Die Schule der Besessenen
von Dracenia Mayor
Kurzbeschreibung
Im neuen Fall der Botschaft in Paris geht es um eine seltsame Schule. Lucifer wird um Hilfe gebeten. Der muss gemeinsam mit Hagiel antstelle von Metatron (dem himmlischen Botschafter) arbeiten, da der sich in seine "Elternzeit" zurückziehen wird. Auch Lucifers Frau Selvaggia ist in anderen Umständen und dadurch sehr reizbar. Was genau in dieser Schule vorgeht? Das findet die Botschaft heraus.
GeschichteMystery / P18 / Gen
Catherine Corrigan
Derek Rayne
OC (Own Character)
Rachel Corrigan
30.05.2016
30.05.2016
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30.05.2016
6.148
Einige Tage später klopfte es an Belials Arbeitszimmer. Er wusste sofort, dass es Metatron war. „Seit wann musst du anklopfen?“ sagte der höllische Botschafter laut. Mit einem Seufzen trat sein himmlischer Kollege ein. „Ich fürchte, Seraphiel muss Kats Pate bleiben...“ sagte er leise und hastig. „Wie bitte?!“ fragte Belial und fuhr von seinem Stuhl hoch. „Willst du sie wirklich weiterhin Seraphiel ausliefern? Ich glaube kaum, dass ich mich so in dir getäuscht habe! Und ich glaube kaum, dass Kat dafür Verständnis haben wird!“ Metatron fuhr sich durch seine kurzen blonden Locken. „Ich war gerade bei Vater und er... er meinte, die „Ent-Patung“ kann nur im Purgatorium stattfinden. Wir wissen beide, dass... das für Kat sehr schwierig...“ „Kat soll ins Fegefeuer? Ja, hat er den Verstand verloren?! Nie und nimmer! Meine Patentochter, keines meiner Patenkinder wird jemals die Hölle betreten!“ fuhr Belial ihm dazwischen. Metatron hob besänftigend die Hand. „Das war mir klar – und laut Vater geht eine Entpatung nur dort, da aus beiden das Höllenfeuer, beziehungsweise höllisches Feuer – und in dem Fall das der, nun ja... Vorhölle als mildeste Variante – das im himmlischen Feuer geschlossene Band herausgebrannt werden kann. Gleichzeitig verlangt Vater, dass ich dabei bin. Das neue Patenband zwischen Kat und mir würde so im höllischen Feuer geschlossen und im himmlischen danach bestätigt. Damit gibt es aber ein weiteres Problem...“ „Welches?“ verlangte Belial barsch zu wissen. Metatron seufzte und sah zu Boden. „Ich wäre ihr Pate, ohne Wenn und Aber! Diese Verbindung wäre durch himmlisches und höllisches Feuer gestärkt und wäre weder durch das eine noch das andere wieder lösbar – und die... nun ja... Beziehung... sie wäre ähnlich stark zwischen Kat und mir wie zwischen euch beiden und ich... Lucifer, ich will nicht zwischen euch stehen!“
Belial sank mit einem entsetzten Blick in den Stuhl. „Das heißt... Vater meint, meine Patenrolle könnte auch rückgängig gemacht werden?“ fragte er verärgert. „Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen, denn ihr seid anders miteinander verbunden, durch Blut, durch Gefühle, durch das Grimoire. Kat ist fast wie deine Tochter!“ erwiderte Metatron erschrocken über die Gefühle, die ihm entgegenschlugen. „Vielleicht solltest du Vater selbst fragen, Lucifer! Ich verstehe beides: Erstens, du willst Kat und mich nicht in der Hölle haben und Zweitens: Du fürchtest die Konkurrenz. Ich glaube zwar, dass du immer und für alle Ewigkeit eine Stellung haben wirst, die am ehesten der Dereks nahe kommt. Ich werde wahrscheinlich lediglich ihr... hm... na ja, so als wenn Derek einen Bruder hätte... also einen... ähm... menschlichen, der Kats geschätzter Onkel ist der ihr nah steht, aber nicht sowas wie ihr... hm... ja... Vize-Vater...“ Belial nickte. „Ja, vielleicht hast du recht – und stimmt, das mit der Konkurrenz ist wohl wahrer als ich mir selbst eingestehen will. Aber zugunsten von Kat würde ich – weil ich weiß, dass wir zwei Käthchen abschirmen... würden – oder könnten.... und es auch tun... zustimmen... Seraphiel würde die volle Wucht des Feuers spüren... und das würde mir Genugtuung verschaffen...“ er grinste diabolisch. „Wir... dürfen Kat nicht vollkommen abschirmen. Das wäre Teil des... nun... Deals. Das höllische Feuer muss auch aus ihr die Patenschaft heraus brennen...“
Belials Faust krachte auf den Schreibtisch und das Möbelstück ging in die Knie. Metatron zuckte zusammen. „Autsch... du bist richtig wütend, oder?“ fragte er leise. „Was denkst du?“ knurrte der Höllenfürst. Er schnippte gleichzeitig mit Metatron mit dem Finger und der Schreibtisch zerbarst in kleine Splitter, die in der Luft schwebten. „Ähm...was war das?“ konsterniert starrte der himmlische Botschafter seinen höllischen Kollegen an. „Hast du weiße Magie...?“ „Klar.“ „Dann haben unsere Zauber sich gegeneinander aufgehoben – ich habe schwarze benutzt.“ antwortete Belial seufzend. Verstehend nickte Metatron und bevor der Höllenfürst reagieren konnte, setzte der Schreibtisch sich in Zeitlupe zusammen.
„Lucifer – ich würde vorschlagen, wir reden mit Kat und schauen was sie sagt. Sie ist für ihr Alter sehr... weit und sehr... ich schätze sie.“ Belial lächelte seinen Kollegen gezwungen an. „Ja, das ist sie – und dass du sie schätzt, weiß im Gegenzug auch ich zu schätzen. Aber vermutlich hast du recht. Wobei ich dir ihre Antwort bereits sagen kann: Sie wird es auf jeden Fall wollen. Ich würde als Stimme der Rationalität vielleicht Julien bitten sich das mit anzuhören. Er hat auch einen ganz guten Einfluss auf Kat.“ „Die beiden sind heute Nachmittag da und schlafen heute auch hier in ihren Räumen. Der Erzbischof Pierre Kardinal Pasquieu hat Geburtstag und wollte diesen mit den beiden verbringen.“
Es war am späten Nachmittag in Paris als Kat und Julien den Boulevard betraten und sofort von Euangelion informiert wurden, dass die beiden Botschafter mit ihnen reden wollten. Ein wenig erstaunt folgten die beiden Jugendlichen dem Sekretär des höllischen Botschafters. Zu ihrer Überraschung wartete bereits Metatron im Arbeitszimmer seines Kollegen und neben Hagiel, Kerubiel und Astaroth stand auch der Erzengel Michael im Zimmer und Samyaza und Gadreel waren ebenso anwesend. „Was ist denn hier los?“ fragte Kat verwirrt. „Wir müssen mit dir reden...“ meinte Metatron mit einem freundlichen Lächeln. „Worum geht es? So eine „Großversammlung“ haben wir hier selten...“ antwortete Kat. Michael zog ihr einen der zierlichen Sessel am Tisch im Arbeitszimmer ab. „Setzt euch besser.“
Kat und Julien gehorchten und Michael begann: „Es gibt Probleme wegen der Patengeschichte. Du willst Seraphiel loswerden – und glaub mir, nicht nur du! Aber... dazu müsstest du ins Fegefeuer und du weißt sehr gut, dass dein Lieblingspatenonkel...“ er warf einen Blick auf Belial, „... das nicht will und nie wollen würde.“ „Das würde ich überstehen! Ich will diesen Mistkerl als Paten loswerden und...“ „Katherine: Nein! Ich will nicht, dass du etwas tust, was du nicht einschätzen kannst! Als Seraphe ist das Fegefeuer schlimmer als für einen Menschen!“ unterbrach Belial sie energisch. Metatron hob beschwichtigend die Hand. „Da ist auch noch was anderes...“ in kurzen Worten erklärte er Kat, wie sehr er mit ihr verbunden sein würde. „Und du weißt, dass auch ich – ohne meinen freien Willen und meine Frau und meinen Sohn ähnliche Ansichten hatte und habe wie Seraphiel. Auch ich habe mich deinen Eltern und dir gegenüber nicht gerade... freundlich und verständnisvoll gezeigt.“ Kat überlegte nicht – was für sie auch gar nicht nötig war. „Onkel Metatron, bitte! Du hast aber jetzt Gefühle und auch wenn du damals echt Mist geredet hast, dann weißt du es jetzt – wie du selber sagst – auch besser. Und Sealthiel und Seraphiel können weder meine Mutter noch mein Vater leiden. Dich hingegen finden sie inzwischen zumindest in Ordnung. Ich finde dich auf jeden Fall netter und ich weiß, dass Onkel Belial und du für mich da sein werdet und mich auch im Fegefeuer beschützt so gut es euch möglich ist. Wegen meiner: Ich will dich als Paten haben! Auch um den Preis ins Fegefeuer gehen zu müssen!“
Michael räusperte sich. „Ich werde ebenfalls mitkommen!“ „Das wirst du nicht!“ fauchte Belial ihn an. „Und bevor du protestieren willst: Überleg was passieren wird! Das Höllenfeuer wird die Patenschaft auch aus dir heraus brennen, denn Kat ist durch das himmlische Feuer deine Patentochter. Darum geht es doch bei Seraphiel und ihr! Oder willst du nicht mehr ihr Patenonkel bleiben?!“ Michael zuckte zusammen. „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich wollte nur auf sie aufpassen.“ „Offensichtlich...“ schnaubte Samyaza leise, was ihm einen verärgerten Blick seines Chefs und Freundes einhandelte. „Schon gut, aber es stimmt doch.“ verteidigte er sich.
„Also, Lucifer, ich bin bereit Kat mit dir zu schützen so gut es geht. Gehen wir das Risiko ein oder verweigern wir Kat den Wunsch? Immerhin ist Juliel nicht ihr Pate oder ihr mit Himmelsfeuer Angetrauter, sondern ihre andere Hälfte, ihr Seelengefährte... er könnte also auch mitkommen...“ meinte Metatron. „Worauf du wetten kannst!“ bestätigte Julien.
„Wir sollten es allerdings den Raynes mitteilen!“ gab Kerubiel zu bedenken. „Das können wir danach machen. Ich würde es durchziehen und dann sozusagen rufen: „Überraschung!“. Die zwei... regen sich dann weniger auf.“ meinte Samyaza. Belial schüttelte den Kopf. „Ich bin mit Derek und Rachel überein gekommen, dass ich ehrlich mit ihnen umgehe. Ihnen eine solche Ungeheuerlichkeit vorzuenthalten wäre eine Lüge durch Unterlassung. Dazu ist mir die Freundschaft zu wichtig!“ Astaroth und Euangelion sahen einander lächelnd an. „Und du hoffst, dass die zwei ihre Tochter zur Räson bringen und es ihr ausreden, oder?“ fragte der höllische Sekretär des himmlischen Botschafters belustigt. Ein eisiger Blick traf ihn, ließ ihn jedoch nicht zusammenzucken oder auch nur eingeschüchtert aussehen, sondern mit einem nonchalanten Grinsen wurde er zu Astarte, die kokett die Beine übereinander schlug und mit einem sichtbar amüsierten Lachen meinte: „Oh ja, glaube mir, Katherine, er würde gern sehen, dass deine Eltern versuchen dir das Ganze auszureden!“
„Mom und Dad hassen ihn genauso wie ich. Die werden zwar sauer sein, aber einsehen, dass es wohl nicht anders geht.“ meinte Kat und zwinkerte Astarte zu. Metatron seufzte. „Aber mich mögen sie nicht sehr viel mehr als die zwei... daher bezweifle ich doch stark, dass ihnen das recht ist.“ Kat wollte ihm gerade antworten, als Michael eingriff: „Lucifer hat recht! Ich werde mit den Raynes reden und...“ „Metatron und ich kommen mit!“ fuhr Belial dazwischen. Der Erzengel lächelte, dann nickte er. „Gut, lasst uns aufbrechen.“ Er legte einen Arm um Julien – im gleichen Moment wo sich in Kats Rücken die Arme von Belial und Metatron berührten und augenblicklich standen die drei Seraphim mit den zwei Jugendlichen im Legat auf Angel Island.
„Derek ist im Arbeitszimmer hinter dem Wandschirm in der Bibliothek und Rachel ist im Kinderzimmer, bei meinen süßen Patenkindern.“ sagte Belial augenblicklich. Er hatte seine geschwisterlichen Freunde sofort „angepeilt“ und wusste so, wo genau die beiden waren. Mental schickte er auch gleich eine Nachricht an beide, dass er mit ihnen reden müsse. Rachel kam mit den Zwillingen auf dem Arm auch gleich die Treppen hinunter. „Belial! Wie schön, dich zu sehen!“ „Onkel Lucifer!“ rief Christina-Luciana begeistert. „Onkel Metatron!“ krähte ihr Bruder. Lachend setzte Rachel die beiden auf den Boden und die Kinder liefen auf die beiden Botschafter zu. Metatron hob lächelnd Lucas-Lucian hoch und erkundigte sich ob es ihm in der Krippe im Boulevard auch gefalle. Überrascht musterte Rachel ihn.
Im nächsten Moment kam auch Derek dazu. „Hallo Belial, Michael, Metatron. Was gibt es so Wichtiges, dass ihr zu Dritt mit Kat und Julien kommt, die ja in Paris bleiben wollten?“ Es klingelte, bevor einer der Engel antworten konnte. „Wer kann das sein?“ fragte Rachel überrascht. Belials und Michaels Blick verfinsterte sich - genauso der des dritten Seraphim. „Seraphiel – er versucht offensichtlich vorzugeben, dass er nicht einfach hier auftauchen könnte, denn das wäre ihm möglich, da er Kats Pate ist... mal schauen, was er will, obwohl ich es ahne... Wir Fünf machen uns unsichtbar – mit den Kindern und Michael, Metatron und ich werden unsere Anwesenheit vor ihm verbergen. Keine Angst, bittet ihn ruhig herein.
Ein wenig überrascht sahen die Raynes ihren besten Freund an. „Na gut, wenn du meinst...“ murmelte Rachel als die Engel – Kat und Julien inklusive – mit den Zwillingen auf dem Arm verblassten. Sie öffnete die Tür und murmelte: „Seraphiel? Was wollen Sie denn noch hier? Ich dachte, Kat ist Sie als Paten endgültig los!“ „Bitte, Rachel, ich muss darüber mit dir und Derek reden. Katherine-Seraphina ist in großer Gefahr, wenn... das passiert.“ Derek trat hinter seine Frau. „Zunächst mal: Das ist Mrs. Rayne und Sie! Für die Zukunft verbitten wir uns beide weitere Vertraulichkeiten! Und ich kann mir nicht vorstellen, wie unsere Tochter in Gefahr sein könnte, wenn sie einen Onkel wie Belial hat! Also sparen Sie...“ „Sie soll in die Hölle!“ unterbrach Seraphiel ihn verärgert. Rachel zuckte zusammen. „Was?“ fragte sie entsetzt. „Darf ich reinkommen? Dann kann ich euch das besser erklären.“ sagte Seraphiel fast schon unhöflich. Rachel trat mit einem Blick zu Derek beiseite. Genau wie sie hatte er von Belial eine nur für sie beide hörbare Ermutigung gekriegt.
„Gut, kommen Sie rein!“ knurrte Derek. Seraphiel betrat die Eingangshalle. „Vielleicht solltet ihr euch setzen. Das wird schwer zu verkraften sein...“„Gut, gehen wir in den kleinen Salon.“ meinte Rachel ungewohnt kühl. Seraphiel versuchte zu lächeln. „Keinen Kaffee oder Tee?“ Derek zog eine Augenbraue hoch. „Kaffee? Tee? Sie, Seraphiel, sind kein Gast – zumindest kein willkommener – und daher erwarten Sie doch wohl kaum auch noch Bewirtung, oder?“ fragte er geradezu kalt.„So muss es nicht sein. Wieso lehnt ihr mich so ab? Ich bin der erste himmlische Pate von Katherine-Seraphina!“ „Katherine-Lucia!“ fauchte Rachel und ging energischen Schrittes vor in den Salon. Seraphiel folgte ihr mit finsterem Gesicht, gefolgt von Derek.
„Also, was wollen Sie uns sagen?“ fragte der Leiter des Legates von San Francisco, kaum dass Seraphiel sich unaufgefordert in einen der zierlichen Sessel hatte fallen lassen. „Vater will nicht wirklich, dass Katherine-Seraphina mich als Paten verliert. Er verlangt von ihr – und nebenbei auch Lucifer, dass sie zuvor im Purgatorium leiden muss. Das kann ich nicht zulassen! Und auch ihr könnt nicht wollen, dass Lucifer das tut! In ihrem Trotz und ihrem... Eigensinn... wird eure Tochter aber versuchen ihn zu überreden.“ „Belial wird das nicht zulassen!“ zischte Rachel. „Oh, Katherine ist ein raffiniertes kleines... Ding. Sie lernt von Astarte und Cassandra Schmeichelei und Lucifer liebt sie wie eineTochter. Er würde alles für sie tun!“
Von den drei Seraphim, Kat und Julien oder den Zwillingen, die ebenfalls mit im Raum waren, merkte Seraphiel nichts. Kat sah, wie ihr Vater die Hände zu Fäusten ballte. „Sie stellen meine Tochter wie eine kleine hinterhältige Schlange dar. Belial ist für sie wie ein Stiefvater – fast so sehr wie ich! Und sowas wie Sie behauptet, ihm läge etwas am Vertrauen, der Zuneigung und Freundschaft von Kat? Das glaube ich kaum!“ sagte Derek verächtlich. „Mir liegt etwas daran!“ fuhr Seraphiel auf. Rachel lachte spöttisch auf. „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden...“ sagte sie kalt. „Das tue ich nicht! Sie ist nur leider sehr viel mehr mit den höllischen Kräften zusammen als mit den himmlischen! Und ich kann sie als Fürst der Seraphim unterstützen, schützen und lehren! Ihr wisst genau, dass sie eine Seraphe ist und damit mir unterstellt sein wird, wenn sie ihre menschliche, sterbliche Hülle irgendwann abstreift!“ fuhr Seraphiel auf. „Sowie ich das sehe, geht es Ihnen nicht um Katherine! Ganz im Gegenteil! Soweit ich weiß, hat meine Tochter sich Metatron – den zweiten Fürsten der Seraphim – ausgesucht. Ich bin sicher, er kann sie genauso gut und sogar besser schützen, lehren und unterstützen. Er wird mehr Verständnis zeigen – das zeigt er auch so schon!“ meinte Rachel eisig. „Metatron hat eine Frau und ein Kind – im Gegensatz zu mir!“ versuchte Seraphiel es erneut. „Jetzt verstehe ich! Sie haben gesehen, dass die anderen Paten von Kat ihren freien Willen wieder bekommen haben – erst Hagiel und Kerubiel, dann Michael – und ihre höllischen Paten hatten ihn von vorn herein nie verloren! Kat ist nur Mittel zum Zweck, denn ein freier, ein wahrhaft freier Wille bedeutet auch mehr Macht!“ rief Derek.
„Genau das, Bruderherz...“ sagte Belial in diesem Moment kalt als er, Michael und Metatron mit Kat und Julien sichtbar wurden. „Und ehrlich gesagt, wenn ich bisher gehofft habe, dass ihr Käthchen beeinflusst, damit sie sich die ganze Angelegenheit nochmal überlegt, dann sage ich jetzt ganz klar: Ich werde euch beide nur informieren, auch wenn ihr mir das vielleicht übel nehmt und mit mir wütend seid, denn Kat wird diese miese Kreatur nicht länger als Paten behalten!“
„Worum genau geht es eigentlich?“ wollte Derek wissen. „Darum, dass die Patenschaft nur im Höllenfeuer aus Kat herausgebrannt werden kann.“ begann Metatron und erklärte kurz den Zusammenhang, den sie zuvor schon mit Kat und Julien in Paris erörtert hatten. „Verstehe – und wirst du mit ihr dort sein, Belial, oder... ähm... würde das auch aus dir...?“ Rachel blickte ihren brüderlichen Freund fast ängstlich an. „Natürlich werde ich da sein! Käthchen ist mit mir anders verbunden als mit den himmlischen Paten – bisher zumindest.“ beruhigte er sie und legte den freien Arm um sie, denn er hielt immer noch seine Patentochter. „Und da sie mich als neuen Paten gewählt hat, werde ich auch mitkommen. Wobei es dann Konsequenzen gibt, die...“ Belial unterbrach Metatron: „Die ich gar nicht so negativ finde, denn du hast nicht verstanden, dass eine so enge Bindung zu Kat mich ein wenig entlastet...“ Metatron lachte leise. „Als ob du das jemals wirklich drauf anlegen würdest!“
„Ihr seht also, sie soll ins Höllenfeuer!“ rief Seraphiel. „Dad, Mom... ich...“ Derek hob beschwichtigend die Hand. „Da Belial bei dir sein wird – und Metatron auch, habe ich zwar Bedenken, aber ich vertraue auf deren Macht dich zu schützen!“ sagte er entschlossen. Seraphiel rief verärgert: „Ihr macht einen Fehler!“ Der himmlische Botschafter räusperte sich: „Verschwinde!“ befahl er gleichzeitig mit Michael. Mit einem ärgerlichen Blick gehorchte Seraphiel.
Metatron wandte sich an Derek und Rachel. „Ich weiß, dass ich an sich in vielerlei Hinsicht... für Sie... für... euch... nicht viel sympathischer bin als Seraphiel, aber ich danke euch für das Vertrauen, das ihr in dieser Beziehung in mich setzt.“ Derek sah ihn überrascht an. „Seit einiger Zeit hast du dich sehr positiv entwickelt... also für meinen Teil... ich habe Kats Paten – Belial sowieso, aber auch Gadreel, Paymon, Kerubiel und auch Hagiel, ja sogar Satanael, obwohl er seltener da ist, immer als ein Teil der Familie gesehen... nur mit Seraphiel konnte ich mich nie so richtig anfreunden...“ Metatron sah mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung von Derek zu Rachel. Kats Mutter lächelte nur freundlich. „Wie ist es, liebe Freunde? Kaffee? Tee? Ich habe vorhin einen Butterkuchen gebacken.“ sagte sie und freute sich sichtlich, dass die Engel ihr folgten.
„Metatron – auf ein Wort? Unter... - menschlich gesagt – vier Augen.“ bat Derek den himmlischen Botschafter leise. Der zuckte zusammen, blieb jedoch stehen. „Natürlich.“ antwortete er und drehte sich um, während die andern den Salon verließen um Rachel zu folgen.
Derek bat Metatron sich zusetzen. Der tat es zögernd. „Du hast gesagt, du meinst, wir finden dich nicht sehr viel sympathischer als Seraphiel. Wie kommst du darauf?“ erkundigte Derek sich. „Nun, zu Anfang habe ich ja ähnlich reagiert... Ich bin... war auch überrascht, dass Kat mich als Paten will, denn ich war auch zu ihr... damals sehr... hart...als ich noch Juliens Schutzengel war.“ Derek lächelte. „Seitdem hast du dich allerdings wirklich positiv entwickelt – und Kat hat bisher immer einen recht guten Instinkt bewiesen – auch gegen unsere Zweifel. Sie hat Belial – oder Lucifer vertraut, sie vertraut Hagiel und sie misstraute Philip Callaghan, ja auch Seraphiel und Sealthiel in gewisser Weise. Doch selbst Euangelion hat sie nie direkt misstraut, sie fand ihn nur „ätzend“ und schau ihn dir jetzt an.“ sagte Derek freundlich. „Ja, gut... vielleicht... aber...“ Derek unterbrach Metatron mit einem leisen Lachen. „Lass uns in die Küche gehen und einen Tee oder Kaffee trinken – und Rachels Butterkuchen ist köstlich!“ Er erhob sich und Metatron tat es ihm gleich. Derek spürte, dass der mächtige Engel immer noch unsicher war und grinste in sich hinein.
Gemeinsam betraten sie die Küche. „War nett mal allein mit dir zu reden, Großer, willkommen in der Familie!“ rief Derek dann und klopfte Metatron auf die Schultern. Sichtlich überrascht, ja geradezu ungläubig starrte der ihn an. Er hörte Rachel fröhlich hinter sich lachen, doch es dauerte ein wenig – für einen Seraphen sehr ungewöhnlich – zu verstehen, was Derek ihm gerade deutlich gemacht hatte. „Wow... also... ich... danke...“ murmelte er ergriffen. „Passt schon.“ meinte Derek gutmütig und lächelte den anderen belustigt zu, weil Metatron so ergriffen war.
„Mir fällt gerade ein, dass ich so bescheuert war und Sealthiel zum Paten von Luciano ernannt habe – und Vater hat dem damals stattgegeben... mit vollem Namen heißt unser kleines Teufelchen schließlich Luciano-Sandro-Raphaele-Miguel-Amadeo. Schon bei einem bekloppten Namen wie Amadeo hätte ich schnallen müssen, dass Sealthiel denkbar ungeeignet ist!“ ließ Belial sich vernehmen. „Hm... ist die Frage: Wie höllisch ist der kleine Mann? Wie stark würde ihn das Purgatorium belasten im Gegensatz zu Sealthiel? Ist es das wert oder versuchst du dich wenigstens mit einem kühlen, nüchternen Paten wie Sealthiel wieder zu arrangieren, Lucifer?“ fragte Michael sanft.
„Sealthiel würde Schmerzen erleiden wie Seraphiel sie erleiden wird – ungeschützt, ungefiltert... und hm... ist die Frage... Ich bin mir nicht sicher... wegen Luciano...“ gestand Belial betreten. „Dann solltest du vielleicht mit Vater reden. Er könnte Rat wissen. Notfalls wird er Sealthiel zur Ordnung rufen.“ sagte Michael ruhig und besonnen. Belial seufzte. „Ich weiß echt nicht, ob ich mit einem Paten zurecht komme, Michael, der mir irgendwann wieder kalt ins Gesicht sagt, dass es völlig egal ist ob mein Sohn am Morgen nicht mehr aufwacht – Selvi kriegt ja eh Zwillinge und dann kriegt sie halt noch ein Kind hinterher – ist ja die gleiche Seele!“ „Dann werde ich ihm eine reinhauen!“ meinte Metatron bestimmt. „Und ich schließe mich an!“ versicherte Michael, „Aber rede mit Vater bevor du dich zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen lässt.“ Belial nickte. „Also, wann wollen wir Seraphiel ins Fegefeuer zerren, treten, wie auch immer?“ fragte Kat. „Micaela, sei bitte nicht so blutrünstig!“ tadelte Michael sie sanft. „Ach komm schon, Onkel Mike! Du weißt wie ich das meine und verdient hat es der Drecksack alle mal!“ schnaubte der Teenager verächtlich. „Wenn ich ehrlich bin, würde ich sogar so weit gehen, dass Graphiel nie so fanatisch geworden wäre, wenn Seraphiel nicht so scheinheilig wäre!“ „Da bist du aber sehr hart, Kat!“ meinte Metatron, während Belial und Michael einander nachdenklich ansahen. „Das ist ein anderes Thema... Micaela... Wobei... ich habe dir damals den Namen „Micaela“ in Anlehnung an meinen Namen... aufgedrängt... Ich kann dir die Gelegenheit geben ihn zu ändern...“ Kat sah ihren mächtigsten himmlischen Paten an und grinste. „Ne, passt schon, Onkel Mike. Ist lange nicht so ein dämlicher Name wie Seraphina!“ Der Erzengel lachte. „Freches Ding!“ neckte er sie, schloss sie jedoch kurz in die Arme.
„Ich denke, wir sollten es von Samstag auf Sonntag machen. Das sind noch drei Tage. Bis dahin habe ich auch mit Vater geredet, wegen Sealthiel und Luciano...“ murmelte Belial. Er wirkte plötzlich nachdenklich. „Rede auch nochmal mit Selvaggia.“ schlug Rachel vor. „Sealthiel hat Kat nie angegriffen. Er hat kalt reagiert, ja, weil er es nicht besser wusste. Er hat auch versucht mit ihr zu reden um ihr Pate zu werden, ja. Ich meine, ich weiß nicht, was es für euch bedeutet, dass ihr – du Metatron als Botschafter, Sariel als Bruder von Selvi und Vater von Said-Angelo oder Hagiel als Verlobter von Mathilde, weil wir uns ja geeinigt hatten, dass die zwei im Sommer heiraten wollen, und Kerubiel und Michael – wieder einen freien Willen habt. Aber es scheint etwas sehr erstrebenswertes zu sein. Und wenn es so erstrebenswert ist: Alle Paten von Kat und ihren Geschwistern – und von deinem Sohn, Belial, haben diesen freien Willen nie verloren oder zurückbekommen – nur Seraphiel und Sealthiel nicht. Auch Euangelion hat ihn gekriegt... und der ist „nur“ dein Sekretär!“
„Hör auf ihn mir sympathisch reden zu wollen!“ schnaubte Belial. Rachel seufzte. „Er hat zwar versucht sich bei Kat einzuschmeicheln, aber er hat sie nicht angegriffen, wie Seraphiel!“ versuchte Rachel es nochmals. Belial sah sie streng an, dann lächelte er plötzlich. „Schwesterherz. Ich verstehe, dass du dir um Luciano Sorgen machst und du stehst mir darum auch sehr nah und dafür liebe ich dich auch sehr, aber Kat wäre nicht wirklich seine geschätzte Patentochter gewesen, sondern die sichere Karte für den freien Willen – und der freie Wille ist unschätzbar. Er macht einen Seraphen, auch einen Cherubim oder sogar einen kleinen Schreiberling wie meinen treuen Sekretär Euangelion sehr viel stärker, erhebt ihn über die meisten anderen Engel. Bei den Menschen ist der freie Wille das, was wir – weder Himmel und Hölle – nicht ignorieren dürfen. Michael, Raphael, Hagiel und Gabriel haben sich bewährt, Metatron hat sich bewährt, weil er Demut gelernt hat. Hagiel, Metatron und Sariel haben sich durch ihre Liebe bewiesen und Michael, Gabriel und Raphael durch ihre Treue zu Vater, ihre Zuneigung zu ihren Patenkindern – und bei Michael und Raphael gehört auch mein kleiner Schatz dazu... und bei Luca oder Sophia-Aurora wird es Gabriel sein, denn Vater wird auf himmlischen Paten bestehen. Ich werde aber kein Risiko mehr eingehen. Hagiel,Gabriel, Euangelion und Kerubiel als Paten aus dem Himmel – natürlich Metatron und Cassie... Und für wen auch immer ich mich für Euangelion entscheide, für meine Tochter oder meinen Sohn, werde ich Astaroth als einen höllischen Paten wählen!“ Das hatte der Höllenfürst mit so viel Bestimmtheit in der Stimme gesagt, dass Rachel schwieg, aber Derek einen besorgten Blick zuwarf. Immerhin war ihr Mann der – zwar „nur“ menschliche - Pate des kleinen Luciano und ihn und Belial verband manchmal vielleicht mehr als sie und den Höllenfürsten. „Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten!“ meinte Kat mit einem Hauch Trotz in der Stimme.
„Und wenn Sealthiel nicht mehr Lucianos Patenonkel ist, dann wird er auch nicht irgendwann mit so einem Unfug konfrontiert, wie dass er nicht wichtig sei!“ Belial lächelte. „Danke, Käthchen...“ flüsterte es in ihr. „Zumindest haben wir erstmal unseren Termin – und was mir wichtig war – auch die Erlaubnis deiner Eltern.“ sagte er dann laut.
Nach dem Kaffeetrinken verabschiedeten sich alle, wobei Metatron noch kurz zögerte. „Rachel, Derek...dieser jüngste Fall... ganz abgeschlossen ist er irgendwie noch nicht, da die Aburteilung der Beteiligten – Menschen und Dämonen – noch aussteht... aber es hat gezeigt, dass wir im Boulevard weiterdenken sollten und müssen. Lucifer hat dieses Kita-Projekt und Astaroth und ich – oder Astarte und ich... werden wohl mit Cassie eine Internatsschule von der Grundschule bis zur Hochschulreife aufbauen und Kat wäre natürlich jederzeit willkommen. Es wäre auch für Julien nett, zumal er zwar hier in San Francisco studiert – offiziell – aber doch sehr oft in Paris ist... und ihr seid ja auch öfter bei uns...“ sagte er. Derek und Rachel sahen einander erstaunt an. „Das klingt interessant. Wir werden auf jeden Fall darüber nachdenken. Zumal wir wissen, dass sie immer gut aufgehoben sein wird bei euch.“ sagte der Praeceptor lächelnd.
Einen Augenblick später standen die Engel wieder im Boulevard. „Du warst schon bei Consuela?“ fragte Belial Metatron belustigt. „Du hattest doch solche Angst vor ihr.“ „Astaroth hatte mit ihr gesprochen – und da stand Senora Fernandez plötzlich gestern – mit Termin, gegeben von meinem Sekretär – vor meinem Schreibtisch und erklärte mir, dass sie bereits nach Lehrern sucht, Astaroth sich um die notwendigen Grundvoraussetzungen für die staatliche Anerkennung der verschiedenen Schulabschlüsse kümmert und so weiter...“ gestand der himmlische Botschafter belustigt. „Und an sich ist Senora Fernandez ganz in Ordnung. Sie hält mich zwar für – im Gegensatz zu dir – unterkühlt und meinte, sie frage sich, was Cassie an mir fände, aber wahrscheinlich habe sie einfach eins und eins zusammengezählt und gewusst, dass sie hübsche Babys kriegt.“ Um Michaels Mundwinkel zuckte es, während Belial laut auflachte. „Sie ist genauso direkt wie deine Cassie – und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Das mag ich an Consuela... Du hättest mal sehen sollen wie sie mich getadelt hat, als ich mich bei den ersten Vorstellungsgesprächen für den Kindergarten mit meinem richtigen Namen vorgestellt habe und die Bewerberinnen zusammengezuckt sind...“
Die Tage vergingen wie im Flug. Selvaggia und Belial waren gemeinsam mit Luciano in den Himmel gegangen um mit seinem Großvater über den Paten zu beraten, der sich als wenig verständnisvoll oder jemals besorgt um sein Patenkind gezeigt hatte – im Gegensatz zu Raphael und Michael die stets nicht nur ein Auge auf ihre Patenkinder aus der San Franciscoer Rayne-Familie hatten, sondern auch auf ihr Patenkind aus dem höllisch-italienischen Rayne-Zweig.
Am Ende hatte Lucianos Großvater seinem Sohn nahgelegt es mit Sealthiel noch eine gewisse Zeit zuversuchen, ihn zu ermuntern Engagement zu zeigen und sich als Pate zu beweisen, was nicht ganz zu Belials Zufriedenheit beitrug, aber Selvaggia beruhigte, die doch besorgt gewesen war, was das Fegefeuer Luciano anhaben konnte.
Es war Samstagabend geworden. Michael stand mit Raphael, Belial, Satanael und Gadreel sowie Astaroth im Wohnzimmer des Boulevard. „Seraphiel wird gleich auftauchen...Hagiel und Kerubiel haben versprochen mit Metatron dafür zu sorgen, sollte er sich weigern...“ hörte Kat ihren wohl mächtigsten himmlischen – momentan noch – Paten gerade sagen als sie mit Julien hinzutrat. „Will die feige Memme sich weigern?“ fragte sie kalt. „Natürlich... immerhin meint er offenbar, dass er einen freien Willen kriegt, wenn er deinen bricht...“ fauchte Gadreel und sah Michael wütend an. Er begrüßte seine Patentochter und nickte ihr aufmunternd zu. „Mach dir nicht allzu viele Sorgen, der Chef ist mit im Fegefeuer und Metatron auch – und der macht inzwischen einen vernünftigen Eindruck – ist auch nicht so selbstgefällig wie Seraphiel, der selbst Paymon, Samyaza, Armaros und mich meinte andauernd belehren zu müssen wie sündhaft wir doch alle gewesen wären als wir durchaus gesehen haben, dass die menschlichen Frauen sehr schön anzusehen sind... Aber egal... Metatron hat das schließlich selbst gesehen und sogar eine heiraten dürfen.“ Er zwinkerte Kat zu. Die grinste. „Du bist und bleibst ein Filou, Onkel Gadreel!“ sagte sie belustigt.
In diesem Moment tauchte Seraphiel – flankiert von Kerubiel und Gabriel auf. Michael blickte den obersten Herold des Himmels fragend an, dann lächelte er und nickte. „E rgehört dir, Lucifer. Ich weiß, dass es dir widerstrebt einen Engel mit in die Hölle zu nehmen, auch wenn es nur das Fegefeuer ist, aber in diesem Fall... widerstrebt dir wohl nur Metatrons Anwesenheit, die Vater jedoch wünscht, damit unsere Patentochter einen himmlischen Paten bekommt, dem sie ähnlich innig verbunden ist wie ihrem Lieblingspaten...“
Michael und Kerubiel umarmten Kat kurz. „Ich soll dir Grüße und alles Gute von Hagiel ausrichten. Er kümmert sich im Himmel mit Raphael und Euangelion um die Organisation des darauffolgenden Rituals. Wir erwarten euch dann.“ sagte Kerubiel in Gedanken zu ihr und zwinkerte ihr aufmunternd zu, während Astaroth neben seinem Chef erschien – in Begleitung Jetrels. Metatron wirkte ein wenig erleichtert.
Astaroth und Jetrel griffen nach Seraphiel, der sich losmachte. „Packt mich nicht an!“ fuhr er die zwei an, dann wandte er sich an Kat: „Hör mal, Kindchen, wir können mit diesem kindischen Verhalten von dir jetzt wirklich Schluss machen! Du brauchst ab und zu eine starke Hand, das wissen wir doch alle hier! Du brauchst einen Seraph an deiner Seite, der in der Lage ist dich zu unterrichten und...“ „Schnauze!“ unterbrach Kat ihn. Belial grinste ein wenig gequält. „Sehr unhöflich, Käthchen..., aber kurz und prägnant...“ Michael räusperte sich. „Metatron ist ein Seraph, ich bin einer, Lucifer und Astaroth ebenso... wenn letzterer nicht gerade Astarte ist. Meinst du nicht, das reicht? Und die starke Hand von der Kat sich auch zurechtweisen lässt, die hat Lucifer, keine Sorge... und inzwischen hört sie auch mal auf mich und auf Metatron wird sie auch hören. Was du nicht verstehst und nie verstehen wirst, Seraphiel: Kat braucht Menschlichkeit, keine harte Hand!“ wies er Seraphiel zurecht. „Und die Cherubim, Dynameis und Archai können Kat auch eine Menge beibringen! Du unterschätzt Hagiel und mich offenbar, Seraphiel.“ meinte Kerubiel mit einem abschätzigen Blick.
Mit einem Lächeln umarmte Kat ihren Paten. „Das tut er mit Sicherheit, danke, Onkelchen...“ sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Belial lächelte finster. „Ich denke, wir brechen jetzt auf. Dann hat Kat es schnell hinter sich und Seraphiel ist eine lästige Aufgabe los, die zu erfüllen er gar nicht in der Lage ist...“ meinte er abschätzig und auf ein Nicken von ihm griffen Astaroth und Jetrel im gleichen Augenblick nach dem Seraph wie Belial und Metatron nach Kat.
Erschrocken schrie Kat auf als sie von Flammen, heißen, brennenden Flammen umfangen wurde. „Du bist schuldig! Bereue! Du hast Menschen verletzt!“ flüsterte das Feuer zischend. In Kat erschienen Bilder von Situationen in denen sie ihre Mutter oder ihren Vater verletzt hatte, Augenblicke in denen sie ungerecht gegen ihre Mitschüler gewesen war und zuletzt sogar die Momente in denen sie Seraphiel gegenüber grob gewesen war. Seraphiel schrie in Agonie auf. Er war das himmlische Feuer gewohnt, war zu sehr Engel und das Fegefeuer war Höllenfeuer. Metatron und Kat wurden von Astaroth und Lucifer ein wenig abgeschirmt, doch Kat sah auch in den Gesichtszügen ihres zukünftigen Paten puren Schmerz. Tröstend griff sie nach seiner Hand, die er ergriff. Mit einem Lächeln durch den Schmerz hindurch zog er Kat an sich. „Du bist in Sicherheit, Merina...“ flüsterte er.
Kat kam der Moment fast unendlich vor, doch irgendwann hatte Lucifer sie auf seine Arme gehoben und war mit ihr, Metatron und Astaroth verschwunden und tauchte im Himmel wieder auf – mitten im Taufbecken, das mit himmlischem Feuer gefüllt war. Astaroth sah sich mit leichter Panik um. „Ich... das ist irgendwie nicht richtig, ich...“ Metatron und Lucifer lächelten Kat an. „Es wäre logisch... und sinnvoll... zwei Seraphim von jeder Seite...“ meinte Metatron nachdenklich. Der Höllenfürst nickte. Bevor Astaroth wusste wie ihm geschah, stand er Metatron gegenüber und tauchte gemeinsam mit ihm und Kat in die Flammen.
„Es ist geschehen – statt Seraphiel Metatron, statt Seraphina Merina... und Astaroth wird zusätzlich eine Hand über dich halten wenn Lucifer oder Metatron verhindert sind, denn er ist beiden verbunden, durch Freundschaft und Loyalität. Willkommen daheim, mein Sohn...“ ertönte die Stimme des Höchsten. Verlegen wischte Astaroth sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Danke Vater...“ flüsterte er. Kat lächelte. Sie hatte den Sekretär ihres neuen Paten schätzen gelernt. Als Astarte war er kokett, raffiniert und irgendwann sicher die beste Freundin die eine Frau sich wünschen konnte, wenn es an die erotischeren Dinge im Leben ging und als Astaroth ein stiller, aufmerksamer Zuhörer, der zuverlässig und überaus effektiv seinen Dienst beim himmlischen Botschafter versah, den er inzwischen ganz offensichtlich als Freund betrachtete.
Kat räusperte sich. „Ähm...Danke... ich meine, dafür..., dass es möglich war, Seraphiel...“ murmelte sie verlegen. „Er hat sich – entgegen meiner Annahme – nicht bewährt, Katherine. Und daher wird auch bis auf weiteres Sandalephon für ihn die Führung des Chores der Seraphim übernehmen – gemeinsam mit Metatron. Seraphiel wird noch einer der Seraphim sein, aber nicht mehr ihr Fürst. Und nun gehe in Frieden, meineTochter...“ flüsterte es sanft.
Kat lächelte erleichtert. Sie umarmte Metatron, Lucifer und Astaroth und lief dann zu Michael, Kerubiel und Hagiel, die am Rand des Beckens standen. „Danke dafür, dass ihr drei wirklich tolle Patenonkel seid – auch wenn ich euch zu Anfang vielleicht gar nicht haben wollte...“ Michael lachte leise.„Glaubst du, damals wollte einer von uns einem aufmüpfigen Teenager Manieren beibringen?“ neckte er sie, was Kat zu einem Grinsen veranlasste. „Du weißt doch, Onkel Mike: „Alles Leben ist Leiden...“ - wie die Buddhisten sagen.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Manchmal, Micaela, bist du wirklich unmöglich!“
Metatron legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich habe noch etwas für dich.“ sagt er leise. Gemeinsam mit ihren Paten stand Kat im Vorzimmer der Botschafter, wo Julien Kat in die Arm schloss und Euangelion dem himmlischen Botschafter eine kleine Schatulle reichte. „Wobei... Astaroth... du hast keinen Namen gewählt...“ meinte Metatron leicht irritiert. Sein Sekretär grinste. „Ach? Ist Katherine nicht passend?“ fragte er mit einem Zwinkern in Gedanken. „Ich finde „die Reine“ so herrlich mehrdeutig... und doch eindeutig...“ Die beiden grinsten einander an. „Nun denn, Katherine-Lucia-Merina-Maya-Micaela-Samira-Anais-Sigrun-Dieudonnée..., das ist für dich...“ sagte Metatron und reichte ihr die Schatulle. Sie öffnete das Kästchen erstaunt und erblickte eine Namenskette. In jedem Namen war auf irgendwie einzigartige Weise festgehalten von welcher Seite der Pate war, der ihr den jeweiligen Namen gegeben hatte und wofür er stand, beziehungsweise was der Name bedeutete. Gerührt lächelte sie. „Danke Onkel Merlin...“ sagte sie leise und spürte, dass er ihr wirklich – wie angekündigt – fast so nah wie ihr Lieblingsonkel Belial – oder Lucifer – war.
„Gern geschehen, Merina... „die am Meer lebende...“ - was irgendwie ja stimmt, wenn man Angel Island als Ausgang nimmt.“ antwortete Metatron lächelnd und erwiderte die Umarmung herzlich. Kat wandte sich Astaroth zu. „Es wird sicher interessant mit dir als Onkel oder Tante, Asta...“ meinte sie lächelnd. Der gefallene Seraph zwinkerte. „Mit Sicherheit. Es war zwar überraschend, aber in Zukunft... werde ich auch auf dich aufpassen...“ murmelte er en wenig verlegen in ihren Gedanken und schloss sie in die Arme.
„Euangelion, berichtest du Rachel und Derek bitte, dass alles gut gegangen ist und wir sie heute Abend – zur Feier des Tages - zum Essen erwarten? Und erwähne vorerst besser... Kats neuen höllischen Paten nicht. Das erzähle ich den beiden lieber...“ Euangelion nickte und verschwand. „Und was mich betrifft: Mir ist nach einem großen, heißen, nachtschwarzen Kaffee!“ meinte Belial dann.
In der Küche trafen sie auf Mathilde, die von Hagiel gleich in die Arme geschlossen wurde, aber auch auf Sariel und Catherine Dubois, die mit Said-Angelo, Luciano und Jan spielte und von Cassandra und Selvaggia beobachtet wurde. Gemeinsam berichteten Metatron, Belial, Astaroth und Kat von den Ereignissen.
„Dann haben wir ja von diesem Ekel Seraphiel in Zukunft keine Besuche mehr zu erwarten bei denen er sich hier aufspielt als hätte er was zu melden.“ meinte Cassandra als sie Kat in „ihrer Familie“ willkommen hieß. „Hoffen wir es, meine Liebe...“ sagte ihr Mann und lächelte als Sylvie, die Kindergartenköchin mit ihren Kindern in die Küche kam und einen Kuchen auf den Tisch stellte. „Ich hatte gedacht, dass zu einer Taufe auch ein anständiger Kuchen gehört. "Herzlichen Glückwunsch, Katherine, der Seraphiel war wirklich unangenehm...“ sagte sie und auch ihre Kinder beglückwünschten alle Beteiligten.
„Dann hoffe ich, dass wir eine Weile Ruhe haben... Selvi kann sie wegen der Zwillinge dringend brauchen und dann wollen wir im August ja Hagiels und Tillys Hochzeit begehen...“ meinte Metatron und lächelte dem Engel zu.
Belial sank mit einem entsetzten Blick in den Stuhl. „Das heißt... Vater meint, meine Patenrolle könnte auch rückgängig gemacht werden?“ fragte er verärgert. „Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen, denn ihr seid anders miteinander verbunden, durch Blut, durch Gefühle, durch das Grimoire. Kat ist fast wie deine Tochter!“ erwiderte Metatron erschrocken über die Gefühle, die ihm entgegenschlugen. „Vielleicht solltest du Vater selbst fragen, Lucifer! Ich verstehe beides: Erstens, du willst Kat und mich nicht in der Hölle haben und Zweitens: Du fürchtest die Konkurrenz. Ich glaube zwar, dass du immer und für alle Ewigkeit eine Stellung haben wirst, die am ehesten der Dereks nahe kommt. Ich werde wahrscheinlich lediglich ihr... hm... na ja, so als wenn Derek einen Bruder hätte... also einen... ähm... menschlichen, der Kats geschätzter Onkel ist der ihr nah steht, aber nicht sowas wie ihr... hm... ja... Vize-Vater...“ Belial nickte. „Ja, vielleicht hast du recht – und stimmt, das mit der Konkurrenz ist wohl wahrer als ich mir selbst eingestehen will. Aber zugunsten von Kat würde ich – weil ich weiß, dass wir zwei Käthchen abschirmen... würden – oder könnten.... und es auch tun... zustimmen... Seraphiel würde die volle Wucht des Feuers spüren... und das würde mir Genugtuung verschaffen...“ er grinste diabolisch. „Wir... dürfen Kat nicht vollkommen abschirmen. Das wäre Teil des... nun... Deals. Das höllische Feuer muss auch aus ihr die Patenschaft heraus brennen...“
Belials Faust krachte auf den Schreibtisch und das Möbelstück ging in die Knie. Metatron zuckte zusammen. „Autsch... du bist richtig wütend, oder?“ fragte er leise. „Was denkst du?“ knurrte der Höllenfürst. Er schnippte gleichzeitig mit Metatron mit dem Finger und der Schreibtisch zerbarst in kleine Splitter, die in der Luft schwebten. „Ähm...was war das?“ konsterniert starrte der himmlische Botschafter seinen höllischen Kollegen an. „Hast du weiße Magie...?“ „Klar.“ „Dann haben unsere Zauber sich gegeneinander aufgehoben – ich habe schwarze benutzt.“ antwortete Belial seufzend. Verstehend nickte Metatron und bevor der Höllenfürst reagieren konnte, setzte der Schreibtisch sich in Zeitlupe zusammen.
„Lucifer – ich würde vorschlagen, wir reden mit Kat und schauen was sie sagt. Sie ist für ihr Alter sehr... weit und sehr... ich schätze sie.“ Belial lächelte seinen Kollegen gezwungen an. „Ja, das ist sie – und dass du sie schätzt, weiß im Gegenzug auch ich zu schätzen. Aber vermutlich hast du recht. Wobei ich dir ihre Antwort bereits sagen kann: Sie wird es auf jeden Fall wollen. Ich würde als Stimme der Rationalität vielleicht Julien bitten sich das mit anzuhören. Er hat auch einen ganz guten Einfluss auf Kat.“ „Die beiden sind heute Nachmittag da und schlafen heute auch hier in ihren Räumen. Der Erzbischof Pierre Kardinal Pasquieu hat Geburtstag und wollte diesen mit den beiden verbringen.“
Es war am späten Nachmittag in Paris als Kat und Julien den Boulevard betraten und sofort von Euangelion informiert wurden, dass die beiden Botschafter mit ihnen reden wollten. Ein wenig erstaunt folgten die beiden Jugendlichen dem Sekretär des höllischen Botschafters. Zu ihrer Überraschung wartete bereits Metatron im Arbeitszimmer seines Kollegen und neben Hagiel, Kerubiel und Astaroth stand auch der Erzengel Michael im Zimmer und Samyaza und Gadreel waren ebenso anwesend. „Was ist denn hier los?“ fragte Kat verwirrt. „Wir müssen mit dir reden...“ meinte Metatron mit einem freundlichen Lächeln. „Worum geht es? So eine „Großversammlung“ haben wir hier selten...“ antwortete Kat. Michael zog ihr einen der zierlichen Sessel am Tisch im Arbeitszimmer ab. „Setzt euch besser.“
Kat und Julien gehorchten und Michael begann: „Es gibt Probleme wegen der Patengeschichte. Du willst Seraphiel loswerden – und glaub mir, nicht nur du! Aber... dazu müsstest du ins Fegefeuer und du weißt sehr gut, dass dein Lieblingspatenonkel...“ er warf einen Blick auf Belial, „... das nicht will und nie wollen würde.“ „Das würde ich überstehen! Ich will diesen Mistkerl als Paten loswerden und...“ „Katherine: Nein! Ich will nicht, dass du etwas tust, was du nicht einschätzen kannst! Als Seraphe ist das Fegefeuer schlimmer als für einen Menschen!“ unterbrach Belial sie energisch. Metatron hob beschwichtigend die Hand. „Da ist auch noch was anderes...“ in kurzen Worten erklärte er Kat, wie sehr er mit ihr verbunden sein würde. „Und du weißt, dass auch ich – ohne meinen freien Willen und meine Frau und meinen Sohn ähnliche Ansichten hatte und habe wie Seraphiel. Auch ich habe mich deinen Eltern und dir gegenüber nicht gerade... freundlich und verständnisvoll gezeigt.“ Kat überlegte nicht – was für sie auch gar nicht nötig war. „Onkel Metatron, bitte! Du hast aber jetzt Gefühle und auch wenn du damals echt Mist geredet hast, dann weißt du es jetzt – wie du selber sagst – auch besser. Und Sealthiel und Seraphiel können weder meine Mutter noch mein Vater leiden. Dich hingegen finden sie inzwischen zumindest in Ordnung. Ich finde dich auf jeden Fall netter und ich weiß, dass Onkel Belial und du für mich da sein werdet und mich auch im Fegefeuer beschützt so gut es euch möglich ist. Wegen meiner: Ich will dich als Paten haben! Auch um den Preis ins Fegefeuer gehen zu müssen!“
Michael räusperte sich. „Ich werde ebenfalls mitkommen!“ „Das wirst du nicht!“ fauchte Belial ihn an. „Und bevor du protestieren willst: Überleg was passieren wird! Das Höllenfeuer wird die Patenschaft auch aus dir heraus brennen, denn Kat ist durch das himmlische Feuer deine Patentochter. Darum geht es doch bei Seraphiel und ihr! Oder willst du nicht mehr ihr Patenonkel bleiben?!“ Michael zuckte zusammen. „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich wollte nur auf sie aufpassen.“ „Offensichtlich...“ schnaubte Samyaza leise, was ihm einen verärgerten Blick seines Chefs und Freundes einhandelte. „Schon gut, aber es stimmt doch.“ verteidigte er sich.
„Also, Lucifer, ich bin bereit Kat mit dir zu schützen so gut es geht. Gehen wir das Risiko ein oder verweigern wir Kat den Wunsch? Immerhin ist Juliel nicht ihr Pate oder ihr mit Himmelsfeuer Angetrauter, sondern ihre andere Hälfte, ihr Seelengefährte... er könnte also auch mitkommen...“ meinte Metatron. „Worauf du wetten kannst!“ bestätigte Julien.
„Wir sollten es allerdings den Raynes mitteilen!“ gab Kerubiel zu bedenken. „Das können wir danach machen. Ich würde es durchziehen und dann sozusagen rufen: „Überraschung!“. Die zwei... regen sich dann weniger auf.“ meinte Samyaza. Belial schüttelte den Kopf. „Ich bin mit Derek und Rachel überein gekommen, dass ich ehrlich mit ihnen umgehe. Ihnen eine solche Ungeheuerlichkeit vorzuenthalten wäre eine Lüge durch Unterlassung. Dazu ist mir die Freundschaft zu wichtig!“ Astaroth und Euangelion sahen einander lächelnd an. „Und du hoffst, dass die zwei ihre Tochter zur Räson bringen und es ihr ausreden, oder?“ fragte der höllische Sekretär des himmlischen Botschafters belustigt. Ein eisiger Blick traf ihn, ließ ihn jedoch nicht zusammenzucken oder auch nur eingeschüchtert aussehen, sondern mit einem nonchalanten Grinsen wurde er zu Astarte, die kokett die Beine übereinander schlug und mit einem sichtbar amüsierten Lachen meinte: „Oh ja, glaube mir, Katherine, er würde gern sehen, dass deine Eltern versuchen dir das Ganze auszureden!“
„Mom und Dad hassen ihn genauso wie ich. Die werden zwar sauer sein, aber einsehen, dass es wohl nicht anders geht.“ meinte Kat und zwinkerte Astarte zu. Metatron seufzte. „Aber mich mögen sie nicht sehr viel mehr als die zwei... daher bezweifle ich doch stark, dass ihnen das recht ist.“ Kat wollte ihm gerade antworten, als Michael eingriff: „Lucifer hat recht! Ich werde mit den Raynes reden und...“ „Metatron und ich kommen mit!“ fuhr Belial dazwischen. Der Erzengel lächelte, dann nickte er. „Gut, lasst uns aufbrechen.“ Er legte einen Arm um Julien – im gleichen Moment wo sich in Kats Rücken die Arme von Belial und Metatron berührten und augenblicklich standen die drei Seraphim mit den zwei Jugendlichen im Legat auf Angel Island.
„Derek ist im Arbeitszimmer hinter dem Wandschirm in der Bibliothek und Rachel ist im Kinderzimmer, bei meinen süßen Patenkindern.“ sagte Belial augenblicklich. Er hatte seine geschwisterlichen Freunde sofort „angepeilt“ und wusste so, wo genau die beiden waren. Mental schickte er auch gleich eine Nachricht an beide, dass er mit ihnen reden müsse. Rachel kam mit den Zwillingen auf dem Arm auch gleich die Treppen hinunter. „Belial! Wie schön, dich zu sehen!“ „Onkel Lucifer!“ rief Christina-Luciana begeistert. „Onkel Metatron!“ krähte ihr Bruder. Lachend setzte Rachel die beiden auf den Boden und die Kinder liefen auf die beiden Botschafter zu. Metatron hob lächelnd Lucas-Lucian hoch und erkundigte sich ob es ihm in der Krippe im Boulevard auch gefalle. Überrascht musterte Rachel ihn.
Im nächsten Moment kam auch Derek dazu. „Hallo Belial, Michael, Metatron. Was gibt es so Wichtiges, dass ihr zu Dritt mit Kat und Julien kommt, die ja in Paris bleiben wollten?“ Es klingelte, bevor einer der Engel antworten konnte. „Wer kann das sein?“ fragte Rachel überrascht. Belials und Michaels Blick verfinsterte sich - genauso der des dritten Seraphim. „Seraphiel – er versucht offensichtlich vorzugeben, dass er nicht einfach hier auftauchen könnte, denn das wäre ihm möglich, da er Kats Pate ist... mal schauen, was er will, obwohl ich es ahne... Wir Fünf machen uns unsichtbar – mit den Kindern und Michael, Metatron und ich werden unsere Anwesenheit vor ihm verbergen. Keine Angst, bittet ihn ruhig herein.
Ein wenig überrascht sahen die Raynes ihren besten Freund an. „Na gut, wenn du meinst...“ murmelte Rachel als die Engel – Kat und Julien inklusive – mit den Zwillingen auf dem Arm verblassten. Sie öffnete die Tür und murmelte: „Seraphiel? Was wollen Sie denn noch hier? Ich dachte, Kat ist Sie als Paten endgültig los!“ „Bitte, Rachel, ich muss darüber mit dir und Derek reden. Katherine-Seraphina ist in großer Gefahr, wenn... das passiert.“ Derek trat hinter seine Frau. „Zunächst mal: Das ist Mrs. Rayne und Sie! Für die Zukunft verbitten wir uns beide weitere Vertraulichkeiten! Und ich kann mir nicht vorstellen, wie unsere Tochter in Gefahr sein könnte, wenn sie einen Onkel wie Belial hat! Also sparen Sie...“ „Sie soll in die Hölle!“ unterbrach Seraphiel ihn verärgert. Rachel zuckte zusammen. „Was?“ fragte sie entsetzt. „Darf ich reinkommen? Dann kann ich euch das besser erklären.“ sagte Seraphiel fast schon unhöflich. Rachel trat mit einem Blick zu Derek beiseite. Genau wie sie hatte er von Belial eine nur für sie beide hörbare Ermutigung gekriegt.
„Gut, kommen Sie rein!“ knurrte Derek. Seraphiel betrat die Eingangshalle. „Vielleicht solltet ihr euch setzen. Das wird schwer zu verkraften sein...“„Gut, gehen wir in den kleinen Salon.“ meinte Rachel ungewohnt kühl. Seraphiel versuchte zu lächeln. „Keinen Kaffee oder Tee?“ Derek zog eine Augenbraue hoch. „Kaffee? Tee? Sie, Seraphiel, sind kein Gast – zumindest kein willkommener – und daher erwarten Sie doch wohl kaum auch noch Bewirtung, oder?“ fragte er geradezu kalt.„So muss es nicht sein. Wieso lehnt ihr mich so ab? Ich bin der erste himmlische Pate von Katherine-Seraphina!“ „Katherine-Lucia!“ fauchte Rachel und ging energischen Schrittes vor in den Salon. Seraphiel folgte ihr mit finsterem Gesicht, gefolgt von Derek.
„Also, was wollen Sie uns sagen?“ fragte der Leiter des Legates von San Francisco, kaum dass Seraphiel sich unaufgefordert in einen der zierlichen Sessel hatte fallen lassen. „Vater will nicht wirklich, dass Katherine-Seraphina mich als Paten verliert. Er verlangt von ihr – und nebenbei auch Lucifer, dass sie zuvor im Purgatorium leiden muss. Das kann ich nicht zulassen! Und auch ihr könnt nicht wollen, dass Lucifer das tut! In ihrem Trotz und ihrem... Eigensinn... wird eure Tochter aber versuchen ihn zu überreden.“ „Belial wird das nicht zulassen!“ zischte Rachel. „Oh, Katherine ist ein raffiniertes kleines... Ding. Sie lernt von Astarte und Cassandra Schmeichelei und Lucifer liebt sie wie eineTochter. Er würde alles für sie tun!“
Von den drei Seraphim, Kat und Julien oder den Zwillingen, die ebenfalls mit im Raum waren, merkte Seraphiel nichts. Kat sah, wie ihr Vater die Hände zu Fäusten ballte. „Sie stellen meine Tochter wie eine kleine hinterhältige Schlange dar. Belial ist für sie wie ein Stiefvater – fast so sehr wie ich! Und sowas wie Sie behauptet, ihm läge etwas am Vertrauen, der Zuneigung und Freundschaft von Kat? Das glaube ich kaum!“ sagte Derek verächtlich. „Mir liegt etwas daran!“ fuhr Seraphiel auf. Rachel lachte spöttisch auf. „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden...“ sagte sie kalt. „Das tue ich nicht! Sie ist nur leider sehr viel mehr mit den höllischen Kräften zusammen als mit den himmlischen! Und ich kann sie als Fürst der Seraphim unterstützen, schützen und lehren! Ihr wisst genau, dass sie eine Seraphe ist und damit mir unterstellt sein wird, wenn sie ihre menschliche, sterbliche Hülle irgendwann abstreift!“ fuhr Seraphiel auf. „Sowie ich das sehe, geht es Ihnen nicht um Katherine! Ganz im Gegenteil! Soweit ich weiß, hat meine Tochter sich Metatron – den zweiten Fürsten der Seraphim – ausgesucht. Ich bin sicher, er kann sie genauso gut und sogar besser schützen, lehren und unterstützen. Er wird mehr Verständnis zeigen – das zeigt er auch so schon!“ meinte Rachel eisig. „Metatron hat eine Frau und ein Kind – im Gegensatz zu mir!“ versuchte Seraphiel es erneut. „Jetzt verstehe ich! Sie haben gesehen, dass die anderen Paten von Kat ihren freien Willen wieder bekommen haben – erst Hagiel und Kerubiel, dann Michael – und ihre höllischen Paten hatten ihn von vorn herein nie verloren! Kat ist nur Mittel zum Zweck, denn ein freier, ein wahrhaft freier Wille bedeutet auch mehr Macht!“ rief Derek.
„Genau das, Bruderherz...“ sagte Belial in diesem Moment kalt als er, Michael und Metatron mit Kat und Julien sichtbar wurden. „Und ehrlich gesagt, wenn ich bisher gehofft habe, dass ihr Käthchen beeinflusst, damit sie sich die ganze Angelegenheit nochmal überlegt, dann sage ich jetzt ganz klar: Ich werde euch beide nur informieren, auch wenn ihr mir das vielleicht übel nehmt und mit mir wütend seid, denn Kat wird diese miese Kreatur nicht länger als Paten behalten!“
„Worum genau geht es eigentlich?“ wollte Derek wissen. „Darum, dass die Patenschaft nur im Höllenfeuer aus Kat herausgebrannt werden kann.“ begann Metatron und erklärte kurz den Zusammenhang, den sie zuvor schon mit Kat und Julien in Paris erörtert hatten. „Verstehe – und wirst du mit ihr dort sein, Belial, oder... ähm... würde das auch aus dir...?“ Rachel blickte ihren brüderlichen Freund fast ängstlich an. „Natürlich werde ich da sein! Käthchen ist mit mir anders verbunden als mit den himmlischen Paten – bisher zumindest.“ beruhigte er sie und legte den freien Arm um sie, denn er hielt immer noch seine Patentochter. „Und da sie mich als neuen Paten gewählt hat, werde ich auch mitkommen. Wobei es dann Konsequenzen gibt, die...“ Belial unterbrach Metatron: „Die ich gar nicht so negativ finde, denn du hast nicht verstanden, dass eine so enge Bindung zu Kat mich ein wenig entlastet...“ Metatron lachte leise. „Als ob du das jemals wirklich drauf anlegen würdest!“
„Ihr seht also, sie soll ins Höllenfeuer!“ rief Seraphiel. „Dad, Mom... ich...“ Derek hob beschwichtigend die Hand. „Da Belial bei dir sein wird – und Metatron auch, habe ich zwar Bedenken, aber ich vertraue auf deren Macht dich zu schützen!“ sagte er entschlossen. Seraphiel rief verärgert: „Ihr macht einen Fehler!“ Der himmlische Botschafter räusperte sich: „Verschwinde!“ befahl er gleichzeitig mit Michael. Mit einem ärgerlichen Blick gehorchte Seraphiel.
Metatron wandte sich an Derek und Rachel. „Ich weiß, dass ich an sich in vielerlei Hinsicht... für Sie... für... euch... nicht viel sympathischer bin als Seraphiel, aber ich danke euch für das Vertrauen, das ihr in dieser Beziehung in mich setzt.“ Derek sah ihn überrascht an. „Seit einiger Zeit hast du dich sehr positiv entwickelt... also für meinen Teil... ich habe Kats Paten – Belial sowieso, aber auch Gadreel, Paymon, Kerubiel und auch Hagiel, ja sogar Satanael, obwohl er seltener da ist, immer als ein Teil der Familie gesehen... nur mit Seraphiel konnte ich mich nie so richtig anfreunden...“ Metatron sah mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung von Derek zu Rachel. Kats Mutter lächelte nur freundlich. „Wie ist es, liebe Freunde? Kaffee? Tee? Ich habe vorhin einen Butterkuchen gebacken.“ sagte sie und freute sich sichtlich, dass die Engel ihr folgten.
„Metatron – auf ein Wort? Unter... - menschlich gesagt – vier Augen.“ bat Derek den himmlischen Botschafter leise. Der zuckte zusammen, blieb jedoch stehen. „Natürlich.“ antwortete er und drehte sich um, während die andern den Salon verließen um Rachel zu folgen.
Derek bat Metatron sich zusetzen. Der tat es zögernd. „Du hast gesagt, du meinst, wir finden dich nicht sehr viel sympathischer als Seraphiel. Wie kommst du darauf?“ erkundigte Derek sich. „Nun, zu Anfang habe ich ja ähnlich reagiert... Ich bin... war auch überrascht, dass Kat mich als Paten will, denn ich war auch zu ihr... damals sehr... hart...als ich noch Juliens Schutzengel war.“ Derek lächelte. „Seitdem hast du dich allerdings wirklich positiv entwickelt – und Kat hat bisher immer einen recht guten Instinkt bewiesen – auch gegen unsere Zweifel. Sie hat Belial – oder Lucifer vertraut, sie vertraut Hagiel und sie misstraute Philip Callaghan, ja auch Seraphiel und Sealthiel in gewisser Weise. Doch selbst Euangelion hat sie nie direkt misstraut, sie fand ihn nur „ätzend“ und schau ihn dir jetzt an.“ sagte Derek freundlich. „Ja, gut... vielleicht... aber...“ Derek unterbrach Metatron mit einem leisen Lachen. „Lass uns in die Küche gehen und einen Tee oder Kaffee trinken – und Rachels Butterkuchen ist köstlich!“ Er erhob sich und Metatron tat es ihm gleich. Derek spürte, dass der mächtige Engel immer noch unsicher war und grinste in sich hinein.
Gemeinsam betraten sie die Küche. „War nett mal allein mit dir zu reden, Großer, willkommen in der Familie!“ rief Derek dann und klopfte Metatron auf die Schultern. Sichtlich überrascht, ja geradezu ungläubig starrte der ihn an. Er hörte Rachel fröhlich hinter sich lachen, doch es dauerte ein wenig – für einen Seraphen sehr ungewöhnlich – zu verstehen, was Derek ihm gerade deutlich gemacht hatte. „Wow... also... ich... danke...“ murmelte er ergriffen. „Passt schon.“ meinte Derek gutmütig und lächelte den anderen belustigt zu, weil Metatron so ergriffen war.
„Mir fällt gerade ein, dass ich so bescheuert war und Sealthiel zum Paten von Luciano ernannt habe – und Vater hat dem damals stattgegeben... mit vollem Namen heißt unser kleines Teufelchen schließlich Luciano-Sandro-Raphaele-Miguel-Amadeo. Schon bei einem bekloppten Namen wie Amadeo hätte ich schnallen müssen, dass Sealthiel denkbar ungeeignet ist!“ ließ Belial sich vernehmen. „Hm... ist die Frage: Wie höllisch ist der kleine Mann? Wie stark würde ihn das Purgatorium belasten im Gegensatz zu Sealthiel? Ist es das wert oder versuchst du dich wenigstens mit einem kühlen, nüchternen Paten wie Sealthiel wieder zu arrangieren, Lucifer?“ fragte Michael sanft.
„Sealthiel würde Schmerzen erleiden wie Seraphiel sie erleiden wird – ungeschützt, ungefiltert... und hm... ist die Frage... Ich bin mir nicht sicher... wegen Luciano...“ gestand Belial betreten. „Dann solltest du vielleicht mit Vater reden. Er könnte Rat wissen. Notfalls wird er Sealthiel zur Ordnung rufen.“ sagte Michael ruhig und besonnen. Belial seufzte. „Ich weiß echt nicht, ob ich mit einem Paten zurecht komme, Michael, der mir irgendwann wieder kalt ins Gesicht sagt, dass es völlig egal ist ob mein Sohn am Morgen nicht mehr aufwacht – Selvi kriegt ja eh Zwillinge und dann kriegt sie halt noch ein Kind hinterher – ist ja die gleiche Seele!“ „Dann werde ich ihm eine reinhauen!“ meinte Metatron bestimmt. „Und ich schließe mich an!“ versicherte Michael, „Aber rede mit Vater bevor du dich zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen lässt.“ Belial nickte. „Also, wann wollen wir Seraphiel ins Fegefeuer zerren, treten, wie auch immer?“ fragte Kat. „Micaela, sei bitte nicht so blutrünstig!“ tadelte Michael sie sanft. „Ach komm schon, Onkel Mike! Du weißt wie ich das meine und verdient hat es der Drecksack alle mal!“ schnaubte der Teenager verächtlich. „Wenn ich ehrlich bin, würde ich sogar so weit gehen, dass Graphiel nie so fanatisch geworden wäre, wenn Seraphiel nicht so scheinheilig wäre!“ „Da bist du aber sehr hart, Kat!“ meinte Metatron, während Belial und Michael einander nachdenklich ansahen. „Das ist ein anderes Thema... Micaela... Wobei... ich habe dir damals den Namen „Micaela“ in Anlehnung an meinen Namen... aufgedrängt... Ich kann dir die Gelegenheit geben ihn zu ändern...“ Kat sah ihren mächtigsten himmlischen Paten an und grinste. „Ne, passt schon, Onkel Mike. Ist lange nicht so ein dämlicher Name wie Seraphina!“ Der Erzengel lachte. „Freches Ding!“ neckte er sie, schloss sie jedoch kurz in die Arme.
„Ich denke, wir sollten es von Samstag auf Sonntag machen. Das sind noch drei Tage. Bis dahin habe ich auch mit Vater geredet, wegen Sealthiel und Luciano...“ murmelte Belial. Er wirkte plötzlich nachdenklich. „Rede auch nochmal mit Selvaggia.“ schlug Rachel vor. „Sealthiel hat Kat nie angegriffen. Er hat kalt reagiert, ja, weil er es nicht besser wusste. Er hat auch versucht mit ihr zu reden um ihr Pate zu werden, ja. Ich meine, ich weiß nicht, was es für euch bedeutet, dass ihr – du Metatron als Botschafter, Sariel als Bruder von Selvi und Vater von Said-Angelo oder Hagiel als Verlobter von Mathilde, weil wir uns ja geeinigt hatten, dass die zwei im Sommer heiraten wollen, und Kerubiel und Michael – wieder einen freien Willen habt. Aber es scheint etwas sehr erstrebenswertes zu sein. Und wenn es so erstrebenswert ist: Alle Paten von Kat und ihren Geschwistern – und von deinem Sohn, Belial, haben diesen freien Willen nie verloren oder zurückbekommen – nur Seraphiel und Sealthiel nicht. Auch Euangelion hat ihn gekriegt... und der ist „nur“ dein Sekretär!“
„Hör auf ihn mir sympathisch reden zu wollen!“ schnaubte Belial. Rachel seufzte. „Er hat zwar versucht sich bei Kat einzuschmeicheln, aber er hat sie nicht angegriffen, wie Seraphiel!“ versuchte Rachel es nochmals. Belial sah sie streng an, dann lächelte er plötzlich. „Schwesterherz. Ich verstehe, dass du dir um Luciano Sorgen machst und du stehst mir darum auch sehr nah und dafür liebe ich dich auch sehr, aber Kat wäre nicht wirklich seine geschätzte Patentochter gewesen, sondern die sichere Karte für den freien Willen – und der freie Wille ist unschätzbar. Er macht einen Seraphen, auch einen Cherubim oder sogar einen kleinen Schreiberling wie meinen treuen Sekretär Euangelion sehr viel stärker, erhebt ihn über die meisten anderen Engel. Bei den Menschen ist der freie Wille das, was wir – weder Himmel und Hölle – nicht ignorieren dürfen. Michael, Raphael, Hagiel und Gabriel haben sich bewährt, Metatron hat sich bewährt, weil er Demut gelernt hat. Hagiel, Metatron und Sariel haben sich durch ihre Liebe bewiesen und Michael, Gabriel und Raphael durch ihre Treue zu Vater, ihre Zuneigung zu ihren Patenkindern – und bei Michael und Raphael gehört auch mein kleiner Schatz dazu... und bei Luca oder Sophia-Aurora wird es Gabriel sein, denn Vater wird auf himmlischen Paten bestehen. Ich werde aber kein Risiko mehr eingehen. Hagiel,Gabriel, Euangelion und Kerubiel als Paten aus dem Himmel – natürlich Metatron und Cassie... Und für wen auch immer ich mich für Euangelion entscheide, für meine Tochter oder meinen Sohn, werde ich Astaroth als einen höllischen Paten wählen!“ Das hatte der Höllenfürst mit so viel Bestimmtheit in der Stimme gesagt, dass Rachel schwieg, aber Derek einen besorgten Blick zuwarf. Immerhin war ihr Mann der – zwar „nur“ menschliche - Pate des kleinen Luciano und ihn und Belial verband manchmal vielleicht mehr als sie und den Höllenfürsten. „Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten!“ meinte Kat mit einem Hauch Trotz in der Stimme.
„Und wenn Sealthiel nicht mehr Lucianos Patenonkel ist, dann wird er auch nicht irgendwann mit so einem Unfug konfrontiert, wie dass er nicht wichtig sei!“ Belial lächelte. „Danke, Käthchen...“ flüsterte es in ihr. „Zumindest haben wir erstmal unseren Termin – und was mir wichtig war – auch die Erlaubnis deiner Eltern.“ sagte er dann laut.
Nach dem Kaffeetrinken verabschiedeten sich alle, wobei Metatron noch kurz zögerte. „Rachel, Derek...dieser jüngste Fall... ganz abgeschlossen ist er irgendwie noch nicht, da die Aburteilung der Beteiligten – Menschen und Dämonen – noch aussteht... aber es hat gezeigt, dass wir im Boulevard weiterdenken sollten und müssen. Lucifer hat dieses Kita-Projekt und Astaroth und ich – oder Astarte und ich... werden wohl mit Cassie eine Internatsschule von der Grundschule bis zur Hochschulreife aufbauen und Kat wäre natürlich jederzeit willkommen. Es wäre auch für Julien nett, zumal er zwar hier in San Francisco studiert – offiziell – aber doch sehr oft in Paris ist... und ihr seid ja auch öfter bei uns...“ sagte er. Derek und Rachel sahen einander erstaunt an. „Das klingt interessant. Wir werden auf jeden Fall darüber nachdenken. Zumal wir wissen, dass sie immer gut aufgehoben sein wird bei euch.“ sagte der Praeceptor lächelnd.
Einen Augenblick später standen die Engel wieder im Boulevard. „Du warst schon bei Consuela?“ fragte Belial Metatron belustigt. „Du hattest doch solche Angst vor ihr.“ „Astaroth hatte mit ihr gesprochen – und da stand Senora Fernandez plötzlich gestern – mit Termin, gegeben von meinem Sekretär – vor meinem Schreibtisch und erklärte mir, dass sie bereits nach Lehrern sucht, Astaroth sich um die notwendigen Grundvoraussetzungen für die staatliche Anerkennung der verschiedenen Schulabschlüsse kümmert und so weiter...“ gestand der himmlische Botschafter belustigt. „Und an sich ist Senora Fernandez ganz in Ordnung. Sie hält mich zwar für – im Gegensatz zu dir – unterkühlt und meinte, sie frage sich, was Cassie an mir fände, aber wahrscheinlich habe sie einfach eins und eins zusammengezählt und gewusst, dass sie hübsche Babys kriegt.“ Um Michaels Mundwinkel zuckte es, während Belial laut auflachte. „Sie ist genauso direkt wie deine Cassie – und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Das mag ich an Consuela... Du hättest mal sehen sollen wie sie mich getadelt hat, als ich mich bei den ersten Vorstellungsgesprächen für den Kindergarten mit meinem richtigen Namen vorgestellt habe und die Bewerberinnen zusammengezuckt sind...“
Die Tage vergingen wie im Flug. Selvaggia und Belial waren gemeinsam mit Luciano in den Himmel gegangen um mit seinem Großvater über den Paten zu beraten, der sich als wenig verständnisvoll oder jemals besorgt um sein Patenkind gezeigt hatte – im Gegensatz zu Raphael und Michael die stets nicht nur ein Auge auf ihre Patenkinder aus der San Franciscoer Rayne-Familie hatten, sondern auch auf ihr Patenkind aus dem höllisch-italienischen Rayne-Zweig.
Am Ende hatte Lucianos Großvater seinem Sohn nahgelegt es mit Sealthiel noch eine gewisse Zeit zuversuchen, ihn zu ermuntern Engagement zu zeigen und sich als Pate zu beweisen, was nicht ganz zu Belials Zufriedenheit beitrug, aber Selvaggia beruhigte, die doch besorgt gewesen war, was das Fegefeuer Luciano anhaben konnte.
Es war Samstagabend geworden. Michael stand mit Raphael, Belial, Satanael und Gadreel sowie Astaroth im Wohnzimmer des Boulevard. „Seraphiel wird gleich auftauchen...Hagiel und Kerubiel haben versprochen mit Metatron dafür zu sorgen, sollte er sich weigern...“ hörte Kat ihren wohl mächtigsten himmlischen – momentan noch – Paten gerade sagen als sie mit Julien hinzutrat. „Will die feige Memme sich weigern?“ fragte sie kalt. „Natürlich... immerhin meint er offenbar, dass er einen freien Willen kriegt, wenn er deinen bricht...“ fauchte Gadreel und sah Michael wütend an. Er begrüßte seine Patentochter und nickte ihr aufmunternd zu. „Mach dir nicht allzu viele Sorgen, der Chef ist mit im Fegefeuer und Metatron auch – und der macht inzwischen einen vernünftigen Eindruck – ist auch nicht so selbstgefällig wie Seraphiel, der selbst Paymon, Samyaza, Armaros und mich meinte andauernd belehren zu müssen wie sündhaft wir doch alle gewesen wären als wir durchaus gesehen haben, dass die menschlichen Frauen sehr schön anzusehen sind... Aber egal... Metatron hat das schließlich selbst gesehen und sogar eine heiraten dürfen.“ Er zwinkerte Kat zu. Die grinste. „Du bist und bleibst ein Filou, Onkel Gadreel!“ sagte sie belustigt.
In diesem Moment tauchte Seraphiel – flankiert von Kerubiel und Gabriel auf. Michael blickte den obersten Herold des Himmels fragend an, dann lächelte er und nickte. „E rgehört dir, Lucifer. Ich weiß, dass es dir widerstrebt einen Engel mit in die Hölle zu nehmen, auch wenn es nur das Fegefeuer ist, aber in diesem Fall... widerstrebt dir wohl nur Metatrons Anwesenheit, die Vater jedoch wünscht, damit unsere Patentochter einen himmlischen Paten bekommt, dem sie ähnlich innig verbunden ist wie ihrem Lieblingspaten...“
Michael und Kerubiel umarmten Kat kurz. „Ich soll dir Grüße und alles Gute von Hagiel ausrichten. Er kümmert sich im Himmel mit Raphael und Euangelion um die Organisation des darauffolgenden Rituals. Wir erwarten euch dann.“ sagte Kerubiel in Gedanken zu ihr und zwinkerte ihr aufmunternd zu, während Astaroth neben seinem Chef erschien – in Begleitung Jetrels. Metatron wirkte ein wenig erleichtert.
Astaroth und Jetrel griffen nach Seraphiel, der sich losmachte. „Packt mich nicht an!“ fuhr er die zwei an, dann wandte er sich an Kat: „Hör mal, Kindchen, wir können mit diesem kindischen Verhalten von dir jetzt wirklich Schluss machen! Du brauchst ab und zu eine starke Hand, das wissen wir doch alle hier! Du brauchst einen Seraph an deiner Seite, der in der Lage ist dich zu unterrichten und...“ „Schnauze!“ unterbrach Kat ihn. Belial grinste ein wenig gequält. „Sehr unhöflich, Käthchen..., aber kurz und prägnant...“ Michael räusperte sich. „Metatron ist ein Seraph, ich bin einer, Lucifer und Astaroth ebenso... wenn letzterer nicht gerade Astarte ist. Meinst du nicht, das reicht? Und die starke Hand von der Kat sich auch zurechtweisen lässt, die hat Lucifer, keine Sorge... und inzwischen hört sie auch mal auf mich und auf Metatron wird sie auch hören. Was du nicht verstehst und nie verstehen wirst, Seraphiel: Kat braucht Menschlichkeit, keine harte Hand!“ wies er Seraphiel zurecht. „Und die Cherubim, Dynameis und Archai können Kat auch eine Menge beibringen! Du unterschätzt Hagiel und mich offenbar, Seraphiel.“ meinte Kerubiel mit einem abschätzigen Blick.
Mit einem Lächeln umarmte Kat ihren Paten. „Das tut er mit Sicherheit, danke, Onkelchen...“ sagte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Belial lächelte finster. „Ich denke, wir brechen jetzt auf. Dann hat Kat es schnell hinter sich und Seraphiel ist eine lästige Aufgabe los, die zu erfüllen er gar nicht in der Lage ist...“ meinte er abschätzig und auf ein Nicken von ihm griffen Astaroth und Jetrel im gleichen Augenblick nach dem Seraph wie Belial und Metatron nach Kat.
Erschrocken schrie Kat auf als sie von Flammen, heißen, brennenden Flammen umfangen wurde. „Du bist schuldig! Bereue! Du hast Menschen verletzt!“ flüsterte das Feuer zischend. In Kat erschienen Bilder von Situationen in denen sie ihre Mutter oder ihren Vater verletzt hatte, Augenblicke in denen sie ungerecht gegen ihre Mitschüler gewesen war und zuletzt sogar die Momente in denen sie Seraphiel gegenüber grob gewesen war. Seraphiel schrie in Agonie auf. Er war das himmlische Feuer gewohnt, war zu sehr Engel und das Fegefeuer war Höllenfeuer. Metatron und Kat wurden von Astaroth und Lucifer ein wenig abgeschirmt, doch Kat sah auch in den Gesichtszügen ihres zukünftigen Paten puren Schmerz. Tröstend griff sie nach seiner Hand, die er ergriff. Mit einem Lächeln durch den Schmerz hindurch zog er Kat an sich. „Du bist in Sicherheit, Merina...“ flüsterte er.
Kat kam der Moment fast unendlich vor, doch irgendwann hatte Lucifer sie auf seine Arme gehoben und war mit ihr, Metatron und Astaroth verschwunden und tauchte im Himmel wieder auf – mitten im Taufbecken, das mit himmlischem Feuer gefüllt war. Astaroth sah sich mit leichter Panik um. „Ich... das ist irgendwie nicht richtig, ich...“ Metatron und Lucifer lächelten Kat an. „Es wäre logisch... und sinnvoll... zwei Seraphim von jeder Seite...“ meinte Metatron nachdenklich. Der Höllenfürst nickte. Bevor Astaroth wusste wie ihm geschah, stand er Metatron gegenüber und tauchte gemeinsam mit ihm und Kat in die Flammen.
„Es ist geschehen – statt Seraphiel Metatron, statt Seraphina Merina... und Astaroth wird zusätzlich eine Hand über dich halten wenn Lucifer oder Metatron verhindert sind, denn er ist beiden verbunden, durch Freundschaft und Loyalität. Willkommen daheim, mein Sohn...“ ertönte die Stimme des Höchsten. Verlegen wischte Astaroth sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Danke Vater...“ flüsterte er. Kat lächelte. Sie hatte den Sekretär ihres neuen Paten schätzen gelernt. Als Astarte war er kokett, raffiniert und irgendwann sicher die beste Freundin die eine Frau sich wünschen konnte, wenn es an die erotischeren Dinge im Leben ging und als Astaroth ein stiller, aufmerksamer Zuhörer, der zuverlässig und überaus effektiv seinen Dienst beim himmlischen Botschafter versah, den er inzwischen ganz offensichtlich als Freund betrachtete.
Kat räusperte sich. „Ähm...Danke... ich meine, dafür..., dass es möglich war, Seraphiel...“ murmelte sie verlegen. „Er hat sich – entgegen meiner Annahme – nicht bewährt, Katherine. Und daher wird auch bis auf weiteres Sandalephon für ihn die Führung des Chores der Seraphim übernehmen – gemeinsam mit Metatron. Seraphiel wird noch einer der Seraphim sein, aber nicht mehr ihr Fürst. Und nun gehe in Frieden, meineTochter...“ flüsterte es sanft.
Kat lächelte erleichtert. Sie umarmte Metatron, Lucifer und Astaroth und lief dann zu Michael, Kerubiel und Hagiel, die am Rand des Beckens standen. „Danke dafür, dass ihr drei wirklich tolle Patenonkel seid – auch wenn ich euch zu Anfang vielleicht gar nicht haben wollte...“ Michael lachte leise.„Glaubst du, damals wollte einer von uns einem aufmüpfigen Teenager Manieren beibringen?“ neckte er sie, was Kat zu einem Grinsen veranlasste. „Du weißt doch, Onkel Mike: „Alles Leben ist Leiden...“ - wie die Buddhisten sagen.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Manchmal, Micaela, bist du wirklich unmöglich!“
Metatron legte eine Hand auf ihre Schulter. „Ich habe noch etwas für dich.“ sagt er leise. Gemeinsam mit ihren Paten stand Kat im Vorzimmer der Botschafter, wo Julien Kat in die Arm schloss und Euangelion dem himmlischen Botschafter eine kleine Schatulle reichte. „Wobei... Astaroth... du hast keinen Namen gewählt...“ meinte Metatron leicht irritiert. Sein Sekretär grinste. „Ach? Ist Katherine nicht passend?“ fragte er mit einem Zwinkern in Gedanken. „Ich finde „die Reine“ so herrlich mehrdeutig... und doch eindeutig...“ Die beiden grinsten einander an. „Nun denn, Katherine-Lucia-Merina-Maya-Micaela-Samira-Anais-Sigrun-Dieudonnée..., das ist für dich...“ sagte Metatron und reichte ihr die Schatulle. Sie öffnete das Kästchen erstaunt und erblickte eine Namenskette. In jedem Namen war auf irgendwie einzigartige Weise festgehalten von welcher Seite der Pate war, der ihr den jeweiligen Namen gegeben hatte und wofür er stand, beziehungsweise was der Name bedeutete. Gerührt lächelte sie. „Danke Onkel Merlin...“ sagte sie leise und spürte, dass er ihr wirklich – wie angekündigt – fast so nah wie ihr Lieblingsonkel Belial – oder Lucifer – war.
„Gern geschehen, Merina... „die am Meer lebende...“ - was irgendwie ja stimmt, wenn man Angel Island als Ausgang nimmt.“ antwortete Metatron lächelnd und erwiderte die Umarmung herzlich. Kat wandte sich Astaroth zu. „Es wird sicher interessant mit dir als Onkel oder Tante, Asta...“ meinte sie lächelnd. Der gefallene Seraph zwinkerte. „Mit Sicherheit. Es war zwar überraschend, aber in Zukunft... werde ich auch auf dich aufpassen...“ murmelte er en wenig verlegen in ihren Gedanken und schloss sie in die Arme.
„Euangelion, berichtest du Rachel und Derek bitte, dass alles gut gegangen ist und wir sie heute Abend – zur Feier des Tages - zum Essen erwarten? Und erwähne vorerst besser... Kats neuen höllischen Paten nicht. Das erzähle ich den beiden lieber...“ Euangelion nickte und verschwand. „Und was mich betrifft: Mir ist nach einem großen, heißen, nachtschwarzen Kaffee!“ meinte Belial dann.
In der Küche trafen sie auf Mathilde, die von Hagiel gleich in die Arme geschlossen wurde, aber auch auf Sariel und Catherine Dubois, die mit Said-Angelo, Luciano und Jan spielte und von Cassandra und Selvaggia beobachtet wurde. Gemeinsam berichteten Metatron, Belial, Astaroth und Kat von den Ereignissen.
„Dann haben wir ja von diesem Ekel Seraphiel in Zukunft keine Besuche mehr zu erwarten bei denen er sich hier aufspielt als hätte er was zu melden.“ meinte Cassandra als sie Kat in „ihrer Familie“ willkommen hieß. „Hoffen wir es, meine Liebe...“ sagte ihr Mann und lächelte als Sylvie, die Kindergartenköchin mit ihren Kindern in die Küche kam und einen Kuchen auf den Tisch stellte. „Ich hatte gedacht, dass zu einer Taufe auch ein anständiger Kuchen gehört. "Herzlichen Glückwunsch, Katherine, der Seraphiel war wirklich unangenehm...“ sagte sie und auch ihre Kinder beglückwünschten alle Beteiligten.
„Dann hoffe ich, dass wir eine Weile Ruhe haben... Selvi kann sie wegen der Zwillinge dringend brauchen und dann wollen wir im August ja Hagiels und Tillys Hochzeit begehen...“ meinte Metatron und lächelte dem Engel zu.
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