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̿̿ ̿̿'̿'\̵͇̿̿\ Tatort Dresden { Stürmische Zeiten }

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Schmerz/Trost / P16 / Gen
Kriminaloberkommissarin Nora Dalay
27.03.2016
16.04.2016
2
1.794
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27.03.2016 991
 
Prolog

Es war ein verregneter, stürmischer Mittwochmorgen, der die Welt in ein unaufhörliches Grau hüllte und alles im Nebel verbarg, was nicht gesehen werden sollte. Obwohl die Sommerhitze draußen allgegenwärtig war, so ließen die vergangenen Tage die Oberkommissarinnen Henni Sieland und Karin Gorniak innerlich frösteln, denn die Bilder, die sich ihnen im Kopf boten, kehrten noch immer zurück, suchten sie nachts heim und ließen sie nicht mehr los. Ganz gleich was sie taten und was sie tun wollten, da war diese Leere, die nicht mehr von ihrer Seite wich und diese Stille, die selbst den lautesten Schrei verschluckte.
Am Eingang des Dresdener Hauptfriedhofs wurde das schwere Eisentor durch Ketten offen gehalten, im Hintergrund spielte seichte Musik. Zuvor hatten die Glocken leise geläutet und nun vernahm man eine weibliche Stimme, die tröstende Worte aussprach:
"... und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen. Auch das Meer ist nicht mehr da. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt und das neue Jerusalem. Und ich hörte eine Stimme vom Thron her rufen: Seht, das Zelt Gottes unter den Menschen. Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und er wird immer ihr Gott sein."
Ein furchtbar lautes Schluchzen durchbrach die schweigenden und trauernden Menschen, die in einem Halbkreis versammelt, stehend um den Sarg von Maria Magdalena Moor innehielten und der Pfarrerin lauschten. Danach ein Schrei und eine klammernde Hand, die sich verzweifelt an Hans Moor festhielt. Sabine Moor konnte nicht mehr. Das Leuchten in ihren Augen war verschwunden. Stattdessen wirkten sie stumpf und müde. "Ist schon gut, mein Schatz", versuchte Hans Moor, Marias Vater, sie zu beruhigen. Mit einer schützenden Hand streichelte er ihr über die Wange, dann über das Haar. Sabine vergrub ihren Kopf an seiner Schulter, ehe beide, Arm in Arm, auf das tiefe Erdloch zusteuerten. Vorsichtig wurde eine Rose nach der nächsten in das Grab gelegt und anschließend  eine Schweigeminute durchgeführt. Nach 10 Minuten war das Trauerspiel vorbei. Die Angehörigen der jungen Polizeischülerin gingen langsam Richtung Ausgang. Lediglich Sabine und Hans sowie Markus, Marias kleiner Bruder, blieben noch einen Moment stehen. Alle drei schüttelten der Pfarrerin die Hand, als mehrere Raben geräuschvoll über den Bäumen kreisten.

"Meinst du, wir treffen ihre Eltern noch an?", seufzte Karin Gorniak im Auto, während sie das Steuer fest mit beiden Händen umklammerte und schluckte. Man merkte der jungen Dresdener Oberkommissarin deutlich an, dass ihr die letzten paar Minuten nahe gingen. Mitfühlend blickte sie schnell zu ihrer Kollegin Henni Sieland herüber, die ebenfalls mit traurigem Blick aus dem Fenster schaute. Eine kleine, silberne Träne lief ihr über die Wange, die sie allerdings schnell wegwischte. "Ich weiß es nicht, aber glaub mir, ich möchte nicht in ihrer Haut stecken."
"Hat mich gewundert, dass Schnabel nicht mit wollte." Die braunhaarige, alleinerziehende Kommissarin versuchte angestrengt das Gespräch aufrecht zu erhalten, doch Henni schüttelte nur den Kopf. Ihre blonde Kollegin kämpfte immer noch mit den Tränen, hatte sie ihre neue Auszubildende doch wahrlich ins Herz geschlossen. Der schwarze Dienstwagen wurde auf dem Parkplatz zum Stehen gebracht und Karin schnallte sich ab. "Hey, warte mal, ich glaub, ich kann das nicht", flüsterte Henni vom Beifahrersitz leise. Ihre rehbraunen Augen glänzten enorm. "Komm schon. Für Maria", antwortete Karin und öffnete die Tür. Das Duo steuerte im Schnellschritt auf den frischen, mit Blumen und Kränzen dekorierten, Erdhaufen zu, hielt jedoch einige Meter Abstand, da die Familie Moor noch immer vor Ort war und trauerte. Erst als Karin leise ein Räuspern von sich gab, blickte die Familie auf und sah mit enttäuschten Gesichtern in die Augen beider Ermittlerinnen.
"Ich fass es nicht! Dass Sie beide es wagen hier aufzukreuzen!" Sabine Moor richtete sich fassungslos auf und blickte mit verschmierten Augen und starrem Blick einher. "Ist gut, Bine. Komm, lass uns gehen", bat ihr Mann und wollte schon das Handgelenk seiner Frau ergreifen, als Markus Moor sich zwischen seine Eltern stellte. "Noch nicht einmal hier könnt ihr nett miteinander umgehen. Wann hört ihr endlich auf zu streiten?" Es war das erste Mal, dass der Junge am heutigen Tage sprach. "Wisst ihr was? Ich wäre jetzt lieber bei ihr, denn sie kriegt eure Streitereien nicht mehr mit!"
"Markus!", ermahnte ihn sein Vater, doch dieser begann Richtung Auto zu laufen. "Es tut uns wirklich sehr leid", stotterte Henni traurig, als die Moors ohne ein Wort ihrem Sohn folgten.
Karin atmete tief ein und aus und versuchte der Familie nicht nachzusehen. Anschließend legte sie ein Blumengesteck nieder und schloss kurz die Augen. Henni ging ebenfalls einige Meter auf das Grab zu, stellte sich neben ihre Partnerin und holte das weiße Grabtuch aus ihrer Tasche.
"Danke für deine Intuition, dein Mitgefühl und deine Stärke! Ruhe in Frieden. Wir vermissen dich, Henni, Karin, Peter & das gesamte Team der Kripo."

"Ich kanns immer noch nicht glauben."
"Mh."
Nach einigen Sekunden des Schweigens, ertönte Karins Handyklingelton.
"Nein, bitte nicht jetzt", seufzte diese, nahm dann aber doch ab. Mit kurzen, abgehackten Sätzen beendete sie das Gespräch wieder, sowie sie es begonnen hatte und steckte ihr Mobiltelefon in die Jackentasche. Henni sah sie mit erwartungsvollen Augen an und fragte: "Wir müssen?"
"Ja, leider. Es gab eine Schlägerei, ganz in der Nähe von hier. Schnabel ist schon vor Ort."
"Scheiße."
Eine kurze Pause entstand, danach erwiderte Henni jedoch: "Aber ...einen Moment haben wir doch noch, oder?"
Karin hatte den traurigen Blick in den Augen ihrer Kollegin erkannt und nickte. Beide schauten betroffen nach unten, ließen ihren Tränen freien Lauf und lagen sich anschließend in den Armen.

-Vielleicht hat jemand von euch ja den neuen Tatort aus Dresden "Auf einen Schlag" geschaut? Ich bin von diesem Duo mehr als begeistert und freue mich auf weitere Folgen!-
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