HANLET
von Makeyon
Kurzbeschreibung
Ein Märchenclash zweier bekannter Figuren, in deren Haut die beiden Schätze aus Rokka no Yuusha stecken. Es fällt für mich unter "Parodie", weil es schon ein wenig an den Haaren herbeigezogen ist... [AdletxHans] WARNING: YAOI/BL
GeschichteParodie, Romance / P18 / MaleSlash
Adlet Mayer
Chamo Rosso
Hans Humpty
Mora Chester
27.01.2016
10.10.2019
10
34.611
5
Alle Kapitel
11 Reviews
11 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
1 Review
21.06.2016
3.861
HANLET
Kapitel 6
Fremd und Nah
„Daaaaa sind se ja!“, rief eine tiefe, herzliche Stimme, dessen Besitzer geradewegs mit offenen Armen auf die beiden zuschritt. Vor dem durchaus fülligen Bauch hing eine große Gitarre an einem ledrigen Riemen um die ebenso breiten Schultern. Adlet wunderte sich wie dieser gewaltige Kerl durch den Spalt gepasst hatte.
„Alle warten sie schon auf euch! Die sind schon gespannt auf unsren hohen Besuch!“ Er strahlte die beiden an und schenkte besonders Adlet ein erwartungsvolles Grinsen.
„Eh?“, war mal wieder alles, was ihm dazu einfiel. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, die neuen Leute höflich zu begrüßen, aber sein Mundwerk tat nicht wie gewollt.
„Amigo, was hatten wir ausgemacht?“, fragte der Grauhaarige forsch und machte eine Handbewegung, die Adlet nicht deuten konnte.
„Ah ya! Hahahah!“ Der stämmige Mann lachte ausgelassen und fasste sich an den Hinterkopf, bevor er erneut die Arme ausbreitete. „Los, kommt rein! Wir haben sogar was aufgetischt!“
„Sag bloß, der Gockel schwingt wieder den Kochlöffel?“
„Wirst sehen! Es schmeckt köstlich, da könnt' man sich reinlegen! Kommt!“
Eine schwere, große Hand schob Adlet gen Eingang, der aus einen steinernen Türbogen bestand und in eine große Halle führte, die von Fackeln an den Wänden erleuchtet und mit allerlei Teppichen, einem hölzernen Tafeltisch und Stühlen ausgestattet war.
„Nyah, ihr habt ja ganz schon aufgemöbelt in der kurzen Zeit!“, bemerkte Hans und sprang voran die Treppen hinunter, während dessen großer breiter Freund weiterhin neben Adlet herging und ihn an der Schulter voran führte. Alle Gesichter waren nun auf ihn gerichtet und brannten ihm erneut die Röte ins Gesicht. So viel Aufmerksamkeit war fast schon ein kleiner Schock für ihn. Generell so viele Menschen!
„Oyé! Hier kommt unser Gast!“, rief der Bullige feierlich und deutete noch auffälliger auf ihn, was ihn nicht minder beschämte, aber auch gleichzeitig freute. „Willst du dich vorstellen?“, hängte er noch etwas leiser an und zwinkerte ihm zu.
„Ah, uhm...“ Adlet warf dem Katzenmenschen einen fragenden Blick zu, welcher daraufhin zu seinem Bedauern auffällig den Kopf schüttelte.
Nervös erhob er die Stimme, welche ein wenig holprig klang, und hob unbeholfen mit einem schiefen Lächeln die Hand.
„Eh hallo..! Ich...ich bin Rapunzel..!“
Kurz herrschte Stille in der Halle. Bis plötzlich schallendes Gelächter erklang. Adlet hätte sich viel lieber mit seinem echten Namen vorgestellt, doch schien es wirklich sicherer, ihn weiterhin geheim zu halten.
„Wie der Salat?! Was is das denn für'n Name!“, gluckste der breite Kerl und klopfte ihm herzhaft auf die Schulter, sodass er dabei fast schon zusammensackte. Allein das Gelächter zwang ihn schon beinahe dazu in den Boden versinken zu wollen.
„Hey, ihr macht ihn ja ganz verlegen! Habt wohl keinen Anstand, aye?“
„Das sagt der Richtige!“, kommentierte der Grauhaarige abwertend, als ein hochgewachsener Mann mit äußerst buntem Haar und Schmuck aus dem hinteren Teil der Halle hervortrat. Als er direkt vor ihm stand, musste Adlet den Kopf heben, um ihm in die Augen zu sehen. Er war mindestens einen Kopf größer als er selbst, unter anderem durch seinen auffälligen Haarkamm. Er verbeugte sich schwungvoll und ergriff dabei die Hand des Rothaarigen. Sein Gesicht sah aus, als hätte er schon viel erlebt, die wettergegerbte Haut wies an einigen Stellen etwas hellere, feine Narben auf.
„Na Täubchen? Willkommen bei den Wandlern.“ Er grinste und entblößte dabei schimmernde, in Gold gefasste Zähne. Bevor er Adlet's Handrücken an seine Lippen führen konnte, schlug Hans den Arm des Größeren weg und stellte sich dicht neben Adlet. „Lass dich ja nicht von diesem Dreckfinken beschmutzen.“
„Oh, wie redest du denn mit deinem Koch? Ich bin einfach höflich zu unserem Gast...du scheinst von uns allen hier wohl den wenigsten Anstand zu haben, gato!~“
Ein leises Fauchen entwich ihm und er hatte jetzt schon große Lust, den schmierigen Gockel in der Luft zu zerfetzen. Doch besonders vor den Augen seines Schützlings wollte er sich nicht von seiner schwachen Seite zeigen. „Ah ya...ist das so?“ Stattdessen ging er einmal in langsamen, berechnenden Schritten um das Federvieh herum. „Und wer hat ihn gefunden, ihn unter der Gefahr einer Hexe aus dem Turm gerettet und heil hier hergebracht? Und das auch noch mit dieser langen Mähne?“ Er ging hinter den Langhaarigen und löste den großen Knoten, um allen die abartige Länge des Zopfes zu zeigen. Staunende Geräusche erklangen und Hans zwinkerte dem Langhaarigen zu, welcher sehr verunsichert wirkte.
„Oh tatsächlich...du hast ja wunderschönes Haar!“, säuselte das Spatzenhirn und ehe er auch nur eine Strähne anfassen konnte, stellte Hans sich sofort dazwischen. „Das ist Zauberhaar, ich würde das nicht anfassen!“
„Oh, Zauberhaar? Wie zauberhaft, Rapunzel~“
Fast platzte ihm der Kragen bei all dieser unverschämten Schleimerei, die der Gockel mehr als absichtlich abzog, um ihm auf der Nase herumzutanzen. War es so offensichtlich, dass dieser Salattyp sein schwacher Punkt war?!
Okay, die Frage konnte er sich selbst schon beantworten. Immerhin wich er ihm kaum von der Seite und hatte auch immer ein Auge auf ihn, allein um die süßen Reaktionen zu beobachten... die er bei Ben absolut nicht dulden konnte. Nicht bei diesem stinkenden Vogel!
„Verfluchtes Haar von einer Hexe, wohl eher.“, sagte er trocken in der Hoffnung, es könnte den Geier ein wenig abschrecken, was er stark bezweifelte.
„Verflucht? Du armes Ding...solch eine Last ist sicher schwer zu tragen! Brauchst du denn Hilfe?“
Na klasse.
„Die hat er schon, von mir. Danke auch, gallo.“
„Wie wäre es wenn du ihn mal selbst antworten lassen würdest? Er kann schließlich auch sprechen! Richtig, mein Täubchen?“
Allein schon durch die Art, wie der Widerling sprach, sich zu ihm herunterbeugte und ihn mit seinen Hühneraugen anglotzte, kam es ihm fast schon hoch. Vielleicht sollte er ihn doch einfach umbringen... aber das würde erneut schlechtes Licht auf ihn werfen und alles Vertrauen zerstören, welches er insbesondere zu dem Rothaarigen aufgebaut hatte. Hans brauchte eine andere Taktik. Mehr Gleichgültigkeit? Er wartete ab, was sein Schützling dazu sagte.
„D-danke, das geht schon. Ich...ich bin ja damit aufgewachsen...“
Bravo! Besser hätte es ihm natürlich gefallen wenn jener sowas gesagt hätte wie „Nur Hans darf mein Haar berühren“, aber das war schon zu viel erwartet. Und leider war es auch bereits soweit, dass er Besitzansprüche an dieses Haarknäuel hatte, beinahe schon zu hohe. Dabei waren erst zwei Tage vergangen, seit er das erste Mal im Turm auf ihn gestoßen war.
Gestoßen...
Er schüttelte den Kopf um ein paar schlüpfrige Gedanken loszuwerden und ging zum großen Tisch.
„Nyah Olég, brüll mal alle zusammen. Wir besprechen uns hier mit ihm.“, sagte er zu seinem Besten, ließ sich auf einen der Stühle fallen und legte die bestiefelten Füße auf den Tisch.
„Claro – Leute alle hiiiier heeer! Fressen fassen!!“
„Fressen?!“
„Ayo! Danach dann! Unser Gast könnte mal was Gutes vertragen!“
Hans gab ein seufzendes Miauen von sich, lehnte sich im Stuhl zurück und raufte sich das Pony aus der Stirn.
Er war jetzt schon entnervt und hoffte einfach, dass diese Besprechung nicht nach hinten losging.
„Nyah, wo ist überhaupt mein Hut?“
„Den haste seit gestern Abend nimmer angerührt, bist heute morgen einfach ohne losgezogen! Hab mich schon gewundert, was mit dir abgeht. Sonst gehst ja nie ohne Hut weg!“
„Nyah...schon so.“ Hans war erstaunt wie verwirrt er doch sein konnte. Aber er schob es einfach auf die Walpurgisnacht, die allem und jedem den Kopf vernebelte. Sie war fast schon wie eine Art Rausch, der jeden noch so klaren Denker mit sich riss und in umso stärker ergriff, je tiefer die Nacht wurde. Auch wenn es ein Hexenfest war, so war es gleichsam auch eine magische Nacht für die Tiermenschen, besonders da sich alle Hexen auf dem Blocksberg und somit außer Reichweite befanden.
Das Verhältnis zwischen Hexen und Wandlern war übrigens kein gutes. Hexen sahen Wandler mehr als Spielzeug und Versuchsobjekte an, anstatt sie wie andere Menschen zu behandeln und zu respektieren. Oft wurden sie auch versklavt, unter anderem auch von gewöhnlichen Menschen. Wandler waren laut diesen „Verfluchte“, die sich ihr Schicksal zwar nicht aussuchen konnten, jedoch in der Gesellschaft vollkommen verachtet wurden. Aus diesem Grund zogen viele von ihnen durchs Land und verdienten ihr Brot durch Straßenmusik und Gauklerei, ebenso wie stille Künste. Andere sanken tiefer und stahlen, mordeten und lebten im Schutze der Finsternis. So wurde anhand dieses Musters Ben zum Piratenkapitän und Hans zum gesuchten Auftragskiller. Tiermenschen mit vollkommen reiner Weste gab es selten, da ein jeder von ihnen einst einmal Ächtung erfahren hatte, sei es von der allgemeinen Masse, der Menschen, oder von einer Hexe. Von ihnen hatte es den Maulwurf mit seinen Mienen wohl am besten getroffen.
„...go!“
Hans fand sich Auge in Auge mit einem dicken, fetten Schweinebraten wieder, dessen angebrutzelte Schnauze ihn beinahe heiß und fettig küsste.
„Amigo!“
„Nyah?!“
„Füße vom Tisch!“
So verwirrt und unaufmerksam war er wirklich selten. Er nahm mit Schwung seine Stiefel herunter und sah, wie der Obergockel von Koch den Braten darauf abstellte. Olég saß bei ihm und beäugte ihn beinahe besorgt mit seinen Hundeaugen. Hans seufzte erneut. „Alles claro amigo... ich war nur kurz abwesend.“
„Ah ya, Beltane?“
„Nyah...“
„Ich weiß, geht mir auch so. Heute feiern wir was das Zeug hält!“ Der Köter klopfte ihm auf die Schulter. Doch Hans war schon wieder woanders. Seine Aufmerksamkeit galt allein dem roten Haarbündel.
„Bitte nimm doch Platz, liebes Täubchen! Das Essen ist serviert!“, sagte der Hochgewachsene mit einer übertriebenen Gebärde, nachdem er das riesige Schwein auf den Tisch geladen hatte, und wies auf einen freien Stuhl. „Ich nehme an, du willst neben deinem rolligen Retter sitzen?“
„Hah?!“ Schon wieder wurde Adlet rot im Gesicht. Generell brannten seine Wangen durchgehend, seit der die Katakomben betreten hatte.
„Komm einfach her.“, forderte die vertraute Stimme und die zugehörige Hand zog ihn am Arm auf den Stuhl. Er brachte es nicht fertig jenem ins Gesicht zu sehen und tat stattdessen so, als bewundere er das Spanferkel und die verschiedenen Weinflaschen vor sich...
Plötzlich berührte ihn ein Handrücken an der Wange und er zuckte zusammen, blickte zur Seite und traf auf die goldenen Augen des Katers, die seinen Blick sofort einfingen.
„Deine Wangen sind heiß.“ Dann grinste jener amüsiert. „Du hast dir doch tatsächlich in der kurzen Zeit einen Sonnenbrand geholt!“
„Was?!“ Erschrocken fasste er sich selbst an die Wange. Einerseits war er froh, dass die Röte in seinem Gesicht nicht nur von allerlei Emotionen kam, doch wirkte es andererseits nun so, als würde er dauerhaft erröten, was auch nicht unbedingt besser war.
„Sieht aus als hätte er jetzt schon zu tief ins Glas geschaut hahahah!“, kommentierte der Breite und lachte herzlich, was Adlet nicht minder beschämte und er erneut den Blick senken musste. Neben ihm fauchte es.
„Spar dir deine blöden Kommentare und kümmer dich lieber um die Ansage. Sonst mach ich dir einen Knoten in deinen Schwanz!“
„In welchen denn?!“, kicherte ein sehr jugendlich wirkender Mann, der soeben neben Adlet Platz genommen hatte.
„Ah, ich bin Jean übrigens.“ Er reichte ihm die Hand und schenkte ihm ein frisch gebackenes Lächeln, mit durchaus großen Zähnen.
„Freut mich.“ Adlet lächelte höflich zurück und schüttelte ihm kurz die Hand.
„Hergehört!“, tönte die Stimme des Bulligen, der ihm gegenüber saß, durch den Raum.
„Da unser Gast nun eingetroffen ist, wird sich jeder noch einmal vorstellen! Danach besprechen wir den Schlachtplan.“
„Den...den Schlachtplan?!“ Adlet schockte dieser Begriff ein wenig.
„Nimm nicht alles wörtlich, was der Köter bellt.“
„K-?“
„Sooo damit wären wir also gleich bei mir. Lieber Rapunzel, sei gegrüßt! Ich bin Olég, der engste Freund und Helfer deines gestiefelten Retters. Wir haben viele Jahre als Musiker miteinander verbracht! Ich kenn ihn also so gut wie meine Westentasche. Alsoo... wenn du was wissen willst - irgendwelche schmutzigen Geheimnisse...ayy!“
„Der Knoten steht noch aus, amigo~“, raunte der Grauhaarige, der den Großen offenbar unter dem Tisch ans Bein getreten hatte. Jener lachte nervös und wandte sich wieder dem Rothaarigen zu: „Ah ya, sofern du nicht über unsre Identitäten Bescheid weißt, ich bin ein Hundewandler.“
Adlet weitete die Augen.
„Hast du seinen Schwanz nicht gesehen?“, fragte Jean neben ihm und kicherte erneut.
„Nein...“ Er war wieder zutiefst verwirrt. „Ich dachte hier sind...“
„Menschen? Nicht ganz. Wir sind Wandler.“, erklärte Olég ruhig. „Halb Mensch und halb Tier. Oder besser gesagt, wir sind dazu imstande, unsre Form zwischen Mensch und Tier zu wechseln. Das Einzige, was uns in der Menschengestalt verrät, ist unser Schwanz.“
„Und der Gestank!“, rief Jean und lachte wiehernd.
„Vergiss die Flöhe nicht, amigo.“, fügte Hans bei.
„Aber nicht mehr seit-“
„...seit Eau de Pfütze, ya. Jean, wegen dem Gestank solltest du vielleicht dann auch mal lernen, dich selbst zu schlecken. Täte dem Geier bestimmt auch mal gut...“, dann lehnte er sich zu Adlet hinüber und fügte etwas leiser hinzu: „...wobei der auch aus dem Schnabel stinkt, nya?“
Adlet war nun endgültig am Hochpunkt der Verwirrung angekommen. Zwar hatte er durchaus mitbekommen, dass er sich ausschließlich unter Tiermenschen befand, jedoch konnte er anschließend der merkwürdigen Unterhaltung darüber, wie sie ihre Körperpflege betrieben, nicht mehr ganz folgen.
„Ey, schonmal n Pferd gesehen das sich abschleckt?!“, rief Jean von der anderen Seite und lehnte sich vor, damit seine Worte auch ja den Grauhaarigen zu Adlet's Linken erreichten. „Es gibt außerdem Seen und Teiche zum baden!“
„Nyah, in die setz ich selten nen Fuß rein, da kann bestimmt auch unsere Tümpelfee ein Lied von singen!“
„Ich bin eine Moorelfe!“, meldete sich plötzlich eine helle Stimme aus einer Karaffe auf dem Tisch, und ein kleines, geflügeltes Wesen schoss daraus hervor. „Das Wasser und der Schlamm sind gut für die Haut, sagen zumindest auch die Hexen.“ Sie verschränkte die winzigen Arme vor der Brust. „Die wollen mir immer meinen Schlamm klauen!“
Hans lachte sarkastisch. „Ohhh wie schlimm! Das ist Dreck oder? Einfach nur nasser, schleimiger Dreck-“
„Nein!“, piepste die Fee sauer und schwirrte nahe an sein Gesicht heran. „Schlamm ist gesund, und die Natur braucht ihn!“
„Nyah, also meine Natur verabscheut ihn eher...“
„Ich kann dich auch mit Schlamm beschießen!“
„Oh-oh pass auf, Chamo hat nen sehr empfindlichen Magen! Wenn du sie zu sehr auf die Palme bringst, haben wa ganz schnell nen Miniatur-Springbrunnen, der dann seinen ganzen Inhalt auf dich abzielt.“, warnte Olég belustigt. Hans hingegen war nicht besonders angetan von diesem Risiko und gab nach.
„Nyaaah okay gut, sie klauen deinen Schlamm. Böse Hexen. Deshalb bist du also hier?“
„Genau, und weil ich helfen will.“
„Ohh danke! Wie schmeichelnd von dir, das weiß ich echt zu schätz-“
„Meiner Freundin natürlich!“, unterbrach sie ihn. „Sie wird dauerhaft von derselben Hexe gejagt weil sie nützliche Kräfte hat, und trotzdem auch Wandlerin ist!“
Wow. Hans wurde von der Regierung, durch die ganzen Plakate nun auch vom gesamten gemeinen Volk gejagt. Und das obwohl er keinerlei nützliche Kräfte hatte.
„Die ist also Hexe und Tier in Einem? Krass, das gibt’s echt selten.“, gab der Gaul seinen Senf dazu.
„Ja, sie ist eine Heilerin.“, ergänzte Chamo. „Und sie wollte auch hierher kommen, aber vielleicht hat sie sich wieder verirrt...“
„Ach die meinste? Ya, die ist n echter Schussel. Aber wirklich knorke, kann auch echt gut kochen!“, meinte Olég dazu und sabberte beinahe schon.
„Stehst du auf die?“, fragte Hans und lächelte ihn vielsagend an. Olég warf ihm daraufhin einen empörten Blick zu, geziert von einem Rotschimmer auf der Nase. Bingo. Aber er bellte natürlich gleich dagegen an:
„Waaas nein!? Nur weil ich ihre Kochkunst mag!!“
„Achwas, es gibt viele komische Gründe, die einen dazu bringen sich zu verknallen!“, sprach der Gaul, offenbar aus Erfahrung. „Oder zumindest mal ne Runde ordentlich -“
„Hey hey, hier sind Frauen am Tisch, beherrscht euch mal!~“, flötete der Geier dazwischen, welcher sich bis zuletzt angeregt mit dem Maulwurf und dem Reptil auf spanisch unterhalten hatte. War klar, dass er bei gewissen Themen aufhorchte.
„Hast Recht Ben, unser Gast sieht etwas verstört aus, ich denke es ist gut wenn wir nicht gleich so abgedroschen werden. Oder, Rapunzel?“, fragte Olég und wandte sich Adlet zu, der inzwischen nur noch zwischen den Leuten hin- und hergestarrt hatte, je nachdem, welcher von ihnen gerade sprach. An Inhalt verstand er höchstens die Hälfte, der Rest beschämte ihn irgendwie. So war seine Antwort so gehaltvoll wie eh und je:
„Ehmm...“
„Aber ich entschuldige mich schonmal im voraus, denn ich glaub heute passiert uns das nicht zum ersten mal!“, fügte der Hundemensch noch hinzu.
Adlet blickte ihn noch verständnisloser an.
„Naja, es ist Walpurgisnacht. Die Menschen sagen ja dazu Tanz in den Mai, wir Wandler nennen es Beltane.
Wir vergessen unser Hirn dann öfters mal wenn die Triebe rauskommen, also... wenn du verstehst was ich meine.“ Dann wandte er sich wieder an die Elfe. „Eigentlich ist es gut, dass sie nicht hier ist, Chamo. Könnte nämlich heute etwas komisch laufen. Immerhin wäre sie dann die einzige Frau hier. Also, in normaler Größe, also du weißt schon...“
„Amigo?“
„Ya?“
„Halt's Maul.“
„Warum?!“
„Genau, deine Autorität sinkt gerade meilenweit unter die Gürtellinie!“, kommentierte der Gockel, womit er ausnahmsweise mal Recht hatte.
„Ich sag doch nur wie's ist!?“
„Höm-ehöm.“
Plötzlich wurde alles still und sie blickten gen andere Tischseite. Der ältere Herr hatte zum ersten Mal die Stimme erhoben.
„Wie sieht Plan aus?“, fragte er mit gebrochener, tiefer Stimme und rückte seine kleine Brille zurecht, um daraufhin jeden einzelnen fast schon streng anzusehen. Adlet überkam ein kurzer Schauer, als er ihn mit seinen schwarzen Augen traf.
„Gracias, maestro! Endlich mal jemand der auf den Punkt kommt!“, verkündete der Hochgewachsene und plusterte sich seltsam auf. Ihm war mittlerweile recht klar, dass dieser Mann ein Vogelwandler sein musste.
„Ah ya! Der Plan!“, rief Olég aus und klatschte sich mit der offenen Hand gegen die Stirn. „Voll verquatscht, dabei ham sich noch nicht mal alle vorgestellt, perdón Rapunzel!“
„Ah! Kein Problem...“ Adlet hob die Hände und lächelte verlegen.
„Also!“, rief Jean lautstark. „Ich bin Pferdeflüsterer und Pferdewandler. Wobei letzteres nicht sonderlich gut klappt, aber dafür kann ich jegliches Soldatenpferd dazu bringen, seinen Reiter abzuwerfen! Geil neh?“
„Äh...jah...?“ Adlet wusste nicht, wie er reagieren sollte, aber die Ähnlichkeit mit einem Pferd war wirklich sichtbar.
„Auf jeden Fall sehr nützlich um nervige Verfolger loszuwerden!“
„Es sei denn es ist ne Hexe. Aber kommen wir zum Herrn an meiner Linken! Maestro?“, kündigte Olég an und deutete auf den älteren Herrn.
„Eh Rapunzel? Meister Mohl.“ Er reichte Adlet die Hand quer über den Tisch, welche eine beachtliche Größe hatte. „Große Tunnel hier, alles meine! Edelstein... Gold - alles meine!“
„Also er besitzt diese Mienen quasi. Hat auch diesen Weinkeller errichten lassen.“, erklärte Olég, um es verständlicher zu machen.
„Wahnsinn!“, staunte Adlet und blickte sich nochmals achtsamer im Saal um.
„Gibt noch mehr. Ganze Tunnel hier – Raum mit helle Wurzeln, von Sonne...“ Meister Mohl machte einige Handbewegungen, aber der Rothaarige verstand dennoch nicht genau was er meinte.
„Es gibt neben dem ganzen Tunnelsystem einen Raum, wo die Wurzeln Sonnenlicht abgeben, oder so...“, übersetzte Olég, war sich aber selbst nicht ganz sicher.
„Die leuchten dann... also?“, versuchte Adlet zu schlussfolgern.
„Leuchtet, ya! Ganze Raum leuchtet!“, stimmte der Herr zu und wirkte selbst begeistert von seinem eigenen Werk.
„Das will ich zu gern sehen!“ Zum ersten mal schaffte es Adlet etwas mehr zu sprechen, die Aufregung und das Interesse blubberten nun aus ihm heraus.
„Später gern! Maestro zeigt dir hier bestimmt alles was du sehen willst!~“ Der Vogelmann lächelte ihn einladend an. „Wo wir übrigens dabei sind, ich bin dran!~“ Ein leises Fauchen erklang zu Adlets Linken, als der Hochgewachsene sprach. „Mein Name ist Big Ben - Schönste Singstimme und Gitarrenspiel zu Wasser, Kapitän der Goldenen Klaue und Freibeuter der Meere.“
„Und ein Hähnchen.“, raunte Hans ihm von der Seite her zu. Adlet's Eindrücke gingen von Bewunderung in Belustigung über und er fand den Kontrast so komisch, dass er doch leise lachen musste.
„Ya ya gato, hab deinen Spaß, früher oder später kommt es sowieso heraus. Wir sind alle längst nicht so eindrucksvoll in unserer Tiergestalt, nicht wahr?~“
„Dass dich noch keiner auf den Grill geschmissen hat, wundert mich sowieso.“, bemerkte der Grauhaarige grinsend und legte beinahe unbemerkt einen Arm auf Adlet's Stuhllehne. Da es nicht seine Schultern waren, sollte es ihn eigentlich nicht kümmern, aber die Geste machte ihn trotzdem verlegen und eine wohlige Gänsehaut streifte seinen Nacken. Erneut musste er kichern, genau wie Jean, der sich die Frage offenbar auch gestellt hatte. „Nyah, ich glaub das liegt am Gestank.“, flüsterte der Katzenmensch ihm zu. „Davon geht selbst das Feuer aus.“ Adlet kicherte wie ein kleines Mädchen, er brachte ihn einfach zum Lachen, durch seine bloße Nähe und wie er mit ihm sprach.
„Snake, por favor!~“, verkündete Ben und nickte demjenigen zu, den Adlet von allen am wenigsten bemerkt hatte. Er saß auch so gut von Jean verdeckt am anderen Ende des Tisches. Der Rothaarige beugte sich ein wenig vor, um ihn anzusehen. Er hatte silbriges Haar, leuchtende Augen mit Schlitzpupillen und an einigen Stellen bestand seine Haut aus grün schimmernden Schuppen. Als sein Blick ihn traf, hatte er genau wie bei Hans das Gefühl, tief durchdrungen zu werden. Als wäre er dazu imstande, seine Gedanken zu lesen. Plötzlich kam eine Schlange auf dem Tisch zum Vorschein und kroch schnurstracks an Jean vorbei auf Adlet zu.
„Muss das sein, Snake? Ich hoffe du hast keine Angst vor Schlangen, Rapunzel? hier kriechen nämlich öfters welche rum.“, warnte Olég.
„Nein, kein Problem.“, sagte er, überdachte im nächsten Moment seine Antwort jedoch, als das Tier sich seinen Arm hinaufschlängelte und locker um seinen Hals wand. Der Kopf des Reptils befand sich nun auf seiner Augenhöhe, starrte ihn züngelnd an. „'Der da sitzt, ist Snake', sagt Goethe.“, erklang die sanfte Stimme des Silberhaarigen, welche zwischendurch die Tonhöhe änderte. „'Und er mag Pflaumenpudding. Du hast übrigens sehr weiche Haut'.“
Adlet versuchte die heftige Gänsehaut und den Schauer loszuwerden, den das geschuppte Tier verursachte und versuchte dabei gleichzeitig das zu verarbeiten, was der junge Reptilienmann sprach. Beziehungsweise übersetzte, da es offenbar die Schlange namens Goethe gesagt hatte. Es war ganz schön merkwürdig und verwirrend. Aber auf der anderen Seite unglaublich faszinierend. Da er keine Ahnung hatte wie er nun vorgehen sollte, antwortete er einfach dem Wesen: „Danke Goethe. Richte auch Snake aus, dass es mich freut.“
„Ohh er antwortet deiner Schlange, is ja niedlich! Normale Menschen wären glaub ich wahnsinnig geworden!“, rief Olég und beäugte den Pferdeflüsterer, der nicht sonderlich glücklich aussah, als das Tier wieder an ihm vorbei zurück zu seinem Herrn kroch.
„Ich habs nicht so mit Schlangen...“
„Und sitzt trotzdem neben ihm! Das nenn' ich tapfer!“, lobte ihn Olég. „Lasst uns mit dem Plan loslegen! Danach können wir endlich Fressen fassen!“ Er blickte zu Hans, der sich anschließend auf seinem Stuhl aufrichtete und einmal tief durchatmete, bevor er nun die Stimme erhob.
„Also... Es sieht derzeiten so aus:
Es gibt da einen König. Dieser Kotzbrocken hat eigentlich gar kein Recht zu regieren. Er hatte seinen Bruder nicht an die Macht gelassen, weil es offenbar unerhört ist, einen niederen Tiermenschen das Land regieren zu lassen, nicht fähig, so eine große Verantwortung zu tragen. Demnach brauchte er jemanden, der sich für ihn die Hände schmutzig macht und seinen Bruder beseitigt, bevor diese Sache auffliegt. Nyah, und das eigentliche Problem lautet wie folgt:
Dieses Drecksstück von falschem König hatte mich beauftragt, seinen Bruder zu töten.“