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War of Olympus

Kurzbeschreibung
CrossoverAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Hekate Leo Valdez Nico di Angelo OC (Own Character) Thanatos
30.01.2016
05.06.2023
90
254.901
11
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25.08.2022 3.262
 
Kapitel LXXVIII - Der Thron der Titanen


Der Kampf mit Hekate musste schon länger zurückliegen. Jedenfalls glaubte Raven das, denn wirklich deutlich erinnern konnte sie sich erst wieder an die Ereignisse nach der Besprechung im Senatsgebäude. Die letzte Auseinandersetzung mit den Campern, der Angriff der Hydra, die Aktivierung des Talos; all das war in ihrer Erinnerung zu einem wirren, kaum durchschaubaren Brei verschmolzen, über dessen Details sie nur noch spekulieren konnte.
     Sie wusste noch, wie wunderbar sich der Sieg über die Göttin angefühlt, wie ausgelassen sie danach gelacht hatte, und erinnerte sich auch daran, Leander nach dem Kampf für seinen Verstand gelobt zu haben. Was ihr – zumindest nach eigener Deutung der gegenwärtigen Situation – jedoch allem Anschein nach entgangen sein musste, war der Moment, in dem Morton ihr unausgesprochenes, doch ebenso unzweifelhaftes, einander in stiller Übereinkunft gegebenes Versprechen vergessen hatte: sie hatten nur einander, und somit waren es auch nur sie beide, die zählten, nur sie beide, die jemals gezählt hatten, und nur sie beide, die jemals zählen würden.
     „Alles in Ordnung bei dir?“, sprach Aktaion sie unvermittelt an. „Du bist so still seit der Versammlung… hast du vielleicht was Falsches gegessen? Oder ist ein Teil deiner Seele im Totenreich geblieben? Habe gehört, dass so etwas vorkommen soll…“
     Raven zuckte zusammen und vermutete, dass nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Verstand sich einen kurzen Augenblick Pause nahm. Sie hatte sich bereits zu frühester Stunde zwischen zwei Metallbehälter direkt neben Mortons provisorischem Tor gekauert, in der Hoffnung, hier von niemandem gefunden zu werden, ehe sie zum Othrys aufbrachen.
     „Nein… danke, mir geht es gut…“, brachte sie hervor, ohne ihm dabei direkt in die Augen zu sehen.
     Stattdessen schob sie sich – halb gewollt, halb aus Reflex – noch weiter von ihm weg, was ihm ein verwirrtes Stirnrunzeln entlockte. Nach ihrer Rückkehr aus dem Hades war die Anzahl der Bewohner Camp Ghuls noch sehr überschaubar gewesen – überschaubar genug, allem Atmenden, aus dem Weg zu gehen. Ein Vorhaben, das bei gegenwärtiger Population nur noch sehr schwer umzusetzen war.
     „Nun, wenn dem so ist… dann überlasse ich dich mal wieder deinen Gedanken auf der anderen Seite dieser Welt!“
     „Ja… ist vielleicht besser so“, raunte sie, unsicher, ob Aktaion, der zur anderen Seite des Tores hinüberschlenderte und sich dort gegen die Mauer lehnte, es überhaupt gehört hatte.
     Raven sah ihm nach und versuchte, sich daran zu erinnern, ob irgendetwas, das sie während ihrer gemeinsamen Zeit im Jagdrausch gesagt oder getan hatte, ihn glauben machen könnte, dass sie mehr in ihm sah als einen temporär nützlichen Verbündeten. In ihm wie auch allen anderen. Nützliche Mitstreiter, deren Anwesenheit für den Moment erfreulich sein mochte, jedoch keinesfalls von Dauer sein konnte… Nova, Leander, Erinys… selbst Kratos – sie alle waren kurzfristig in ihr Leben getreten und würden es ebenso schnell wieder verlassen, wenn der Olymp erst gefallen war. Nur einer würde bleiben.
     Und bei Morton würde es genauso sein… ganz sicher… höchstwahrscheinlich… vermutlich… vielleicht… oder doch nicht? Noch bei ihrer Rückkehr mit Talos hätte sie nicht gewagt, auch nur im Unbewussten daran zu zweifeln – wenngleich sein Umgang mit Siferis sie bereits während des Telefonates hätte beunruhigen sollen.
     Aber während sie die bloße Verwendung eines Spitznamens – was Morton sonst nie tat – lediglich irritiert hatte, schien sich ihre Welt seit der Besprechung langsam, Stück für Stück auf den Kopf zu drehen und sie abzuschütteln versuchen. Morton und Siferis hatten sich vor gerade mal einer Woche kennengelernt und schienen dennoch so vertraut miteinander, als wäre Raven mehrere Jahre fortgewesen…

Als der gefangene Gott – Raven achtete kaum auf ihn – zum Tor geführt wurde, versuchte sie, die rote Dracaena nach Möglichkeit zu ignorieren. Beinahe gelang es ihr zufriedenstellend; nur als Siferis Morton unnötig überdeutlich ihren Freund nannte, konnte sie einen säuerlichen Seitenblick nicht zur Gänze unterdrücken.
     Während des mehrere Stunden andauernden Fußmarsches hielt Raven sich aus nahezu allen Gesprächen, die Nova und Leander miteinander, teilweise allerdings auch mit Morton führten, heraus. Sie bekam am Rande mit, dass es zwischenzeitlich um einen Jahre zurückliegenden Auftrag von Nova ging, den sie für ihr früheres Camp erfüllt hatte; meist war sie jedoch zu sehr mit dem vergeblichen Versuch beschäftigt, die Veränderung in dem zunehmend bröckligen Gebilde zu begreifen, das einmal ihre Welt gewesen war.
     Falls sie während des eingeschlagenen Weges durch San Francisco doch einmal in die Realität zurückkehrte, dann schreckte sie meist auf, weil sie einen potenziell bedrohlichen Schatten in einer Gasse zu sehen glaubte… nur um sich sofort wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass nahezu alle Monster aus dieser Gegend sich vermutlich im Camp Ghul befanden – und noch dazu auf ihrer Seite standen… oder zu stehen behaupteten. Raven begriff nicht, wie Morton diesen Kreaturen, die sie all die Jahre über erbarmungslos gejagt hatten, so einfach vertrauen konnte. Sie selbst glaubte bestenfalls an ihren Verstand; solange der Olymp der gemeinsame Feind war, hatte es keinen Sinn, gegeneinander zu kämpfen, aber niemals konnte es so etwas wie Loyalität zwischen Halbgöttern und Monstern geben – auch wenn einige besonders heuchlerische Exemplare ihnen dies vorzugaukeln versuchten.

Raven konnte die massiven, kantigen, von einem dunklen Schleier umwaberten Mauern und Türme des Othrys bereits in der Ferne ausmachen, noch ehe sie die letzten Gebäude San Franciscos hinter sich gelassen hatten. Je näher sie dem Momument kamen, desto stärker wurde der Eindruck, dass diese Schleier sich auf dem Gipfel des Palastes zu einem mächtigen, um die eigene Achse wirbelnden Trichter verdichteten; zweifelsohne der Punkt, an dem Himmel und Erde sich am nächsten waren.
     Sie sah das Unbehagen in Novas und Leanders unruhigen Gesichtern, Apollo schien mit jedem Schritt, den er auf den dunklen Berg zugedrängt wurde, einem Ohnmachtsanfall näher zu kommen, und auch Raven konnte sich einer dezenten Gänsehaut sowie eines beschleunigten Herzschlages im Angesicht des Titanenthrons nicht erwehren. Nur Morton schien nicht mal übermäßig mutig, sondern schlicht vollkommen unbeeindruckt von der Aura des Palastes zu sein. Er würdigte ihren Zielort nicht einmal eines Blickes, sondern konzentrierte sich allein darauf, den zunehmend unruhigen Gott unter Kontrolle zu halten.
     Die Ausstrahlung der Festung schien mit jeder Minute stärker zu werden; als sie den Fuß des Berges erreicht hatten, dachte etwas in Ravens Seele gar daran, einfach umzukehren... und dann – es müsste etwa auf den Zeitpunkt gefallen sein, zu dem der eigentliche Aufstieg begann – verging sie im Wind. Raven war derart verdutzt, dass sie einen Moment innehielt und stehenblieb. An der Erscheinung des Palastes hatte sich nichts geändert; er war noch genauso ehrfurchtgebietend und majestätisch wie zuvor, doch diese unnatürliche Angst, die sie scheinbar vom Aufsteig abzuhalten versucht hatte, war verschwunden.
     Sie nahm ihren Schritt wieder auf, ehe einer ihrer Begleiter sich wundern könnte; doch war ihren Gesichtern – Mortons nach wie vor unbewegtes ausgenommen – anzusehen, dass sie ähnlich fühlten.

Nach einem beschwerlichen, aber allemal ertragbaren Aufstieg betraten sie die halb zertrümmerte, doch noch immer gewaltige, von mächtigen, marmornen Säulen gestützte und zum wolkenverhangenen Himmel hin geöffnete Eingangshalle des Othrys. Ein aufwendiges, im altgriechischen Stil gehaltenes Mandala in Schwarz-Weiß zierte einen Großteil des Bodens und schien die Titanen bei einer siegreichen Schlacht gegen die Olympier abzubilden. Im Zentrum des Bildes stand eine Gestalt, die scheinbar Kronos darstellen sollte; ein über alle gesunden Maßen muskulöser Mann – natürlich unbekleidet – mit einer Sense, deren absurd langer Griff beinahe von einem Rand des Kreises zum gegenüberliegenden reichte.
     Während Leander die übrigen Abbildungen interessiert begutachtete, ging Raven zu einer der Säulen hinüber und fuhr mit der Hand darüber. Zu ihrer Verwunderung fühlte sich der Marmor abgesehen von den wenigen Rissen ähnlich glatt wie poliertes Glas an... und genauso scharfkantig, wie sie feststellen musste, als sie sich den Finger an einer Kante schnitt.
     Nova betrat die Fläche des Mandalas und sah mit einem beinahe herablassenden Lächeln auf die Darstellung des Kronos‘ herab. „Das ist also der große König des Titanengeschlechts.“ Sie wandte sich dem gefangenen Gott zu. „Nach allem, was man hört, ein genauso großer Narr wie seine Kinder... und Enkelkinder, nicht wahr, Apollo?“
     Apollo beachtete sie gar nicht, sondern versuchte zunehmend energisch und panisch, sich loszureißen, was ihm mit der Sense aus stygischem Eisen im Rücken allerdings nicht so recht gelingen wollte.
     Morton brachte ihn mit einem brutalen Ruck zum Stillstand. „Etwas beunruhigt dich hier, habe ich Recht? Gut so, dann kann Atlas nicht mehr weit sein.“
     Er drehte Apollo von der Mitte des Mandalas aus im Kreis herum, jedem der verschiedenen Ausgänge einmal zu, und entschied sich dann für den, bei dessen Anblick der Gott ihm den heftigsten Widerstand entgegenbrachte.
     „Der wird es schon sein“, stellte er trocken fest und drängte den Gefangenen auf das Portal zu.
     Apollo, der vor lauter Panik gar nicht zu registrieren schien, was gerade eigentlich geschah, als Kompass verwendend führte Morton sie so weiterhin von einem Raum in den nächsten. Jeder unterschied sich in seinem Aufbau ein Stück von den bisherigen; der grundlegende Bau- und Kunststil wurde jedoch beibehalten. Raven hatte jedoch den Eindruck, dass die Öffnungen in den Decken der anderen Gewölbe allesamt von Einstürzen herrührten und nicht vom Architekten beabsichtigt waren. Zudem waren aufwendige Malereien fortan nur noch an den Wänden vorzufinden.
     Als Fenster dienende Öffnungen im Mauerwerk gewährten allen Bewohnern wie Besuchern des Palastes einen weitreichenden Ausblick über das Land; San Francisco, die Küste, selbst die Camp Ghul deckenden Berge waren von hier aus gut zu sehen. Gerne wäre Raven einen Moment stehengeblieben, um den Anblick kurz genießen zu können, aber sie wusste, dass dafür jetzt keine Zeit war.
     Nach ebenjenen Räumen und einigen, immer nur nach oben führenden Treppen – in Stil und Beschaffenheit mit den Säulen vergleichbar, weshalb Raven mehrfach beinahe ausgerutscht wäre – standen sie vor einem massiven, steinernen Doppeltor; mit einem solchen Übermaß an Meißelarbeiten geschmückt, dass es unmöglich schien, auch nur einen Bruchteil von ihnen mit einem Blick zu erfassen.
     Auf ein Nicken von Morton hin stemmte sie sich zusammen mit Leander gegen eine der beiden Torhälften, die etwas kräftigere Nova nahm sich die andere vor. Anfangs schien es, als würden sie ein Haus zu verschieben versuchen, doch mit durch Gewohnheit sicher werdendem Stand und stetiger Anstrengung schafften sie es nach einer Weile, die Türen ein Stück zu bewegen... und dann noch eines.
     Mehrere Minuten des intensivsten puren Muskeleinsatzes, den Raven jemals geleistet hatte, kostete sie das offensichtlich für die viel kräftigeren Titanen gebaute Tor, dann hatten sie es soweit geöffnet, dass sie sich Person für Person durch die Öffnung zwängen konnten.

Der mutmaßliche Thronsaal des Othrys übertraf selbst den großen Versammlungsraum des Senastsgebäudes im Camp Ghul in seiner schieren Größe um mindestens ein Drittel und war der mit einigem Abstand kollossalste Raum, den Raven jemals betreten hatte. Die gewaltige Halle erstreckte sich mehrere hundert Meter in jede Richtung und schien als einzige in diesem Palast vollständig unbeschädigt. Diverse Wandmosaike – größtenteils natürlich Abbildungen unterschiedlicher Mitglieder der Titanendynastie – bedeckten die Wände und verliehen dem Saal beinahe den Eindruck einer überlebensgroßen, protzigen Kunstausstellung. Insgesamt zwölf gigantischen Säulen formten einen großen Kreis und stützten das Dach rund um eine runde Öffnung in der Mitte. Innerhalb dieses Zirkels rotierte ein aus schwarzen Wolken bestehender, von Blitzen durchzuckter Wirbel, unter dem ein Mann kniete.
     „Kratos hat sein Versprechen also gehalten“, tönte eine enorm dunkle, dominante Stimme durch den Saal. „Ich wusste, auf den Geist Spartas ist Verlass, wenn es darum geht, den Olymp zu zerstören!“
     Als sie näher kamen, und Raven ihn genauer betrachten konnte, hob Atlas den Kopf und erwiderte ihren Blick mit erschreckender Intensität. Steingraue Augen bildeten das Zentrum seines von langen, gewellten, dunkelbraunen Haaren eingerahmten und überaus hart wirkenden Gesichts. Trotz seiner immerzu knieenden Position wirkte er selbst jetzt enorm groß und kräftig.
     „Apollo!“, knurrte er. „So sehen wir uns wieder, anscheinend beide als Gefangene. Deine Schwester hatte erst kürzlich das Vergnügen, diese verfluchte Säule tragen zu dürfen. Ich frage mich, ob du ebenso lange durchhältst wie sie!“
     „Lass ja meine Schwester aus dem Spiel, hörst du...“
     „Oh ja, wenn wir den Olymp in Schutt und Asche legen, werde ich mich höchstpersönlich mit Artemis befassen und dir nach unserem Sieg in aller Ruhe davon berichten. In unserer beider Wissen, dass du nichts tun konntest, um ihr zu helfen!“
     Ein kleiner Teil von Apollos altem Selbstbewusstsein schien zurückzukehren, als er sich gegen die Klinge in seinem Rücken stemmte und nach vorne zu stürzen versuchte.
     „Wenn du es wagst, noch ein weiteres Mal ihren Namen in den Mund zu nehmen, nachdem, was du ihr angetan...“
     „Genug!“, unterbrach Morton und zwang Apollo mit einem Stoß seiner Sense auf die Knie.
     „So ist es richtig, Halbgott!“, kommentierte Atlas grinsend. „Und nun befreie mich! Ich sitze schon wieder viel zu lange hier fest...“
     „Du wirst heute freikommen, aber vorher gilt es noch einige Dinge klarzustellen.“
     Atlas‘ Lächeln gefror und verschwand. „Du Wurm wagst es, mir, dem General der Titanen...“
     „Du bist nicht in der Position, hier Forderungen zu stellen, Atlas!“, unterbrach Morton den Titanen. „Und du wirst diesen Kreis erst dann verlassen, wenn wir uns bezüglich der Hierarchie in diesem Feldzug einig sind.“
     „Was gibt es da noch zu besprechen?“ Gesicht und Stimme des Titanen hatten eine offen bedrohliche Haltung angenommen. „Ich bin der General der Titanen, der Oberbefehlshaber im ersten Krieg gegen die Götter! Ich werde derjenige sein, der auch diesen anführen wird.“
     „Nein“, entgegenete Morton mit einer Kälte, die der Wut des Titanen mindestens ebenbürtig schien. „Das wirst du nicht sein.“
     Atlas legte den Kopf schief. „Hast du mir gerade widersprochen, Halbblut? Du spielst ein gefährliches Spiel...“
     Morton zeigte keinerlei emotionale Reaktion. „Ich habe diese Armee aufgestellt, Atlas. Ich bin derjenige, dem sie vertrauen, der die Amazonen geschlagen und den Gott Apollo besiegt hat. Ich bin derjenige, dessen Plan uns die Büchse der Pandora beschaffen wird. Kratos hat einen Großteil der olympiertreuen Halbgötter vernichtet, und meine drei Begleiter hier haben Hekate überwältigt und Talos in ihre Gewalt gebracht. Was hast du dem entgegenzusetzen, außer zwei legendären Niederlagen?“
     „Du glaubst, meine Macht sei der deinen unterlegen? Ich beweise dir mit Vergnügen das Gegenteil...“
     „Ich zweifle nicht an deiner Kampfkraft, Atlas, sonst hätten wir uns gar nicht erst die Mühe gemacht, hierherzukommen. Woran ich zweifle, ist dein Urteilsvermögen.“
     Atlas starrte ihn einen Moment lang an und brach dann in schallendes Gelächter aus. „So ist das also! Ein junger Halbgott, ein Kind verweigert mir meinen rechtmäßigen Platz, weil es meinem Urteilsvermögen niicth traut!“
     „Nenne mich, wie du willst, aber das sind meine Bedingungen: Du wirst jeder meiner Anweisungen Folge leisten, bis der Olymp vernichtet ist und darüber hinaus jeden Bewohner Neu-Spartas mit demselben Respekt behandeln, den du von ihnen auch erwartest.“
     Atlas beruhigte sich wieder und wurde gefährlich leise. „Du stellst mich mit den Fußsoldaten gleich? Du siehst mich auf einer Stufe mit... sagen wir, einer gewöhnlichen Dracaena?“
     „Wo wir schon dabei sind; meine Stellvertreterin ist eine gewöhnliche Dracaena. Ihre Anweisungen in meiner Abwesenheit zu befolgen, füge ich der Liste hiermit hinzu.“
     Der Titan sah ihm direkt in die Augen. „Das. Kannst. Du. Nicht. Von. Mir. Verlangen.“
     Morton erwiderte den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich kann, und ich werde. Und du kannst es akzeptieren, wenn du den Olymp wirklich vernichten willst.“
     Atlas hielt den Blickkontakt einen Moment lang.
     Raven zuckte zusammen, als er einen mit Sicherheit bis Camp Ghul zu hörenden Wutschrei ausstieß. Jeder Muskel in seinem Körper schien sich anzuspannen und seine Last abwerfen zu wollen. Doch vergeblich.
     Morton verblieb unbeeindruckt. „Schwöre beim Styx, meine Bedingungen bis zum Fall des Olymps zu respektieren. Schwöre und leihe uns deine Stärke beim Kampf gegen die Götter. Schwöre, und du bist frei.“
     Sein Gesicht schien noch eine Spur ernster zu werden. „Und diesmal für immer. Niemand wird dich ein weiteres Mal unter der Last des Himmels festsetzen, und sobald wir diesen Krieg gewonnen haben, kannst du tun und lassen, was du willst.“
     Atlas stöhnte und senkte den Blick. „Du lässt nicht locker, was? Egal, was ich sage.“
     „Das ist richtig. Sind wir uns einig?“
     Der Titan seufzte und schloss die Augen, als würden Vernunft und Stolz einen Kampf in seinem Inneren austragen.
     Er öffnete sie wieder und sah Morton an. „Ich, Atlas, früherer Heerführer der Titanen, schwöre hiermit beim Styx, deine soeben diktierten Bedingungen bis zum Fall des Olymps zu respektieren.“
     Raven beruhigte sich innerlich wieder und hätte kaum in Worte fassen können, wie beeindruckt sie von Morton war... und wie stolz darauf, seine Schwester zu sein. Sie bezweifelte, dass selbst Kratos in der Verhandlung mit einem Titanen derart klar die Oberhand hätte behalten können, wie es ihrem Bruder gerade gelungen war.
     Morton nickte zufrieden. „Wir sind uns einig. Deine Freiheit soll wieder dir gehören.“
     Er nickte Raven zu, und gemeinsam zwangen sie Apollo erst Stück für Stück auf die wirbelnde Himmelssäule zu und dann direkt neben dem Titanen auf die Knie.
     Nova und Leander packten ebenfalls mit an, und mit vereinten Kräften zerrten sie den vor Wut und Panik brüllenden Gott immer weiter, bis Atlas seine Arme packte, ihn zu sich in die Mitte zog und dann selbst gebückt hervorkroch.
     Ganz langsam stand der Titan auf, bis er jeden von ihnen um weit mehr als einen Kopf überragte, und Raven seine enorme Körpergröße erst jetzt bewusst wurde. Er streckte sich genüsslich, und ein lautes Knacken war von seinem Rücken aus zu hören.
     Mit einem zufriedenen Grinsen bedachte er Morton, der gerade seine Sense aus Apollos Rücken zog. „Ich mag dich, Junge! Du weißt genau, was du willst, und vielleicht hast du tatsächlich das Zeug dazu, in diesem Krieg unser aller Anführer zu sein.“
     Morton nickte ihm mit einem angedeuteten Lächeln zu. „Gut zu wissen. Bevor wir aufbrechen; ich habe davon gehört, hier würde noch ein nicht gerade kleines Monster unter diesem Berg schlafen?“
     Atlas‘ Grinsen wurde noch breiter. „Gut vorbereitet, wie ich sehe. Gestattet mir eine kleine Palastführung, dann werde ich Delphyne mit Vergnügen wecken, auf dass sie die Götter erneut in Angst und Schrecken versetze!“
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