War of Olympus
von Tharax Batora
Kurzbeschreibung
Ein Jahr ist seit der Niederlage der Giganten vergangen. Doch der Frieden soll schon bald ein blutiges Ende finden. Ein neuer Feind erhebt sich gegen die Götter, noch furchtbarer und unerbittlicher als alle Vorangegangenen. Mit einem einzigen, brutalen Angriff vernichtet er Camp Jupiter und bezwingt dabei sogar die legendären Helden des Olymp. Camp Half-Blood bleibt nun nichts anderes mehr übrig, als eine Mannschaft aus alten und neuen Helden zusammenzustellen, um den einzigen Gegenstand zu finden, der ihn bezwingen könnte: die Büchse der Pandora. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn sollte ihr Feind die Büchse vor ihnen finden, könnte ihn so gut wie niemand mehr aufhalten. Und der mächtige Krieger ist nicht allein. Hinter ihm stehen zwei von den Göttern im Stich gelassene Halbblute, ein mächtiger Nekromant sowie eine ganze Armee blutdurstiger Monster, die allesamt den Untergang des Olymps besiegeln wollen... [Crossover mit God of War]
CrossoverAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Hekate
Leo Valdez
Nico di Angelo
OC (Own Character)
Thanatos
30.01.2016
29.05.2023
89
237.748
10
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Dieses Kapitel
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09.01.2017
3.368
Kapitel LVI - Tödlicher Hinterhalt
Knox war von Anfang an nicht damit einverstanden gewesen, dass Jane Leander allein bewachen sollte. Er wollte einfach auf keinen Fall riskieren, dass noch einmal etwas Ähnliches passierte wie in den Trümmern des Gasthauses. Letztendlich hatte sie aber die besseren Argumente gehabt, und er musste sich geschlagen geben. Unter normalen Umständen hätte er mit solchen Sorgen gar nicht richtig schlafen können, aber Ravens Hetzjagd auf sie hatte ihn genauso müde gemacht wie seine Gefährten auch. Und diese Müdigkeit gewann letzten Endes die Oberhand, was objektiv betrachtet wohl auch gut so war.
Es wäre niemandem geholfen, wenn er nicht wach bliebe, da er in seinem Zustand ohnehin nicht mit voller Kraft kämpfen würde kämpfen können, sollte es zu einer erneuten Begegnung mit Raven oder irgendwelchen anderen Monstern kommen. Gegen einen möglichen Fluchtversuch von Leander hätte er ohnehin nicht viel ausrichten können, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Und wenn Jane Wache hielt, war es nun einmal für sie alle am ungefährlichsten. So gelang es ihm tatsächlich, bereits nach wenigen Sekunden einzuschlafen Nach einem kurzen, seltsamen Traum über irgendein sehr seltsames Monster, das aus zerhackten Körpern zu bestehen schien, wurde er aber schon wieder geweckt.
Der Grund für sein Erwachen war ein Schmerzensschrei von Jane gewesen, die nun wimmernd zu Boden stürzte, während sie sich die Hände vor das blutende Gesicht hielt. Zur selben Zeit sprintete Leander aus dem Zimmer. Kurz war zu hören, wie er die Tür öffnete, und der kalte Wind ins Haus wehte. Aber das interessierte Knox jetzt nicht.
Nachdem er sich von seinem anfänglichen Schock erholt hatte, sprang er als Erster auf und kniete sich neben Jane. Aber seine Freundin erhob sich bereits aus eigener Kraft wieder auf die Knie, während sie krampfhaft versuchte, etwas aus ihrem Gesicht zu ziehen. Als es ihr schließlich gelang, und ihre rechte Gesichtshälfte von Blut getränkt wurde, stellte Knox entsetzte fest, dass es sich um eine Glasscherbe handelte, die seine beste Freundin soeben ein Auge gekostet hatte.
Er wurde kurz abgelenkt, als der Raum leicht erleuchtet wurde, und Festus' mechanisches Knurren von draußen zu hören war. Wahrscheinlich versuchte er gerade, Leander zu rösten.
„Verdammt, Jane, was ist passiert?“, fragte Alaina besorgt.
„Dieser Arsch hat mir ein Auge ausgestochen“, keuchte sie, während sie vorsichtig die blutgetränkte Hand vom Gesicht nahm und sofort vor Schmerz zusammenzuckte.
Nachdem Knox den Anblick des bluttriefenden Loches in Janes Augenhöhle verarbeitet hatte, stieg plötzlich eine unbändige Wut in ihm auf. Er stand auf, packte seine Axt und schickte sich zum Gehen an.
„Ich werde ihn in Stücke hacken!“, knurrte er wütend.
„Warte!“, sagte Jane.
Knox drehte sich um, überrascht davon, wie fest ihre Stimme schon wieder klang.
„Ich komme mit!“, fuhr sie fort, bevor sie mit der Glasscherbe einen Streifen von der Unterseite ihres roten Tops abschnitt und sich die Wunde damit verband.
Daraufhin stand sie auf, ging zu ihrem Bogen, hob ihn auf und drehte sich dann zu Knox um. Ihre ersten Schritte waren noch ein wenig wackelig, aber sie sah so entschlossen aus wie immer.
„Bist du sicher, dass du da raus willst?“, fragte Alaina.
Sie klang in etwa so überrascht, wie Knox sich fühlte.
„Ja!“, sagte Jane. „Es war meine Schuld, dass Leander entkommen ist. Ich hätte besser aufpassen müssen, und jetzt muss ich zumindest dabei helfen, ihn wieder einzufangen.“
„Gib dir nicht die Schuld daran!“, erwiderte Nico. „Du warst auch müde, wie wir alle, und wahrscheinlich hätte Leander uns genauso überrumpelt.“
Jane sah eine Weile nachdenklich zu Boden und drehte sich dann wieder zu Knox um.
„Vielleicht, aber ich helfe euch trotzdem. Los jetzt!“
Knox' Wut kehrte wieder zurück, als er als Erster durch die Tür nach draußen marschierte. Dort bot sich ihm auch ein ziemlich überraschender Anblick. Festus lag benommen auf dem Boden, neben ihm ein Auto mit verbeulter Vorderseite, während Nova direkt auf sie zumarschierte. Normalerweise wäre Knox sofort zum Angriff übergegangen, aber er wollte Leander. Dieser Bastard hatte seine Freundin verletzt, und dafür würde er bezahlen.
„Wo bist du, Leander?“, schrie er in den Wind. „Komm her und bezahl für das, was du getan hast!“
Es passierte nicht, außer dass Nova immer näher kam.
„ZEIG DICH, VERDAMMT NOCH MAL!“, brüllte Knox jetzt.
Auch wenn es direkt vor seinen Augen geschah, registrierte er Novas Ansturm nur am Rande. Sein Körper spannte sich an. Nichtsdestotrotz hätte Nova ihn aufgespießt, wenn Jasons Hand den Speer nicht abgefangen hätte.
Verdammt, er musste sich konzentrieren! Wenn Leander nicht hier war, würde er sich halt später um ihn kümmern, aber jetzt galt es, sich gegen jemand anderen zu verteidigen. Alaina hatte definitiv Recht damit, dass er seine Wutanfälle irgendwie in den Griff bekommen musste.
„Wo ist der Rest von euch, Nova?“, knurrte Jason, während er sein Schwert zog.
Knox erwartete eigentlich keine sinnvolle Antwort auf diese Frage, weshalb ihn die Tatsache, dass es doch eine gab, überraschte. Allerdings kam diese nicht von Nova.
„Hier!“, erklang irgendwo über ihnen eine kalte Stimme.
Knox drehte sich um, sah nach oben und stöhnte innerlich. Raven stand auf dem Dach der Hütte und sah auf sie hinunter. Ihm war sofort klar, dass dieser Kampf ihr Letzter sein konnte, wenn sie nicht verdammt gut aufpassten. Sie waren alle noch müde, und Knox glaubte nicht, dass ihnen wieder jemand zu Hilfe kommen würde, der Raven überraschen und ihnen dadurch das Leben retten konnte.
Leo reagierte als Erster und schleuderte einen Feuerball auf Raven, die diesem allerdings auswich, indem sie sich in die Luft schwang.
Als ob das ein Zeichen gewesen wäre, was durchaus denkbar war, tauchte plötzlich auch dieses andere Wesen am Himmel auf, das Raven im zerstörten Gasthaus geholfen hatte. Erinys hatte Leander es genannt.
Knox drehte sich wieder um, als er zwei Waffen aufeinanderprallen hörte. Nova hatte ihre Waffe wieder befreit und Jason angegriffen. Knox konnte nur hoffen, dass Leo die beiden fliegenden Killer über ihnen im Schach halten konnte, hob seine Axt und griff Nova ebenfalls an. Es gelang ihnen, sie zurückzudrängen, allerdings hatte ihre Waffe den Vorteil, dass man sich damit durchaus gegen zwei Angreifer zur Wehr setzen konnte. Während sie beide nach eine Lücke in der Deckung ihrer Gegnerin suchten, hörte Knox hinter sich nur die Geräusche von Raven und Erinys, die immer wieder versuchten, sich auf sie zu stürzen und immer wieder von Leo davon abgehalten wurden. Die Laute machten ihn nervöse, aber er hatte jetzt keine andere Wahl, als Leo zu vertrauen. Als Nico auch noch zu ihnen stieß, schien Nova zu unterliegen. Allerdings geschah noch etwas Anderes, das Knox' Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Du wolltest gegen micht kämpfen?“, rief eine bekannte Stimme von hinten. „Hier bin ich!“
Noch bevor Knox sich vollständig umgedreht hatte, war seine gesamte Wut auf einen Schlag zurückgekehrt. Leander stand ihm gegenüber und hatte sich sein Schwert zurückgeholt, Alaina lag benommen hinter ihm auf dem Boden.
Jane stand in der Tür und holte nun ihren Bogen hervor, den sie die ganze Zeit hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Sie zeigte mit dem Kopf auf Leander un nickte Knox zu. Er drehte den Kopf nicht in ihre Richtung, um seinen Gegner nicht auf sie aufmerksam zu machen, sondern erhob seine Axt und marschierte schnellen Schrittes auf ihn zu.
Nico und Jason würden allein mit Nova fertigwerden müssen. Leander wich nicht zurück, sondern kam ihm entgegen, wenn auch nicht so schnell.
Knox ging sofort in die Offensive und führte den ersten Hieb aus. Sein Gegner schien bemerkt zu haben, dass ein nicht geringes Maß an roher Kraft in diesem Erstschlag lag, denn er versuchte nicht, ihn völlig aufzuhalten, sondern parierte, indem er ihn leicht abbremste und sich dabei aus Knox' Reichweite zurückzog.
Dieser setzte Leander sofort nach und traktierte ihn mit weiteren Axthieben, die dem Ersten gegenüber nichts an Kraft eingebüßt hatten.
Das letzte Mal, das sie gegeneinander gekämpft hatten, war noch im Camp Half-Blood gewesen. Diesen Übungskampf hatte Knox gewonnen, aber es hatte den Eindruck gemacht, als ob Leander zu diesem Zeitpunkt geistig nicht ganz anwesend gewesen wäre.
Das war im Augenblick definitiv nicht der Fall. Knox' Gegner war hochkonzentriert und behielt seine Taktik bei, indem er seiner Kraft mit Geschwindigkeit entgegenwirkte. Knox sah relativ schnell ein, dass er den Kampf so nicht gewinnen konnte, und reduzierte die Kraft seiner Hiebe, um sich nicht zu schnell zu verausgaben. Da er ziemlich kräftig war, wusste er, dass es eine Weile dauern würde, bis dieser Punkt erreicht war, aber er war sich auch darüber im Klaren, dass Leander durch jahrelanges Training ebenfalls eine hohe Ausdauer mit in den Kampf brachte.
Als die Aggressivität von Knox' Angriffen ein wenig nachließ, wagte sein Gegner schließlich auch erste Angriffe, die er allesamt parieren konnte. Er hatte sofort gemerkt, dass Leander zwar nicht so stark wie er, dafür aber schneller war. Eigentlich müsste der Kampf also ausgeglichen sein, aber Knox hatte den Eindruck, dass Leander momentan leicht im Vorteil war. Vermutlich lag es daran, dass er sich nicht voll und ganz auf den Kampf konzentrierte, da ein Teil seines Verstandes damit beschäftigt war, seine Wut zu unterdrücken.
Jane hatte den Bogen zwar gespannt, wagte aber nicht zu schießen, solange sie sich in einem Nahkampf befanden. Und auch die Anderen schienen keine großen Fortschritte zu machen. Nico und Jason konnten sich zwar mühelos gegen Nova behaupten, sie aber nicht besiegen, da das Gelände so frei war, dass sie einfach beliebig weit zurückweichen konnte.
Knox war also auf sich selbst angewiesen. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, seine Schwäche, also seine Wut, in seine Stärke umzuwandeln. Er wusste aus Erfahrung, dass man in diesem Zustand langsamer ermüdete und auch etwas stärker war. Aber um wirklich Erfolg gegen Leander zu haben, musste er sie definitiv unter seine Kontrolle bringen.
Während er darüber nachdachte, war er immer mehr in die Defensive gedrängt worden und weiter vor Leander zurückgewichen. Mittlerweile beschränkte er sich darauf, die Angriffe seines Gegners abzuwehren. Am besten würde er überraschend zurückschlagen. Dafür dachte er als erstes an das, was Leander Jane und überhaupt dem ganzen Camp angetan hatte, um seine Wut auf ihn wieder zu steigern. Dieser Mistkerl hatte sie alle verraten und seine beste Freundin schwer verletzt. Dafür würde er nun bezahlen!
Knox hielt seinen Zorn noch zurück, bis der richtige Zeitpunkt erreicht war.
Als sein Gegner gerade zu einem neuen Angriff ausholte, ließ er seine Wut ausbrechen und schlug mit neuer, unbarmherziger Härte zu. Leander gelang es gerade noch, den Schlag abzuwehren, was ihn allerdings enorme Kraft kostete, da er dieses Mal nicht vorbereitet war.
Angesichts dieser gnadenlosen Attacke stolperte er überrascht rückwärts, um wieder genug Raum für einen Gegenangriff zu bekommen.
Doch dafür ließ Knox ihm keine Zeit. Seine Angriffe waren wieder genauso hart wie zu Beginn des Kampfes, allerdings waren sie nun so schnell, dass Leander keine andere Wahl hatte, als Kraft mit Kraft zu bekämpfen.
Und Kraft war etwas, in dem er Knox deutlich unterlegen war, gerade in seinem momentanen Zustand.
Als seine Aussichten immer schlechter wurden, machte Leander einen gewaltige Satz zurück, sammelte ein letztes Mal seine Kraft und verkeilte sein Schwert dann in Knox' Axt. Dieses direkte Kräftemessen konnte er aber nicht gewinnen, was er nun auch selbst zu erkennen schien.
Er trat Knox seitlich gegen das Schienbein, aber sein Stand war zu fest, sodass es zwar einen leichten Schmerz verursachte, ihm aber ansonsten nicht viel brachte.
Knox nutzte den darauffolgenden Augenblick, in dem Leander nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stand, um ihn mit einem kräftigen Stoß aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann fegte er ihn mit einem Faustschlag ins Gesicht von den Füßen.
Leander lag unbewaffnet am Boden. Knox hatte ihn eindeutig besiegt. Für einen Moment spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, ihm den Gnadenstoß zu geben und ihm die Axt in den Leib zu rammen. Er entschied sich jedoch dagegen, da er kein Mörder war. Trotzdem sprach nichts dagegen, ihm eine Lektion zu erteilen, wie ihn um etwa einen Arm zu erleichtern. Leander riss erschrocken die Augen auf, als Knox die Axt erhob und auf seinen linken Unterarm zielte.
„Passt auf, Leute!“, schrie Leo plötzlich.
Knox hielt mitten im Schlag inne und warf einen Blick über die Schulter. Erschrocken stellte er fest, wie weit er sich mittlerweile von der Hütte entfernt hatte. Zu weit, als dass Leo ihn hier noch hätte schützen können. Erinys schoss mit einer beängstigenden Geschwindigkeit auf ihn zu.
Er stellte einen Fuß auf Leanders Bauch, um zu verhindern, dass dieser aufstand und ihn von hinten angriff, und ging dann in Abwehrstellung, um nicht völlig umgehauen zu werden.
Plötzlich wurde Erinys von einem sehr schnellen Gegenstand in der Luft getroffen und verlor das Gleichgewicht. Knox beschloss, jetzt, wo es ihm wieder möglich war, eine direkte Konfrontation zu vermeiden, und sprang zur Seite. Erinys landete auf Leander, überschlug sich und krachte hart auf den Boden. Allerdings schien sie ziemlich zäh und rappelte sich sofort wieder auf.
Ihr rechter Flügel hing seltsam hinunter. Erinys hob ihn an, verzog leicht das Gesicht und zog dann einen Pfeil aus dem Gefieder. Knox sah zur Seite.
Jane hatte bereits einen weiteren Pfeil angelegt und kam langsam auf sie zu. Erinys fixierte die Schützin und machte sich bereit, um auszuweichen. Dabei hatte sie jedoch nicht auf ihre Umgebung geachtet. Festus hatte sich wieder erhoben und stand nun direkt hinter ihr.
Bevor sie reagieren konnte, versetze er ihr einen gewaltigen Hieb mit seiner Pranke, der sie über Knox hinweg gegen die Wand der Hütte schmetterte. Sie fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Leander hatte anscheinend beschlossen, sich totzustellen, um nicht die Aufmerksamkeit des Bronzedrachen auf sich zu ziehen.
„Los, aufsteigen!“, rief Leo, während er auf sie zurannte.
Knox und Jane liefen ebenfalls auf Festus zu und kletterten nacheinander auf seinen Rücken. Dann stieß der Drache ein Brüllen aus und stürmte auf Raven und Nova zu, die immer noch in einen Kampf mit Jason, Nico und mittlerweile auch Alaina verwickelt waren. Als sie den Angriff bemerkten, zogen sie sich langsam zurück. Nico und Alaina rannten sofort auf Festus zu und kletterten auf seinen Rücken.
„Wo bleibst du, Jason?“, rief Leo seinem Freund zu. „Beeil dich, wie müssen hier weg!“
Etwas langsamer als die Anderen kam Jason nun auch zu Festus und stieg auf seinen Rücken. Festus ließ nun einen Feuerstrom auf ihre Feinde los. Raven packte Nova und warf sie zur Seite, bevor sie sich in die Luft schwang und auf sie zuflog. Festus drehte sich um und jagte davon.
„Das hat keinen Zweck“, meinte Alaina. „Sie ist zu schnell, um vor ihr davonzulaufen.“
Knox sah über die Schulter nach hinten und stellte fest, dass Raven keine Mühe hatte, ihnen zu folgen. Und sie holte auf. Wenn sie den Drachen einholte, hatten sie ein Problem.
„Ich kümmere mich um sie“, sagte Jason.
Alle sahen ihn überrascht an.
„Bist du dir sicher?“, fragte Alaina zweifelnd. „Das könnte dein Tod sein.“
Sie hatte verdammt nochmal Recht! Jason war, was die Kräfte anging, der mächtigste Halbgott unter ihnen, aber nicht einmal er würde allein mit Raven fertig werden. Ihn zu verlieren, würde die ganze Mission gefährden.
„Ich weiß. Aber es ist die einzige Möglichkeit. Wenn ich sie nicht aufhalte, bringt sie uns alle um. Wenn sie nur mich erwischt, habt ihr immer noch die Möglichkeit, den Tempel und die Büchse zu finden und die Welt zu retten.“
Er sah sie alle der Reihe nach an.
„Verdammt, Mann, lass den Scheiß!“, versuchte Leo verzweifelt, ihn umzustimmen. „Spiel jetzt nicht den Helden! Wir brauchen dich!“
Jason schüttelte den Kopf. „Ja, tut ihr. Und zwar jetzt und hier. Es ist meine Aufgabe, Raven aufzuhalten, damit ihr den Tempel erreichen könnt. Die Büchse zu holen, das liegt jetzt an euch.“
Er stand vorsichtig auf und machte sich zum Absprung bereit.
„Wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja auch, sie zu erledigen“, meinte er. „Vielleicht ist das Glück dieses Mal auf unserer Seite. Wenn ja, dann bin ich gleich wieder da. Und wenn nicht, dann sehen wir uns im Elysium wieder! Ich bin stolz darauf, an eurer Seite gekämpft zu haben, Leute!“
Mit diesen Worten stieß sich der Sohn des Jupiter von Festus ab und stellte sich Raven entgegen, sein goldenes Schwert fest in der Hand. Das Wetter änderte sich von einem Moment auf den anderen, als Jason seine Kräfte entfaltete. Tiefgraue Wolken erschienen am Himmel, Donner grollte, um seinem Herrn zu Hilfe zu eilen.
Aber Raven wurde nicht langsamer, sondern jagte geradewegs auf ihn zu.
Jason griff an und begann damit, Blitze nach ihr zu schleudern. Allerdings kannte sie diesen Trick schon, sodass es ihr gelang, jeden Einzelnen mit ihrer Klinge aus stygischem Eisen zu reflektieren oder ihnen auszuweichen. Dabei flog sie immer höher, vermutlich um zu einem Sturzflug anzusetzen.
Jetzt schlug ein Blitz direkt in Jason ein. Sein ganzer Körper schien nun wie ein einziges Stromkraftwerk. Er stieg ebenfalls immer höher und leitete dabei die gesamte Elektrizität in sein Schwert.
Raven setzte zum Angriff an und schoss im Sturzflug auf Jason zu. Er wehrte ihren Angriff mit seinem geladenen Schwert ab, das ihr außerdem einen Schlag verpasste, der sie mehrere Meter durch die Luft schleuderte.
Sie fing sich jedoch schnell wieder und ging zum nächsten Angriff über. Wieder und wieder kreuzten die Beiden ihre Klingen, wobei der Rückstoß, den Jasons geladene Klinge auf Raven ausübte, mit jeden Zusammenprall geringer wurde.
Es war das erste Mal, dass Knox Raven einen richtigen Schwertkampf mit jemandem austragen sah. Aber der Himmel war nun einmal Jasons Element, in dem er sich offensichtlich auch gegen eine Gegnerin behaupten konnte, die ihm sonst hoch überlegen war. Vielleicht würde er es ja doch schaffen, sie zu bezwingen.
Jetzt, da sie ihm so nahe war, versuchte er es erneut mit einem Blitz.
Sie wich senkrecht nach oben aus.
Jason sah ihr nach, einen Augenblick zu spät.
Raven ließ sich ohne Einsatz ihrer Flügel mit vollem Gewicht auf ihn fallen. Trotz seiner Manipulation der Winde riss sie ihn dabei mit in die Tiefe. Im freien Fall hielt sie sich an ihm fest und holte mit ihrer Sichel zum Stich aus. Jason unternahm einen letzten Versuch, seine Gegnerin auszuschalten, und beschwor einen weiteren Blitz.
Im gleichen Moment bohrte Raven ihm ihre Klinge in die Brust.
Nur einen Sekundebruchteil später durchdrang der verheerende Blitzeinschlag jede Faser ihres Körpers.
Knox sah schockiert zu, wie sie Beide auf die Straße stürzten und regungslos dort liegen blieben.
Sturm und Wolken gaben den Himmel wieder frei und ließen nur die geschundenen Leiber zweier gefallener Krieger zurück. Festus hatte angehalten, und sie besahen das Nicht-Geschehen aus sicherer Entfernung.
War das möglich? Konnte Jason dieses verschlagene Biest in Menschengestalt tatsächlich besiegt haben? Es schien tatsächlich so...
Doch dann rappelte Raven sich mühsam wieder auf, zog die Klinge aus Jasons reglosem Körper und breitete erneut ihre ramponierten Flügel aus. Die Tochter des Todes erhob sich ein weiteres Mal in die Luft.
Aber sie griff nicht noch einmal an, sondern drehte ab und nahm Kurs auf die Hütte, wo sie Nova, Leander und Erinys zurückgelassen hatte.
Dieser letzte Blitz schien ihr doch gewaltig zugesetzt zu haben. Nicht genug, um sie zu endgültig auszuschalten, aber doch ausreichend, um ihnen zumindest vorläufig das Leben zu retten. Und Jasons Eigenes zu beenden.