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Gewähltes Leben und Schicksal

Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
11.08.2016
13.04.2019
12
22.667
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13.08.2016 1.704
 
Giotta


Die Ermittlungen liefen jetzt seit drei Monaten, eine wirkliche Spur hatten sie aber noch nicht. Nur von einem waren sie bis alle überzeugt: Giuseppe Algerobe war der Mann, den sie suchten, nur konnten sie ihm nichts nachweisen. Alle waren davon überzeugt, alle bis auf einen: Rick. Rick  wusste mit Sicherheit, dass sein Vater mit der ganzen Sachen nichts zu tun hatte. Rico hatte er bis jetzt noch nicht die Wahrheit erzählt, doch sollte sich das am heutigen Tag ändern. Die beiden Brüder trafen sich wieder in der Villa.
„Warum wolltest du mich sehen?“, wollte Rico wissen.
„Weil du die Wahrheit verdienst.“
„Welche Wahrheit?“
„Den Grund warum ich so genau weiß, dass unser Vater nichts mit dem Massaker zu tun hat.“
„Wie meinst du?“
„Vier Monate vor dem Anschlag nahm ich wieder Kontakt mit ihm auf.“
„Was?“
„Ich stand damals kurz davor, zu euch zurückzukehren. Viel fehlte absolut nicht, dann hätte ich alles, was ich mir bis dahin aufgebaut hatte, hingeschmissen.“
„Und was ist dann passiert?“
„Die Anschläge. Ich wollte bei der Aufklärung helfen, die Schweine finden, die so viele Unschuldige getötet hatten.“
„Warum habe ich nichts davon erfahren? Papa hat das nicht mit einem Wort erwähnt.“
„Weil ich das nicht wollte, ehe meine Rückkehr feststand. Einzig Onkel Franco wusste Bescheid.“
„Das war ja klar. Damals sind doch auch zwei Lakaien der Morietta-Familie verschwunden. Hast du etwa …“
„Die haben jeweils sehr hübsche Zementschuhe geschenkt bekommen.“
Rico brach in schallendes Gelächter aus und auch Rick konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Vielleicht steckt in dir ja doch immer noch der Alte.“
„Mach dir da mal lieber nicht zu große Hoffnungen.“
„Und was ist, wenn sie Dad verhaften? Ihn vor Gericht stellen.“
„Daran will ich lieber noch gar nicht denken.“
„Du hast Freunde auf dem Revier, das verstehe ich, aber was willst du tun, wenn es soweit ist. Rick, dann hast du keine Wahl, dann musst du dich entscheiden.“
„Ich dachte eigentlich ich hätte mich schon vor Jahren entschieden.“
„Das habe ich auch gedacht und dann hast du mir gerade eben die Wahrheit erzählt.“
„So ganz kann man die Vergangenheit wohl nicht ablegen.“

Rick dachte nur noch zum Teil an seine Vergangenheit. Er dachte nicht mehr an seine Taten, er dachte jedoch noch sehr wohl an seine Familie. Erst mit 16 Jahren hatte er erfahren, dass er nicht Giuseppes leiblicher Sohn war, dass er und Adriana ihn adoptiert hatten, als er fünf Monate alt war. Seine leiblichen Eltern waren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Rico hatte zeitgleich mit ihm erfahren, dass sie keine blutsverwandten Brüder waren, aber das tat ihrer brüderlichen Liebe absolut keinen Abriss. Dennoch war es merkwürdig, auf einmal zu erfahren, dass sie keine zweieiigen Zwillinge waren, sondern dass der eine der leibliche Sohn war und der andere adoptiert. Noch heute feierte Rick seinen Geburtstag nicht an dem eigentlichen seiner Geburt, sonder am Geburtstag seines Bruder.

„Hey, hörst du mir noch zu?“, riss Rico ihn aus seinen Gedanken.
„Entschuldige, ich hab gerade an den Tag gedacht, an dem wir von der Adoption erfahren haben.“
„Mann … Das war echt krass. Wie lange hast du damals nicht mit Dad geredet?“
„Fünf Wochen.“
„Ich weiß, nicht wie das damals ohne Giotta ausgegangen wäre. Ich erinnere mich nicht mehr … Sind er und du danach zusammengekommen oder wart ihr das da schon ein Paar.“
„Danach. Allerdings kennst du gar nicht die ganze Geschichte.“
„Wie meinst du das?“


Seit über einer Woche hatte ich nicht mehr mit meinem Vater geredet, wenn ich ihn denn noch so nennen konnte. Schließlich hatte er mich mein ganzes Leben lang belogen. Einsam saß ich auf meinem Bett. Das riesige Haus war so gut wie leer. Mein Vater war samt seinen Brüdern und Rico unterwegs. Ich war alleine. Dachte ich zumindest, bis es an meiner Tür klopfte und Giotta herein kam. Na toll … Ausgerechnet der hatte mir noch gefehlt. Ohne zu fragen setzte er sich zu mir aufs Bett.
„Ich weiß, dass du aus irgendeinem Grund nicht vernünftig mit mir redest und das schon seit Wochen und ich habe absolut keine Ahnung warum, aber wenn du jetzt jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich da. Obwohl ich nach wie vor gerne den Grund für deine Distanzierung kennen würde.“
Bei diesen Worten kochte mein Gemüt dann endgültig über. Ich warf all meine Zurückhaltung über Bord, packte Giotta im Nacken und zog ihn zu mir herunter, bis seine Lippen endlich auf meinen lagen. Er war viel zu perplex im Ersten Moment zu reagieren, doch dann riss er sich los und schlug die Hand auf den Mund. Verübeln konnte ich ihm das schlecht.
„Was war das?“
„Der Grund, warum ich mich von dir distanziert habe.“
„Willst du damit sagen, du hast dich in mich … äh … verknallt?“
Beschämt nickte ich. Schwule waren jetzt nicht unbedingt im Bild der Mafia vorgesehen.
„Ja, du kannst mich im Grunde gleich erschießen.“
Der fünf Jahre Ältere starrte mich nur an, bis ich glaubte im Himmel zu sein: Giotta hatte mich regelrecht in seine Arme gerissen und seine Lippen auf meine gepresst. Seine Mund bewegte sich auf meinem, bis er seine Zunge über meine Unterlippe strich und ich ihm nur zu gern Einlass gewährte. Wir knieten auf meinem Bett, meine Arme waren um seinen Hals geschlungen, seine Hände krallten sich in meine Hüften, dass es fast weh. Wie zwei Ertrinkende klammerten wir uns aneinander, in der Hoffnung der jeweils andere könnte uns vor dem sicheren Tod bewahren. Seine langen schlanken Finger schlichen sich unter mein Shirt, das keine zwei Sekunden später auf dem Boden lag. Seines folgte sogleich. Dann machte ich mich an seinem Gürtel zu schaffen, hielt jedoch inne, als mir bewusst wurde, was ich da überhaupt tat.
„Worauf wartest du?“ Er keuchte. Heftig. Es brachte mein Blut noch mehr in Wallungen, als es ohnehin schon war, dass ich ihn scheinbar so anheizte.
Nur wenige Augenblicke später lag ich auf dem Rücken und Giotta über mir. Nur noch unsere Boxershorts trennten uns voneinander. Beide waren wir steinhart.
„Bitte sag mir, dass du was da hast.“
„Oberste Schublade.“ Auch ich keuchte.
Er kramte eines der Kondome hervor. Dann spuckte er in die Hände und drang mit einem Finger in mich ein. Ein feiner Schmerz durchzuckte mich, der jedoch schnell nachließ. Giotta nahm einen zweiten und einen dritten Finger zur Hilfe, bis es es nicht mehr aushielt.
„Verdammt Giotta, ich will deinen Schwanz. Jetzt!“
Allein das Grinsen, das über sein Gesicht huschte ließ mich fast kommen.
Ich hatte schon Erfahrungen mit Jungen, allerdings nie in dieser Position … Ich war immer der aktive Part gewesen, aber jetzt gerade wollte ich nichts mehr, als Giotta's Schwanz in mir spüren. Er wirkte fast unbeholfen als er langsam in mich eindrang, als er ob er das das erste Mal täte. Aber das konnte doch nicht sein. Oder? Wieder durchzuckte mich wieder dieser Schmerz. Giotta war mehr als gut bestückt.
Meine eine Hand verkeilte sich in seinen Haaren, die andere krallte sich in seine Hüfte, drängte ihn dazu, sich endlich zu bewegen. Und das tat er. Mein leiser Aufschrei hallte durchs Zimmer.
Seine heißen Lippen wanderte über meinen Hals, während seine Stöße unnachgiebiger wurden. Es war mehr als gut, dass wir alleine im Haus waren, denn als ich kam, brach sich ein heiserer Schrei Bahn und auch Giottas Lustschrei war nicht zu überhören, als er mir über die Klippe folgte.
„Warum hast du nicht mit mir darüber geredet?“, fragte Giotta mich, als ich in seinen Armen lag.
„Warum wohl nicht? Die Mafia ist jetzt nicht unbedingt dafür bekannt, mit solchen wie uns gut gestellt zu sein.“
„Und du hast gedacht, ich renne gleich zu deinem Vater?“
„Keine Ahnung. Aber es fiel mich leichter mich von dir zu distanzieren, als ertragen zu müssen, dass du mich hasst.“
„Ich hoffe, ich habe jetzt klar gemacht, dass ich dich nicht hasse.“
„Hast du. Mehr als deutlich sogar.“
Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Was?“, fragte ich, als ich sein Lächeln sah.
„Du warst der erste Mann mit dem ich geschlafen hab.“
Also hatte ich doch richtig gelegen.
„Ich habe mir das fast schon gedacht.“
„Du bist auch der erste Mann, in den ich mich verliebt habe.“
Ich erstarrte.
„Du … bist in mich verliebt?“
„Was hast du denn gedacht? Dass ich dich ficke, um auf deinen Gefühlen herumzutrampeln. Nach all den Jahren solltest du mich eigentlich besser kennen.“
„Zwar bist du zugegeben nicht der Erste, mit dem ich das Bett teile, aber der Erste von dem ich mich hab durchnehmen lassen.“
„Du meinst, du warst sonst immer …“
„Der Aktive ja.“
Einige Momente sagte keiner von uns etwas.
„Rick?“
„Ja?“
„Was macht das jetzt aus uns?“
„Du weißt wie es um meine Gefühle steht.“
„Also versuchen wir es?“
Zur Antwort rollte ich mich über ihn und drückte ihm meine Lippen auf den Mund.
Ich hoffte nur, dass wir unsere Freundschaft nicht bis in alle Ewigkeit zerstörten.



Bis zum heutigen Tage hatte niemand je erfahren, wie Giotta und Rick damals überhaupt zusammengekommen waren. Irgendwann war ihre Beziehung einfach ans Licht gekommen und zu ihrer beider Erstaunen hatten weder die eine noch die andere Familie ein Problem damit. Das Einzige, was meinem Guiseppe Algeroba nicht gefiel, war der Altersunterschied von fünf Jahren. Er hatte Giotta damals gedroht ihn zu erschießen, sollte er Rick das Herz brechen. Letztendlich war es auch so gekommen, doch anders als es jemals jemand erwartet hätte ... Giotta war erschossen worden. Er war der Auslöser dafür gewesen, dass Rick sich von seiner Familie und der Mafia losgesagt hatte.
Rico stand derweil der Mund offen.
„Giotta und du seit während des ganzen Theaters zusammengekommen.“
„Ja.“
„Und er hatte vorher noch nie was mit einem Mann?“
„Ihm war ja bis dahin nicht einmal bewusst, dass er auf Männer stand.“
„Aber du wusstest das damals schon.“
„Mir war klar, dass ich schwul bin, seit ich 14 war.“
„Und du kamst nicht auf die Idee, deinem Bruder das mal zu erzählen.“
„Nicht mit dem Risiko, dass dieser schreiend wegrennt.“
„Ich wäre nur manchmal gerne schreiend weggerannt, wenn ihr beide mit euren Turteleien mal wieder nicht zum Aushalten wart.“
Rico sah meinen traurigen Blick.
„Aber egal wie unerträglich ihr auch wart, ich würde vieles drum geben, ihn wieder hier bei uns zu haben.“
„Ich auch. Ich auch …“, stimmte er seinem Bruder zu.
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