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HANLET

von Makeyon
Kurzbeschreibung
GeschichteParodie, Romance / P18 / MaleSlash
Adlet Mayer Chamo Rosso Hans Humpty Mora Chester
27.01.2016
10.10.2019
10
34.611
5
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Dieses Kapitel
1 Review
 
 
10.10.2019 4.152
 
HANLET


Kapitel 10


Prinz und Prinzessin





"Rolonia! Endlich!", rief Oleg und stolperte vom Tisch auf sie zu, um ihr die schweren Sachen abzunehmen. Auch Meister Mohl hatte sich mit einer Serviette die Suppe aus dem Gesicht getupft und erhoben. Adlet hatte ihn noch nie wirklich gehen sehen... er hatte einen unglaublich edel aussehenden Spazierstock, besetzt mit funkelnden Edelsteinen.
Sie machte einen Knicks vor ihm. "Oh, Meister Mohl! Ich bin Euch so unsagbar dankbar! 'Sie' verfolgt mich schon eine ganze Weile..."
Hans hatte sich blitzschnell eine Hose angezogen (So schnell wie es ging, da er zuerst die Stiefel ausziehen musste) und kam zu Adlet herüber, hielt sich die Hand an den Mund und flüstere ihm ins Ohr: "Das ist die, auf die Olég total scharf ist!"
Der Rothaarige spürte die Hitze seines Atems und nahm direkt wieder die Farbe seines Haars an. "Ah... d-die Wandlerin und Heilerin in Einem?"
"Nya genau. Gut aufgepasst!"
Sofort sah Besagte zu Adlet herüber und strahlte übers ganze Gesicht. Sie hatte eine unglaublich freundliche, gütige Ausstrahlung.
"Rapunzel, welch ein Glück dich zu sehen!"
"D...danke!", rief er gerade heraus und fasste sich nervös in die langen, tauben Haarsträhnen. Hans schob ihn näher zu ihr hin, sodass sie mittlerweile umringt von allen war. Chamo kam ebenfalls schnell angeflogen und umarmte das Gesicht der Heilerin. "Chamo hat 'Nia so vermisst!"
"Ahh es freut mich auch, dass es dir gut geht, Chamo!", antwortete sie und versuchte sie sanft von ihrer Wange zu lösen.
"Rapunzel, wie du schon von allen hier gehört hast: Ich bin Rolonia." Sie reichte ihm die Hand und er ergriff sie hastig, um nicht unhöflich zu sein.
"F-freut mich."
"Nyo, hast du was Gutes dabei?", fragte Hans neben ihm und beäugte neugierig ihr Gepäck.
"Er riecht den Fisch!", sagte Olég und grinste.
"Aber ja, bitte beiden dich!" Sie öffnete den gigantischen Rucksack und packte ein paar Kostbarkeiten aus. "Ein wenig Hammel hab ich auch dabei, und jede Menge Salz, weil ihr hier einen Mangel habt, wie mir ein gewisser Oscar geflüstert hat." Sie zwinkerte Snake zu, der als einziger noch am Tisch saß.
"Aber zuerst..."
Sie packte Adlet am Arm und zog ihn mit sich aus dem Kreis der Wandler.
"...werde ich mich mal um dich kümmern. Stimmt's, Rapunzel?" Sie lächelte ihn so freundlich an, dass er absolut keinen Schimmer hatte, was sie im Schilde führte.
"W-was?"
"Meister, zeigt Ihr mir die Werkstatt?"
Der Maulwurf-Wandler nickte und führte sie und Adlet zu einer runden Tür am Anfang des Ganges, die einen kleinen Raum freigab. Dort befanden sich ein Tisch, ein Stuhl und jede Menge seltsamer Utensilien und kleinere Maschinen.
"Wunderbar! Ich danke Euch von Herzen." Sie verbeugte sich und zauberte auch dem grummeligen Maulwurfmenschen ein Lächeln ins Gesicht.
"Siempre, Rolonia."
Mit diesen Worten ließ er die beiden allein und sie schloss direkt die Tür.
"Also..." Sie wandte sich Adlet zu und faltete die Hände. "Ich weiß, du musst hochgradig verwirrt sein, also klär ich dich mal in aller Ruhe auf, ohne das große Publikum." Sie zwinkerte und der Rothaarige blickte sie nervös an.
"Ich bin Schneiderin." Sie deutete auf die Gerätschaften im Raum. "Und meine Aufgabe ist es, dich so anzumustern, dass du morgen auf den königlichen Ball gehen kannst. Ich nähe dir ein Kleid!~" Sie strahlte und wippte vor Freude auf den Fußballen umher.
Adlet traf der Schlag. Er hatte bislang angenommen, die Aussage der anderen mit dem Kleid sei ein Scherz gewesen, der im Rausche des Burgunders zustande gekommen war.
Sie blickte ihn besorgt an. "Was ist denn? Freust du dich nicht?"
"Ähh. Ich... ich hab das noch nicht so verstanden. Warum soll ich ein Kleid tragen?"
Sie rollte mit den Augen. "Ist doch klar - damit dich niemand erkennt? Mit 'Niemand' sind allem voran die Hexe Mora und der König Kilian gemeint. Die würden sich sowieso nichtmal im Traum denken, dass der Junge aus dem Turmzimmer auf dem Ball auftaucht. Aber wir gehen auf Nummer sicher, vor allem, weil es einen weiteren Grund hat, warum du als 'Frau' dorthin gehst." Sie kicherte und rieb sich die Hände, was Adlet noch mehr abschreckte.
"Du sollst mit dem Königssohn tanzen!"
"WAS!?"
"Jaaa! Und es gibt kein zurück~! Das ist unsere einzige Chance, an den König perönlich heranzukommen! Du wirst den Prinzen so weit bringen, dass er mit dir allein sein möchte - und dort, in seinem Gemach, schnappst du ihn dir!"
"UM HIMMELS W-"
"Nicht in DEM Sinne Schätzchen, sondern als Gefangener, sodass der König sich dorthin begibt! Und dann -"
Adlet platzte der Kragen.
"WAS DANN?! Dann muss ich den König töten?! NIEMAS! Warum tut ihr alle so, als wäre das alles MEINE Aufgabe? Nur weil ich zufällig kein Wandler und leichtes Spiel für euch bin!? Vergiss es!"
Er war so wütend, dass ihm unglaublich heiß wurde. Er war nie so zornig gewesen. Doch war das Gefühl da, weil er einfach in einen Plan eingesponnen würde, ohne selbst mit entscheiden zu dürfen. Abgesehen davon war ihm noch immer unklar, weshalb er seinen echten Namen nicht benutzen durfte. Irgendwas war nicht richtig in dieser Sache.
Rolonia hob beschwichtigend die Hände.
"Ganz ruhig... Adlet."
Er fuhr zusammen.
"WOHER-"
"Sagen wir mal, ich kenne dich. Ich war bei der Entbindung dabei. Deine Mutter hat deinen Namen ausgesprochen, sobald sie dein Gesicht zum ersten Mal erblickt hat... bevor sie... nun, du hast es sicher von Mora erzählt bekommen."
Adlet schüttelte hastig den Kopf. "Sie sagte nur immerzu, sie habe mich in letzter Sekunde aus einem brennenden Anwesen gerettet, meine Eltern seien dem Feuer zum Opfer gefallen - kurz nach meiner Geburt. Daher ruht auf meinem Haar ein Feuerfluch, weswegen es so lang ist...oder war."
Rolonia verengte die Augen zu Schlitzen und schob ihre Brille zurecht. ""War'? Nun verhält es sich normal?"
Adlet nickte und zog an dem Haar. Er fühlte nichts.
"Hans hat es geschnitten, richtig?"
"Eh...ja?"
Sie schloss die Augen und lächelte.
"Was??"
"Nichts, es scheint ihm ja gut zu gehen." Sie klatschte in die Hände. "Folglich hat die Hexe geflunkert, was dich betrifft! Es gab weder ein brennendes Haus, noch einen Fluch."
Adlet sah sie mit großen Augen an, als sie ein wehleidiges Gesicht machte.
"Deine Mutter, Agnes, starb bereits im Kindbett. Selbst mit meinen Heilkräften konnte ich sie nicht retten. Es tut mir schrecklich leid, mein Lieber..." Sie strich ihm sanft über die Wange.
"Und mein...Vater?"
"Dein Vater wurde wenig später getötet... von einem Auftragsmörder. Jemand hatte es scheinbar auf dein kostbares Haar abgesehen. Ab diesem Zeitpunkt hat Mora dich aufgenommen und weggesperrt, sodass niemand an dich herankommen konnte. Ließ dich schneller altern und zu einem Gefäß des ewigen Lebens heranwachsen. Für den König, dem sie durch das Bündnis des Teufels auf Ewig dient."
Adlet kamen die Tränen und er versuchte sie immer wieder mit dem Ärmel fort zu wischen.
Sein ganzes Leben lang wurde er von einer Lügengeschichte gespeist und hatte diese immer für wahr befunden.
Weil Mora seine einzige Bezugsperson gewesen war...
Bis zu jenem Tag, an dem Hans in seinen Turm gestiegen war.
Ein Auftragsmörder. Ob er es gewesen war? Ob er sich nun dafür revangieren wollte?
Diese Annahme gab Adlet eine völlig andere Sichtweise auf die Bindung zu ihm. Er hatte Angst.
"Ro...Rolonia. Weißt du wer es war?"
Sie zog die Brauen hoch. "Wer was?"
"Wer hat meinen Vater getötet?"
"Das weiß ich nicht, Liebling. Das ist immerhin schon viele Jahre her."
Er war zutiefst verwirrt und schüttelte seinen Kopf, um irgendwie klare Gedanken zu fassen.
"Ich weiß, das ist viel für dich, doch nun bist du vielleicht besser im Bilde über dich und deine eigene Geschichte."
Er nickte und presste die Lippen aufeinander. "Vielen Dank, Rolonia."
"Immer gern. Und nun: Runter mit dem Hemd!"
"Was!?"
Sie schnappte sich ein dünnes, markiertes Band und wedelte damit vor ihm herum. "Nichts schlimmes, Schätzchen! Ich brauche dein Maß."
"Ah...Achso. Für das...Kleid?"
"Korrekt! Beeilung, sonst muss ich die Nacht durchnähen~"



Hans saß am Tisch, nachdem er sich dem köstlichen Fisch rein gezogen hatte und legte die Füße hoch. Er sah auf seine linke Hand, die noch in dem Handschuh steckte und schob ihn ein wenig herunter. Der Brand hatte sich nicht vergrößert, zu seinen Glück. Aber dennoch ziepte es wie blöd. Sowas nervte.
"Amigo?"
"NYAH!?" Er fuhr zusammen, riss den Handschuh wieder hoch und warf mit einem derartigem Schwung die Füße von Tisch, sodass ihn sein eigenes Gewicht vom Stuhl riss.
"Holla, die Waldfee!" Olég glotzte ihn verkehrt herum an.
"Nya, ich dachte die heißt Chamo...", murrte Hans und rappelte sich ungelenk auf.
"Ich bin eine Moorelfe!", piepste das winzige Wesen und piekste in seine Wange. Die hörte auch echt alles.
"Also ich dachte ja, Katzen landen immer auf ihren Pfoten?~ Ist wohl jemand aus der Übung!~"
Hans fauchte und zerkratzte mit der gesunden Hand den Tisch. Das Federvieh hatte er gründlich satt. Er wollte nicht wissen, wie Adlet die Nacht hier heil verbringen sollte, ohne dass er Federn und Fetzen fliegen lassen musste. Vielleicht brachte er ihn einfach in einen anderen Raum, einen, den er abschließen konnte... Wobei er dann nicht besser als diese stinkende Hexe war, die ihn zuvor Jahrelang eingesperrt hatte. Doch das Haarknäuel hatte nunmal keinerlei Erfahrungen im Umgang mit Fremden und war auf jeglichen Schutz angewiesen. Den Schutz eines starken Katers! Denn offenbar schaffte es nicht mal der Hund, auf ihn aufzupassen und ruckzuck geschah dann sowas wie vorhin. Was wäre passiert, wenn er es nicht rechtzeitig zurückgeschafft hätte? Er wollte im Traum nicht daran denken und schüttelte hastig den Kopf. Dann wandte er sich Oleg zu.
"Du wolltest was sagen, Amigo?"
Der Köter hatte noch ein Stück Fleisch im Mund, das er zügig und an einem Stück runterwürgte.
"Ya, wie machen wir's? Morgen... du gehst vor, ne? Ich bin mit Ben und Jean an der Front und Rolonia schleicht
sich mit unserem Schützling in den Saal, Vielleicht sollte Snake noch den Pfad abchecken..."
"Klar, aber wichtig ist, dass euch kein Schwein sieht. Sonst schnappen die Wachen euch. Da sind nämlich hoch ausgebildete Scharfschützen dabei, die knallen das kleinste Tier in Umkreis ab, genau wie Menschen mit Schwanz. Also uns. Weißte bescheid."
Er salutierte. "Ya, kapiert! Wir passen auf - und du?"
"Ich nehm den Schleichweg über den Balkon, direkt ins Prinzen-Gemach und klau ihm derweil seine teuren Hemden, bis er mit Lio dort aufkreuzt. Ich schwöre dir, wenn die sich küssen, fresse ich meinen Hut!"
"Oh, Amigo, sowas gehört doch zur Show! Du weißt doch, dass er nur dir gehört - Er hat dir doch sein Herz geschenkt, oder?"
Hans dachte kurz nach. Eigentlich hatte er ihn auf die sanfte Art vergewaltigt. Ob der Rotschopf wahre Gefühle für ihn hegte, wusste er garnicht. Vor allem, weil er 'Der Erste' war. Liebe auf den Ersten Blick war es vermutlich bei keinem von beiden, da sie bei ihrer ersten Begegnung extrem geschockt voneinander waren. Doch diesem umwerfenden Geruch war er definitiv sofort verfallen.
"Ich hab's ihm wohl eher geklaut. Keine Ahnung wie er das sieht...", sagte er leise, sodass kein Vogel davon Wind bekommen konnte.
Sofort klopfte ihm eine schwere Hand auf die Schulter, sodass er leicht einsackte. "Keine Sorge, meine Nase sagt mir, dass du alles richtig machst!"
Er sah auf und erwiderte das warme Lächeln seines langjährigen Kumpels. "Danke Amigo."

"So ein Mist!", rief die ersehnte Stimme, bevor die Tür zu den Gängen aufflog und seine künftige Majestät hereinstolzierte, wutentbrannt und voller Panik.
"Was ist denn los, Täubchen?", flötete der Abschaum und blieb zu seinem Glück dort wo er war.
Rolonia stand hinter ihm und sah auch nicht sonderlich glücklich aus.
"Was'n los ihr zwei? Passt's nich?", stellte der Hund die dümmste Frage der Welt.

Adlet erhob das Wort.
"Ich.. ich... hab meine Flöte vergessen!!"

Entsetztes Stöhnen von allen Seiten, klar, als ob noch irgendwer sich an das Beltane-Geschwafel erinnerte und wusste, dass der Prinz musikalisch war.
"Wenn wir erstmal den Palast geräumt haben, kommen wir auch locker nochmal in den Turm! Hast ja sicher noch mehr Kram, den du von dort mitnehmen willst?", motivierte ihn Olég. "Lasst uns erstmal essen und die gute Rolonia empfangen!" ...klar, ging ihm doch nur um die Kuh.


Adlet setzte sich entnervt an den Tisch, wurde jedoch sofort von dem Katzenmenschen abgelenkt, der einen Arm um ihn legte. "Kein Stress, wir kriegen die schon, nya?"
Er nickte und spürte einen kleinen Knoten in seinem Inneren, als er Hans ansah. Sofort schoss ihm der Gedanke zurück in den Kopf.
Der Gedanke, dass er verantwortlich für den Tod seines Vaters sein könnte.
Doch gab es mit Sicherheit unzählige Auftragsmörder, warum sollte es ausgerechnet Hans sein? Es würde auf jeden Fall Sinn ergeben, weil er sich durch diese Rettungsaktion versuchen würde, seine Weste reinzuwaschen...
"Oye, alles okay?"
"J-ja."
Er sollte sich keine solch schweren Gedanken machen. Sie hatten etwas Großes vor, und bisher hatte er Hans immer vertraut. Bloß, weil er neue Infos von einer Wildfremden über seine Vergangenheit bekommen hatte, sollte sein Verhältnis zu dem Kater nicht gestört werden. Es könnte ja sein, dass sie den morgigen Tag nicht mal überlebten. Dann war es auch egal, wer seinen Vater getötet hatte. Es lag in der Vergangenheit, ändern konnte er sowieso nichts daran.
Die raue Hand fuhr ihm unter sein Haar und in seinen Nacken, sodass er leicht zusammen zuckte.
"Nicht so viel nachdenken, Princesa~"
Er lächelte. "Stimmt. Immerhin muss ich morgen ein Kleid tragen."
Hans leckte sich die Lippen. "Ich freu mich drauf~"
Jean prustete und erwischte schon wieder Meister Mohl. "Ey, echt jetzt!? Dachte das war n Witz!!" Seine riesigen Zähne strahlten ihn an.
"Ich auch. Aber Rolonia hat eben meine Maße genommen."
"Jaaaaaa!", rief sie entzückt aus. "Er hat eine traumhafte Figur, der liebe Rapunzel~! Nicht zu hoch, nicht zu breit, einfach perfekt! Und seine Taille ist ungewöhnlich schmal für einen Mann!"
"Haste mal nachgeguckt, ob er echt n Kerl is?", witzelte Jean.
"Oye! Ich BIN ein Mann!", brüllte Adlet raus, ohne es zu wollen.
"Hast du gerade... 'Oye' gesagt?", fragte Hans und sah ihn ungläubig und belustigt an.
"Er lernt's von uns!", rief Olég und hob seinen Krug in die Höhe. "Einer von uns!"
"Einer von uns! Einer von uns!", brüllten alle im Chor, stießen an und machten Adlet so verlegen wie selten. Offenbar passte er sich unterbewusst an seine Gesprächspartner an.
"Nun, einen Tost auf unsere Neuankömmli...Neuankö-... unsere Neue!! Rolonia! Die knorkeste Köchin und Schneiderin und Heilerin der Welt!", rief Oleg aus und hob erneut seinen Krug, den er versehentlich über seine Brust schüttete.
"Vielen lieben Dank! Das weiß ich sehr zu schätzen." Sie lächelte in die Runde, die sie ansah wie ein Wunder. "Es ist schön euch zu sehen. Endlich wieder bei Meinesgleichen."
"Und bei MIR!", piepste die Moorelfe und schwirrte zu ihr hinüber und ließ sich auf dem rotbraunem Haar der Heilerin nieder. "Richtig Chamo, vor allem du hast mir gefehlt."
Man konnte enttäuschtes Seufzen von dem Hundewandler hören, der sich derweil das Hemd trocken tupfte.

Nach dem Essen tippte Adlet etwas auf die Schulter. Er drehte sich um und erblickte Snake, dessen Schlange der Übeltäter war, der ihn angestupst hatte.
"Wir wollen musizieren, sagt Oscar."
Adlet verzog wehleidig das Gesicht. "Aber ich hab doch meine Flö-"
Snake zog ein hölzernes Instrument hervor und reichte es ihm. Es war eine Hirtenflöte. Er riss überrascht die Augen auf.
"Woher-"
"Sie ist vielleicht anders als deine, sagt Oscar. 'Aber besser als Keine." Snake sah zur Seite und wirkte leicht verlegen.
"Ich- Ich weiß nicht was ich sagen soll! Vielen Dank! Ich freu mich so!", versuchte Adlet seine Begeisterung auszudrücken, sodass es den stillen Schlangenmenschen erreichte.
"Der hat den ganzen Tag schon dran geschnitzt! Hat wohl schon vor dir gemerkt, dass du se vergessen hast!", verkündete Olég und Snake wurde sichtbar rötlich im Gesicht.
"Oh, für mich? Selbst geschnitzt??" Adlet hatte kleine Tränen in den Augen. Er wusste nicht, wieso man ihm so ein großes Geschenk machte. Jemand, den er vor allem kaum kannte. Er nahm das Instrument entgegen und verbeugte sich mehrfach. "Danke danke danke!"
"Nya okay reicht, los geht's!" Hans erhob sich ebenfalls und ging in die hintere Ecke, um sich ein interessant aussehendes Instrument zu holen. Adlet hatte den Katzenmenschen noch nie zuvor musizieren gesehen und gehört.
"Das ist eine Schlüsselharfe", erklärte er stolz und zog die Saiten nach. "Bei den Bremer Stadtmusikanten hab ich aber auch getrommelt, je nachdem was gefragt war - heute haben wir ja den Gaul dafür~"
"Genauuu!", wieherte Jean und schlug einmal demonstrativ auf seine Bauchtrommel.
Adlet wusste überhaupt nichts von Hans' Vorgeschichte und den Bremer Musikanten. Er war aber offensichtlich sehr musikalisch, was dem Rothaarigen unglaublich imponierte.
"Nya wie steht's Lio? Willst du anfangen?"
"ICH!?", rief er erschrocken und fühlte sich von allen ringsherum beobachtet. Snake hatte eine Klarinette in den Händen, Olég seine Gitarre und Ben eine andere Art von Saiteninstrument, das er nicht kannte.
Chamo saß weiterhin auf Rolonia's Kopf, welche noch am Tisch verweilte und ihm ermutigend zunickte.
"Was....wollt ihr hören?" Seine Stimme bebte vor Nervosität.
"Was auch immer du uns zeigen möchtest~", sagte Ben und zwinkerte.
Oleg klopfte mit der Hand auf Adlet's Schulter. "Nur zu, wir stimmen dann mit ein!"
Die Sekunden verstrichen langsamer denn je, als er das Mundstück an seine Lippen führte und gefühlte Stunden später den ersten Ton spielte.
Die Flöte hatte einen weichen, wesentlich wärmeren Klang als der Vorgänger und fühlte sich so unglaublich natürlich an. Er spielte ungeplant drauf los und dachte dabei an die singenden Vögel, die strahlende Sonne und die duftende Wiese, die er kürzlich zum ersten mal erleben durfte. Sanft stimmte die Gitarre mit ein, dann die zweite, dann die Klarinette. Die Schlüsselharfe und Trommel gaben dem Ganzen Schwung und Rhythmus. Dann wurde es richtig laut. Der Raum bebte vor Klang und Energie. Adlet hatte Herzklopfen und eine Gänsehaut. Er fühlte sich 5-fach verstärkt, als könnte er die Welt hochheben.
Als hätte er Schwingen von enormer Spannweite. Als wäre er pures Feuer.
In ihm hatte sich etwas geöffnet, eine Kraftader, die zuvor im tiefen Schlaf geruht und gedultig gewartet hatte, dass Adlet endlich der heißen Quelle freien Lauf lassen würde. Sie ergoss sich in all seine Gefäße, brachte sein Blut in Wallung, als würde er innerlich kochen. Es war atemberaubend.
Rolonia hatte sich erhoben und tanzte in der Mitte des Kreises. Alle bildeten sie eine Einheit aus freiheitsliebenden Individuen, eine Familie der Natur, ein Werk der Energie.
Adlet hatte für den Moment alles, was er brauchte.
Er war der glücklichste Mann der Welt.


In der Nacht wurde ein kleines Lager aus Fellen auf dem Boden verteilt und jeder suchte sich ein Eck zum Schlafen. Adlet hatte nie zuvor etwas anderes als sein Bett im Turm für die Nacht gehabt und war dementsprechend verunsichert, ob er überhaupt schlafen konnte.
Alles war dunkel und nur das leise Schnarchen Olégs war zu hören, als plötzlich ein Donnerschlag erklang.
Adlet fuhr zusammen, als er die Vibration des Bodens spürte. Der Turm hatte ihn hoch oben von jeglichen Erschütterungen abgeschirmt, doch hier waren sie eins mit dem Erdboden und die Härte schreckte ihn ebenfalls ab. Er verzog sich tief unter die dünne Decke und begann zu zittern. Es war kalt. Er wünschte sich die Hitze vom gemeinsamen Musizieren zurück...
Plötzlich schob sich eine Hand in seinen kläglich geschützten Bereich und streichelte seinen Nacken.
"Ungewohnt für dich, nya?", flüsterte die geliebte, raue Stimme und er konnte
die Umrisse des Katzenmenschen erkennen. Jener zog eines der Felle über den Boden und legte sich zu ihm. Sofort ergriff Adlet die Chance und schmiegte sich an den warmen, nackten Brustkorb des Katers.
"Du zitterst ja... Hast du Angst vor Gewitter?"
"Ei-eigentlich nicht. Ich liebe es... aber hier fühlt es sich so... so 'stark' an."
"Keine Sorge Princesa, ich bin stärker~", hauchte er und man konnte sein Grinsen hören. Er legte den Arm eng um den Rothaarigen und berührte mit den Lippen dessen Wange, woraufhin jener kurz zusammen zuckte.
"So süß", dachte Hans und fuhr mit einer Hand über den schlanken Rücken. Er selbst hatte sein Hemd ausgezogen und auch den Handschuh, da man im Dunkeln sowieso nichts an Farben erkennen konnte. Oder besser gesagt, niemand, außer er selbst, durch die gute Nachtsicht seiner Katzenaugen. Es war ihm klar, dass morgen ein wichtiger Tag sein würde, doch seine Instinkte waren der Meinung, dem schönen Haarbündel jede Menge Aufmerksamkeit schenken zu müssen... Jener hatte ohnehin Schiss, also war das die optimale Gelegenheit. Der Einzige mit guten Ohren hier war Oleg, und der pennte tief und fest, träumte mit Sicherheit von der guten Kuh, die die ganze Nacht durchnähte. Der Maulwurf konnte eventuell auch was hören, aber das war ihm egal. Er zog das Gesicht seines Schützlings näher zu sich und legte die Lippen auf die weichen, leicht zitternden seines Gegenübers. Überrascht wurde er kurz steif (mit der Körperhaltung natürlich), erwiderte dann sofort den lautlosen Kuss. Er musste sich aber spürbar zusammenreißen, nicht irgendwelche Geräusche zu machen. Für Hans war es ein Leichtes, weder gehört noch gesehen zu werden, doch der junge Prinz, der sein leben lang die Umgebung für sich allein gehabt hatte, war das genaue Gegenteil. Er hatte sicher auch Selbstgespräche geführt, sich einen Liebhaber ausgemalt, ihn vollgequatscht und ihm was vorgestöhnt, wer wusste das schon. Endlose Freiheit war das gewesen. Aber nun hatte er alle Gründe, sich für das leiseste Geräusch zu schämen. Hans war kein Sadist, aber er freute sich trotzdem, wenn er wusste, dass sein Objekt der Begierde mit sich zu ringen hatte. Ohnehin quälte er ihn gerne, womöglich, weil er so unerfahren und passiv verwöhnt war.
Er zog den Rothaarigen näher an sich und strich seinen Rücken hinunter, bis er an seinem Hosenbund angelangt war. Jener wurde zunehmend nervös und löste sich. "W-was tust du!?", zischte er und versuchte zitternd, die vorwitzige Hand wegzuschieben.
"Dich ablenken~", flüsterte er und fuhr mit der Zunge über seinen Hals, bevor es ihm gelang, sich mit der Hand seinem Schritt zu nähern.
"Lass das, bitte... d-die anderen..-"
"Was ist mit denen?~"
"Die...die hören uns!"
"Nya, dann musst du eben leise sein~"
Adlet sog scharf die Luft ein und versuchte den unverschämten Kater von sich zu drücken, was ihm nicht wirklich gelang. Der Attentäter war ihm kräftemäßig deutlich überlegen.
"Ist das nicht aufregend?~", hauchte er in sein Ohr und hielt ihn mit sanfter Gewalt unter sich begraben. Der Rothaarige wand sich unter den aggressiven Streicheleinheiten und schaffte es tatsache, sich irgendwann loszulösen. Vielleicht hatte der Andere ihn auch einfach gewinnen lassen...
Jedenfalls stolperte er los in Richtung Tür, die zu den unterirdischen Gängen führte.
Hans kicherte leise in sich hinein, während er dem Schönen die Flucht gewährte. Dennoch nicht ganz freiwillig, da er sich schmerzhaft auf die Hand mit dem Feuerfluch gerollt hatte. Von dem stechenden Schmerz musste der Grauhaarige nachgeben. Doch so einfach würde er sein Opfer nicht entkommen lassen! Brand hin oder her. Der Gang war stockdunkel, also konnte der Prinz nicht weit gelaufen sein. Mit lautlosen Schritten bewegte er sich durch den Tunnel und folgte dem unwiderstehlichen Geruch, der nach und nach stärker wurde. Er konnte ihn vor Aufregung atmen hören.




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Whoops, irgendwie hatte ich da noch ein loses Kapitel auf meinem Tablet rumfliegen 'D
Da geht noch was!~

Greetings,
Makeyon<3
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