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HANLET

von Makeyon
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie, Romance / P18 / MaleSlash
Adlet Mayer Chamo Rosso Hans Humpty Mora Chester
27.01.2016
10.10.2019
10
34.611
5
Alle Kapitel
11 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
15.02.2016 2.250
 
HANLET

Kapitel 3

Gesucht und Gefangen




„Hm... die Melodie klingt doch ganz gut...!“, lobte sich Adlet, nachdem er die Flöte von den Lippen abgesetzt hatte und sich genüsslich streckte. Dabei rutschte sein bis kurz zuvor noch neben sich wieder eingerollter Zopf vom Fensterbrett.
Und traf auf etwas.
Er schreckte auf und bekam eine Gänsehaut von dem plötzlichen Kontakt mit dem Fremdkörper.
Was ist das?! Herrin, bist du etwa noch immer nicht unten?“, vergewisserte er sich, ob es denn Mora war, die etwa diesmal einen besonders lahmen Abstieg hinlegte. Immerhin war sie nicht mehr die Jüngste... zur selben Sekunde jedoch realisierte er, dass sie ohne sein Haar unmöglich am Turm hätte Halt finden können.
Wobei - vielleicht konnte sie nun endlich fliegen?
Gespannt lehnte er sich aus dem Fenster...

...und erblickte etwas, das seine Gedanken für einen kurzen Moment in viele kleine Partikel sprengte.
Kurze Definition: Ein Fremder.

Noch niemals in seinem bisherigen Leben konnte Adlet sich daran erinnern, einen anderen Menschen außer seiner Alten gesehen zu haben. Er wusste teilweise aus Büchern und Gemälden, wie manche von ihnen aussahen, doch unterschieden sie sich in allen möglichen Merkmalen voneinander und somit gab es kein Durchschnittsmenschenbild für ihn.
Dieser, der soeben dabei war, seinen Turm ohne jegliche Haarleiter zu erklimmen, hatte zerzaustes, blaugraues Haar, das sich teilweise unter einem großen Hut verbarg und goldgelbe Augen, welche zwischen den Haarsträhnen hindurchblitzten und ihn innerhalb eines Herzschlages vollkommen durchdrangen.
Nach diesem kurzen Betrachtungsgrundriss versuchte der Rothaarige seine Gedanken neu zu sortieren und stellte fest, dass dieser Fremde, der währenddessen mit nur einer Hand an einer Klinge an seinem Turm hing, nichts Gutes vorhaben konnte!
Gratulation, Adlet!
Seine Hände taten automatisch das was sie mit einem Einbrecher tun würden:
Ihn wieder herunterschubsen!
Doch ging diese Idee schmerzvoll nach hinten los, denn als er den Fremden nahezu berührte um ihn wegzustoßen, ergriff dieser mit seiner freien Hand die kürzeren, herunterhängenden roten Haarsträhnen und riss kräftig an ihnen. Ein erschütternder Schrei drang aus Adlet's Kehle und er versuchte den fiesen Eindringling abzuschütteln, doch dessen Griff war eiserner als es Mora's jemals gewesen war. Mit einem merkwürdigen Fauchen und glänzenden, scharfen Zähnen schoss der Fremde auf ihn zu und landete auf allen Vieren im Turmzimmer, dessen erstarrten Bewohner nun unter sich begraben.
Geschockt, unter anderem durch die Unmengen an plötzlichem Schmerz, lag Adlet zitternd und mit geöffnetem Mund unter dem unbekannten Körper, der bedrohlich wie ein Raubtier über seiner Beute hing...
Jetzt war es vorbei. Er würde ihn eiskalt mit seinen Messern aufschlitzen, ihn verbluten lassen und all seinen Besitz stehlen. Womöglich sein langes Haar noch als Trophäe mitnehmen...
Auf einmal zierte ein schräges Grinsen das Gesicht des Fremden.
Hola, nyah!“
Verwirrt starrte der Rothaarige ihn an und fragte sich kurz, ob er nicht eingeschlafen war und diese ganze merkwürdige Szenerie nur träumte.
Der Eindringling erhob sich und ging einen Schritt zurück. Dann zog er seinen Hut und verbeugte sich, scheinbar als höfliche Gestik. Zumindest stand das so in Büchern, die Adlet gelesen hatte.
„Wenn ich mich vorstellen darf... Hans Humpty, der Gestiefelte Kater. Du hast bestimmt schon von mir gehört...Ra-pun-zel~?“ Letzteres sprach der Fremde mit einem spöttischen Unterton aus. Offenbar hatte er die über die Jahre zum Ritual gewordenen Rufe seiner Alten belauscht.
Eine Mischung aus noch immer tief sitzendem Schock und Empörung zeichnete sich in seinem Gesicht ab, bis er bemerkte, dass der Andere ihm eine wohl aufhelfende Hand anbot. (Ja, Bücher.) Dadurch konnte er sehen wie ungewöhnlich lang die Fingernägel des Fremden waren...
Bevor er noch länger die seltsame Hand anstarrte, hob er dieseine mit noch immer zitternden Gliedern an und legte sie gedankenlos in die fremde, woraufhin er blitzschnell heraufgerissen wurde, sodass sich alles in seinem Blickfeld drehte. Verschwommen fand er sich Auge in Auge mit dem Grauhaarigen wieder. Unbekannter Atem streifte sein Gesicht und hinterließ eine Gänsehaut.
Adlet wollte Abstand herstellen und riss seine Hand los, tänzelte beinahe schon ungelenk rückwärts, bis er die Wand am anderen Ende des Raumes erreicht hatte. Glück für ihn, dass sich auf diesem Weg dorthin keine Gegenstände oder Möbiliar befanden, über die er galant rücklings drübergeflogen wäre.
Doch Herr Kater sah offenbar keinen Grund darin, ihm dies nicht gleichzutun. Nur war dieser ein gutes Stück schlauer und ging den Weg natürlich vorwärts.


Sobald Hans in den Raum eingedrungen war, hatte er innerhalb von Sekunden die Situation durchschaut. Zwar mochte er es hier mit einem Kerl zu tun haben, doch schien dieser keinerlei Kampftraining genossen zu haben und mögliche Mittel zur Verteidigung besaß er genauso wenige. Und jener würde wohl kaum mit seiner Flöte auf ihn eindreschen. Selbst wenn, dann würde er ihn eben sofort umlegen! Aber er lag ja bereits am Boden...
Irgendwie hatte er fast schon Mitleid mit diesem Menschen, dessen Haut offenbar noch nie die Sonne gesehen hatte und mit dessen weibisch langem Haar er in jeglicher Bewegung dezent verhindert war.
Selbstverständlich hatte der Auftragskiller auch eine höfliche, sanfte Seite, die er für gewöhnlich nur weiblichen Individuen darbot, aber dieses milchgesichtige Stück Haarknäuel ging sowieso glatt als Frau durch. Wäre da nicht der tiefe Ausschnitt des edlen weißen Hemdes, der einen Einblick in...nichts gab.
Dennoch hatte der offensichtlich Gefangene gewisse andere Vorzüge, die sein Interesse geweckt hatten.
Als er ihn absichtlich nahe zu sich heranriss, nahm er einen völlig neuen Geruch wahr, den der Salattyp an sich hatte und der ihn unverschämt anzog. So sehr, dass er nicht aufhören wollte diesen Duft einzusaugen, es jedoch zwischendrin höflichkeitshalber noch fertigbrachte, sich vorzustellen. Leider ergriff sein Objekt 'die Flucht' und kam erfolgreich rückwärts wenige Meter weit, bis ihm glücklicherweise die Wand den Weg abschnitt. In weniger als zwei Sekunden hatte Hans diesen Abstand wieder eingeholt und grenzte den Rothaarigen zwischen sich und der Wand ein, presste sich ungeniert gegen ihn. Dass dem Fundstück diese Gebärde unangenehm war, konnte man von seinem Porzellan-Gesicht ablesen. Aber dem Grauhaarigen war das egal, oder besser gesagt, es gefiel ihm, genau wie der außergewöhnliche Duft, den er nun wieder inhalieren konnte.
„Tzaa nun haben wir den Salat, nyah? Magst du mir nicht antworten~?“, fragte er spielerisch um nicht allzu lange Stille zwischen ihnen aufkommen zu lassen, bloß weil er sich dessen Geruch volle Kanne reinzog.
„I-Ich... muss bedauerlich feststellen, dass ich Euren Namen zum ersten mal höre...“, versuchte sich der Schönling so höflich wie möglich rauszureden.
Was ein Schleimer.
„Du nennst dich Gestiefelt weil du... Stiefel trägst?“, hängte jener noch viel weniger schleimig an.
Dumme Frage. Was sonst?
„Nyah natürlich!“ Hans ließ von ihm ab und warf sich mit einem Seufzer auf das weiche Bett, griff nach dem Korb, der einladend nach Essen roch und bediente sich der Schätze: Obst, Gebäck, Wein...Fleisch! Genüsslich biss er in die knusprige Haut und riss ein großes Stück heraus. Er hatte seit gefühlten Jahren nicht mehr sowas Gutes zwischen die Zähne bekommen.
„Wie unkreativ...“, murmelte das offenbar rotzfreche Haarknäuel. Und durch sein feines Gehör bekam er natürlich auch die leistesten Worte mit.
„Wenigstens wurde mir nicht der Name eines ekelhaften Salates gegeben!“
Das saß.


Adlet war zutiefst verwirrt.
Woher kam dieser Typ? Wozu war er hier? Warum brachte er ihn nicht um? Und wieso zum Geier machte er es sich gerade auf seinem Bett bequem und fraß sein Essen?!
„Hey! Was soll das?! Das ist-!“ „Shhh! Du weißt ich bin bewaffnet und um Welten stärker als du, also beschwer dich nicht und zeig mal ein bisschen Nächstenliebe...Ra-pun-zel~!“
„Sag nicht dauernd diesen Namen... Ich heiße überhaupt nicht so!“, verteidigte er sich mit aufgeblasenen Wangen.
„Nyahaha! Sagen sie doch alle, die einen peinlichen Namen haben!“

„Die Hexe hat mich so genannt! Meinen wirklichen Namen versucht sie mich immer wieder vergessen zu lassen...“
Der Kater sah interessiert auf. „Ah ya? Und du hast ihn nicht vergessen?“
„So ist es...“ Er rückte ein Stück näher ans Bett, beugte sich herunter und verkündete leise:
„Ich bin Adlet. Aber behalte ihn lieber für dich, wenn du nicht in Hexensuppe landen willst...“
„Schon klar... schöner Name übrigens! Tausendfach besser als dieser Salat.“ Er packte den Rothaarigen am Arm und zog ihn zu sich herunter, sodass er wie ein Mehlsack aufs Bett fiel.
„Keule?“ ...und bot ihm ein angefressenes Stück von seinem Essen an!
„Nein...schon gut.“ Adlet war alles andere als hungrig, sein Bauch fühlte sich an als würde er Kunststücke vollziehen. Ein völlig neues, jedoch irgendwie schönes Gefühl.
„Da grinst jemand! An was denkst du denn?“
„G-garnichts!!“ Schnell drehte Adlet seinem Gegenüber den Rücken zu. Es machte ihn nervös, dass dem Katzenmenschen offenbar nichts entging.
„Nya sicher...man denkt immer Irgendwas! Du traust dich also nicht es zu sagen? Du hast wohl was Dreckiges gedacht!“
„Haa-!?“ Noch bevor er seine Empörung zum Ausdruck bringen konnte, wurden seine Sinne wieder aus der Bahn geworfen, als er plötzlich eine Hand an seinem Zopf spürte. Er zuckte zusammen und warf einen Blick nach hinten. Der Verrückte hatte einen Teil seines Haares an sich gezogen und begann es zu streicheln. „Hey...Lass das..!“
„Wieso?“
„Weil es sich komisch anfühlt...“
„Es fühlt s-?! Warte - du hast Gefühl in deinem Haar?“
„Jaa...leider...“
Der Kater schenkte ihm ein alles andere als unschuldiges Lächeln und nahm den Haarteil in beide Hände. Sie waren seltsam rau und die langen Nägel machten es nicht besser. „Ist doch eigentlich garnicht so schlecht, oder?“ Er führte das Bündel langsam an sein Gesicht heran. „Sag, wie fühlt es sich an? Wie dein Arm? Oder vielleicht sogar... wie dein... kleiner Freund?“
„WAS?!“ Adlet wusste nicht ob er nun verstört oder beschämt war. Oder beides. Es reichte zumindest aus, dass es ihm die Sprache verschlug und seinem Gesicht einen Rotschimmer verpasste.
„Du weißt was ich meine...“, raunte er gegen den Zopf und hauchte einen Kuss dagegen.
Adlet sog scharf die Luft ein und zuckte zurück, das Herz hämmerte spürbar in seiner Brust.
„Keine Angst, Prinzessin...ich beiß dir schon nichts ab.“, scherzte er leise und ließ seine Zunge über das empfindliche Haar gleiten. Dies gab Adlet den Rest. Ihm entwich ein erregtes Geräusch, für das er sich sofort abgrundtief schämte. Die Farbe seines Gesichts passte sich seinem Haar an und seine Hände klammerten sich zitternd in das Laken.
„Mhh...scheint als hätte das noch keiner bei dir gemacht...“, stellte der Perverse grinsend fest.
„W-warum s-sollte es auch jemand tun?!“ Adlet leuchtete schon beim Aussprechen des Satzes ein, dass er lieber nicht so direkte Gegenfragen stellen sollte.
Der Verrückte sah ihn bestürzt an. „Sag bloß du hast noch überhaupt keine Erfahrungen?! Machst du es dir wenigstens selbst?“
Bald schon drohte sein tiefrotes Gesicht zu platzen vor lauter Direktheit, die aus den Fragen herausging. Doch da es sowieso nicht schlimmer werden konnte, packte er wahrheitsgemäß aus:
„Ich... ich kenne niemanden außer der Hexe! Ich habe noch niemals jemand anderen getroffen. Wie auch? Ich lebe hier seit ich denken kann... und ich darf auch nicht heraus bis ich volljährig bin!“
Der Grauhaarige beäugte ihn verwundert. „Wie? Du 'darfst nicht'? Mach es doch einfach? Hau ab.“
„Dann findet sie mich und bringt mich um. Sie hat mir schon oft gedroht und sie ist schließlich eine Hexe! Ich komme niemals gegen sie an.“


Hans legte sich mit dem Gesicht zu ihm hin und stützte den Kopf in die Hände. „Uuuund... wenn du einen starken Kater an deiner Seite hättest?~“
Dies bot er dem Rothaarigen ohne weitere Überlegungen an, da es ihm nun wie Schuppen von den Augen gefallen war, wen er hier eigentlich vor sich hatte.
Er musste ihn einfach mitnehmen!
Und er hatte auch eine Idee, wie das alles vonstatten gehen und gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden konnten... Er musste den Schönling nur dazu bringen, ihm zu vertrauen.
„Ich...ich weiß nicht...“ Der Gefangene wirkte zerstreut. Verständlich, wenn Hans der wohl erste 'Mensch' war, den er in seinem Leben traf. Es tat ihm fast schon leid, denn er selbst war nicht gerade das Musterbeispiel eines guten Menschen. Ganz abgesehen davon, dass er kein wirklicher Mensch war.

Plötzlich nahmen seine empfindlichen Ohren ein Geräusch wahr, oder besser gesagt, einen Ton.
Die Pfeife. Olég.
Also nicht, dass Olég eine Pfeife war, sondern dass er sie besaß und jene den beiden schon lange Zeit als Mittel zur Kommunikation über weitere Entfernungen diente.
Wenn Olég hier war, dann hatte er die Ratten in der Taverne erfolgreich abgeschüttelt und vielleicht sogar Verbündete mitgebracht.
Eine perfekte Gelegenheit das Haarbündel ins Spiel zu bringen!
Aber es war nicht die beste Idee, ihn sofort mitzuschleppen, besonders da Hans selbst nicht genau wusste, aus welchem Grund sein alter Freund in der Nähe war.
„Überlegs dir! Ich zisch jetzt wieder ab, alles klar, nyah?“
„Was?! Aber du bist doch eben erst angekommen?“ Der Hübsche war offensichtlich hochempört.
„Na und? Vermisst du mich etwa schon~? Ich komm ja wieder...“ Er verbeugte sich und nahm eine der weißen, zarten Hände in seine und berührte sie kurz mit der Zungenspitze.
„...und dass du mir nicht wegläufst.~“ Mit diesem Satz schwang er sich aus dem Fenster.


Zwischen dem seltsamen Kribbeln, das der perverse Kater auf seinem Handrücken hinterlassen hatte und der Ironie in dessen letzten Worten realisierte Adlet schließlich, dass jener innerhalb von Sekunden verschwunden war.
Ganz plötzlich. Ohne jegliche Haarleiter zum Abstieg!
Adlet hastete ans Fenster und starrte hinaus, sah noch kurz das Ende eines graublauen Katzenschwanzes zwischen den Büschen verschwinden.










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whuuuuuuuuuuu \*^*/
das nächste wird eeetwas länger, aber ich denke das ist zu verkraften ;D (falls überhaupt jemand in diesem Universum das hier liest /D - lass es mich wissen! Ja duuu, genau! *v*)
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