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Der Planet der schwarzen Magier

Kurzbeschreibung
OneshotFantasy, Sci-Fi / P12 / Gen
26.03.2016
29.05.2016
2
6.783
6
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6 Reviews
Dieses Kapitel
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26.03.2016 3.157
 
Beitrag zu Runde 1 des Crossover-Turniers von Shattered Memories. Die Vorgaben lauteten wie folgt:

* Aus jedem Fandom müssen mindestens zwei Personen aktiv auftauchen.
* Zwei Charaktere (Fandom ist egal) müssen sich über das Thema „Weltuntergang“ unterhalten.
* Ein Charakter aus Fandom A bekommt eine Ohrfeige von einem Charakter aus Fandom B, die erklärt werden muss.
* Die Zahl 27 muss eine bedeutende Rolle spielen.
* Der Oneshot darf nicht mehr als 3.000 Wörter haben (ohne Überschrift und Header).

Zum Wörterzählen habe ich den im Thread angegebenen Zeichenzähler.de verwendet und bin dabei auf 2994 Wörter gekommen.

Fandoms: Die Gilde der schwarzen Magier, Star Trek Voyager
Charaktere Gilde: Kariko, Sonea, Akkarin, Parika, Avala, Administrator Lorlen, Lady Vinara, Lord Balkan, Rikacha
Charaktere Voyager: Captain Janeway, Commader Chakotay, Commander Tuvok, B’Elanna Torres, Tom Paris, Fähnrich Kim





Der Planet der schwarzen Magier

Folge 1 - Der Untergang der Gilde


Computerlogbuch der Voyager Sternzeit 50146,8, Captain Janeway:
Wir haben einen Planeten der Klasse M gefunden, der sich eignet, um unsere Vorräte und Energiereserven wieder aufzufüllen. Da die in der Atmosphäre enthaltene Strahlung ein Beamen verhindert, habe ich ein Außenteam in die unbewohnte Wüste auf dem Hauptkontinent geschickt. Dabei wurden meine Leute von Einheimischen mit einer unbekannten Waffe angegriffen. Crewman Mitchell wurde getötet und Lieutenant Torres entführt. Paris, Tuvok und Chakotay sind gegenwärtig auf der Suche nach ihr.



B’Elanna stieß ein wütendes Zischen aus, als der Barbar sie vor den Füßen seines Anführers zu Boden stieß. Ihr Schädel dröhnte und ihr Oberschenkel brannte wie Feuer, wo der glühende Ball, mit dem der Barbar sie und die anderen angegriffen hatte, getroffen hatte.

„Sieh mal Kariko, was ich gefunden habe.“

„Ah, was haben wir denn da?“ Die Stimme war kalt und entbehrte nicht einer gewissen Grausamkeit. Das juwelenbesetzte Messer an der Hüfte des Mannes zeugte von seiner Gefährlichkeit.

Gegen ihre Fesseln ankämpfend richtete B’Elanna sich auf. „Lassen Sie mich sofort frei!“

„Ich kann mich nicht erinnern, dass ich dir erlaubt habe, zu sprechen“, sagte der Mann, den ihr Kidnapper Kariko genannt hatte.

„Lassen Sie mich frei, oder Sie werden es bereuen!“

Kariko gab ihr eine schallende Ohrfeige. „Sei still!“

B’Elanna spie ihm ins Gesicht. „Was fällt Ihnen ein?“

„Du hast nur zu reden, wenn ich es dir befehle.“

„Ich lasse mir gar nichts von Ihnen befehlen!“

Eine Hand krallte sich in ihr Haar und drückte ihren Kopf zu Boden. „Ich werde dich später zähmen.“ Es klang wie ein verheißungsvolles Versprechen und B’Elanna spürte unsäglichen Zorn in sich aufsteigen. „Wild wie ein räudiges Limekweibchen … Sag, Rikacha. Wo hast du sie gefunden?“

„Nicht weit von hier, Richtung Krikara. Sie hat dort mit ein paar Männern herumgeschnüffelt. Risha hat einen getötet, die anderen konnten entkommen.“

„Waren es Magier?“

„Sie …“, der Barbar namens Rikacha zögerte sichtlich, „ … haben seltsame magische Angriffe verwendet.“ Er griff in sein Gewand und zog B’Elannas Kommunikator und ihren Phaser heraus. „Das hier hatte sie bei sich.“

Kariko runzelte die Stirn. „Was ist das?“

„Das eine benutzen sie, um ihre Magie zu kontrollieren. Mit dem anderen sprechen sie miteinander.“

„Interessant.“ Die Hand riss B’Elannas Kopf empor. „Jemanden wie sie hätte ich eher bei den Verrätern vermutet.“ Seine kalten Augen wanderten über ihre Erscheinung. „Sie trägt keine Roben. Aber sie muss eine Gildenmagierin sein. Nur diese horten genug Wissen, um so etwas herzustellen.“

„Die anderen hatten ähnliche Kleider. Vielleicht sind es Uniformen für ihre höheren Magier.“

„Die Gildenmagier haben nur zwei höhere Magier. Und diese haben sie verbannt.“

„Vielleicht haben sie weitere ausgebildet.“

„Sofern sie Akkarin Glauben schenken.“

„Oder um sich gegen ihn zu verteidigen, sollte er zurückkehren. Ihre Angriffe waren ziemlich mächtig.“

Nachdenklich strich Kariko über seinen Kinnbart. „Das lässt sich herausfinden.“ Seine Hand fasste B’Elannas Kinn und zwang sie zu ihm aufzusehen. „Ich bin gespannt, was sich in diesem hübschen Köpfchen verbirgt.“

B’Elanna erwiderte seinen Blick mit allem Zorn, den sie aufbringen konnte. „Sie werden gar nichts von mir erfahren!“, zischte sie.

Kariko lächelte dünn. „Du kannst mich nicht aufhalten“, sagte er und presste seine Finger auf ihre Schläfen.

Ein unerträglicher Schmerz explodierte in B’Elannas Kopf und dann konnte sie nur noch hilflos mit ansehen, wie Kariko ihren Geist durchforschte und Geheimnisse in Erfahrung brachte, die zu wahren sie geschworen hatte.

Als Kariko von ihr abließ, war seine Miene voll Zorn. „Sie hat versucht, mich zum Narren zu halten.“ Seine prankenartige Hand strich über den Kommunikator. „Wir haben bereits zu viel Zeit verschwendet. Es wird Zeit, die Gildenmagier aufzuscheuchen.“


***


Der Kaffee in ihrer Hand war kalt geworden. Unruhig wie eine Raubkatze starrte Kathryn auf die blauweiße Kugel auf dem Schirm ihrer Brücke. Seit Stunden gab es keine Neuigkeiten von der Oberfläche. Sie vertraute jedoch darauf, dass Chakotay sich meldete, sobald das Außenteam etwas herausfand.

„Captain! Ich empfange eine Nachricht von der Oberfläche.“ Fähnrich Kim zögerte. „Über Lieutenant Torres’ Kommunikator.“

Kathryn fuhr hoch. „Auf Audio!“, befahl sie. Sie richtete sich in ihrem Sessel auf. „Hier ist Captain Kathryn Janeway. Mit wem spreche ich?“

„Gildenmagier.“ Die Stimme klang fremd und herrisch. „Ihr habt uns lange genug zum Narren gehalten. Ich erkläre Euch den Krieg.“

Kathryn runzelte die Stirn. „Wie ist Ihr Name?“

„Man nennt mich Kariko. Hat Euer höherer Magier Euch nicht von mir erzählt? Und davon, wie er meinen Bruder kaltblütig ermordet hat?“

„Doch“, antwortete Janeway vorsichtig. „Das hat er. Und ich kann Ihnen versichern, es lohnt sich nicht, sich mit uns anzulegen.“

Der Mann zögerte. „Ihr mögt über uns unbekanntes magisches Wissen verfügen, doch Ihr werdet nie eine Gefahr für uns sein, weil Ihr höhere Magie fürchtet. “

Interessant, dachte Janeway. Prä-Warp-Zivilisationen, wie die auf diesem Planeten, erklärten häufig mit Magie, was die Grenzen der Wissenschaft überstieg.

„Was ist es, das Ihr als höhere Magie bezeichnet?“, fragte sie.

„Ah, ich glaube, Ihr nennt es ’schwarze Magie’“, schnarrte die Stimme. „Das Wissen, stärker als jeder andere Magier zu werden.“

So wie er das sagte, sah er darin die ultimative Waffe. Und damit hielt er sich diesen Gildenmagiern überlegen.

„Kariko“, sagte Kathryn. „Da Sie zu mir sprechen, nehme ich an, dass Sie derjenige sind, der einen meiner Leute gefangen hält.“

„Ich nehme an, Ihr meint das räudige Limekweibchen.“

Kahtryn hob ob der Formulierung eine Augenbraue. „Wie geht es B’Elanna?“

„Das kommt darauf an, was Ihr unter ’gut’ versteht.“

„Was haben Sie mit ihr getan?“

„Ah, ich habe nur ein paar Informationen eingeholt. Euer Gedankenmanipulationszauber hat dies jedoch verhindert. Da musste ich zu anderen Methoden greifen.“

Kathryn wurde kalt. „Ich will mit B’Elanna sprechen“, verlangte sie. „Sollte sie nicht mehr am Leben sein, so wird das Konsequenzen haben.“

„Ihr könnt uns nichts anhaben. Wir sind zu viele und zu mächtig.“

„Ich will B’Elanna sprechen“, wiederholte Janeway mit Nachdruck.

„Also schön.“

Schritte und eine protestierende Stimme wurden lauter – und dann: „Captain?“

„B’Elanna!“, rief Kathryn. „Wie geht es Ihnen?“

„Er war in meinen Gedanken. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat. Er hat … ich konnte ihn nicht aufhalten. Es tut mir leid.“

„Schon gut, B’Elanna“, sagte Kathryn ihren Zorn kontrollierend. „Halten Sie durch. Wir holen Sie da raus.“


***


Akkarin hielt inne, seinen Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet.

„Was ist?“, fragte Sonea.

„Lorlen hat seinen Ring aufgesetzt.“

Sonea spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Sie waren nicht mehr weit von den Ichani entfernt. Mit der kürzer werdenden Distanz wuchs ihre Furcht. Aber auch ihre Hoffnung, brauchbare Informationen an die Gilde zu übermitteln.

Etwas, damit sie uns glauben …

Langsam pirschten sie den Hang hinab. Schließlich erreichten sie mehrere Felsen, hinter denen der Schein zweier Lichtkugeln schimmerte. Akkarin zog sie hinter einen der Felsen. Sonea wagte kaum zu atmen, als sie die Stimmen dahinter vernahm.

„... Ich bin froh, dass ich sie nicht gefunden habe. Ich halte nichts davon, Magier gefangen zu halten.“

„Sie sind schwach, Avala. Sie würden nicht viel Ärger machen.“

„Tot machen sie noch weniger Ärger.“

Sonea erschauderte. Sie musste dem Drang widerstehen, fortzulaufen. Nur wenige Dutzend Schritt von ihr entfernt waren zwei schwarze Magier. Und diese wollten sie tot sehen.

„Kariko will sie lebend.“

„Warum jagt er sie dann nicht selbst?“

„Weil er die Ichani zusammenruft.“

„Warum jetzt schon wieder?“, fragte Avala ungehalten. „Ich dachte, wir wären für die Invasion bereit.“

„Kariko ruft alle Ichani zusammen.“

Avala sog hörbar die Luft ein. „Alle?“, wiederholte sie.

„Alle siebenundzwanzig.“

Sonea gefror das Blut in den Adern. Akkarin hatte die Gilde vor acht Ichani gewarnt, die ihnen gefährlich werden konnten. Wie kam es, dass Kariko nun mit allen angreifen wollte?

„Ich dachte, Kariko traut den anderen Ichani nicht“, hörte sie Avalas Stimme.

„Karikos Freunde haben ein paar Gildenmagier beim Rumschnüffeln in der Nähe seines Verstecks entdeckt. Sie beherrschen eine uns unbekannte Form von Magie. Kariko will angreifen, bevor sie zu weiterer Macht gelangen.“

„Ich traue Kariko nicht. Für mich klingt das nach einem Hinterhalt.“

„Wieso sollte Kariko mit sieben Ichani den Rest von uns in einen Hinterhalt locken?“

„Vielleicht aus demselben Grund, aus dem er uns auf die Jagd nach den beiden Gildenmagiern geschickt hat? Er will uns aus dem Weg haben.“

Parika antwortete nicht.

„Ich bezweifle, dass die Gildenmagier weitere höhere Magier ausgebildet haben“, fuhr Avala fort. „Die Gildenmagier sind dumm und feige. Ihre einzigen beiden höheren Magier haben sie verbannt.“

„Ich glaube Kariko.“

Avala schnaubte. „Ich gehe zurück und schließe mich den anderen an. Dann werden wir sehen, ob deine Worte der Wahrheit entsprechen.“

„Tu das“, sagte Parika. „Ich werde die Suche fortsetzen.“

Die Stimmen und Schritte der beiden Ichani entfernten sich. Akkarin nickte in Richtung des Berghangs. Leise zogen sie sich zurück. Als sie außer Hörweite waren, beschleunigte er seine Schritte.

Bis dahin brannte Sonea vor Fragen. „Wieso alle Ichani? Und was hat es mit diesen Magiern auf sich, die Kariko begegnet sind?“

„Das wüsste ich auch gern. Hätte die Gilde Leute nach Sachaka geschickt, hätte ich das über Lorlens Ring erfahren.“

Sonea hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten und verfluchte ihn insgeheim. „Aber sie haben eine Form von Magie praktiziert, die die Sachakaner nicht kennen.“

„Den Sachakanern sind viele Formen von Magie unbekannt.“ Akkarin schüttelte den Kopf. „Dennoch ist es seltsam.“ Statt wieder den Berg hinaufzusteigen, wandte er sich nach links. „Wir gehen zum Südpass. Es wird Zeit, dass wir zurückkehren.“

„Ohne Erlaubnis der Gilde?“

Akkarin wandte sich ihr zu. „Sie mögen uns verbannt haben, doch ohne uns haben sie keine Chance gegen siebenundzwanzig Ichani.“

Und wir haben keine Chance gegen siebenundzwanzig schwarze Magier, dachte Sonea. Aber sie mussten es tun. Ohne sie war die Gilde verloren.


***


„Anscheinend hat unsere Ankunft die auf diesem Planeten lebenden Völker zu einem Krieg veranlasst.“ Kathryn schüttete den bittergewordenen Rest ihres Kaffees hinunter und stellte die Tasse vor sich ab. Sie schüttelte sich innerlich und fuhr dann fort: „Damit haben wir die Oberste Direktive verletzt.“

„Nach allem, was Sie aus der Kommunikation mit diesem“, Tuvok zog die Augenbrauen hoch, „Kariko erfahren haben, sind wir nur der Auslöser für einen schon lange schwelenden Konflikt zwischen seinen Leuten, die sich Ichani nennen, und den Gildenmagiern.“

„Dennoch können wir uns jetzt nicht mehr heraushalten“, sagte Janeway. „Wir haben die Gildenmagier unwissentlich einer vergrößerten Bedrohung ausgesetzt. Wir müssen ihnen helfen.“

„Ich stimme Ihnen zu, Captain.“

„Und wie tun wir das?“, frage Paris. Sein Blick wanderte zu der blau-weißen Kugel hinter dem Fenster des Besprechungsraums, ein Ausdruck in seinen Augen, den Kathryn nur allzu gut kannte. „Wir sollten uns vor allem darauf konzentrieren, B’Elanna zu finden.“

Ein Seufzen unterdrückend legte Janeway ihrem Navigationsoffizier eine Hand auf den Arm. „Wir werden B’Elanna finden, Tom. Wir verlassen diesen Planeten nicht ohne sie.“

„Kariko hält sie für einen Gildenmagier“, sagte Tuvok. „Daher können wir davon ausgehen, dass er sie als Druckmittel benutzen wird.“

„Dann tarnen wir uns als Gildenmagier und kehren auf den Planeten zurück“, sagte Paris eifrig.

„Die Scans während des Hinflugs haben eine größere Siedlung im Westen ergeben“, fügte Chakotay hinzu. „Die Strahlung, die den Planeten umgibt, ist dort besonders konzentriert. Ich schlage vor, die Gildenmagier dort zu suchen.“

„Ich empfehle jedoch Vorsicht“, sprach Tuvok. „Die Einheimischen, denen wir begegnet sind, mögen primitiv sein, doch sie haben eine uns unbekannte Waffe. Karikos Worte schließen darauf, dass die Gildenmagier über weitere Waffen verfügen, wenn auch diese vermutlich nicht effektiver als“, er hob die Augenbrauen, „höhere Magie sind.“

Janeway nickte grimmig. „Einverstanden. Commander Chakotay, Lieutenant Paris, Sie kümmern sich um eine passende Verkleidung. Commander Tuvok, Sie arbeiten einen Plan aus, mit dem wir nicht nur B’Elanna befreien, sondern auch diesen Krieg verhindern.“

„Aye, Captain“, antworteten die drei Männer.

Kathryn lächelte grimmig. „Wegtreten, Gentlemen.“


***


„Das ist das Ende der Gilde.“ Lorlen löste seine Hände von denen Lady Vinaras und Lord Balkans. Er streifte den Blutring ab und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Über das Gelände der Gilde hatte sich Dunkelheit gelegt. Seinen Willen ausstreckend schuf er eine Lichtkugel und sandte sie hinter den Wandschirm seines Büros. „Siebenundzwanzig schwarze Magier – das ist der Weltuntergang!“

„Sofern diese Informationen stimmen“, rumpelte Balkan. „Wir wissen nicht, ob Akkarin diese Übertragung manipuliert oder diese beiden Personen bestochen hat, damit wir genau das glauben und ihn zurückrufen.“

„Aber warum dann eine solche Geschichte erfinden? Akkarin muss wissen, dass wir unsere Leute nicht nach Sachaka schicken. Das ergibt keinen Sinn.“

„Damit gebe ich Euch recht.“

„Vielleicht haben die beiden Sachakaner das hinzuerfunden“, schlug Lady Vinara vor.

„Um was zu bezwecken?“, fragte Balkan.

Entnervt fuhr Lorlen sich über die Stirn. Das alles passte nicht zu Akkarin. Er mochte manipulativ sein, doch welches Ziel auch immer er mit dieser Gedankenübertragung verfolgt hatte, er würde dafür gesorgt haben, dass die Gilde die entsprechenden Informationen erhielt. Dass er das nicht getan hatte, war beunruhigend.

„Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache“, sagte er. „Wir sollten uns so vorbereiten, als wenn uns in den nächsten Tagen tatsächlich ein Angriff von siebenundzwanzig schwarzen Magiern bevorsteht.“

Balkan nickte „Ich werde Verstärkung zum Fort schicken.“

Unschlüssig betrachtete Lorlen den Ring in seiner Hand. Ja, Akkarin hatte jahrelang hinter dem Rücken der Gilde schwarze – oder höhere Magie, wie es in den alten Büchern, die sie in Akkarins Keller gefunden hatten, hieß – praktiziert. Aber würde er aus Rache für seine Verbannung siebenundzwanzig feindlich gesonnene schwarze Magier auf die Gilde hetzen?

Je länger Lorlen darüber nachdachte, desto mehr fürchtete er, sein einstiger Freund hatte die Wahrheit gesprochen.

Auch wenn er nur von acht schwarzen Magiern gesprochen hat …

„Wir sollten Akkarin zurückrufen“, sagte er.

„Auf keinen Fall!“, rief Lady Vinara.

„Er und Sonea sind die Einzigen, die unseren Untergang aufhalten können.“

„Sofern Akkarin diesen nicht selbst initiiert hat“, gab Balkan zu bedenken. „Wir sollten ihn nur zurückrufen, wenn uns keine andere Wahl bleibt.“

„Siebenundzwanzig Ichani lassen uns keine andere Wahl.“

„Das wird dem König nicht gefallen. Er wird …“

Die Tür ging auf und ein Diener trat ein. „Administrator Lorlen, hier sind drei Magier, die Euch sprechen wollen“, sagte er und verneigte sich.

Lorlen sah auf. „Sie mögen eintreten.“

Drei fremde Magier betraten das Büro. Ein blonder Elyner in den roten Roben eines Kriegers, ein Lonmar ebenfalls in Rot und ein Heiler mit den Tätowierungen eines Stammesmitglieds der Lan, wenn auch seine Haut auffällig dunkel und sein Gesicht zu breit war.

„Guten Abend“, grüßte Lorlen. „Mein Name ist Administrator Lorlen. Mit wem habe ich die Ehre?“

„Mein Name ist Chakotay“, stellte sich der Heiler vor. Er wies nacheinander auf den Lonmar und den Elyner. „Meine beiden Begleiter Tuvok und Paris.“

Lorlen runzelte die Stirn. Diese Namen klangen so gar nicht nach Angehörigen dieser Völker. Andererseits kehrten viele Magier nach ihrem Studium in ihre Heimatländer zurück und Lorlen waren nur jene geläufig, die in der Gilde lebten. „Lord Chakotay, was kann ich für Euch tun?“

„Wir haben erfahren, dass Sie ein Problem mit einem Mann namens Kariko haben und wir bieten Ihnen unsere Hilfe an.“

„Hilfe ist immer willkommen“, erwiderte Lorlen. Auch wenn drei weitere Magier nichts gegen siebenundzwanzig schwarze Magier ausrichten können ...

„Kariko hat einen unsere Leute entführt. Mit Ihrer Hilfe können wir sie befreien und den Konflikt beenden. Als Gegenleistung erbitten wir einige bestimmte Rohstoffe und Energievorkommen.“

Lorlen runzelte die Stirn. Dieser Mann sprach seltsam und allmählich beschlich ihn der Eindruck, dass diese Männer nicht waren, wofür sie sich ausgaben. Angesichts der Bedrohung, der die Gilde sich ausgesetzt sah, hatte er jedoch nichts zu verlieren, wenn er das Angebot annahm.

„Euer Vorschlag muss in der Gilde diskutiert werden“, sprach er. „Doch ohne zwei unserer Leute haben wir nicht die geringste Chance.“

„Wo sind diese Leute?“

Lorlen spürte, wie seine Stimmung sank. „In Sachaka.“

„Nennt Ihr so das Ödland östlich der Berge?“

Lorlen nickte. Was haben wir getan?

Lord Chakotay tauschte einen Blick mit seinen Begleitern. Als er sich Lorlen wieder zuwandte, lächelte er. „Nun, Administrator Lorlen. Ich denke, auch in dieser Hinsicht können wir Ihnen helfen.“


***


Entgegen den früheren Abenden, an denen Akkarin ihre Magie genommen hatte, hielt er Soneas Hände dieses Mal weiterhin umschlungen.

„Sonea.“ In der Dunkelheit war er nichts als ein Schatten. „Ich bin froh, dass du mit mir nach Sachaka gekommen bist.“

Seine Worte überraschten sie und weckten diese irrsinnige, während der letzten Tage verspürte Hoffnung erneut zum Leben.

„Ich würde es wieder tun“, flüsterte sie.

Sie konnte hören, wie er überrascht die Luft einsog. Mit einem Mal war Sonea sich seiner Nähe zu sehr bewusst.

„Ich dachte du hasst mich“, sagte er.

„Ich hasse Euch nicht. Nicht mehr.“

„Nicht mehr?“ Mit einem Mal war er ihr so nahe, dass ihre Gesichter einander fast berührten.

„Nein“, sagte Sonea. „Ich …“

Ein grelles Licht erhellte das kleine Tal, in dem sie ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Im nächsten Moment war die Dunkelheit so dicht, dass bunte Flecken vor Soneas Augen tanzten.

„Was ist das?“, hauchte sie. „Die Ichani?“

„Ich weiß es nicht.“ Akkarin stand auf und zog sie mit sich. „Wir sollten verschwinden.“ Er nahm ihre Hand und zog sie zu dem Felsspalt, durch den sie gekommen waren. In jeder anderen Situation hätte Sonea die Berührung genossen. Jetzt hingegen war sie vor Furcht wie gelähmt.

„Zwei Lebensformen am Ausgang des Tals“, erklang eine fremde Stimme.

„Komm.“ Akkarin drängte sie zu den Felsen.

„Sind Sie Akkarin?“, fragte eine zweite Stimme.

„Geh weiter“, murmelte Akkarin und schob Sonea zum Spalt.

Sonea wollte protestieren, doch dann standen drei Männer in Magierroben vor ihnen. „Lord Akkarin, mein Name ist Chakotay“, sprach der Mann, der als zweites gesprochen hatte. „Ich übermittele Grüße von Administrator Lorlen und biete Ihnen Unterstützung gegen Kariko und seine Verbündeten.“

Akkarin hob eine Augenbraue. „Und wie soll diese Unterstützung aussehen?“

„Wir haben unsere eigenen magischen Waffen. Kariko hat einen unserer Leute entführt. Mit Ihrer Hilfe können wir sie befreien und den Krieg zwischen Ihren Völkern verhindern.“

Sonea löste sich von dem Felsspalt und trat neben Akkarin. Sie tauschten einen langen Blick. „Glaubt Ihr, er sagt die Wahrheit?“, fragte sie leise.

„Diese Männer mögen Roben tragen, doch sie gehören nicht zur Gilde. Und auch zu keinem anderen mir bekannten Volk. Wenn sie die Absicht hätten, uns zu töten, dann hätten sie das bereits getan.“

„Also nehmen wir ihr Angebot an?“

Akkarins dunkle Augen blitzten. „Wenn wir es nicht tun, geht die Gilde in jedem Fall unter.“


***
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