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Rigor Mortis

von Nathaira
Kurzbeschreibung
OneshotAngst, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Batman / Bruce Wayne Joker Killer Croc / Waylon Jones Riddler / Edward Nigma Scarecrow / Dr. Jonathan Crane Two-Face / Harvey Dent
03.08.2016
03.08.2016
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Weißt du, am Anfang war alles einfach. Frisch und unliniert, ein pures Blatt Papier vor uns ausgebreitet, Beute für die tropfende Federspitze des Autors. Eine unerzählte Geschichte.
Aber um ehrlich zu sein, so sind Anfänge meistens. Einfach. Und wenn sie nicht mehr einfach sind, dann ist das meist der Moment, an dem das Ende beginnt.

Unser Anfang war nicht besonders, wenn ich mich recht erinnere. Vielleicht waren es die Umstände als wir uns trafen, aber ansonsten war es relativ... durchschnittlich. Trotzdem fühlte ich einen Funken, einen Stoß, ähnlich wie dieser kleine, vergessene Schlag, den man spürt, wenn man ein durchgeschnittenes Stromkabel betastet. Du warst so gleichgültig. So Groß. Still. Intelligent. Und ich? Ich war all das und doch nichts von alldem. Und ich war fasziniert. Von dir.
Als wir getrennte Wege gingen vermutete ich mit einem Knoten in der Brust, dass wir uns wieder treffen würden. Und das taten wir, nicht wahr? Sehr, sehr oft. Das kann kein Zufall gewesen sein. Das Leben ist zu schludrig dafür.
Dennoch dauerte es Jahre, bis wir in diesem Sinne 'zusammen' kamen. Die Arbeit - der Wahnsinn - gewann danach eine andere Bedeutung. Wann begann es, so kompliziert zu werden? War es der Tod des Mannes, der seine Hände an mich legte, als wir die Bar verließen? Du hast sein Blut mit deinem Gift gefüllt, bis die Venen aufplatzten. Ich löste gerade ein Kreuzworträtsel, als ich das Echo seiner Schreie durch die Kellerwand hörte. Du nanntest ihn mehr Schwein denn Mensch, nachdem du fertig warst. Sagtest, die Ergebnisse wären kaum hilfreich. Ich lächelte darüber. Da war so viel, dass du nicht sagen konntest. So viel, dass ich verstand.

Dein Lächeln darauf, das Lächeln eines Biests, verdammte mich schließlich. Die Pforte zum Himmel hätte sich mir sowieso nie geöffnet – ich war mir sicher, dass sie nicht existierte.

Monate verstrichen. Jahreszeiten gingen ins Land. Wir redeten, wir wanderten, wir diskutierten und wunderten uns über jeden und nichts. Wir waren ahnungslos für die Dinge, die noch kommen sollten, wie Kinder, die mit Feuer spielten und Hitze nicht von Kälte zu unterscheiden wussten. Und dennoch kannten wir uns nicht. Nicht wirklich. Das heißt, du kanntest nicht mein wahres Ich, nur den Schleier auf dem Spiegel. Ich wollte nicht, dass du es siehst. Ich versteckte es hinter den vielen Masken die ich trug, damit das, was auch immer wir hatten, nicht zu schnell endete. Es wäre zu brutal gewesen, zu schnell, wie ein Neugeborenes, das man in den Brunnen wirft. Nicht, dass ich nicht schon früher darüber nachgedacht habe – wenigstens im metaphorischem Sinne, ein Rätsel zum Mitnehmen wie man sagt – aber da war etwas an dir, das ich nicht abschütteln konnte. Der Funke, der Stoß, dieser kleine Stromschlag hatte sich durch Dornen in mir festgehakt, erfasste mein Inneres. Ich nannte dich einmal eine Herausforderung. Erst zu spät sah ich ein, dass ich es von ganzem Herzen meinte.

Während das Leben weiterging, lernten wir, was wir bevorzugten und was wir verabscheuten, was uns verletzte und was sich als Heilung herausstellte, wenn die Welt rot schien. Interesse wuchs schnell zu Bewusstsein und langsam fühlten wir uns wohl, so eng beieinander, auch wenn ich es eher bemerkte als du. Das tue ich oft, weißt du? Die Dinge früher bemerken als mir lieb ist...
Danach erhoben wir es zur Gewohnheit, einander gleichermaßen geistig wie körperlich zu erkunden. Es bedeutete jedoch nicht, dass du mich kanntest. Nicht für mich.

Es war gut so.

Dann, als die Zeit an uns vorbeiflog – das tat sie ständig – nahmen wir Schaufeln in unsere Hände und gruben tiefer und tiefer in den trockenen Boden, den wir Seele nannten. Das Eisen der Schaufel schnitt scharf und hektisch und früh genug vergaßt du den Schmerz den du mir damit brachtest. Die Würde und die Vorsicht verlierend, mit welcher wir es begonnen hatten (wenn denn noch welche übriggeblieben war), nahmen wir die Samthandschuhe ab, es ging ans rohe Fleisch und wir ließen die Bestien unseres Verstandes aus ihrem Käfig. Aber ich war nicht besser als du – ich war schlimmer. Ich kam und kletterte und vergrub mich in dir wie in einem Kokon. Deine Bisse und Kratzer schmückten meine Haut um sie zu markieren, ich erkannte die Absicht dahinter und hieß deinen Versuch willkommen. Mein Wagnis deine dunkelsten Ecken kennenzulernen, deine Besinnung und deine Schande, das alles brachte mich dazu.
Niemand mag diesen Part. Ich war mir dessen bewusst, konnte mir nicht anders helfen. So, wie auch du dir nicht helfen konntest, als das Eisen die Konturen meiner Knochen zerschmetterte und kleine Narben über sie streute wie manche Männer von Früher es getan hatten und wie es zukünftige tun würden. Später sagte ich, dass es meine Schuld war, ganz allein meine, mit rasselndem Atem in meiner gequetschten Lunge. Und du hast nie widersprochen. Du sahst in meine Augen wie durch Glas, während du Bandagen um meine Arme wickeltest. Du glaubtest dich im Recht.

Du hast immer recht, oder?

Wie witzig dies aus dem Mund eines Mannes klingt, der von sich selbst behauptet, das einzige Genie in dieser Stadt zu sein. Und vielleicht ist das der Grund, warum ich an deiner Seite bleibe, obwohl du in die andere Richtung schaust. Du trägst eine ironische, paradoxe Komponente in dir, die ich mir selbst nie verzeihen würde. Eine Wahrheit, eine Verzweiflung, die ich liebe zu verschweigen.
Ja, vielleicht kanntest du mich damals. Etwas hast du von mir gewusst. Wie schrecklich, es war bei weitem zu viel.

Ich wurde verletzlich.

Versteh mich, ich hatte mir geschworen niemals wieder an diese Stelle zu treten. Diese Person zu sein, die auf ihr Handy schaut. Die Person, deren Puls deutlich schneller schlägt, wenn an Schlüsseln genestelt wird und Türen sich leicht öffnen als mit Schmutz befleckte Schuhe hineintreten, Klamotten, die mit jedem Rascheln an meinen Nerven reiben. Diese Person, die ihren Schlaf vorspielt, die die Augen zulässt, egal was kommt, nur, damit du keinen Blick auf meine Schwäche erhaschen kannst. Meine verdammte Totenstarre, wie ich sie nenne. Eine Rigor Mortis ohne Ende.

Ich erinnere mich an eine Nacht. Die Dunkelheit lag kalt auf mir. Gerüche von Asche und Säure weilten in der Luft, als die Matratze unter deinem Gewicht einsank. Kalkulierende Hände, die die Decke hochhoben, Arme, die sich um mich schlangen, im Nachwehen alter Leidenschaft. Ich konnte nicht anders als zittern und ich wusste, dass du wusstest, dass ich wach war. Hölle, wen wollte ich verarschen? Du wusstest es, seitdem du über die Schwelle zum Schlafzimmer getreten warst. Meine Ungeduld war das einzige Stechen, das du neben deinen Spritzen erlaubtest. Ich spürte die Präsenz und den Körper neben meinem, wie trockene Lippen sich in meinen Nacken einbetteten, sich neckisch in eine Position setzten, die wir mittlerweile gewohnt waren. Wie zwei Teile eines Uhrwerks klickten wir ineinander, füllten die Leere zwischen uns aus. Ich kann nicht sagen, dass ich ohnmächtig wurde, doch es fühlte sich so an. So schnell fiel ich in den Schlaf, dass mir fast die Ahnung deines Lächelns gegen meine Haut entgangen wäre, als ich seufzte. Fast.

Ich hätte schon damals gehen sollen. Es war ein Moment der Nähe und ich hätte diese Chance nutzen müssen, um dich wegzustoßen. Aber ich verpasste sie und ich verpasste die nächste, ja, ich tat es mit Absicht. Ich war gierig. Ich wollte so oft gehen, ich habe die Male gezählt, doch es ist zu peinlich ihre Zahl laut auszusprechen.

Ich schrie dich am nächsten Morgen an, auch wenn ich es nicht gern zugebe. In einem Anfall des Zorns, zitternd, meine Haare raufend, die Venen blau und dick unter dem bröckligen Mantel meiner Schläfen. Ich liebte mich selbst. Ich hasste mich selbst. Ich war ein Schneesturm im Juli. Du hörtest zu, während ich schrie und keifte, du, mit diesem versteinerten Ausdruck eines Professors. Das hasste ich ebenfalls und sagte es dir ohne genauer darüber nachzudenken. Worte verließen meinen Mund, Pistolenkugeln, die Löcher in deine Fassade schossen. Du standest dort und hörtest zu und dann gingst du und ich brach zusammen, noch aggressiver als zuvor, noch wütender, denn ich wollte die Person sein, die fortging, nicht du. Nicht immer du, oh Vater.

Dann war ich dankbar für dein Verschwinden als meine wackligen Beine unter mir einknickten und die Scham mich einschloss. Ich kroch ins Bett und versteckte meine verschwommene Welt in den Kissen. Ich war eine Katastrophe, doch das währte nicht lange. Ich sammelte die Stücke wieder auf, die ich verloren hatte. Ich flickte mich selbst. Ich heilte die Krankheit, die 'ich' heißt. Wieder einmal.

Es dauerte Stunden bis ich aufstand, eine kalte Dusche um meine Gedanken zu sortieren, ein heißes Getränk um das Gemüt zu lindern.
Nun kennst du mich. dachte ich, der zweite Stuhl am Tisch, dort stehend wie ein unausgesprochener Vorwurf, die Schokolade bitter in meinem Mund. Und es tut mir leid, dass du es tust. Denn es bedeutet, dass ich bleibe und du kommst nicht wieder. Keiner kommt zurück.

Aber du kamst, nicht wahr? Als die Abendsonne auf den Dächern ausblutete kamst du und ich fragte, ob du mich töten würdest, die Stimme hart genug um ernst zu sein, die Schultern angespannt. Ich war nicht darauf vorbereitet mich selbst zu verteidigen, aber ich musste fragen. Ich musste wissen, ob ich mehr als die zweite Maske von Scarecrow gesehen hatte oder ob ich in all dieser Zeit ein Idiot gewesen war wie all die anderen.
Du bliebst. Ich weiß nicht warum, aber du bliebst. Du hattest andere Orte zu besuchen, ein Leben ohne mich zu führen. All diese Dinge, die ich sagte... du bist geblieben. Warum? Das frage ich mich noch immer, wenn es still wird. Deine Arme hüllten mich ein, wenn ich sie brauchte. Deine Lippen waren dort, wo sie sein wollten. Deine Stimme summte in mein Ohr, als Schatten die Wand emporkletterten. Du warst der Grund, weshalb sie überhaupt da waren.
Warum? Kennst du mich nicht?
Doch, sagtest du, deine Fingerspitzen vorsichtige Linien über meinen Rücken zeichnend und ich lag still, wartend auf jeden Puls und jede Berührung mit einer Mixtur aus Emotion und Ekel. Aber du kennst mich auch.

Die Erkenntnis schlug über mir zusammen und begrub mich unter der Schwere.

Wir waren so lange alleine, nicht wahr? Mehr, als ein Mann ertragen kann. Mehr, als eine Vogelscheuche verträgt, von nichts anderem umgeben außer Krähen und Felder der eigenen Vorstellung. Wie lange? Keine Antwort. Ich griff nach Fingern, nach deinem Gesicht, nach allem. Warmer Atem fegte über meine Stirn. Lange genug. Es war die einzige Antwort, die ich bekommen würde. Also hörte ich auf zu fragen. Denn die Antwort, zum ersten Mal, warst du.
Ich war nicht gemacht für eine lange Beziehung, dachte ich. Oder überhaupt für irgendwelche Bindungen dieser oder jener Art. Ich war es nie: Ich war zu kompliziert. Ich gierte nach Dingen, die es nicht gab und pflanzte meine Erwartungen in Menschen, die sie niemals erreichen würden. Es war das Muster, an das ich mich gewöhnte, die Struktur, die ich speicherte und ad acta legte. Der Rhythmus der Enttäuschung ist dem Walz ähnlicher als dem Tango, ich erzählte es dir an jenem Morgen. Dennoch tanzten wir... oft. Drehten und stolperten, aneinander geklammert und auf den Boden fallend. Deine leitende Hand war die weiße Schleife, die sich eng um mein Handgelenk band um meinen Tanz zu stoppen, sobald der Untergrund sang. Ich dachte, es wäre das Beste, den Chor dort unten anzutreffen, ihn zu grüßen - doch du, du wolltest nicht loslassen. Du Sturkopf. Die Schleife grub sich ins Fleisch, fütterte sich mit Blutstropfen, erblühte zur Rose. Dein kalter Blick beobachtete jeden meiner Atemzüge, als wäre er kostbar. Vielleicht wolltest du auch nur dein geliebtes Spielzeug nicht zu schnell an den Tod verlieren. Dein Experiment. Du warst  auf die einzige Art besitzergreifend, die du sein konntest.
Ich war niemals so glücklich in meinem Leben. Oder so nahe an diesem Glücklichsein, was schon mehr ist, als die meisten haben. Daran erinnere ich mich gut.

Die heutige Nacht ist wieder kalt. Aber die Matratze ist leer.

Ich vermisse diese Hand. Ich vermisse dich. Wo bist du? Nicht hier. Aber du warst es in all dieser Zeit. Wärest du es nicht gewesen, sage mir, würde du mich jetzt noch kümmern?
Du sagtest, du kämst zurück. Sagtest, weder See noch Wind könnten uns trennen. Das Asylum. Arkham. Ich nannte die Insel ein Teufelsauge in Salz, bevor du gingst. Ich sagte, dass man dem Joker nicht trauen kann, ich sagte bleib hier. Du nicktest. Sahst mich an mit diesen harten Augen, wie sie langsam in etwas anderes... etwas Weicheres schmolzen. Ein harscher Kuss auf meinem wundersamen Mund, zu kurz, zu lang, zu verzweifelt.

Du gingst trotzdem.

Und wie konnte ich dir nicht glauben? Selbst als deine Schreie meine Ohren füllten, glaubte ich dir. Ich glaubte dir, als das Krokodil knurrte, ich glaubte dem Surren des Batarangs, der piepend aufschrie, als er die Fessel traf. Das brutale Platschen von Körpern, die vom Wasser verschluckt wurden, eine hässliche Szene. Und dann. Nichts. Mein Kopf schmerzte an diesem Tag, das Gespött der Stille kratzte an meinem Schädel. Ich kämpfte nicht, als die Polizei in unser Haus brach. Ich musste nachdenken. Denken an dich, an deine Augen. An das, was falsch gelaufen war.

Es wurde keine Leiche gefunden, flüsterten sie, als ich Fragezeichen an die Wände meiner Zelle pinselte. Waylon bekam den Geschmack deines Blutes, aber nicht dein Gehirn. Die Farbe bröckelte an meinen Fingern, während ich saß und ins Nichts spähte, in Langeweile ersaufend. Harvey schlug mich einmal, um mir Leben einzuhauchen. Mein Kiefer wurde taub und ich konnte Metall an meinen Lippen schmecken. Deine schmeckten anders. Schmerz? Hätte mich nicht weniger kümmern können. Joker jedenfalls hätte das Make-up geliebt.
Ich glaubte den Gerüchten, denn ich hatte nichts, um sie zu widerlegen. Ich brach aus dem Gefängnis aus und wartete. Wartete. Auf was? Ein Zeichen. Ein Puzzle zum Lösen. Auf dich. Aber du warst nie ein Freund des Puzzles, nicht wahr? Das einzige Puzzle mit dem du jemals gespielt hast war ich und du hast mich nie beendet. Hast uns nie beendet. Zumindest glaubte ich das.

Ich lebte in meiner Totenstarre, bevor ich dich traf. Ich lebte wieder in meiner Totenstarre, nachdem du gingst.
Alte Gewohnheiten sterben nie aus, nicht wahr? Das ist ein alter Hut. Aber dann.
Du kehrtest zurück wie ein Phönix aus der Asche. Ich hatte eine Ahnung, dass du es tun würdest, doch wer warst du? Wer warst du all die Zeit gewesen,  in der du im Lethe ertrankst? Eine verzerrte Version eines Menschen. Eine Stütze für Metall, verbranntes Stroh, mehr Sackleinen als Fleisch.
Dein Gesicht sagte mir nichts, dafür jedoch dein seelenloser Blick, als er mich bei unserem Treffen mied. Eine Ruine auf Beinen, ja, aber du warst meine. ...Ich dachte, du wärst immer noch der meine.
Ich denke zu viel.

Du wolltest mit mir reden. Allein. Ich schloss die Tür und sagte Jonathan. Keine Reaktion. Ich sagte Scarecrow. Dein Gesicht drehte sich in meine Richtung. Ein fragender Blick auf mich gerichtet, bohrend. Ich spürte einen Stich in der Brust.
Ich fragte, kennst du mich?
Warten in Qual. Sekunden der Spannung. Fäden zogen sich fest, als sich Zähne entblößten. Das Lächeln einer Bestie grüßte mich. Natürlich, Edward. Sag, schläfst du noch immer auf der rechten Seite des Bettes? Wartest du auf mich?

Ich hatte kein Lächeln übrig. Ich musste gehen, denn ich kannte dich nicht mehr. Ich wollte dich gar nicht mehr kennen, ich verbat es mir selbst. Ich rannte in die Nacht and die Stadtluft setzte sich wie Teer in meinen Hals. Welch schöne Lügen wir in Erwägung ziehen in unserem Elend, es grenzt an Lächerlichkeit.
Diesmal konnte ich die Stücke nicht mehr zusammensetzen. Ich konnte mich selbst nicht flicken. Ich konnte die Krankheit nicht heilen, denn die Krankheit warst du. Und du weigertest dich, geheilt zu werden. Du warst dir gar nicht bewusst, wie krank du warst. Verloren. Deine Schleife war schwarz geworden und deine Seele mit ihr.

Es gab eine Zeit, da hast du mich gekannt. Und ich kannte dich. Wir waren verletzlich. Nie zuvor haben wir uns das getraut, nicht wahr? Nicht wahr? Wir waren solche Idioten.

Ein Plan wurde in Bewegung gesetzt. Alles für die Fledermaus. Du brauchtest meine Hilfe. Fragtest danach. Warum habe ich nicht abgelehnt? Mein rastloser Hass für den Ritter im Umhang. Rache? Ich erinnerte mich an deine Schreie im Asylum. Zu was du geworden warst. So lasst es denn Rache sein. Lasst es Blutlust sein. Das Rätsel des Krieges. Ich kenne die Verse.
Ich baute meine Roboter, um als Ablenkung zu dienen. Überall Miliz und Armee. Wir gewannen die erste Schlacht, so, wie unsereins schon immer dazu neigte, bevor wir mit wehenden Fahnen untergingen.

Du streiftest geistesabwesend meinen Arm, als wir zu nahe an dem Geländer standen, aalend im Nachleuchten des Terrors. Keine Erkenntnis. Alte Gewohnheiten. Das Zucken eines verbrauchten Körpers. Ich nahm, was ich kriegen konnte, so gierig wie ich nunmal war. Mein Platz war an deiner Seite.

Zeit ist ein grausames Ding, gnadenlos und unverzeihlich in ihrem Verlauf. Der Krieg war verloren, ebenso wie der Aufstand, den die Stadt gegen uns aufbrachte. Batman ist die Stadt. Batman ist Gothams Sohn und wer sind wir? Ihre Abtreibungen, zurückgelassen an der Ziegelwand, sehnend nach einer Wärme, die wir nie bekamen. Wir hätten es besser wissen sollen. Aber wir tun es nie.

Nun kauerst du in einer Ecke, Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, unkontrollierbar zitternd bewegst du dich vor und zurück. Die anderen Schurken teilen nicht einmal einen schadenfreudigen Seitenblick, richten Augen und Gedanken in eine andere Richtung, im Geiste durch die rostigen Zellgitter schlüpfend, deren Schatten unser Fleisch tätowiert. Ich nicht. Du bist meine Richtung. Nun... du warst es. Du bist es. Verdammt. Ich werde es nie lernen.

Ich wünschte, ich könnte mich selbst dazu überreden, es zu Ende zu bringen. Es herauszuschneiden wie einen Tumor, doch das wäre zu simpel. Du bist geblieben. Geblieben. Damals. Ich weiß noch immer nicht warum. Ich werde niemals wissen, warum du mich verlassen hast.
Sieh, was aus uns geworden ist.
Wir sind Magnete, du und ich, zu zerbrochen um zu funktionieren, zu funktionierend um zu sterben. Ich komme zu dir, knie mich neben dich. Kein Gedanke, nur Handlung. Es ist natürlich, instinktgetrieben. Jonathan?
Du nimmst keine Notiz von meiner Präsenz und das brauchst du auch nicht. Ich packe dich an deinen Schultern und du fällst leblos in meine Arme. Wie mager du bist, so dünn, dass ein scharfer Wind dich stehend hätte mit sich reißen können.

Du kannst hier nicht stehen. Du brauchst es nicht.

Ich wiege deinen schwankenden Kopf in meinen Schoß. Du schlägst um dich, unfokussierter Schmerz reißt an dir, nutzloses Geschwätz, Flüche. Ich nehme es an, ohne zu klagen. Ich bin es gewohnt, es ist okay. Batman hatte seinen Anteil. Pinguin schnaubt. Zur Hölle mit ihm. Zur Hölle mit ihnen allen aber hey, sind wir nicht bereits dort? Hades selbst hat uns hierher gebracht. Damit sparen wir uns eine Fahrt, denke ich.

Die Fledermäuse, die Fledermäuse, murmelst du, Stimme heiser von vergangenem Wimmern. Entsetzen im Nebel deiner milchigen Augen, Glieder kleinlaut und hungrig unter deiner Kleidung. Deine Haut ist bedeckt mit Schweiß unter dieser Maske, Phiolen mit Toxin staubig und leer. Ich ziehe die Kapuze etwas herunter, lege meine Handfläche gegen deine Wange – ja, es war einmal eine Wange. Du siehst mich nicht, das andere Auge rotiert in seiner Höhle, Pupille weit und von Agonie zerfressen.

Die Fledermäuse werden dich nicht bekommen, Jon. Nicht, solange ich hier bin, ich verspreche es. Aber was sind Versprechungen überhaupt wert heutzutage? Ich war nie reich genug, um das zu sagen. Aber manchmal sind Versprechungen alles, was wir haben. Trotzdem hast du mir einmal versprochen, wiederzukommen und du hast es nicht eingehalten. Du bist das schlimmste Beispiel.
Ich frage mich manchmal, ob es Scarecrow gewesen ist, der dich von mir wegnahm. Oder das Krokodil, Joker, jeder hier. Und dann nein, nein, es war die Fledermaus. Scarecrow war dein Schutz, nachdem ein sogenannter Held daran gescheitert war, dich zu beschützen. Nachdem ich scheiterte... Ich bin gescheitert. Habe ich dich enttäuscht?
Jon, sage ich leise, ich kann einen Krieg beginnen oder beenden, ich kann dir die Stärke eines Heldes geben oder dich kraftlos zurücklassen, ich werde vielleicht mit einem Blick eingefangen, aber keine Macht kann mich dazu zwingen zu bleiben; Was bin ich?

Die Fledermäuse, die Fledermäuse, NIMM SIE WEG. BITTE, krächzt du und wir beide wissen, dass dies nicht die richtige Antwort ist. Ich sollte mir mehr Fledermaus-Rätsel einfallen lassen, schätze ich. Ich lache. Meine Sicht verschwimmt hinter Tränen. Warum lässt du mich immer im Trüben zurück? Du bist grausam. Oder bin ich es? Was bin ich nochmal?

Gedämpfte Geräusche und Nässe regnen auf mich herab. Du weinst. Ein Kind in der Dunkelheit. Warst du je etwas anderes? Ich lehne mich gegen das Gitter, ziehe dich mit. Lege dich so, dass dein Ohr auf meiner Brust bleibt. Vielleicht hat der Rhythmus meines Atems eine beruhigende Wirkung. Ich hoffe jedoch nicht zu sehr. Du zitterst und zitterst. Die Fledermäuse, die Fledermäuse. Mein Griff verstärkt sich, als die anderen uns anstarren. Ich kann dich nicht verteidigen, doch ich kann dich abschirmen. Es gibt so viele Dinge, die ich hätte tun sollen – dies ist eines davon. Dies ist eines.

Eine Träne läuft meine Wange hinab und fällt auf mein Schlüsselbein. Da verstehe ich, dass es nicht bei diesem einen Ding bleiben wird. Es ist nur eines von vielen, die ich versäumt habe. Die ich nachholen muss.
Endlich setzt die Totenstarre ein. Diesmal für uns beide. Die Welt dreht sich weiter, unberührt. Sie tut es immer. Sie kümmert sich nicht um Kinder wie uns.

Weißt du, am Anfang war alles einfach. Frisch und unliniert, ein pures Blatt Papier vor uns ausgebreitet, Beute für die tropfende Federspitze des Autors. Eine unerzählte Geschichte.
Aber um ehrlich zu sein, so sind Anfänge meistens. Einfach. Und wenn sie nicht mehr einfach sind, dann ist das meist der Moment, an dem das Ende beginnt.

Ich fürchtete das Ende mehr als alles andere. Und hey, wer weiß?

Vielleicht war das der Grund, warum du mich an diesem Tag geküsst hast. Mich so nahe bei dir gehalten hast, dass ich dein Herz gegen das meine pochen fühlte. Der Grund, warum du dein Gesicht in meinem Haar versteckt und eingeatmet hast, so unendlich tief, als würdest du in die Ewigkeit abtauchen wollen.















...
Ja.
Vielleicht hast du es auch getan. Dich gefürchtet.





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Hallo liebe Leser :)

Für alle die es bis hierher geschafft haben herzlichen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, die Geschichte hat Gefallen und zudem vielleicht ein wenig Geschmack für das Paar Riddlecrow aufleben lassen. Ich plane in nächster Zeit mehrere Geschichten für dieses leider hier (bis jetzt) überhaupt nicht vertretene Pairing zu verfassen, wie auch höchstwahrscheinlich eine Fortsetzung zu diesem OS zu schreiben. Ich würde mich wirklich sehr über Feedback freuen wie jeder Autor dies tut und hoffe, dass man sich eventuell auch bei zukünftigen Geschichten lesen wird ;)

Liebe Grüße
Nathaira
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