Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

War of Olympus

Kurzbeschreibung
CrossoverAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Hekate Leo Valdez Nico di Angelo OC (Own Character) Thanatos
30.01.2016
29.05.2023
89
237.748
10
Alle Kapitel
34 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
14.02.2016 1.962
 
Kapitel VI - Der Sohn des Todes


Morton glaubte mittlerweile nicht mehr, dass es an diesem Ort einen wirklich ernstzunehmenden Gegner für ihn gab. Allerdings wusste er nicht, ob er enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Er hatte die besten von ihnen im Kampf gesehen. Verglichen mit ihm waren sie... erbärmlich. Nova Paine und dieser übermütige Axt-Rambo gehörten schon zu den besten Kämpfern. Er hatte sie beide innerhalb von Sekunden erledigt. Aber wenn sie keiner wirklichen Gefahr ins Auge sehen mussten, konnten sie auch nicht wirklich stark werden.
    Mortons Problem lag darin, dass seine neuen Verbündeten ihm in ihrem momentanen Zustand deshalb auch nicht viel nützen würden. Er fragte sich, ob sie überhaupt jemals wirklich mit allen Mitteln um ihr Leben kämpfen mussten.
    Morton hatte es schon oft tun müssen. So oft, dass es ihm unmöglich war, irgendeine Zahl zu nennen. Sie würde mit Sicherheit in den vierstelligen Bereich gehen. Er konnte nicht einmal sagen, ob seit fünfzehn Jahren überhaupt ein einziger Tag vergangen war, an dem er nicht hatte kämpfen müssen.
    Es hatte sich dabei nicht um Übungen wie jene im Camp gehandelt, sondern um brutale Gefechte auf Leben und Tod. Er hatte Situationen erlebt und überstanden, in denen jeder in diesem Camp gescheitert wäre. Ihr Mitgefühl wäre ihr Untergang gewesen, da war er sich sicher. Seine Gegner hatten sehr oft den Fehler gemacht, ihn mit ihnen auf eine Stufe zu stellen. Sie hatten ihm mit dem Tod von Unschuldigen oder ähnlichen Dingen gedroht. Dabei hatten sie etwas sehr wichtiges nicht gewusst: Wenn es um sein Leben ging, kannte Morton kein Mitgefühl. Egal, was er tat, er würde niemals sein eigenes Leben aufs Spiel setzen. Unglaublich oft hatte er Menschen sterben lassen, um sich selbst zu retten. Es hatte ihm nie etwas bedeutet. Er kannte diese Personen nicht, und es war ihm egal, was aus ihnen wurde. Vertrauen war in seinen Augen lebensgefährlich. Es hatte nur eine Person in seinem Leben gegeben, der er jemals voll und ganz vertraut hatte.
    Nämlich seine Schwester Raven. Sie hatte sein Schicksal von Anfang an geteilt. Mortons früheste Erinnerung ging an dieses grauenvolle Waisenhaus zurück, in dem sie die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatten. Die dortigen Erzieher hatten äußerst unsinnige Vorstellungen von Anstand, die den beiden auch mit drei und vier Jahren schon nicht gepasst hatten. Er war wegen jedem noch so kleinen Verstoß gegen eine Regel angebrüllt und häufig sogar geschlagen worden. Auch wenn es in Griechenland nur so von blutdurstigen Mostern wimmelte, was man von diesem Streichelzoo Amerika nicht gerade sagen konnte, witterte kein Ungeheuer ein Halbblut von drei oder vier Jahren.
    Aber während man hier anscheinend bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr seine Ruhe hatte, was für Mortons Verhältnisse ein Luxus war, wwar er in Griechenland bereits mit sechs Jahren aufgespürt worden.
    Anfangs hatte er die seltsamen Ereignisse für eine Strafe der Erzieher oder einen Streich der anderen Kinder, zu denen Morton und Raven ebenfalls überaus schlechte Verhältnisse hatten, gehalten. Er hatte es ungefähr eine Woche ausgehalten. Dann wäre er um ein Haar getötet worden.
    Irgendein Monster hatte sich in sein Zimmer geschlichen und versucht, ihn in seinem Bett zu töten. Ohne seine Schwester wären er an diesem Tag gestorben.
    Da Raven erst fünf gewesen war, hatte das Wesen sie erst bemerkt, nachdem sie ihm ein Messer in den Rücken gerammt hatte. Das war allerdings noch nicht der Grund dafür gewesen, warum sie aus dem Waisenhaus geflohen waren. Der Grund war dieser Vollidiot David. Er war zu dem Zeitpunkt zehn gewesen und hatte die beiden immer schikaniert. Sie hatten sich zwar gegen ihn gewehrt, jedoch nicht viel gegen ihn ausrichten können, da er ihnen körperlich weit überlegen gewesen war.
    In jener Nacht schien er Raven beobachtet zu haben. Wenn Morton sich richtig erinnerte, war er hinter ihr ins Zimmer gesprungen und hatte „Buh!“ gerufen, um sie zu erschrecken. Zu seinem Pech hatte es funktioniert.
    Raven hatte in dem Moment nicht nachgedacht, als sie sich überrascht umgedreht und ihm reflexartig das Messer in den Bauch gerammt hatte. David hatte zwar nicht geschrien, war jedoch trotzdem ziemlich laut gewesen, als er entsetzt ein paar Schritte zurückgetaumelt und die Treppe heruntergefallen ist.
    Morton und Raven hatten nun keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als aus dem Fenster zu springen. Sie hatten verdammt viel Glück gehabt, den Sprung unverletzt zu überstehen.
    Kurz nach ihrer Flucht waren sie auch schon gefunden worden. Allerdings nicht etwa von den Erziehern des Waisenhauses oder der Polizei, sondern von einem hochgewachsenen Mann in einem schwarzen Anzug. Er hätte ganz normal ausgesehen, wären da nicht diese aschfahle Haut und die blutrote Tätowierung in seinem Gesicht. Sein Name war Norman Anderson gewesen. Er war es gewesen, der die beiden Geschwister darüber aufklärte, dass die griechische Mythologie Wirklichkeit war. Und der ihnen erklärt hatte, dass sie Halbgötter waren und daher Monster anlockten. Zu dem Zeitpunkt hatten sie noch nicht viel damit anfangen können. Norman hatte sie die ersten Jahre vor den Monstern beschützt und ihnen das Kämpfen beigebracht.
    Irgendwann hatte er sie mit den Worten „Ich kann euch nichts mehr beibringen. Ab jetzt liegt es an euch, zu überleben!“ allein gelassen.
Und sie überlebten. Auch wenn sie jeden Tag hart dafür kämpfen mussten, sie überlebten. Als Morton dreizehn war, hatten die beiden Besuch von einem Mann mit schwarzen Flügeln bekommen. Es handelte sich um Thanatos, den Tod höchstpersönlich. Und sie waren seine Kinder.
    „Eines Tages werdet ihr zu den mächtigsten Halbgöttern dieser Welt gehören“, hatte er zu ihnen gesagt.
    Nach seinem Besuch begannen erst Morton und später auch Raven festzustellen, dass sie zu mehr imstande waren, als lediglich gut zu kämpfen. Sie hatten Kontrolle über die Toten. In jeglicher Hinsicht. Ob sie Ghule für sich kämpfen lassen oder Gegenstände aus Knochen formen wollten, es war möglich. Und das war noch nicht alles. Wenn sie es wollten, entfalteten sich rabenschwarze Schwingen auf ihrem Rücken und hoben sie in die Luft.
    Ob sie im Vergleich zu anderen Halbgöttern wirklich so übermäßig mächtig waren, wie Thanatos gesagt hatte, hatten sie damals nicht gewusst. Jetzt wusste Morton es. Keiner der anderen hatte bisher Kräfte gezeigt, die den seinen auch nur annähernd gleichkommen würden.
    Er wusste jedoch, dass er sich auch täuschen könnte. Es war zwar niemand dabei, der sich mit seiner Erfahrung messen konnte, er hatte allerdings noch nicht alle ihrer Fähigkeiten gesehen. Daher ließ er Vorsicht walten, auch wenn er nicht glaubte, dass ihm jemand hier gefährlich werden konnte.
    Vor ein paar Minuten war ein ziemlich großer Höllenhund hier aufgetaucht. Er hatte eine schwer verletzte Halbgöttin mitgebracht, die auch direkt nach der Ankunft gestorben ist. Dieser Axt-Heini hat sich dann zusammen mit zwei anderen Campbewohnern per Schattenreise von ihr wegbringen lassen. An einen Ort namens Camp Jupiter. Morton hatte nur wenige Meter neben dem Höllenhund gestanden und hatte daher die gesamte Unterhaltung mitbekommen. Wenn er es richtig verstanden hatte, handelte es sich bei Camp Jupiter um ein zweites Camp, das Halbgötter verwöhnte.
    Was Morton jedoch viel mehr interessierte, war die Tatsache, dass es angegriffen wurde. Er hatte eine Ahnung, wer der Täter war. Wenn seine Vermutung stimmte, würde er die drei in der Unterwelt wiedersehen. Auf jeden Fall war  Camp Jupiter sein nächstes Ziel.
    Heute Nacht würde er mit seinen beiden Verbündeten das Camp verlassen. Es war leicht gewesen, das Vertrauen der beiden zu gewinnen. Jedenfalls das von Leander Belmont. Ob Nova Paine ihm auch wirklich vertraute, wusste er nicht, und es war ihm auch relativ egal, solange sie ihm bei seinen Plänen half. Morton glaubte allerdings nicht, dass sie ihn verraten würde. Er hatte den Rachedurst in ihren Augen gesehen. Jemand, der so viel Erfahrung mit rachsüchtigen Personen hatte, wie er, war in der Lage, diese zu erkennen.
    Wenn sie ihre Sache gut machten, würde Morton seine Versprechungen ihnen gegenüber vielleicht sogar halten. Wenn sein Plan erfolgreich sein würde, würde ihn das keine große Mühe mehr kosten. Der Grund, warum er sich der Unterstützung der beiden so sicher war, war die Tatsache, dass er dasselbe wollte wie sie. Nur würde er sich, im Gegensatz zu ihnen, nicht mit der Hälfte zufrieden geben. Genau wie Nova hatte er eine Rechnung mit einem Gott offen. Mit dem Gott, der seine Schwester ermordet hatte... Zeus. Er würde sterben, das hatte Morton geschworen.

„Sag schon, wer bist du wirklich?“, fragte eine zitternde Stimme hinter ihm.
    Er zuckte kurz zusammen, drehte sich dann aber mit sofort zurückgewonnener Gelassenheit um und registrierte, dass es nur das Mädchen war, das sich vorhin geweigert hatte, mit in dieses Camp Jupiter zu reisen. Sie war in jeglicher Hinsicht von durchschnittlicher Erscheinung, angefangen bei ihrer Größe über ihren im Verhältnis zu den übrigen Halbgöttern hier im Camp etwas weicheren, weniger durchtrainierten Körper bishin zu ihrer Kleidung, bestehend aus gewöhnlichen Schuhen, Jeanshose, einem grauen Hemd sowie darübergetragener Jeansjacke. Ihre dunkelbraunen Haare fielen ihr in Locken bis auf den Rücken, nur das Gesicht mit den stechend grünen Augen hatte etwas markanteres, katzenhaftes...
    Ebendiese Augen schienen gerötet, als ob sie geweint hätte.
    „Wie ich gestern Abend schon zu deiner Freundin sagte...“, begann er ruhig, „...ich bin nur auf der Durchreise.“
    Was nichteinmal gelogen war. Morgen um diese Zeit würde er bereits weitergezogen sein.
    „Sonderlich schockiert schienst du ja nicht“, hakte sie weiter nach. „Hast wohl schon viel erlebt, hm?“
    „Kann man so sagen“, erwiderte er trocken. „Und du anscheinend auch genug, um dich aus lebensbedrohlichen Situationen rauszuhalten.“
    „Du hast ja keine Ahnung...“, murmelte sie. „Vielleicht sehe ich sie nie wieder... Knox und Jane, dann wäre ich für ihren Tod verantwortlich...“
    Morton sah ein verdächtiges Glitzern in ihren Augen und seufzte. „Nicht, dass es mich etwas anginge, aber lass mich dir einen Rat für die Zukunft geben. Du bist vorsichtig – und klug – genug, um rechtzeitig zu erkennen, wann ein Vorhaben zu gefährlich für dich ist, und dich von ihm fernzuhalten. Diese Vorsicht kann dir das Leben retten; mache nicht den Fehler, eine Schwäche in ihr zu sehen!“
    Mit diesen Worten drehte er sich um und stapfte auf den Waldrand zu.

Der Wald war der ideale Ort, um ein wenig Ruhe zu finden. Morton war noch nie ein Freund von viel Gesellschaft gewesen, daher genoss er die Ruhe und auch den Schatten, den die Bäume spendeten. Der Wald war an dieser Stelle so dicht, dass nur vereinzelte Sonnenstrahlen den Boden erreichten. Und irgendwie hatte Morton die Dunkelheit dem Licht schon immer vorgezogen. Sie war einfach angenehmer.
    Trotzdem war es notwendig gewesen, das Verhalten der Anderen zu untersuchen, um überhaupt mögliche Verbündete zu finden. Letzte Nacht hatte er nicht geschlafen, was für ihn aber nicht weiter ungewöhnlich war. Er war es gewohnt, mehrere Nächte ohne Schlaf auszukommen. Gestern hatte er den ganzen Tag das Camp vom Rand aus beobachtet und währenddessen sein Vorgehen geplant. Das goldene Vlies würde ein wertvolles Werkzeug sein, wenn es wirklich alle Verletzungen heilen konnte. Mit dem Drachen, der es bewachte, würde er fertigwerden. Außerdem hatte er für diesen auch noch eine Verwendung.
    Während Morton durch den dunklen Wald streifte, dachte er über den von Zeus verursachten Unfall nach, der seine Schwester das Leben gekostet hatte. Und darüber, wie sie in seinen Armen gestorben war.
    Aber Morton hatte das im Hinterkopf behalten, was er zuvor erfahren hatte. Der Tod mochte ein Naturgesetz sein, aber er konnte gebrochen werden. Und Morton hatte geschworen, dass er genau das für Raven tun würde. Auch wenn es bedeutete, dass er es dafür mit dem gesamten Olymp aufnehmen und die Kreise der Hölle durchqueren musste.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast