einmal sanft aufs Knie. Er hatte die Tür schon aufgezogen, noch einmal tief durch geatmet und halb durch den Türrahmen gedreht, als sie sich wieder schlafend zu Wort meldete: „Warum gehst du denn?“
Er war sich nicht sicher, ob sie nicht doch etwas mitbekam, aber bis eben schien ihm das nicht so. Auffällig unauffällig blickte er den Gang hinauf und hinunter. Er wusste selbst nicht, was er sich dabei dachte, aber er schloss die Tür wieder von innen. „Bleib noch bei mir.“, murmelte Kate. Noch immer wusste er nicht, was ihn dazu bewog, zu tun, was er als nächstes tat.
Mike schlüpfte, mit Stiefeln, vom Fußende her um Kate herum, legte sich mit dem Rücken gegen die Kabinenwand und schloss einen Arm um Kate. Den anderen stütze er so auf, dass er das Gesicht in die Wange legen und sie so von der Seite betrachten konnte. Vielleicht weil er wusste, dass Nav Wache hatte, vielleicht, weil sie einfach so unglaublich gut duftete und so berauschend niedlich aussah, wie sie das schlief. Jedenfalls kuschelte sie sich enger in die Beuge seines Körpers.
Hätte er sie Stunden so halten dürfen, hätte er es getan. So warm und weich und lieblich wie sie war, konnte er nicht anders, als still in sich hinein zu lächeln, während er jedes einzelne Detail ihres Gesichtes wieder und wieder betrachtete. Aber es sollte ihm nicht vergönnt sein. Nav hatte zwar noch mindestens zwei Stunden bis zum Ende der zweiten Hundewache und doch stieß sie jetzt kraftvoll die Tür auf und erstarrte mitten in der Bewegung, als sie ihren Captain dort im Bett seiner XO sah.
Ertappt und mit riesig großen Augen blickte er zu ihr auf. „Captain, ich verstehe nicht.“, brachte sie dann hervor. Das schockierte Entsetzen war ihrer Stimme anzuhören. „Nav…“ „Ich gehe und wenn ich wiederkomme, sind sie nicht mehr da.“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Sir.“ Damit hatte sie die Tür schon wieder hinter sich zu gedonnert. Was hatte sie überhaupt hier gewollt, wenn sie doch das Schiff zu leiten hatte?
Flynn ließ sich dazu hinreißen, trotz Nav Kate noch einen sanften Kuss auf die Schläfe zu hauchen. Wer wusste, wann er das nächste Mal dazu kommen würde. (Schließlich war da noch dieser Jim Rough, den er wirklich leiden könnte, wäre es nicht er, der ihm sein Mädchen ausspannen würde. Und auch Kate war sehr distanziert, wenn sie nicht benommen war. Aber es schien ihm jedes einzelne Mal wieder, dass sie sich selber zurück nehmen musst.)
„Captain auf der Brücke.“, kündigte der Bootsmann ihn an. Er, Charge, Nav, Ro, ET und Swaine gingen bienenschwarmähnlich ihren Aufgaben auf der Brücke nach. Mike lehnte sich gegen das Treppengeländer und beobachtete einen Moment seine Mannschaft. Nav hielt ihren Blick strikt von ihm fern. Sie kam auf die andere Seite der Treppe, um einen Ordner weg zu sortieren. „Nav, ich muss mit ihnen sprechen. Unter vier Augen.“ Kraft seiner Autorität, die er als Captain so übermächtig ausstrahlte, war er – eingeschüchtert. Wie das Kaninchen vor der Schlange. Herzzrerreißend.
Nav sah ihn strafend an. „Captain, ich habe die Wache.“ „Nav, jetzt. Swaine, sie haben das Schiff.“ Swaine schaute etwas fragend, nahm dann aber an. „Steuermann hat das Schiff.“ „In meiner Kabine. Bitte.“ Damit deutete er einladend mit der Hand die Treppe hinab und folgte ihr.
Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah sie ihn wieder an. Fordernd und abwartend diesmal. „Nav…“ „Was war das da eben, Sir?“, fiel sie ihm wieder ins Wort. „Bitte lassen sie mich erklären, Nav. XO und ich kannten uns schon vorher. Bevor sie meinem Kommando unterstellt wurde. Wir hatten eine Läsion nach einem Lehrgang. Und seither muss sich das vertieft haben. Es blitzt immer mal wieder und seit sie mit diesem Lackaffen zusammen ist…“ Seine Erklärung stieß auf eisiges Schweigen.
„Herrgottnochmal, ich habe mich überwältigen, hinreißen lassen.“ „Das ist eine ganz klare Regelüberschreitung, Sir.“ Seine Miene rauschte auf unnahbar enttäuscht. Von sich selbst. Er richtete sich auf. „Ich weiß. Ich habe unbedacht gehandelt, war ein schlechtes Vorbild und damit ein schlechter Captain. Ich kann nichts durchsetzen, geschweige denn erwarten, woran ich mich selbst nicht halten kann. Wenn sie Beschwerde dagegen einreichen möchten, bitte tun sie es. Ich werde für alles geradestehen. Bitte lassen sie es mich nur vorher wissen.“ Nav kaute auf der Unterlippe. „Ich werde darüber nachdenken. Danke, Sir.“
Damit öffnete sie ohne entlassen zu sein die Tür und kehrte auf ihren Posten zurück. Der Captain versuchte sich nichts anmerken zu lassen, schlich insgeheim aber wie ein geprügelter Hund über die Hammersley.

„Et, ich muss dir was erzählen.“ Sie hingen gemeinsam an der Reling und beobachteten den Sonnenuntergang, jeder mit einer Teetasse in der Hand. „Ich hab den Captain bei XO im Bett erwischt.“ Et verschluckte sich an seinem Tee und spuckte ihn über die Reling wieder aus. „Du hast WAS?!“ „Nicht so laut!“, herrschte sie und gab ihm einen Stoß gegen den Arm. Sie hatte sich halb dazu durchringen müssen, es ihm überhaupt zu erzählen, aber irgendjemmandem musste sie es sagen. Und bei ET war sie sich sicher, dass er es für sich behalten würde, wenn sie ihn darum bat. „Und nicht das, was du denkst.“ Er kicherte trotzdem. „XO hatte doch vor zwei Tagen dieses Beruhigungsmittel intus und hat nur geschlafen. Und ich hatte die Brücke und bin aber nochmal runter, weil ich dringend noch eine Tablette gegen Kopfschmerzen musste und da lag er neben ihr.“ „Und hat was getan?“ „Er hat sie nur angeschaut. Voll bekleidet und in keinster Weise so wie du dir das schon wieder vorstellt.“ Et zog grinsend in einer Unschuldsgeste Hände und Schultern hoch. "Sogar die Stiefel hatte er noch an."
„Die beiden hatten schon mal was miteinander. Bevor sie sich kennen gelernt haben.“ Et prustete los. „Bitte? Bevor sie sich kannten?“ „Nein, bevor sie seinem Kommando unterstellt worden ist auf irgendeinem Lehrgang und scheinbar ist der Captain voll verknallt in die XO.“ „Nicky, das muss du melden.“ Er war selbst nicht wirklich überzeugt. „Ich meine, wirst du das melden?“ „Ja. Nein. Ich weiß nicht. Einerseits finde ich es unfair, dass er das dürfen sollte, nur weil er der Captain ist. Und wir das nicht dürfen sollten.“ Sie atmete einmal tief durch. „Andererseits hat er geschaut wie ein Puppy, als ich ihn dort entdeckt hab und dann nochmal, als er versucht hat, es mir zu erklären. Es war fast bemitleidenswert.“ „Der Captain wie ein Puppy?“, lachte Et. „Nicht wirklich.“ „Doch. Und ich glaube er ist ziemlich eifersüchtig auf Captain Rough.“ Das ließ sogar Nav milde grinsen. „Bitte, erzähl es nicht weiter. Nicht Buffer und schon gar nicht Spider.“ „Und dem Smutje? Dann wissen es morgen beim Frühstück spätestens alle.“ „Et, ich mein es ernst.“ „Schon gut, schon gut. Versprochen.“

„Captain, ich muss kurz mit ihnen reden.“ Flynn verschüttete vor Schreck die Hälfte seines Kaffees. „Und ich muss das aufwischen.“, versuchte er sich an einem Scherz. „In ihrer Kabine, unter vier Augen.“ „In fünf Minuten.“, bestätigte er.
Dass ihm die Nerven flatterten war wohl leicht untertrieben. „Captain, ich werde es nicht melden.“, redete sie nicht lange um den heißen Brei herum. „Das heißt nicht, dass ich das billige, für uns gelten schließlich dieselben Regeln, aber so wie sie Nachsicht mit uns haben, habe ich die mit ihnen. Und vielleicht können sie so in Zukunft nachvollziehen, wie es den Betreffenden geht, falls ihnen ähnliches unterkommen sollte.“ Er wusste nicht, ob er himmelschreien jauchzen sollte, oder in Tränen ausbrechen. „Ich danke ihnen.“ „Sir. Das war dann alles.“ Sie zog die Tür auf. „Ich werde es niemandem sagen und ob sie es der XO gestehen, überlasse ich ihnen.“ „Mir was sagen?“, fragte Kate gut gelaunt. „Oh, nichts, Ma´am. Darf ich?“ Damit schob sie sich an X vorbei. Mike lächelte nur beseelt zu ihr herüber. „Wirklich nicht.“
 
 
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