War of Olympus
von Tharax Batora
Kurzbeschreibung
Ein Jahr ist seit der Niederlage der Giganten vergangen. Doch der Frieden soll schon bald ein blutiges Ende finden. Ein neuer Feind erhebt sich gegen die Götter, noch furchtbarer und unerbittlicher als alle Vorangegangenen. Mit einem einzigen, brutalen Angriff vernichtet er Camp Jupiter und bezwingt dabei sogar die legendären Helden des Olymp. Camp Half-Blood bleibt nun nichts anderes mehr übrig, als eine Mannschaft aus alten und neuen Helden zusammenzustellen, um den einzigen Gegenstand zu finden, der ihn bezwingen könnte: die Büchse der Pandora. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn sollte ihr Feind die Büchse vor ihnen finden, könnte ihn so gut wie niemand mehr aufhalten. Und der mächtige Krieger ist nicht allein. Hinter ihm stehen zwei von den Göttern im Stich gelassene Halbblute, ein mächtiger Nekromant sowie eine ganze Armee blutdurstiger Monster, die allesamt den Untergang des Olymps besiegeln wollen... [Crossover mit God of War]
CrossoverAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Hekate
Leo Valdez
Nico di Angelo
OC (Own Character)
Thanatos
30.01.2016
08.03.2023
86
230.522
9
Alle Kapitel
34 Reviews
34 Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
18.01.2023
2.294
Kapitel LXXXIV - Schmerz der Verrats
Ob sie selbst es war, die unwissentlich einen unscheinbaren, aber folgenschweren Fehler begangen hatte, oder ob die Moiren sie schlicht erneut zum Lieblingsopfer auserkoren hatten, darüber war Nova sich noch nicht ganz im Klaren. Sehr wohl im Klaren war sie sich hingegen über den Umstand, dass sie heute Morgen – oder auch vergangene Nacht – erneut alles Licht in ihrem Leben verloren hatte. Leander war fort – allem Anschein nach für immer – und sie selbst ziemlich genau dort, wo sie am Anfang ihrer Reise schon gestanden hatte.
Ziellos in der Stadt und dem umliegenden Gelände umherzuwandern, immer und immer wieder die lachenden, scheinbar unbekümmerten Gesichter ihrer Mitstreiter passierend, hatte ihren Schmerz und ihren Frust nur noch weiter angeheizt; somit hatte sie sich in eine unscheinbare Ecke ganz am Rand der Telchinenschmiede zurückgezogen, wo zwar eine mehr als gehobene Lautstärke vorherrschte, sie aber zumindest im Moment für sich bleiben konnte.
Morton hatte ihr die Nachricht von Leanders Verschwinden – und dem, was er allen Hinweisen zufolge getan haben musste – persönlich überbracht. Wenngleich sie seine Worte zu keinem Zeitpunkt angezweifelt hatte, war es ihr schwergefallen und fiel ihr mit weiter verstreichender Zeit eher noch schwerer, es auch zu glauben… wirklich zu glauben.
Nach Leanders verschlossenem, eigentümlichen Verhalten am Vortag hatte sie mit vielem gerechnet, vieles befürchtet… aber nicht, dass er Hekates heuchlerisches Angebot mit mehreren Tagen Verspätung doch noch annehmen und Camp Ghul verraten würde… sie verraten würde. Ihr kam die Andeutung der Göttin Morton gegenüber wieder in den Sinn, nicht alle seiner Verbündeten würden ihm bis zu den Toren des Olymps die Treue halten…
In einem kurzen Anflug von Wut trat Nova gegen ein herumliegendes Rüstungsteil, stieß dabei einen Schrei aus; gleichermaßen vor Zorn, Enttäuschung und Trauer. Angesichts des akustischen Umfeldes der Schmiede ging ihr verzweifelter Ausruf nahezu vollkommen unter.
In diesem Moment verspürte sie keinen stärkeren Wunsch als jenen, nicht derart von Leanders Willenskraft und Selbstbewusstsein überzeugt sein zu müssen. Niemals würde er sich erpressen oder auf magische Weise zu derartigen Handlungen zwingen lassen; ihr war schmerzlich klar, dass er die Entscheidung für diesen… Verrat selbst und in vollem Bewusstsein getroffen haben musste. Er hatte sich gegen sie entschieden, dafür… wofür eigentlich? Für Hekate? Den Olymp? Oder doch nur sich selbst? Welche dieser Möglichkeiten auch der Wahrheit entsprach, sie alle fachten denselben, dumpfen Schmerz an, der zwischen ihrem Hals und ihrem Magen hin- und herwanderte, sie stetig daran erinnerte, dass sie Leander eine Entscheidung gegen die vermeintlich einfache Lösung, die die Göttin der gegabelten Zungen ihm geboten haben musste, nicht wert war.
Aber wer war sie schon? Eine immerzu wütende, unkontrollierte Schlägerin, die ihn einmal fast umgebracht hätte? Keine gute Freundin; keine Person, für die es sich zu kämpfen lohnte – dessen war sie sich nun sicher. Eher eine Last, eine Anspannung, gar eine Bedrohung für jeden, der ihr geistig zu nahe kam… Irgendwo in einigen weit entfernten, selbst ihr verborgenen Winkeln ihres Verstandes musste sie es schon seit Jahren gewusst haben, hatte vermutlich deshalb jeglichen Kontakt mit anderen denkenden Wesen vermieden; all jene niemals unternommenen Versuche, die Nähe und Wärme, mit der andere Menschen, Götter und Halbgötter sich umgaben, um ihre Seelen zu stärken, wenigstens einmal spüren zu können, wären bereits im Voraus zum Scheitern verdammt.
Hätte sie diesen unbewussten Vorsatz bloß eingehalten und nie erfahren, wie ebenjene Wärme sich anfühlte, dann müsste sie nun nicht mit dem Schmerz der Gewissheit leben, was ihr all die Jahre über entgangen war – und für alle Zeit entgehen würde. Ihre unmittelbare wie ferne Zukunft – insbesondere aber die kommenden Tage – schienen kein stechend scharfer Film mehr, sondern nur noch ein grauer, undurchsichtiger Schleier, der nicht mehr die geringste, noch so nebulöse Form erkennen ließ. Sie hatte keine Idee, noch nicht einmal einen Ansatz, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
„Sagen mir meine nicht ganz alten, aber auch nicht mehr ganz jungen Augen die Wahrheit, wenn sie davon erzählen, dass du diesen Jungen sehr gern gehabt hast, kleine Kriegerin?“
Desorientiert schossen Novas Augen von einer Ecke zur anderen, suchten nach dem Ursprung der Stimme; und für einen Moment vergaß sie, wo sie überhaupt war. Dann fiel es ihr wieder ein; sie kauerte in einer Ecke der Telchinenschmiede, sann über ihre eigene Überflüssigkeit nach und sah sich dem Kabumm-Griechen gegenüber.
Noch verwirrter rieb sie sich die Augen und sah ein weiteres Mal hin. Kein Zweifel; selbst wenn es über fünf Jahre und somit beinahe ein Drittel ihres Lebens her war, würde sie diese Maske immer und überall wiedererkennen. Der Albtraum ihrer Jugend – wenngleich er sie bei weitem nicht so sehr hatte verstören konnte wie eine mental unbefleckte Person in ihrem damaligen Alter – hatte sie wiedergefunden… und das ganz offensichtlich nicht, um ihr etwas anzutun, wenn man seine Worte bedachte.
„Ich… kenne dich!“, brachte sie nur hervor.
Der Berg von einem Mann – noch ein ganzes Stück größer als Kratos und höchstwahrscheinlich auch gar kein Mensch – legte den Kopf leicht schief und sah sie an, offenkundig interessiert.
Eine Weile schwieg er, dann erklang die tiefe, klare Stimme unter der Maske erneut: „Du sprichst die Wahrheit, Kind der Rache. Wir sind uns einmal begegnet, in der jüngst zerstörten Stadt vor mehr als fünf Jahren. Dein Überlebenswille damals war beeindruckend; und wie es scheint, hat er dich bis zum jetzigen Zeitpunkt gebracht.“
Sie wandte den Blick nur ein kleines Stück ab und starrte kaum merklich an ihrem Gegenüber vorbei auf die nächste Wand. „Nur die Hülle. Darunter wirst du kaum mehr etwas lebendiges finden.“
„Kaum etwas Lebendiges, sagst du…“ Er sah sich kurz im Raum um und setzte sich dann vorsichtig auf etwas, das in Novas laienhaftem Blick wie ein Schmiedetisch aussah.
„Fangen wir von vorne an“, fuhr er fort. „Ich bin Hank, in olympischen Kreisen auch bekannt und gefürchtet als Götterverbrenner.“
„Und bist wie auf die Idee gekommen, dass ich gerade mit jemandem reden möchte?“, fragte Nova; etwas bissiger als beabsichtigt.
„Nun; nach all meinen bisherigen Beobachtungen von Demigottheiten und Vergleichbarem habe ich festgestellt, dass die meisten Subjekte dies bevorzugt tun, wenn ein seelischer Schmerz sie plagt.“
„Ich bin nicht die meisten… war ich nie, und werde ich auch nie sein.“
„Also eine Ausnahme von dem, was unter deinesgleichen die Norm darstellt… das war zu erwarten; schließlich entsprichst du ihr in den wenigsten Punkten. Nur sehr wenige von euch hätten jene Begegnung mit mir überlebt.“
„Die eine Sache, die ich wirklich gut kann“, entgegnete sie mit einem Schnauben. „Alles überleben, was meinen Weg kreuzt, ob ich es will oder nicht. Bedank dich bei Ares.“
„Oh, das werde ich!“, sprach Hank weiter. „Ich werde mich bei ihm bedanken; bei ihm sowie jeder Menge anderer Götter… mit griechischem Feuer.“
„Nur damit wir uns da einig sind…“, sagte Nova mit gepresster Ruhe in der Stimme, „…der Todestoß für Ares gehört mir und niemand anderem!“
Er senkte den Kopf und schien kurz zu überleben. „So soll es sein! Rache ist dein gutes Recht, und dieses Recht werde ich dir nicht nehmen.“
„Gut zu wissen…“
„Gestatte mir eine Frage, zornige Heldin; was wirst du tun, sobald deine Rache vollendet ist? Was definiert dich und dein Leben darüber hinaus?“
„Gar nichts“, erwiderte sie bitter und war beinahe selbst erschüttert, wie rasch und ohne jegliches Zögern sie diese Antwort hatte geben können. „Sobald ich meine Rache habe, ist es endlich vorbei.“
Zu weit späterer Stunde – Nova konnte nicht sagen, zu welcher genau – begab es sich, dass ein weiterer Besucher seinen Weg nach Camp Ghul fand. Zunächst fiel ihr auf, dass die Schmiede stetig leiser wurde, die Telchinen nach draußen zu gehen schienen. Ihnen aus Neugier und allmählich eintretender Langeweile folgend stellte sie fest, dass neben ihnen auch alle anderen Campbewohner zum Eingang strömten.
Das schwer zu passierende Tor war versperrt wie fast immer, hatte sich in letzter Zeit offenbar nicht geöffnet; und dennoch stand vor ihm auf der Innenseite der Mauer und lässig den versammelten und leicht angespannten Monstern entgegenblickend ein hochgewachsener Mann im Anzug mit dunkler Sonnenbrille und schwarzen, zu einem eleganten Pferdeschwanz zurückgebundenen Haaren.
Nach etwa einer halben Minute setzte er sich in Bewegung, begann langsam, über das Feld auf die Stadt zuzugehen. Als er ein Viertel der Strecke zurückgelegt hatte, tauchte Kratos – aus irgendeinem Grund ebenfalls im Anzug – am Rand Neu-Roms auf und schritt dem Fremden in vergleichbarer Geschwindigkeit entgegen.
Nova schob sich durch die Menge, um in Hörreichweite zu kommen; möglicherweise vermochte sie diese Angelegenheit wenigstens für ein paar Minuten abzulenken…
Just in dem Moment, als sie die erste Reihe durchbrach, blieben Kratos und der Fremde direkt voreinander stehen und musterten sich gegenseitig. Die Spannung der Umstehenden, die sich in der Luft aufbaute, war geradezu körperlich spürbar… und löste sich einfach auf, als die beiden tatsächlich weitgehend gleichgroßen Männer einander mit einem Händeschütteln begrüßten.
„Prometheus“, begann Kratos das Gespräch zu Novas Überraschung mit einem respektvollen Nicken. „Es ist lange her…“
„Das ist es in der Tat… alter Freund, ich habe Jahrtausende auf diesen Tag gewartet!“
Erneut kochte eine wilde, unbändige Wut in ihr hoch… selbst jemand wie Kratos hatte es geschafft, eine… sogar über mehrere Jahrtausende haltende Freundschaft aufzubauen. Jeder, nur sie konnte es scheinbar nicht einmal für eine Woche.
Ein Flügelschlag und ein Luftzug kündigte sein Erscheinen an, als Morton direkt hinter Kratos landete und den Titanen vorsichtig beäugte. Er schien nicht direkt angespannt, aber auf alles vorbereitet.
Prometheus hob beruhigend die Hände. „Morton Deader, Sohn des Thanatos! Ich bin überaus erfreut, dass wir uns endlich persönlich begegnet; deine Taten haben den Olymp sehr… beunruhigt, das kann ich dir versichern.
Morton nickte und schüttelte ihm ebenfalls die Hand. „Ich betrachte das als Lob.“
„Dann hast du es richtig erfasst! Zeus‘ unverhohlene Nervosität, als die Götter mich in einer Regenbogenbotschaft um Hilf gebeten haben, war… eine interessante Erfahrung. Der Olymp fürchtet dich und deine Gefährten, und das zurecht.“
Erste Schaulustige begannen, sich wieder zurückzuziehen; insbesondere ein Großteil der Telchinen begab sich auf Alexeis Anordnung mit dem Hinweis auf wichtige Projekte wieder zurück zur Schmiede.
„Ich vermute, du hattest deine Augen und Ohren während der großen Ereigbisse weitgehend überall…“, fuhr Kratos fort. „Sag mir, hast du Kenntnis von dem, was damals geschah, als der Olymp bereits einmal an der Schwelle zur Niederlage stand?“
Der Titan nickte ernst. „Allerdings, die habe ich. Einer der Urgötter hat eingegriffen, aus Angst, deine Taten könnten die Welt zu stark und zu unwiderruflich verändern. Der Zeitenherrscher Chronos hat nahezu aller Halbgötter der damaligen Zeit in die Zukunft gesandt… nämlich jenen Punkt vor heute genau achtzehn Jahren, an dem du in einer neuen Welt erwacht bist.“
Er wandte sich wieder an Morton. „Und auch du und deine Schwester… stammt aus derselben Zeit. Kylon und Aristea; das waren die Namen, die eure Eltern euch vor Jahrtausenden gaben.“
Kratos nickte. „Ich verstehe… daher also diese seltsam vertraute Aura, als ich euch damals fand…“
Morton runzelte die Stirn. „Zwei überaus interessante Wendungen. Dann wiederholt die Geschichte sich also. Erst sind die Titanen zurückgekehrt, danach die Riesen. Und nun sind wir an der Reihe.“
„So ist es“, bestätigte Prometheus. „Zum Ende des zweiten Titanenkrieges habe ich Percy Jackson bereits erklärt, dass ich immer auf der Gewinnerseite stehe. Sie dachten, Kronos‘ Niederlage sei auch die meine. Aber der Sieg war niemals ihm bestimmt. Nicht ihm, und nicht den Riesen; sie alle dienten lediglich dazu, die Schwachstellen des Olymps offenzulegen.“
Er ließ seinen Blick zufrieden über die versammelten Krieger schweifen. „Der Geist Spartas, ein brillanter, junger Halbgott mit dem Mut und den Fertigkeiten, die Welt der Götter auf den Kopf zu stellen, und natürlich…“, sein Blick blieb zunächst an Nova und dann nacheinander an Hank, Siferis, Erinys und dem mit den übrigen Telchinen verschwindenden Alexei hängen, „…einige der größten Krieger, die unsere lange Geschichte hervorgebracht hat. Euch, und nur euch gebührt der endgültige Sieg über Zeus und seine zerfallende Gefolgschaft dekadenter, mentaler Krüppel; und es wäre mir eine Ehre, mich euch anzuschließen.“
„Und uns ebenso eine Ehre, dich an unserer Seite zu wissen“, antwortete Kratos.
Die Drei entfernten sich; Nova blieb noch eine Weile stehen und sah ihnen nach.
„Habt ihr essss gehört?“, ergriff Siferis nun das Wort. „Die Götter sssselbsssst fürchten unssssere Willensssskraft und unssssere Fähigkeiten! Und wir werden zzzzu ihnen nach oben klettern, essss mit ihnen aufnehmen und ihnen beweisen, dassssssss ssssie Recht hatten!“
Die ehrfürchtige Stille zerbrach, und wilder, ungestümer Jubel trat an seine Stelle. Nova stimmte nicht mit ein.