Die Musik spielt.. ♪
von pajaro mosca
Kurzbeschreibung
[Revolverheld] [Johakob/ Johannes x Jakob]
GeschichteLiebesgeschichte / P12 / MaleSlash
21.04.2016
21.04.2016
1
2.268
2
21.04.2016
2.268
Hey! *wink*
Ich kann mir echt nicht erklären wieso, aber irgendwie scheinen die Revolverheld-Fanfictions etwas eingeschlafen zu sein. :c
Dabei war ich im März auf einem einzigen Konzert, und mein Kopf ist vor Plots fast explodiert! :D
Da wird andauernd auf der Bühne geflirtet und gekuschelt und.. es werden Purzelbäume gemacht, und kaum jemand schreibt Fanfictions.
Das geht so ja nicht, also musste diese Geschichte sich leider vordrängeln, obwohl ich eigentlich an meiner längeren Prosa Story hatte weiterschreiben wollen.
Naja, Produktiv ist produktiv, ne? :D
Also.. Revolverheld, eigentlich nur Johannes und Jakob... in Love eben.
Ich bin dann mal weg, viel Spaß
Pajaro/Laura :3
Würde er sich nicht so sehr auf das Schlagzeug spielen konzentrieren, er würde in Tränen ausbrechen, einen Nervenzusammenbruch erleiden.
Einzig diese Konzentration auf ihre Musik und Johannes' Stimme, die sich ganz allein dem Rhythmus anpasste, den er vorgab, halfen ihm ruhig zu bleiben.
Seine Hände umklammerten die Drumsticks - so fest, dass jener Klammergriff ihr Zittern unterdrückte.
Würde er jetzt allein sein, weit fort von allem.. Er würde schreien. Er würde so laut schreien, dass der Himmel ins wanken geriet; Schluchten sich auftaten, die ganze Berge verschlingen würden. Seinen Kummer herausschreien, seinen Zorn.
Die Gefühle, denen er keinen Namen geben wollte, gegen deren Benennung er sich vehement weigerte, obwohl ihre Bedeutung ihm so bewusst war, so zum greifen nah, in jeder Stunde, jeder Sekunde seines Lebens.
Er würde am Liebsten etwas zerstören, hätte er vielleicht sogar, hätte das Instrument seine Hände nicht so sehr im Griff.
Denn so war es: Nicht er spielte das Instrument, Das Instrument spielte, besänftigte, ihn und half ihm, die Kontrolle nicht zu verlieren.
Es säuselte ihm vor, dass er all' das schaffte, dass er allein das Zittern seiner Gliedmaßen und das Brechen seiner Stimme unterdrückte, doch er tat nichts. Gar nichts.
Er hing wie eine Marionette in den Fäden und die Musik spielte ihn.
Sie gab sich die allergrößte Mühe, zerrte, rüttelte, zog an ihm, doch schaffte sie es nicht ihn gänzlich mitzureißen.
Er ließ sich zwar soweit fallen, dass er die Kontrolle seiner Gliedmaßen dem Unterbewussten, der Musik übergab, aber seinen Kopf konnte er nicht abschalten.
Obwohl der Rest seines Körpers so mitgerissen schien, kreisten seine Gedanken um ein einziges Thema, ein Szenario.
Malten es aus, sehnten es herbei, schlossen es weg, tabuisierten es, kramten es schließlich wieder hervor, um es noch deutlicher, noch greifbarer, noch schmackhafter darzustellen.
Doch egal, wie es sich in seinem Kopf drehte und wendete, er steckte fest. Es ging nicht vor und nicht zurück, auf das tabuisieren folgte immer das hervorkramen, und egal, wie schmackhaft es ihm gemacht wurde, es wurde am Ende doch wieder weggesperrt.
Egal, wie rot die Lippen vor ihm waren, wie nah das andere Gesicht. Ganz egal, wie intensiv es sich anfühlte, was sein Kopf ihm vorspielte, kurz darauf folgte immer das kalte Wasserbad.
Es war jedes mal anders. Obwohl es sich immer anfühlte, als schüttete ihm jemand Eiswasser über den Körper, war es jedes Mal eine Andere Situation, die sein Kopf ihm vorgaukelte.
Manchmal küsste er die Lippen vor sich und bekam kurz darauf eine Saftige Backpfeife, mal wurde er beschimpft, bespuckt oder anderweitig verletzt.
Doch am Schlimmsten war es, wenn er allein gelassen wurde.
Wenn sein Kopf, sein Denken ihm signalisierte, dass er verlassen wurde, sobald er auslebte, was er so zu verstecken versuchte.
Denn das war das aller furchtbarste, was er sich vorstellen konnte: Allein zu sein.
Um ihn herum nur Dunkelheit, Stille. Bei diesem Gedanken würde er sich am Liebsten schütteln, da es ihm kalt den Rücken hinunter lief, doch die Musik hatte seinen Körper noch immer fest im Griff.
Und obwohl sein Kopf der Musik kaum folgen konnte, spielten seine Hände fehlerfrei. Er gab die Arbeit vollkommen ab, bemerkte eigentlich gar nichts.
Das Ende des Auftritts, die Zugabe, Der Tourbus, das Hotel.
Alles war an ihm vorbeigezogen. Er fühlte sich paralysiert, sprach kein Wort.
Denn erst in dem Moment, in dem die Musik - und damit auch ihr Spiel mit ihm - endete, und sie die Bühne verließen, merkte er wirklich, wie sehr ihn das mitnahm.
Er konnte sich nicht konzentrieren, nicht ohne Hilfe, ohne den roten Faden, den die Musik für seine Hände gezogen hatte.
Sie hatte ihm gezeigt, was er tun sollte, hatte seinen Körper abgelöst, so dass seine Gedanken freien lauf hatten.
Doch er bemerkte nun zum ersten Mal, seit er sich mit dem Verbotenen Gedanken an Johannes' Lippen beschäftigte, in welch schlechter Verfassung er körperlich war.
Er war blass, ihm war in letzter Zeit oft schlecht, er aß zu wenig, einfach weil sein Kopf stetig zu verarbeiten versuchte, dass er niemals das bekommen könnte, was er sich so sehr wünschte. Der Gedanke an Einsamkeit schreckte ihn so sehr ab, hundert mal mehr, als alle Schläge und Beleidigungen, die er an den Kopf bekommen könnte.
Er fühlte sich elend, ihm war kalt.
Er saß am Fußende des Doppelbettes, zog die Decke über seine Schultern und versuchte, die Kälte zu verdrängen, die sich nicht verdrängen ließ. Nicht von einer solch winzigen Decke.
Er schüttelte sich und versuchte krampfhaft, das Rauschen der Dusche, dass leise aus dem Badezimmer drang zu ignorieren, doch scheiterte.
Er kam nicht Drumherum, sich vorzustellen, wie Johannes unter Dusche stand, das Wasser ihre Bahnen über den Körper zog, den er nie berühren dürfte - zumindest nicht so, wie er es wollte. Er wollte fliehen, wegrennen, doch seine Beine würden ihn niemals weit tragen, grenzte es doch an ein Wunder, dass sie es bis hier her getan hatten.
Natürlich, er hätte einfach sagen können, dass er sich das Zimmer dieses Mal lieber mit Kris teilen wollte, oder Niels. Ihm wäre sicher eine gute Ausrede eingefallen, ihre 'Tradition' über den Haufen zu werfen. Sie nahmen stets zwei Doppelzimmer, er wusste gar nicht mehr, wie sich das entwickelt hatte.
Also, er hätte heute Nacht ruhigen Schlaf finden können, er hatte die Möglichkeit dazu gehabt. Doch er lag lieber schlaflos neben Johannes, quälte sich selber, als gar nicht neben ihm zu liegen. Es war mehr als verrückt, er wusste das, doch er wollte sich der Nähe, die er bekam, nicht entziehen. Selbst, wenn es eine Andere Nähe war, als die, die er sich wünschte.
Als das charakteristische Geräusch eines aufspringenden Schlosses von der Badezimmertür ertönte, zuckte er heftig zusammen. Er zog die Decke fester um sich und senkte den Blick, als die Tür geöffnet wurde.
Er spürte mehr als deutlich, dass Johannes ihn musterte.
Sogar die Sorge, schien er auf seinem Körper zu spüren, was allerdings wohl eher daran lag, dass er sie unbedingt spüren wollte, dass er wollte, dass Johannes sich um ihn sorgte, weil das bedeutete, dass er ihm wichtig war.
Natürlich wusste er, dass er den Anderen nicht egal war. Sie waren Freunde seit einer gefühlten Ewigkeit.
Sicher, er hatte auch schon die Sorge von Niels oder Kris gespürt, doch die Sorge von Johannes war etwas anderes. Er hatte das Gefühl, um sie kämpfen zu müssen, wie um irgendeine Gunst, obwohl er eigentlich wusste, dass sie stets da war.
Außerdem konnte man Sorge sehr gut überinterpretieren.
Von 'Johannes Sorgt sich um mich' bis 'Johannes liebt mich' hatte sein Kopf es nicht mehr weit, und so konnte er fröhlich eine neue Theorie aufstellen, wie eine Beichte seiner Gefühle für den Sänger aussehen könnte.
Und dann hätte seine Gedankenwelt neues Material, würde das Eiswasser hervorholen, oder ihn gleich in's Nordpolarmeer stoßen, ihn vernichtend zu Boden schmettern.
Er war sich nicht sicher, wie oft er es noch schaffen würde wieder aufzustehen.
Johannes Blick wendete sich nicht von ihm ab, ebenso wie sich sein Blick nicht vom Boden hob. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis er spürte, wie sich die Matratze neben ihm absenkte. Kurz darauf spürte er einen Arm, der die Decke von seinen Schultern strich und sich stattdessen um sie legte.
"Hey.. Jakob.", vernahm er kurz darauf Johannes' Stimme.
Er war gedanklich noch zu sehr damit beschäftig, wie es sein konnte, dass allein der Arm des Sängers ihn so viel mehr wärmte, als die blöde Decke.
"Denkst du.. Denkst du, dass wir nicht merken, wie beschissen du dich fühlst?"
Weiter hielt er seinen Blick am Boden, antwortete nicht.
"Ich hab mir das jetzt lang genug angesehen. Was ist mit dir, Jakob?", fragte er, der Druck um seine Schultern lockerte sich und er schaute ihn eindringlich an.
Er versuchte es mit einem jämmerlichen "Mir geht es gut.", doch das konnte Johannes wie erwartet nicht überzeugen.
"Jakob!", wurde er ermahnt, doch nicht mal das überzeugte ihn, endlich ehrlich zu sein.
"Okay. Vielleicht geht's mir nicht so super.. Aber können wir bitte einfach.. einfach schlafen gehen?", fragte er verzweifelt, wollte nicht darüber reden, nicht jetzt. (Am Liebsten Niemals)
Und als Johannes' Blick auf Jakobs Wange fiel, auf der eine einsame Träne herab ran, und er den Blick in Johannes' braunen Augen sah, der mindestens genauso verzweifelt wie seiner sein musste, zerbrach etwas in ihm.
Johannes nickte schwach, doch anstatt sich zu erheben, legte er beide Arme um Jakob.
Dieser, etwas überrumpelt, da er gedacht hatte, die Situation mit seinen Worten beendet zu haben, legte ebenfalls seine Arme um den Sänger.
Er fühlte sich, als müsste er sich rechtfertigen, doch er wollte es nicht.
Johannes und er hielten sich gegenseitig in den Armen und alles, was er wollte war, dass es niemals endete. Das es einfach so blieb, gut wurde, ohne das sie darüber reden mussten.
Doch er hielt es schlicht nicht lange aus.
Die traurige Wahrheit war eben, dass sie darüber reden mussten. Johannes' Umarmung zwang ihn dazu. Es lag unausgesprochen zwischen ihnen, dass Johannes etwas hören wollte.
"Ich.. Ich will ja darüber reden.." 'Lügner!', unterbrach er sich in Gedanken.
"Aber.. Ich kann nicht, nicht jetzt, nicht sofort. Ich.. werde dir.. sagen, wenn es mir schlechter geht.." Johannes drückte ihn an den Schultern etwas von sich, starrte ihm unzufrieden entgegen, mit seinem so verflucht nahen, eindringlichen Blick.
"Noch schlimmer? Hast du dich mal angesehen?", sagte er leise, sein Blick lag voller Skepsis.
Jakob konnte dazu nichts sagen, senkte seinen Blick.
Er beobachtete seine Füße, wackelte mit den Zehen, wartete, dass Johannes' die Geduld verlor und ihn in Frieden lies.
Doch stattdessen spürte er nach einer Weile eine Berührung an seiner Stirn, so unendlich sanft.
Es waren Lippen, Johannes' Lippen!
Er musste träumen, es konnte nicht anders sein. Er träumte.
Gleich kam das kalte Wasserbad, mit unendlich Wucht würde es ihn treffen.
Leichte Panik ergriff ihn, während er wartete und... nichts geschah.
Einfach gar nichts.
Er traute sich aber auch nicht, den Kopf zu heben, oder irgendeinen Laut von sich zu geben.
Es blieb einfach nur still zwischen ihnen, bis Johannes schließlich leise seufzte.
Und Jakob verstand nichts, rein gar nichts.
Er wusste, dass es nicht echt war, dass sich sein Kopf nur besonders viel Zeit ließ, mit dem Eisbad. Doch trotzdem konnte er die Freude, das aufgeregte Kribbeln nicht unterdrücken.
Er wusste auch, dass es schlimmer wurde, umso mehr er es genoss, doch er konnte nicht anders. Er konnte nicht anders, als Johannes' Hände zu genießen, die um ihn lagen, und ihn wissen ließen, dass er trotz der gefürchteten Stille nicht allein war.
Und dann ertönte Johannes Stimme. Jakob wollte sich fast die Ohren zu halten, nun würden die Worte folgen. Die verhassten Worte, in Folge derer er schweißgebadet aus seinem Angsttraum erwachen würde.
Doch er tat es nicht, die klitzekleine Hoffnung, die trotz allem noch existierte, immer lauter schrie, hielt ihn ab. Er lauschte, hatte Angst, doch konnte die Hoffnung von Wort zu Wort wachsen spüren.
"Verstehst du.. Verstehst du denn nicht, dass ich das nicht mehr mit ansehen kann, weil du mir so.. so unendlich wichtig bist? Wichtiger.. viel Wichtiger, als du sein solltest?"
Er hob seinen Kopf, blickte Johannes direkt in die Augen, doch das war so surreal.
Wie der Sänger den Blick erwiderte, so tief und ehrlich.
Und doch konnte Jakob die Angst, dass gleich alles einfach verpuffte und er aufwachte nicht ablegen.
Doch das geschah nicht, es geschah insgesamt nicht viel.
Den Blickkontakt konnte keiner der beiden lösen.
Jede Sekunde in der Jakob nicht wach wurde, und jeder dieser magischen Zentimeter, die Johannes' Gesicht näher kam, wurde unerträglicher für ihn.
Wenn er wirklich wieder nur träumte, würde er gleich unendlich leiden müssen.
Und dann gab es diesen einen Moment, in dem er schlagartig wusste, dass er nicht träumen konnte, dass das niemals ein Traum war.
Johannes' Lippen auf seinen hatten sich in jedem Traum unglaublich gut angefühlt, aber als sie dieses Mal auf seine trafen, war es.. anders.
Johannes zu küssen war wie ein Melodie. Eine unglaublich sanfte, leise Melodie umspielte sie, und sie beide stimmten mit ein.
Er wollte versinken, und gleichzeitig wollte er alles ganz genau spüren, nichts verpassen. Kein einziger der wunderbaren Töne sollte ihm verloren gehen, jeder sollte in seinem Kopf verbleiben, dort auf ewig erklingen.
Er war wach, er war hellwach.
Keiner seiner Träume hätte jemals so lebendige Töne hervorbringen können, eine so klare Abfolge, einen so unverwechselbaren Moment. Etwas so... intensives. Niemals hätte einer seiner Träume so sein können, so echt.
Es war unglaublich, so unglaublich schön, wie sich mit dem leisen verklingen der Melodie auch seine Probleme, all seine Sorgen aufzulösen schienen.
Er blickte in Johannes Augen und in stummem Einverständnis ließen sie die Töne erneut klingen, ließen sie lauter, kraftvoller, begieriger werden.
Sie hingen wie Marionetten in den Fäden und die Musik spielte sie.
Ich kann mir echt nicht erklären wieso, aber irgendwie scheinen die Revolverheld-Fanfictions etwas eingeschlafen zu sein. :c
Dabei war ich im März auf einem einzigen Konzert, und mein Kopf ist vor Plots fast explodiert! :D
Da wird andauernd auf der Bühne geflirtet und gekuschelt und.. es werden Purzelbäume gemacht, und kaum jemand schreibt Fanfictions.
Das geht so ja nicht, also musste diese Geschichte sich leider vordrängeln, obwohl ich eigentlich an meiner längeren Prosa Story hatte weiterschreiben wollen.
Naja, Produktiv ist produktiv, ne? :D
Also.. Revolverheld, eigentlich nur Johannes und Jakob... in Love eben.
Ich bin dann mal weg, viel Spaß
Pajaro/Laura :3
Die Musik spielt..
♪♫♫♫♫♫♫♪
Würde er sich nicht so sehr auf das Schlagzeug spielen konzentrieren, er würde in Tränen ausbrechen, einen Nervenzusammenbruch erleiden.
Einzig diese Konzentration auf ihre Musik und Johannes' Stimme, die sich ganz allein dem Rhythmus anpasste, den er vorgab, halfen ihm ruhig zu bleiben.
Seine Hände umklammerten die Drumsticks - so fest, dass jener Klammergriff ihr Zittern unterdrückte.
Würde er jetzt allein sein, weit fort von allem.. Er würde schreien. Er würde so laut schreien, dass der Himmel ins wanken geriet; Schluchten sich auftaten, die ganze Berge verschlingen würden. Seinen Kummer herausschreien, seinen Zorn.
Die Gefühle, denen er keinen Namen geben wollte, gegen deren Benennung er sich vehement weigerte, obwohl ihre Bedeutung ihm so bewusst war, so zum greifen nah, in jeder Stunde, jeder Sekunde seines Lebens.
Er würde am Liebsten etwas zerstören, hätte er vielleicht sogar, hätte das Instrument seine Hände nicht so sehr im Griff.
Denn so war es: Nicht er spielte das Instrument, Das Instrument spielte, besänftigte, ihn und half ihm, die Kontrolle nicht zu verlieren.
Es säuselte ihm vor, dass er all' das schaffte, dass er allein das Zittern seiner Gliedmaßen und das Brechen seiner Stimme unterdrückte, doch er tat nichts. Gar nichts.
Er hing wie eine Marionette in den Fäden und die Musik spielte ihn.
Sie gab sich die allergrößte Mühe, zerrte, rüttelte, zog an ihm, doch schaffte sie es nicht ihn gänzlich mitzureißen.
Er ließ sich zwar soweit fallen, dass er die Kontrolle seiner Gliedmaßen dem Unterbewussten, der Musik übergab, aber seinen Kopf konnte er nicht abschalten.
Obwohl der Rest seines Körpers so mitgerissen schien, kreisten seine Gedanken um ein einziges Thema, ein Szenario.
Malten es aus, sehnten es herbei, schlossen es weg, tabuisierten es, kramten es schließlich wieder hervor, um es noch deutlicher, noch greifbarer, noch schmackhafter darzustellen.
Doch egal, wie es sich in seinem Kopf drehte und wendete, er steckte fest. Es ging nicht vor und nicht zurück, auf das tabuisieren folgte immer das hervorkramen, und egal, wie schmackhaft es ihm gemacht wurde, es wurde am Ende doch wieder weggesperrt.
Egal, wie rot die Lippen vor ihm waren, wie nah das andere Gesicht. Ganz egal, wie intensiv es sich anfühlte, was sein Kopf ihm vorspielte, kurz darauf folgte immer das kalte Wasserbad.
Es war jedes mal anders. Obwohl es sich immer anfühlte, als schüttete ihm jemand Eiswasser über den Körper, war es jedes Mal eine Andere Situation, die sein Kopf ihm vorgaukelte.
Manchmal küsste er die Lippen vor sich und bekam kurz darauf eine Saftige Backpfeife, mal wurde er beschimpft, bespuckt oder anderweitig verletzt.
Doch am Schlimmsten war es, wenn er allein gelassen wurde.
Wenn sein Kopf, sein Denken ihm signalisierte, dass er verlassen wurde, sobald er auslebte, was er so zu verstecken versuchte.
Denn das war das aller furchtbarste, was er sich vorstellen konnte: Allein zu sein.
Um ihn herum nur Dunkelheit, Stille. Bei diesem Gedanken würde er sich am Liebsten schütteln, da es ihm kalt den Rücken hinunter lief, doch die Musik hatte seinen Körper noch immer fest im Griff.
Und obwohl sein Kopf der Musik kaum folgen konnte, spielten seine Hände fehlerfrei. Er gab die Arbeit vollkommen ab, bemerkte eigentlich gar nichts.
Das Ende des Auftritts, die Zugabe, Der Tourbus, das Hotel.
Alles war an ihm vorbeigezogen. Er fühlte sich paralysiert, sprach kein Wort.
Denn erst in dem Moment, in dem die Musik - und damit auch ihr Spiel mit ihm - endete, und sie die Bühne verließen, merkte er wirklich, wie sehr ihn das mitnahm.
Er konnte sich nicht konzentrieren, nicht ohne Hilfe, ohne den roten Faden, den die Musik für seine Hände gezogen hatte.
Sie hatte ihm gezeigt, was er tun sollte, hatte seinen Körper abgelöst, so dass seine Gedanken freien lauf hatten.
Doch er bemerkte nun zum ersten Mal, seit er sich mit dem Verbotenen Gedanken an Johannes' Lippen beschäftigte, in welch schlechter Verfassung er körperlich war.
Er war blass, ihm war in letzter Zeit oft schlecht, er aß zu wenig, einfach weil sein Kopf stetig zu verarbeiten versuchte, dass er niemals das bekommen könnte, was er sich so sehr wünschte. Der Gedanke an Einsamkeit schreckte ihn so sehr ab, hundert mal mehr, als alle Schläge und Beleidigungen, die er an den Kopf bekommen könnte.
Er fühlte sich elend, ihm war kalt.
Er saß am Fußende des Doppelbettes, zog die Decke über seine Schultern und versuchte, die Kälte zu verdrängen, die sich nicht verdrängen ließ. Nicht von einer solch winzigen Decke.
Er schüttelte sich und versuchte krampfhaft, das Rauschen der Dusche, dass leise aus dem Badezimmer drang zu ignorieren, doch scheiterte.
Er kam nicht Drumherum, sich vorzustellen, wie Johannes unter Dusche stand, das Wasser ihre Bahnen über den Körper zog, den er nie berühren dürfte - zumindest nicht so, wie er es wollte. Er wollte fliehen, wegrennen, doch seine Beine würden ihn niemals weit tragen, grenzte es doch an ein Wunder, dass sie es bis hier her getan hatten.
Natürlich, er hätte einfach sagen können, dass er sich das Zimmer dieses Mal lieber mit Kris teilen wollte, oder Niels. Ihm wäre sicher eine gute Ausrede eingefallen, ihre 'Tradition' über den Haufen zu werfen. Sie nahmen stets zwei Doppelzimmer, er wusste gar nicht mehr, wie sich das entwickelt hatte.
Also, er hätte heute Nacht ruhigen Schlaf finden können, er hatte die Möglichkeit dazu gehabt. Doch er lag lieber schlaflos neben Johannes, quälte sich selber, als gar nicht neben ihm zu liegen. Es war mehr als verrückt, er wusste das, doch er wollte sich der Nähe, die er bekam, nicht entziehen. Selbst, wenn es eine Andere Nähe war, als die, die er sich wünschte.
Als das charakteristische Geräusch eines aufspringenden Schlosses von der Badezimmertür ertönte, zuckte er heftig zusammen. Er zog die Decke fester um sich und senkte den Blick, als die Tür geöffnet wurde.
Er spürte mehr als deutlich, dass Johannes ihn musterte.
Sogar die Sorge, schien er auf seinem Körper zu spüren, was allerdings wohl eher daran lag, dass er sie unbedingt spüren wollte, dass er wollte, dass Johannes sich um ihn sorgte, weil das bedeutete, dass er ihm wichtig war.
Natürlich wusste er, dass er den Anderen nicht egal war. Sie waren Freunde seit einer gefühlten Ewigkeit.
Sicher, er hatte auch schon die Sorge von Niels oder Kris gespürt, doch die Sorge von Johannes war etwas anderes. Er hatte das Gefühl, um sie kämpfen zu müssen, wie um irgendeine Gunst, obwohl er eigentlich wusste, dass sie stets da war.
Außerdem konnte man Sorge sehr gut überinterpretieren.
Von 'Johannes Sorgt sich um mich' bis 'Johannes liebt mich' hatte sein Kopf es nicht mehr weit, und so konnte er fröhlich eine neue Theorie aufstellen, wie eine Beichte seiner Gefühle für den Sänger aussehen könnte.
Und dann hätte seine Gedankenwelt neues Material, würde das Eiswasser hervorholen, oder ihn gleich in's Nordpolarmeer stoßen, ihn vernichtend zu Boden schmettern.
Er war sich nicht sicher, wie oft er es noch schaffen würde wieder aufzustehen.
Johannes Blick wendete sich nicht von ihm ab, ebenso wie sich sein Blick nicht vom Boden hob. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen, bis er spürte, wie sich die Matratze neben ihm absenkte. Kurz darauf spürte er einen Arm, der die Decke von seinen Schultern strich und sich stattdessen um sie legte.
"Hey.. Jakob.", vernahm er kurz darauf Johannes' Stimme.
Er war gedanklich noch zu sehr damit beschäftig, wie es sein konnte, dass allein der Arm des Sängers ihn so viel mehr wärmte, als die blöde Decke.
"Denkst du.. Denkst du, dass wir nicht merken, wie beschissen du dich fühlst?"
Weiter hielt er seinen Blick am Boden, antwortete nicht.
"Ich hab mir das jetzt lang genug angesehen. Was ist mit dir, Jakob?", fragte er, der Druck um seine Schultern lockerte sich und er schaute ihn eindringlich an.
Er versuchte es mit einem jämmerlichen "Mir geht es gut.", doch das konnte Johannes wie erwartet nicht überzeugen.
"Jakob!", wurde er ermahnt, doch nicht mal das überzeugte ihn, endlich ehrlich zu sein.
"Okay. Vielleicht geht's mir nicht so super.. Aber können wir bitte einfach.. einfach schlafen gehen?", fragte er verzweifelt, wollte nicht darüber reden, nicht jetzt. (Am Liebsten Niemals)
Und als Johannes' Blick auf Jakobs Wange fiel, auf der eine einsame Träne herab ran, und er den Blick in Johannes' braunen Augen sah, der mindestens genauso verzweifelt wie seiner sein musste, zerbrach etwas in ihm.
Johannes nickte schwach, doch anstatt sich zu erheben, legte er beide Arme um Jakob.
Dieser, etwas überrumpelt, da er gedacht hatte, die Situation mit seinen Worten beendet zu haben, legte ebenfalls seine Arme um den Sänger.
Er fühlte sich, als müsste er sich rechtfertigen, doch er wollte es nicht.
Johannes und er hielten sich gegenseitig in den Armen und alles, was er wollte war, dass es niemals endete. Das es einfach so blieb, gut wurde, ohne das sie darüber reden mussten.
Doch er hielt es schlicht nicht lange aus.
Die traurige Wahrheit war eben, dass sie darüber reden mussten. Johannes' Umarmung zwang ihn dazu. Es lag unausgesprochen zwischen ihnen, dass Johannes etwas hören wollte.
"Ich.. Ich will ja darüber reden.." 'Lügner!', unterbrach er sich in Gedanken.
"Aber.. Ich kann nicht, nicht jetzt, nicht sofort. Ich.. werde dir.. sagen, wenn es mir schlechter geht.." Johannes drückte ihn an den Schultern etwas von sich, starrte ihm unzufrieden entgegen, mit seinem so verflucht nahen, eindringlichen Blick.
"Noch schlimmer? Hast du dich mal angesehen?", sagte er leise, sein Blick lag voller Skepsis.
Jakob konnte dazu nichts sagen, senkte seinen Blick.
Er beobachtete seine Füße, wackelte mit den Zehen, wartete, dass Johannes' die Geduld verlor und ihn in Frieden lies.
Doch stattdessen spürte er nach einer Weile eine Berührung an seiner Stirn, so unendlich sanft.
Es waren Lippen, Johannes' Lippen!
Er musste träumen, es konnte nicht anders sein. Er träumte.
Gleich kam das kalte Wasserbad, mit unendlich Wucht würde es ihn treffen.
Leichte Panik ergriff ihn, während er wartete und... nichts geschah.
Einfach gar nichts.
Er traute sich aber auch nicht, den Kopf zu heben, oder irgendeinen Laut von sich zu geben.
Es blieb einfach nur still zwischen ihnen, bis Johannes schließlich leise seufzte.
Und Jakob verstand nichts, rein gar nichts.
Er wusste, dass es nicht echt war, dass sich sein Kopf nur besonders viel Zeit ließ, mit dem Eisbad. Doch trotzdem konnte er die Freude, das aufgeregte Kribbeln nicht unterdrücken.
Er wusste auch, dass es schlimmer wurde, umso mehr er es genoss, doch er konnte nicht anders. Er konnte nicht anders, als Johannes' Hände zu genießen, die um ihn lagen, und ihn wissen ließen, dass er trotz der gefürchteten Stille nicht allein war.
Und dann ertönte Johannes Stimme. Jakob wollte sich fast die Ohren zu halten, nun würden die Worte folgen. Die verhassten Worte, in Folge derer er schweißgebadet aus seinem Angsttraum erwachen würde.
Doch er tat es nicht, die klitzekleine Hoffnung, die trotz allem noch existierte, immer lauter schrie, hielt ihn ab. Er lauschte, hatte Angst, doch konnte die Hoffnung von Wort zu Wort wachsen spüren.
"Verstehst du.. Verstehst du denn nicht, dass ich das nicht mehr mit ansehen kann, weil du mir so.. so unendlich wichtig bist? Wichtiger.. viel Wichtiger, als du sein solltest?"
Er hob seinen Kopf, blickte Johannes direkt in die Augen, doch das war so surreal.
Wie der Sänger den Blick erwiderte, so tief und ehrlich.
Und doch konnte Jakob die Angst, dass gleich alles einfach verpuffte und er aufwachte nicht ablegen.
Doch das geschah nicht, es geschah insgesamt nicht viel.
Den Blickkontakt konnte keiner der beiden lösen.
Jede Sekunde in der Jakob nicht wach wurde, und jeder dieser magischen Zentimeter, die Johannes' Gesicht näher kam, wurde unerträglicher für ihn.
Wenn er wirklich wieder nur träumte, würde er gleich unendlich leiden müssen.
Und dann gab es diesen einen Moment, in dem er schlagartig wusste, dass er nicht träumen konnte, dass das niemals ein Traum war.
Johannes' Lippen auf seinen hatten sich in jedem Traum unglaublich gut angefühlt, aber als sie dieses Mal auf seine trafen, war es.. anders.
Johannes zu küssen war wie ein Melodie. Eine unglaublich sanfte, leise Melodie umspielte sie, und sie beide stimmten mit ein.
Er wollte versinken, und gleichzeitig wollte er alles ganz genau spüren, nichts verpassen. Kein einziger der wunderbaren Töne sollte ihm verloren gehen, jeder sollte in seinem Kopf verbleiben, dort auf ewig erklingen.
Er war wach, er war hellwach.
Keiner seiner Träume hätte jemals so lebendige Töne hervorbringen können, eine so klare Abfolge, einen so unverwechselbaren Moment. Etwas so... intensives. Niemals hätte einer seiner Träume so sein können, so echt.
Es war unglaublich, so unglaublich schön, wie sich mit dem leisen verklingen der Melodie auch seine Probleme, all seine Sorgen aufzulösen schienen.
Er blickte in Johannes Augen und in stummem Einverständnis ließen sie die Töne erneut klingen, ließen sie lauter, kraftvoller, begieriger werden.
Sie hingen wie Marionetten in den Fäden und die Musik spielte sie.
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