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HANLET

von Makeyon
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie, Romance / P18 / MaleSlash
Adlet Mayer Chamo Rosso Hans Humpty Mora Chester
27.01.2016
10.10.2019
10
34.611
5
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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14.07.2016 3.847
 
HANLET

Kapitel 7

Impuls und Musik





„Tjaa, jetzt ist die Katze wohl aus dem Sack!~“, flötete Ben, der scheinbar von diesem Geheimnis wusste.
Adlet starrte den Grauhaarigen schockiert an.
„Du...du hast seinen Bruder erm-!?“ Hans schnitt ihm das Wort ab, indem er zwei Finger auf seine Lippen legte. „Shhh... ich bin noch nicht ganz fertig...
Der Witz kommt nämlich jetzt: Der Bruder und ich waren schon lange Zeit gute Freunde und ich brachte es nicht fertig, solch eine Schandtat für einen machtgierigen, egoistischen und rassistischen Dreckskerl zu begehen. Selbst wenn es zu meinem Beruf gehört und mir Unmengen an Reichtum geboten wurden, einen Freund würde ich niemals töten. Also tat der Mistkerl es einfach selbst! ...und benutzt mich nun als Aushängeschild für seinen Brudermord. Dass ich ebenfalls Wandler bin, verstärkt diesen Faktor nochmals mehr. Wir sind ja angeblich die Ursache für allerlei kriminelle Dinge dieser Welt und völlig unfähig, ein normales Menschenleben in der Zivilisation zu führen.
Für die sind wir niederes Volk. Dreck.
Die Menschen haben Angst, dass unsere tierische Seite durchbricht und wir eines Tages gegen das gewöhnliche Volk rebellieren, die Menschen anfallen und auffressen oder weiß der Gockel was die so alles denken. Nyah, um wieder zum Thema zurück zu kommen...“ Er wandte sich Adlet zu und sah ihm ernst in die Augen.
„Die Regierung verfolgt mich nun für eine Tat, die ich nie begangen habe. Und nun gilt es, dieses Missverständnis aufzuklären und diesem Mistkönig zu zeigen, was für ein widerlicher Mörder er ist. Bist du dabei?“
Eine kurze Zeit lang war es mucksmäuschenstill im Saal, während Adlet die neuen Informationen verarbeitete. Einige Fragen schossen ihm durch den Kopf, welche er vorerst zurückstellte, um sich auf Schwerpunkt des Plans zu konzentrieren.
Er solle also dabei helfen, die Unschuld seines Retters zu beweisen und gegen einen falschen König vorzugehen. Die Antwort war ihm bereits klar. Wie auch immer er dabei helfen konnte, er würde es tun. Das war er Hans schuldig. Ohne ihn wäre er niemals aus dem Turm in die Freiheit entkommen.
„Was kann ich denn überhaupt tun um zu helfen? Ich meine, ich kann...nein... ich... kann nichts.“ Errötet starrte er die Tischkante an und wartete auf das Gelächter der anderen. Doch es blieb noch immer still in der Runde. Bis der Kater erneut das Wort erhob: „Oh doch, du kannst auf jeden Fall was! Im Gegensatz zu uns bist du nämlich ein Mensch, und hast die Gorgonzola-Haut, die nur der hohe Adel haben kann, nya?“
„Du meinst wohl die noble Blässe, amigo!“, korrigierte Olég belustigt. Adlet starrte daraufhin seine Hände an und bemerkte erst durch diesen Hinweis, dass die anderen um ihn herum alle einen warmen, sonnengebräunten Hautton besaßen. Bis auf Snake, dessen eher gräuliche Haut jedoch teilweise aus Schuppen bestand.
„Was auch immer, du bist auf jeden Fall als einziger geeignet, dich unerkannt ins Schloss zu begeben.“, schlussfolgerte der Grauhaarige.
„Ich soll in das Schloss einbrechen!?“
„Nicht einbrechen, sowas machen wir. Du kannst ganz fröhlich auf den Ball gehen und tanzt dem Mistkerl quasi direkt vor der Nase herum.“
„Auf den Ball?! Aber ich kann überhaupt nicht tanzen!“ Ihm wurde ganz flau im Magen bei dem Gedanken.
„Hey, immerhin weißt du schonmal was ein Ball ist! Den Tanz lernst du schnell, wir können's dir nachher zeigen. Lasst uns erstmal was futtern!“, schlug Olég vor und stieß ein großes Messer in die knusprige Haut des gebratenen Schweins.
Adlet schien zwar ein riesiges Loch im Bauch zu haben, doch war ihm gerade überhaupt nicht nach Essen zumute. Viel zu sehr hatte ihn die Aufregung über all die neuen Ereignisse im Griff.
„Moment mal...“, meldete er sich, nachdem das Schwein schon in großen Stücken an alle verteilt wurde. „Was für eine Rolle spielen Hexen denn bei diesem Plan? Es ging doch auch darum, eine Freundin zu retten oder?“
„Ohh da hat jemand gut zugehört!~“, lobte ihn der Vogelmann und hob seinen Kelch an. „Wie sieht's denn aus, gato? Hast scheinbar einen wichtigen Teil ausgelassen, hmm?“
Hans knallte den Krug auf den Tisch, nachdem sich der Gockel mal wieder zu viel erlaubt hatte.
„Schnabel! Ich dachte es ist für den groben Verlauf unwichtig.“ Er sah zu seinem Schützling. „Also deine Hexe – die ist ja auch im Königshaus tätig. Und zwar steckt sie mit dem falschen König unter einer Decke. Der steht nämlich auf dunkle Magie und hat mittels ihrer Hilfe einen Teufelspakt geschlossen. Du weißt was das ist?“ Er blickte Adlet fragend an.
„Ein Pakt mit dem Teufel, was sonscht?!“, platzte der Gaul mit vollem Maul dazwischen. Hans funkelte ihn genervt an und war erleichtert, dass ihm der Rothaarige dennoch antwortete.
„Eh...soweit ich weiß verspricht jener, der das Bündnis schließt, seine Seele dem Teufel. Dieser dient ihm zwar zu Lebzeiten und erfüllt ihm jeglichen Wunsch, aber wenn er verstirbt wird der Teufel seine Seele erhalten, als eine Art Belohnung für seine Dienste...oder so...“
„Ganz genau! Du bist ja n kleiner Schlaukopf! Viel gelesen heh?“, quatschte Olég dazwischen, nachdem er einen fetten Bissen hinuntergeschlungen hatte.
„Nyah, er konnte auch nie was anderes machen, in dem komischen Zuckerhut. Es ist aber so, dass der Teufel nicht persönlich seinen Hintern auf die Erde schwingt, sondern eine Hexe, die sich in dunkler Magie versteht, zu einer Art Medium wird und die Dienste im Auftrag des Teufels ausführt.“
„Achso...“ Adlet ging ein Licht auf. „Diese Rolle hat Mora also bei dem falschen König?“
„Genau. Und sie war ja auch diejenige, die dich eingesperrt hat. Nyah, Rache ist süß, würd ich mal sagen! Zahls ihr heim, wir helfen dir auch dabei, und es springt für jeden von uns was raus.“
So verlockend es klang, so überkam ihn gleichzeitig auch ein mulmiges Gefühl. Sobald er an Mora dachte und sich vorstellte, in irgendeiner Weise gegen sie zu kämpfen, wusste er nicht, wie er nur ansatzweise Chancen haben sollte. Sie konnte Magie in allen Formen anwenden, er konnte garnichts.
„Hat die irgend ne Schwachstelle? Weißt du das?“, fragte nun Jean zu seiner Rechten, der währenddessen einen Rest Fleisch von einem Stück Rippchen schälte.
„Nicht wirklich, nur eine Tierhaarallergie. Sie muss dann echt oft niesen, insbesondere bei Katzenhaaren.“
Lautes Gelächter schallte durch die Runde.
„Scheinbar hat sie bemerkt, dass ich mal kurz da war!“ Der Grauhaarige grinste und wirkte alles andere als verunsichert.
„Vielleicht sollten wir ihr einfach deinen Schwanz unter die Nase halten, dann krepiert sie an nem Niesanfall!“ Olég brach erneut in Gelächter aus und die anderen stimmten mit ein. Scheinbar war keiner unter ihnen, der Mora so ernst nahm wie Adlet selbst. Das könnte auch daran liegen, dass sie mehr Distanz zu ihr und generell mehr Erfahrung hatten, sei es im Umgang mit anderen Hexen oder im Kampf. Irgendwie beruhigte ihn diese von Humor gespickte Gelassenheit der Wandler und er konnte sich nun endlich dazu anschicken, von dem Braten auf seinem Teller zu kosten. Und er bereute nichts. Generell wusste er nicht, wann er das letzte Mal so viel auf einmal verdrücken konnte.

„Einen Tost auf uns! Auf unseren Rapunzel, welcher uns zu sicherem Sieg verhelfen wird! Auf dass wir den Frieden ins Land bringen und die Kluft zwischen uns und den Menschen schließen und der Hexe in den Arsch treten!“, rief Olég feierlich und hob seinen Krug an. Alle am Tisch taten es ihm gleich und Adlet hob das nächstbeste hoch, was griffbereit in seiner Nähe stand. Und verschüttete es beinahe durch das enorme Gewicht.
„Stößt du mit der Karaffe an?!“, wieherte Jean. „Also wenn du die leer kriegst, dann biste n echter Kerl!“
„Isser sonst keiner? Setz ihn doch ned so unter Druck! Der Burgunder geht ordentlich unter die Haut!“, entgegnete Olég, jedoch mit einem breiten Grinsen.
„Najaaaa er sieht halt aus wie n Weib oder?! Fehlt nur bissle Holz vor der Hütte, aber mit etwas Fantasie...!“
Auch wenn es ihn sichtbar ankratzte, so musste Hans dem Pferd innerlich zustimmen. Genau das machte den Salattypen so unfassbar interessant. Abgesehen von seinem Geruch, der so anziehend war, dass er fast schon verboten gehörte, genauso wie der unbeschreiblich süße Blick, der es ihm jedes mal schwer machte, nicht einfach über ihn herzufallen. Doch im Moment war es sowieso unmöglich, denn anstatt sich zu verteidigen, nahm dieses wahnsinnige Stück den Gaul beim Wort und setzte die Karaffe an den Mund.
Staunende Gluckser gingen durch die Runde und das Langgesicht spuckte vor Entsetzen aus. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass jener das wirklich machen würde.
„Uuups, sorry Herr Maulwurf, ich konnt grad nimmer!“, entschuldigte der Idiot sich bei dem alten Greis, der sich grummelnd das Gesicht trocken tupfte.
Sein Schützling hing noch immer an der Kanne und setzte sie erst nach ein paar großen Schlücken ab, schüttelte sich und atmete hörbar tief ein.
Gebührender Beifall kam vor allem vom Federvieh und Olég.
„Oyé, nimm nicht jeden beim Wort, vor allem nicht wenns ein Gaul oder ein Gockel ist.“
„Schon gut, er schmeckt wirklich toll. Der von Mora war meistens viel zu trocken...“
„Ah, du trinkst also gern Wein?! Na denn!“ Olég hob erneut den Krug und strahlte ihn an.

In Adlet's Innerem sah es etwas anders aus. Sein Blickfeld hatte leichten Verzug, wenn er den Kopf bewegte und seine Körpertemperatur schoss schlagartig in die Höhe. Doch er wollte nicht als Schwächling gelten und beweisen, dass er wenigstens den Mut besaß. Diese Anerkennung der anderen, auch wenn sie nur für den Moment war, stärkte ihn irgendwie.

Das Schwein wurde zügig niedergemacht und im Anschluss tranken sie alle noch viel mehr. Meister Mohl's Weinkeller wurde komplett durchprobiert und auch Adlet nahm an dieser Verkostung teil, auch wenn er an manchen Sorten bloß nippte um noch einigermaßen klar zu bleiben. Den anderen war es relativ egal, da sie offensichtlich gern feierten und generell mehr vertrugen als er. Nach kurzer Zeit wurde es lautstark am Tisch und das Gelächter über sinnfreie Themen nahm deutlich zu.

„Eeeyyy amigo!“, rief Olég und kramte in seiner Hose, bis er einen kleinen Lederbeutel fand und auf den Tisch warf. „Voll vergessen, hab's einer der Ratten aus der Taverne abgezwackt, die dich versucht hatten anzugreifen!“
Er öffnete den Beutel und es schimmerte silbern und grün heraus. „Dicke Smaragde und 10 Silbertaler hatte der Bursche bei sich.“
„Die gehören also mir, nyah?“, stellte Hans sicher fest und fixierte den Blick des Köters.
„Hmm...also eigentlich hab ich se ja gefunden...“
„Gib her.“
Olég hielt kurz inne, grinste dann über beide Ohren, beugte sich zu ihm vor und fügte etwas leiser hinzu: „Okay pass auf...die gehören dir, wenn du unsrem Gast einen Kuss stiehlst, ya?“
„Nichts leichter als das..~!“ Hans zwinkerte ihm zu und lehnte sich anschließend in seinem Stuhl zurück, legte den Arm erneut auf die Lehne des Rothaarigen, der damit beschäftigt war, Knochen von seinem Teller zu sortieren und tippte ihm auf die rechte Schulter. Wie zu erwarten blickte der Schönling zuerst gen Gaul, um festzustellen, dass dieser mit beiden Händen abgegriffene Karten mischte und sah anschließend erst auf die andere Seite direkt in die Augen des Katzenmenschen, der ihm in der Zwischenzeit so nahe gekommen war, dass er innerhalb von Sekunden den restlichen Abstand zwischen ihnen überwunden hatte und seine weichen, vom Wein getränkten Lippen traf.

Die Berührung war kurz, aber intensiv. Adlet's Kopf realisierte erst ein paar Sekunden später was gerade passiert war, während sein Körper nahezu in Flammen stand. Was er sich die Nacht zuvor sehnlichst erträumt hatte, war nun Wirklichkeit geworden. Das Herz sprang ihm beinahe aus der Brust, während er versuchte, sein pochendes Gesicht zu verbergen. Den Katzenmenschen konnte er nun überhaupt nicht mehr ansehen.
Gegenüber lachte Olég amüsiert. „Nochmal, ich habs nicht gesehn!“
„Rücks einfach raus, amigo..!“, hörte er die leicht heisere Stimme neben ihm. „Gleich wieder zurück.“, fügte er hinzu, nachdem er den Beutel eingesteckt hatte und verließ den Tisch gen Tür zum angrenzenden Tunnelsystem.
„Wo geht er denn hin? Toilette?“, fragte Jean, der soeben die Karten verteilte.
„Jaaah...“Toilette“...!“, kam es von Ben, der dabei ein paar merkwürdige Handzeichen machte. „War das Absicht, Olég? Ich hab alles gesehen!~“
„Jaaa kommt schon, ich konnt's nimmer mit ansehen! Wie der sich zusammengerissen hat, war schon schmerzhaft!“
„Hah?“ Adlet fand nun doch seine Stimme wieder und blickte verständnislos zu dem Hundewandler.
„Wie, merkste nichts?! Der leckt sich die Finger nach dir! Könnt' an deinem Geruch liegen, oder einfach weil du ihm sympathisch bist.“
„Oder weil Beltane ist~!“
„Hayo, gibt wie gesagt immer ne Menge Gründe!“, warf Jean ein und schenkte Adlet ein Zähnegrinsen. „Uuund? Magst du ihn auch??“
Nach dieser Frage lagen fast alle Augenpaare auf ihm, selbst Chamo blickte gespannt über einen Tellerrand hinweg. Erneut verlor Adlet seine Sprachfunktion und spürte seinen heftigen Puls, der wie ein frisch aufgeweckter Vulkan in seinem Inneren bebte.
„Du zögerst...also magst du ihn! Wärs nicht so, hättest du sofort widersprochen!“ Der Pferdeflüsterer lachte und die anderen stimmten lautstark mit ein.
Adlet vergrub das Gesicht in den Händen und wollte sich am liebsten sofort in heiße Luft auflösen.
„Keine Sorge, wir verstehen das! Du musst dir aber im Klaren sein, dass er dich heute nicht einfach so schlafen lassen wird...“
„Sicher dass du keine Frau bist? Hey, wartet mal – er könnte auch als Weib auf den Ball gehen! Würde bestimmt was hermachen neh?!“
„Du willst ihn doch bloß im Kleid sehen Jean...“
Jedes weitere Wort, egal von wem, erdrückte Adlet beinahe und ließ ihn mehr und mehr wünschen einfach zur Einrichtung des Saals zu gehören.


Schwer atmend lehnte Hans sich gegen die hölzerne Tür und rutschte mit zitternden Knien auf den Boden.
Er saß im Stockdunkeln, aber das machte ihm nichts aus, es erregte ihn nur noch mehr. Der Kuss hatte ihn nahezu wahnsinnig gemacht. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass er es einfach geschafft hatte so schnell abzubrechen... dem Drang widerstanden hatte, die süßen Lippen des anderen nicht einfach gnadenlos zu verschlingen.
Keuchend öffnete er seine beengende Hose und leckte sich in Gedanken an den Rothaarigen seine Handinnenfläche. Noch nie zuvor hatte er so großes Interesse an einem Mann gehabt, allein die Vorstellung wie es zwei Kerle trieben, war ihm immer fremd und merkwürdig erschienen. Franco hatte eine Vorliebe für Männer gehabt und ihm ab und erzählt wie es war, wie gut es sich anfühlte. Aber Hans war nie wirklich überzeugt gewesen, doch hatte ihm nun dieses bildhübsche Ding völlig den Kopf verdreht, dass er nun doch von einem extremen Verlangen ergriffen wurde...nach diesem Wesen mit dem feurigen langen Haar, der zarten Haut und den schönen Augen, dem warmen Lächeln und den weichen Lippen. Sofort hüllten ihn die Gedanken an Adlet vollkommen ein und er konnte schon seinen Duft wahrnehmen. Er wollte ihn so sehr. Ihm entwich ein raues Stöhnen, als er sich berührte. Viel zu lange hatte er es ausgehalten. Und er konnte sich nicht einfach die Blöße geben, vor den anderen das zu tun was sein Innerstes ersehnte, weil einiges dagegen sprach und ihm jegliche Möglichkeiten auf eine harmonische Affäre mit dem hübschen Haarbündel entzog. Mag sein, dass er weit vorausdachte, aber er war sich mehr als sicher, dass der Rothaarige ihn nicht von der Bettkante stoßen würde...
Mit diesem Gedanken stieß er ungeduldig in seine feuchte Hand und erreichte schnell seinen Höhepunkt. Fast schon viel zu schnell. „Ahh~..! Adlet...“ Den Namen seines Schatzes hauchte er in die Dunkelheit, die Hoffnung ihn so bald wie möglich für sich allein haben zu können.


Latte!“, rief Jean aus und warf seine Karten in die Mitte des Tisches.
„Was'n das?“
„Kennste ned? Hab nur rote, guck!“
„Ahhh du meinsch Fackel?“, korrigierte Olég.
„Alsooo~ bei uns in der Crew nennt man das Fahne, das macht auch am meisten Sinn. Was meint denn unser Täubchen dazu?“, fragte Ben und blinzelte Adlet an, dessen Körpertemperatur mittlerweile etwas heruntergekühlt war.
„Uhm...ich...weiß nicht...in einem Buch dazu stand Flöte...“
„Das passt wiederum zur Latte wa?!“, rief der Pferdeflüsterer und lachte wiehernd.
„Wie würdest du's denn nennen?“
„Ich denke Flöte, einfach weil ich selbst spiele.“
„Näää du guckst doch in meine Karten, du wolltest ned mitspielen!“, frotzelte Jean.
„Ah sorry, ich meinte, ich spiele Flöte.“
Anerkennende Leute zischten durch die Runde.
„Flöte so so!~ Was denn für eine?“, flötete der Vogelmann.
„Ich habe sie selbst geschnitzt, aber nach dem Vorbild der einfachen Hirtenflöten...also nichts Besonderes.“
„Selbst geschnitzt! Das is immer was Besonderes!“, rief Olég sein Lob aus. „Hast se dabei?“
Adlet schüttelte den Kopf. „Leider nein...aber ich kann sie gern mitbringen, sofern ich nochmal zurück zum Turm komme...“
Bei dem Gedanken wurde ihm erneut mulmig, auch wenn er wusste, dass Mora erst spät am nächsten Tag zurückkommen würde. So konnte er vielleicht ein letztes Mal dort hinauf und seine wichtigste Habe zusammenpacken.
„Unbedingt! Dann musizieren wa alle zusammen! Komm, wir zeigen dir mal unsren Stil - Leute, hopp aufstehn, schnappt eure Instrumente!“, kündigte Olég feierlich an, warf sein Blatt auf den Tisch und stand auf.


Noch immer relativ unbefriedigt, aber durchaus entspannter, leckte Hans sich die Finger sauber und packte sich wieder ein, stand auf und ging zurück in den Saal, als wäre nichts gewesen.
„Eeeeeyyy, da biste ja wieder!“, rief sein Bester, der sich gerade die Gitarre umhängte. „Dieser geschmeidige Gang... passt schon viel besser zu dir!“, bemerkte er etwas gedämpfter, als die anderen außer Hörreichweite waren.
„Das vorhin war pure Absicht von dir, nya?“
„Oh ya, nur das beste für dich, amigo - du darfst auch gleich dein Tanzbein schwingen! Wir zeigen unserem Gast einen Vorgeschmack unsrer Musik!“
Zum ersten mal an diesem Abend hätte er den Köter knutschen können für diese Idee. Mit Adlet zu tanzen wäre ihm von selbst nicht eingefallen. Aber da sie ihn auf den königlichen Ball einschleusen wollten, wäre es von Vorteil, ihm die wichtigsten Schritte beizubringen. Er schnappte sich seinen Hut aus der Ecke und schritt elegant auf den Rothaarigen zu, der es mit Hilfe der Sumpffee geschafft hatte, seinen langen Zopf über die Holzbalken an der hohen Decke zu hängen, sodass er nicht drüberstolpern konnte.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?~“, fragte er mit einer Verbeugung und reichte seinem Schützling die Hand.

Adlet's Herz begann sofort wieder zu hämmern, als der Katzenmensch wieder auf der Bildfläche erschienen war und seine in der Zwischenzeit gesammelte Selbstsicherheit floss dahin wie Butter vor dem Kaminfeuer.
Einerseits war er unglaublich gespannt auf die Musik der anderen, welche er schon zu Anfang als wunderschön empfunden hatte, jedoch gleichzeitig zu tanzen, machte ihm weiche Knie. Er kannte die Tänze des Hofes in der Theorie, sie jedoch in der Praxis umzusetzen, mit Wein im Blut und dem Wesen an der Seite, welches die Hauptursache seiner merkwürdigen Gefühle war, würde nicht einfach sein. Als jener ihm näher kam und seine Hand ergriff, wurde ihm flau im Magen und sein Gesicht begann erneut zu brennen. Er konnte ihm noch immer nicht in die Augen sehen...stattdessen versuchte er den Blick über dessen Kleidung schweifen zu lassen, sei es die bunte Feder an seinem Hut, die Knöpfe seines Hemdkragens...
„Warum so nervös?~“, fragte die vertraute Stimme und goldene Augen bewegten sich in Adlet's Sichtfeld. Sofort kniff er seine eigenen zusammen und stotterte mit hochrotem Kopf: „G-garnicht! Bin ich...n-nicht...!“
„Nyo überhaupt nicht...!~“, spottete der andere und plötzlich spürte Adlet dessen Hand an seiner Hüfte, die andere umfasste geschickt seine eigene und schob ihn in die Mitte des Saals.

Während der Rothaarige seit einem gewissen Moment am Tisch wohl komplett aus der Bahn geraten war, hatte Hans sich wieder gefangen und genoss einfach die Nähe des anderen, das Gefühl, ihn zu führen und im Griff zu haben.
„Mach lieber die Augen auf, sonst fliegst du noch über deine eigenen Füße.“, raunte er in sein Ohr und packte ihn fester, spürte wie dessen Glieder daraufhin erzitterten.
„Eyyy Jean, hau mal nen guten Rhythmus rein, dass unsre Tänzer gut reinkommen!“, rief Olég zum Pferd, welches sich gerade seine Trommel über die Schulter hängte.
„Wasn?“
„Was einfaches halt!“
Daraufhin begann der Gaul gekonnt zu hämmern, Olég und das Spatzenhirn kombinierten ein gutes Saitenspiel und der Schlangentyp spielte eine dazu stimmige Melodie auf seiner Schalmei. Alles zusammen klang warm und wild, aber nicht zu schnell, sodass noch genug Platz war, die Schritte vorauszusagen. Wie selbstverständlich drängte Hans Adlet in die Frauenrolle des Tanzes, weil jener ohne Führung überhaupt nicht dazu imstande wäre, auch nur einen Fuß zu heben.
Nach und nach schafften sie es sogar, dass der Rothaarige sich schwungvoll drehen konnte, im Anschluss jedoch ein wenig schwankte und sich an seinem Partner festklammern musste, um nicht hinzufallen.
„Wunderschön macht ihr das! Sieht echt stark aus!“, lobte Olég und zog den Rhythmus an.
Adlet selbst war ein Wirrwarr aus Aufregung, Eleganz und Unbeholfenheit, gleichzeitig versuchte er seinen entbrannten Puls in den Griff zu bekommen, doch hatte er mehr und mehr das Gefühl, von diesem überwältigt zu werden, je mehr das Tempo beschleunigt wurde und je länger sich ihre beiden Körper berührten. Ihm wurde zunehmend schwindelig und seine Beine immer wackeliger, bis er nach einer weiteren Drehung fast schon in die Knie sank.
„Vorsicht...nicht dass du mir hinfällst. Sollen wir langsamer machen?“
„Ich glaube...ich...ich kann nicht...“ Adlet wurde schwarz vor seinen Augen und er stolperte rückwärts gegen die Wand, kühlte seine Handflächen an dem Gestein und versuchte sich zusammenzureißen, nicht ohnmächtig zu werden.
Es war zu viel. Seien es die vielen neuen Eindrücke, die fremden Leute, die Menge an Wein, oder doch einfach nur die Nähe des Katzenmenschen, am Ende hatte sich wohl alles gehäuft und ihn umgehauen.
„Alles okay?“, fragte irgendjemand, er konnte die Stimme nicht zuordnen. Sein Sichtfeld war verschwommen.
„Ey der weint ja, was geht denn jetzt ab??“ Das klang nach Jean.
„Ohje...Das arme Ding ist ja völlig überfordert!~“
„Finger weg, Dreckfink! Die Show ist vorbei.“
Letztere Stimme mochte er am meisten, auch wenn sie ihn zur selben Zeit wieder schwindelig machte. Er wollte sie einfach in seiner Nähe haben. So wie sie ihn in Aufregung versetzte, so brachte sie ihm gleichzeitig Geborgenheit.
Plötzlich zuckte er zusammen, als eine raue Hand seine Wange berührte und eine Träne wegstrich. Folglich spürte er auch einen warmen Atem.
„Wir haben's echt übertrieben, lo siento, nyah...“
„K-kein Problem...! Schon...gut...“ Adlet kniff die Augen zusammen und presste die restlichen Tränen heraus, bevor er sie sich mit dem Handrücken wegwischte. Er wollte nicht wie ein Waschlappen dastehen. Aber gleichzeitig hatte er das Bedürfnis, sich an den Körper des anderen zu schmiegen und alles um sich herum auszublenden.
„Möchtest du heim gehen?“, fragte Hans und blickte ihm in die von Tränen glitzernden Augen. Eine Seite, die er noch nie an dem Rothaarigen gesehen hatte, die ihn jedoch unglaublich faszinierte. Noch hilfloser als je zuvor, und noch unschuldiger... dass sowas überhaupt möglich war! Es entfachte ein loderndes Feuer in ihm.
„J-ja aber...ich will nicht alleine-“, stotterte die Schönheit und wich erneut seinem Blick aus.
„Was du redest! Ich begleite dich natürlich. Ohne mich kommst du sowieso nicht den Turm rauf - und vielleicht...“ Er legte die Lippen an sein Ohr. „...lässt du mich ja bei dir übernachten?“

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Oh shit oh shit...! >D
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