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War of Olympus

Kurzbeschreibung
CrossoverAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Hekate Leo Valdez Nico di Angelo OC (Own Character) Thanatos
30.01.2016
05.06.2023
90
254.834
12
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26.03.2016 1.787
 
Kapitel XIV - Unerwartetes Wiedersehen


Raven hasste die Hölle. Das tat vermutlich jeder, aber man hasste sie höchstwahrscheinlich ganz besonders, wenn man selbst zu ihren Insassen gehörte. Sie hatte immer noch nicht begriffen, weshalb sie überhaupt hier war. Gut, sie hatte ziemlich viele Monster und auch einige Menschen getötet, aber doch nur, um selbst zu überleben. Da, wo sie herkam, hatte man diesbezüglich keine andere Wahl. Zumindest, wenn man ein Halbgott war, der nicht sterben wollte. Genau das war sie gewesen.
    Dann war sie mit Morton in das Flugzeug gestiegen. Das Flugzeug nach Amerika. Weil es dort angeblich nicht so viele Monster geben sollte. Aber ein Gott, der ohne ersichtlichen Grund Flugzeuge in die Luft jagte, war da noch eine Spur gefährlicher. Gut, sie wusste nicht, was er für Gründe hatte, aber dafür wusste sie zwei andere Dinge. Erstens hatte er es geschafft, Raven zu töten, was keinem noch so gefährlichen Monster bislang geglückt war. Und zweitens würde er dafür bezahlen... wenn sie jemals aus diesem Höllenloch herauskam. Das war der andere Punkt, bezüglich dessen sie noch Zweifel hatte.
    Aber noch hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Morton hatte versprochen, sie zurückzuholen. Er würde ohne Zweifel alles versuchen. Aber was war, wenn es einfach nicht in seiner Macht stand? Was war, wenn er es nicht konnte? Raven wollte nicht daran denken, aber hier im Asphodeliengrund gab es nichts anderes zu tun. Unter anderem machte sie sich auch Sorgen um ihren Bruder. Was würde aus ihm werden, wenn er es nicht schaffte? Als erstes würde er wahrscheinlich mit allen Mitteln versuchen, Zeus zu töten. Und wenn er dieses Ziel erreicht hatte? Was würde er dann tun?
    Auch stellte sie sich immer wieder eine Frage: „Was hat Zeus für ein Problem?“
    „Das frage ich mich auch!“
    Erschrocken blickte Raven nach vorn. Bisher hatte sie fast die ganze Zeit auf den Boden gesehen. Und ja, sie war tatsächlich erschrocken. Das war das erste Mal seit... Ewigkeiten, dass sie etwas anderes hörte als das Gestöhne der Verdammten. Und die Quelle des Geräusches war einer von ihnen. Nämlich der Mann, der in einem Teich stand. Ihr wurde nun klar, dass sie ihren Gedanken wohl laut ausgesprochen hatte. Moment! Sie konnte sprechen. Das war ihr noch gar nicht aufgefallen. Allerdings hatte sie es auch noch nicht versucht, daher...
    „Du hast... ich meine, du hattest“, korrigierte der Mann sich, „also auch Ärger mit Zeus?“
    Raven überlegte. Sie hatte doch mal von diesem Mann gelesen, gehört oder sonstwas. War er nicht einer der bekanntesten Verdammten?
    „Tantalus?“ fragte sie unsicher.
    „Du hast also schon von mir gehört. Wie so ziemlich jeder andere hier und da oben auch.“
    Raven wusste nicht genau, was sie darauf antworten sollte. Allein die Tatsache, dass sie mit anderen sprechen konnte, war so dermaßen überraschend, dass es ihr für ein paar Sekunden die Sprache verschlug.
    Tantalus fuhr fort: „Und womit hast du dich bei Zeus unbeliebt gemacht?“
    Schließlich fand sie ihre Stimme wieder. „Ihm habe ich überhaupt nichts getan. Er hat völlig ohne Grund das Flugzeug zerstört, in dem ich gerade saß.“
    Unter normalen Umständen hätte Raven einem Fremden nichteinmal das erzählt, aber der Drang, mit irgendjemandem zu sprechen, war größer als... die Vernunft? Er würde es nicht gegen sie einsetzen können, daher riskierte sie auch nichts, aber ihr fiel im Augenblick kein passenderes Wort ein. Tantalus grinste.
    „Ich glaube, mir hat er es einfach übel genommen, dass ich den Menschen zeigen wollte, dass die Götter auch nicht besser sind als sie selbst.“
    Raven nickte. Jetzt fiel es ihr wieder ein.
    „Ich glaube, ich habe davon gehört. Hast du ihnen nicht irgenwelche Sachen gestohlen, die sie eigentlich nicht mit Sterblichen teilen wollten?“
    Tantalus winkte ab. „Ach das... das war doch gar nichts! Ich wollte mal nachprüfen, ob sie wirklich so allwissend sind, wie allgemein behauptet wird.“
    Raven überlegte. Sie wusste nicht mehr genau, aber sie glaubte, dass es irgendwas mit Essen zu tun hatte.
    „Du hast ihnen etwas zu essen gegeben“, setzte sie an. „Etwas, das ihnen nicht gefallen hat.“
    „Ja, und weißt du auch, was genau?“
    Sie schüttelte den Kopf. Sein Grinsen wirkte mittlerweile schon fast sadistisch.
    „Ich habe meinen Sohn Pelops getötet, in Stücke gehackt und gekocht.“
    „Ah ja. Das hat den Göttern wohl nicht so ganz gepasst. Haben sie es sofort gemerkt?“
    „Die meisten“, antwortete Tantalus. „Aber Demeter hat sogar ein Stück gegessen. Ich glaube, es war die Schulter.“
    „Und dann ist das hier passiert“, schlussfolgerte Raven und betrachtete den kleinen Teich. Das Wasser war sauber. Und die Früchte... sahen ebenfalls sehr appetitlich aus.
    „Du hast es erfasst.“
    Tantalus seufzte, und für einen Moment veränderte sich seine Miene ins Traurige. Aber wirklich nur für einen Moment. Sein fieses Grinsen kehrte fast sofort zurück.
    „Du hättest ihre Gesichter sehen sollen. Dass ein Mensch... Na gut, Zeus ist mein Vater, also bin ich streng genommen ein Halbgott. Aber trotzdem, theoretisch hätte das auch ein Mensch tun können. Also, dass ein Mensch es schafft, eine dermaßen abstoßende Wirkung auf die Götter zu haben, das sollen mir die anderen Verdammten erstmal nachmachen!“
    „Du scheinst ja richtig stolz darauf zu sein, einer der anscheinend schlimmsten Sünder der Menschheit zu sein.“
    „Wenn du es so sehen willst... Auch wenn ich mir manchmal fast wünsche, es nicht getan zu haben. Aber so sehr ich dieses Loch hier auch hasse; ich würde trotzdem fast sagen, das war es wert! Ich wette, kein Mensch hat die Götter jemals so entsetzt gesehen wie ich! Und vor ein paar Jahren hatte ich sogar eine Zeit lang Urlaub.“
    Raven zog fragend eine Augenbraue hoch. „Urlaub vom Tod?“
    „Ja, so kann man es ausdrücken. Du kennst doch dieses Halbgottccamp in New York, oder? Camp Half-Blood hieß es, glaube ich.“
    Halbgottcamp? Hatte er gerade Halbgottcamp gesagt? Also das war wirklich mal etwas interessantes. In Griechenland gab es so etwas nicht. Irgendwie unfair...
    „Nein, habe ich nicht.“
    „Oh... kommst du überhaupt aus Amerika?“
    „Nein.“
    „Gut, dann kannst du es wohl nicht kennen... Jedenfalls war ich dort eine Zeit lang stellvertretender Campleiter. Aber essen konnte ich trotzdem nichts. Am Ende hat es fast geklappt, aber dann war mein Urlaub leider vorbei, und ich musste wieder zurück in diesen Horrorluxusteich hier. Kennst du das? Wenn du etwas endlich schaffst und dann im letzten Moment doch noch alles von so einem Drecksgott zunichte gemacht wird?“
    Raven verzog das Gesicht. Aus irgendeinem Grund erinnerte sie das an ihren Tod. Um ein Haar wäre sie dem Flugzeug entkommen. Leider ist es im ungünstigsten Moment explodiert, in dem es hätte explodieren können, und sie war an einem überdimensionalen Metallsplitter in ihrem Bauch verreckt. Seitdem fristete sie hier ihre Zeit als verdammte Seele im Hades.
    „Ja, leider kenne ich das Gefühl.“
    „Dann weißt du auch, wie sauer ich gerade auf diese ganzen Scheißgötter da oben bin?“
    „Ja.“
    Er nickte und wollte noch etwas erwidern, als er plötzlich erschrocken die Augen aufriss und entgeistert auf etwas oder jemanden hinter Raven starrte. Sie drehte sich langsam um.
   
„Hallo, Raven!“, sagte Thanatos lächelnd. „Tantalus, würdest du uns bitte für einen Moment entschuldigen?“
    Tantalus sagte gar nichts, während die beiden sich langsam entfernten.
    „Thanatos?“, fragte Raven immer noch ungläubig.
    „In Fleisch und Blut.“
    Sie starrte ihn immer noch an.
    „Willst du mir vielleicht erzählen, was genau passiert ist?“
    „Was?“
    „Wie du gestorben bist.“
    Sie fasste sich wieder.
    „Es war ein Flugzeugabsturz. Oder genauer gesagt die Tatsache, dass es in der Luft explodiert ist, sonst wäre ich entkommen.“
    „Das sind ziemlich viele Zufälle für einen Unfall.“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Es war kein Unfall. Zeus ist dafür verantwortlich.“
    Thanatos' Miene verfinsterte sich.
    „Zeus hat ziemlich viele Unschuldige getötet. Einfach nur, um seine Macht zu sichern. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem SEIN Name auf meiner Liste steht.“
    „Meiner stand wohl drauf...“
    „Ja, leider. Und die Richter haben sich auch nicht dazu überreden lassen, dich ins Elysium zu schicken.“
    Raven sah sich um.
    „Muss ich jetzt für immer hier bleiben?“
    „Unter normalen Umständen müsstest du das wohl, ja. Aber ich zweifle ernsthaft daran, dass man die dir gegebenen Umstände als normal bezeichnen kann. Ich darf dich nicht einfach gehen lassen, aber eine Wiederauferstehung ist trotzdem möglich. Morton scheint Bekannschaft mit jemandem gemacht zu haben, der weiß, wie so etwas funktioniert.“
    Ihre Miene hellte sich auf.
    „Er hat noch nicht aufgegeben?“
    Thanatos schüttelte den Kopf.
    „Ich weiß, dass das Zeitgefühl als Seele ein wenig seltsam ist, daher ist dir deine Zeit hier wahrscheinlich ziemlich lang vorgekommen. Aber in Wirklichkeit sind gerade mal ein paar Tage vergangen.“
    Sie riss überrascht die Augen auf.
    „Ernsthaft. Nur ein paar Tage?“
    „Ja. Morton ist momentan damit beschäftigt, einen Weg zu finden, dich hier herauszuholen.“
    „Und... du wirst nicht versuchen, ihn aufzuhalten?“
    Nach dieser Frage brach der Tod in schallendes Gelächter aus. Raven sah ihn verwirrt an.
    „Meine Aufgabe ist es, die Seelen hierher zu bringen und dafür zu sorgen, dass die offensichtlichen Wege geschlossen bleiben“, erklärte er. „Der Weg, den er nehmen will, gehört nicht zu meinen Aufsichtsposten. Es wäre zwar möglich, dass Hades sich bei Zeus beschwert, aber auch Zeus wird seine Mühe haben, euch nochmal zu töten, wenn ihr euch von Flugzeugen fernhaltet.“
    Raven atmete erleichtert auf. Sie hätte es wirklich für möglich gehalten, dass mittlerweile mehrere Jahre vergangen waren, und Morton keinen Plan hatte. Das hier war so ziemlich die beste Nachricht ihres Lebens.
    „Ich muss wieder weg“, sagte Thanatos. „Als Tod hat man ziemlich viel Arbeit. Wahrscheinlich wundert sich jetzt schon irgendwer, dass jemand, der eigentlich tot sein sollte, noch am Leben ist.“
    „Okay... mach's gut.“
    „Wir sehen uns... irgendwann“, waren seine letzten Worte, bevor er wieder verschwand.
    Raven sah noch eine Weile auf die Stelle, wo er vorhin gestanden hatte. Dann breitete sich langsam, aber sicher ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    Es war noch nicht vorbei. Morton würde kommen... und sie retten!
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