Sturmtruppen in der ersten Linie: Episode zwei: In geheimer Mission
von Ace Kaiser
Kurzbeschreibung
Man sagt, das Leben eines Soldaten sei recht eintönig. Das von Jaava Hus ist es eher nicht. Nach einem Fehlschuss auf Lord Vader zur Sturmtruppenausbildung verdonnert, heißt sein neues Kommando Tatooine. Und gleich seine erste Woche konfrontiert ihn mit fünfzehntausend stinksauren Sandleuten. Unglaublich, dass er diese Bedrohung meistert. Es kommt, wie es kommen muss, denn eine gut gemachte Aufgabe zieht immer eine schwerere Aufgabe nach sich, und so erreicht Jaava der Ruf Vaders, sich mit vier fähigen Getreuen im Alderaan-System einzufinden.
GeschichteSci-Fi / P18 / Gen
Anakin Skywalker / Darth Vader
06.02.2016
30.09.2021
14
43.786
15
Alle Kapitel
37 Reviews
37 Reviews
Dieses Kapitel
4 Reviews
4 Reviews
06.02.2016
2.857
Prolog:
Unverhofft zum Captain befördert verstand Jaava Hus die Welt nicht mehr so richtig. Okay, das war eine angenehme Sache, vor allem, da er nach dem Zwischenfall an der Akademie mit Lord Vader davon ausgegangen war, dass seine Offizierskarriere im nächsten Müllschacht entsorgt worden war. Er hatte es nicht kommen sehen, und das beunruhigte ihn, denn Lord Vader, der Drahtzieher sowohl seiner Grundausbildung bei den Sturmtruppen als auch seiner Beförderung – und Opfer eines Fehlschusses am Schießstand der Akademie durch eine mehr als übereifrige Rekrutin – hatte ihn dabei an den Fäden tanzen lassen wie ein corellianischer Puppenspieler seiner Marionetten. Und das war etwas, was Jaava Hus nicht wirklich verdauen konnte. Er hatte nie vorgehabt, sich vom imperialen Militär vollkommen vereinnahmen zu lassen. Immerhin war er Corellianer. Einer, der seine Pflicht tun wollte, zugegeben, aber auch einer von denen, die weiterhin selbstständig denken wollten. Deshalb hatte er die Offiziersausbildung der Pilotenausbildung vorgezogen. Und deshalb war die Spezialtruppenausbildung zum Sandtruppler für ihn besser gewesen als die Standardausbildung. Sandtruppler mussten selbstständig agieren können. Sturmtruppler mussten nur Befehle befolgen, heldenhaft agieren und ihr Leben für den Imperator riskieren.
Tja, und nun war er, der Sandtruppler im Captainsrang, also Darth Vaders Protégé. Und damit an die Fäden gekettet, die von der Hand des Lords ausgingen. Sicher, es gab Schlimmeres, aber der Grabenfunk wusste zu berichten, dass Vader durchaus ein kurzes Temperament hatte und Versagen nicht duldete. Mehr als einer seiner Untergebenen war durch das gestorben, was Jaava nach dem Fehlschuss selbst hatte kennenlernen dürfen: Erdrosselt durch die Macht.
Ach, und dann war da auch noch sein erster Arbeitstag auf Tatooine hinzu gekommen. Er hatte sich mit fünfzehntausend Sandleuten anlegen dürfen, die auf einer Blutfehde unterwegs gewesen waren. Fünfzehntausend. FÜNFZEHNTAUSEND! Und sie waren ohne jede Spur wieder in der Wüste verschwunden. Gut, die Imperialen hatten sie nicht in der Luft verfolgen dürfen, dafür hatte ihr Anführer Alat gesorgt. Aber Hus zweifelte nicht daran, dass die Tusken auch während einer Luftüberwachung nach und nach in den Weiten der Wüste Tatooines verschwunden wären.
Wie hatte es Alat doch gesagt? Die Tusken duldeten die Menschen in ihren Enklaven. Wie viele von ihnen gab es wohl in allen Teilen dieser Welt, die nicht als Menschenenklaven galten, also über neunundneunzig Prozent dieser Sand-, Stein-, und Geröllwüsten? Ihre Zahl konnte in die Millionen gehen, in die Milliarden. Hus schauderte bei dem Gedanken. Klar, das Imperium hätte in einem ausgewachsenen Krieg sicher die richtige Taktik parat gehabt: Die Tusken konzentrieren und dann durch ein Bombardement auslöschen. Aber nach der Begegnung mit Alat zweifelte Hus daran, dass es so leicht werden würde. Die Sandleute waren weder dumm, noch mangelte es ihnen an Überlegtheit. Der Rest der Woche war in Ordnung gewesen. Zumindest bis... Ja, bis der Befehl an ihn ergangen war, sich mit Lord Vader im System Alderaan zu treffen.
Die Botschaft, schriftlich an ihn ergangen, hatte von ihm gesprochen und „vier fähigen Begleitern“. Also hatte er beim Major vorgesprochen und vier fähige Begleiter zugeteilt bekommen. Nummer zwei war natürlich Tyra Cloudbreaker gewesen, auf die Drax viel zu leicht verzichtet hatte. „Lord Vader hat von fähigen Begleitern gesprochen. Da ist meine Tochter natürlich allererste Wahl. Außerdem, nach den ganzen Beförderungen, die auf unsere Garnison herabgeregnet sind, ist das mal eine gute Bewährungsprobe für unsere aufgerückten Führungskräfte, vor allem die frisch gebackenen Offiziere.“
Das hatte Jaava halbwegs eingeleuchtet, also hatte er zugestimmt, vor allem, weil die Lage versprach, ruhig zu bleiben. Die anderen drei waren HK-50, der sich als äußerst verlässlich herausgestellt hatte, Deelan Stormrider, ein Veteran in den mittleren Jahren, der es sich eigentlich auf seinem Corporalsrang bequem gemacht hatte, bis auch ihn die Beförderung zum Sergeant ereilt hatte, und ein Astromech der R2-Reihe, R2-Z9.
Lord Vader war in seinen Anweisungen eindeutig gewesen und hatte auf Schnelligkeit, aber auch auf Unauffälligkeit gepocht, weshalb die Sturmtruppler in Zivil reisen würden. Nichts war daher unauffälliger als zwei Droiden als Begleiter, denn wann hatte man schon imperiale Soldaten mit Droiden gesehen, die nicht hinter ihnen aufräumten? Oh, und Zivil natürlich, weil die Garnison auf ihre eigene Fähre nicht verzichten konnte und Hus mit seinen Begleitern daher nach Mos Eisley zum dortigen Raumhafen fahren musste. Aber immerhin hatte Major Drax bereits eine Mitfluggelegenheit nach Alderaan arrangiert. Es schien, dass die Garnison auf dieser Welt weit mehr Kontakte hatte, als es selbst dem imperialen Geheimdienst möglich war.
Also waren sie in Tyras mehr oder weniger gut geflicktem Gleiter, HK auf der Rückbank und R2 im Kofferraum, beschwerdefrei auf dem Weg zum Raumhafen. Eine erfreuliche Abwechslung, dass mal nicht auf sie geschossen wurde, fand Hus. Was ihre Rüstungen betraf: Am Zielort würde Deelan eine neue gestellt werden, und er und Tyra würden als Offiziere die vorgeschriebene Uniform tragen. Zumindest, bis sie wieder „Zuhause“ waren.
Als nach einer mehr als eintönigen Fahrt Mos Eisley in Sicht kam, unterbrach Jaava sein Gespräch mit Tyra und HK und wandte sich Stormrider zu, der mit starrer Miene und ohne ein Wort zu sagen auf seinem Datapad gelesen hatte. „Deelan.“
„Sir?“ Der Veteran machte Anstalten, das Pad wegzupacken.
„Ab hier kein Sir mehr. Wir sprechen uns mit Namen an. Keine Ehrenbezeichnungen. Mos Eisley ist auch für imperiale Soldaten kein sicheres Pflaster.“ Er grinste kurz. „Oder eher erst Recht nicht.“
„Verstanden... Mr. Hus.“ Stormrider versuchte sich an einem Grinsen, scheiterte aber und schnitt eine Grimasse.
„Ja, was auch immer. Wir stellen den Gleiter bei Tyras Kneipe unter und nehmen einen Mietgleiter zum Raumhafen. Dort steigen wir in unseren Transporter und verlassen Tatooine. Bevor wir nicht in Alderaan wieder jede Menge weiße Uniformen sehen, halten wir uns mit allem, was uns als Soldaten ausweisen könnte, zurück. Das gilt auch für dich, HK.“
„Und das sagst du ausgerechnet zu mir, Fleischsack? Wenn ich dich dran erinnern darf, ich bin hier derjenige mit dem robotischen Gedächtnis.“
„Gut, dann erinnerst du dich ja jederzeit an meine Worte“, konterte Hus.
Er sah Tyra an, aber die winkte nonchalant ab. Allerdings war Mos Eisley auch ihre zweite Heimat. Wenn sich jemand in diesem Moloch unauffällig bewegen würde, dann sicherlich sie.
Die Stadt, die aus deprimierend geduckt stehenden Gebäuden bestand, kam nun schnell näher. Eigentlich eine nette Ecke, fand Hus, zumindest soweit er es in seiner ersten Woche auf Tatooine beurteilen konnte. Abgelegen wie der Planet im Outer Rim nun einmal war, war die imperiale Präsenz nicht besonders hoch, und die Behörden kümmerten sich in erster Linie um Bestine und andere weit zivilisiertere Massenansammlung. Ansonsten wurde dieser Pfuhl an Schmugglern, Glücksrittern, Dieben und Henkern gerne dazu benutzt, um dieses Gesindel dort zu konzentrieren, wo es den Zivilisten nicht gefährlich werden konnte. Gerüchten zufolge sollte Mos Eisley einer der schlimmsten, verwahrlosesten Orte im ganzen Outer Rim sein. Hus fragte sich, was die örtlichen Geldgeber so im Monat zahlten, damit dieser Mythos, der ihnen eindeutig Umsatz bescherte, aufrecht erhalten wurde, denn für ihn war die Stadt zwar mit Strahler an der Seite sicherer, aber ansonsten eher ein verschlafenes, wenngleich großes Kaff.
Als sie einfuhren, nahm Tyra zielsicher die Route zu der Kneipe, die ihr zum Großteil gehörte. Dort angekommen brachte sie den Wagen in einem benachbarten Kuppelbau unter. Sie stiegen aus und Hus deutete auf die Cantina. „Willst du nicht Tschüss sagen?“
Die junge Frau grinste schief. „Damit ich ein Dutzend erwachsene Männer heulen sehen muss? Du glaubst nicht, wie bemutternd und bevormundend die Jungs sind. Ich würde stundenlang nicht wegkommen, bis ich jedem, wirklich jedem versprochen habe, ganz besonders vorsichtig zu sein. Und vor allem, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen und auch nicht in fremde Gleiter zu steigen.“
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Hus verblüfft.
„Ihrer sicher nicht“, bestätigte HK, während er sich vom Rücksitz manövrierte.
„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, murmelte der Corellianer.
„Beides, wahrscheinlich.“ Tyra winkte. Ein Gleiter in der Nähe, eine offene rosa Maschine mit aufgesetzter Antriebsturbine, setzte sich in Bewegung und fuhr vor.
Am Steuer saß ein Rodianer. „Itscha, Tyra.“
„Danke, Cunan. Ist auch nett, dich zu sehen.“ Sie wuchtete ihr Gepäck aus ihrem Gleiter und lud es auf dem anderen Gleiter auf. „Ein X-34? Wo hast du denn das Geld her.“
„Toro umah, Tyra.“
„So, so günstig drangekommen bist du.“ Sie beugte sich in den Fonds vor und hob ein Stück goldlackiertes Metall. „Scheinst ja des öfteren Droiden zu fahren.“
„Hala gorda. Maka anos Droiden itschuna.“
„Sehr freundlich von dir, dass du so tolerant bist, dass du HK und R2 auch mitnimmst“, erwiderte sie spöttisch. „Nicht, dass du eine andere Wahl hast.“
Auch Hus und Stormrider luden ihr Gepäck um. Anschließend schloss Tyra die Garage und half den beiden Männern dabei, R2 auf die Rückbank zu verfrachten. „Raumhafen, Cunan.“
„Alma una, Tyra.“
„Eine Ehre, natürlich. Meine Credits haben damit also nichts zu tun?“
„Halla, halla“, sagte der Rodianer und lachte lauthals.
„Das ist wahrscheinlich das Netteste, was du alte Krämerseele je zu mir gesagt hast“, erwiderte sie und grinste breit.
„Was hat er denn gesagt?“, fragte Hus interessiert.
„Auf meine Frage, ob Ehre oder Credits, hat er geantwortet mit halbe-halbe. Und für Cunan sind das gewichtige Worte.“
„Heißt das, du wurdest in seinen Stamm aufgenommen?“, scherzte Hus.
„Na, ganz so schnell geht es nicht“, erwiderte sie gut gelaunt.
Am Raumhafen angekommen, einer Ansammlung von kleinen Startmulden und einem geduckten Terminal, bezahlte Tyra die kurze Reise großzügig und schärfte dem Rodianer eindringlich ein, von ihrer Abwesenheit nichts zu erzählen, vor allem nicht in ihrer Cantina. Anschließend schnappten sie sich eine Schwebepalette für ihr Gepäck und betraten das niedrige Gebäude.
„Cloudbreaker“, sagte Tyra am ersten Terminal. „Bei Ihnen wurden für mich Tickets hinterlegt.“
Ihr Gegenüber, eine Corellinanerin, sah kurz auf ihren Monitor. „Cloudbreaker, Tyra. Ja. Fünf Tickets, privater Flug auf einem Raumfrachter. Drei Humanoide, zwei Droiden. Gate fünf, bitte. Sie werden erwartet. Einen guten Flug.“
„Und Ihnen noch einen guten Tag“, erwiderte Tyra. Gemeinsam verließen sie den uralten Bau in Richtung der Startmulde, die von der Hafenbediensteten großspurig als Gate bezeichnet worden war. Es war nur ein kurzes Stück, es war allerdings auch nur eine der mittelgroßen Startmulden. Als sie eintraten, fasste sich Hus für einen Augenblick an den Kopf. „Ja, da soll mich doch...“
„Ist was?“, fragte Tyra, mit der Linken unauffällig zu ihrem Holster greifend.
„Nein, nicht sowas, Tyra. Kannst deinen Blaster steckenlassen. Ich habe nur nicht erwartet, die beiden so schnell wiederzusehen.“ Er räusperte sich. „Dies ist die JACINTHAS PRIDE. Sie hat mich hergebracht. Der Kapitän ist ein weit entfernter Verwandter von mir.“
Als ein älterer Twi'leg in der offenen Schleuse erschien, winkte Hus aufgeregt. „LET'VIL!“
„Ah, der junge Hus. Du hast ja gesagt, dass du nicht lange bleiben wirst und bald wieder in die Galaxis aufbrichst, aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht, und Harrad auch nicht.“ Der Twi'leg grinste von einem Ohr bis zum anderen, als die drei Menschen und die Droiden näher kamen. Dann umarmte er den Menschen herzlich. „Willkommen zurück. Wir starten in einer Stunde, und in achtzehn Stunden erreichen wir Alderaan. Deine Begleiter?“
„Danke, ich habe den alten Kahn vermisst, Let'vil. Dies sind Tyra Cloudbreaker und Deelan Stormrider, dazu kommen HK-50 und R2-Z9. Sie sind... Kollegen.“
„Kollegen? Auch die Droiden?“
„Gerade die Droiden“, sagte HK nahe am Unwirschen. „Und es passt mir gar nicht, dass du mich erst nach den Fleischsäcken erwähnt hast, Jaava.“
„Nicht, dass es dir schaden würde, HK, außer natürlich deinem übergroßen Ego“, stichelte Hus.
„An meinem Ego ist nichts übergroß. Alles so, wie es sein sollte.“
Der Twi'leg lachte. „Ich sehe schon, wir werden unseren Spaß haben. Na, dann kommt mal rein. Der Flug dauert nicht so lange, aber Ihr könnt die Gästekabine nutzen, falls sich einer mal hinlegen möchte. Ist vielleicht ganz gut, wenn Ihr ausgeruht ankommt.“
„Da könntest du Recht haben.“ Und tatsächlich hatte Jaava nach diesen Worten ein sehr mulmiges Gefühl im Magen, das auch nicht mehr weichen wollte.
Der Start und der Sprung durch die Lichtmauer verliefen unspektakulär. Ummuttert von Lit'vek und sicher geflogen von Harrad blieb den drei Menschen nichts, als zu lesen, Musik aus dem Schiffsarchiv zu hören, oder sich in der Gästekabine schlafen zu legen. Den Anfang machte Tyra, dann nutzte Jaava seine sechs Stunden, und schließlich kam Stormrider an die Reihe, obwohl er zwischen Tür und Angel murmelte, dass er „keinen Schlaf brauchte“. Aber, das war eine wichtige Soldatenregel: „Schlaf, wann du kannst, iss, wann du kannst, du weißt nie, wann die nächste Pause kommt.“
Also saß er nun mit Tyra am Holoschachtisch, den es in jedem corellianischen Frachter als Standardausrüstung zu geben schien, und schlug die Zeit damit tot, dass er Tyra nun schon die dritte Partie verlieren ließ.
„Das ist ja zum aus der Haut fahren!“, rief sie aufgebracht und sprang auf. „Ich vertrödele doch nicht fünf Stunden meiner Zeit, nur um mich dreimal einseifen zu lassen!“
Hus lachte leise. „Du bist eine ganz schlechte Verliererin, junge Frau.“
„Und du bist ein gehässiger Gewinner. Wo hast du überhaupt so gut spielen gelernt?“
„Gehässig... Also wirklich, Tyra.“ Diesmal beließ er es bei einem Schmunzeln. „Es hätte mich überrascht, wenn du mich auch nur einmal besiegt oder zu einem Unentschieden gezwungen hättest. Ich war in meiner Jugend Großmeister in meinem Schuldistrikt.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“, murrte sie.
„Warum hätte ich es dir sagen sollen? Das ist doch irrelevant. Sei lieber froh darüber, dass du mein Spiel sehen kannst und dadurch besser wirst.“ Er zwinkerte der jungen Frau. „Also wie ansonsten auch.“
„Und dein Ego ist groß genug für einen Wookie“, murrte Tyra.
„Wookie... Brrrrr. Ich habe mal Schach gegen einen Wookie gespielt. Wir haben zwei Siege aus drei Spielen vereinbart. Er hat mich zwei zu eins geschlagen.“
„Das muss ein ziemlich guter Spieler gewesen sein“, sagte sie.
„Eher nicht. Als er das erste Spiel verloren hat, ist das Fellknäul vollkommen ausgeflippt und stand kurz davor, mir die Arme auszukugeln. Da habe ich mir Mühe gegeben, die anderen beiden Partien zu verlieren.“
„Ach, der große Jaava Hus hat aufgesteckt?“, stichelte Tyra.
„Die Alternative wäre gewesen, den großen wandelnden Teppich zu erschießen“, sagte Hus trocken. „Und nur, um zwei dämliche Schachspiele zu gewinnen, war mir das dann doch ein etwas zu hoher Preis.“
Für einen Moment sah sie ihn verdutzt an. „Du sympathisierst mit Wookies?“
„Oh, ansonsten war Loushann ein wirklich feiner Kerl. Ich hätte es bereut, ihn zu erschießen, vor allem wegen so einer Banalität. Wir...“
„Jaava, wir springen gleich wieder in den Normalraum. Harrad möchte, dass du ins Cockpit kommst“, rief Let'vil herüber.
„Ist gut.“ Hus erhob sich. „Wecke bitte Deelan und sorge dafür, das sich HK und R2 an der Schleuse einfinden. Sei so nett und nimm auch mein Gepäck mit. Ich denke, wir werden gleich das Schiff wechseln. Auch wenn das bedeutet, unsere Fuhrleute maßlos zu enttäuschen.“ Gerne verriet er den beiden nicht, dass er ein „Imp“ war. Aber die Umstände würden ihnen nicht viel Spiel lassen, solange Lord Vader involviert war.
„Ist gut.“ Tyra ging zum Gästeraum.
Hus betrat derweil die Brücke des Frachters. „Melde mich wie befohlen, Skipper.“
„Ah, Jaava. Tritt ein und setz dich. Wir verlassen den Hyperraum in Fünf... Vier... Drei... Zwei... Eins... Rücksprung!“
Übergangslos wechselte das Bild der an ihnen vorbeihuschenden Sterne. Stattdessen schienen sie alle anzuhalten, allen voran der fingernagelgroße Ball, der Alderaans Sonne war. „Und wir sind dra...“ Irritiert starrte der Corellianer auf seine Anzeigen, als das Schiff kräftig durchgeschüttelt wurde. „Ein Asteroidenfeld? Hier? Aber an dieser Stelle gibt es kein Asteroidenfeld!“
„Vielleicht hast du dich bei der Berechnung vertan?“, fragte Let'vil.
„Nein, habe ich NICHT! Das nächste Asteroidenfeld ist auf Höhe des fünften Planeten, und ich werde mich nicht um eine Milliarde Kilometer geirrt haben, und... Ja, verdammt, erst mal raus aus der Misere. Kurs auf Alderaan.“
„Bist du sicher, dass du dich nicht verrechnet hast?“, fragte Let'vil.
Harrad seufzte. „Wann, bitte, habe ich mich je bei einem Sprung verrechnet.“
„Es wäre diesmal vielleicht besser.“
Irritiert sah der Corellianer seinen Co-Piloten an. „Und warum, wenn ich fragen darf?“
„Weil das eine logische Erklärung dafür wäre, warum es in diesem Sonnensystem keine Welt namens Alderaan gibt.“
„Was redest du da? Dies ist das Alderaan-System, das da ist seine Sonne, die anderen Planeten sind an ihren Plätzen...“ Harrad wurde leichenblass. „Nur Alderaan ist nicht da...“
„Stattdessen ein gigantisches Asteroidenfeld.“
Erschrocken sahen sich die beiden an, dann Hus.
Der war ebenfalls erschrocken. Denn wenn sie nicht alle zugleich einer Halluzination aufsaßen oder doch in einem anderen System gelandet waren, dann bedeutete das, dass es in dieser Galaxis eine Macht gab, die einen Planeten zerstören, kleinschroten konnte, bis auf die Größe von den faustgroßen Meteoriten, die das Schiff striffen und in den Schilden verglühten. „Die einzige Streitmacht in dieser Galaxis, die einen Planeten vernichten könnte, wäre das Imperium, und das auch nur mit der halben galaktischen Flotte. Und dazu wäre ein Großmanöver notwendig, das im Umkreis von fünftausend Lichtjahren Tagesgespräch wäre. Abgesehen davon, dass die halbe Galaxis dann mit einem Schlag rechtsfreier Raum wäre.“ Hus' Augen tränten stark, als er in die Finsternis des Systems hinausstarrte, um vielleicht doch mehr zu erkennen als die Trümmerreste, durch die sie flogen. „Aber Fakt ist, irgendjemand oder irgendwas ist da draußen, und es kann Planeten zerstören.“
Unverhofft zum Captain befördert verstand Jaava Hus die Welt nicht mehr so richtig. Okay, das war eine angenehme Sache, vor allem, da er nach dem Zwischenfall an der Akademie mit Lord Vader davon ausgegangen war, dass seine Offizierskarriere im nächsten Müllschacht entsorgt worden war. Er hatte es nicht kommen sehen, und das beunruhigte ihn, denn Lord Vader, der Drahtzieher sowohl seiner Grundausbildung bei den Sturmtruppen als auch seiner Beförderung – und Opfer eines Fehlschusses am Schießstand der Akademie durch eine mehr als übereifrige Rekrutin – hatte ihn dabei an den Fäden tanzen lassen wie ein corellianischer Puppenspieler seiner Marionetten. Und das war etwas, was Jaava Hus nicht wirklich verdauen konnte. Er hatte nie vorgehabt, sich vom imperialen Militär vollkommen vereinnahmen zu lassen. Immerhin war er Corellianer. Einer, der seine Pflicht tun wollte, zugegeben, aber auch einer von denen, die weiterhin selbstständig denken wollten. Deshalb hatte er die Offiziersausbildung der Pilotenausbildung vorgezogen. Und deshalb war die Spezialtruppenausbildung zum Sandtruppler für ihn besser gewesen als die Standardausbildung. Sandtruppler mussten selbstständig agieren können. Sturmtruppler mussten nur Befehle befolgen, heldenhaft agieren und ihr Leben für den Imperator riskieren.
Tja, und nun war er, der Sandtruppler im Captainsrang, also Darth Vaders Protégé. Und damit an die Fäden gekettet, die von der Hand des Lords ausgingen. Sicher, es gab Schlimmeres, aber der Grabenfunk wusste zu berichten, dass Vader durchaus ein kurzes Temperament hatte und Versagen nicht duldete. Mehr als einer seiner Untergebenen war durch das gestorben, was Jaava nach dem Fehlschuss selbst hatte kennenlernen dürfen: Erdrosselt durch die Macht.
Ach, und dann war da auch noch sein erster Arbeitstag auf Tatooine hinzu gekommen. Er hatte sich mit fünfzehntausend Sandleuten anlegen dürfen, die auf einer Blutfehde unterwegs gewesen waren. Fünfzehntausend. FÜNFZEHNTAUSEND! Und sie waren ohne jede Spur wieder in der Wüste verschwunden. Gut, die Imperialen hatten sie nicht in der Luft verfolgen dürfen, dafür hatte ihr Anführer Alat gesorgt. Aber Hus zweifelte nicht daran, dass die Tusken auch während einer Luftüberwachung nach und nach in den Weiten der Wüste Tatooines verschwunden wären.
Wie hatte es Alat doch gesagt? Die Tusken duldeten die Menschen in ihren Enklaven. Wie viele von ihnen gab es wohl in allen Teilen dieser Welt, die nicht als Menschenenklaven galten, also über neunundneunzig Prozent dieser Sand-, Stein-, und Geröllwüsten? Ihre Zahl konnte in die Millionen gehen, in die Milliarden. Hus schauderte bei dem Gedanken. Klar, das Imperium hätte in einem ausgewachsenen Krieg sicher die richtige Taktik parat gehabt: Die Tusken konzentrieren und dann durch ein Bombardement auslöschen. Aber nach der Begegnung mit Alat zweifelte Hus daran, dass es so leicht werden würde. Die Sandleute waren weder dumm, noch mangelte es ihnen an Überlegtheit. Der Rest der Woche war in Ordnung gewesen. Zumindest bis... Ja, bis der Befehl an ihn ergangen war, sich mit Lord Vader im System Alderaan zu treffen.
Die Botschaft, schriftlich an ihn ergangen, hatte von ihm gesprochen und „vier fähigen Begleitern“. Also hatte er beim Major vorgesprochen und vier fähige Begleiter zugeteilt bekommen. Nummer zwei war natürlich Tyra Cloudbreaker gewesen, auf die Drax viel zu leicht verzichtet hatte. „Lord Vader hat von fähigen Begleitern gesprochen. Da ist meine Tochter natürlich allererste Wahl. Außerdem, nach den ganzen Beförderungen, die auf unsere Garnison herabgeregnet sind, ist das mal eine gute Bewährungsprobe für unsere aufgerückten Führungskräfte, vor allem die frisch gebackenen Offiziere.“
Das hatte Jaava halbwegs eingeleuchtet, also hatte er zugestimmt, vor allem, weil die Lage versprach, ruhig zu bleiben. Die anderen drei waren HK-50, der sich als äußerst verlässlich herausgestellt hatte, Deelan Stormrider, ein Veteran in den mittleren Jahren, der es sich eigentlich auf seinem Corporalsrang bequem gemacht hatte, bis auch ihn die Beförderung zum Sergeant ereilt hatte, und ein Astromech der R2-Reihe, R2-Z9.
Lord Vader war in seinen Anweisungen eindeutig gewesen und hatte auf Schnelligkeit, aber auch auf Unauffälligkeit gepocht, weshalb die Sturmtruppler in Zivil reisen würden. Nichts war daher unauffälliger als zwei Droiden als Begleiter, denn wann hatte man schon imperiale Soldaten mit Droiden gesehen, die nicht hinter ihnen aufräumten? Oh, und Zivil natürlich, weil die Garnison auf ihre eigene Fähre nicht verzichten konnte und Hus mit seinen Begleitern daher nach Mos Eisley zum dortigen Raumhafen fahren musste. Aber immerhin hatte Major Drax bereits eine Mitfluggelegenheit nach Alderaan arrangiert. Es schien, dass die Garnison auf dieser Welt weit mehr Kontakte hatte, als es selbst dem imperialen Geheimdienst möglich war.
Also waren sie in Tyras mehr oder weniger gut geflicktem Gleiter, HK auf der Rückbank und R2 im Kofferraum, beschwerdefrei auf dem Weg zum Raumhafen. Eine erfreuliche Abwechslung, dass mal nicht auf sie geschossen wurde, fand Hus. Was ihre Rüstungen betraf: Am Zielort würde Deelan eine neue gestellt werden, und er und Tyra würden als Offiziere die vorgeschriebene Uniform tragen. Zumindest, bis sie wieder „Zuhause“ waren.
Als nach einer mehr als eintönigen Fahrt Mos Eisley in Sicht kam, unterbrach Jaava sein Gespräch mit Tyra und HK und wandte sich Stormrider zu, der mit starrer Miene und ohne ein Wort zu sagen auf seinem Datapad gelesen hatte. „Deelan.“
„Sir?“ Der Veteran machte Anstalten, das Pad wegzupacken.
„Ab hier kein Sir mehr. Wir sprechen uns mit Namen an. Keine Ehrenbezeichnungen. Mos Eisley ist auch für imperiale Soldaten kein sicheres Pflaster.“ Er grinste kurz. „Oder eher erst Recht nicht.“
„Verstanden... Mr. Hus.“ Stormrider versuchte sich an einem Grinsen, scheiterte aber und schnitt eine Grimasse.
„Ja, was auch immer. Wir stellen den Gleiter bei Tyras Kneipe unter und nehmen einen Mietgleiter zum Raumhafen. Dort steigen wir in unseren Transporter und verlassen Tatooine. Bevor wir nicht in Alderaan wieder jede Menge weiße Uniformen sehen, halten wir uns mit allem, was uns als Soldaten ausweisen könnte, zurück. Das gilt auch für dich, HK.“
„Und das sagst du ausgerechnet zu mir, Fleischsack? Wenn ich dich dran erinnern darf, ich bin hier derjenige mit dem robotischen Gedächtnis.“
„Gut, dann erinnerst du dich ja jederzeit an meine Worte“, konterte Hus.
Er sah Tyra an, aber die winkte nonchalant ab. Allerdings war Mos Eisley auch ihre zweite Heimat. Wenn sich jemand in diesem Moloch unauffällig bewegen würde, dann sicherlich sie.
Die Stadt, die aus deprimierend geduckt stehenden Gebäuden bestand, kam nun schnell näher. Eigentlich eine nette Ecke, fand Hus, zumindest soweit er es in seiner ersten Woche auf Tatooine beurteilen konnte. Abgelegen wie der Planet im Outer Rim nun einmal war, war die imperiale Präsenz nicht besonders hoch, und die Behörden kümmerten sich in erster Linie um Bestine und andere weit zivilisiertere Massenansammlung. Ansonsten wurde dieser Pfuhl an Schmugglern, Glücksrittern, Dieben und Henkern gerne dazu benutzt, um dieses Gesindel dort zu konzentrieren, wo es den Zivilisten nicht gefährlich werden konnte. Gerüchten zufolge sollte Mos Eisley einer der schlimmsten, verwahrlosesten Orte im ganzen Outer Rim sein. Hus fragte sich, was die örtlichen Geldgeber so im Monat zahlten, damit dieser Mythos, der ihnen eindeutig Umsatz bescherte, aufrecht erhalten wurde, denn für ihn war die Stadt zwar mit Strahler an der Seite sicherer, aber ansonsten eher ein verschlafenes, wenngleich großes Kaff.
Als sie einfuhren, nahm Tyra zielsicher die Route zu der Kneipe, die ihr zum Großteil gehörte. Dort angekommen brachte sie den Wagen in einem benachbarten Kuppelbau unter. Sie stiegen aus und Hus deutete auf die Cantina. „Willst du nicht Tschüss sagen?“
Die junge Frau grinste schief. „Damit ich ein Dutzend erwachsene Männer heulen sehen muss? Du glaubst nicht, wie bemutternd und bevormundend die Jungs sind. Ich würde stundenlang nicht wegkommen, bis ich jedem, wirklich jedem versprochen habe, ganz besonders vorsichtig zu sein. Und vor allem, keine Süßigkeiten von Fremden anzunehmen und auch nicht in fremde Gleiter zu steigen.“
„Das ist nicht dein Ernst“, sagte Hus verblüfft.
„Ihrer sicher nicht“, bestätigte HK, während er sich vom Rücksitz manövrierte.
„Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, murmelte der Corellianer.
„Beides, wahrscheinlich.“ Tyra winkte. Ein Gleiter in der Nähe, eine offene rosa Maschine mit aufgesetzter Antriebsturbine, setzte sich in Bewegung und fuhr vor.
Am Steuer saß ein Rodianer. „Itscha, Tyra.“
„Danke, Cunan. Ist auch nett, dich zu sehen.“ Sie wuchtete ihr Gepäck aus ihrem Gleiter und lud es auf dem anderen Gleiter auf. „Ein X-34? Wo hast du denn das Geld her.“
„Toro umah, Tyra.“
„So, so günstig drangekommen bist du.“ Sie beugte sich in den Fonds vor und hob ein Stück goldlackiertes Metall. „Scheinst ja des öfteren Droiden zu fahren.“
„Hala gorda. Maka anos Droiden itschuna.“
„Sehr freundlich von dir, dass du so tolerant bist, dass du HK und R2 auch mitnimmst“, erwiderte sie spöttisch. „Nicht, dass du eine andere Wahl hast.“
Auch Hus und Stormrider luden ihr Gepäck um. Anschließend schloss Tyra die Garage und half den beiden Männern dabei, R2 auf die Rückbank zu verfrachten. „Raumhafen, Cunan.“
„Alma una, Tyra.“
„Eine Ehre, natürlich. Meine Credits haben damit also nichts zu tun?“
„Halla, halla“, sagte der Rodianer und lachte lauthals.
„Das ist wahrscheinlich das Netteste, was du alte Krämerseele je zu mir gesagt hast“, erwiderte sie und grinste breit.
„Was hat er denn gesagt?“, fragte Hus interessiert.
„Auf meine Frage, ob Ehre oder Credits, hat er geantwortet mit halbe-halbe. Und für Cunan sind das gewichtige Worte.“
„Heißt das, du wurdest in seinen Stamm aufgenommen?“, scherzte Hus.
„Na, ganz so schnell geht es nicht“, erwiderte sie gut gelaunt.
Am Raumhafen angekommen, einer Ansammlung von kleinen Startmulden und einem geduckten Terminal, bezahlte Tyra die kurze Reise großzügig und schärfte dem Rodianer eindringlich ein, von ihrer Abwesenheit nichts zu erzählen, vor allem nicht in ihrer Cantina. Anschließend schnappten sie sich eine Schwebepalette für ihr Gepäck und betraten das niedrige Gebäude.
„Cloudbreaker“, sagte Tyra am ersten Terminal. „Bei Ihnen wurden für mich Tickets hinterlegt.“
Ihr Gegenüber, eine Corellinanerin, sah kurz auf ihren Monitor. „Cloudbreaker, Tyra. Ja. Fünf Tickets, privater Flug auf einem Raumfrachter. Drei Humanoide, zwei Droiden. Gate fünf, bitte. Sie werden erwartet. Einen guten Flug.“
„Und Ihnen noch einen guten Tag“, erwiderte Tyra. Gemeinsam verließen sie den uralten Bau in Richtung der Startmulde, die von der Hafenbediensteten großspurig als Gate bezeichnet worden war. Es war nur ein kurzes Stück, es war allerdings auch nur eine der mittelgroßen Startmulden. Als sie eintraten, fasste sich Hus für einen Augenblick an den Kopf. „Ja, da soll mich doch...“
„Ist was?“, fragte Tyra, mit der Linken unauffällig zu ihrem Holster greifend.
„Nein, nicht sowas, Tyra. Kannst deinen Blaster steckenlassen. Ich habe nur nicht erwartet, die beiden so schnell wiederzusehen.“ Er räusperte sich. „Dies ist die JACINTHAS PRIDE. Sie hat mich hergebracht. Der Kapitän ist ein weit entfernter Verwandter von mir.“
Als ein älterer Twi'leg in der offenen Schleuse erschien, winkte Hus aufgeregt. „LET'VIL!“
„Ah, der junge Hus. Du hast ja gesagt, dass du nicht lange bleiben wirst und bald wieder in die Galaxis aufbrichst, aber dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht, und Harrad auch nicht.“ Der Twi'leg grinste von einem Ohr bis zum anderen, als die drei Menschen und die Droiden näher kamen. Dann umarmte er den Menschen herzlich. „Willkommen zurück. Wir starten in einer Stunde, und in achtzehn Stunden erreichen wir Alderaan. Deine Begleiter?“
„Danke, ich habe den alten Kahn vermisst, Let'vil. Dies sind Tyra Cloudbreaker und Deelan Stormrider, dazu kommen HK-50 und R2-Z9. Sie sind... Kollegen.“
„Kollegen? Auch die Droiden?“
„Gerade die Droiden“, sagte HK nahe am Unwirschen. „Und es passt mir gar nicht, dass du mich erst nach den Fleischsäcken erwähnt hast, Jaava.“
„Nicht, dass es dir schaden würde, HK, außer natürlich deinem übergroßen Ego“, stichelte Hus.
„An meinem Ego ist nichts übergroß. Alles so, wie es sein sollte.“
Der Twi'leg lachte. „Ich sehe schon, wir werden unseren Spaß haben. Na, dann kommt mal rein. Der Flug dauert nicht so lange, aber Ihr könnt die Gästekabine nutzen, falls sich einer mal hinlegen möchte. Ist vielleicht ganz gut, wenn Ihr ausgeruht ankommt.“
„Da könntest du Recht haben.“ Und tatsächlich hatte Jaava nach diesen Worten ein sehr mulmiges Gefühl im Magen, das auch nicht mehr weichen wollte.
Der Start und der Sprung durch die Lichtmauer verliefen unspektakulär. Ummuttert von Lit'vek und sicher geflogen von Harrad blieb den drei Menschen nichts, als zu lesen, Musik aus dem Schiffsarchiv zu hören, oder sich in der Gästekabine schlafen zu legen. Den Anfang machte Tyra, dann nutzte Jaava seine sechs Stunden, und schließlich kam Stormrider an die Reihe, obwohl er zwischen Tür und Angel murmelte, dass er „keinen Schlaf brauchte“. Aber, das war eine wichtige Soldatenregel: „Schlaf, wann du kannst, iss, wann du kannst, du weißt nie, wann die nächste Pause kommt.“
Also saß er nun mit Tyra am Holoschachtisch, den es in jedem corellianischen Frachter als Standardausrüstung zu geben schien, und schlug die Zeit damit tot, dass er Tyra nun schon die dritte Partie verlieren ließ.
„Das ist ja zum aus der Haut fahren!“, rief sie aufgebracht und sprang auf. „Ich vertrödele doch nicht fünf Stunden meiner Zeit, nur um mich dreimal einseifen zu lassen!“
Hus lachte leise. „Du bist eine ganz schlechte Verliererin, junge Frau.“
„Und du bist ein gehässiger Gewinner. Wo hast du überhaupt so gut spielen gelernt?“
„Gehässig... Also wirklich, Tyra.“ Diesmal beließ er es bei einem Schmunzeln. „Es hätte mich überrascht, wenn du mich auch nur einmal besiegt oder zu einem Unentschieden gezwungen hättest. Ich war in meiner Jugend Großmeister in meinem Schuldistrikt.“
„Und das sagst du mir erst jetzt?“, murrte sie.
„Warum hätte ich es dir sagen sollen? Das ist doch irrelevant. Sei lieber froh darüber, dass du mein Spiel sehen kannst und dadurch besser wirst.“ Er zwinkerte der jungen Frau. „Also wie ansonsten auch.“
„Und dein Ego ist groß genug für einen Wookie“, murrte Tyra.
„Wookie... Brrrrr. Ich habe mal Schach gegen einen Wookie gespielt. Wir haben zwei Siege aus drei Spielen vereinbart. Er hat mich zwei zu eins geschlagen.“
„Das muss ein ziemlich guter Spieler gewesen sein“, sagte sie.
„Eher nicht. Als er das erste Spiel verloren hat, ist das Fellknäul vollkommen ausgeflippt und stand kurz davor, mir die Arme auszukugeln. Da habe ich mir Mühe gegeben, die anderen beiden Partien zu verlieren.“
„Ach, der große Jaava Hus hat aufgesteckt?“, stichelte Tyra.
„Die Alternative wäre gewesen, den großen wandelnden Teppich zu erschießen“, sagte Hus trocken. „Und nur, um zwei dämliche Schachspiele zu gewinnen, war mir das dann doch ein etwas zu hoher Preis.“
Für einen Moment sah sie ihn verdutzt an. „Du sympathisierst mit Wookies?“
„Oh, ansonsten war Loushann ein wirklich feiner Kerl. Ich hätte es bereut, ihn zu erschießen, vor allem wegen so einer Banalität. Wir...“
„Jaava, wir springen gleich wieder in den Normalraum. Harrad möchte, dass du ins Cockpit kommst“, rief Let'vil herüber.
„Ist gut.“ Hus erhob sich. „Wecke bitte Deelan und sorge dafür, das sich HK und R2 an der Schleuse einfinden. Sei so nett und nimm auch mein Gepäck mit. Ich denke, wir werden gleich das Schiff wechseln. Auch wenn das bedeutet, unsere Fuhrleute maßlos zu enttäuschen.“ Gerne verriet er den beiden nicht, dass er ein „Imp“ war. Aber die Umstände würden ihnen nicht viel Spiel lassen, solange Lord Vader involviert war.
„Ist gut.“ Tyra ging zum Gästeraum.
Hus betrat derweil die Brücke des Frachters. „Melde mich wie befohlen, Skipper.“
„Ah, Jaava. Tritt ein und setz dich. Wir verlassen den Hyperraum in Fünf... Vier... Drei... Zwei... Eins... Rücksprung!“
Übergangslos wechselte das Bild der an ihnen vorbeihuschenden Sterne. Stattdessen schienen sie alle anzuhalten, allen voran der fingernagelgroße Ball, der Alderaans Sonne war. „Und wir sind dra...“ Irritiert starrte der Corellianer auf seine Anzeigen, als das Schiff kräftig durchgeschüttelt wurde. „Ein Asteroidenfeld? Hier? Aber an dieser Stelle gibt es kein Asteroidenfeld!“
„Vielleicht hast du dich bei der Berechnung vertan?“, fragte Let'vil.
„Nein, habe ich NICHT! Das nächste Asteroidenfeld ist auf Höhe des fünften Planeten, und ich werde mich nicht um eine Milliarde Kilometer geirrt haben, und... Ja, verdammt, erst mal raus aus der Misere. Kurs auf Alderaan.“
„Bist du sicher, dass du dich nicht verrechnet hast?“, fragte Let'vil.
Harrad seufzte. „Wann, bitte, habe ich mich je bei einem Sprung verrechnet.“
„Es wäre diesmal vielleicht besser.“
Irritiert sah der Corellianer seinen Co-Piloten an. „Und warum, wenn ich fragen darf?“
„Weil das eine logische Erklärung dafür wäre, warum es in diesem Sonnensystem keine Welt namens Alderaan gibt.“
„Was redest du da? Dies ist das Alderaan-System, das da ist seine Sonne, die anderen Planeten sind an ihren Plätzen...“ Harrad wurde leichenblass. „Nur Alderaan ist nicht da...“
„Stattdessen ein gigantisches Asteroidenfeld.“
Erschrocken sahen sich die beiden an, dann Hus.
Der war ebenfalls erschrocken. Denn wenn sie nicht alle zugleich einer Halluzination aufsaßen oder doch in einem anderen System gelandet waren, dann bedeutete das, dass es in dieser Galaxis eine Macht gab, die einen Planeten zerstören, kleinschroten konnte, bis auf die Größe von den faustgroßen Meteoriten, die das Schiff striffen und in den Schilden verglühten. „Die einzige Streitmacht in dieser Galaxis, die einen Planeten vernichten könnte, wäre das Imperium, und das auch nur mit der halben galaktischen Flotte. Und dazu wäre ein Großmanöver notwendig, das im Umkreis von fünftausend Lichtjahren Tagesgespräch wäre. Abgesehen davon, dass die halbe Galaxis dann mit einem Schlag rechtsfreier Raum wäre.“ Hus' Augen tränten stark, als er in die Finsternis des Systems hinausstarrte, um vielleicht doch mehr zu erkennen als die Trümmerreste, durch die sie flogen. „Aber Fakt ist, irgendjemand oder irgendwas ist da draußen, und es kann Planeten zerstören.“