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Gewähltes Leben und Schicksal

Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
11.08.2016
13.04.2019
12
22.667
2
Alle Kapitel
5 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
29.03.2017 2.095
 
Ich widme dieses Kapitel der lieben Dreaming in Wild, die mir schon zwei ganz tolle Reviews getippt hat!
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Drei Jahre später


In seinem Leben war Johnny noch nicht so nervös gewesen. Caleb hatte Rick unter einem Vorwand aufs Revier gelockt. Er hatte wohl irgendetwas von Algeroba gelabert. Seit drei gottverdammten Jahren hingen sie an diesem Fall fest. Es ging weder vor noch zurück.
Während Caleb draußen auf Rick wartete, versuchte Kol Johnny zu beruhigen. Unterdessen wartete das komplette Department auf den Auserwählten.
„Du schaffst das!“
„Eher glaube ich, dass ich mich übergebe oder in Ohnmacht falle.“
„Ach was!“
„Wer hat bei euch beiden damals wen gefragt?“
„Caleb mich. Ich kam nach Hause. Es wirkte, als wäre keiner da, aber dann ging das Licht an und Caleb kam mit unserem Sohn an der Hand ins Wohnzimmer. Er hatte einen richtigen kleinen Frack an und er trug eine kleine grüne Fliege.“ Kols Augen glänzten, wie sie es immer taten, wenn er von seinen Kindern redete. „Während unser Kleiner übers ganze Gesicht grinste, ging Caleb auf die Knie.“
„Und der Rest ist Geschichte.“
„In diesem Moment war ich der wohl glücklichste Mensch der Welt und ich bin mir absolut sicher, dass Rick in wenigen Momenten dieser eine Mensch sein wird.“
„Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet ich mal fragen würde. Okay, ich hätte mir ohnehin nie vorstellen können, dass ich mal heirate. Ich war eigentlich immer der Ich vögele mich durchs Leben-Typ. Aber Rick... Wir waren damals schon Freunde, als wir das erste Mal im Bett gelandet sind. Wir machten ab, dass es bei diesem einem besoffenen Mal bleiben sollte, doch daran war schon am nächstem Tag nicht mehr zu denken. Wir schafften es über Jahre hinweg erfolgreich Freunde mit gewissen Vorzügen zu bleiben ohne, dass die Freundschaft in die Brüche ging. Das schaffen die aller wenigsten. Naja, zumindest schaffen es Hetero-Paare eigentlich nie. Bei uns ist es dann ja doch noch was Anderes.“ Beide grinsten sie. Schwule waren nicht gerade dafür bekannt, sonderlich monogam oder zurückhaltend zu leben. Über die Jahre waren Kol, Caleb, Johnny und Rick zu einer richtigen Männerclique zusammengewachsen.

Rick stieß die breite Flügeltür zum Department auf – und traute seinen Augen nicht. Der Eingang war gesäumt von seinen Kollegen. Ganz am Ende standen Kol und Caleb und zwischen ihnen stand Johnny in einem Anzug. Er strahlte über das ganze Gesicht und Kol und Caleb taten es ihm gleich. Im Grunde strahlten sie alle. Man sah ihnen an, dass sie sich alle für sie freuten, denn Rick war absolut klar, was wohl gleich passieren würde, doch glauben konnte er das nicht so recht. Mit regelrecht tauben Beinen schritt Rick auf seinen Freund zu. Er spürte, dass Johnny’s Finger zitterten, als der nach seiner Hand griff. Dann ließ sein Freund sich vor ihm auf ein Knie sinken und hielt ihm mit der anderen Hand eine samtbezogene Schatulle hin. Darin befand sich ein schlichter silberner Ring mit graviertem Muster.
„Richard Miller willst du mich John Stryker heiraten?“
Rick gingen tausend Worte durch den Kopf, doch er wollte das hier ganz traditionell über die Bühne bringen: „Natürlich will ich. Ja, ich will dich heiraten.“
Er steckte ihm den Ring an den Finger, erhob sich und küsste ihn. Beide grinsten sie in den Kuss hinein. Ihre Kollegen applaudierten lautstark hinter ihnen. Unwillkürlich musste Rick an Michael denken, der den beiden eine Hochzeit schon immer vorausgesagt hatte. Sogar schon als die beiden noch lange nicht zusammen gewesen waren.
Michael würde ihnen jetzt vermutlich um den Hals fallen. Doch Michael war tot. Zwei Jahre zuvor von Unbekannten erschossen. Zumindest waren sie für das BPD Unbekannte. Rick wusste ganz genau, dass die Killer zum Morietta-Familie gehörten. Michael hatte ihn damals zur Rede gestellt und ihm offenbart, dass er wüsste, dass Rick sich von den Algerobas hatte kaufen lassen. Ehe Rick seinem Freund irgendetwas hatte erklären können, waren die Killer aufgetaucht. Matteo war rechtzeitig aufgetaucht, um seinem Cousin das Leben zu retten, aber für Michael war es zu spät gewesen. Er hatte Rick nur noch zugeschrien, dass er laufen sollte, dann hatten die Killer ihm den zweiten und endgültigen Schuss verpasst, Matteo hatte auf die Angreifer geschossen und ihn dann vom Tatort gezerrt. Rick hatte verdammtes Glück gehabt, dass weder seine noch Matteos Fingerabdrücke gefunden worden waren, allerdings hatte man den beiden Mördern auch nichts beweisen können. Michael’s Leichnam hatte man drei Tage später in der Gasse gefunden. Rick hatte es alle Mühe gekostet, seine Rolle zu spielen. Denn genau das Tat er mittlerweile: Eine Rolle spielen. Er war noch immer Cop, aber es war auch zu einer Rolle geworden. Während er seinen Ermittlungen nachging, versuchte er immer noch alles, um die Unschuld seines Vaters zu beweisen.
Am Abend lag Rick in Johnny’s Armen. Sie waren schnell zusammengezogen, nachdem sie ein Paar geworden waren. Zuerst war Johnny in Ricks Wohnung gezogen, doch dann hatten sie sich gemeinsam eine größere Wohnung geleistet. Rico war von der ganzen Idee gar nicht begeistert gewesen, denn nun konnte er nicht mehr ungehindert in die Wohnung seines jüngeren Bruders marschieren.
„Hast du einen Wunsch für das Datum?“, fragte Johnny.
„So schnell wie möglich.“
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst.“

Sie ließen ihren Worten Taten folgen: Drei Tage später standen sie gemeinsam vor der Beamten des Standesamts, um ihre Hochzeit anzumelden und ihre Papiere vorzulegen.
„Sind die Unterlagen vollständig?“, erkundigte sich Johnny, als die Beamte mit prüfendem Blick über die Dokumente schweifte und etwas in ihrem Computer nachschaute.
„Ihre ja, Mr. Stryker, aber bei ihrem Zukünftigen fehlen die Dokumente der Namensänderung.“
Rick wurde schlecht. Mit keinem Worte hatte er die Namensänderung seinem Verlobten jemals gegenüber erwähnt.
„Die was?“, wollte der auch prompt wissen.
„Die Namensänderung von Mr. Miller in Italien vor 10 Jahren.“

Der Fahrt nach Hause, war die wohl unangenehmste, die die beiden je hatten und sie hatten schon einige, die in diese Kategorie gehörten. Johnny war völlig still im Auto, aber sobald die Wohnungstür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, brach es aus ihm heraus: „WANN UND WIESO?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
„Bist du im Zeugenschutz?“
„Ich würde jetzt ja eigentlich ja sagen, aber ich weiß, dass du das überprüfen würdest und eh herausfinden würdest, dass ich gelogen habe.“
„Also?“
„Nachdem Zerwürfnis mit meinen Eltern habe ich den Namen meiner leiblichen Eltern angenommen.“
„Und warum in Italien? Warum nicht hier in den Staaten?“
„Du bist Polizist, Johnny. Du kennst die Gründe warum Leute ihren Namen im Ausland ändern lassen. Ich habe ihn ändern lassen, weil ich bei der Polizei anfangen wollte.“
„Warum musstest du ihn deshalb ändern?“
„Ich liebe dich. Vor drei Tagen hast du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht.“
„Du mich zum dümmsten dieser Welt. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass der Mann, den ich liebe, mir seit Jahren etwas vormacht. Ich will doch nur eine Erklärung.“
„Die ich dir aber nicht geben kann und etwas ändern würde sie auch nicht.“ Und wie diese Erklärung etwas ändern würde: Er würde sich vor einem Gericht verantworten müssen und vermutlich sogar im Knast landen. In seiner Vergangenheit hatte er so einige Sachen getan, für die man im Knast landete -oder in der Todeszelle. Ohne Erklärung verlor er zumindest nur seinen Job und was noch schlimmer war Johnny, aber der könnte ohnehin nie einen ehemaligen Mafiosi lieben geschweige denn heiraten. Er behielt aber zumindest vorerst seine Freiheit und die Chance, auch wenn es jetzt schwieriger werden würde, seinen Vater zu retten.
„Verschwinde. Wenn du es mir erklären willst, dann darfst du wiederkommen.“
„Ich werde nicht wiederkommen.“
Rick wandte sich ab. Doch bevor er die Tür erreichte, stellte Johnny ihm noch eine Frage, die er so nie erwartet hätte: „Hast du Michael erschossen?“
„Was!?“
„Hast du Michael erschossen?“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich weiß nicht wer du bist? Du könntest als Killer für Algeroba arbeiten.“
„Warum sollte Algeroba Michael töten lassen wollen? Wir beide stecken viel tiefer in dem Fall, als er es jemals getan hat.“
„Du weißt, wer ihn auf dem Gewissen hat.“
„Ja, aber ich war es nicht und sie wollten auch nicht ihn töten sondern mich. Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Also vielleicht doch, vielleicht habe ich ihn getötet.“
Rick wusste, dass er nichts dafür konnte und er kannte Johnny gut genug, dass er ihm auch nicht die Schuld gab, soweit er ihm überhaupt glaubte. Rick sah Johnny noch ein letztes Mal in die Augen und verließ dann das Appartement, nicht wissend, ob er je zurückkehren würde, außer um seine Sachen abzuholen. Auch wenn es riskant war, war es ihm gerade egal: Er würde erst einmal wieder in das Herrenhaus der Algerobas ziehen.
Nur kurze Zeit später stand er dann auch auf der Treppe seines alten neuen Zuhauses.
„Rick, dich haben wir heute Abend gar nicht erwartet… Was ist passiert?“, empfing ihn sein Onkel, kaum dass er im Haus war.
„Ich war dumm, so dumm…“
„Setz dich. Du bist ja völlig durch den Wind. Ist Johnny was passiert?“
„Er hat mich rausgeworfen und spätestens morgen bin ich meinen Job los. Und dann werden vermutlich auch Ermittlungen gegen mich eingeleitet.“
„Was?“
Rick erzählte seinem Onkel die ganze Geschichte. Bei jedem Wort wurde der bleicher. Seine Familie tat manchmal so, als würde nur sein Schicksal ihnen Sorgen bereiten, dabei waren es sein Onkel, sein Cousin, sein Bruder und allen voran sein Vater, die in wirklicher Gefahr schwebten. Der Polizei reichte es schon lange nicht mehr, nur Giuseppe dran zu kriegen. Sie wollten den gesamten Clan vernichten.
Seit die Moriettas versucht hatten, ihn zu töten und stattdessen nur Michael erwischt hatten, standen Matteo und er sich wieder so nahe, wie sie es damals getan hatten. Eigentlich standen sie sich jetzt sogar noch näher. Nachdem Matteo erfahren hatte, dass Giotta und er schwul waren, hatte sich ihr Verhältnis merklich verändert. Auch wenn Matteo nach den ersten Drohungen ihnen nie feindlich gegenüber war und sie ganz normal miteinander umgingen, war es nie dasselbe gewesen.
„Du bleibst jedenfalls erst einmal hier.“
„Das war der Plan, Onkel.“

Wenig später saß Rick in seinem alten Zimmer. In den vergangen drei Jahren hatte er hin und wieder hier geschlafen. Er wusste wann er das Risiko hatte eingehen dürfen und wann nicht. Nicht einmal hatte Johnny oder irgendwer anders Verdacht geschöpft. Keiner bis auf Michael natürlich. Kaum saß er in dem alten Sessel, wählte er Alessandros Nummer.
„Rick, hey“, meldete er sich.
„Kannst du herkommen?“
„In deine Wohnung?“ In all der Zeit hatte es keiner außer Rico und ein paar Mal Matteo gewagt, in sein und Johnny’s Appartement zu kommen.
„Nach Hause, Alessandro.“
„Ist was passiert?“
„Das erkläre ich dir, wenn du hier bist.“

Keine Stunde später saß Alessandro neben Rick auf dem Bett und hatte seine Arme um seinen besten Freund gelegt. Da saßen auf einmal wieder zwei Teenager und nicht zwei Männer, die 39 und 32 Jahre alt waren.
„Das wird wieder, Rick.“
„Um mich mach ich mir keine Sorgen.“
„Dir ist gerade das Herz gebrochen worden.“
„Habe nicht eher ich ihm das Herz gebrochen?“
„Eurer beider Herzen sind wohl nicht mehr so ganz intakt. Aber die lassen sich ganz sicher wieder flicken.“
Da war sich Rick dieses Mal nicht so sicher. Sein Herz war schon einmal gebrochen worden und es war seitdem nie gänzlich verheilt. Ob es noch mehr Narben verkraften konnte, wusste er nicht.
„Soll ich versuchen, dich aufzumuntern?“
„Du würdest es doch so oder so machen?“
„Mein Papa wird Nonno.“
„Was?“
„Celia ist schwanger.“
„Alessandro!“ Und schon schlang Rick die Arme um seinen besten Freund. „Wer weiß es schon?“
„Bis jetzt nur meine Eltern. Also behalte es bitte noch für dich.“
„Natürlich.“
„Soll ich heute Nacht hierbleiben?“
„Fahr du mal heim zu deiner Frau. Sie braucht dich jetzt wesentlich mehr als ich.“
„Celia würde…“
„Ich weiß doch, dass Celia das verstehen würde, aber du gehörst jetzt an ihre Seite. Du weißt, dass ich da ziemlich altmodisch bin.“
„Du altmodisch? Passt nicht so ganz, wenn man bedenkt, dass du meinen jüngeren Bruder um den Verstand gevögelt hat, oder?“
„Nicht nur ich ihn, er mich ja schließlich auch.“
„Zu viele Details!“ Matteo war unbemerkt in der Tür erschienen.
„Dann musst du eben nicht lauschen.“
„Ich würde ja sagen, dass ich nicht gelauscht habe, aber…“
„Aber?“ Rick zog die Augenbrauen hoch.
Sein Cousin wandte sich an Alessandro: „Herzlichen Glückwunsch, Papa.“
„Danke, Mann.“ Der werdende Vater grinste.
„Und keine Sorge, ich halte die Klappe.“
„Weiß ich doch.“

Am späten Abend saßen dann Matteo und Rick mit Drinks in der Hand im Salon des Hauses.
„Wir packen das. Gemeinsam, Rick.“
„Dass ich das noch einmal aus deinem Mund höre.“
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