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Ein kleiner Ausritt

Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft / P12 / Gen
Lord Yikmo Sonea
25.04.2016
25.04.2016
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Das hier ist mein Beitrag zum [Wichteln] Die Gilde der schwarzen Magier (Ja, das Wichteln war 2013 und jetzt ist 2016...)

Mein Wichtelkind ist FinGoldhair

Ihre Vorgaben waren:
Plotpairing: Yikmo und Sonea
Stichwörter: Erinnerung, Übungsstunde, heiter, Lehrer

Ich hoffe sie kann mir verzeihen, dass ich drei Jahre für diesen Wichtelbeitrag gebraucht habe... ;)
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Kühle Morgenluft strich durch seine Haare, als er das Fenster öffnete.
Ein leeres Pergament wurde von seinem Schreibtisch geweht, die Seiten eines offenen Buches umgeblättert. Ein junger Vogel zwitscherte einsam sein Morgenlied.
Leise seufzend, klappte Yikmo das Buch zu, legte das Pergament auf den Tisch zurück und beschwerte es mit ebenjenem Buch. Es dauerte noch mindestens drei Stunden bis der Unterricht begann und trotzdem war er schon wach, noch nicht einmal die Sonne war über den Horizont gestiegen. Gewöhnlicher weise stand er mit der Sonne auf, aber irgendetwas schien heute anders zu sein.
Er ging um den Schreibtisch herum, setzte sich aufs Fensterbrett und blickte in die Gärten hinunter. Wie normal, war so früh noch nichts los. Die Magier, die keine Lehrer waren, schliefen länger und wagten sich erst während der zweiten oder gar dritten Unterrichtsstunde nach draußen – vorausgesetzt es war gutes Wetter. Er gehörte zu den wenigen, die zu dieser frühen Stunde schon wach waren und ab und an einen Spaziergang durch die Gärten machten.
Bevor der Unterricht begann tat er das gerne, man konnte bei kalter Morgenluft und der Stille, die dort herrschte, am besten nachdenken.
Er wollte gerade den Blick von den Gärten abwenden, als er eine Gestalt gefolgt von einer schwachen Lichtkugel zwischen den Hecken laufen sah. Die Gestalt schien von der Residenz des Hohen Lords zu kommen. Neugierig und skeptisch, wer sich um diese Zeit bei der Residenz herumtrieb, stand er auf und lief durch die Universität zu den Gärten.
Natürlich konnte die Gestalt schon längst woanders hingegangen sein, doch sein Instinkt sagte ihm, dass die Person noch hier war, in seiner Nähe. Und tatsächlich, als er um die nächste Ecke bog, traf er auf…„Sonea?“
Erschrocken blickte das Mädchen auf, sie schien wohl ganz in Gedanken versunken gewesen zu sein.
„Lord Yikmo…“ hastig verbeugte sie sich, als sie ihren Nachhilfelehrer erkannte.
„Was tust du so früh hier, Sonea?“ fragte Yikmo, ehrlich verwundert.
Ihr Blick wanderte kurz zurück, Richtung Residenz, dann antwortete sie leise: „Ich konnte nicht mehr schlafen und brauchte etwas frische Luft und…“ sie brach ab und zuckte mit den Schultern.
Yikmo nickte verständlich. „Eine gute Zeit zum nachdenken, nicht wahr.“
Ihre Mundwinkel zuckten kurz, dann nickte sie.
Plötzlich kam Yikmo eine Idee, er grinste Sonea an. „Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen. Es wird eine Weile dauern, aber du wirst rechtzeitig zum Unterricht zurück sein.“
Gefolgt von Sonea machte er sich auf den Weg zu den Ställen.

Die Sonne begann über den Horizont zu steigen und tauchte die Hügel um Imardin in ein helles Orange. Zwei Reiter bahnten sich den Weg durch den Nebelschleier, der noch auf den Wiesen im Tal lag.
„Komm…treib das Pferd ein bisschen an. Ja, genau so. Sehr gut.“
Das Lächeln, das über Soneas Gesicht huschte als ihr Pferd antrabte, war jedoch gleich wieder verschwunden. Aber es war immerhin dagewesen.
„Willst du mal ein wenig galoppieren?“ Yikmo sah zu ihr hinüber…und musste laut lachen als er ihr entsetztes Gesicht sah.
„Das ist nichts Schlimmes. Im Grunde genommen ist es sogar einfacher als zu traben.“
Unsicher sah Sonea ihren Tutor an, aber dieser lächelte und nickte ihr zu.
„Das schaffst du. Pass auf. Drücke die Schenkel fest zusammen, setz dich tief in den Sattel. Genau, dann nimmt die eine Hand die Zügel, lass sie ruhig locker, und mit der anderen Hand kannst du dich jetzt am Sattel festhalten.“ Er grinste. „Gut, und jetzt schließ die Augen und treib dein Pferd an…“
„Was?“ erschrocken wandte sich Sonea zu ihm.
„Keine Sorge…vertrau mir.“ dann blickte Yikmo ihr Pferd an. „Vertrau ihm.“
Die Novizin nickte, dann schloss sie die Augen und trieb ihr Pferd an, Yikmo folgte ihr.
In der aufgehenden Sonne galoppierten die beiden den Hügel hinauf. Erst wärmten die Sonnenstrahlen ihre Köpfe, dann ihr Hände bis hin zu den Füßen. Es war herrlich.
Kurz bevor sie den höchsten Punkt des Hügels erreicht hatten öffnete Sonea ihre Augen, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus als sie sich vorsichtig umsah, dann wurde das Lächeln zu einem Grinsen und schlussendlich zu einem Lachen. Einem befreiten Lachen, wie Yikmo es aus ihrem Mund noch nie gehört hatte.
Ihre kurzen Haare flatterten im Wind mit ihren Roben um die Wette und ihre tränenden Augen lachten wie ihr Mund.

Yikmo hielt sein Pferd an und Sonea tat es ihm gleich. Sie stiegen ab und ließen die Tiere grasen.
Mit einem zufriedenen Seufzer ließ Yikmo sich ins Gras fallen, dann sah er Sonea an. Das Mädchen stand neben ihm und hatte ihren Blick auf irgendetwas in der Ferne gerichtet.
„Es ist schön hier.“ bemerkte sie und setzte sich. Yikmo richtete sich auf. „Ja. Ich mag diesen Ort sehr, vor allem morgens, wenn die Welt langsam erwacht.“
Sonea nickte. „Es ist schön einsam hier.“
‘Einsam. Das ist es. Sonea wirkt immer so einsam. Sie scheint sich bei ihrem Mentor nicht wohl zu fühlen – zugegeben wundert mich das nicht, Akkarin ist so ziemlich das Gegenteil von Rothen – aber auch ihren Mitschülern geht sie aus dem Weg. Vor allem dieser Regin macht ihr das Leben schwer. Ich verstehe nicht, warum Akkarin nichts gegen ihn unternimmt…‘
Und plötzlich kam Yikmo eine Idee. Er konnte Sonea zwar nicht helfen, sich mit ihren Mitschülern anzufreunden oder ihr die Angst vor Akkarin nehmen, aber er konnte ihr immerhin helfen Regin zu entkommen.
„Sonea? Hast du schon mal etwas von Illusionen gehört?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Dann möchte ich dir beibringen, wie man sie erschaffen kann und wozu man sie einsetzt.“
Aufmerksam sah Sonea ihn an, daher fuhr er fort: „Wenn man sich verteidigen muss und schwächer ist als der Gegner, oder vermeiden möchte ihn zu verletzen, dann kann man sich mit – ich nenne es mal Tricks – wie Illusionen weiterhelfen. Es erfordert starke Konzentration eine real aussehende Illusion zu erschaffen. Man braucht viel Übung und muss seine Umwelt genau betrachten.
Wenn ich hier zum Beispiel eine Illusion erschaffen möchte muss ich sowohl die Licht- und Schattenverhältnis mit einberechnen…“
Yikmo schloss die Augen und erschuf im Geiste ein Bild von Lorlen, dann griff er nach seiner Magie und ließ eine Illusion vom Administrator der Gilde erscheinen.
Der Krieger stand auf und stellte sich neben sein Trugbild. Er ließ Lorlens Haare und Roben gegen den Wind fliegen.
Sonea grinste. „…als auch Dinge wie Wind.“ beendete sie den Satz.
Erheitert sah Yikmo seine Schülerin an und ließ die Illusion wieder verschwinden. „Jetzt du.“
„Ich soll eine Illusion von Administrator Lorlen erschaffen?“ fragte Sonea überrascht.
Lachend schüttelte Yikmo den Kopf. Er griff in seine Robentasche, zog eine Nuss heraus und reichte sie Sonea. „Versuche es erst mal mit etwas einfacherem.“ sagte er zwinkernd.

Nach einigen mäßig erfolgreichen Versuchen drehte die Novizin sich zu ihrem Lehrer um. In der Hand, die sie ihm entgegenstreckte lagen zwei identisch aussehende Nüsse.
„Welches ist die echte?“ fragte die Schülerin stolz, doch noch bevor ihr Tutor etwas sagen konnte fegte ein Windstoß eine der beiden Nüsse von Soneas Hand, die andere blieb bewegungslos liegen.
„Sehr gut! Du lernst sehr schnell.“ sagte Yikmo. „Nur schade, dass ich jetzt auf meine Nuss verzichten muss.“
Sonea ließ die Illusion auf ihrer Hand verschwinden und zog grinsend etwas aus ihrer Robentasche.
„Diese Nuss?“
Überrascht sah Yikmo seine Schülerin an. Er erinnerte sich noch an die erste Nachhilfestunde, die er ihr gegeben hatte. Sie war nur dort gewesen, weil man es von ihr verlangt hatte, nicht weil sie ehrlich in Kriegskunst besser werden wollte, doch jetzt hatte er ihr etwas gegeben, was ihr Spaß machte, was sie einzusetzen wusste. Kriegskunst brachte nicht nur Zerstörung, gerade durch Kriegskunst konnte man Zerstörung auch vermeiden. Er war sich sicher, dass Sonea das langsam bewusst geworden war und es erfüllte ihn mit Stolz.
„Beide Nüsse waren Illusionen?“ fragte Yikmo.
Sonea nickte.
Der Lehrer sah seine Schülerin an.
„Als Lehrer darf ich so etwas nicht, aber als ein Freund schon.“ sagte Yikmo und schloss Sonea in die Arme. „Ich bin stolz auf dich.“
Als er sich wieder von ihr löste, sah er wie Tränen in ihren Augen schimmerten. Ihr Gesicht hatte etwas Farbe bekommen und wurde von einem Lächeln geschmückt.
„Nächste Woche machen wir eine Übungsstunde in der wir versuchen so wenig wie möglich zu kämpfen, sondern die Illusionen einsetzen um den anderen zu überlisten. Ich bin mir sicher, dass du dann schon so weit sein wirst.“
Sonea nickte.
Lächelnd legte Yikmo ihr eine Hand auf die Schulter: „Komm, machen wir uns auf den Rückweg, sonst kommen wir zu spät.“
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