Die Bürde der schwarzen Magier III - Das Heiligtum von Yukai
von Lady Sonea
Kurzbeschreibung
Anderthalb Jahre nach dem Massaker von Arvice ist Sonea noch immer gebrochen von ihrer Erfahrung mit Marika. Sachaka steht derweil gebeutelt von Kämpfen am Rande des Ruins. Als die Situation eskaliert und Kyralia erneut in Gefahr gerät, sind sich die Anführer der Kriegsparteien einig, dass nur noch Verhandlungen den Konflikt beenden können. Als Vermittler fordern sie den Mann, dessen Ruf sich bis über die Grenzen der Verbündeten Länder hinaus verbreitet hat: Auslandsadministrator Dannyl. Gegen den Willen des Hohen Lords entscheidet Sonea, Dannyl zum Ort der Verhandlungen, einem alten Tempel in der Wüste von Duna, zu eskortieren. Doch die Konferenz wirft ihre Schatten voraus und das nicht nur, weil Sonea sich wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert sieht. Schon bald bemerken sie und Dannyl, dass jede Partei ihr eigenes Spiel spielt, und sie müssen die richtigen Verbündeten finden, um zu die drohende Katastrophe zu verhindern …
GeschichteAbenteuer, Fantasy / P18 / Mix
Hoher Lord Akkarin
Lord Dannyl
Lord Dorrien
Lord Rothen
Regin
Sonea
02.08.2016
04.06.2019
56
813.938
87
Alle Kapitel
290 Reviews
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Dieses Kapitel
1 Review
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04.06.2019
6.864
Hallo ihr Lieben, mit gaaaanz massiver Verspätung habe ich nun endlich das Bonuskapitel fertig. Es enthält die gewünschten Oneshots der beiden Gewinnerinnen meines Ratespiels bezüglich des Anschlags auf Soneas und Dannyls Eskorte, plus eine Szene, die ich einfach schreiben musste. Ich hoffe, dass die Szenen euch gefallen und entschuldige mich noch einmal für die große Verzögerung.
Die folgende Szene ist ein Wunsch von Araponia. Sie spielt etwa ein Jahr nach Yukai und gibt einen winzig kleinen Ausblick auf die Folgetrilogie „Das Erbe der schwarzen Magier“. Aber wirklich nur winzig klein ;)
Liebe Araponia, ich hoffe die Szene ist, was du dir vorgestellt hast :)
Die Nachmittagssonne schien warm auf das erste Grün auf den Zweigen der die Straße säumenden Bäume. Die Luft war erfüllt von Vogelgesang, dem Summen von Insekten und dem betörenden Duft blühender Sträucher und Beete. Das Tragetuch zurechtrückend schritt Sonea die Straße entlang. Eine Kutsche rollte an ihr vorbei und ein Mann machte ihr respektvoll Platz. Eine Gruppe Frauen auf der anderen Straßenseite, gekleidet in die neuste kyralische Mode musterte sie neugierig, warf fragende Blicke auf das schlafende Kind an ihrer Brust, bevor sie sich anmutig verneigten und weiterzogen. Sonea ignorierte sie. Sie war die zweitmächtigste Magierin der Gilde und die Frau des Hohen Lords. Was andere über sie dachten, brauchte sie nicht zu kümmern.
Sie nahm nicht den direkten Weg zur anderen Seite des Inneren Rings. Anstatt an der Palastmauer entlang zu gehen, wählte sie eine Parallelstraße mit atemberaubend schönen Häusern und blühenden Gärten. Ihre Erinnerungen daran, wie sie als Kind in einem solchen Haus gelebt hatte, bevor ihr Vater des Diebstahls bezichtigt worden war, waren verblasst. Viele Jahre hatte sie es kaum gewagt, sich vorzustellen, dort als Besitzer eines solchen Hauses zu leben. Jetzt stellte sie sich vor wie es wäre dort mit Akkarin zu wohnen. Hin und wieder erfreute sie sich daran; zugleich wusste sie jedoch, sie würde die Gilde nie verlassen.
Als ein zweistöckiges Haus mit luftigen Arkaden vor ihr auftauchte, löste sie sich aus ihren Tagträumereien. Eine Allee aus säulenartigen Bäumen führte über einen Kiesweg zu einem weitläufigen Vorplatz. Zwei Diener öffneten die mit Schnitzereien verzierten Türen aus Nachtholz und Sonea trat in eine Empfangshalle mit blühenden Pflanzen und einem viereckigen Wasserbecken in der Mitte.
„Sie erwartet Euch auf der Veranda“, teilte einer der Diener ihr mit.
„Danke“, sagte Sonea. „Ich finde den Weg allein.“
„Natürlich, Mylady.“
Sonea durchquerte die Empfangshalle, schritt durch einen Säulengang, der an einem blühenden Innenhof vorbeiführte und trat schließlich auf eine sonnenbeschienene Veranda, wo eine junge Frau in einem freizügigen Kleid in einem Korbsessel saß, einen Stickrahmen auf dem Schoß. Ihre blonden, widerspenstigen Locken fielen ihr bei ihrer Arbeit in die Stirn.
„Danke, Laelle. Ich brauche nichts.“
„Auch nicht den Besuch einer Freundin?“, fragte Sonea amüsiert.
Luzille sah auf. „Sonea! Ich hatte früher mit dir gerechnet.“ Sie erhob sich und umarmte Sonea, den Stickrahmen noch immer in einer Hand.
„Zu Fuß dauert der Weg länger als ich dachte“, erwiderte Sonea.
„Du bist zu Fuß gekommen? Das kannst du dir doch nicht zumuten!“
„Ich bin nicht mehr schwanger, Luzille“, sagte Sonea streng. Die Bewegung an der frischen Luft hatte ihr gutgetan. Mit einem Kleinkind und einem Neugeborenen verbrachte sie mehr Zeit drinnen, als ihr lieb war. „Tatsächlich gedenke ich, das öfter zu tun, jetzt wo es wärmer wird.“
„Nun, wenn du meinst, dass es gut ist, wird es das wohl sein.“ Luzilles Blick fiel auf das Tragetuch und ihre Augen leuchteten auf. „Du hast die kleine Ninielle mitgebracht!“
Während der nächsten Minuten hielt Sonea still, während ihre Freundin damit beschäftigt war, das schlafende Baby an ihrer Brust zu herzen. Sie wäre nicht so geduldig gewesen, hätte Ninielle nicht wenig zuvor noch getrunken und das sanfte Geschaukel während ihres Spaziergangs sie in den Schlaf gewiegt.
„Und jetzt genug“, sagte sie schließlich. „Du weckst sie noch auf.“
„Dann mache ich, dass sie wieder einschläft“, winkte Luzille ab.
Was bei Lorlen auch so wunderbar funktioniert hat …
„Wo hast du deinen Mann gelassen?“, fragte Luzille, nachdem sie Sonea in einen Sessel komplementiert hatte. „Und den kleinen Lorlen?“
„Akkarin hat viel Arbeit zu erledigen.“ Um diese Zeit kamen Anfragen zahlreicher Adeliger, die ihre Kinder zum Sommerhalbjahr in der Gilde sehen wollten. Nicht selten mit dem mehr oder weniger gut versteckten Wunsch, er möge sich diesen Kindern persönlich annehmen. „Und was wäre unser Sumikränzchen mit Mann?“
„Och“, machte Luzille mit einem kleinen Lächeln. „Vielleicht würde das einen gewissen anderen, schüchternen Herrn aus der Reserve locken.“
„Es würde ihn völlig einschüchtern.“ Sonea nahm ihr Tragetuch ab und legte Ninielle auf das Polster des Sessels neben ihr. „Du wirkst bereits einschüchternd genug auf ihn. Setze Akkarin hinzu und er wird den Mund gar nicht mehr aufkriegen.“
„Solange er ihn aufkriegt, wenn ich mit ihm alleine bin, ist mir alles recht“, sagte Luzille. „Und jetzt sag, wo ist Lorlen?“
„Wollte nicht mit“, antwortete Sonea, wohlwissend, ihre Freundin wich ihr bewusst aus. Ein halbes Jahr und die beiden strichen noch immer umeinander wie zwei hungrige Limeks. Er war zu schüchtern und sie bestand trotz ihrer Gefühle darauf, die trauernde Witwe zu spielen. Vielleicht war ein Treffen zu viert gar keine so schlechte Idee … „Er ist gerade in dieser Phase, in der er gegen alles ist, und ich hatte keine Lust, ein schreiendes Kleinkind durch den Inneren Ring zu schleifen.“
Luzille lachte. „Vielleicht wäre ihm das eine Lektion gewesen! Gib ihn übers nächste Wochenende zu mir. Danach ist er zahm.“
„Du würdest ihn verderben.“
Luzilles Dienerin, eine attraktive Elynerin von gerade zwanzig, kam mit einem Tablett mit elynischem Wein und Kegelkuchen.
„Das ist er doch schon längst“, flötete Luzille. „Stell dich den Tatsachen, Liebes.“
„Luzille!“, rief Sonea.
„Hast du etwas von Trassia gehört?“, fragte Luzille, nachdem sie angestoßen hatten.
„Tatsächlich bin ich deswegen hier.“ Sonea zog einen Umschlag aus ihrer Robe. „Der kam vor ein paar Tagen für dich. Ich dachte, ich bringe ihn persönlich vorbei. Seit Lady Besla den Schichtplan geändert hat, bekomme ich dich kaum noch zu Gesicht.“
Freudestrahlend nahm Luzille den Brief entgegen. „Sie schreibt, wie toll es bei den Verrätern ist! Das Tal ist wunderschön und in den Quartieren gibt es fließendes, warmes Wasser aus dem Innern des Berges und …“, sie hielt inne und ihre Stirn kräuselte sich, „scheint als wären sie und Indria sehr gute Freundinnen geworden.“
„Eifersüchtig?“, fragte Sonea.
Luzilles blaue Augen weiteten sich. „Meinst du, die beiden …?“
Sonea brauchte einen Moment um zubegreifen, worauf ihre Freundin hinauswollte. „Ganz sicher nicht!“
„Vermutlich hast du recht, Liebes“, stimmte Luzille zu. „Trassia ist prüder als wir beide zusammen.“
Fast hätte Sonea sich an ihrem Kuchen verschluckt. Sie hustete „Das kann ich nicht beurteilen, weil ich mit Trassia über solche Dinge nicht spreche“, sagte sie und erlitt einen weiteren Hustenanfall.
„Nun, wahrscheinlich macht das auch nicht viel Sinn. Sie ist viel zu leicht zu schockieren, wobei eine Erweiterung ihres Horizontes ihr guttun würde. Vielleicht sind die Verräter in dieser Hinsicht heilsam. So viele magisch begabte Frauen … ich habe gehört, sie verbieten ihren Männern, über Magie zu gebieten – ist das wahr?“
Sonea nickte. „Und nach allem, was ich gehört habe, sind sie ziemlich freizügig.“
„Was ganz sicher seine Spuren an ihr hinterlassen wird.“ Luzille lächelte selig. „Aber nun erzähl, wie läuft es mit dir und deinem Hohen Lord?“
„Gut“, antwortete Sonea froh, dass das Thema Sachaka vom Tisch war. „Wieso fragst du?“
„Nun, mit zwei kleinen Kindern sind manche Dinge doch sicher schwieriger zu bewerkstelligen ...“ Luzille zwinkerte vielsagend.
„Kleine Kinder schlafen viel.“ Sonea spürte die Hitze in ihre Wangen steigen. „Außerdem können wir eine Schlafzimmertür noch mit anderen Mitteln als Schlössern verschließen.“
„Wieso wirst du rot? Sex ist das Natürlichste auf der Welt!“
„Ich …“
Luzille lachte. „Bist du wirklich so prüde? Komm schon, Sonea. Du bist nicht wie diese dummen Rassookhennen, die sich Adel schimpfen, das kaufe ich dir nicht ab.“
„Ich bin nicht prüde!“ Die Robe war viel zu warm. Wie konnte das sein? Es war erst Frühling! „Ich will nur einfach nicht darüber sprechen.“
„Warum nicht? Was ist so Schlimmes dabei?“
„Du würdest es nicht verstehen.“
„Das denkst du, nicht wahr?“ Luzille lachte. „Glaubst du, ich sehe nicht, dass die Beziehung von dir und deinem Hohen Lord anders ist als die des durchschnittlichen Kyraliers? Trassia ist nicht da, wir können ganz offen reden.“
Du solltest jemanden haben, mit dem du über das sprechen kannst, was wir tun. Luzille würde sich anbieten.
Sonea verdrehte innerlich die Augen. Sie wollte das nicht, aber zugleich verlangte es ihr danach, mit einer außenstehenden Person zu sprechen. Warum musste er immer mit allem Recht behalten? Sie nahm einen tiefen Schluck Wein. Neben ihr schlief Ninielle in einem zweiten Sessel.
„Sagen wir einfach, dass Sachaka auch bei mir und Akkarin seine Spuren hinterlassen hat und dass die Verräter nicht das einzige Volk dort sind, das sehr freizügig mit seiner Sexualität umgeht. Nur, dass bei den Ashaki die Männer diejenigen mit der Magie sind.“ Sie leerte ihr Weinglas, hoffend das würde Abkühlung bringen. Wie konnte es im Frühling schon so heiß sein?
„Aber du hast doch auch Magie“, sagte Luzille verwirrt.
„Ich bin auch eine Quelle, Luzille“, sagte Sonea, den Blick auf den Kuchen auf ihrem Teller gerichtet. „Akkarins Quelle.“
„Aber …,“ begann Luzille und verfiel dann in Schweigen. „Wie …? Oh!“
„Ja“, sagte Sonea zu ihrem Teller. „Oh.“
„Jetzt wird mir so einiges klar! Und ich habe so viele Fragen! Durch meinen brummigen Bovar, möge er in Frieden ruhen, habe ich einige Dinge über Magie gelernt.“
Sonea seufzte. „Stell deine Fragen doch einfach, Luzille.“
„Verstehe ich das richtig, dass Akkarin deine Magie nimmt und dich damit vorübergehend sozusagen zur Nichtmagierin macht? In so einer Art sachakanischem Rollenspiel?“
Sonea füllte ihr Weinglas auf und leerte es halb. „Ja.“ Nur, dass es kein Rollenspiel ist.
„Aber?“
Sie mochte keine Gedanken lesen können, aber sie war auch ohne das nervtötend.
„Was aber?“, fragte Sonea.
„Sag du es mir. Ich werde dich auch weder auslachen, noch es weitertratschen.“
„Das will ich dir auch geraten haben“, grollte Sonea. Sie nahm einen weiteren Schluck Wein. Dann lehnte sie sich zurück, die Finger nervös um ihr Glas geschlungen und begann zu erzählen. Zuerst war es ihr unangenehm, doch je länger sie sprach, desto mehr schwand das Gefühl. Hin und wieder stellte Luzille neugierige Fragen, doch sie lachte nur, wenn Sonea etwas bewusst komisch erzählte, und nickte mitfühlend, als Sonea berichtete, was es sie gekostet hatte, Akkarin von ihren Wünschen zu überzeugen.
„Wer hätte gedacht, dass der Mann, von dem alle glaubten, er habe ein Herz aus Eis, eine derart unterdrückte Leidenschaft unterhält“, sagte Luzille, nachdem sie geendet hatte. In ihrer Stimme schwang Bewunderung mit. „Nicht, dass es nicht zu ihm passen würde. Von dir habe ich sowieso nichts anderes erwartet.“
Sonea prustete Kuchenkrümel in alle Richtungen. „Was?“
„Es gibt Menschen, die sind schamhaft und prüde so wie unsere liebe Trassia. Es gibt Menschen, die stehen zu ihrer Verdorbenheit so unverhohlen wie ich. Und es gibt Menschen, die tun nur so als wären sie schamhaft und prüde. Und das sind die schlimmsten. So wie du, meine Liebe.“
„Danke“, sagte Sonea trocken.
„Es ist gut, dass du es mir gesagt hast“, plapperte Luzille weiter. „Du glaubst gar nicht, wie langweilig die Frauen aus den Häusern sind! Von den Magierinnen einmal ganz zu schweigen! Einzig Elisade von Yaden würde für solche Gespräche taugen, wäre sie nicht ein solches Lästermaul.“ Ihre Hand schloss sich um Soneas Hand. „Aber du bist meine beste Freundin. Mit dir bekommen solche Gespräche gleich eine ganz andere Qualität.“
Soneas Blick fiel auf ihre ineinandergeschlungenen Hände. Ein überwältigendes Gefühl von Wärme machte sich in ihr breit.
„Ja“, sagte sie. „Das tun sie.“
Der folgende Wunsch ist von Lady Kadala und spielt kurz nach dem Massaker von Yukai. Leider war es auch dieser Wunsch, der die Fertigstellung des Bonuskapitels so sehr verzögert hat, weil ich zwischendurch an einer Stelle steckengeblieben bin, weil ich aus dem Mindset der Duna leider völlig raus bin. Liebe Lady Kadala, ich hoffe, dass ich deinen Wunsch trotzdem nach deinen Vorstellungen umgesetzt habe und dass er einige deiner Fragen beantwortet :)
Zur Auffrischung: Tarrekh wurde beim Kampf im Yukai von Sonea temporär geblendet. Yui und Irakhi gaben Sonea und Dannyl ihre Pferde und Sonea hat die beiden anschließend mit einem Betäubungsschlag niedergestreckt, um einen Diebstahl vorzutäuschen.
Bei Einbruch der Nacht hatten sie die Zelte an einem Tiefbrunnen aufgeschlagen. Sie reisten in kleineren Zahlen, als sie gekommen waren, aber mit mehr Pferden zum Wechseln, was ihr Vorwärtskommen beschleunigte. Nur die lahmen hatten sie unterwegs zurückgelassen.
Die Stoffbahnen am Zelteingang raschelten und ein Krieger trat ein. Er blinzelte gegen das Licht, als würde er direkt in die Wüstensonne schauen und kniff dann die Augen zusammen.
„Die Sandreiter sind zurück, Kriegsherr.“
„Danke, Tarrekh“, sagte Arikhai. „Bericht.“
„Keine Spur von den Gildenmagiern entlang einer der Reiserouten. Und auch nicht von den Verrätern. Es scheint, als hätte der Sand sie verschluckt.“
„Nun, wenn sie nicht auf den Reiserouten sind, wird sich das Problem von selbst erledigen“, erwiderte Arikhai. Egal, ob Magier oder Unwissender – um in der Wüste von Duna zu überleben, musste man ihre Geheimnisse kennen.
„Sie haben Pferde von uns gestohlen“, erinnerte Taki. Auf dem Kissen neben ihr zuckte Yui zusammen. „Mit ihnen kommen sie weiter, als mit ihren eigenen.“
„Sie sind Wochen von besiedeltem Gebiet entfernt“, sagte Arikhai. Er war verärgert, weil es ausgerechnet zwei seiner besten Pferde waren. Nur seine Frauen, sein Bruder und seine Sandreiter ritten neben ihm solch exzellente Pferde. Er hatte den Verlust nur ersetzen können, weil einige Sandreiter in der Schlacht um Yukai ihr Leben gelassen hatten. „Sie verdursten lange, bevor sie auch nur in die Nähe einer Siedlung kommen.“
„Ich kann die Suche ausdehnen, wenn du das wünschst, Kriegsherr“, sprach Tarrekh.
„Je weiter wir nach Süden kommen, desto größer wird das Gebiet, das sie absuchen müssen“, sagte Arikhai. „Ich brauche dich und deine Leute hier. Und du hast dich noch nicht ganz von deiner Verletzung erholt.“
„Und wie sollen wir sie dann finden?“, fragte Taki, nachdem der Anführer der Sandreiter das Zelt verlassen hatte. Ihre dunklen Augen funkelten aufgebracht im Licht des Feuers. „Sie haben uns verraten. Willst du wirklich die Wüste das für dich erledigen lassen?“
„Nein“, sagte Arikhai. „Das will ich nicht. Doch wir haben einen Krieg zu kämpfen. Und das können wir nur, wenn wir weiter nach Süden marschieren und unsere Krieger mit denen des Imperators vereinen. Die Verräter und die Ashaki, die sich mit ihnen verschworen haben, sind unser momentan größtes Problem. Wenn die Gildenmagier überleben, werden sich unsere Wege in der Schlacht erneut kreuzen.“
„Lass die Rebellen für uns suchen“, sagte Taki. „Sie machen uns ohnehin nur Ärger.“
„Die Rebellen sind Divakos Verantwortung. Ich muss das mit ihm besprechen. Aber wahrscheinlich wird er mir zustimmen.“ Er sah zu seiner zweiten Frau. „Yui, wie denkst du darüber?“
Yui hob die Schultern. Seit Yukai war sie ungewöhnlich schweigsam. Der Verrat der Gildenmagier hatte sie mehr getroffen, als sie zuzugeben bereit war. Während der Verhandlungen hatte sie sich mit der Frau, Sonea, angefreundet. „Die Rebellen kennen die Wüste nicht so wie wir“, sprach sie schließlich. „Sie zu entsenden halte ich für eine schlechte Idee.“
„Sie wissen mehr über das Überleben in kargen Gegenden als Ashaki oder Gildenmagier“, wandte Taki ein.
„Wir können den Rebellen nicht trauen.“
„Sie haben das falsche Spiel der Verräter und der Gildenmagier durchschaut. Sie haben ihr Volk verlassen, weil sie nicht mit Savedras Politik einverstanden waren. Wir sollten sie unterstützen.“
„Taki hat recht“, sagte Arikhai. „Die Rebellen besitzen Wissen über die Verräter, das uns nützlich sein kann. Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir sichergehen können, dass sie uns bei dieser Operation nicht verraten. Beruhigt dich das, Yui?“
Seine zweite Frau nickte. Arikhai konnte jedoch sehen, dass sie mit dieser Lösung unglücklich war.
„Wir werden die Gildenmagier finden“, versprach er und strich über ihre Wange. „Und dann werden wir sie für ihren Verrat zur Rechenschaft ziehen.“
Statt einer Antwort griff sie nach seiner Hand, hielt sie fest und drückte ihre weichen Lippen darauf.
Als Arikhai in der Morgendämmerung erwachte, lag nur eine seiner beiden Frauen in seinem Bett. Verwirrt blickte er sich um.
„Wo ist Yui?“
„Bei Irakhi.“ Taki räkelte sich träge in den Fellen. „Sie wollten üben ihre Magie durch den Ikakh zu kanalisieren.“
„Wir müssen weiterziehen.“ Arikhai wollte aufstehen, doch seine erste Frau zog ihn zurück.
„Lass sie, Arikhai.“ Ihre Lippen berührten sanft seine und ihre Hand fuhr durch sein Haar. „Sie stehen kurz vor ihrer ersten großen Schlacht. Wir können die verlorene Zeit wieder aufholen, wenn wir heute Abend länger reiten.“
Arikhai entzog sich ihr. Sie hatten einen Zeitplan einzuhalten. „Dann sollen sie heute Abend üben.“ Er stieg in seine Hose. „Ich will unterwegs sein, bevor die Sonne zu hoch steigt.“
Er fand Yui und Irakhi außerhalb des Lagers, wo sie ihre Waffen aufeinander gerichtet, sich mit Blitzen aus Magie beschossen.
Arikhai blieb im Schatten eines Zeltes stehen und beobachtete, wie die Blitze aus den Spitzen ihrer Ikakhs schossen und sich in einem zuckenden Netz über ihre Schilde ausbreiteten und dann schwächer wurden. Mit vierzehn war Yui noch nicht lange eine höhere Magierin. Arikhai hatte sie diese heilige Magie sie gelehrt, als sie zur Frau erblüht war. Im Vergleich zu seinem etwa gleichaltrigen Bruder mit ihrer Magie weitaus verantwortungsbewusster um. Auch Taki war so gewesen. Irgendwie schien es ein Zug vieler Duna-Frauen, wohingegen die Jungen noch länger Kind sein durften. Dennoch ertappte Arikhai sich bei der Frage, ob er Irakhi schon jetzt die höhere Magie lehren sollte, damit er sich in der kommenden Schlacht besser verteidigen konnte.
„Wir könnten sie selbst suchen“, sagte Yui plötzlich.
„Und wie stellst du dir das vor?“, fragte Irakhi. „Sie könnten überall sein.“
Yui sprang zur Seite, als sein Ikakh einen Blitz auf sie schleuderte. Sie fing die Magie mit der Spitze ihrer Waffe ein und kanalisierte sie in einen Gegenangriff. „Indem wir da suchen, wo die Sandreiter noch nicht waren.“
„Das ist immer noch ein großes Gebiet.“
„Sie werden in Richtung der Berge geritten sein. Von dort aus ist es nicht weit in die Länder der Allianz. Wenn sie irgendwohin geflohen sind, dann dorthin.“
Also sprachen sie über die beiden Gildenmagier. Ihr jugendlicher Eifer war erfrischend.
„Das wäre der erste Ort, an dem ich suchen würde. Sicher sind sie nach Norden oder zur Küste geflohen.“
„Weit weg von, wo sie nützlich sein können?“
Arikhai lächelte. Die beiden besaßen den Verstand eines Kriegers. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, Irakhi höhere Magie zu lehren. Ihm gefiel, wie gut die beiden sich verstanden. Eines Tages würde er Yui seinem Bruder übergeben und sich eine neue Zweitfrau suchen. Bei Arikhai würde sie immer nur eine Zweitfrau sein, bei Irakhi würde sie an erster Stelle sein. Es gab nur eine Hürde: Er hatte sie so liebgewonnen, dass er nicht wusste, ob er bereit war, sie gehenzulassen.
„Die Chance, dass wir sie finden, ist dennoch gering“, sagte Irakhi. „Oder dass wir sie vor den Rebellen finden.“
Yui ließ ihren Ikakh sinken. „Aber wir müssen sie warnen! Wenn die Rebellen sie finden, sterben sie!“
Arikhai runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewusst, dass Yui derart versessen auf Rache war.
„Wir können zu zweit nicht viel ausrichten“, sagte Irakhi.
„Es würde ihre Chancen zumindest erhöhen!“, gab sie zurück.
„Was mich angeht, so haben wir unsere Schuld beglichen, als wir ihnen unsere Pferde gaben.“
„Du Idiot!“, schalt Yui. „Es geht hier um mehr als nur um uns. Es geht darum, diesen verdammten Krieg zu beenden!“
Arikhai erstarrte. Es ging den beiden nicht um Rache. Es ging um Kollaboration mit dem Feind. Er ballte die Fäuste.
Mein eigener Bruder und meine eigene Frau hintergehen mich auf eine solch unehrenhafte Weise! Möge die Erde sich auftun und ihr heißes Blut sie beide verschlingen!
Er fand keine Worte für so viel Enttäuschung und Zorn.
„Und wir machen wir es?“, fragte Irakhi. „Gehen wir zu meinem Bruder und sagen ihm, dass wir uns an der Suche beteiligen wollen?“
„Ja. So machen wir es“, erklang Yuis Stimme. „Er wird es mir nicht abschlagen. Vielleicht ist ihm das sogar lieber, als uns mit in die größte Schlacht seit dem Krieg um die Aschenwüste zu nehmen.“
„Wann willst du ihn fragen?“
„Heute Abend.“
Arikhai zog sich zurück. Er hatte genug gehört. Jetzt galt es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
Den Tag hatte Arikhai damit verbracht, über das Gehörte nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Der Verrat von Yui und Irakhi hatte ihn tief getroffen – genug, dass ein Zorn in ihm zum Leben erweckt war, der heißer tobte, als das Blut der Erde.
Hör dir erst ihre Version der Geschichte an, rief er sich wieder und wieder ins Gedächtnis, während die Wüstensonne auf seinen Umhang und den Schal um seinen Kopf brannte. Die Gildenmagier könnten sie getäuscht haben. Wenn sich deine Befürchtungen bewahrheiten, kannst du noch immer tun, was das Gesetz vorschreibt.
Als die Sonne tiefer sank und die Dünen lange Schatten warfen, beriet Arikhai sich mit Divako und Sarkaro. Wie erwartet hielten beide es für eine gute Idee, die Rebellen auf die Suche zu schicken.
„Damit können sie gleich ihren Wert als Söldner des Imperators unter Beweis stellen“, erklärte Divako erfreut. „Dass sie nach den Gildenmagiern suchen, ist mir lieber, als wenn sie die ganze Zeit hier herumlungern.“
Sie einigten sich darauf, dass eine der vier Frauen als Pfand zurückblieb, und als sie das Lager aufschlugen, ritten die übrigen drei auf der Suche nach den Gildenmagiern aus.
Arikhai war kaum in sein frisch aufgebautes Zelt zurückgekehrt, als Yui und Irakhi eintraten.
„Kriegsherr“, sagte Yui förmlich. „Wir haben eine Bitte an dich.“
„Sprecht“, sagte Arikhai kühl.
„Wir wollen uns der Suche nach den Gildenmagiern anschließen. Die Rebellen haben nur geringe Chancen, sie zu finden. Doch wir kennen die Wüste.“
„Und wir wären sicherer als in der Schlacht“, fügte Irakhi hinzu. „Sie haben nur eine höhere Magierin und diese hat sich in Yukai erschöpft. Wir wären ihnen überlegen.“
„Warum liegt euch so viel daran, die beiden zu suchen?“, fragte Arikhai.
Yui zuckte zusammen. Irakhi errötete und sah zu Boden.
„Wir glauben, dass wir besser für diese Aufgabe geeignet sind als die Rebellen“, sagte Yui schließlich.
„Also geht es nicht darum, die Gildenmagier zu warnen?“, fragte Arikhai.
Die beiden zuckten zusammen.
„Ich … wir …“
„Leugnet es nicht.“ Arikhais Stimme war schneidend wie ein Messer. „Ich weiß, dass ihr ihnen eure Pferde gegeben habt, damit sie entkommen konnten. Sagt, warum habt ihr mich so schändlich hintergangen?“
„Sonea und der Auslandsadministrator haben nichts mit dieser Verschwörung zu tun!“, rief Yui. „Das haben die Verräter alleine angezettelt!“
„Woher wollt ihr das wissen? Habt ihr ihre Gedanken gelesen?“
„Das war nicht nötig“, erklärte Yui trotzig. „Sonea ist ein guter Mensch. Sie hat Irakhi geheilt. Sie ist wie Yarah. Und Dannyl hätte den Frieden herbeigeführt, hätten die Verräter nicht ihr eigenes Spiel gespielt.“
„Das war doch nichts als ein Ablenkungsmanöver!“, sagte Arikhai. „Die Gildenmagier sind die schwächste Partei in diesem Krieg. Ihre Beteiligung am Massaker von Arvice war ein Akt der Feigheit! Und da glaubt ihr, dass ihre Beteiligung am Massaker von Yukai nicht ebenfalls wieder aus Feigheit und Hintertücke besteht?“
Die Gildenmagier waren unaufrichtig und verschlagen. Ein schwacher Krieger war nur mit List erfolgreich und in diesem Fall war die List verdorben und faul. Während der Verhandlungen war es ihnen nur darum gegangen, die eigene Haut zu retten. Sie hatten sich aufrichtig gegeben und insgeheim ein falsches Spiel gegen Arikhais Volk gespielt. Sie hatten nicht einmal davor zurückgeschreckt, sich an Mord zu beteiligen, um sich als die Opfer darzustellen.
Und die Verräter waren genauso schlimm.
Diese ganzen Friedensverhandlungen waren ein Fehler gewesen. Anstatt den Krieg zu beenden, hatten sie alles noch schlimmer gemacht und das Heiligtum der Duna zerstört. Arikhai und Kachiro hätten sich niemals auf diese Verhandlungen einlassen dürfen.
„Wessen Idee war es, mit den Gildenmagiern zu kollaborieren?“, fragte er.
„Meine“, sagte Yui trotzig.
„Und du“, wandte er sich an seinen Bruder, „hast es nicht hinterfragt?“
„Bitte Arikhai, du musst uns glauben!“, rief Yui.
„Die Gildenmagier und die Verräter haben den Anschlag auf ihre Eskorte selbst inszeniert“, stellte Arikhai richtig. „Und damit es nicht so auffällt, haben sie einen kurzen Marsch alleine in Kauf genommen, bis die Delegation der Verräter sie aufsammelt.“
„Die Verräter haben das getan! Die Gildenmagier wussten nichts davon!“
„Und das weißt du, weil sie das dir gesagt haben und dir und Irakhi etwas Nettes getan haben?“
Yui spie vor seine Füße. „Ich sage es, weil es die Wahrheit ist!“
Arikhai gab ihr eine Ohrfeige. „Du hast mich schwer enttäuscht“, sagte er. „Und du“, er ohrfeigte Irakhi, „bist nicht besser.“
- Tarrekh!
- Ja, Kriegsherr?
- Komm mit deinen Sandreitern in mein Zelt.
Yuis und Irakhis Augen hatten sich geweitet. „Was wird das, Arikhai?“, fragte seine kleine Frau.
„Ich stelle Euch unter Arrest, bis ich über euer Schicksal entschieden habe“, sagte Arikhai. „Ihr habt meinen Stamm verraten. Glaubt nicht, dass ich euch mit einer milden Strafe davonkommen lasse, nur weil ihr mir nahesteht.“
Tarrekh und seine Sandreiter strömten ins Zelt. Sie ergriffen Yui und Irakhi. Messer blitzten auf, als sie die Magie der beiden nahmen.
„Nein!“, rief Irakhi, als die Sandreiter ihn und Yui nach draußen führten. „Das kannst du nicht tun.“
Das letzte, was Arikhai von ihnen sah, war, wie zwei Sandreiter Yuis um sich tretende Füße packten, und Irakhis wutverzerrtes Gesicht.
„Sie haben uns verraten“, sagte Mirakhi. „Aber sie sind auch noch halbe Kinder.“
„Deswegen habe ich euch zusammengerufen.“ Arikhai sah zu seinem ältesten Berater, Tarrekh und Taki. Yuis und Irakhis Verrat hatte sich binnen einer Stunde im gesamten Lager herumgesprochen. „Die Regeln für Verrat sind eindeutig, sei es im Krieg oder in friedlicheren Zeiten. Ich wäre ein schlechter Anführer, wenn ich eine Ausnahme mache.“
„Und es würde unsere Position gegenüber Kachiro schwächen“, fügte Tarrekh hinzu.
„Taki, was sagst du?“
„Ich fasse es nicht, dass Yui das getan hat“, antwortete seine erste Frau. So wütend hatte Arikhai sie zuletzt gesehen, als Tarrekhs Frau versucht hatte, ihr den Platz als beste Kriegerin streitig zu machen. Das lag nun vier Jahre zurück. „Deinem törichten Bruder hätte ich so viel Idiotie zugetraut, aber nicht ihr.“
„Der Leichtsinn der Jugend“, sagte Mirakhi. „Yui allerdings besitzt trotz ihrer vierzehn Jahre eine Weisheit, die ihr Verhalten umso entsetzlicher macht.“
„Könnten sie von den Gildenmagiern getäuscht worden sein?“, fragte Tarrekh.
Arikhai schüttelte den Kopf. „Das war keine Täuschung. Sie haben ihnen in dem vollen Bewusstsein geholfen, dass sie damit Verrat an uns und unseren Bündnispartnern begehen.“
„Wenn das so ist, dann haben sie uns schon viel früher verraten“, sagte Taki. „Die Gildenmagier haben in Yukai viel Zeit mit den beiden verbracht. Ich habe mir nichts dabei gedacht, weil ich wie wir alle den Gildenmagiern eine Chance gegeben habe und sie durch unsere Gespräche als die Opfer in diesem Krieg sah. Doch seit der Zerstörung unseres Heiligtums, seit wir erfahren haben, was Gildenmagier und Verräter getan haben, um sich als Opfer zu präsentieren, wissen wir, dass sie uns getäuscht haben. Und jeder, der sich trotzdem auf ihre Seite schlägt, ist genauso unehrenhaft wie sie.“
Sie sprach aus, was Arikhai dachte. „Ich erwarte von jedem in unserem Stamm Ehrenhaftigkeit“, sagte er. „Wir haben ein Bündnis mit Kachiro und seinem Kriegsmeister und sind ihnen gegenüber mit unserem Wort verpflichtet. Es darf nicht sein, dass auch nur einer oder eine von uns dieses Bündnis gefährdet. Yui und Irakhi müssen bestraft werden.“
Seine Berater schwiegen. Sie alle wussten, welche Strafe auf Verrat stand. Es bedeutete den Tod zweier Menschen, die Arikhai alles bedeuteten.
Aber ich kann sie nicht leben lassen. Wie kann ich ihnen jemals vertrauen? Wie kann ich Irakhi jemals zu meinem Nachfolger machen? Wie kann ich Yui jemals wieder in meinen Armen halten, ohne daran zu denken, was sie getan hat?
„Wenn ich dir einen Rat geben darf, um deinen Schmerz zu lindern, Kriegsmeister …“, begann Mirakhi.
„Sprich“, sagte Arikhai.
„Irakhi beherrscht noch keine höhere Magie. Und er ist dein Bruder. Wenn du ihm die höchste Strafe erlässt, wird dich das weniger Ansehen kosten, als wenn du es bei Yui tust.“
„Und ich kann Yui nicht einfach zu einer Sklavin machen, weil sie eine höhere Magierin ist“, fügte Arikhai nüchtern hinzu.
„Es sei denn, du kannst deinen Stamm davon überzeugen, dass du damit nicht unseren Glauben verletzt.“
„Nein“, sagte Arikhai. „Damit wäre ich nicht besser als jene, die unser Heiligtum zerstört hatten.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. „Bei der Befragung hat Yui zugegeben, dass die Aktion ihre Idee war. Und sie hat sich mir gegenüber respektlos verhalten.“ Es war als suche er weitere Gründe, um seine Entscheidung zu rechtfertigen und sie kamen bereitwillig. „Damit hätte ich einen Grund, Irakhi eine zweite Chance zu geben.“
„Seine Strafe sollte dennoch eine harte sein.“
„Irakhi wird in der Erbfolge nach unten rutschen. Und er wird niemals höhere Magie erlernen.“ Arikhais Kiefer verhärtete sich, als er sich für die nächsten Worte wappnete. „Yui hingegen hat ihr Leben verwirkt. Wir vollstrecken das Urteil bei Sonnenaufgang.“
Die folgende Szene ist auf Grund einiger Reviews entstanden, weil das Thema anscheinend einige von euch interessiert hat und mich die Idee irgendwann nicht mehr losgelassen hat. Einen Dreier mit Akkarin kann ich leider nicht bieten, aber ihr könnt darauf wetten, dass er dennoch auf seine Kosten kommt.
Warnung: Diese Szene enthält Femslash, Dialoge könnten sich auf dem Niveau von „Warum liegt denn da Stroh?“ bewegen xD, Pairing: Sonea/Asara
Mit einem Seufzen löste Asara den Gürtel, mit dem sie ihre Bluse zusammenhielt, und warf ihn aufs Bett. An diesem Tag waren die Verhandlungen wieder einmal so nervenzehrend gewesen, dass sie nicht übel Lust verspürte, jemanden zu töten. Sie fragte sich, wie das die temperamentvolleren ihrer Schwestern aushielten.
Sie war gerade dabei, ihre Bluse aufzuknöpfen, als es an der Tür klopfte.
„Komm herein!“, rief sie.
Die Tür ging auf und ein leises „Oh!“ erklang.
Asara fuhr herum. Anstatt einer ihrer Schwestern stand die kleine Gildenmagierin in der Tür.
„Sonea“, sagte sie. „Wie kann ich dir helfen?“
„Verzeih die Störung.“ Soneas Blick fiel zu dem Stück Haut, das zwischen den geöffneten Knöpfen zu sehen war. „Ich wusste nicht, dass ich ungelegen komme.“
„Du kommst nicht ungelegen.“ Lächelnd wies Asara auf einen Hocker. „Setz dich und erzähl mir, was dich herbringt.“
Sonea setzte sich. „Ich habe noch einmal über deine Worte von neulich nachgedacht“, begann sie, während sie auf ihre in ihrem Schoß gefalteten Finger blickte. „Ich denke, es ist eine gute Idee, aber …“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen.
„Was aber?“, hakte Asara sanft nach.
„Ich fürchte mich davor. Was das aus mir machen könnte. Ich würde warten, bis ich zuhause bin und Akkarin wiedersehe, aber ich möchte ihn nicht in diese Sache hineinziehen. Und …“ Sie zögerte und ihre blassen Wangen nahmen ein tiefes Rot an. „Ich weiß nicht, ob ich es solange aushalten kann.“
Asara ließ sich auf ihrem Bett nieder. „Ich kann dir helfen.“
Soneas Kopf fuhr hoch. „Wie meinst du das?“
„Nun, es ist offensichtlich, dass du mich begehrst.“ Die kleine Gildenmagierin zuckte zusammen, doch Asara fuhr unbeirrt fort: „Es würde dir vielleicht auch helfen, dein Verlangen in Bezug auf Frauen besser zu verstehen. Doch du solltest wissen, dass ich dazu neige andere Frauen im Bett zu unterwerfen.“
„Ich …“ Sonea sog leise die Luft ein. „Das käme mir gelegen. Ich meine, Marika …“
„Oh, ich werde nicht Marika für dich spielen“, erwiderte Asara amüsiert. „Aber das brauche ich auch nicht, so wie ich das sehe. Ich kann dir einen Rahmen bieten, indem du deine Phantasien ausleben kannst. Allerdings,“ sie rieb sich ihr Kinn, „bestehe ich darauf, dass du deinen Mann um Erlaubnis fragst. An seiner Stelle wäre ich nicht begeistert, wenn meine Frau sich hinter meinem Rücken mit anderen vergnügt.“
Sonea zuckte zusammen. „Ich habe mein Blutjuwel in meinem Quartier gelassen. Aber ich kann ihn über seines rufen.“
„Dann tu das.“
Die kleine Gildenmagierin schloss die Augen. Ein gequälter Ausdruck verzog ihre Miene. Mehrere lange Augenblicke verharrte sie ruhig, wobei ihre Wangen sich zusehends röteten und sie mehrfach zusammenzuckte. Dass Akkarin ihr diese Schamhaftigkeit noch nicht ausgetrieben hat, dachte Asara erheitert. Sie kannte Akkarin nicht allzu gut, doch sie hatte genug von seinem subtilen Humor erlebt um sich vorzustellen, dass ihn das amüsierte.
Schließlich öffnete Sonea die Augen. „Er will zusehen, hat er gesagt. Sofern das für dich in Ordnung ist.“
In ihrem Leben hatte Asara bereits an den verrücktesten Cachikas teilgenommen. Das hier war etwas Neues. Was das auch immer zwischen Sonea und dem Hohen Lord war, er würde seine Gründe haben. „Nun, da er nicht hier sein kann, um mir bei diesem Unternehmen zu helfen …“, sagte sie mit einem Lächeln.
„Und ich soll dir ausrichten, dass du dich vergnügen darfst, wie es dir beliebt, solange du weder meine Gedanken liest noch meine Magie anrührst.“
Also stimmt es, dachte Asara. Er ist ihr Meister. „Das käme ohnehin nicht in Frage. Die Frauen, mit denen ich normalerweise schlafe, sind, sofern es nicht meine eigenen Quellen sind, die Quellen meiner Schwestern oder meine Schwestern selbst. Und,“ sie schenkte der kleinen Gildenmagierin ein aufmunterndes Lächeln, „ich betrachte dich als Schwester, Sonea.“
Erneut röteten sich Soneas Wangen. Sie zog einen Speicherkristall aus ihrer Robe und schloss ihre Hand darum. „Für heute Nacht werde ich dennoch deine Sklavin sein“, sagte sie und steckte den Stein wieder fort.
Asara konnte ihr ansehen, dass die Worte zu sprechen sie Mühe kosteten, doch da war noch etwas anderes unter ihrer Scham.
„Zieh dich aus und komm her“, sagte sie.
Zunächst ein wenig unbeholfen, dann jedoch mit wachsender Sicherheit entledigte Sonea sich ihrer Robe und dem Unterkleid, das sie darunter trug. Die Stiefel folgten zuletzt. Zweifelsohne hatte sie bei Marika gelernt, sich auf eine verführerische Weise zu entkleiden, doch für den Augenblick sprach die Nervosität aus ihr.
Vorsichtig kam sie näher und blieb vor Asara stehen. Asara nahm sich einen Moment, um sie zu betrachten. Obwohl sie bereits ein Kind geboren hatte, waren ihre Brüste noch immer eher mädchenhaft, als weiblich. Ihr Bauch zeigte eine geringfügige Wölbung und in ihrem Schoß glitzerte ein kleines Juwel, das vermutlich von Marika stammte. Asara streckte eine Hand aus und strich mit ihren Fingern über Soneas Schoß. Die kleine Gildenmagierin schnappte nach Luft. Asara war überrascht, dass sie bereits feucht war und doch wieder nicht.
„Hm“, machte Asara und steckte sich den Finger in den Mund. „Also lag ich richtig.“
„Womit?“
„Dass du mich begehrst.“ Erneut strich sie über Soneas Schoß. „Deine Blicke neulich abends waren ziemlich eindeutig.“
„Ihr seid sehr schön, Meisterin Asara.“
Asara erhob sich. Sie steckte ihre Finger in Soneas Mund. Die kleine Gildenmagierin leckte mit ihrer Zunge darüber. Ja, dahinter steckte definitiv mehr als gute Ausbildung. „Ich denke“, sagte Asara, „das wird eine interessante Nacht.“
Sie schritt um Sonea herum. Auf ihrem linken Schulterblatt hatte sie eine Tätowierung des Cravas so wie alle Mädchen, die Asara zwei Jahre zuvor aus Marikas Palast befreit hatte. Sie ließ sich Zeit damit, Soneas Haare zu öffnen, die sie noch immer wie eine kyralische Ehefrau trug. Als das schwarze Haar lang über ihre Schultern wallte, streckte Asara ihre Hände erneut aus und strich über den Körper der anderen Frau, ihre Taille, ihr Gesäß und ihre Brüste. Sonea seufzte leise auf und lehnte sich leicht gegen Asara. Unter den Berührungen entspannte sie sich allmählich, und als Asara mit dem Schmuck in ihrem Schoß spielte, presste sie ihr Gesäß fester gegen Asara.
Asara ließ sich Zeit, ihre Lust zu steigern. „Lass es raus“, flüsterte sie und grub ihre Zähne in Soneas Halsbeuge. „Halte nichts zurück.“
Sonea entfuhr ein gequälter Laut.
„Keine falsche Scham“, sagte Asara. „Oder muss ich dir das befehlen?“
„Nein“, wisperte Sonea. „Es ist nur …“
Asara verstärkte den Druck ihrer Finger. „Was?“
„Er sagt … ich soll Euch sagen, dass ihr mich bestrafen dürft, wenn … oh! … ich Euch nicht zufriedenstelle.“
„Dann danke ich deinem Meister für sein Vertrauen in mich“, erwiderte Asara.
„Er ist nicht …“
Asara kniff Sonea in ihre empfindlichste Stelle. Es war nur leicht, eine Warnung. Sonea entfuhr ein neuerlicher gequälter Laut. „Das nächste Mal wird weniger sanft“, murmelte sie und fuhr mit ihrer Zunge hinter Soneas Ohr entlang.
„Ich verstehe. Es tut mir leid, Meisterin.“
Asara ließ von ihr ab und steckte ihr ihre Finger erneut in den Mund. Anders als beim ersten Mal saugte Sonea nun nahezu gierig daran. War sie so ausgehungert oder genoss sie es so sehr, von einer erfahrenen Frau unterworfen zu werden?
„Hilf mir mich auszuziehen.“
Sonea wandte sich um. Während Asara ihre Bluse über den Kopf zog, löste Sonea die Schnürung ihrer Hose. Sie streifte den Stoff über Asaras Gesäß und ging auf die Knie, um ihr aus Hose und Stiefeln zu helfen. Als sie fertig war, sah sie auf.
„Wünscht Ihr, dass ich …?“
„Ja.“
Die kleine Gildenmagierin presste kurz ihre Lippen zusammen. Etwas in ihrer Miene sagte Asara, dass ihr Meister etwas zu ihr gesagt hatte, was ihr peinlich war. Dann beugte sie sich vor und einen Moment später fuhr ihre Zunge über Asaras Schoß. Unsicher, doch als Asara über ihre Wangen strich und durch ihr Haar fuhr, entspannte sie sich. Asara entfuhr ein leises „Ah!“
Sie war gut und Asara begann sich zu fragen, was in ihrem Kopf vorging. Viele Ashaki liebten es, die unanständigen Gedanken ihrer Bettsklavinnen zu lesen, Asara fand jedoch, dass es genug andere Wege gab, Verlangen zu steigern. Und was Sonea betraf, so schien ihr Verlangen keiner weiteren Steigerung zu bedürfen.
Und das meine auch nicht, dachte Asara. Ihr letzter Sex lag länger zurück, als sie gutheißen konnte, und die kleine Gildenmagierin zu verführen reizte sie seit jenem ersten Abend an dem Sonea in ihr Quartier gekommen war.
„Du machst das sehr gut“, sagte sie, bemüht ihre Stimme neutral zu halten. „Ich hätte nicht übel Lust, dich es mir die ganze Nacht besorgen zu lassen.“
- Ich würde es tun, sandte Sonea, ohne von ihr abzulassen.
„Das glaube ich dir aufs Wort“, sagte Asara und presste Soneas Kopf gegen ihren Schoß und gab sich ihrem Verlangen hin, bis die Lust aus ihr herausbrach. Sonea hörte erst auf, als Asara es ihr befahl.
Atemlos sah die kleine Gildenmagierin zu ihr auf. Ihr Gesicht war gerötet und verschwitzt, ihre Lippen glänzten und in ihren dunklen Augen brannte Verlagen.
Was wohl Vikacha dazu sagen würde?, dachte Asara. Doch so gerne sie Vikacha in ihre Cachikas involvierte, diese Nacht gehörte ihr und Sonea.
„Das war sehr gut“, sagte Asara. Ihr Blick ruhte noch immer auf Soneas Lippen und das Verlangen sie zu küssen, wuchs. „Ich werde dich später belohnen. Aber bis dahin will ich mich noch ein wenig mit dir vergnügen.“ Sie zog Sonea mit sich aufs Bett. „Und ich will, dass du alles heraus lässt, wenn es soweit ist.“ Sie hätte es der kleinen Gildenmagiern die ganze Nacht über besorgt – Asara fielen genug Wege ein, das zu nutzen, um eine Frau noch mehr ihrem Willen zu unterwerfen – sie hatte jedoch auch genug Erfahrung mit befreiten Sklavinnen, um zu wissen, dass es Sonea nach ihrem Höhepunkt vielleicht elend ergehen würde.
Für den Augenblick schien die kleine Gildenmagierin jedoch zu erregt, als dass ihre Vergangenheit sie quälen konnte. Selbst ihre Scham schien ihr abhandengekommen zu sein. Die nächste Stunde wurde zu einem Rausch von zarten Berührungen, süßen Küssen, dem gegenseitigen Entdecken und dem gelegentlichen Zwicken in besonders empfindliche Stellen, die Asara bei Sonea entdeckte. Asara genoss es, wie die kleine Gildenmagierin darauf reagierte und als sie herausfand, dass eine zusätzliche Fixierung Soneas Erregung steigerte, hatte sie eine nahezu sadistische Freude daran, ihr neues Spielzeug um den Verstand zu bringen.
„Bitte.“ Die Hände irgendwo hinter ihrem Kopf in den Kissen fixiert, wand Sonea sich hilflos in ihren Fesseln.
Asara hob ihren Kopf von Soneas Bauchnabel. „Was?“
„Ich halte das bald nicht mehr aus.“
„Bis jetzt hältst du das sehr gut aus“, erwiderte Asara.
Sonea rang nach Luft. „Das sehe ich anders.“
„Das kannst du gerne tun.“ Asara lächelte liebenswürdig. „Ich bin jedoch sicher, du bist noch steigerungsfähig. Und ich werde herausfinden, wie sehr.“
Mit diesen Worten rutschte sie ein wenig tiefer und versenkte ihren Mund in Soneas Schoß. Der süße Duft ihrer Erregung hatte sich intensiviert und sie troff nahezu. Als Asaras Zunge mit ihrem Schmuck spielte, japste sie lautstark nach Luft und bäumte sich auf. Asara nahm ihre Magie zur Hilfe, um ihr Becken ruhigzustellen und nutzte ihr Finger zusätzlich, um der kleinen Kyralierin Lust zu bereiten. Schon bald wurde Soneas Atmung lauter und lauter und Asara brauchte keine Magie, um zu spüren, dass ihr Verlangen kurz davor war, sich seinen Weg zu bahnen.
Asara zog sich zurück.
„Nein!“
„Oh doch.“ Asara zwickte Soneas Schoß. „Und allein für deinen Protest sollte ich dich die ganze Nacht hindurch quälen, wüsste ich nicht, dass uns morgen ein weiterer anstrengender Tag bevorsteht.“
„Dann verschieben wir das Quälen auf morgen Nacht.“
Überrascht betrachtete Asara die kleine Gildenmagierin. „Ist es das, was du willst?“
„Ja. Und er sagt, dass du das wissen sollst.“
Interessant. Asara krabbelte neben Sonea. Mit einer lässigen Handbewegung löste sie die magischen Fesseln und legte sich hinter Sonea. „Dann würde ich sagen, dass du dir für heute die Belohnung verdient hast.“ Ihre Hand schlang sich um die Soneas und führte sie zwischen die Schenkel der anderen Frau. „Beim nächsten Mal werde ich strenger sein.“
Sonea stöhnte leise auf, als ihre ineinanderverschlungenen Hände ihren Schoß berührten.
„Ich verspreche, gefügiger zu sein.“
Asara küsste das Cravas. „Daran habe ich keinen Zweifel“, sagte sie und brachte ihre Hände in Bewegung. „Doch zunächst noch treiben wir dir noch Marika aus.“
Bonuskapitel
Beste Freundinnen
Die folgende Szene ist ein Wunsch von Araponia. Sie spielt etwa ein Jahr nach Yukai und gibt einen winzig kleinen Ausblick auf die Folgetrilogie „Das Erbe der schwarzen Magier“. Aber wirklich nur winzig klein ;)
Liebe Araponia, ich hoffe die Szene ist, was du dir vorgestellt hast :)
Die Nachmittagssonne schien warm auf das erste Grün auf den Zweigen der die Straße säumenden Bäume. Die Luft war erfüllt von Vogelgesang, dem Summen von Insekten und dem betörenden Duft blühender Sträucher und Beete. Das Tragetuch zurechtrückend schritt Sonea die Straße entlang. Eine Kutsche rollte an ihr vorbei und ein Mann machte ihr respektvoll Platz. Eine Gruppe Frauen auf der anderen Straßenseite, gekleidet in die neuste kyralische Mode musterte sie neugierig, warf fragende Blicke auf das schlafende Kind an ihrer Brust, bevor sie sich anmutig verneigten und weiterzogen. Sonea ignorierte sie. Sie war die zweitmächtigste Magierin der Gilde und die Frau des Hohen Lords. Was andere über sie dachten, brauchte sie nicht zu kümmern.
Sie nahm nicht den direkten Weg zur anderen Seite des Inneren Rings. Anstatt an der Palastmauer entlang zu gehen, wählte sie eine Parallelstraße mit atemberaubend schönen Häusern und blühenden Gärten. Ihre Erinnerungen daran, wie sie als Kind in einem solchen Haus gelebt hatte, bevor ihr Vater des Diebstahls bezichtigt worden war, waren verblasst. Viele Jahre hatte sie es kaum gewagt, sich vorzustellen, dort als Besitzer eines solchen Hauses zu leben. Jetzt stellte sie sich vor wie es wäre dort mit Akkarin zu wohnen. Hin und wieder erfreute sie sich daran; zugleich wusste sie jedoch, sie würde die Gilde nie verlassen.
Als ein zweistöckiges Haus mit luftigen Arkaden vor ihr auftauchte, löste sie sich aus ihren Tagträumereien. Eine Allee aus säulenartigen Bäumen führte über einen Kiesweg zu einem weitläufigen Vorplatz. Zwei Diener öffneten die mit Schnitzereien verzierten Türen aus Nachtholz und Sonea trat in eine Empfangshalle mit blühenden Pflanzen und einem viereckigen Wasserbecken in der Mitte.
„Sie erwartet Euch auf der Veranda“, teilte einer der Diener ihr mit.
„Danke“, sagte Sonea. „Ich finde den Weg allein.“
„Natürlich, Mylady.“
Sonea durchquerte die Empfangshalle, schritt durch einen Säulengang, der an einem blühenden Innenhof vorbeiführte und trat schließlich auf eine sonnenbeschienene Veranda, wo eine junge Frau in einem freizügigen Kleid in einem Korbsessel saß, einen Stickrahmen auf dem Schoß. Ihre blonden, widerspenstigen Locken fielen ihr bei ihrer Arbeit in die Stirn.
„Danke, Laelle. Ich brauche nichts.“
„Auch nicht den Besuch einer Freundin?“, fragte Sonea amüsiert.
Luzille sah auf. „Sonea! Ich hatte früher mit dir gerechnet.“ Sie erhob sich und umarmte Sonea, den Stickrahmen noch immer in einer Hand.
„Zu Fuß dauert der Weg länger als ich dachte“, erwiderte Sonea.
„Du bist zu Fuß gekommen? Das kannst du dir doch nicht zumuten!“
„Ich bin nicht mehr schwanger, Luzille“, sagte Sonea streng. Die Bewegung an der frischen Luft hatte ihr gutgetan. Mit einem Kleinkind und einem Neugeborenen verbrachte sie mehr Zeit drinnen, als ihr lieb war. „Tatsächlich gedenke ich, das öfter zu tun, jetzt wo es wärmer wird.“
„Nun, wenn du meinst, dass es gut ist, wird es das wohl sein.“ Luzilles Blick fiel auf das Tragetuch und ihre Augen leuchteten auf. „Du hast die kleine Ninielle mitgebracht!“
Während der nächsten Minuten hielt Sonea still, während ihre Freundin damit beschäftigt war, das schlafende Baby an ihrer Brust zu herzen. Sie wäre nicht so geduldig gewesen, hätte Ninielle nicht wenig zuvor noch getrunken und das sanfte Geschaukel während ihres Spaziergangs sie in den Schlaf gewiegt.
„Und jetzt genug“, sagte sie schließlich. „Du weckst sie noch auf.“
„Dann mache ich, dass sie wieder einschläft“, winkte Luzille ab.
Was bei Lorlen auch so wunderbar funktioniert hat …
„Wo hast du deinen Mann gelassen?“, fragte Luzille, nachdem sie Sonea in einen Sessel komplementiert hatte. „Und den kleinen Lorlen?“
„Akkarin hat viel Arbeit zu erledigen.“ Um diese Zeit kamen Anfragen zahlreicher Adeliger, die ihre Kinder zum Sommerhalbjahr in der Gilde sehen wollten. Nicht selten mit dem mehr oder weniger gut versteckten Wunsch, er möge sich diesen Kindern persönlich annehmen. „Und was wäre unser Sumikränzchen mit Mann?“
„Och“, machte Luzille mit einem kleinen Lächeln. „Vielleicht würde das einen gewissen anderen, schüchternen Herrn aus der Reserve locken.“
„Es würde ihn völlig einschüchtern.“ Sonea nahm ihr Tragetuch ab und legte Ninielle auf das Polster des Sessels neben ihr. „Du wirkst bereits einschüchternd genug auf ihn. Setze Akkarin hinzu und er wird den Mund gar nicht mehr aufkriegen.“
„Solange er ihn aufkriegt, wenn ich mit ihm alleine bin, ist mir alles recht“, sagte Luzille. „Und jetzt sag, wo ist Lorlen?“
„Wollte nicht mit“, antwortete Sonea, wohlwissend, ihre Freundin wich ihr bewusst aus. Ein halbes Jahr und die beiden strichen noch immer umeinander wie zwei hungrige Limeks. Er war zu schüchtern und sie bestand trotz ihrer Gefühle darauf, die trauernde Witwe zu spielen. Vielleicht war ein Treffen zu viert gar keine so schlechte Idee … „Er ist gerade in dieser Phase, in der er gegen alles ist, und ich hatte keine Lust, ein schreiendes Kleinkind durch den Inneren Ring zu schleifen.“
Luzille lachte. „Vielleicht wäre ihm das eine Lektion gewesen! Gib ihn übers nächste Wochenende zu mir. Danach ist er zahm.“
„Du würdest ihn verderben.“
Luzilles Dienerin, eine attraktive Elynerin von gerade zwanzig, kam mit einem Tablett mit elynischem Wein und Kegelkuchen.
„Das ist er doch schon längst“, flötete Luzille. „Stell dich den Tatsachen, Liebes.“
„Luzille!“, rief Sonea.
„Hast du etwas von Trassia gehört?“, fragte Luzille, nachdem sie angestoßen hatten.
„Tatsächlich bin ich deswegen hier.“ Sonea zog einen Umschlag aus ihrer Robe. „Der kam vor ein paar Tagen für dich. Ich dachte, ich bringe ihn persönlich vorbei. Seit Lady Besla den Schichtplan geändert hat, bekomme ich dich kaum noch zu Gesicht.“
Freudestrahlend nahm Luzille den Brief entgegen. „Sie schreibt, wie toll es bei den Verrätern ist! Das Tal ist wunderschön und in den Quartieren gibt es fließendes, warmes Wasser aus dem Innern des Berges und …“, sie hielt inne und ihre Stirn kräuselte sich, „scheint als wären sie und Indria sehr gute Freundinnen geworden.“
„Eifersüchtig?“, fragte Sonea.
Luzilles blaue Augen weiteten sich. „Meinst du, die beiden …?“
Sonea brauchte einen Moment um zubegreifen, worauf ihre Freundin hinauswollte. „Ganz sicher nicht!“
„Vermutlich hast du recht, Liebes“, stimmte Luzille zu. „Trassia ist prüder als wir beide zusammen.“
Fast hätte Sonea sich an ihrem Kuchen verschluckt. Sie hustete „Das kann ich nicht beurteilen, weil ich mit Trassia über solche Dinge nicht spreche“, sagte sie und erlitt einen weiteren Hustenanfall.
„Nun, wahrscheinlich macht das auch nicht viel Sinn. Sie ist viel zu leicht zu schockieren, wobei eine Erweiterung ihres Horizontes ihr guttun würde. Vielleicht sind die Verräter in dieser Hinsicht heilsam. So viele magisch begabte Frauen … ich habe gehört, sie verbieten ihren Männern, über Magie zu gebieten – ist das wahr?“
Sonea nickte. „Und nach allem, was ich gehört habe, sind sie ziemlich freizügig.“
„Was ganz sicher seine Spuren an ihr hinterlassen wird.“ Luzille lächelte selig. „Aber nun erzähl, wie läuft es mit dir und deinem Hohen Lord?“
„Gut“, antwortete Sonea froh, dass das Thema Sachaka vom Tisch war. „Wieso fragst du?“
„Nun, mit zwei kleinen Kindern sind manche Dinge doch sicher schwieriger zu bewerkstelligen ...“ Luzille zwinkerte vielsagend.
„Kleine Kinder schlafen viel.“ Sonea spürte die Hitze in ihre Wangen steigen. „Außerdem können wir eine Schlafzimmertür noch mit anderen Mitteln als Schlössern verschließen.“
„Wieso wirst du rot? Sex ist das Natürlichste auf der Welt!“
„Ich …“
Luzille lachte. „Bist du wirklich so prüde? Komm schon, Sonea. Du bist nicht wie diese dummen Rassookhennen, die sich Adel schimpfen, das kaufe ich dir nicht ab.“
„Ich bin nicht prüde!“ Die Robe war viel zu warm. Wie konnte das sein? Es war erst Frühling! „Ich will nur einfach nicht darüber sprechen.“
„Warum nicht? Was ist so Schlimmes dabei?“
„Du würdest es nicht verstehen.“
„Das denkst du, nicht wahr?“ Luzille lachte. „Glaubst du, ich sehe nicht, dass die Beziehung von dir und deinem Hohen Lord anders ist als die des durchschnittlichen Kyraliers? Trassia ist nicht da, wir können ganz offen reden.“
Du solltest jemanden haben, mit dem du über das sprechen kannst, was wir tun. Luzille würde sich anbieten.
Sonea verdrehte innerlich die Augen. Sie wollte das nicht, aber zugleich verlangte es ihr danach, mit einer außenstehenden Person zu sprechen. Warum musste er immer mit allem Recht behalten? Sie nahm einen tiefen Schluck Wein. Neben ihr schlief Ninielle in einem zweiten Sessel.
„Sagen wir einfach, dass Sachaka auch bei mir und Akkarin seine Spuren hinterlassen hat und dass die Verräter nicht das einzige Volk dort sind, das sehr freizügig mit seiner Sexualität umgeht. Nur, dass bei den Ashaki die Männer diejenigen mit der Magie sind.“ Sie leerte ihr Weinglas, hoffend das würde Abkühlung bringen. Wie konnte es im Frühling schon so heiß sein?
„Aber du hast doch auch Magie“, sagte Luzille verwirrt.
„Ich bin auch eine Quelle, Luzille“, sagte Sonea, den Blick auf den Kuchen auf ihrem Teller gerichtet. „Akkarins Quelle.“
„Aber …,“ begann Luzille und verfiel dann in Schweigen. „Wie …? Oh!“
„Ja“, sagte Sonea zu ihrem Teller. „Oh.“
„Jetzt wird mir so einiges klar! Und ich habe so viele Fragen! Durch meinen brummigen Bovar, möge er in Frieden ruhen, habe ich einige Dinge über Magie gelernt.“
Sonea seufzte. „Stell deine Fragen doch einfach, Luzille.“
„Verstehe ich das richtig, dass Akkarin deine Magie nimmt und dich damit vorübergehend sozusagen zur Nichtmagierin macht? In so einer Art sachakanischem Rollenspiel?“
Sonea füllte ihr Weinglas auf und leerte es halb. „Ja.“ Nur, dass es kein Rollenspiel ist.
„Aber?“
Sie mochte keine Gedanken lesen können, aber sie war auch ohne das nervtötend.
„Was aber?“, fragte Sonea.
„Sag du es mir. Ich werde dich auch weder auslachen, noch es weitertratschen.“
„Das will ich dir auch geraten haben“, grollte Sonea. Sie nahm einen weiteren Schluck Wein. Dann lehnte sie sich zurück, die Finger nervös um ihr Glas geschlungen und begann zu erzählen. Zuerst war es ihr unangenehm, doch je länger sie sprach, desto mehr schwand das Gefühl. Hin und wieder stellte Luzille neugierige Fragen, doch sie lachte nur, wenn Sonea etwas bewusst komisch erzählte, und nickte mitfühlend, als Sonea berichtete, was es sie gekostet hatte, Akkarin von ihren Wünschen zu überzeugen.
„Wer hätte gedacht, dass der Mann, von dem alle glaubten, er habe ein Herz aus Eis, eine derart unterdrückte Leidenschaft unterhält“, sagte Luzille, nachdem sie geendet hatte. In ihrer Stimme schwang Bewunderung mit. „Nicht, dass es nicht zu ihm passen würde. Von dir habe ich sowieso nichts anderes erwartet.“
Sonea prustete Kuchenkrümel in alle Richtungen. „Was?“
„Es gibt Menschen, die sind schamhaft und prüde so wie unsere liebe Trassia. Es gibt Menschen, die stehen zu ihrer Verdorbenheit so unverhohlen wie ich. Und es gibt Menschen, die tun nur so als wären sie schamhaft und prüde. Und das sind die schlimmsten. So wie du, meine Liebe.“
„Danke“, sagte Sonea trocken.
„Es ist gut, dass du es mir gesagt hast“, plapperte Luzille weiter. „Du glaubst gar nicht, wie langweilig die Frauen aus den Häusern sind! Von den Magierinnen einmal ganz zu schweigen! Einzig Elisade von Yaden würde für solche Gespräche taugen, wäre sie nicht ein solches Lästermaul.“ Ihre Hand schloss sich um Soneas Hand. „Aber du bist meine beste Freundin. Mit dir bekommen solche Gespräche gleich eine ganz andere Qualität.“
Soneas Blick fiel auf ihre ineinandergeschlungenen Hände. Ein überwältigendes Gefühl von Wärme machte sich in ihr breit.
„Ja“, sagte sie. „Das tun sie.“
***
Der Verrat
Der folgende Wunsch ist von Lady Kadala und spielt kurz nach dem Massaker von Yukai. Leider war es auch dieser Wunsch, der die Fertigstellung des Bonuskapitels so sehr verzögert hat, weil ich zwischendurch an einer Stelle steckengeblieben bin, weil ich aus dem Mindset der Duna leider völlig raus bin. Liebe Lady Kadala, ich hoffe, dass ich deinen Wunsch trotzdem nach deinen Vorstellungen umgesetzt habe und dass er einige deiner Fragen beantwortet :)
Zur Auffrischung: Tarrekh wurde beim Kampf im Yukai von Sonea temporär geblendet. Yui und Irakhi gaben Sonea und Dannyl ihre Pferde und Sonea hat die beiden anschließend mit einem Betäubungsschlag niedergestreckt, um einen Diebstahl vorzutäuschen.
Bei Einbruch der Nacht hatten sie die Zelte an einem Tiefbrunnen aufgeschlagen. Sie reisten in kleineren Zahlen, als sie gekommen waren, aber mit mehr Pferden zum Wechseln, was ihr Vorwärtskommen beschleunigte. Nur die lahmen hatten sie unterwegs zurückgelassen.
Die Stoffbahnen am Zelteingang raschelten und ein Krieger trat ein. Er blinzelte gegen das Licht, als würde er direkt in die Wüstensonne schauen und kniff dann die Augen zusammen.
„Die Sandreiter sind zurück, Kriegsherr.“
„Danke, Tarrekh“, sagte Arikhai. „Bericht.“
„Keine Spur von den Gildenmagiern entlang einer der Reiserouten. Und auch nicht von den Verrätern. Es scheint, als hätte der Sand sie verschluckt.“
„Nun, wenn sie nicht auf den Reiserouten sind, wird sich das Problem von selbst erledigen“, erwiderte Arikhai. Egal, ob Magier oder Unwissender – um in der Wüste von Duna zu überleben, musste man ihre Geheimnisse kennen.
„Sie haben Pferde von uns gestohlen“, erinnerte Taki. Auf dem Kissen neben ihr zuckte Yui zusammen. „Mit ihnen kommen sie weiter, als mit ihren eigenen.“
„Sie sind Wochen von besiedeltem Gebiet entfernt“, sagte Arikhai. Er war verärgert, weil es ausgerechnet zwei seiner besten Pferde waren. Nur seine Frauen, sein Bruder und seine Sandreiter ritten neben ihm solch exzellente Pferde. Er hatte den Verlust nur ersetzen können, weil einige Sandreiter in der Schlacht um Yukai ihr Leben gelassen hatten. „Sie verdursten lange, bevor sie auch nur in die Nähe einer Siedlung kommen.“
„Ich kann die Suche ausdehnen, wenn du das wünschst, Kriegsherr“, sprach Tarrekh.
„Je weiter wir nach Süden kommen, desto größer wird das Gebiet, das sie absuchen müssen“, sagte Arikhai. „Ich brauche dich und deine Leute hier. Und du hast dich noch nicht ganz von deiner Verletzung erholt.“
„Und wie sollen wir sie dann finden?“, fragte Taki, nachdem der Anführer der Sandreiter das Zelt verlassen hatte. Ihre dunklen Augen funkelten aufgebracht im Licht des Feuers. „Sie haben uns verraten. Willst du wirklich die Wüste das für dich erledigen lassen?“
„Nein“, sagte Arikhai. „Das will ich nicht. Doch wir haben einen Krieg zu kämpfen. Und das können wir nur, wenn wir weiter nach Süden marschieren und unsere Krieger mit denen des Imperators vereinen. Die Verräter und die Ashaki, die sich mit ihnen verschworen haben, sind unser momentan größtes Problem. Wenn die Gildenmagier überleben, werden sich unsere Wege in der Schlacht erneut kreuzen.“
„Lass die Rebellen für uns suchen“, sagte Taki. „Sie machen uns ohnehin nur Ärger.“
„Die Rebellen sind Divakos Verantwortung. Ich muss das mit ihm besprechen. Aber wahrscheinlich wird er mir zustimmen.“ Er sah zu seiner zweiten Frau. „Yui, wie denkst du darüber?“
Yui hob die Schultern. Seit Yukai war sie ungewöhnlich schweigsam. Der Verrat der Gildenmagier hatte sie mehr getroffen, als sie zuzugeben bereit war. Während der Verhandlungen hatte sie sich mit der Frau, Sonea, angefreundet. „Die Rebellen kennen die Wüste nicht so wie wir“, sprach sie schließlich. „Sie zu entsenden halte ich für eine schlechte Idee.“
„Sie wissen mehr über das Überleben in kargen Gegenden als Ashaki oder Gildenmagier“, wandte Taki ein.
„Wir können den Rebellen nicht trauen.“
„Sie haben das falsche Spiel der Verräter und der Gildenmagier durchschaut. Sie haben ihr Volk verlassen, weil sie nicht mit Savedras Politik einverstanden waren. Wir sollten sie unterstützen.“
„Taki hat recht“, sagte Arikhai. „Die Rebellen besitzen Wissen über die Verräter, das uns nützlich sein kann. Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir sichergehen können, dass sie uns bei dieser Operation nicht verraten. Beruhigt dich das, Yui?“
Seine zweite Frau nickte. Arikhai konnte jedoch sehen, dass sie mit dieser Lösung unglücklich war.
„Wir werden die Gildenmagier finden“, versprach er und strich über ihre Wange. „Und dann werden wir sie für ihren Verrat zur Rechenschaft ziehen.“
Statt einer Antwort griff sie nach seiner Hand, hielt sie fest und drückte ihre weichen Lippen darauf.
***
Als Arikhai in der Morgendämmerung erwachte, lag nur eine seiner beiden Frauen in seinem Bett. Verwirrt blickte er sich um.
„Wo ist Yui?“
„Bei Irakhi.“ Taki räkelte sich träge in den Fellen. „Sie wollten üben ihre Magie durch den Ikakh zu kanalisieren.“
„Wir müssen weiterziehen.“ Arikhai wollte aufstehen, doch seine erste Frau zog ihn zurück.
„Lass sie, Arikhai.“ Ihre Lippen berührten sanft seine und ihre Hand fuhr durch sein Haar. „Sie stehen kurz vor ihrer ersten großen Schlacht. Wir können die verlorene Zeit wieder aufholen, wenn wir heute Abend länger reiten.“
Arikhai entzog sich ihr. Sie hatten einen Zeitplan einzuhalten. „Dann sollen sie heute Abend üben.“ Er stieg in seine Hose. „Ich will unterwegs sein, bevor die Sonne zu hoch steigt.“
Er fand Yui und Irakhi außerhalb des Lagers, wo sie ihre Waffen aufeinander gerichtet, sich mit Blitzen aus Magie beschossen.
Arikhai blieb im Schatten eines Zeltes stehen und beobachtete, wie die Blitze aus den Spitzen ihrer Ikakhs schossen und sich in einem zuckenden Netz über ihre Schilde ausbreiteten und dann schwächer wurden. Mit vierzehn war Yui noch nicht lange eine höhere Magierin. Arikhai hatte sie diese heilige Magie sie gelehrt, als sie zur Frau erblüht war. Im Vergleich zu seinem etwa gleichaltrigen Bruder mit ihrer Magie weitaus verantwortungsbewusster um. Auch Taki war so gewesen. Irgendwie schien es ein Zug vieler Duna-Frauen, wohingegen die Jungen noch länger Kind sein durften. Dennoch ertappte Arikhai sich bei der Frage, ob er Irakhi schon jetzt die höhere Magie lehren sollte, damit er sich in der kommenden Schlacht besser verteidigen konnte.
„Wir könnten sie selbst suchen“, sagte Yui plötzlich.
„Und wie stellst du dir das vor?“, fragte Irakhi. „Sie könnten überall sein.“
Yui sprang zur Seite, als sein Ikakh einen Blitz auf sie schleuderte. Sie fing die Magie mit der Spitze ihrer Waffe ein und kanalisierte sie in einen Gegenangriff. „Indem wir da suchen, wo die Sandreiter noch nicht waren.“
„Das ist immer noch ein großes Gebiet.“
„Sie werden in Richtung der Berge geritten sein. Von dort aus ist es nicht weit in die Länder der Allianz. Wenn sie irgendwohin geflohen sind, dann dorthin.“
Also sprachen sie über die beiden Gildenmagier. Ihr jugendlicher Eifer war erfrischend.
„Das wäre der erste Ort, an dem ich suchen würde. Sicher sind sie nach Norden oder zur Küste geflohen.“
„Weit weg von, wo sie nützlich sein können?“
Arikhai lächelte. Die beiden besaßen den Verstand eines Kriegers. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, Irakhi höhere Magie zu lehren. Ihm gefiel, wie gut die beiden sich verstanden. Eines Tages würde er Yui seinem Bruder übergeben und sich eine neue Zweitfrau suchen. Bei Arikhai würde sie immer nur eine Zweitfrau sein, bei Irakhi würde sie an erster Stelle sein. Es gab nur eine Hürde: Er hatte sie so liebgewonnen, dass er nicht wusste, ob er bereit war, sie gehenzulassen.
„Die Chance, dass wir sie finden, ist dennoch gering“, sagte Irakhi. „Oder dass wir sie vor den Rebellen finden.“
Yui ließ ihren Ikakh sinken. „Aber wir müssen sie warnen! Wenn die Rebellen sie finden, sterben sie!“
Arikhai runzelte die Stirn. Er hatte nicht gewusst, dass Yui derart versessen auf Rache war.
„Wir können zu zweit nicht viel ausrichten“, sagte Irakhi.
„Es würde ihre Chancen zumindest erhöhen!“, gab sie zurück.
„Was mich angeht, so haben wir unsere Schuld beglichen, als wir ihnen unsere Pferde gaben.“
„Du Idiot!“, schalt Yui. „Es geht hier um mehr als nur um uns. Es geht darum, diesen verdammten Krieg zu beenden!“
Arikhai erstarrte. Es ging den beiden nicht um Rache. Es ging um Kollaboration mit dem Feind. Er ballte die Fäuste.
Mein eigener Bruder und meine eigene Frau hintergehen mich auf eine solch unehrenhafte Weise! Möge die Erde sich auftun und ihr heißes Blut sie beide verschlingen!
Er fand keine Worte für so viel Enttäuschung und Zorn.
„Und wir machen wir es?“, fragte Irakhi. „Gehen wir zu meinem Bruder und sagen ihm, dass wir uns an der Suche beteiligen wollen?“
„Ja. So machen wir es“, erklang Yuis Stimme. „Er wird es mir nicht abschlagen. Vielleicht ist ihm das sogar lieber, als uns mit in die größte Schlacht seit dem Krieg um die Aschenwüste zu nehmen.“
„Wann willst du ihn fragen?“
„Heute Abend.“
Arikhai zog sich zurück. Er hatte genug gehört. Jetzt galt es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
***
Den Tag hatte Arikhai damit verbracht, über das Gehörte nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Der Verrat von Yui und Irakhi hatte ihn tief getroffen – genug, dass ein Zorn in ihm zum Leben erweckt war, der heißer tobte, als das Blut der Erde.
Hör dir erst ihre Version der Geschichte an, rief er sich wieder und wieder ins Gedächtnis, während die Wüstensonne auf seinen Umhang und den Schal um seinen Kopf brannte. Die Gildenmagier könnten sie getäuscht haben. Wenn sich deine Befürchtungen bewahrheiten, kannst du noch immer tun, was das Gesetz vorschreibt.
Als die Sonne tiefer sank und die Dünen lange Schatten warfen, beriet Arikhai sich mit Divako und Sarkaro. Wie erwartet hielten beide es für eine gute Idee, die Rebellen auf die Suche zu schicken.
„Damit können sie gleich ihren Wert als Söldner des Imperators unter Beweis stellen“, erklärte Divako erfreut. „Dass sie nach den Gildenmagiern suchen, ist mir lieber, als wenn sie die ganze Zeit hier herumlungern.“
Sie einigten sich darauf, dass eine der vier Frauen als Pfand zurückblieb, und als sie das Lager aufschlugen, ritten die übrigen drei auf der Suche nach den Gildenmagiern aus.
Arikhai war kaum in sein frisch aufgebautes Zelt zurückgekehrt, als Yui und Irakhi eintraten.
„Kriegsherr“, sagte Yui förmlich. „Wir haben eine Bitte an dich.“
„Sprecht“, sagte Arikhai kühl.
„Wir wollen uns der Suche nach den Gildenmagiern anschließen. Die Rebellen haben nur geringe Chancen, sie zu finden. Doch wir kennen die Wüste.“
„Und wir wären sicherer als in der Schlacht“, fügte Irakhi hinzu. „Sie haben nur eine höhere Magierin und diese hat sich in Yukai erschöpft. Wir wären ihnen überlegen.“
„Warum liegt euch so viel daran, die beiden zu suchen?“, fragte Arikhai.
Yui zuckte zusammen. Irakhi errötete und sah zu Boden.
„Wir glauben, dass wir besser für diese Aufgabe geeignet sind als die Rebellen“, sagte Yui schließlich.
„Also geht es nicht darum, die Gildenmagier zu warnen?“, fragte Arikhai.
Die beiden zuckten zusammen.
„Ich … wir …“
„Leugnet es nicht.“ Arikhais Stimme war schneidend wie ein Messer. „Ich weiß, dass ihr ihnen eure Pferde gegeben habt, damit sie entkommen konnten. Sagt, warum habt ihr mich so schändlich hintergangen?“
„Sonea und der Auslandsadministrator haben nichts mit dieser Verschwörung zu tun!“, rief Yui. „Das haben die Verräter alleine angezettelt!“
„Woher wollt ihr das wissen? Habt ihr ihre Gedanken gelesen?“
„Das war nicht nötig“, erklärte Yui trotzig. „Sonea ist ein guter Mensch. Sie hat Irakhi geheilt. Sie ist wie Yarah. Und Dannyl hätte den Frieden herbeigeführt, hätten die Verräter nicht ihr eigenes Spiel gespielt.“
„Das war doch nichts als ein Ablenkungsmanöver!“, sagte Arikhai. „Die Gildenmagier sind die schwächste Partei in diesem Krieg. Ihre Beteiligung am Massaker von Arvice war ein Akt der Feigheit! Und da glaubt ihr, dass ihre Beteiligung am Massaker von Yukai nicht ebenfalls wieder aus Feigheit und Hintertücke besteht?“
Die Gildenmagier waren unaufrichtig und verschlagen. Ein schwacher Krieger war nur mit List erfolgreich und in diesem Fall war die List verdorben und faul. Während der Verhandlungen war es ihnen nur darum gegangen, die eigene Haut zu retten. Sie hatten sich aufrichtig gegeben und insgeheim ein falsches Spiel gegen Arikhais Volk gespielt. Sie hatten nicht einmal davor zurückgeschreckt, sich an Mord zu beteiligen, um sich als die Opfer darzustellen.
Und die Verräter waren genauso schlimm.
Diese ganzen Friedensverhandlungen waren ein Fehler gewesen. Anstatt den Krieg zu beenden, hatten sie alles noch schlimmer gemacht und das Heiligtum der Duna zerstört. Arikhai und Kachiro hätten sich niemals auf diese Verhandlungen einlassen dürfen.
„Wessen Idee war es, mit den Gildenmagiern zu kollaborieren?“, fragte er.
„Meine“, sagte Yui trotzig.
„Und du“, wandte er sich an seinen Bruder, „hast es nicht hinterfragt?“
„Bitte Arikhai, du musst uns glauben!“, rief Yui.
„Die Gildenmagier und die Verräter haben den Anschlag auf ihre Eskorte selbst inszeniert“, stellte Arikhai richtig. „Und damit es nicht so auffällt, haben sie einen kurzen Marsch alleine in Kauf genommen, bis die Delegation der Verräter sie aufsammelt.“
„Die Verräter haben das getan! Die Gildenmagier wussten nichts davon!“
„Und das weißt du, weil sie das dir gesagt haben und dir und Irakhi etwas Nettes getan haben?“
Yui spie vor seine Füße. „Ich sage es, weil es die Wahrheit ist!“
Arikhai gab ihr eine Ohrfeige. „Du hast mich schwer enttäuscht“, sagte er. „Und du“, er ohrfeigte Irakhi, „bist nicht besser.“
- Tarrekh!
- Ja, Kriegsherr?
- Komm mit deinen Sandreitern in mein Zelt.
Yuis und Irakhis Augen hatten sich geweitet. „Was wird das, Arikhai?“, fragte seine kleine Frau.
„Ich stelle Euch unter Arrest, bis ich über euer Schicksal entschieden habe“, sagte Arikhai. „Ihr habt meinen Stamm verraten. Glaubt nicht, dass ich euch mit einer milden Strafe davonkommen lasse, nur weil ihr mir nahesteht.“
Tarrekh und seine Sandreiter strömten ins Zelt. Sie ergriffen Yui und Irakhi. Messer blitzten auf, als sie die Magie der beiden nahmen.
„Nein!“, rief Irakhi, als die Sandreiter ihn und Yui nach draußen führten. „Das kannst du nicht tun.“
Das letzte, was Arikhai von ihnen sah, war, wie zwei Sandreiter Yuis um sich tretende Füße packten, und Irakhis wutverzerrtes Gesicht.
***
„Sie haben uns verraten“, sagte Mirakhi. „Aber sie sind auch noch halbe Kinder.“
„Deswegen habe ich euch zusammengerufen.“ Arikhai sah zu seinem ältesten Berater, Tarrekh und Taki. Yuis und Irakhis Verrat hatte sich binnen einer Stunde im gesamten Lager herumgesprochen. „Die Regeln für Verrat sind eindeutig, sei es im Krieg oder in friedlicheren Zeiten. Ich wäre ein schlechter Anführer, wenn ich eine Ausnahme mache.“
„Und es würde unsere Position gegenüber Kachiro schwächen“, fügte Tarrekh hinzu.
„Taki, was sagst du?“
„Ich fasse es nicht, dass Yui das getan hat“, antwortete seine erste Frau. So wütend hatte Arikhai sie zuletzt gesehen, als Tarrekhs Frau versucht hatte, ihr den Platz als beste Kriegerin streitig zu machen. Das lag nun vier Jahre zurück. „Deinem törichten Bruder hätte ich so viel Idiotie zugetraut, aber nicht ihr.“
„Der Leichtsinn der Jugend“, sagte Mirakhi. „Yui allerdings besitzt trotz ihrer vierzehn Jahre eine Weisheit, die ihr Verhalten umso entsetzlicher macht.“
„Könnten sie von den Gildenmagiern getäuscht worden sein?“, fragte Tarrekh.
Arikhai schüttelte den Kopf. „Das war keine Täuschung. Sie haben ihnen in dem vollen Bewusstsein geholfen, dass sie damit Verrat an uns und unseren Bündnispartnern begehen.“
„Wenn das so ist, dann haben sie uns schon viel früher verraten“, sagte Taki. „Die Gildenmagier haben in Yukai viel Zeit mit den beiden verbracht. Ich habe mir nichts dabei gedacht, weil ich wie wir alle den Gildenmagiern eine Chance gegeben habe und sie durch unsere Gespräche als die Opfer in diesem Krieg sah. Doch seit der Zerstörung unseres Heiligtums, seit wir erfahren haben, was Gildenmagier und Verräter getan haben, um sich als Opfer zu präsentieren, wissen wir, dass sie uns getäuscht haben. Und jeder, der sich trotzdem auf ihre Seite schlägt, ist genauso unehrenhaft wie sie.“
Sie sprach aus, was Arikhai dachte. „Ich erwarte von jedem in unserem Stamm Ehrenhaftigkeit“, sagte er. „Wir haben ein Bündnis mit Kachiro und seinem Kriegsmeister und sind ihnen gegenüber mit unserem Wort verpflichtet. Es darf nicht sein, dass auch nur einer oder eine von uns dieses Bündnis gefährdet. Yui und Irakhi müssen bestraft werden.“
Seine Berater schwiegen. Sie alle wussten, welche Strafe auf Verrat stand. Es bedeutete den Tod zweier Menschen, die Arikhai alles bedeuteten.
Aber ich kann sie nicht leben lassen. Wie kann ich ihnen jemals vertrauen? Wie kann ich Irakhi jemals zu meinem Nachfolger machen? Wie kann ich Yui jemals wieder in meinen Armen halten, ohne daran zu denken, was sie getan hat?
„Wenn ich dir einen Rat geben darf, um deinen Schmerz zu lindern, Kriegsmeister …“, begann Mirakhi.
„Sprich“, sagte Arikhai.
„Irakhi beherrscht noch keine höhere Magie. Und er ist dein Bruder. Wenn du ihm die höchste Strafe erlässt, wird dich das weniger Ansehen kosten, als wenn du es bei Yui tust.“
„Und ich kann Yui nicht einfach zu einer Sklavin machen, weil sie eine höhere Magierin ist“, fügte Arikhai nüchtern hinzu.
„Es sei denn, du kannst deinen Stamm davon überzeugen, dass du damit nicht unseren Glauben verletzt.“
„Nein“, sagte Arikhai. „Damit wäre ich nicht besser als jene, die unser Heiligtum zerstört hatten.“ Er nahm einen tiefen Atemzug. „Bei der Befragung hat Yui zugegeben, dass die Aktion ihre Idee war. Und sie hat sich mir gegenüber respektlos verhalten.“ Es war als suche er weitere Gründe, um seine Entscheidung zu rechtfertigen und sie kamen bereitwillig. „Damit hätte ich einen Grund, Irakhi eine zweite Chance zu geben.“
„Seine Strafe sollte dennoch eine harte sein.“
„Irakhi wird in der Erbfolge nach unten rutschen. Und er wird niemals höhere Magie erlernen.“ Arikhais Kiefer verhärtete sich, als er sich für die nächsten Worte wappnete. „Yui hingegen hat ihr Leben verwirkt. Wir vollstrecken das Urteil bei Sonnenaufgang.“
***
Asaras Sklavin
Die folgende Szene ist auf Grund einiger Reviews entstanden, weil das Thema anscheinend einige von euch interessiert hat und mich die Idee irgendwann nicht mehr losgelassen hat. Einen Dreier mit Akkarin kann ich leider nicht bieten, aber ihr könnt darauf wetten, dass er dennoch auf seine Kosten kommt.
Warnung: Diese Szene enthält Femslash, Dialoge könnten sich auf dem Niveau von „Warum liegt denn da Stroh?“ bewegen xD, Pairing: Sonea/Asara
Mit einem Seufzen löste Asara den Gürtel, mit dem sie ihre Bluse zusammenhielt, und warf ihn aufs Bett. An diesem Tag waren die Verhandlungen wieder einmal so nervenzehrend gewesen, dass sie nicht übel Lust verspürte, jemanden zu töten. Sie fragte sich, wie das die temperamentvolleren ihrer Schwestern aushielten.
Sie war gerade dabei, ihre Bluse aufzuknöpfen, als es an der Tür klopfte.
„Komm herein!“, rief sie.
Die Tür ging auf und ein leises „Oh!“ erklang.
Asara fuhr herum. Anstatt einer ihrer Schwestern stand die kleine Gildenmagierin in der Tür.
„Sonea“, sagte sie. „Wie kann ich dir helfen?“
„Verzeih die Störung.“ Soneas Blick fiel zu dem Stück Haut, das zwischen den geöffneten Knöpfen zu sehen war. „Ich wusste nicht, dass ich ungelegen komme.“
„Du kommst nicht ungelegen.“ Lächelnd wies Asara auf einen Hocker. „Setz dich und erzähl mir, was dich herbringt.“
Sonea setzte sich. „Ich habe noch einmal über deine Worte von neulich nachgedacht“, begann sie, während sie auf ihre in ihrem Schoß gefalteten Finger blickte. „Ich denke, es ist eine gute Idee, aber …“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen.
„Was aber?“, hakte Asara sanft nach.
„Ich fürchte mich davor. Was das aus mir machen könnte. Ich würde warten, bis ich zuhause bin und Akkarin wiedersehe, aber ich möchte ihn nicht in diese Sache hineinziehen. Und …“ Sie zögerte und ihre blassen Wangen nahmen ein tiefes Rot an. „Ich weiß nicht, ob ich es solange aushalten kann.“
Asara ließ sich auf ihrem Bett nieder. „Ich kann dir helfen.“
Soneas Kopf fuhr hoch. „Wie meinst du das?“
„Nun, es ist offensichtlich, dass du mich begehrst.“ Die kleine Gildenmagierin zuckte zusammen, doch Asara fuhr unbeirrt fort: „Es würde dir vielleicht auch helfen, dein Verlangen in Bezug auf Frauen besser zu verstehen. Doch du solltest wissen, dass ich dazu neige andere Frauen im Bett zu unterwerfen.“
„Ich …“ Sonea sog leise die Luft ein. „Das käme mir gelegen. Ich meine, Marika …“
„Oh, ich werde nicht Marika für dich spielen“, erwiderte Asara amüsiert. „Aber das brauche ich auch nicht, so wie ich das sehe. Ich kann dir einen Rahmen bieten, indem du deine Phantasien ausleben kannst. Allerdings,“ sie rieb sich ihr Kinn, „bestehe ich darauf, dass du deinen Mann um Erlaubnis fragst. An seiner Stelle wäre ich nicht begeistert, wenn meine Frau sich hinter meinem Rücken mit anderen vergnügt.“
Sonea zuckte zusammen. „Ich habe mein Blutjuwel in meinem Quartier gelassen. Aber ich kann ihn über seines rufen.“
„Dann tu das.“
Die kleine Gildenmagierin schloss die Augen. Ein gequälter Ausdruck verzog ihre Miene. Mehrere lange Augenblicke verharrte sie ruhig, wobei ihre Wangen sich zusehends röteten und sie mehrfach zusammenzuckte. Dass Akkarin ihr diese Schamhaftigkeit noch nicht ausgetrieben hat, dachte Asara erheitert. Sie kannte Akkarin nicht allzu gut, doch sie hatte genug von seinem subtilen Humor erlebt um sich vorzustellen, dass ihn das amüsierte.
Schließlich öffnete Sonea die Augen. „Er will zusehen, hat er gesagt. Sofern das für dich in Ordnung ist.“
In ihrem Leben hatte Asara bereits an den verrücktesten Cachikas teilgenommen. Das hier war etwas Neues. Was das auch immer zwischen Sonea und dem Hohen Lord war, er würde seine Gründe haben. „Nun, da er nicht hier sein kann, um mir bei diesem Unternehmen zu helfen …“, sagte sie mit einem Lächeln.
„Und ich soll dir ausrichten, dass du dich vergnügen darfst, wie es dir beliebt, solange du weder meine Gedanken liest noch meine Magie anrührst.“
Also stimmt es, dachte Asara. Er ist ihr Meister. „Das käme ohnehin nicht in Frage. Die Frauen, mit denen ich normalerweise schlafe, sind, sofern es nicht meine eigenen Quellen sind, die Quellen meiner Schwestern oder meine Schwestern selbst. Und,“ sie schenkte der kleinen Gildenmagierin ein aufmunterndes Lächeln, „ich betrachte dich als Schwester, Sonea.“
Erneut röteten sich Soneas Wangen. Sie zog einen Speicherkristall aus ihrer Robe und schloss ihre Hand darum. „Für heute Nacht werde ich dennoch deine Sklavin sein“, sagte sie und steckte den Stein wieder fort.
Asara konnte ihr ansehen, dass die Worte zu sprechen sie Mühe kosteten, doch da war noch etwas anderes unter ihrer Scham.
„Zieh dich aus und komm her“, sagte sie.
Zunächst ein wenig unbeholfen, dann jedoch mit wachsender Sicherheit entledigte Sonea sich ihrer Robe und dem Unterkleid, das sie darunter trug. Die Stiefel folgten zuletzt. Zweifelsohne hatte sie bei Marika gelernt, sich auf eine verführerische Weise zu entkleiden, doch für den Augenblick sprach die Nervosität aus ihr.
Vorsichtig kam sie näher und blieb vor Asara stehen. Asara nahm sich einen Moment, um sie zu betrachten. Obwohl sie bereits ein Kind geboren hatte, waren ihre Brüste noch immer eher mädchenhaft, als weiblich. Ihr Bauch zeigte eine geringfügige Wölbung und in ihrem Schoß glitzerte ein kleines Juwel, das vermutlich von Marika stammte. Asara streckte eine Hand aus und strich mit ihren Fingern über Soneas Schoß. Die kleine Gildenmagierin schnappte nach Luft. Asara war überrascht, dass sie bereits feucht war und doch wieder nicht.
„Hm“, machte Asara und steckte sich den Finger in den Mund. „Also lag ich richtig.“
„Womit?“
„Dass du mich begehrst.“ Erneut strich sie über Soneas Schoß. „Deine Blicke neulich abends waren ziemlich eindeutig.“
„Ihr seid sehr schön, Meisterin Asara.“
Asara erhob sich. Sie steckte ihre Finger in Soneas Mund. Die kleine Gildenmagierin leckte mit ihrer Zunge darüber. Ja, dahinter steckte definitiv mehr als gute Ausbildung. „Ich denke“, sagte Asara, „das wird eine interessante Nacht.“
Sie schritt um Sonea herum. Auf ihrem linken Schulterblatt hatte sie eine Tätowierung des Cravas so wie alle Mädchen, die Asara zwei Jahre zuvor aus Marikas Palast befreit hatte. Sie ließ sich Zeit damit, Soneas Haare zu öffnen, die sie noch immer wie eine kyralische Ehefrau trug. Als das schwarze Haar lang über ihre Schultern wallte, streckte Asara ihre Hände erneut aus und strich über den Körper der anderen Frau, ihre Taille, ihr Gesäß und ihre Brüste. Sonea seufzte leise auf und lehnte sich leicht gegen Asara. Unter den Berührungen entspannte sie sich allmählich, und als Asara mit dem Schmuck in ihrem Schoß spielte, presste sie ihr Gesäß fester gegen Asara.
Asara ließ sich Zeit, ihre Lust zu steigern. „Lass es raus“, flüsterte sie und grub ihre Zähne in Soneas Halsbeuge. „Halte nichts zurück.“
Sonea entfuhr ein gequälter Laut.
„Keine falsche Scham“, sagte Asara. „Oder muss ich dir das befehlen?“
„Nein“, wisperte Sonea. „Es ist nur …“
Asara verstärkte den Druck ihrer Finger. „Was?“
„Er sagt … ich soll Euch sagen, dass ihr mich bestrafen dürft, wenn … oh! … ich Euch nicht zufriedenstelle.“
„Dann danke ich deinem Meister für sein Vertrauen in mich“, erwiderte Asara.
„Er ist nicht …“
Asara kniff Sonea in ihre empfindlichste Stelle. Es war nur leicht, eine Warnung. Sonea entfuhr ein neuerlicher gequälter Laut. „Das nächste Mal wird weniger sanft“, murmelte sie und fuhr mit ihrer Zunge hinter Soneas Ohr entlang.
„Ich verstehe. Es tut mir leid, Meisterin.“
Asara ließ von ihr ab und steckte ihr ihre Finger erneut in den Mund. Anders als beim ersten Mal saugte Sonea nun nahezu gierig daran. War sie so ausgehungert oder genoss sie es so sehr, von einer erfahrenen Frau unterworfen zu werden?
„Hilf mir mich auszuziehen.“
Sonea wandte sich um. Während Asara ihre Bluse über den Kopf zog, löste Sonea die Schnürung ihrer Hose. Sie streifte den Stoff über Asaras Gesäß und ging auf die Knie, um ihr aus Hose und Stiefeln zu helfen. Als sie fertig war, sah sie auf.
„Wünscht Ihr, dass ich …?“
„Ja.“
Die kleine Gildenmagierin presste kurz ihre Lippen zusammen. Etwas in ihrer Miene sagte Asara, dass ihr Meister etwas zu ihr gesagt hatte, was ihr peinlich war. Dann beugte sie sich vor und einen Moment später fuhr ihre Zunge über Asaras Schoß. Unsicher, doch als Asara über ihre Wangen strich und durch ihr Haar fuhr, entspannte sie sich. Asara entfuhr ein leises „Ah!“
Sie war gut und Asara begann sich zu fragen, was in ihrem Kopf vorging. Viele Ashaki liebten es, die unanständigen Gedanken ihrer Bettsklavinnen zu lesen, Asara fand jedoch, dass es genug andere Wege gab, Verlangen zu steigern. Und was Sonea betraf, so schien ihr Verlangen keiner weiteren Steigerung zu bedürfen.
Und das meine auch nicht, dachte Asara. Ihr letzter Sex lag länger zurück, als sie gutheißen konnte, und die kleine Gildenmagierin zu verführen reizte sie seit jenem ersten Abend an dem Sonea in ihr Quartier gekommen war.
„Du machst das sehr gut“, sagte sie, bemüht ihre Stimme neutral zu halten. „Ich hätte nicht übel Lust, dich es mir die ganze Nacht besorgen zu lassen.“
- Ich würde es tun, sandte Sonea, ohne von ihr abzulassen.
„Das glaube ich dir aufs Wort“, sagte Asara und presste Soneas Kopf gegen ihren Schoß und gab sich ihrem Verlangen hin, bis die Lust aus ihr herausbrach. Sonea hörte erst auf, als Asara es ihr befahl.
Atemlos sah die kleine Gildenmagierin zu ihr auf. Ihr Gesicht war gerötet und verschwitzt, ihre Lippen glänzten und in ihren dunklen Augen brannte Verlagen.
Was wohl Vikacha dazu sagen würde?, dachte Asara. Doch so gerne sie Vikacha in ihre Cachikas involvierte, diese Nacht gehörte ihr und Sonea.
„Das war sehr gut“, sagte Asara. Ihr Blick ruhte noch immer auf Soneas Lippen und das Verlangen sie zu küssen, wuchs. „Ich werde dich später belohnen. Aber bis dahin will ich mich noch ein wenig mit dir vergnügen.“ Sie zog Sonea mit sich aufs Bett. „Und ich will, dass du alles heraus lässt, wenn es soweit ist.“ Sie hätte es der kleinen Gildenmagiern die ganze Nacht über besorgt – Asara fielen genug Wege ein, das zu nutzen, um eine Frau noch mehr ihrem Willen zu unterwerfen – sie hatte jedoch auch genug Erfahrung mit befreiten Sklavinnen, um zu wissen, dass es Sonea nach ihrem Höhepunkt vielleicht elend ergehen würde.
Für den Augenblick schien die kleine Gildenmagierin jedoch zu erregt, als dass ihre Vergangenheit sie quälen konnte. Selbst ihre Scham schien ihr abhandengekommen zu sein. Die nächste Stunde wurde zu einem Rausch von zarten Berührungen, süßen Küssen, dem gegenseitigen Entdecken und dem gelegentlichen Zwicken in besonders empfindliche Stellen, die Asara bei Sonea entdeckte. Asara genoss es, wie die kleine Gildenmagierin darauf reagierte und als sie herausfand, dass eine zusätzliche Fixierung Soneas Erregung steigerte, hatte sie eine nahezu sadistische Freude daran, ihr neues Spielzeug um den Verstand zu bringen.
„Bitte.“ Die Hände irgendwo hinter ihrem Kopf in den Kissen fixiert, wand Sonea sich hilflos in ihren Fesseln.
Asara hob ihren Kopf von Soneas Bauchnabel. „Was?“
„Ich halte das bald nicht mehr aus.“
„Bis jetzt hältst du das sehr gut aus“, erwiderte Asara.
Sonea rang nach Luft. „Das sehe ich anders.“
„Das kannst du gerne tun.“ Asara lächelte liebenswürdig. „Ich bin jedoch sicher, du bist noch steigerungsfähig. Und ich werde herausfinden, wie sehr.“
Mit diesen Worten rutschte sie ein wenig tiefer und versenkte ihren Mund in Soneas Schoß. Der süße Duft ihrer Erregung hatte sich intensiviert und sie troff nahezu. Als Asaras Zunge mit ihrem Schmuck spielte, japste sie lautstark nach Luft und bäumte sich auf. Asara nahm ihre Magie zur Hilfe, um ihr Becken ruhigzustellen und nutzte ihr Finger zusätzlich, um der kleinen Kyralierin Lust zu bereiten. Schon bald wurde Soneas Atmung lauter und lauter und Asara brauchte keine Magie, um zu spüren, dass ihr Verlangen kurz davor war, sich seinen Weg zu bahnen.
Asara zog sich zurück.
„Nein!“
„Oh doch.“ Asara zwickte Soneas Schoß. „Und allein für deinen Protest sollte ich dich die ganze Nacht hindurch quälen, wüsste ich nicht, dass uns morgen ein weiterer anstrengender Tag bevorsteht.“
„Dann verschieben wir das Quälen auf morgen Nacht.“
Überrascht betrachtete Asara die kleine Gildenmagierin. „Ist es das, was du willst?“
„Ja. Und er sagt, dass du das wissen sollst.“
Interessant. Asara krabbelte neben Sonea. Mit einer lässigen Handbewegung löste sie die magischen Fesseln und legte sich hinter Sonea. „Dann würde ich sagen, dass du dir für heute die Belohnung verdient hast.“ Ihre Hand schlang sich um die Soneas und führte sie zwischen die Schenkel der anderen Frau. „Beim nächsten Mal werde ich strenger sein.“
Sonea stöhnte leise auf, als ihre ineinanderverschlungenen Hände ihren Schoß berührten.
„Ich verspreche, gefügiger zu sein.“
Asara küsste das Cravas. „Daran habe ich keinen Zweifel“, sagte sie und brachte ihre Hände in Bewegung. „Doch zunächst noch treiben wir dir noch Marika aus.“