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Dark Salvation

Kurzbeschreibung
GeschichteHorror, Liebesgeschichte / P18 / Gen
Hoggle Jareth Lubo Sarah Sir Didymus
31.08.2016
15.04.2023
43
56.915
9
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70 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
20.02.2017 910
 
Das Haus lag in völliger Stille da, nachdem Betty, ein siebzehnjähriges Mädchen, sich die Jacke zum Schutz vor dem immer stärker werdenden Regen über die aufwändig toupierte Mähne gezogen und hinaus auf die Straße gelaufen war. Ein 65er Mustang mit rot aufleuchtenden Lichtern wartete bereits auf sie. Eilig lief sie darauf zu, wobei ihre Schuhe das schmutzige Regenwasser aufspritzen ließen; mit einem breiten Grinsen öffnete sie die Tür und ließ sich auf den Sitz fallen, um die Jacke möglichst schnell los zu werden und Dean, ihrem Schwarm (sie konnte noch immer nicht fassen, dass er sie zu einem Date eingeladen hatte!) ihr glänzendstes Lächeln zu schenken.

Er schien sich jedoch nicht weiter um sie zu kümmern, da sein Blick auf dem Haus ruhte, während er langsam an seiner Zigarette zog, bevor sie sie ihm zurück gab. „Und Mr. Williams wird nich‘ sauer auf dich sein, wenn du einfach abhaust?“, fragte er. „Man, ist das eine große Hütte.“
Betty lachte unbeschwert und nahm ihm lässig die Zigarette aus der Hand, um selbst einen Zug zu nehmen. So cool, wie er war, musste sie schließlich mithalten können. „Ach was. Der merkt nicht mal, dass ich weg war. Ist mit seiner Alten ausgegangen, da verbringt er die Nacht dann auch immer. In ein paar Stunden bin ich wieder hier.“
Ein leises Donnern kündigte das vorher gesagte Gewitter an; der Regen trommelte unnachgiebig gegen die Scheiben des Wagens. „Und die Kleine?“

„Die schläft, so wie immer. Rührt sich, wenn ich da bin, auch nie aus ihrem Zimmer. Ein komisches Kind … aber Dean, lass uns nicht weiter darüber reden. Los, fahren wir zur Party. Komm schon.“
Dean kurbelte das Fenster ein Stück weit nach unten, verzog das Gesicht wegen des Regens und schnippte die Zigarette in schmierig-cooler Manier hinaus. „Alles klar, Süße.“ Er schloss das Fenster, und ließ den Wagen noch einmal Aufheulen, um Betty zu beeindrucken. Sie lachte.
Dann brausten sie davon und hinterließen die unbeleuchtete Straße in völliger Dunkelheit.

Das kleine Mädchen, von dem Betty gesprochen hatte, schlief nicht. Sie lag nach wie vor in ihrem Bett, in das die Babysitterin sie wie immer geschickt hatte, und hatte den Geräuschen des Hauses und außerhalb davon gelauscht. Sie hasste Nächte wie diese, in denen sie vollkommen alleine war, die sich jedoch zu häufen begannen.

Sie mochte vielleicht gerade einmal sieben Jahre alt geworden sein, aber sie war nicht dumm – sie wusste sehr genau, dass ihr Vater sich mit einer neuen Frau traf; immerhin war sie auch schon hier gewesen. Ihr schweres Parfum stach ihr jetzt noch in der Nase und wenn sie an den knallig roten Lippenstift auf den zu einem Grinsen verzerrten Lippen dachte, ballten sich ihre kleinen Fäuste. Diese schrille Frau hatte zwar vorgegeben nett zu sein, doch das Mädchen hatte an diesem Blick, mit dem sie die Tochter von Mr. Williams gemustert hatte, gesehen. Sie war ihr ein Dorn im Auge, das fühlte sie; seither empfand Sarah nichts als Abscheu gegenüber dieser Frau, die, wie sie befürchtet hatte, später ihre Stiefmutter werden sollte.

Ein Blitz, begleitet von einem Donnergrollen, erhellte für einen Augenblick das Zimmer. Sarah japste und zog ängstlich die Decke über ihren Kopf; darunter war es stickig und warm, und scheinbar sicherer. Irgendwann wurde es unerträglich, sodass sie vorsichtig hervor lugte. Der Regen hämmerte gegen das Glas. „Okay, keine Angst, Sarah“, murmelte sie zu sich selbst, und dachte ... an ihre Mutter.
Ihr rasender Herzschlag beruhigte sich allmählich. An ihr Lächeln, das sie ihrer Tochter stets schenkte, und dasselbe lange dunkelbraune Haar wie Sarahs, wenn sie es sich hinter das Ohr strich. Es waren gerade einmal zwei Jahre vergangen, seitdem sie sich an der Haustür verabschiedet hatten, nachdem ihre Mutter eine bedeutende Rolle in einem vielversprechenden Film zugesagt bekommen hatte.

Zwei Jahre, nachdem ihre Mutter ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte und versprochen hatte, ihr viele tolle Spielsachen mitzubringen, wenn sie bald wieder heim käme; doch sie kam nicht wieder.    
Sie schloss die Augen, und konnte dennoch nichts gegen die Tränen der Verzweiflung tun, die einfach entflohen. Ihr Vater hatte versucht, es für sie so schön und kindgerecht wie möglich zu machen, als er sich mit einem Lächeln an den Rand ihres Bettes gesetzt hatte; und dennoch war es ein erzwungenes, gequältes Lächeln, die Augen gerötet und eingefallen.

Dass ihre Mutter nicht mehr heim kommen könnte, weil sie jetzt ein Engel im Himmel wäre, aber Sarah trotzdem ewig lieben würde. Sie hatte keine Träne vergossen, auch nicht, nachdem ihr Vater sie zum Kindertherapeuten geschickt hatte, und auch nicht, als die Beerdigung stattfand.
Es war nicht so, dass sie es nicht wollte; es trieb sie gar in Verzweiflung, aber sie konnte einfach nicht. Obwohl sie noch so klein gewesen war, hatte sie trotzdem das Leid verstanden, das ihr Vater empfunden hatte, sodass sie vorgab, ihm all seine Geschichten zu glauben. Es spendete ihm Trost, und Sarah ebenso, wenn er sie ihr erzählte und dabei über ihre Wange streichelte.

Es war mehr als ein Jahr vergangen seit dem Tod ihrer Mutter, als er diese neue, schreckliche Frau kennen lernte und sich immer öfter mit ihr zu treffen begann; er wirkte wieder glücklicher, auch wenn ihn der Verlust schwer gezeichnet hatte. Sarah fühlte sich jedoch betrogen und mit ihrer Trauer vollkommen allein gelassen, sodass sie dieser Fremden mehr als deutlich zu verstehen gab, dass sie hier nicht Willkommen war. In diesem Augenblick weinte sie, weil sie sich so furchtbar allein gelassen fühlte in dieser großen, weiten Welt.
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