Dark Salvation
von mara-van-deen
Kurzbeschreibung
Viele Jahre waren vergangen, seit Sarah jene Worte gesprochen und damit ihren kleinen Bruder verwunschen hatte; sie überwand jede Gefahr, um ihn aus den Fängen des verführerischen Koboldkönigs, der sich in das Mädchen verliebt hatte, zu befreien - und vergaß, was geschehen war, bis sie sich erneut im Untergrund wiederfindet und feststellen muss, dass sich vieles verändert hat. Schon bald muss sie erkennen, dass das Böse nicht schläft und sie beobachtet...
GeschichteHorror, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Hoggle
Jareth
Lubo
Sarah
Sir Didymus
31.08.2016
15.04.2023
43
56.915
9
Alle Kapitel
70 Reviews
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Dieses Kapitel
5 Reviews
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12.11.2017
2.051
ACHTUNG - TRIGGER: Blut, Gewalt
Ich empfehle folgendes Kapitel NICHT zu lesen, wenn ihr Gewalt/Blut etc. vermeiden wollt - unter anderem ist dieses Kapitel in einer - ich nenne es mal düsteren - Episode meines Lebens entstanden und eignet sich daher nicht für besonders sensible Personen.
LYRICS: KoRn - Trash
***
Da war nichts als Dunkelheit gewesen; eine Leere, die sich wie ein schwerer Schleier um ihren Verstand gelegt hatte, und nichts durchdringen ließ. Wie sehr hatte Sarah gehofft, dass sich dieser Zustand nicht ändern würde, und sie übergangslos in den ersehnten Tod gleiten würde.
Stattdessen bekam ihr schützender Schleier feine Risse, ließ langsam die widerlich saugenden Geräusche wieder an sie heran treten und die Hände fühlen, die sie berührten. Sarah wurde sich ihrer Schmach gewiss, dass ihr restlicher Verstand sie offensichtlich daran teilhaben lassen wollte, wie sie soeben lebendig verschlungen wurde; und das von einem Ding, an das sie zuletzt als Kind geglaubt hatte und gar nicht existieren dürfte.
Und dennoch war da dieser wiederkehrende Schmerz, der sie immer weiter dorthin zurück holte, wovon sie geglaubt hatte, ihr entflohen zu sein: der Realität.
How did it start?
Well, I don't know
I just feel the craving
I see the flesh and it smells fresh and
It's just there for the taking
These little girls they made me feel so god damn exhilarated
All das geschah wirklich. Monster mit messerscharfen Zähnen, die eben jene gerade in ihrem hellen Fleisch versenkten; Wesen, die im Schrank oder unter dem Bett lauerten und unartige Kinder holten und fraßen, ein Ammenmärchen, das Eltern gerne auftischten. Wie unrecht diese törichten Idioten doch hatten – sie fraßen, was sie in ihre klauenartigen Finger bekamen, und machten keinerlei Unterschiede. Aber was tat das jetzt noch zur Sache?
Sarah dachte an das Leben, das sie gelebt hatte und an jenes, welches sie hätte leben können, und versuchte, den Schmerz irgendwie auszublenden. Eine eigene kleine Familie zu haben, ein gutes und einfaches Leben zu leben; zu sehen, wie ihre eigenen Kinder, ihre eigenen kleinen Abbilder aufwuchsen und einen Mann, der zu seiner Frau stand und bedingungslos zu ihr hielt – auch, wenn sie die Liebe nicht erwidern hätte können. Wie oft hatte sie sich diese Möglichkeit entgehen lassen – und das alles, weil sie daran geglaubt hatte, den großen Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Wie oft hatte sie sich unter ihrem Wert verkauft, nur weil sie sich ihr Versagen nicht eingestehen hatte wollen. Wie viele unglückliche Affären folgten, wie viele Ehen hatte sie damit zerstört – und wie wenig sie diese Tatsachen interessiert hatten. Sie hatte ausnahmslos jede Beziehung beendet, sobald sich etwas Ernsthafteres zu entwickeln schien; sie begann, sich abzuschotten, ließ niemanden mehr an sich heran, bis ihre Partner das Weite suchten – eigentlich genau das, was Sarah ersehnt hatte, aber sie dennoch weinend zurückblieb. Sie wusste nicht, warum sie das tat, und hasste sich dafür. Es erschien ihr … einfach falsch. Und so hatte auch ihre letzte, verheißungsvolle Beziehung ein Ende gefunden.
I fill them up, I can't give it up
The pain that I'm just erasing
I tell my lies and I despise
Die zärtlichen Berührungen hatte sie durchaus genossen. Das kratzige Gefühl eines Dreitagebarts auf ihrer Haut, die kräftigen Arme, die sich um ihren schmalen Körper geschlossen und sie hochgehoben hatten, das Gefühl, gemeinsam in den weichen Laken ihres Bettes miteinander zu verschmelzen. Trotzdem wich Sarah dem direkten Blickkontakt jener Männer aus, mit denen sie diese Erfahrungen geteilt hatte; und wenn sich ihre Blicke doch einmal trafen, durchfuhr sie jedes Mal eine Erinnerung, von der sie sich selbst überzeugen hatte wollen, dass sie nur ein Gespinst ihrer Fantasie gewesen war. Dunkle Konturen um den scharfen Blick zweier leuchtend eisblauer Augen, eine Pupille jedoch so exzessiv geweitet, dass es auf den ersten Blick schwarz erschien. Eine Erinnerung, die sie oftmals zusammenzucken ließ und einen irritierten Gesichtsausdruck ihres Partners zur Folge hatte und bei Sarah tagelang das Gefühl hinterließ, dass sie gesehen worden war.
Dumpf, so als hätte sie Watte in den Ohren, erklang etwas, das ein Schrei hätte sein können. War es ihr eigener gewesen? Ein letztes Aufbäumen, bevor der seidene Faden, an dem ihr Leben hing, endgültig riss? Sarah wusste es nicht, und sie wollte es auch nicht wissen. Sie sehnte sich nach der Ruhe, die der Tod mit sich bringen würde.
Die anderen Wesen umringten das Geschehen, das an den innigen Tanz zweier Liebender erinnerte; Sarah lag in den Armen des schönen Ungeheuers, das sich an ihr gütlich tat.
Der metallisch süße Geruch ihres dunklen Blutes zog die anderen Kreaturen an und entfachten ihre Gier nach dem köstlichen Nektar, der zwischen den blassen Lippen ihrer Artgenossin hervor sickerte, und ließ sie ihre eigenen Lippen lecken.
Every second I'm with you
So I run away and you still stay
So what the fuck is with you?
Es entfachte ihre Lust, und war es nicht das, was ihr Herr sich gewünscht hatte? Scharfe Zähne knirschten, Hände wanderten erst zaghaft über den Körper der jungen Frau. Schließlich war es der sehnlichste Wunsch ihres Königs seit seiner Rückkehr, das Mädchen zu töten und sie büßen zu lassen. Mit einem einzigen, festen Ruck riss der edle Stoff an ihrer Schulter und legte die helle, weiche Haut unter dem Korsett frei; unzählige Hände wanderten über den schlaffen Körper, über die kleinen Brüste und hinterließen dabei Kratzspuren, aus denen langsam Blut hervor sickerte. Ein Stöhnen, ausgelöst von jenem Anblick, drang durch die Menge. Nichts würde ihnen mehr Freude verschaffen und ihren Hunger stillen können als dieser Augenblick, in dem sie sich an der verboten geglaubten Frucht laben würden …
Ein plötzlicher unerwarteter Laut ließ jene Kreaturen, die das Pech gehabt hatten, an den Rand gedrängt worden zu sein, knurrend aufhorchen. Sie waren hungrig, doch nicht in der Ekstase gefangen, die der Geschmack des Blutes mit sich brachte; ihre Sinne waren nicht getrübt. Augenpaare blitzen rötlich auf und sie nahmen Abstand von dem Kreis, als sie die drohende Gefahr wahrnahmen, während die anderen nichts bemerkten.
Das Geräusch erinnerte an ein hysterisches Lachen, doch als die ersten Wesen mit solch einer Wucht durch die Luft geschleudert wurden und Spiegelwände klirrend zu Bruch gingen, wussten sie, dass etwas nicht stimmte und stoben unter leisen Entsetzensrufen weiter auseinander.
Hunderte weit aufgerissene Augenpaare folgten dem lautlosen Schatten, der sich schnellen Schrittes genähert hatte und nun innehielt; wortlos betrachtete er für einen Augenblick das Geschehen, ehe die blonde Frau ihre Lippen plötzlich vom Hals der Sterbenden löste und irritiert den Kopf anhob. Ihr Kinn war blutverschmiert und das blasse Blau ihrer Augen war einer völligen Schwärze gewichen. Zwischen den Lippen zeigte sich eine Reihe kleiner, messerscharfer Zähne. „Mein König …“
Your feelings
I can't help but rape them
I'm sorry, I don't feel the same
My heart inside is constantly hating
Achtlos ließ sie den Körper des Menschen zu Boden gleiten und stieg über diesen hinweg. Sie vollführte einen tiefen Knicks vor ihrem Gebieter, was angesichts all des Blutes ein seltsames Bild hinterließ. Seine Schönheit überwältigte sie geradezu, ließ sie beinahe sprachlos werden; die dunklen Musterungen betonten den stechenden Blick seiner Augen, während eine ungezähmte Mähne sein schmales, markantes Gesicht umrahmte. Er überragte sie um mindestens zwei Köpfe, sodass er seinen Blick zu ihr herabsenken musste. Passend zu den vereinzelten schwarzen Strähnen in seinem Haar war er gänzlich in schwarz gekleidet. Langsam begann sie sich wieder zu jener Erscheinung zu wandeln, die sie zuvor geboten hatte. „Ich wusste nicht, dass Ihr erscheinen würdet, hätte ich es gewusst – ich hatte solchen Hung… - es tut mir lei-…“
Ein kaum merkliches Lächeln, das sich auf seine Lippen schlich, und dass sich sein Handschuh an ihre Wange legte und zärtlich darüber strich, ließ sie endgültig verstummen.
Why do I have this torment?
All I wanna do is fuck it away.
I tell my lies and I despise
Every second I'm with you
So I run away and you still stay
So what the fuck is with you?
„… es tut dir leid?“ Seine rauchige, tiefe Stimme ließ alle Wesen im Saal erschaudern. „Dass du hungrig warst, dass du diesen Hunger stillen wolltest?“ Er zog die blonde junge Frau zu sich heran, umschlang mit einer Hand ihre Taille. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Menge; noch nie hatte ihr König eine solche Nähe zugelassen. „Ja.“ Ihre Antwort war kaum mehr als ein Hauchen, das nur für ihn zu hören bestimmt war; ihre Gedanken explodierten soeben regelrecht, und sie verlor sich in den außergewöhnlichen Augen.
Sie fühlte seinen Körper, der sich an ihren presste, und die Welle der Erregung, die sie erfasste; der schwache Geruch von Sandelholz und dem Leder seiner Kleidung ließ sie ihre Augen für einen kurzen Augenblick schließen und sie atmete seinen Duft genüsslich ein.
Seine Hand umschloss ihr Kinn bestimmt, aber nicht schmerzhaft, und hob es an. Das Blut glänzte feucht auf ihrem kleinen, herzförmigen Mund und erinnerte an eine überreife rote Kirsche. Das Herz in ihrer Brust raste, denn sie wusste, was geschehen würde; er hatte sie wahrgenommen – nein, auserwählt. Etwas, das von dem sie niemals auch nur zu träumen gewagt hätte. Ihr Schöpfer, ihr Herr … belohnte sie dafür, dass sie ihrer Natur gefolgt war und das ihm ohnehin verhasste Mädchen endlich zu töten.
Seine Lippen umschlossen die ihren, und es war die ultimative Ekstase; sie schmeckte den süßesten Pfirsich, den es wohl jemals geben würde, sowie den metallischen Geschmack des Blutes der jungen Sterblichen. Er wurde fordernd, sodass sie leise stöhnte.
Ihre Hände wanderten durch sein wildes Haar, das sich so unglaublich weich anfühlte, berührten die weiche makellose Haut. Sein alter Glanz und seine Macht kehrten mit dem Tod des Wesens zurück, endlich würde alles wieder seine Ordnung erhalten.
Ein kurzer und heftiger, dennoch lustvoller Schmerz durchfuhr sie, als sich seine scharfen Zähne in ihre Lippe gruben; gefolgt von einem ganz anderen, seltsamen Gefühl. Leiser Schwindel erfasste sie, und sie war sich nicht sicher, ob die Menge soeben tobte oder jenes schrille Pfeifen in ihrem Kopf ablief.
Your feelings
I can't help but rape them
I'm sorry, I don't feel the same
My heart inside is constantly hating
Der Geschmack ihres eigenen Blutes, der ihren Mund füllte, ließ sie jenen süßen Genuss jäh vergessen und den König entsetzt ansehen; er hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt und sein Lächeln war verschwunden. Stattdessen lag ein unheimliches Funkeln in seinen Augen.
Jenes Gefühl das sie erst nicht zuordnen konnte, wandelte sich so plötzlich in einen unglaublichen Schmerz, dass sie schreien wollte, und doch nur Blut hustete.
Ihre Beine wollten sie nicht länger tragen, sodass sie vor ihrem Herrn in die Knie sank und nicht begreifen wollte, was sie in seiner blutverschmierten Hand sah. Voller Verzweiflung versuchte sie, sich an seinem Mantel festzukrallen, während sie mit der anderen Hand an jene Stelle tastete … und Gewissheit hatte. Der Tod trat so jäh an sie heran, dass sie nichts als ein schweres Seufzen über ihre Lippen brachte, ehe ihr Blick endgültig brach. Eine Lache breitete sich langsam unter dem leblosen Körper aus.
I'm sorry, I just throw you away.
I tell my lies and I despise
Every second I'm with you
And I run away and you still stay
Der König der Kobolde hielt das triefende Herz seiner Kreatur noch immer in seiner Hand, während er versuchte, seine Wut zu bändigen. Er schmeckte das Blut seiner Schöpfung, das schwer und schal auf seiner Zunge lag – und Sarahs.
Er ballte die Faust mit dem wertlosen Klumpen, und als er sie wieder öffnete, regnete schwarzgraue Asche zu Boden. Niemand sollte es wagen.
Schreie in der Menge, die nun fluchtartig auseinander stob und der Geruch von verbranntem Fleisch verschafften ihm Genugtuung, jedoch nicht annähernd so sehr, wie er es sich erhofft hatte, wenn seine Kreaturen für ihren Fehler büßten.
Mit einem leeren Ausdruck näherte er sich der Sterbenden und schob seine Arme unter den leichten Körper; ihre Augen waren geschlossen und ihre Haut so bleich wie Kreide. Das weiße Kleid, das in Fetzen an ihrem entblößten Körper hing, erinnerte ihn an sein Federkleid an jenem schicksalhaften Tag – der Tag, an dem er gefallen war.
My heart inside is constantly hating
I'm sorry, I just throw you away.
I just throw you away
I just throw you away
I just throw you away
I just throw you away …
Ich empfehle folgendes Kapitel NICHT zu lesen, wenn ihr Gewalt/Blut etc. vermeiden wollt - unter anderem ist dieses Kapitel in einer - ich nenne es mal düsteren - Episode meines Lebens entstanden und eignet sich daher nicht für besonders sensible Personen.
LYRICS: KoRn - Trash
***
Da war nichts als Dunkelheit gewesen; eine Leere, die sich wie ein schwerer Schleier um ihren Verstand gelegt hatte, und nichts durchdringen ließ. Wie sehr hatte Sarah gehofft, dass sich dieser Zustand nicht ändern würde, und sie übergangslos in den ersehnten Tod gleiten würde.
Stattdessen bekam ihr schützender Schleier feine Risse, ließ langsam die widerlich saugenden Geräusche wieder an sie heran treten und die Hände fühlen, die sie berührten. Sarah wurde sich ihrer Schmach gewiss, dass ihr restlicher Verstand sie offensichtlich daran teilhaben lassen wollte, wie sie soeben lebendig verschlungen wurde; und das von einem Ding, an das sie zuletzt als Kind geglaubt hatte und gar nicht existieren dürfte.
Und dennoch war da dieser wiederkehrende Schmerz, der sie immer weiter dorthin zurück holte, wovon sie geglaubt hatte, ihr entflohen zu sein: der Realität.
How did it start?
Well, I don't know
I just feel the craving
I see the flesh and it smells fresh and
It's just there for the taking
These little girls they made me feel so god damn exhilarated
All das geschah wirklich. Monster mit messerscharfen Zähnen, die eben jene gerade in ihrem hellen Fleisch versenkten; Wesen, die im Schrank oder unter dem Bett lauerten und unartige Kinder holten und fraßen, ein Ammenmärchen, das Eltern gerne auftischten. Wie unrecht diese törichten Idioten doch hatten – sie fraßen, was sie in ihre klauenartigen Finger bekamen, und machten keinerlei Unterschiede. Aber was tat das jetzt noch zur Sache?
Sarah dachte an das Leben, das sie gelebt hatte und an jenes, welches sie hätte leben können, und versuchte, den Schmerz irgendwie auszublenden. Eine eigene kleine Familie zu haben, ein gutes und einfaches Leben zu leben; zu sehen, wie ihre eigenen Kinder, ihre eigenen kleinen Abbilder aufwuchsen und einen Mann, der zu seiner Frau stand und bedingungslos zu ihr hielt – auch, wenn sie die Liebe nicht erwidern hätte können. Wie oft hatte sie sich diese Möglichkeit entgehen lassen – und das alles, weil sie daran geglaubt hatte, den großen Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Wie oft hatte sie sich unter ihrem Wert verkauft, nur weil sie sich ihr Versagen nicht eingestehen hatte wollen. Wie viele unglückliche Affären folgten, wie viele Ehen hatte sie damit zerstört – und wie wenig sie diese Tatsachen interessiert hatten. Sie hatte ausnahmslos jede Beziehung beendet, sobald sich etwas Ernsthafteres zu entwickeln schien; sie begann, sich abzuschotten, ließ niemanden mehr an sich heran, bis ihre Partner das Weite suchten – eigentlich genau das, was Sarah ersehnt hatte, aber sie dennoch weinend zurückblieb. Sie wusste nicht, warum sie das tat, und hasste sich dafür. Es erschien ihr … einfach falsch. Und so hatte auch ihre letzte, verheißungsvolle Beziehung ein Ende gefunden.
I fill them up, I can't give it up
The pain that I'm just erasing
I tell my lies and I despise
Die zärtlichen Berührungen hatte sie durchaus genossen. Das kratzige Gefühl eines Dreitagebarts auf ihrer Haut, die kräftigen Arme, die sich um ihren schmalen Körper geschlossen und sie hochgehoben hatten, das Gefühl, gemeinsam in den weichen Laken ihres Bettes miteinander zu verschmelzen. Trotzdem wich Sarah dem direkten Blickkontakt jener Männer aus, mit denen sie diese Erfahrungen geteilt hatte; und wenn sich ihre Blicke doch einmal trafen, durchfuhr sie jedes Mal eine Erinnerung, von der sie sich selbst überzeugen hatte wollen, dass sie nur ein Gespinst ihrer Fantasie gewesen war. Dunkle Konturen um den scharfen Blick zweier leuchtend eisblauer Augen, eine Pupille jedoch so exzessiv geweitet, dass es auf den ersten Blick schwarz erschien. Eine Erinnerung, die sie oftmals zusammenzucken ließ und einen irritierten Gesichtsausdruck ihres Partners zur Folge hatte und bei Sarah tagelang das Gefühl hinterließ, dass sie gesehen worden war.
Dumpf, so als hätte sie Watte in den Ohren, erklang etwas, das ein Schrei hätte sein können. War es ihr eigener gewesen? Ein letztes Aufbäumen, bevor der seidene Faden, an dem ihr Leben hing, endgültig riss? Sarah wusste es nicht, und sie wollte es auch nicht wissen. Sie sehnte sich nach der Ruhe, die der Tod mit sich bringen würde.
Die anderen Wesen umringten das Geschehen, das an den innigen Tanz zweier Liebender erinnerte; Sarah lag in den Armen des schönen Ungeheuers, das sich an ihr gütlich tat.
Der metallisch süße Geruch ihres dunklen Blutes zog die anderen Kreaturen an und entfachten ihre Gier nach dem köstlichen Nektar, der zwischen den blassen Lippen ihrer Artgenossin hervor sickerte, und ließ sie ihre eigenen Lippen lecken.
Every second I'm with you
So I run away and you still stay
So what the fuck is with you?
Es entfachte ihre Lust, und war es nicht das, was ihr Herr sich gewünscht hatte? Scharfe Zähne knirschten, Hände wanderten erst zaghaft über den Körper der jungen Frau. Schließlich war es der sehnlichste Wunsch ihres Königs seit seiner Rückkehr, das Mädchen zu töten und sie büßen zu lassen. Mit einem einzigen, festen Ruck riss der edle Stoff an ihrer Schulter und legte die helle, weiche Haut unter dem Korsett frei; unzählige Hände wanderten über den schlaffen Körper, über die kleinen Brüste und hinterließen dabei Kratzspuren, aus denen langsam Blut hervor sickerte. Ein Stöhnen, ausgelöst von jenem Anblick, drang durch die Menge. Nichts würde ihnen mehr Freude verschaffen und ihren Hunger stillen können als dieser Augenblick, in dem sie sich an der verboten geglaubten Frucht laben würden …
Ein plötzlicher unerwarteter Laut ließ jene Kreaturen, die das Pech gehabt hatten, an den Rand gedrängt worden zu sein, knurrend aufhorchen. Sie waren hungrig, doch nicht in der Ekstase gefangen, die der Geschmack des Blutes mit sich brachte; ihre Sinne waren nicht getrübt. Augenpaare blitzen rötlich auf und sie nahmen Abstand von dem Kreis, als sie die drohende Gefahr wahrnahmen, während die anderen nichts bemerkten.
Das Geräusch erinnerte an ein hysterisches Lachen, doch als die ersten Wesen mit solch einer Wucht durch die Luft geschleudert wurden und Spiegelwände klirrend zu Bruch gingen, wussten sie, dass etwas nicht stimmte und stoben unter leisen Entsetzensrufen weiter auseinander.
Hunderte weit aufgerissene Augenpaare folgten dem lautlosen Schatten, der sich schnellen Schrittes genähert hatte und nun innehielt; wortlos betrachtete er für einen Augenblick das Geschehen, ehe die blonde Frau ihre Lippen plötzlich vom Hals der Sterbenden löste und irritiert den Kopf anhob. Ihr Kinn war blutverschmiert und das blasse Blau ihrer Augen war einer völligen Schwärze gewichen. Zwischen den Lippen zeigte sich eine Reihe kleiner, messerscharfer Zähne. „Mein König …“
Your feelings
I can't help but rape them
I'm sorry, I don't feel the same
My heart inside is constantly hating
Achtlos ließ sie den Körper des Menschen zu Boden gleiten und stieg über diesen hinweg. Sie vollführte einen tiefen Knicks vor ihrem Gebieter, was angesichts all des Blutes ein seltsames Bild hinterließ. Seine Schönheit überwältigte sie geradezu, ließ sie beinahe sprachlos werden; die dunklen Musterungen betonten den stechenden Blick seiner Augen, während eine ungezähmte Mähne sein schmales, markantes Gesicht umrahmte. Er überragte sie um mindestens zwei Köpfe, sodass er seinen Blick zu ihr herabsenken musste. Passend zu den vereinzelten schwarzen Strähnen in seinem Haar war er gänzlich in schwarz gekleidet. Langsam begann sie sich wieder zu jener Erscheinung zu wandeln, die sie zuvor geboten hatte. „Ich wusste nicht, dass Ihr erscheinen würdet, hätte ich es gewusst – ich hatte solchen Hung… - es tut mir lei-…“
Ein kaum merkliches Lächeln, das sich auf seine Lippen schlich, und dass sich sein Handschuh an ihre Wange legte und zärtlich darüber strich, ließ sie endgültig verstummen.
Why do I have this torment?
All I wanna do is fuck it away.
I tell my lies and I despise
Every second I'm with you
So I run away and you still stay
So what the fuck is with you?
„… es tut dir leid?“ Seine rauchige, tiefe Stimme ließ alle Wesen im Saal erschaudern. „Dass du hungrig warst, dass du diesen Hunger stillen wolltest?“ Er zog die blonde junge Frau zu sich heran, umschlang mit einer Hand ihre Taille. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Menge; noch nie hatte ihr König eine solche Nähe zugelassen. „Ja.“ Ihre Antwort war kaum mehr als ein Hauchen, das nur für ihn zu hören bestimmt war; ihre Gedanken explodierten soeben regelrecht, und sie verlor sich in den außergewöhnlichen Augen.
Sie fühlte seinen Körper, der sich an ihren presste, und die Welle der Erregung, die sie erfasste; der schwache Geruch von Sandelholz und dem Leder seiner Kleidung ließ sie ihre Augen für einen kurzen Augenblick schließen und sie atmete seinen Duft genüsslich ein.
Seine Hand umschloss ihr Kinn bestimmt, aber nicht schmerzhaft, und hob es an. Das Blut glänzte feucht auf ihrem kleinen, herzförmigen Mund und erinnerte an eine überreife rote Kirsche. Das Herz in ihrer Brust raste, denn sie wusste, was geschehen würde; er hatte sie wahrgenommen – nein, auserwählt. Etwas, das von dem sie niemals auch nur zu träumen gewagt hätte. Ihr Schöpfer, ihr Herr … belohnte sie dafür, dass sie ihrer Natur gefolgt war und das ihm ohnehin verhasste Mädchen endlich zu töten.
Seine Lippen umschlossen die ihren, und es war die ultimative Ekstase; sie schmeckte den süßesten Pfirsich, den es wohl jemals geben würde, sowie den metallischen Geschmack des Blutes der jungen Sterblichen. Er wurde fordernd, sodass sie leise stöhnte.
Ihre Hände wanderten durch sein wildes Haar, das sich so unglaublich weich anfühlte, berührten die weiche makellose Haut. Sein alter Glanz und seine Macht kehrten mit dem Tod des Wesens zurück, endlich würde alles wieder seine Ordnung erhalten.
Ein kurzer und heftiger, dennoch lustvoller Schmerz durchfuhr sie, als sich seine scharfen Zähne in ihre Lippe gruben; gefolgt von einem ganz anderen, seltsamen Gefühl. Leiser Schwindel erfasste sie, und sie war sich nicht sicher, ob die Menge soeben tobte oder jenes schrille Pfeifen in ihrem Kopf ablief.
Your feelings
I can't help but rape them
I'm sorry, I don't feel the same
My heart inside is constantly hating
Der Geschmack ihres eigenen Blutes, der ihren Mund füllte, ließ sie jenen süßen Genuss jäh vergessen und den König entsetzt ansehen; er hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt und sein Lächeln war verschwunden. Stattdessen lag ein unheimliches Funkeln in seinen Augen.
Jenes Gefühl das sie erst nicht zuordnen konnte, wandelte sich so plötzlich in einen unglaublichen Schmerz, dass sie schreien wollte, und doch nur Blut hustete.
Ihre Beine wollten sie nicht länger tragen, sodass sie vor ihrem Herrn in die Knie sank und nicht begreifen wollte, was sie in seiner blutverschmierten Hand sah. Voller Verzweiflung versuchte sie, sich an seinem Mantel festzukrallen, während sie mit der anderen Hand an jene Stelle tastete … und Gewissheit hatte. Der Tod trat so jäh an sie heran, dass sie nichts als ein schweres Seufzen über ihre Lippen brachte, ehe ihr Blick endgültig brach. Eine Lache breitete sich langsam unter dem leblosen Körper aus.
I'm sorry, I just throw you away.
I tell my lies and I despise
Every second I'm with you
And I run away and you still stay
Der König der Kobolde hielt das triefende Herz seiner Kreatur noch immer in seiner Hand, während er versuchte, seine Wut zu bändigen. Er schmeckte das Blut seiner Schöpfung, das schwer und schal auf seiner Zunge lag – und Sarahs.
Er ballte die Faust mit dem wertlosen Klumpen, und als er sie wieder öffnete, regnete schwarzgraue Asche zu Boden. Niemand sollte es wagen.
Schreie in der Menge, die nun fluchtartig auseinander stob und der Geruch von verbranntem Fleisch verschafften ihm Genugtuung, jedoch nicht annähernd so sehr, wie er es sich erhofft hatte, wenn seine Kreaturen für ihren Fehler büßten.
Mit einem leeren Ausdruck näherte er sich der Sterbenden und schob seine Arme unter den leichten Körper; ihre Augen waren geschlossen und ihre Haut so bleich wie Kreide. Das weiße Kleid, das in Fetzen an ihrem entblößten Körper hing, erinnerte ihn an sein Federkleid an jenem schicksalhaften Tag – der Tag, an dem er gefallen war.
My heart inside is constantly hating
I'm sorry, I just throw you away.
I just throw you away
I just throw you away
I just throw you away
I just throw you away …