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HANLET

von Makeyon
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie, Romance / P18 / MaleSlash
Adlet Mayer Chamo Rosso Hans Humpty Mora Chester
27.01.2016
10.10.2019
10
34.611
5
Alle Kapitel
11 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
06.04.2016 4.246
 
HANLET

Kapitel 4

Versteck und Sehnsucht



Es gab schon deutlich höhere Exemplare, von denen aus Hans gesprungen und unversehrt auf allen Vieren gelandet war. Im Sprung ließ er den Rest seiner Menschlichkeit zurück und landete in Form einer kleinen blaugrauen Katze auf dem Erdboden.
Eine Katze mit Stiefeln an den Hinterbeinen.
Diese hatten die magische Fähigkeit mit ihm zusammen zu schrumpfen. Tolle Dinger.
Seine Kleidung hingegen war er komplett los und durfte sie irgendwo verstecken bis er sich zurückverwandelte oder neue besorgen. (Bitte stellt ihn euch nun splitternackt nur in Stiefeln vor<3)

„Netter Abgang amigo..!“, knurrte eine Stimme aus den Büschen hervor.
„Danke Olég! Ich hoff doch du hast keine Flöhe...“, sagte der Kater und stiefelte inspizierend um einen großen, struppigen Hund herum.
„Achwas. Die hassen mich seit ich in diese Giftpfütze gefallen bin.“
„Das war Parfüm, amigo.“
„Ist doch auch Gift! Jetzt erzähl, was ging da oben ab? Jungfrau gevögelt?“
„Jungfrau stimmt gewissermaßen...nyah pass auf, lass uns ein Versteck suchen, hier ist nämlich ne Hexe im Gange, wer weiß was für einen Riecher die hat.“
„Roger! Hab da hinten ne Höhle gefunden, diesmal auch ohne Bär drin! Da findet kein Schwein hin, sag ich dir!“
„Perfecto! Du wirst deinen Ohren nicht trauen wenn ich's dir erzähle.“
„Ich kanns kaum erwarten!“
Nach kurzer Zeit als der Wald dichter wurde kamen sie an einem großen, bemoosten Felsen an. Olég schob mit der Pfote einige Äste beiseite und ein dunkler, enger Eingang kam zum Vorschein.
„Eine Hexe passt hier höchstens kriechend durch, nur wir Tiermenschen sind also gemacht für dieses Versteck.“ Man sah Olég seinen Stolz an der Schnauze an.
„Schön für uns, aber ich bin gespannt was das Prinzesschen dazu sagen wird!“
„Was?! Welches...!? Etwa die ausm-“
„Ich erzähl's dir wenn wir sicher sind, jetzt schwing deinen Hintern da rein!“, forderte der Kater und versetzte dem Hund einen Hieb mit ausgefahrenen Krallen. Kurz aufheulend, kam dieser dem nach und ging voran durch das Loch, welches sich langsam in einen immer höher werdenden Tunnel erstreckte und an dessen Ende sich eine riesige Höhle, oder besser gesagt, ein alter Weinkeller offenbarte. Alle Freudengefühle wurden jedoch sofort wieder unterbrochen als Hans bemerkte, dass sie offenbar Gesellschaft hatten. Bevor er die Meute eines Blickes würdigte, fauchte er zuerst den Köter an:
„Von wegen dieses Versteck sei geheim!“
Der Hund schreckte zurück. „Ähh! Ist es doch... geheim und nur für uns Wandler! Und der einen kleinen Fee, aber die steht ja auf unsrer Seite! Alle steh'n auf unsrer Seite, Ehrenwort! Die haben mir geholfen von dem Gesindel in der Taverne loszukommen und die Höhle gefunden!“ Olég bekam fast Schaum vor dem Maul. Die Katze verengte die Augen zu Schlitzen.
„So so, du hast sie also garnicht selbst gefunden, du kleiner Schwindler! Lügen darf man nicht~!“ Er stupste die empfindliche Schnauze mit seiner Pfote an.
„Jetzt sei doch einfach froh um das Versteck und die neuen Anhänger!“ Mit einem Satz sprang der Hund zum Tisch hinüber, an dem vier weitere Individuen saßen, denen man das Tier deutlich ansehen konnte:
Ein relativ junger Bursche mit einem überaus langem Gesicht; Ein anderer, etwas älterer Herr mit großen Händen und kleinen Knopfaugen; Ein Dritter mit teilweise schuppig grüner Haut und der Vierte... jenen hätte Hans am liebsten übersehen, beziehungsweise ihn nun im Nachhinein hochkant rausgeschmissen. Sofort erhob dieser auch schon die kehlig nervtötende Stimme: "Nett dich mal wiederzusehen, Kätzchen...hab gehört du amüsierst dich als gesuchter Attentäter wirklich gut! Achja und dein... 'Portrait' sieht echt gut aus, besser als das Original, muss ich gestehen! Dem Künstler sei Dank, du siehst nämlich ganz schön mitgenommen aus!" Gackerndes Lachen schallte durch die ganzen Katakomben. Der angesprochene, entnervte Kater musste sich ordentlich zusammenreißen, dem Ex-Kameraden nicht ins Gesicht zu springen. Da jener in Menschengestalt dort herumhockte und Hans sich noch in seiner Tierform befand, war er klar im Nachteil und es wirkte auch eher lächerlich, wenn eine kleine Katze einen Menschen mit Worten zur Schnecke machte. Aber der Gockel trieb ihn jetzt schon auf die höchste Palme der Bermudas. Als er bemerkte, dass Olég sich gerade wieder in seine bullige Zweibeinergestalt zurückverwandelt hatte und sich offenbar hinten im Raum eines Klamottenstapels bediente, tat Hans es ihm gleich und schenkte dem Großschnabel zuerst noch überhaupt keine Aufmerksamkeit.
Die neue Weste zurechtzupfend, streifte er anschließend zum Tisch und betrachtete seinen alten Kameraden, der mit den Jahren noch kitschiger und aufgeblasener angemustert war als je zuvor: Ein bunter, zu beiden Seiten rasierter Haarkamm zierte sein Haupt wie der Fächer einer Prostituierten. Die Klamotten waren todschick ausgefressen und dicker Goldschmuck dekorierte den Vogel wie einen verranzten Weihnachtsbaum. Zusätzlich hatte er sich die Nägel lackiert und entblößte beim Grinsen noch mehr Goldzähne als früher. Hinzu kam der widerwärtige Gestank sämtlicher alter Duftöle, die ihn zehn Meter gegen den Wind vermischt mit altem Schweiß und einer Alkoholfahne ankündigten. Er war die Geschmacklosigkeit auf zwei Hühnerbeinen, welche Hans absolut nicht ausstehen konnte. Damals in Bremen war ihre Kameradschaft bereits ein Hochseiltanz gewesen, aber seit gewisser Ereignisse hatte der Gockel das Seil in Brand gesteckt.
Nachdem Hans eine Runde um den Tisch geschritten war und Olég sich nun auch gesetzt hatte, lehnte er sich an die Kante, neben der das Federvieh saß und lächelte ihn von oben herab an. „Nyah und jetzt? Besser so, Vögelchen? Falls du es vergessen hast, ich bin Auftragskiller, als solcher ist es mein Job, gewisse 'Attentate' zu begehen. Dafür bezahlt man mich. Aber davon versteht ein abgestumpfter Pirat und Meuchelmörder wohl nichts!“
„Nicht aufregen amigo, er weiß schon alles.“, versuchte Olég ihn zu beschwichtigen.
„Sieht aber nicht danach aus...“, entgegnete der menschgewordene Kater, wandte den Blick nicht vom Hähnchen ab und ließ sich ebenfalls auf einem Stuhl am anderen Ende des Tisches, gegenüber des Federviehs fallen und bemerkte nun auch die kleine grüne Fee, welche Olég zuvor erwähnt hatte. Sie hockte auf einem Zuckergefäß und spielte mit dem Löffel, der ungefähr genauso groß war wie sie.
„Nyah Kleines? Was suchst du denn unter einem Haufen abgedroschener Kerle?“ Er senkte das Gesicht zur Tischkante herunter, sodass er mit dem Wesen auf Augenhöhe war. Sie blies die rosigen Wangen auf und piepste: „Ich bin Chamo! Eine mächtige Moorelfe! Und du Mr. Cat?“
„Eine gute Idee! Lasst uns einander vorstellen!“, rief Olég feierlich in die Runde.
„Fang du doch an, amigo!“
Er sprang auf und setzte ein bestiefeltes Bein auf den Tisch. „Wer mich nicht kennt, der hat keine Augen im Kopf! Meine Visage hängt zur Zeit überall aus, da ein gewisser Fake-König mich des Mordes an seinem Bruder beschuldigt...das heißt, dass-“ „Schon gut, du musst nicht alles wiederholen was ich ihnen bereits erzählt hab.“
„Ah achso. Nyah, dann wisst ihr ja wer ich bin! Der große Gestiefelte Kater!“
Es gackerte wieder. „Groß lässt sich hier wohl unterschiedlich interpretieren, Kätzchen!“ Aggressiv funkelte er den amüsiert grinsenden Gockel an und war kurz davor seinen Degen zu ziehen. Doch er überlegte es sich anders und nahm den Fuß wieder vom Tisch mit den Worten: „Olég...komm mal kurz mit.“
Der Bullige erhob sich seufzend und folgte Hans in eine Ecke, in welcher er unsanft am Kragen gepackt wurde.
„Ich seh absolut nicht ein, mit diesem Federvieh zusammen zu arbeiten!“
„Amigo, er will dir wirklich helfen! Sonst wäre er nicht hier, er bereut was er getan hat."
Der Kater zog die Augenbraue hoch. „Das will ich aber aus seinem Schnabel hören!"
Dann stiefelte er zurück an den Tisch und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
„Nyah, dann mach mal weiter, Piepmatz!“
Der Angesprochene kicherte krächzend und setzte sich aufrecht hin, schlug die Beine seitlich des Tisches übereinander. „Gestatten: Ich bin Big Ben - Der Hahn mit der schönsten Stimme und dem feinsten Gitarrenspiel des Landes! Unter anderem Kapitän der Goldenen Klaue und Freibeuter der angrenzenden See! Sonst noch was das ihr wissen wollt?“
„Danke, Ben, das passt so!“, sagte Olég und winkte ab.
„Dass du Teil der Bremer Stadtmusikanten warst und Franco's Leben auf dem Gewissen hast, ist wohl nicht erwähnenswert, nyah?“, erwiderte Hans und visierte den Gockel mit finsterem Blick an.
„Das tut nichts zum Thema, lassen wir doch einfach die Vergangenheit ruhen!“, funkte der Hund dazwischen, noch bevor der Andere den Schnabel hätte aufmachen können. War vielleicht auch gut so.
Federn und Fell wollte er heute eigentlich nicht durch die Gegend fliegen lassen. Dennoch kratzte es ihn unsagbar an, dass dieses Mistvieh am Tisch saß und so tat als wäre nichts.
In Bremen waren sie alle einst auf der Flucht gewesen und Ben hatte Franco, den Esel mit der damals schönsten Singstimme, zurückgelassen um seinen eigenen gefiederten Arsch zu retten. Zwar verhalf es den restlichen Dreien zu entkommen, jedoch war es ein Opfer, welches es nicht hätte geben müssen, zumal Franco ein wirklich treuer und lustiger Geselle war. Er hatte Hans damals von der Straße aufgelesen, ihm Kameradschaft beigebracht und die Gruppe gegründet und beisammen gehalten. Nach seinem Tod löste sich die Bande auf und jeder ging seiner Wege. Am liebsten hätte Hans Ben damals aus Rache getötet, aber das hätte alles noch schlimmer gemacht und wäre mit Sicherheit auch nicht im Interesse von Franco gewesen.
„Soooo, wollen wir fortfahren?“, fragte Olég in die Runde und nickte gen des alten Herrn mit den großen Pranken. „Das hier ist Meister Mohl, ein Goldgräber und Besitzer einer der größten Bergmienen. Er kennt alle unterirdischen Gänge und Tunnel dieses Landes, so hat er uns auch zu diesem tollen Versteck verholfen. Nur redet er selten, genauso wie unser Snake hier. Wenn der spricht, dann durch seine Schlangen. Aber er besitzt Kenntnis vieler Gifte und kann alle Reptilien in seiner Nähe befehligen. Wozu das gut ist weiß ich auch nicht, aber er kann auch Klarinette spielen. Das ist doch mal was, oder amigo?“
Hans war erstaunt über die Besonderheit der beiden Neuen und fühlte sich nun nicht mehr ganz so sehr mit dem Vogel übers Ohr gehauen.
„Ey, vergesst mich nicht! Ich bin Jean, der Pferdeflüsterer!“
Kurz prustete Hans den Inhalt seines Kruges aus und konnte den Lacher nicht zurückhalten. „So siehst du auch aus! Wirst du auch selbst zum Pferd?“
„Jah, na klar!“, verkündete der Langgesichtige stolz, senkte jedoch anschließend den Blick und wurde leicht rötlich im Gesicht. „Doch irgendwie verwandelt sich bloß meine obere Hälfte.“
Jetzt musste er noch lauter prusten. Das wurde ja immer besser mit dem Gaul.
„Das will ich sehen! Zeig mal her!“
„Später dann, amigo. Erzähl uns doch mal vom Turm!“, unterbrach ihn der Köter.
Hans seufzte. „Nyah gut. Also, ich hab dort oben was gefunden, gewissermaßen einen Schatz. Doch nicht jeder Schatz besteht aus Gold und Edelstein, wie Ihr vielleicht auch wisst, Meister Maulwurf-“ „Mohl!“, korrigierte Olég dazwischen. „...sondern manchmal besteht er einfach aus einer riesigen Menge...Haar.“
Die Meute glotzte ihn an als säße ein rosa Drache vor ihnen. Nur der Schlangentyp wirkte desinteressiert, als sei es nichts neues.
„Okay passt auf, oben im Turm ist etwas, oder besser gesagt jemand gefangen, der uns sehr nützlich sein könnte.“
„Eine Jungfrau?“
„Eine Prinzessin?!“
„Fast. Ein junger Mann, dessen Abstammung mir nach und nach während unserer Begegnung durchgesickert ist, unter anderem durch die Tatsache, dass eine Hexe ihn großgezogen und ihm den Decknamen eines Salates gegeben hat, welchen sein Vater aus ihrem Garten geklaut hatte um es der damals schwangeren Mutter zu servieren.“
„Hä?“, tönte es aus mehreren Mäulern.
„Nicht so wichtig, es weiß sowieso keiner von dieser Salatgeschichte. Generell ist diese Sache ganz schön an den Haaren herbeigezogen, aber ich bin felsenfest davon überzeugt!“
Noch immer klingelte es nicht in der Runde.
„Nyah Leute! Es ist Albert's Sohn, sprich wir haben es hier mit dem Prinzen - und mit seiner Volljährigkeit, dem rechtmäßigen König unseres Landes zu tun!“
Jetzt weiteten sich endlich einige Augenpaare.
„Du meinst, wir hätten die Chance, den wahren König auf den Thron zu bringen?“, fragte Olég mit glitzernden Augen.
„Genau! Aber er ist unbeholfen wie ein Kleinkind...wird echt nicht einfach ihn zu dem zu machen, der er eigentlich ist...und diese Haare! Verdammt lang, sowas habt ihr noch nie gesehen!“
„Ohooo, du klingst ja sehr angetan. Ich würde ihn zu gern mal sehen!“, flötete Ben und Hans wich seinem Blick sofort aus. Hoffentlich krümmte dieser aufgeblasene Großschnabel seinem Fundstück kein Haar, sonst mussten wirklich Federn und Fetzen fliegen.
„Ich bring ihn morgen zur Walpurgisnacht mit, da ist die Hexe außer Reichweite. Sobald er hier ist, geht unser Plan weiter.“
„Das klingt doch nach was! Lasst uns feiern Leute! Auf die Hoffnung auf einen neuen König!“, rief Olég in die Runde und die Gesprächigen unter ihnen stimmten lautstark mit ein.



Nachdem sich der Kater im Nullkommanichts aus dem Staub gemacht hatte, hing Adlet noch eine Weile am Fenster und verarbeitete Informationen.
Einen Berg an Informationen.
So viele, dass sie für sein ganzes bisheriges Leben ausreichten.
Ehe sich der Rothaarige versah, war der Tag vergangen und ein hell leuchtender Mond, der nahezu voll war, stand am Himmel und hüllte den Raum in silbernen Glanz.
Er ging in sein kleines Badezimmer, welches aus einer breiten Wanne und einer Toilette mit Waschbecken bestand und ließ warmes Wasser einlaufen. Die Badewanne nahm den größten Teil des Raumes ein, damit sein komplettes Haar darin Platz hatte. Wie zu Anfang bereits erwähnt, dauerte so eine Haarwäsche Stunden, da Adlet zuerst seinen Zopf lösen und jeden Haarteil sorgfältig einseifen, auswaschen, durchkämmen und erneut flechten musste. Glücklicherweise trocknete dieser relativ schnell von allein. Er hasste es, weil es beim durchkämmen so richtig ziepte und es sich mehr danach anfühlte, als würde er sich mit einer Gabel über die Haut kratzen. Natürlich hatte er sich nach den Jahren daran gewöhnt, aber es war nicht unbedingt seine Lieblingsbeschäftigung.
Er hatte nicht einmal eine Ahnung, warum er gerade jetzt sein Haar waschen musste, aber aus irgend einem Grund fühlte er sich wohler, wenn er dem Anderen frisch gebacken begegnen konnte. Sofern dieser überhaupt wiederkam. Doch seit ihrem Aufeinandertreffen bestanden Adlet's Gedanken ausschließlich aus dem fremden, merkwürdigen Katzenmenschen.
Nachdem er sich, in seinen Bademantel gewickelt, vor dem Kamin eine Weile getrocknet hatte, stand er auf und legte den Mantel ab, bevor er vollkommen nackt in sein weiches Himmelbett schlüpfte und sich darin einrollte.
Im Laufe der Nacht wurde ihm seltsam heiß und er konnte seinen Puls durch die Laken hindurch spüren. Ein fremder Geruch haftete an seinem Bett und erinnerte ihn an Tannennadeln und an den Duft, den der Wind hereintrug, wenn es geregnet hatte.
Dieser seltsame Fremde... er hatte sein Haar berührt...es sogar geküsst...
„Sag bloß du hast noch überhaupt keine Erfahrungen?“, hallte dessen Stimme in seinem Kopf wieder.
Ob er diese Erfahrungen freiwillig mit ihm machen würde? Hans... er hatte ihn noch nicht beim Namen genannt. „Ich hoffe so sehr du kommst wieder...“, flüsterte er gegen das Laken und seine Hände fanden zaghaft ihren Weg zwischen seine Beine, schenkten ihm die Berührungen, die er sich insgeheim von dem Fremden wünschte. Zum ersten mal gab es jemanden, dem er all seine Gedanken widmen konnte, jemand Reales, der ihn mit seiner bloßen Anwesenheit so sehr bewegt hatte, dass er sich mit einem mal unfassbar stark zu diesem hingezogen fühlte. Vielleicht lag es an der tief dunklen Nacht, vielleicht auch am nahezu vollkommenen Mond - er wollte den Anderen in seiner Nähe haben, wollte von ihm berührt werden. Seinen Geist hatte dieses Wesen bereits vollkommen eingenommen, dadurch sehnte er sich nach dem Körper, zu dem er gehören wollte. Adlet keuchte auf bei dem Gedanken, wie nahe sie sich gekommen waren und wie seltsam es sich anfühlte, den Atem des Fremden auf der eigenen Haut zu spüren. Die unverschämten Gebärden des Katzenmenschen hatten ihm beinahe den Verstand geraubt, die leuchtenden Augen seinen Blick eingesogen, die warmen Lippen seinen Atem genommen - wäre es nur so weit gekommen! Adlet würde in diesem Moment alles dafür geben. Seine Hand bewegte sich unablässig zwischen seinen Beinen auf und ab, während er zwei Finger der anderen Hand tief in seinen Rachen schob. Sein ganzer Körper pulsierte und sparte dieses mal nicht am Austritt von Flüssigkeiten. Speichelfäden zogen sich an den Fingerspitzen, als er sie aus seinem Mund zog, Tropfen der Lust hatten das Laken um seine Mitte herum warm durchtränkt. Fast schon gierig suchten seine feuchten Finger die Tiefe und ein kleiner Teil von ihm schämte sich für diese schmutzigen Gefühle für einen völlig unbekannten Menschen. Haltlos verließen ihn Laute der Erregung und sein Atem flatterte wie die wilden Falter in seiner Magengegend. So schnell hatte Adlet noch nie seine Grenzen erreicht. Mit bebenden Gliedern beschleunigte er ein letztes Mal sein Handeln bis sein ganzer Körper zuckte und zitterte. „Ahh...Hans...!“, verließ die heisere Stimme seine sehnsüchtigen Lippen und er warf seinen Kopf nach hinten, während er der überwältigenden Gefühlswelle erlag.
Die Erschöpfung wiegte ihn sanft in einen traumlosen und tiefen Schlaf.

„Nyah-choo!“
„Gesundheit amigo!“
„Gracias...“
„Scheiiiinbar redet ma' über dich...!“, stellte Olég lallend fest, der eine sehr abergläubische Ader hatte und die er scheinbar im betrunkenen Zustand stärker auslebte.
Die Meute in den Katakomben hing inzwischen kreuz und quer verteilt, an der Decke oder auf dem Boden herum. Ein paar klimperten noch an ihren Instrumenten oder murmelten Zeugs vor sich hin. Hans lag wie dekoriert auf dem Tisch mit den Füßen auf einer Stuhllehne, während Olég mit einer Weinflasche im Arm unterm Tisch an den Beinen dieses Stuhls lehnte.
„Nyah super...“, murmelte der Kater und schaukelte die Lehne, sodass der Oberkörper des Hundes gemächlich auf den Boden rutschte. „Ich hoffe er plaudert nichts über mich bei seiner stinkigen Hexe aus!“
„Hä? Weeer?“, fragte Olég, der nun mit dem Kopf unter dem Stuhl lag.
„Unser Prinzesschen~!“
„Ahsoooo hahahah...! Hol's doch endlich mal heeeer!“



Der Morgen war hell und klar, und Adlet wachte das erste mal auf ohne dabei zu frösteln.
Obwohl er nichts trug und nur zur Hälfte zugedeckt war.
Die Vögel hatten ihn aus dem Schlaf geträllert, so gähnte er herzhaft und streckte sich. Die Augen nur halb geöffnet, stand er auf und ging ins Badezimmer, machte sein Gesicht mit eiskaltem Wasser wach und sah in den Spiegel. Orangene Augen blickten ihm entgegen. Irgendwie schienen sie mehr zu wissen als er. Irgendwie war etwas anders als zuvor. Nur was?
Dann fiel es ihm wieder ein und er starrte sein Spiegelbild an.
Der Fremde! Gestern hatte ihn das erste mal ein Mensch in seinem Turm...überfallen?
Und Adlet erlag diesem Menschen...Kater...was auch immer so sehr, dass er die ganze Zeit nur noch an ihn dachte.
Er trocknete sein Gesicht und ging zurück an sein Bett, griff nach dem Korb und nahm einen Apfel heraus. Als er hineinbiss, überlegte er beinahe schon sachlich. Könnte es sein, dass er so einsam gewesen war, dass er sich den Fremden nur erträumt hatte? Dass dieser überhaupt nicht existiert hatte, somit niemals in seinen Turm eingedrungen gewesen wäre? Es war ohnehin schon bemerkenswert, wie jener vollkommen ohne die Hilfe seiner Haarleiter den Turm hinaufgeklettert war. Und überhaupt! Der komische Titel Gestiefelter Kater klang wie aus einem seltsamen Kindermärchen! Das konnte es nicht geben! Aber wozu sollte sich dann seine Fantasie solch eine merkwürdige Figur ausdenken? Es ergab einfach keinen Sinn. Alles machte keinen Sinn!
Seufzend warf er sich in seine Kissen und knabberte weiter an dem Apfel herum. Plötzlich fiel ihm etwas ins Auge, dass er zuvor noch nie auf seinem Bett gesehen hatte.
Ein Haar.
Und nein, kein ellenlanges Rotes, das offensichtlich seines war, sondern ein kurzes Graues. Er nahm es in die Hand und hob es vor seine Augen. Es schimmerte silbern im Licht, fast schon wie der Mond am gestrigen Abend. Das Beweisstück für die Anwesenheit des Fremden in seinem Zimmer! Adlet war mehr als glücklich und drückte es wie einen Schatz an sich. Dann erstarrte er. Was würde Mora dazu sagen?! Schnell sprang er aus dem Bett und schnappte sich ein dickes Buch aus seinem Regal, zwischen dessen Seiten er das Haar einbettete. „So wird sie es niemals finden!“ Grinsend und sprudelnd wie ein junges Mädchen hüpfte er im Zimmer umher, suchte sich verschiedenste Kleidung aus seinem Schrank und tanzte damit vor seinem Spiegel herum.
Plötzlich rief von draußen eine kalte Stimme: „Rapunzel, Rapunzel! ...“
„Schon!?“ Adlet war verwundert und sprang so schnell es ging in die Hose, die er gerade in der Hand hatte, eilte dann zum Fenster und warf seinen Zopf hinaus. Dabei versuchte er noch ungelenk in ein Hemd zu schlüpfen, sodass ihn die Alte nicht halbnackt sehen musste. Doch vergaß er im Eifer den einen Teil seines Haars um den Sockel zu wickeln, was er schmerzlich zu spüren bekam, als sich die Hexe mit vollem Gewicht dranhing.
„Gyaaaaaaaah! Herrin, einen Moment noch!“
„Sag bloß du hast das Ende nicht drumgewickelt? Bist du noch bei Sinnen?!“
„Tut mir leid, Herrin! Ich bin noch nicht lang wach...“
„Beeil dich einfach! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit meinem verschlafenen Bengel das Haar auszureißen!“
„Miststück...“, murmelte er gedanklich, während er den Zopf um den Sockel schlang.

Oben angekommen, musterte die Schwarzhaarige ihn von oben bis unten.
„Du hast zwar gebadet, aber irgendwie riechst du trotzdem komisch! Und dein Hemd, du hast es falsch herum an! Wie kann dir sowas nur passieren?!“
Adlet schaute an sich herunter um festzustellen, dass sie Recht hatte. Er war einfach nicht bei der Sache. Warum sollte er auch? Immerhin hatte gestern ein gewisser Katzenmensch sein komplettes bisheriges Leben auf den Kopf gestellt. Und er würde wiederkommen, hatte er gesagt! Allein dieser Gedanke ließ sein Herz höher schlagen.
Plötzlich musste die Alte niesen.
Und nochmal.
Und noch einige Male danach.
„Sag mal, Rapunzel...“, schniefte sie, während sie sich ein Taschentuch vor die Nase hielt.
„War ein Tier bei dir?“
Fast schon hätte Adlet loslachen müssen, aber er durfte sich nichts anmerken lassen.
„Ein Vögelchen hatte sich hier drin verflogen. Aber ich hab es heil wieder aus dem Fenster geschickt!“, log er um seinen eigentlichen Gast zu schützen.
„So ist das... weißt du, ich habe eine wirklich schlimme Allergie gegen Tierhaare. Insbesondere denen von Katzen.“
Adlet's Inneres zog sich zusammen.
„Ich habe dir dein Zimmer nicht ohne Grund ganz weit oben errichten lassen - so kommt kein behaartes Tier an dich heran, Vogelfedern machen mir nämlich nichts aus!“
Er biss sich auf die Lippe. „Dann äh... hatte der Vogel vielleicht eine Maus gefangen gehabt? Und wie steht es eigentlich mit Fledermäusen? Haben die nicht auch ein dünnes Fellkleid?“ Unkontrolliert blubberten die Worte aus ihm heraus, womöglich ein Versuch, die Alte weitestgehend zu verwirren und sie von dem Katzenhaar-Gedanken abzubringen.
„Dummkopf! Das Fell einer Fledermaus ist genauso harmlos wie Menschenhaar. Es sind hauptsächlich Katzenhaare, die meine Nase jedes mal aufs neue foltern!“
Fehlanzeige.
Sie warf den Kopf in den Nacken und legte sich den Handrücken auf die Stirn. „Es ist so erbärmlich! Ganz egal, welche Tränke und Zauber ich verwende, niemals nützt es etwas! Da sage nochmal einer, Katzen wären die treuesten Begleiter einer Hexe...“
Adlet musste nun doch schmunzeln. Offenbar war ihre Verdächtigungsphase vorbei, stattdessen erlag sie mal wieder ihrem Selbstmitleid.
„Was lachst du!? Das ist furchtbar! Hab mal ein bisschen Mitgefühl mit deiner Herrin!“
Diese Worte brachten ihn noch mehr zum schmunzeln. Sowas Ähnliches hatte Hans gestern auch zu ihm gesagt. „Zeig mal ein bisschen Nächstenliebe!“ Sofort wurde ihm wieder warm ums Herz, als er sich an die Stimme des Katers erinnerte.
„Du bist so gut gelaunt, mein lieber Rapunzel. War denn was?“
Hoppla. Das Feingefühl der Hexe durfte er nicht unterschätzen!
„Ja, ich habe das Gefühl in meinem Flötenspiel nun wirklich besser zu werden!“
„Na das hört sich doch gut an! Wenn ich von der Walpurgisnacht zurückkomme, darfst du mir gerne mal was vortragen. Aber vorher ist keine Zeit. Ab heute bin ich auf der Reise und morgen werde ich den ganzen Tag nicht da sein und dir auch kein Essen vorbeibringen können.“
Sie sah fast schon mitleidig aus. Aber nur fast.
„Demnach bekommst du heute so viel, wie es dir für zwei Tage reichen wird. Am Tag darauf werde ich wieder auf dem Rückweg sein und so schnell ich kann zu dir kommen! Sieh zu, dass du bis dahin nichts anstellst, kein Wasser unnötig laufen lässt und nichts mit deinen Haaren verstopfst! Am besten wäschst du sie dir erst garnicht, solange ich weg bin. Und denk daran auch das Kaminfeuer nicht zu hoch zu schüren, …“
Irgendwann hatte Adlet abgeschalten und die Rede seiner Alten ging direkt an ihm vorbei.
Nachdem sie endlich fertig war, stellte sie den Korb hin, nahm den anderen mit und bequemte sich wieder zum Fenster. „Und putze verdammt nochmal dieses Zimmer! Meine Nase hält es hier wirklich kaum aus! Was auch immer du getrieben hast!“
Eine kurze Röte streifte seine Wangen als er daran dachte, was er in der Nacht zuvor in Gedanken an den Fremden getan hatte. „J-ja Herrin. Viel Spaß auf der Walpurgisnacht!“
„Wie nett von dir. Den werd ich haben!“ Fast schon kindisch frech grinste sie ihn dieses Mal an und schenkte ihm einen Ich-kann-was-das-du-nicht-kannst-nänänä-Blick.
Wenn sie wüsste!
Wenn sie wüsste... dann wäre es wirklich gefährlich für Hans. Abgesehen von der Sache mit der Katzenallergie, sie würde ihn gnadenlos umbringen wenn herauskam, dass er vorhatte, Adlet zu befreien.
Er musste ihn um jeden Preis schützen! Lieber starb er, als den Fremden seinetwegen zu opfern.



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Nyo! Hier gab es einige neue Charaktere, die eventuell aus anderen Serien/Filmen bekannt sein könnten xD Makey konnte es nicht lassen, insbesondere den guten Jean!
Und man merkt vielleicht auch, dass der Inhalt zunehmend dreckiger wird...im exponentiellen Wachstum!
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