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Mein turbulentes Leben

Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Liebesgeschichte / P18 / Gen
OC (Own Character) Ole Plogstedt
29.03.2016
20.09.2016
38
66.454
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17.04.2016 1.411
 
Fo wurde blass. „Ich glaube, ich weiß, wessen Tochter sie ist!“ „Nicht jetzt Leute, der zweite Gang kommt!“ unterbrach ich die beiden. Ich hatte nie wissen wollen, wer mein leiblicher Vater war. Was ich wusste war, dass ich mit 2 in meine Familie gekommen war, und dass ich diese über alles liebte. Ich floh in die Küche und richtete die Salate an. „Zweiter Gang, Feldsalat mit Granatapfel-Vinaigrette!“ verkündete ich, als ich die ersten Teller auftrug, „Sag das nochmal“, bat Fo. Ich wiederholte das Gericht. „Jetzt bin ich mir sicher!“ Papa schaute ihn an. „Sag jetzt aber nicht, dass du?“ Der Allgäuer schüttelte den Kopf. „Nicht ich.“ Ole legte seinem Kollegen eine Hand auf den Arm. „Nicht hier, und nicht heute. Ihr seht doch, dass es Pia damit nicht gut geht!“ „Schmeckt es euch?“ fragte ich in die Runde. Andi schaute betrübt auf seinen Teller. „ich hatte die kleinste Portion! Alles schon weg!“ Ich grinste ihn an. Da schreckte Mario hoch. „Dass ich DAS nie gesehen habe! Eindeutig!“ Ole knurrte. „Hört jetzt auf!“ Ralf stutzte. Alle Köche genauer hinsehen bitte. Sie sahen mich genau an, und ich zog die Nase kraus. Da schien bei allen anderen auch der Groschen zu fallen. „Das glaube ich ja nicht! Und wir haben das nie bemerkt!“ meinte Ole. „Okay, wenn du auch damit anfängst: Wer ist denn mein Erzeuger, eurer Meinung nach?“ „Frank Rosin!“ platzte Mario heraus. Ich starrte ihn an. „Der? Nicht im Ernst!“ Ich hatte vor drei Monaten eine Begegnung mit dem Fernsehkoch gehabt. Ich war in Berlin unterwegs gewesen, hochschwanger. Er hatte mich angesprochen, wie er denn zum Lokal „Hells Kitchen“ kommen würde. Ich hatte ihm den Weg beschrieben, und er war wortlos abgedampft. Ungehobelter Kerl!
Ich ließ das Thema auf sich beruhen, und kümmerte mich um den dritten Gang meines Menüs. Es sollte Lammkeulen mit Gremolata geben, das Rezept hierfür hatte ich bei Nils geklaut. Eben dieser kam gerade zu mir. „Kann ich dir helfen?“ ich zeigte stumm auf die Teller. Er schnappte sich drei davon, und verschwand wieder. Um den Rest kümmerte ich mich.
Als wir die Lammkeulen gegessen hatten, schaute ich zu Julia und Anne. Die beiden grinsten, und wir begannen, „Black Horse and a Cherry Tree“ zu singen. Wir hatten das Lied dreistimmig einstudiert. Nils und Specki staunten. Als wir geendet hatten, ernteten wir begeisterten Applaus. Nils lachte. „Schatz, ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst?“ Ich schaute ihn entrüstet an. „DAS hast du noch nicht bemerkt?“ Er zuckte mit den Schultern.
Andi strahlte. „Habt ihr noch eins auf Lager?“ Ich nickte, und Anne stimmte „Dear future husband“ von Meghan Trainor an. Julia und ich fielen ein. Als wir zur zweiten Strophe kamen, schlossen sich Cordula und Sabine an. Ole wackelte mit den Augenbrauen. „Willst du mir mit diesem Lied etwas sagen?“ Ich lachte schallend. „Ja. Trag mich gefälligst auf Händen!“ Andre prustete los. Papa gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
Eine Stunde später schliefen die Kinder bereits, und wir spielten Tabu. Ich sollte den Begriff Zipfelmütze erklären, und die Frauen mussten raten. „An was ist ein Bommel dran?“ Lea gluckste. „An einem Häschen?“ Ralf schaute sie entgeistert an. Cordula grinste. „An einer Zipfelmütze?“ „Richtig!“ Danach musste ich den Begriff Messer erklären. Das war einfach. „Unsere Männer haben so etwas auf ihrer Arbeit.“ „Der Playboy!“ posaunte Sabine und Fo lief knallrot an. „Nein, der ist es nicht, und bei Ole wäre es auch eher die Penthouse.“ Nun wurde mein Liebster rot. „Messer?“ versuchte es Lea erneut. „Richtig!“ Da klingelte die kleine Uhr, die nun die Spielrunde der Männer einläutete. Diese schlugen sich leider besser als wir Frauen, so dass sie haushoch gewannen.
Ralf sah auf die Uhr, die an der Wand hing. Ole hasste sie, aber ich hatte durchgesetzt, dass sie aufgehängt wurde-denn es war eine Kuckucksuhr. Das gute Stück hatte schon Carsten zum Wahnsinn getrieben, aber Andre und ich sahen sie als eine Hommage an unsere Heimat. „Es ist zehn vor 12!“ verkündete er. Ich rannte wie von der Tarantel gestochen in die Küche, Andi folgte mir auf dem Fuße. „Jesses, dich schickt der Himmel!“ meinte ich dankbar. „Was ist denn los, dass du so nervös bist?“ „Mein Rosensirup! Ich brauche einen unparteiischen Tester!“ Andi lachte. „Du weißt, dass ich bei dir immer parteiisch bin?“ Ich rollte mit den Augen. „Probierst du ihn nun, oder laberst nur blöd daher?“ Er nickte. Ich holte den Sirup aus dem Kühlschrank, und tat ein wenig davon auf einen Teelöffel. Andi nahm den Löffel an sich, und probierte. „OLE!“ brüllte er, kaum dass er den Sirup gekostet hatte. Mein Verlobter erschien mit Maria auf dem Arm im Türrahmen. „Was ist denn?“ „Ich muss dir leider deine Verlobte abspenstig machen. Sie kann nicht nur kochen wie eine junge Göttin, sondern sie hat auch ein todsicheres Aphrodisiakum erfunden.“ Ole schaute mich misstrauisch an, und ich hielt ihm das Fläschchen Sirup unter die Nase. Nun machte sich Erleichterung in seinem Gesicht breit. Maria gluckste vor sich hin. „Der Rosensirup also? Ist im Olsen der Renner. Sie hat meine Gäste als Testkunden missbraucht.“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ich hatte das Rezept entdeckt, als ich Maria noch unter dem Herzen hatte. Mir war langweilig gewesen, und so war ich auf den Markt gegangen und hatte mir einen riesigen Strauß Rosen gekauft. Der smarte junge Verkäufer hatte mich angelächelt. „Ihr Mann schenkt ihnen wohl keine?“ „Nein, ich will Sirup aus den Blättern herstellen.“ „Bringen sie mir eine Flasche, wenn er fertig ist? Die Blumen bekommen sie zum Einkaufspreis.“ Ich hatte den Kopf geschüttelt. „Das können wir doch nicht machen?“ Seine dunkelbraunen Augen hatten herausfordernd geleuchtet. „Doch. Sie bringen mir eine Flasche von ihrem Sirup, und wenn er gut schmeckt, will ich ihn verkaufen dürfen. Dafür bekommen sie die Blumen günstiger.“ Ich schlug ein. Tayfun, so hieß der junge Mann, wartete seither wöchentlich auf seine Lieferung. Längst waren wir beim Du angekommen, und Elif, seine Frau, verwöhnte Maria immer nach Strich und Faden, wenn ich mit ihr am Marktstand der beiden vorbei kam.
Nachdem ich damals die erste Flasche bei Tayfun abgeliefert hatte, war ich direkt ins Olsen spaziert. Martin, Oles Restaurantleiter, war schnell überzeugt gewesen, nur Beate musste ich gewaltig belatschern, dass sie ihn zumindest probierte. Nachdem sie das aber getan hatte, war sie so begeistert, dass sie den Sekt mit Rosensirup wie Sauerbier anpries.
Seitdem hatte das Olsen einen neuen Verkaufsschlager.
„Und sie ist trotzdem meine Verlobte!“ holte mich Oles Stimme aus meinen Gedanken. „Du wolltest sie doch zuerst für mich klar machen?“ schnappte Andi. „Ja, aber dann habe ich mich eben selbst in sie verliebt.“ „Aber von Rechts wegen wäre ich derjenige….“ Ich nahm Maria aus den Armen ihres Vaters, und verduftete. Ralf kam mir schon hektisch entgegen. „Noch drei Minuten!“ Ich strich ihm über die Wange. „Wird schon, Boss!“ Tatsächlich öffnete sich kurz darauf die Tür und Andi stand gut gelaunt mit einem Tablett vor mir. „Alkoholfrei für dich, bitte sehr!“ Ole servierte den anderen die alkoholische Variante. „Was war das denn eben?“ flüsterte ich ihm zu. Andis blaue Augen sahen mich unschuldig an. „Kleine Kabbelei unter Freunden“, gab er ebenso leise zurück. Ich kämpfte ein wenig mit der Tatsache, ein Baby und ein Sektglas im Arm zu halten, und verschwand kurz, um Maria warm anzuziehen, und sie in ihr Tuch zu binden.
Als ich mit ihr zu den anderen auf den Balkon trat, zählten alle schon den Countdown herunter. „10,9,8,7,6,5,4,3,2,1, Frohes Neues Jahr!“ riefen alle gleichzeitig. Ich wiegte Maria sanft hin und her. Papa trat neben mich. „Frohes Neues Jahr, mein Schatz!“ Ich lächelte ihn aufrichtig an. „Dir auch Papa. Auch wenn es Jahr Nummer 6 ohne Mama und Maria ist.“ Er nahm mich in den Arm, und wir hielten unsere Sektgläser in Richtung des Himmels. „Euch beiden da oben auch ein Frohes Neues Jahr, wir lieben euch!“ flüsterten wir. Papa wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich küsste ihn auf die Wange. Danach kam Julia auf uns zu. „Maria hat das ganze verschlafen“, stellte sie fest. Ich lachte. „Etienne und PiSo allerdings auch!“ Sie gluckste. Nach und nach umarmten wir uns alle und wünschten uns das Beste für das kommende Jahr. Nils drückte mich vorsichtig an sich. „Danke, dass du unseren Ole so glücklich machst. Und wehe, wir sind nicht zur Hochzeit eingeladen!“ Ich knuffte ihn. „Nils, das ist jetzt nicht dein Ernst! Natürlich seid ihr dabei!“ Er lachte. „Das wollte ich hören!“
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