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Tail of a Dragon [Tales of Zestiria]

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Gen
09.01.2016
09.04.2016
3
2.283
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12.01.2016 1.882
 
„Bei Nacht, kleiner Seraph gib Acht!“ Seine melodische Tenorstimme hallte durch den Falkenklamm, als Eizen sich zu seinem alltäglichen Morgenspaziergang begab. Es war ein weiterer sonniger Sommertag und die Sonne zeigte ihre ganze Kraft schon in den frühen Morgenstunden. Der junge Erdseraph musste seine Hand schützend über den Augen halten, um in den Himmel zu schauen. Zur Mittagszeit hin werden wohl die Sonnenstrahlen wieder erbarmungslos auf einem niederprallen. In weiser Voraussicht, öffnete der Blonde seinen großen Schirm, bevor er seinen Spaziergang fortsetzte.

Sein Weg führte Eizen zu seinen üblichen Lieblingsstellen im Falkenklamm, dort wo seltene Blumen und Kräuter in den Felsnischen oder an schattigen Plätzen wuchsen. Gerade im Sommer brauchten die armen Pflänzchen seine volle Aufmerksamkeit. Zum Glück kamen immer genug Menschen in diese Gegend und halfen dem jungen Erdseraphen bei seiner Aufgabe und im Gegenzug konnten die Pflanzen dann zur Forschung genutzt werden. Ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Menschen und Seraphim. Yin und Yang. Geben und Nehmen. Und mittendrin in dieser Koexistenz stand Eizen, Herr des Landes vom ehrwürdigen Falkenklamm. Der Schutzengel über dieses Gebiet. Doch heute schien alles anders zu sein. Kaum beugte sich der Erdseraph hinunter, um eine weiße Blume zu begutachten, spürte er fremdartige Schwingungen in der Erde. Eindringlinge? In seiner Domäne? Doch bevor er reagieren konnte, vernahm er schon eine Stimme hinter sich.

„Seht mal Jungs! Das wir eine so liebliche Blume hier antreffen. Das Gewächs ist auch nicht schlecht!“ Das war der einfallsloseste Anmachspruch, den Eizen je gehört hatte! Der Blonde schloss seine Augen und stand langsam auf, während er seinen Schirm schloss. Sein Rücken war immer noch zu den Fremden hinter sich gewandt, doch durch die Vibrationen in der Erde konnte er spüren, dass er es mit drei Vollidioten zu tun hatte.
„An Eurer Stelle würde ich meine Zunge hüten und vorher genauer hinsehen“, erwiderte Eizen schließlich und hörte daraufhin nur enttäuschte Aufstöhner.
„Verdammt Zaveid! Das ist ein Kerl!“, sprach nun der Zweite im Bunde und der Erdseraph sah aus den Augenwinkeln über seine Schulter. Der Typ namens Zaveid hob nur die Arme und grinste, bevor er antwortete:“ Woher soll ich das denn wissen? Erdseraphim sehen von hinten alle gleich aus!“ Gelächter war von den anderen beiden zu hören, als sich Eizen endlich entschloss, sich umzudrehen und seine Besucher zu mustern. Direkt der erste Blick sagte ihm, dass er es mit drei Windseraphim zu tun hatte. Luftig gekleidet und größtenteils trugen sie Federn als Schmuck.
„Was ist Eurer Begehr?“, fragte der Blonde ruhig und schulterte seinen Schirm. Noch gab es keinen Grund, ausfallend zu werden und Eizen war definitiv nicht der Typ, der schnell aus der Haut fuhr.
„Warum denn so förmlich, Gänseblümchen?“ Zaveid grinste nur noch breiter und seine Gefährten mussten sich schon das Lachen hinter vorgehaltener Hand verkneifen.
„Nun, mir kam zu Ohren, dass es doch tatsächlich einen Herrscher des Landes in diesem verlassenen Ödland geben soll. Da entschied sich meine Wenigkeit, der Sache auf den Grund zu gehen.“ Zaveid machte sich bemerkbar lustig über Eizen, versuchte ihn zu provozieren. Doch der Blonde blieb ruhig und seine saphirblauen Augen fixierten seinen Gegenüber. Nach nur ein paar kurzen Momenten war schon klar, dass dieser Zaveid der Anführer der Truppe war. Gebräunte Haut, oberkörperfrei, schwarze Hose, ein Gürtel an jedem Handgelenk, lange, weiße Haare mit grünen Spitzen und eine Kette um den Hals. Noch dazu war seine Haut von weißen Streifen überzogen, eine Art Hautbemalung.

„Da habt Ihr Glück. Denn der Herrscher des Landes steht vor Euch!“, erwiderte Eizen und stemmte seine freie Hand in die Hüfte. Diesmal war es Zaveid, der laut auflachte.
„Du? Ich habe mit einem großen, ehrfürchtigen Erdseraphen gerechnet. Nicht mit einer… Lady!“ Er machte sich immer noch lustig über ihn und langsam spürte der Blonde, wie die Wut in ihm aufbrodelte. Seine Hand krallte sich leicht und kaum merklich in den Stoff seines Hemdes, als er versuchte den Kommentar zu ignorieren und einfach fortfuhr.
„Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wegen welcher Angelegenheit Ihr mich aufsucht. Nennt Euer Begehr oder ich muss euch bitten, zu gehen.“ In seiner Stimme war schon langsam ein Nachdruck zu hören. Er duldete keine weiteren Spielchen mehr! Das Grinsen des Weißhaarigen wuchs nur umso mehr als er seine Hände in die Hüften stemmte. Seine Augen hatten Eizen nie aus dem Fokus verloren.
„Ich wollte lediglich die Stärke des sogenannten Herrn des Landes testen. Bei diesem Gebiet muss er ja viel auf den Kasten haben“, erklärte der Windseraph und schüttelte kurz den Kopf, ohne seine Augen abzuwenden. Er war selbstsicher. Zu sehr für Eizens Geschmack, aber der Blonde musste sich in Acht nehmen. Erdseraphim waren gegenüber Windseraphim klar im Nachteil. Ein Kampf könnte seine klare Niederlage bedeuten und diese Genugtuung wollte Eizen diesem Typen nicht geben.
„Kein Interesse. Ich darf euch nun bitten, zu gehen.“ Es war eine klare Ansage des Blonden, als er sich zum Gehen wandte. Er würde sich niemals auf so einem Niveau herab begebe-.

In dem Moment schoss etwas knapp an Eizens Kopf vorbei und bohrte sich in die Felswand vor ihm. Kleine Steine bröckelten auf dem Boden neben der Pflanze und der Erdseraph spürte, wie etwas Warmes seine Wange runterlief und auf die weißen Blütenblätter tropfte, die sich nun leicht rosa färbten. Das… hatte er nicht getan!
Zaveid zog seine Waffe zurück, während der Blonde seine linke Hand hob, um das Blut von seiner Wange zu wischen. Erneut hörte er Gelächter in seinem Rücken, als er seine roten Finger betrachtete.
„Tut mir leid, aber wir wollen noch nicht gehen.“ Das Schnurren in der Stimme des Weißhaarigen ließ Eizens Geduldsfaden reißen. Er nahm seinen Schirm von der Schulter und rammte die Spitze in den Boden. Daraufhin riss der Grund hinter dem Erdseraphen auf mit einem lauten Grollen, die Region um ihn selbst und der Pflanze blieb natürlich unberührt. Er würde niemals einem unschuldigen Lebewesen etwas antun, doch dieser Kerl schrie nach einer Abreibung!
„Du willst einen Kampf? Den kannst du haben! Folge mir zu einer geeigneteren Stelle.“ Der Blonde funkelte den Windseraphen über seine Schulter hinweg an, als er diese Worte sprach. Pure Verachtung war nun aus ihnen herauszuhören. Es war wirklich schwer, einen Erdseraphen aus der Fassung zu bringen durch ihre ruhige Natur, aber dieser Typ hat es eindeutig in Rekordzeit geschafft. Eizen sah die überraschten und doch leicht geschockten Blicke, als plötzlich der Boden unter ihnen nachgab vor ein paar Momenten. Nur Zaveid blieb unverändert in seiner Haltung. Grinsend folgte er dem Blonden, der wieder seinen Schirm schulterte, bevor er losging.

Eizen führte die Windseraphim auf dem vorgegebenen Pfad den Berg hinunter, bis sie ein größeres Stein-Plateau erreichten. Dort gab der Blonde ihnen ein Zeichen und schritt langsam auf die gegenüberliegende Seite, um auf seine Kampfposition zu gehen. Zaveid blieb auf seinem Platz stehen, deutete seinen Gefährten aber, sich zurückzuziehen. Sein Grinsen ist nie aus dem Gesicht gewichen. Eizen war ihm von seinem Element her unterlegen, aber hier hatte er wenigstens einen Heimvorteil. Dies sollte er am besten voll ausnutzen.
„Es wird ein simpler Kampf. Eins gegen Eins. Das volle Kampffeld kann genutzt werden. Irgendwelche Fragen?“, verkündete der Erdseraph  als er seinen Schirm, mit der Spitze nach unten, wieder auf dem Boden abstellte. Er hatte nur einen kleinen Vorgeschmack auf die Waffe und die Stärke seines Gegenübers bekommen. Er sollte sich wirklich vorsehen bei diesem Kerl!
„Keine Fragen! Lass uns endlich anfangen!“, erwiderte der Windseraph und ging ebenfalls in Kampfhaltung. Nun ging es ans Eingemachte. Eizen durfte sich keinen Fehler erlauben. Am besten blieb er erstmal in der Defensive und lässt Zaveid näherkommen und angreifen, damit er seine Bewegungen analysieren konnte. Der Blick des Anderen bohrte sich regelrecht in seine Haut und dieses Grinsen ließ die Wut in dem Blonden wieder aufsteigen. Verdammt Eizen! Konzentrier dich!

„Was ist los Gänseblümchen? Hast du Angst?“ Selbst im Kampf ließ er von seinen Kommentaren nicht ab. Aber ehe Eizen was sagen konnte, hob der Windseraph blitzschnell seinen linken Arm und etwas kam auf den Blonden zugeschossen. Ein Pendel! Der Erdseraph reagierte sofort und kickte seinen Schirm von der Seite nach oben, damit er ihn auch mit seiner freien Hand festhalten konnte. Keine Sekunde zu spät, denn das Pendel schlang sich sofort um Eizens Schirm und Zaveid hielt ihn fest wie einen Hund an der Leine, als er anerkennend pfiff.
„Nicht schlecht. Also Reflexe hast du schon mal, Gänseblümchen!“ Zaveid übte spielerisch Druck aus und dies ließ den Erdseraphen kurz und leise knurren, bevor den Griff um seinen Schirm festigte und mit einem gezielten Ruck zur Seite den Windseraphen von seinen Füßen holte. Der Blonde hörte einen überraschten Laut von seinem Gegenübers und nahm die Gelegenheit wahr, um dieses verflixte Pendel von seinem Schirm zu fädeln, nur um seinen Schirm dann reflexartig zu öffnen und sich vor einem Wind-Arte seitens Zaveid zu schützen. Der Wind peitschte an Eizen vorbei und er konnte das erbarmungslose Heulen und Tosen regelrecht spüren. Verdammt, dieser Typ hatte wirklich Kraft! Lange würde er hinter seinem Schirm nicht aushalten können, also beschwor er eine solide Felswand vor sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, um den Orkan abzuwarten, während er seine Waffe wieder schloss. Als das Arte endlich langsam verebbte, drehte der Blonde sich um, holte mit seinem Schirm aus und schmetterte seine beschworene Felswand wie einen Golfball in Richtung seines Gegners. Dieser sah den Felsbrocken auf sich zu kommen und grinste nur, bevor er die Wand mit einem weiteren Pendel durchbohrte und so das Massiv in kleine Einzelteile zerbarst. Großartig, er hatte also mehr als nur eine Waffe.  Eizen musste sich also was Originelles einfallen lassen, um hier die Oberhand zu gewinnen. Die Pendel des Windseraphen hatten eine Erd-Affinität in sich. Vielleicht konnte er sich dies zu Nutze machen. Dann durfte er keine Zeit verlieren! Der Erdseraph fokussierte seine Kraft, um seine nächste Arte zu beschwören, während sein Gegner noch sein Pendel wieder einholte. Der Blonde hob seine Waffe über seinen Kopf, den Beschwörungskreis unter seinen Füßen, und rammte die Spitze in den Boden.
„Stalagmite!“
Die Spitze des Schirms brach tief in den Boden und zog einen Spalt Richtung Zaveid, aus dem Felsnadeln stoben. Der Weißhaarige sah den Angriff natürlich kommen und sprang in die Luft.
„Netter Versuch!“, rief er selbstsicher und ließ sein Pendel wieder Richtung Eizen schießen, doch der Blonde war vorbereitet. Er lenkte den Angriff mit seiner Waffe ab und rannte auf das andere Pendel zu, das sich immer noch auf dem Boden befand und verband sich auf spiritueller Ebene mit der Erd-Affinität. Dann schleuderte er den Stein samt Kette in Richtung seines Gegners und brachte die Schnur dazu, sich um seinen früheren Meister zu schlingen. Damit hatte Zaveid nun gar nicht gerechnet. Sein eigenes Pendel schlang sich um seinen Körper und er fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden. Eizen holte tief Luft, als er sich dem zappelnden Seraphen näherte, der natürlich versuchte, sich zu befreien. Das war wohl sein Sieg.
„Das passiert, wenn man eine Waffe mit Erd-Affinität besitzt.“, erklärte Eizen ruhig als er vor Zaveid stand und sich zu ihm hinab beugte. Irgendwie tat ihm der Windseraph nun sogar etwas leid. Vielleicht sollte er ihn losbinden. Schließlich war der Blonde kein Sadist. Doch kaum hob er die Hand, spürte er einen plötzlich Schmerz am Hinterkopf. Er weitete die Augen überrascht und seine Sicht wurde schnell schwarz, als er zur Seite kippte und das Bewusstsein verlor.
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