Tanz ins Glück?
von Zirpende Grille
Kurzbeschreibung
Mirja Plogstedt ist erfolgreiche Musical-Darstellerin. Ganz nebenbei ist sie auch noch die kleine Schwester von Ole Plogstedt, den sie gerne in den Wahnsinn treibt. Ihr großer Bruder hat sie gebeten, seinen Kollegen durch die Sendung Let's Dance zu begleiten. Wo das nur alles hinführt? Werden Mirja und der besagte Kollege sich verstehen? Und vor allem: Kann Ole mit den Konsequenzen, die sich aus seiner Bitte ergeben werden, leben? Wie immer gilt, keine Biographien ;-)
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P12 / Gen
Andreas Schweiger
Frank Oehler
Nils Egtermeyer
OC (Own Character)
Ole Plogstedt
31.03.2016
25.04.2016
14
19.998
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04.04.2016
2.070
Nils kam angelaufen. „Wunderbar, mein Schatz, ab in den Übungsraum!“ bellte ich ihm entgegen, und folgte ihm. „So, warm bist du ja, also Aufstellung!“ begann ich direkt mit dem Unterricht. „NEIN! Was ist denn los? Sauberer treten! Nochmal!“ Nils tanzte die Schrittfolge erneut. „Geht doch!“ Er grinste mich kokett an. „Wenn ich dich im Arm halten darf, geht es noch einfacher.“ „Alter Charmeur, aber gut, dann eine Runde nur Grundschritt in Tanzhaltung.“ Ich drückte auf „repeat“, und wir tanzten einfach nur gut gelaunt durch den Raum. Nils wagte sich sogar an eine Drehung. Als wir geendet hatten, spürte ich sein Gesicht ganz nah an meinem, und ich bemerkte, dass er wahnsinnig gut roch. Nein, Mirja, schalt ich mich. Nach dem Fiasko mit Enzo war es wohl besser, eine Pause einzulegen.
Ich küsste ihn flüchtig auf die Wange, „Zwanzig Minuten Pause. Ausruhen, oder Vocalcoaching?“ „Ausruhen“, ächzte er. Ich dehnte mich, und tanzte eine Passage aus Aladdin. Allerdings war ich nicht wirklich zufrieden mit mir. Ich wiederholte die Stelle, bis Nils mich stoppte. „Hey, das Training ruft wieder!“ „Hast ja recht. Also Aufstellung, und BITTE!“ Wir probten weiter, bis wir beide erschöpft auf unseren Stühlen hingen. „Morgen ist trainingsfrei, aber übermorgen treffen wir uns wieder.“ Er schaute enttäuscht drein. „Ein Tag Pause muss sein, und übermorgen kommt ja auch das Kamerateam, das uns dann die restlichen Übungstage am Hintern kleben wird.“ „An deinem Hintern würde ich ja wirklich zu gerne kleben“, witzelte er. Ich lachte nur, stand auf, und setzte mich auf seinen Schoß. „Ist das so gut?“ Er drückte mich fest an sich. „So ist es besser.“ Wir saßen noch eine Weile so da, die Augen geschlossen, nur uns und die Berührung wahrnehmend. Ich spürte seinen Herzschlag. „Gute Herzfrequenz“, neckte ich ihn. „Naja, du bringst es dazu, schneller zu schlagen“, entgegnete er. „Ach, Nils, was mache ich nur ohne deine Flirtereien, wenn unser Training beendet ist?“ Er küsste mich auf die Schläfe. „Das frage ich mich auch. Also was ich ohne dich machen werde.“
Da steckte Ole seinen Kopf durch die Tür. „Das nennt ihr Training? Tzzzz“ Ich warf meine leere Wasserflasche nach ihm. „Ich liebe dich auch, Bruderherz!“
„Ernsthaft. Es ist inzwischen Mittag, und wir verhungern hier fast!“ Nun schaute auch Andi durch die Tür. „Dürfen wir noch duschen?“ Andi schüttelte den Kopf. „Aber wir stinken wie die Biber!“ „Wir gehen ja auch nur zur Dönerbude, da könnt ihr so mitkommen.“ „Dönerbude? Ole Alois Plogstedt, wieso Dönerbude?“ Mein Bruder schaute mich treu an. „Weil wir Lust darauf haben, und bei deiner Figur ist das schon auch drin.“ Nils küsste mich auf die Schläfe. „Du bist mir fast schon Zu dünn!“ „Also duschen, und dann Dönerbude?“ Die Jungs nickten. „Wir gehen wieder vor!“
Nils grinste mich keck an, als die beiden weg waren. „Wir könnten ja zusammen duschen? Spart Zeit!“ Ich schlug nach ihm, lachte dann aber. „Du wilder! Aber gut, meinetwegen. Wenn es dich glücklich macht?“ „Im Ernst?“ „Warum nicht? Ich bin das gewohnt, in manchen Theatern haben wir nur Gemeinschaftsduschen“, entgegnete ich. Er zog nur seine Augenbraue hoch, und wir machten uns auf den Weg in mein Zimmer. Er holte noch schnell seine Alltagskleidung aus seinem, und wir enterten das Bad. Ich zog mich ohne großes Schamgefühl vor ihm aus-in einem Job wie dem meinen waren Hemmungen fehl am Platze, auch wenn ich meinen Körper nicht gerade ansehnlich fand. Ich war tatsächlich ziemlich dünn, was aber bei uns in der Familie lag. Allerdings waren meine weiblichen Attribute dadurch auch wenig ausgeprägt-und oft schielte ich neidisch auf das üppige Dekolleté meiner Schwägerin. Ich stieg unter die Dusche und schaute Nils herausfordernd an. „Bist du hier festgewachsen?“ Er lächelte, und schlüpfte nun ebenfalls in die Kabine. „Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“ „Ich bin zu dünn, hast du ja vorhin selbst gesagt. Kein Hintern, keine Brüste…ich hätte gerne so eine Körper wie Beate-ich finde, sie ist die schönste Frau, die ich kenne.“ Nach fünf Minuten waren wir tatsächlich fertig, und ich versuchte, meine Haare zu trocknen. Nach einiger Zeit gab ich genervt auf, und flocht sie zu einem Zopf. Nils hatte mich die ganze Zeit beobachtet. „So wird das nichts!“ lachte er. Ich schaute ihn nur an. „Sagt der Mann mit der pflegeleichten Frisur!“ Weitere zehn Minuten später liefen wir in dem Imbiss ein. Ole und Andi warteten schon sehnsüchtig. „Endlich können wir bestellen“, jodelte der smarte Wahl-Bayer. Ich schaute ihn amüsiert an. „Wie kann man so verfressen sein?“
Am nächsten Tag ließ ich mich auf mein Bett fallen. Nils und ich hatten ausnahmsweise kein Training, und ich konnte die Zeit genießen-zumindest bis zur Aufführung am Abend.
Kurz, bevor ich zum Theater wollte, klingelte mein Handy. „Plogstedt?“ „Diethelm hier. Ich wollte sie nur daran erinnern, dass ihre Zweitbesetzung bis auf weiteres tanzt. Was macht ihr Schützling?“ „Um sein Leben tanzen. Ich bin sehr stolz auf ihn.“ „Und ich erst auf sie! Meine talentierteste Katze als Let’s Dance-Trainerin! Machen sie weiter so, und bis nächste Woche. Melden sie sich, wie es weitergeht.“ „Klar, Chef, mache ich!“ Wir hängten auf, und ich seufzte. Was sollte ich den ganzen Abend tun? Ich beschloss, bei Nils im Restaurant vorbei zu schauen. Vielleicht bekam ich dort auch etwas zu essen?
Zwanzig Minuten später war ich angekommen. Das Lokal machte einen gepflegten und stylishen Eindruck, ebenso wie sein Inhaber. Ich trat ein, und eine platinblonde Kellnerin mit falschen Wimpern kam auf mich zu. „Wir sind heute ausgebucht, tut mir leid!“ „Ich bin privat hier- ich wollte Nils besuchen.“ „Da kann ja jede kommen!“ „Mein Name ist Mirja Plogstedt, und ich habe hier“, ich wedelte mit meinem Handy vor ihr herum, „die Meldung drin, dass wir einen zweiten tanz einstudieren müssen. Wenn ich das also mit meinem Schützling besprechen dürfte?“ Sie schaute mich trotzig an. „Können sie sich ausweisen? Wie gesagt, da kann ja jede kommen!“ Ich zog meinen Ausweis aus meinem Geldbeutel. Nicht aufregen, Mirja, sprach ich mir in Gedanken Mut zu. „Fein, gehen sie durch!“ schnappte Platinköpfchen, und ich streckte kurz darauf den Kopf durch die Küchentür. „Nils, mein Schatz“, rief ich gut gelaunt. Der umarmte mich direkt fest. „Hattest du Sehnsucht?“ „Nein, eine Mail von RTL. Wir müssen einen zweiten Tanz lernen.“ Er stöhnte auf. „Noch einen?“ „Nein, aber anders hätte mich deine Wachhund-Barbie nicht zu dir gelassen.“ „Melli? Die ist eigentlich total pflegeleicht!“ Ich schnaubte. „Sogar meinen Ausweis wollte die Schnepfe sehen!“ Nils lachte mich an. „Setz dich her, schöne Mirja! Ich koche dir fix ein paar Nudeln!“ Ich schaute ihn treu an. „Ich liebe dich, Nils Egtermeyer!“ „Ich dich auch, du wildes Ding. Aber erst wird gegessen!“
Zehn Minuten später drückte er mir Pasta mit verschiedenen Meerestieren in die Hand. Nach dem ersten Bissen seufzte ich glücklich. „Ich liebe dich mehr als Ole!“ Wir kicherten. In unseren Tanzstunden hatte ich nämlich schnell heraus gefunden, dass Nils mich zwar schön fand, aber ich ihn nicht interessierte-weil ich eben kein Mann war.
Er ließ das aber überhaupt nicht raushängen, und man bemerkte es nur, wenn man wusste, auf was man zu achten hatte. „Hach, ich beneide den Mann, der dich mal bekommt“, meinte ich. Nils riss die Augen auf. „Woher?“ „Mein bester Freund ist auch in Team Rosa, da lernt man, auf so etwas zu achten. Auch wenn es mir wirklich das Herz bricht!“ Theatralisch griff ich mir an selbiges, während ich die Pasta vertilgte. Ich saß immer noch auf dem Pass und beobachtete das Treiben in der Küche.
Blondie kam angedackelt. „Bon neu! Was machen SIE denn auf dem Pass? Sofort runter da! Nils, dass du das gut heißt!“ Ich bewegte mich keinen Millimeter, und Nils grinste sie an. „Ja, ich heiße das gut. Immerhin soll meine schöne Mirja es ja bequem haben!“
Ich widerstand dem Impuls, Blondie die Zunge zu zeigen. Nachdem ich aufgegessen hatte, verabredete ich mich mit Nils für den nächsten Tag, und hatte geplant, nach Hause zu gehen.
Doch das Klingeln meines Handys zerstörte diesen Plan. „Plogstedt?“ „Mirja, ich bin es, Elvis! Wir haben beschlossen, nach der Aufführung noch zu feiern-so unseren eigenen Jellicle-Ball. Und du bist natürlich dabei, oder?“ „Wann? Wo?“ „In einer halben Stunde im Roxy, sei pünktlich, und schaff Sven diese Zweitbesetzungs-Schnalle vom Leibe!“ Julia war aber auch wirklich ätzend, dachte ich mir, und rief Ole an. „Ja, Kleines?“ „Ich gehe noch mit meinen Katzen aus, also wundere dich nicht, wenn mein Bett morgen leer oder doppelt belegt ist!“ „Geht da jetzt was mit Nils?“ „Ole, Nils steht nicht auf mich! Und ich auch nicht auf ihn. Also geh mir nicht auf den Sender.“ Mein Bruder lachte dröhnend. „Viel Spaß, mein Kleines, und übertreib es nicht!“ Damit legten wir auf, und ich kam im Roxy an. Meine Kollegen begrüßten mich euphorisch, nur Julia zog ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Wir tanzten ausgelassen, tranken den ein oder anderen Cocktail, und ließen es uns gut gehen. Da machte der DJ eine Durchsage. „Ladies and Gentlemen, begrüßt mit mir den Hamburger Cast von Cats!“ Alle klatschten begeistert, und wir verbeugten uns. „Darf ich euch bitten, etwas für uns zu tanzen?“ „Klar!“ fragte Anna, die Jellylorum tanzte. Der DJ grinste teuflisch, und legte „Grease Lightning“ auf. Wir bezogen Aufstellung, und zeigten ihm, dass das keine Herausforderung darstellte.
Ein grauhaariger Mann, der in Begleitung einer missgelaunten Blondine (war das eine Seuche?) da war, schaute uns begeistert zu. Die Blondine zupfte genervt an seinem Hemd, und wollte augenscheinlich gehen, aber er ließ sich nicht beirren. Er trat auf Sven zu, der innerlich schon wieder die Augen verdrehte. „Könnte ich ein Autogramm bekommen, Herr Habicht?“ Sven nickte. „Aber nur, wenn ich im Gegenzug auch eines von ihnen bekomme, Herr Oehler!“ Dann war das also dieser Fo? Wow, warum hatten mir die Jungs nicht erzählt, wie GUT dieser Mann aussah? Ich trat neben Sven. „Mensch Habicht, dich kann man nie unbeaufsichtigt lassen!“ kicherte ich. Dieser Fo starrte mich nur an. „Hi, ich bin Mirja, Oles kleine Schwester. Du musst Fo sein?“ „Ja, der bin ich. Und warum hat Ole dich so lange vor uns versteckt? Das muss er nämlich nicht-bei einer Schönheit wie dir.“
Sabine schnaubte, aber Fo ließ sich immer noch nicht von ihr beirren. „Danke, das sagt mein Nils auch immer“, grinste ich. „Du bist Nils‘ Freundin? “ „Himmel Hilf, weiß denn keiner von euch, dass Nils auf Männer steht? Wie blind seid ihr denn?“ Fos Gesichtszüge entgleisten kurz. „Das habe ich wirklich nicht gemerkt, aber es hätte mich stutzig machen sollen, dass er noch nie eine Frau an seiner Seite hatte.“ Er zog mich auf die Tanzfläche. „Dann zeig mal, ob ich von dir auch noch etwas lernen kann!“ Wir tanzten ausgelassen mit einander, und lachten viel. Ich hatte Fo auch direkt ins Herz geschlossen-ebenso wie Andi und Nils ja ohnehin.
Als das Lied geendet hatte, nahm er mich bei der Hand. „Ich wollte dir eigentlich noch meine Frau vorstellen, aber ich glaube, die ist weg.“ „Das scheint dich wenig zu stören?“ „Sie ist sauer, weil ich nicht mit ihr in die Oper und teuer essen gegangen bin. Ich sei zu alt für derartiges Gezappel.“ „Klingt nach einer harmonischen Ehe.“ Er schaute mich aus seinen braunen Augen traurig an. „Nicht wirklich, nicht wahr? Aber ich komme einfach nicht von ihr los.“ „Kenne ich. Ich habe erst jetzt den Absprung von meinem Ex geschafft-nach 5 Jahren in der Hölle.“ Fo starrte wütend an die Bar. Dort saß sein Blondie nämlich gerade, und küsste einen anderen Mann! Er stürmte auf die beiden zu. Das sollten die drei schön unter sich ausmachen, dachte ich.
Zwei Stunden später wandte ich mich zum gehen. Fo war nicht mehr aufgetaucht, aber was genau geschehen war, hatte ich auch nicht verfolgt. Elvis nahm mich wie immer bei der Hand. „Wann sehen wir uns wieder?“ „Das hängt davon ab, wie weit mein Nils kommt“, entgegnete ich, und umarmte ihn liebevoll. „ich vermisse dich“, meinte er. „Ja, weil du dich gerade alleine schminken musst!“ neckte ich ihn. Wir umarmten uns ein letztes Mal, und ich machte mich auf dem Weg zu Ole. „Mirja!“ hörte ich jemanden rufen, und ich drehte mich um. Da stand ein deprimiert wirkender Fo.
„Fo, ist alles in Ordnung bei dir, oder willst du mitkommen, auf ein Bier mit meinem Bruderherz?“ „Mir wäre das Schwesterherz gerade lieber“, gab er zu.
Ich küsste ihn flüchtig auf die Wange, „Zwanzig Minuten Pause. Ausruhen, oder Vocalcoaching?“ „Ausruhen“, ächzte er. Ich dehnte mich, und tanzte eine Passage aus Aladdin. Allerdings war ich nicht wirklich zufrieden mit mir. Ich wiederholte die Stelle, bis Nils mich stoppte. „Hey, das Training ruft wieder!“ „Hast ja recht. Also Aufstellung, und BITTE!“ Wir probten weiter, bis wir beide erschöpft auf unseren Stühlen hingen. „Morgen ist trainingsfrei, aber übermorgen treffen wir uns wieder.“ Er schaute enttäuscht drein. „Ein Tag Pause muss sein, und übermorgen kommt ja auch das Kamerateam, das uns dann die restlichen Übungstage am Hintern kleben wird.“ „An deinem Hintern würde ich ja wirklich zu gerne kleben“, witzelte er. Ich lachte nur, stand auf, und setzte mich auf seinen Schoß. „Ist das so gut?“ Er drückte mich fest an sich. „So ist es besser.“ Wir saßen noch eine Weile so da, die Augen geschlossen, nur uns und die Berührung wahrnehmend. Ich spürte seinen Herzschlag. „Gute Herzfrequenz“, neckte ich ihn. „Naja, du bringst es dazu, schneller zu schlagen“, entgegnete er. „Ach, Nils, was mache ich nur ohne deine Flirtereien, wenn unser Training beendet ist?“ Er küsste mich auf die Schläfe. „Das frage ich mich auch. Also was ich ohne dich machen werde.“
Da steckte Ole seinen Kopf durch die Tür. „Das nennt ihr Training? Tzzzz“ Ich warf meine leere Wasserflasche nach ihm. „Ich liebe dich auch, Bruderherz!“
„Ernsthaft. Es ist inzwischen Mittag, und wir verhungern hier fast!“ Nun schaute auch Andi durch die Tür. „Dürfen wir noch duschen?“ Andi schüttelte den Kopf. „Aber wir stinken wie die Biber!“ „Wir gehen ja auch nur zur Dönerbude, da könnt ihr so mitkommen.“ „Dönerbude? Ole Alois Plogstedt, wieso Dönerbude?“ Mein Bruder schaute mich treu an. „Weil wir Lust darauf haben, und bei deiner Figur ist das schon auch drin.“ Nils küsste mich auf die Schläfe. „Du bist mir fast schon Zu dünn!“ „Also duschen, und dann Dönerbude?“ Die Jungs nickten. „Wir gehen wieder vor!“
Nils grinste mich keck an, als die beiden weg waren. „Wir könnten ja zusammen duschen? Spart Zeit!“ Ich schlug nach ihm, lachte dann aber. „Du wilder! Aber gut, meinetwegen. Wenn es dich glücklich macht?“ „Im Ernst?“ „Warum nicht? Ich bin das gewohnt, in manchen Theatern haben wir nur Gemeinschaftsduschen“, entgegnete ich. Er zog nur seine Augenbraue hoch, und wir machten uns auf den Weg in mein Zimmer. Er holte noch schnell seine Alltagskleidung aus seinem, und wir enterten das Bad. Ich zog mich ohne großes Schamgefühl vor ihm aus-in einem Job wie dem meinen waren Hemmungen fehl am Platze, auch wenn ich meinen Körper nicht gerade ansehnlich fand. Ich war tatsächlich ziemlich dünn, was aber bei uns in der Familie lag. Allerdings waren meine weiblichen Attribute dadurch auch wenig ausgeprägt-und oft schielte ich neidisch auf das üppige Dekolleté meiner Schwägerin. Ich stieg unter die Dusche und schaute Nils herausfordernd an. „Bist du hier festgewachsen?“ Er lächelte, und schlüpfte nun ebenfalls in die Kabine. „Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“ „Ich bin zu dünn, hast du ja vorhin selbst gesagt. Kein Hintern, keine Brüste…ich hätte gerne so eine Körper wie Beate-ich finde, sie ist die schönste Frau, die ich kenne.“ Nach fünf Minuten waren wir tatsächlich fertig, und ich versuchte, meine Haare zu trocknen. Nach einiger Zeit gab ich genervt auf, und flocht sie zu einem Zopf. Nils hatte mich die ganze Zeit beobachtet. „So wird das nichts!“ lachte er. Ich schaute ihn nur an. „Sagt der Mann mit der pflegeleichten Frisur!“ Weitere zehn Minuten später liefen wir in dem Imbiss ein. Ole und Andi warteten schon sehnsüchtig. „Endlich können wir bestellen“, jodelte der smarte Wahl-Bayer. Ich schaute ihn amüsiert an. „Wie kann man so verfressen sein?“
Am nächsten Tag ließ ich mich auf mein Bett fallen. Nils und ich hatten ausnahmsweise kein Training, und ich konnte die Zeit genießen-zumindest bis zur Aufführung am Abend.
Kurz, bevor ich zum Theater wollte, klingelte mein Handy. „Plogstedt?“ „Diethelm hier. Ich wollte sie nur daran erinnern, dass ihre Zweitbesetzung bis auf weiteres tanzt. Was macht ihr Schützling?“ „Um sein Leben tanzen. Ich bin sehr stolz auf ihn.“ „Und ich erst auf sie! Meine talentierteste Katze als Let’s Dance-Trainerin! Machen sie weiter so, und bis nächste Woche. Melden sie sich, wie es weitergeht.“ „Klar, Chef, mache ich!“ Wir hängten auf, und ich seufzte. Was sollte ich den ganzen Abend tun? Ich beschloss, bei Nils im Restaurant vorbei zu schauen. Vielleicht bekam ich dort auch etwas zu essen?
Zwanzig Minuten später war ich angekommen. Das Lokal machte einen gepflegten und stylishen Eindruck, ebenso wie sein Inhaber. Ich trat ein, und eine platinblonde Kellnerin mit falschen Wimpern kam auf mich zu. „Wir sind heute ausgebucht, tut mir leid!“ „Ich bin privat hier- ich wollte Nils besuchen.“ „Da kann ja jede kommen!“ „Mein Name ist Mirja Plogstedt, und ich habe hier“, ich wedelte mit meinem Handy vor ihr herum, „die Meldung drin, dass wir einen zweiten tanz einstudieren müssen. Wenn ich das also mit meinem Schützling besprechen dürfte?“ Sie schaute mich trotzig an. „Können sie sich ausweisen? Wie gesagt, da kann ja jede kommen!“ Ich zog meinen Ausweis aus meinem Geldbeutel. Nicht aufregen, Mirja, sprach ich mir in Gedanken Mut zu. „Fein, gehen sie durch!“ schnappte Platinköpfchen, und ich streckte kurz darauf den Kopf durch die Küchentür. „Nils, mein Schatz“, rief ich gut gelaunt. Der umarmte mich direkt fest. „Hattest du Sehnsucht?“ „Nein, eine Mail von RTL. Wir müssen einen zweiten Tanz lernen.“ Er stöhnte auf. „Noch einen?“ „Nein, aber anders hätte mich deine Wachhund-Barbie nicht zu dir gelassen.“ „Melli? Die ist eigentlich total pflegeleicht!“ Ich schnaubte. „Sogar meinen Ausweis wollte die Schnepfe sehen!“ Nils lachte mich an. „Setz dich her, schöne Mirja! Ich koche dir fix ein paar Nudeln!“ Ich schaute ihn treu an. „Ich liebe dich, Nils Egtermeyer!“ „Ich dich auch, du wildes Ding. Aber erst wird gegessen!“
Zehn Minuten später drückte er mir Pasta mit verschiedenen Meerestieren in die Hand. Nach dem ersten Bissen seufzte ich glücklich. „Ich liebe dich mehr als Ole!“ Wir kicherten. In unseren Tanzstunden hatte ich nämlich schnell heraus gefunden, dass Nils mich zwar schön fand, aber ich ihn nicht interessierte-weil ich eben kein Mann war.
Er ließ das aber überhaupt nicht raushängen, und man bemerkte es nur, wenn man wusste, auf was man zu achten hatte. „Hach, ich beneide den Mann, der dich mal bekommt“, meinte ich. Nils riss die Augen auf. „Woher?“ „Mein bester Freund ist auch in Team Rosa, da lernt man, auf so etwas zu achten. Auch wenn es mir wirklich das Herz bricht!“ Theatralisch griff ich mir an selbiges, während ich die Pasta vertilgte. Ich saß immer noch auf dem Pass und beobachtete das Treiben in der Küche.
Blondie kam angedackelt. „Bon neu! Was machen SIE denn auf dem Pass? Sofort runter da! Nils, dass du das gut heißt!“ Ich bewegte mich keinen Millimeter, und Nils grinste sie an. „Ja, ich heiße das gut. Immerhin soll meine schöne Mirja es ja bequem haben!“
Ich widerstand dem Impuls, Blondie die Zunge zu zeigen. Nachdem ich aufgegessen hatte, verabredete ich mich mit Nils für den nächsten Tag, und hatte geplant, nach Hause zu gehen.
Doch das Klingeln meines Handys zerstörte diesen Plan. „Plogstedt?“ „Mirja, ich bin es, Elvis! Wir haben beschlossen, nach der Aufführung noch zu feiern-so unseren eigenen Jellicle-Ball. Und du bist natürlich dabei, oder?“ „Wann? Wo?“ „In einer halben Stunde im Roxy, sei pünktlich, und schaff Sven diese Zweitbesetzungs-Schnalle vom Leibe!“ Julia war aber auch wirklich ätzend, dachte ich mir, und rief Ole an. „Ja, Kleines?“ „Ich gehe noch mit meinen Katzen aus, also wundere dich nicht, wenn mein Bett morgen leer oder doppelt belegt ist!“ „Geht da jetzt was mit Nils?“ „Ole, Nils steht nicht auf mich! Und ich auch nicht auf ihn. Also geh mir nicht auf den Sender.“ Mein Bruder lachte dröhnend. „Viel Spaß, mein Kleines, und übertreib es nicht!“ Damit legten wir auf, und ich kam im Roxy an. Meine Kollegen begrüßten mich euphorisch, nur Julia zog ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter. Wir tanzten ausgelassen, tranken den ein oder anderen Cocktail, und ließen es uns gut gehen. Da machte der DJ eine Durchsage. „Ladies and Gentlemen, begrüßt mit mir den Hamburger Cast von Cats!“ Alle klatschten begeistert, und wir verbeugten uns. „Darf ich euch bitten, etwas für uns zu tanzen?“ „Klar!“ fragte Anna, die Jellylorum tanzte. Der DJ grinste teuflisch, und legte „Grease Lightning“ auf. Wir bezogen Aufstellung, und zeigten ihm, dass das keine Herausforderung darstellte.
Ein grauhaariger Mann, der in Begleitung einer missgelaunten Blondine (war das eine Seuche?) da war, schaute uns begeistert zu. Die Blondine zupfte genervt an seinem Hemd, und wollte augenscheinlich gehen, aber er ließ sich nicht beirren. Er trat auf Sven zu, der innerlich schon wieder die Augen verdrehte. „Könnte ich ein Autogramm bekommen, Herr Habicht?“ Sven nickte. „Aber nur, wenn ich im Gegenzug auch eines von ihnen bekomme, Herr Oehler!“ Dann war das also dieser Fo? Wow, warum hatten mir die Jungs nicht erzählt, wie GUT dieser Mann aussah? Ich trat neben Sven. „Mensch Habicht, dich kann man nie unbeaufsichtigt lassen!“ kicherte ich. Dieser Fo starrte mich nur an. „Hi, ich bin Mirja, Oles kleine Schwester. Du musst Fo sein?“ „Ja, der bin ich. Und warum hat Ole dich so lange vor uns versteckt? Das muss er nämlich nicht-bei einer Schönheit wie dir.“
Sabine schnaubte, aber Fo ließ sich immer noch nicht von ihr beirren. „Danke, das sagt mein Nils auch immer“, grinste ich. „Du bist Nils‘ Freundin? “ „Himmel Hilf, weiß denn keiner von euch, dass Nils auf Männer steht? Wie blind seid ihr denn?“ Fos Gesichtszüge entgleisten kurz. „Das habe ich wirklich nicht gemerkt, aber es hätte mich stutzig machen sollen, dass er noch nie eine Frau an seiner Seite hatte.“ Er zog mich auf die Tanzfläche. „Dann zeig mal, ob ich von dir auch noch etwas lernen kann!“ Wir tanzten ausgelassen mit einander, und lachten viel. Ich hatte Fo auch direkt ins Herz geschlossen-ebenso wie Andi und Nils ja ohnehin.
Als das Lied geendet hatte, nahm er mich bei der Hand. „Ich wollte dir eigentlich noch meine Frau vorstellen, aber ich glaube, die ist weg.“ „Das scheint dich wenig zu stören?“ „Sie ist sauer, weil ich nicht mit ihr in die Oper und teuer essen gegangen bin. Ich sei zu alt für derartiges Gezappel.“ „Klingt nach einer harmonischen Ehe.“ Er schaute mich aus seinen braunen Augen traurig an. „Nicht wirklich, nicht wahr? Aber ich komme einfach nicht von ihr los.“ „Kenne ich. Ich habe erst jetzt den Absprung von meinem Ex geschafft-nach 5 Jahren in der Hölle.“ Fo starrte wütend an die Bar. Dort saß sein Blondie nämlich gerade, und küsste einen anderen Mann! Er stürmte auf die beiden zu. Das sollten die drei schön unter sich ausmachen, dachte ich.
Zwei Stunden später wandte ich mich zum gehen. Fo war nicht mehr aufgetaucht, aber was genau geschehen war, hatte ich auch nicht verfolgt. Elvis nahm mich wie immer bei der Hand. „Wann sehen wir uns wieder?“ „Das hängt davon ab, wie weit mein Nils kommt“, entgegnete ich, und umarmte ihn liebevoll. „ich vermisse dich“, meinte er. „Ja, weil du dich gerade alleine schminken musst!“ neckte ich ihn. Wir umarmten uns ein letztes Mal, und ich machte mich auf dem Weg zu Ole. „Mirja!“ hörte ich jemanden rufen, und ich drehte mich um. Da stand ein deprimiert wirkender Fo.
„Fo, ist alles in Ordnung bei dir, oder willst du mitkommen, auf ein Bier mit meinem Bruderherz?“ „Mir wäre das Schwesterherz gerade lieber“, gab er zu.