Die Reise der Victory
von FullmoonShadow
Kurzbeschreibung
Gestrandet in den Weiten des Alls - die Victory sollte als Rettungsschiff fungieren und wird nun womöglich zur Todesfalle. Dr. William Winton wird zu früh aus seinem kryogenen Schlaf geholt, nur um festzustellen, dass die Victory vom Kurs abgekommen ist und nun ohne Antrieb im großen weiten Nichts treibt. Nun ist es an ihm, zu entscheiden, wer von den Tausenden anderen Passagieren aus den Kryo-Kammern geholt wird, um das eigentliche Ziel der Victory zu erreichen: die Rettung auf einen bewohnbaren Planeten. Denn Lebensmittel und Wasser reichen nicht ewig und einmal aus dem Schlaf erwacht, kann man nicht einfach wieder in die Kapsel steigen und die nächsten Hundert Jahre abwarten. [Aktuell in Überarbeitung, wird danach fortgesetzt. 16/08/2023]
MitmachgeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P16 / Gen
08.01.2016
16.07.2020
21
54.449
8
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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30.12.2019
1.843
Kapitel: 16 / ???
Wörter: 1.716
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Vorworte: Ihr musstet nur zehn Monate warten! Ist das nicht großartig?
... Ächem... ja, moin alle zusammen! :'D
Es geht tatsächlich mal weiter - ihr kennt es ja vielleicht selbst, nicht immer kommt man so gut zum Schreiben, wie man das gerne möchte. Von mir kennt ihr unregelmäßige Uploads mittlerweile ja auch.
Ein kleiner Teaser: Nach den nächsten Kapiteln wird es eine kleine Umfrage geben, welchen Ausgang ihr für das Wesen am besten fändet. Wie genau das abläuft und welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, verrate ich noch nicht. Aber ein paar Andeutungen kann man in diesem Kapitel schon finden. Hence the title. :D
Kapitel 16: Spannungen
Die Reaktionen auf den Zusammenbruch des Wesens waren sehr unterschiedlich. Skjelbred war lediglich leicht verwundert, ihr Mund formte ein kleines O. Jensson, der mit Lowe am Eingang stand, verdrehte innerlich die Augen. Nicht schon wieder. Dr. Jones hingegen runzelte die Stirn und schaute zu der Biologin hinüber. Diese fing den Blick auf und hob die Schultern. »Ich bin mir keiner Schuld bewusst, es wird kaum durch leichte Bewegungen das Bewusstsein verlieren.« Die Ärztin nickte lediglich, damit gerechnet hatte sie nicht, es war nur ein seltsamer Zufall. Es war kaum möglich, dass Skjelbred die Bewusstlosigkeit ausgelöst hatte. Während Jones ihren Gedanken dazu nachhing, gab Jensson Lowe ein Zeichen, woraufhin sich die beiden Soldaten in Bewegung setzten und sich vorsichtig dem Wesen näherten. Es lag knappe zwei Meter vor den Doktorinnen regungslos auf dem Boden. Lowe stieß den Außerirdischen mit dem Fuß an, was keine Reaktion nach sich zog. Er warf dem Major einen Blick zu, welcher mit seiner Handfeuerwaffe auf das Wesen zielte. Mit einem Rucken seines Kopfes bedeutete er Jones, näher zu treten. Sie ging vorsichtig in die Hocke, während Skjelbred einige Schritte nähertrat, bis Lowe ihr mit einem ausgestreckten Arm bedeutete, stehen zu bleiben und sich fern zu halten.
»Der Puls ist sehr niedrig, die Atmung verlangsamt, Augen geöffnet«, sprach Jones ihre Beobachtungen aus und seufzte.
Skjelbred nickte. »Scheint wieder eine meditative Starre zu sein«, bestätigte sie Jones‘ Gedanken. Jensson sah die Ärztin eindringlich an.
»Ist die Dekompressionskammer tragbar?«
Jones nickte langsam. »Gut. Bringen Sie sie her, wir legen das Wesen wieder hinein.«
»Es handelt sich aber nicht um eine Kältestarre«, wandte Skjelbred ein, wurde allerdings durch einen ernsten Blick von Jensson zum Schweigen gebracht. »Dennoch können wir die Temperatur weit genug anheben, dass es gar nicht erst zu einer Kältestarre kommt. Außerdem ist der Bewegungsraum darin eingeschränkt. Ganz offensichtlich will es unseren Annäherungen entkommen. Etwas stimmt mit diesem Wesen nicht. Wir legen es in die Kammer und schließen es im Isolationsraum ein. Ende der Diskussion«, fügte er hinzu als Skjelbred widersprechen wollte. Er deutete mit dem Kinn auf die Tür zum Isolationsraum, woraufhin sich Jones und Skjelbred widerstrebend in Bewegung setzten. Mit dem Rücken zur Tür verließen auch Jensson und Lowe den Raum, ohne das Wesen auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen.
»Was ist passiert?«, wollte Dr. Winton etwas außer Atem wissen als er mit Lucy die Krankenstation betrat. Jensson, Romanov und die anderen hatten sich dort versammelt und diskutierten unterschiedliche Möglichkeiten, weshalb der Außerirdische scheinbar wieder in eine Art Starre verfallen war. Mit knappen Worten berichtete Jensson, was passiert war. Winton wog nachdenklich den Kopf. »Ich habe eventuell eine Theorie. Um das zu überprüfen muss ich aber das Wesen einmal sehen und untersuchen«, sagte er nach einer Weile.
»Kommt gar nicht in Frage«, wandte Jensson sofort ein. »Wir haben keine Ahnung, wie gefährlich es ist«, erklärte er etwas weniger heftig auf die überraschten Blicke. »Bevor ich jemanden in die Isolierkammer lasse, will ich wissen, womit wir es hier zu tun haben. Intelligent ist das Wesen allemal. Wir müssen davon ausgehen, dass es absichtlich bewusstlos geworden ist, um sich dem Kontakt mit uns zu entziehen.«
Die Anwesenden mussten zugeben, dass Jensson mit dem, was er sagte, nicht ganz unrecht hatte. Winton und Lucy wechselten einen vielsagenden Blick und Lucy nickte zustimmend. Winton holte Luft: »Soweit wir das sehen, ist das Wesen technisch höher entwickelt als wir. Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass der Außerirdische viele Gemeinsamkeiten mit den Eidechsen der Erde hat-«
»Reptilien«, hüstelte Skjelbred, »nicht Eidechsen.«
Winton ignorierte dies und fuhr aufgeregt fort. »Allerdings ist das nicht der Fall. Wir haben das Gerät untersucht, welches es bei sich hatte und konnten nach ein paar Versuchen auf die Datenspeicher zugreifen und sie für uns verständlich darstellen lassen. Das Äußere des Außerirdischen können wir mit einem hochentwickelten Raumanzug vergleichen. Er scheint vor allem die Körpertemperatur zu regulieren und für einen Ausgleich von Luftdruckverhältnissen zu sorgen. Es ist ein ausgeklügeltes System, bestehend aus mechanischen und organischen Komponenten, von dem wir viel lernen können. Gleichzeitig fungiert das Handgerät wohl als Datenspeicher aber auch als Steuerungskomponente für den „Anzug“ des Außerirdischen.«
Die Euphorie über diese Entdeckung konnten die Anwesenden nur in Teilen nachvollziehen.
»Zumindest können wir uns nun sicher sein, dass wir den Saboteur gefunden haben.« Jensson warf einen Blick in die Richtung der Isolationskammern. Romanov nickte bedächtig. »Das sehe ich ähnlich. Nun stellt sich allerdings wiederholt die Frage, wie wir es aufwecken.« Er sah die Doktoren Skjelbred und Jones an. »Sicherlich könnten wir es noch einmal mit Riechsalz versuchen. Aber dann wiederholen wir nur die letzten Stunden, denn scheinbar kann sich dieses Wesen selbst in den Zustand einer Starre versetzen.« Die beiden Frauen nickten ratlos. Lucy und Winton wechselten einen Blick. »Wir haben vielleicht eine Idee, Romanov«, wandte Letzterer ein, woraufhin alle Augenpaare Winton fragend ansahen. Dieser erklärte: »Wie bereits gesagt, ist dieses Gerät«, er deutete mit dem Kinn auf Lucys Hände, »direkt mit dem Außerirdischen verbunden. Die Signale wie Temperatur et cetera werden darüber gemessen und der Anzug des Wesens gleicht dies dann entsprechend aus. Hier auf der Victory dürfte es ein wenig zu kühl für es sein.«
»Wir haben bereits versucht, die Temperatur dahingehend anzupassen, dass es aufwacht«, fuhr Dr. Jones ungewohnt wirsch dazwischen. Winton warf ihr einen scharfen Blick zu und fuhr fort. »Ja, das habt ihr. Aber ihr könntet die Kammer auf 50 Grad aufheizen und es würde nichts ändern. Der Anzug reguliert auch Temperaturen, die zu hoch sind, einfach wieder herunter. Wir müssten daher die automatische Temperaturregelung irgendwie deaktivieren und dann optimale Umweltbedingungen herstellen.« Winton wandte sich an Skjelbred. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Starre nichts mit suboptimalen Temperaturen zu tun hat, dann liegt der Schluss doch nahe, dass sich das Wesen irgendwie willentlich in eine Starre fallen lassen kann, oder?« Skjelbred dachte darüber einen Augenblick lang nach und legte Daumen und Zeigefinger an die Lippen. Schließlich nickte sie. »Das könnte – und ich betone könnte – eine mögliche Schlussfolgerung sein.«
»Dann wäre es auch möglich, dass die perfekten Umweltbedingungen es erschweren, diese mentale Starre aufrechtzuerhalten, wenn der Körper aufgrund von Temperatur auf Hochtouren läuft?«
Wieder dachte Skjelbred einen Moment nach. »Es dürfte wesentlich schwieriger sein«, gab sie letztlich zu.
Romanov Lucy und Winton an. »Versuchen Sie es.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, verband Lucy das Gerät mit ihrem Tablet-PC und tippte eifrig darauf herum.
»Wir könnten gleichzeitig allerdings mehr Schaden als Nutzen anrichten.« Jones hatte die Arme vor der Brust verschränkt und erntete einen genervten Blick von Jensson. Sie ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Wir haben keine Ahnung, inwiefern diese Rüstung oder Anzug mit dem Wesen verbunden ist. Nach allem, was ihr sagt, ist dieses Wesen höher entwickelt als wir und es könnte mit diesem Gerät noch ganz andere Dinge auf sich haben, von denen wir keine Ahnung haben. Wie sollen wir denn jemanden aufwecken, der mit aller Macht das Gegenteil versucht?«
»Was sollten wir also, Ihrer Meinung nach, tun?« Es war an Jensson ebenfalls die Arme vor der Brust zu verschränken. »Einfach abwarten und auf guten Willen hoffen?«
Jones runzelte die Stirn. »Was schlagen Sie denn vor?«
Jensson zuckte mit den Schultern, behielt aber einen stechenden Blick, der nichts von seiner scheinbaren Gleichgültigkeit der Geste annahm. »Für mich steht die Sicherheit der Crew an erster Stelle. Ich werde alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
Jones‘ Augenbraue zuckte nervös nach oben. »So? Alle Möglichkeiten? Also auch, das erste außerirdische Leben, was die Menschheit entdeckt hat, umzubringen?«
Es herrschte einen Augenblick lang Stille. Die Anwesenden hatten still dem Wortgefecht der beiden gefolgt, behielten aber ihre Gedanken für sich. Auf dem ein oder anderen Gesicht ließ sich ablesen, welcher Position man selbst eher Verständnis entgegenbrachte.
»Ja, selbst das«, erwiderte Jensson ruhig, aber bestimmt. »Es ist meine Aufgabe, mögliche Gefahren einzuschätzen und gegebenenfalls aus dem Weg zu räumen. Ich habe einen Eid geschworen.«
In dem Moment riss bei Dr. Jones der letzte Geduldsfaden und alle anderen spürten, dass das der endgültige, letzte Tropfen gewesen war.
»Ich habe auch einen Eid geschworen«, donnerte sie und Skjelbreds Augen huschten erschrocken zu der Kommunikationskugel, welche für die stumme Ärztin sprach. »Einen Eid, Leben zu retten. Und ob Sie es glauben oder nicht, auch dieses Wesen ist schützenswertes Leben!« Bei diesem Worten streckte sie ihren Arm in Richtung der Tür zum Isolationsraum Zwei, in welcher das Wesen in der Dekompressionskammer lag.
Bevor Jensson darauf etwas entgegnen konnte, hörte man ein scharfes Lufteinsaugen. Lowe hatte sich die gesamte Zeit zurückgehalten und behielt einen neutralen Gesichtsausdruck. Nun schaute er durch das kleine Bullauge in der Tür zum Isolationsraum und schien verwundert. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Wesen gerade von allein aufgewacht. Könnte am Tumult gelegen haben«, vermutete er. Skjelbred und Winton wollten zeitgleich in Richtung Tür stürmen, um selbst hineinzusehen. Jensson hielt sie mit ausgestrecktem Arm davon ab. »Lowe steht in einem Winkel, in dem das Wesen ihn scheinbar nicht deutlich sehen kann. Wenn Sie jetzt Ihre Nasen am Bullauge plattdrücken, verfällt es sicherlich wieder in dieses Meditationsding.«
Noch immer brodelte Jones etwas vor sich hin, mischte sich aber nicht ein. Das Wesen war wach, ohne, dass ihm Leid zugefügt werden musste. Was wollte sie aktuell mehr?
Romanov wandte sich an Lucy. »Wie sieht es aus, Chester, können Sie die Temperatursteuerung des Anzugs ausschalten?«
Lucy blickte von ihrem Tablet-PC auf und nickte. Auf ein Zeichen vom Captain tippte sie ein Kommando in den PC und bestätigte mit einem letzten Tippen.
»Lowe?«
Der Lieutenant warf einen Blick durch das Fenster. »Noch immer wach«, bestätigte er.
»Sie bleiben exakt dort stehen und beobachten das Wesen weiter«, wies Romanov an. »Dr. Jones, Major Jensson, ich habe Ihre Bedenken zur Kenntnis genommen. Mir liegt es ebenfalls fern, Gewalten anzuwenden, die nicht nötig sind. Dennoch haben die Mission und die Unversehrtheit unserer Mannschaft höchste Priorität. Wir werden diese Situation sicherlich in näherer Zukunft noch einmal eingehend diskutieren. Allerdings ist dies hier weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.« Die beiden Angesprochenen sahen zerknirscht zur Seite und vermieden es partout, sich gegenseitig anzusehen.
»Dr. Jones, ich möchte, dass Sie sich in der Zwischenzeit mit Lawliet Cael beschäftigen. Nehmen Sie ihn genau unter die Lupe und melden Sie mir, ob er diensttauglich ist oder nicht.« Die Ärztin nickte und verschwand ohne ein weiteres Wort von der Krankenstation.
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Kapitel 16: Spannungen
Die Reaktionen auf den Zusammenbruch des Wesens waren sehr unterschiedlich. Skjelbred war lediglich leicht verwundert, ihr Mund formte ein kleines O. Jensson, der mit Lowe am Eingang stand, verdrehte innerlich die Augen. Nicht schon wieder. Dr. Jones hingegen runzelte die Stirn und schaute zu der Biologin hinüber. Diese fing den Blick auf und hob die Schultern. »Ich bin mir keiner Schuld bewusst, es wird kaum durch leichte Bewegungen das Bewusstsein verlieren.« Die Ärztin nickte lediglich, damit gerechnet hatte sie nicht, es war nur ein seltsamer Zufall. Es war kaum möglich, dass Skjelbred die Bewusstlosigkeit ausgelöst hatte. Während Jones ihren Gedanken dazu nachhing, gab Jensson Lowe ein Zeichen, woraufhin sich die beiden Soldaten in Bewegung setzten und sich vorsichtig dem Wesen näherten. Es lag knappe zwei Meter vor den Doktorinnen regungslos auf dem Boden. Lowe stieß den Außerirdischen mit dem Fuß an, was keine Reaktion nach sich zog. Er warf dem Major einen Blick zu, welcher mit seiner Handfeuerwaffe auf das Wesen zielte. Mit einem Rucken seines Kopfes bedeutete er Jones, näher zu treten. Sie ging vorsichtig in die Hocke, während Skjelbred einige Schritte nähertrat, bis Lowe ihr mit einem ausgestreckten Arm bedeutete, stehen zu bleiben und sich fern zu halten.
»Der Puls ist sehr niedrig, die Atmung verlangsamt, Augen geöffnet«, sprach Jones ihre Beobachtungen aus und seufzte.
Skjelbred nickte. »Scheint wieder eine meditative Starre zu sein«, bestätigte sie Jones‘ Gedanken. Jensson sah die Ärztin eindringlich an.
»Ist die Dekompressionskammer tragbar?«
Jones nickte langsam. »Gut. Bringen Sie sie her, wir legen das Wesen wieder hinein.«
»Es handelt sich aber nicht um eine Kältestarre«, wandte Skjelbred ein, wurde allerdings durch einen ernsten Blick von Jensson zum Schweigen gebracht. »Dennoch können wir die Temperatur weit genug anheben, dass es gar nicht erst zu einer Kältestarre kommt. Außerdem ist der Bewegungsraum darin eingeschränkt. Ganz offensichtlich will es unseren Annäherungen entkommen. Etwas stimmt mit diesem Wesen nicht. Wir legen es in die Kammer und schließen es im Isolationsraum ein. Ende der Diskussion«, fügte er hinzu als Skjelbred widersprechen wollte. Er deutete mit dem Kinn auf die Tür zum Isolationsraum, woraufhin sich Jones und Skjelbred widerstrebend in Bewegung setzten. Mit dem Rücken zur Tür verließen auch Jensson und Lowe den Raum, ohne das Wesen auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen.
»Was ist passiert?«, wollte Dr. Winton etwas außer Atem wissen als er mit Lucy die Krankenstation betrat. Jensson, Romanov und die anderen hatten sich dort versammelt und diskutierten unterschiedliche Möglichkeiten, weshalb der Außerirdische scheinbar wieder in eine Art Starre verfallen war. Mit knappen Worten berichtete Jensson, was passiert war. Winton wog nachdenklich den Kopf. »Ich habe eventuell eine Theorie. Um das zu überprüfen muss ich aber das Wesen einmal sehen und untersuchen«, sagte er nach einer Weile.
»Kommt gar nicht in Frage«, wandte Jensson sofort ein. »Wir haben keine Ahnung, wie gefährlich es ist«, erklärte er etwas weniger heftig auf die überraschten Blicke. »Bevor ich jemanden in die Isolierkammer lasse, will ich wissen, womit wir es hier zu tun haben. Intelligent ist das Wesen allemal. Wir müssen davon ausgehen, dass es absichtlich bewusstlos geworden ist, um sich dem Kontakt mit uns zu entziehen.«
Die Anwesenden mussten zugeben, dass Jensson mit dem, was er sagte, nicht ganz unrecht hatte. Winton und Lucy wechselten einen vielsagenden Blick und Lucy nickte zustimmend. Winton holte Luft: »Soweit wir das sehen, ist das Wesen technisch höher entwickelt als wir. Wir sind zunächst davon ausgegangen, dass der Außerirdische viele Gemeinsamkeiten mit den Eidechsen der Erde hat-«
»Reptilien«, hüstelte Skjelbred, »nicht Eidechsen.«
Winton ignorierte dies und fuhr aufgeregt fort. »Allerdings ist das nicht der Fall. Wir haben das Gerät untersucht, welches es bei sich hatte und konnten nach ein paar Versuchen auf die Datenspeicher zugreifen und sie für uns verständlich darstellen lassen. Das Äußere des Außerirdischen können wir mit einem hochentwickelten Raumanzug vergleichen. Er scheint vor allem die Körpertemperatur zu regulieren und für einen Ausgleich von Luftdruckverhältnissen zu sorgen. Es ist ein ausgeklügeltes System, bestehend aus mechanischen und organischen Komponenten, von dem wir viel lernen können. Gleichzeitig fungiert das Handgerät wohl als Datenspeicher aber auch als Steuerungskomponente für den „Anzug“ des Außerirdischen.«
Die Euphorie über diese Entdeckung konnten die Anwesenden nur in Teilen nachvollziehen.
»Zumindest können wir uns nun sicher sein, dass wir den Saboteur gefunden haben.« Jensson warf einen Blick in die Richtung der Isolationskammern. Romanov nickte bedächtig. »Das sehe ich ähnlich. Nun stellt sich allerdings wiederholt die Frage, wie wir es aufwecken.« Er sah die Doktoren Skjelbred und Jones an. »Sicherlich könnten wir es noch einmal mit Riechsalz versuchen. Aber dann wiederholen wir nur die letzten Stunden, denn scheinbar kann sich dieses Wesen selbst in den Zustand einer Starre versetzen.« Die beiden Frauen nickten ratlos. Lucy und Winton wechselten einen Blick. »Wir haben vielleicht eine Idee, Romanov«, wandte Letzterer ein, woraufhin alle Augenpaare Winton fragend ansahen. Dieser erklärte: »Wie bereits gesagt, ist dieses Gerät«, er deutete mit dem Kinn auf Lucys Hände, »direkt mit dem Außerirdischen verbunden. Die Signale wie Temperatur et cetera werden darüber gemessen und der Anzug des Wesens gleicht dies dann entsprechend aus. Hier auf der Victory dürfte es ein wenig zu kühl für es sein.«
»Wir haben bereits versucht, die Temperatur dahingehend anzupassen, dass es aufwacht«, fuhr Dr. Jones ungewohnt wirsch dazwischen. Winton warf ihr einen scharfen Blick zu und fuhr fort. »Ja, das habt ihr. Aber ihr könntet die Kammer auf 50 Grad aufheizen und es würde nichts ändern. Der Anzug reguliert auch Temperaturen, die zu hoch sind, einfach wieder herunter. Wir müssten daher die automatische Temperaturregelung irgendwie deaktivieren und dann optimale Umweltbedingungen herstellen.« Winton wandte sich an Skjelbred. »Wenn wir davon ausgehen, dass die Starre nichts mit suboptimalen Temperaturen zu tun hat, dann liegt der Schluss doch nahe, dass sich das Wesen irgendwie willentlich in eine Starre fallen lassen kann, oder?« Skjelbred dachte darüber einen Augenblick lang nach und legte Daumen und Zeigefinger an die Lippen. Schließlich nickte sie. »Das könnte – und ich betone könnte – eine mögliche Schlussfolgerung sein.«
»Dann wäre es auch möglich, dass die perfekten Umweltbedingungen es erschweren, diese mentale Starre aufrechtzuerhalten, wenn der Körper aufgrund von Temperatur auf Hochtouren läuft?«
Wieder dachte Skjelbred einen Moment nach. »Es dürfte wesentlich schwieriger sein«, gab sie letztlich zu.
Romanov Lucy und Winton an. »Versuchen Sie es.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, verband Lucy das Gerät mit ihrem Tablet-PC und tippte eifrig darauf herum.
»Wir könnten gleichzeitig allerdings mehr Schaden als Nutzen anrichten.« Jones hatte die Arme vor der Brust verschränkt und erntete einen genervten Blick von Jensson. Sie ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Wir haben keine Ahnung, inwiefern diese Rüstung oder Anzug mit dem Wesen verbunden ist. Nach allem, was ihr sagt, ist dieses Wesen höher entwickelt als wir und es könnte mit diesem Gerät noch ganz andere Dinge auf sich haben, von denen wir keine Ahnung haben. Wie sollen wir denn jemanden aufwecken, der mit aller Macht das Gegenteil versucht?«
»Was sollten wir also, Ihrer Meinung nach, tun?« Es war an Jensson ebenfalls die Arme vor der Brust zu verschränken. »Einfach abwarten und auf guten Willen hoffen?«
Jones runzelte die Stirn. »Was schlagen Sie denn vor?«
Jensson zuckte mit den Schultern, behielt aber einen stechenden Blick, der nichts von seiner scheinbaren Gleichgültigkeit der Geste annahm. »Für mich steht die Sicherheit der Crew an erster Stelle. Ich werde alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
Jones‘ Augenbraue zuckte nervös nach oben. »So? Alle Möglichkeiten? Also auch, das erste außerirdische Leben, was die Menschheit entdeckt hat, umzubringen?«
Es herrschte einen Augenblick lang Stille. Die Anwesenden hatten still dem Wortgefecht der beiden gefolgt, behielten aber ihre Gedanken für sich. Auf dem ein oder anderen Gesicht ließ sich ablesen, welcher Position man selbst eher Verständnis entgegenbrachte.
»Ja, selbst das«, erwiderte Jensson ruhig, aber bestimmt. »Es ist meine Aufgabe, mögliche Gefahren einzuschätzen und gegebenenfalls aus dem Weg zu räumen. Ich habe einen Eid geschworen.«
In dem Moment riss bei Dr. Jones der letzte Geduldsfaden und alle anderen spürten, dass das der endgültige, letzte Tropfen gewesen war.
»Ich habe auch einen Eid geschworen«, donnerte sie und Skjelbreds Augen huschten erschrocken zu der Kommunikationskugel, welche für die stumme Ärztin sprach. »Einen Eid, Leben zu retten. Und ob Sie es glauben oder nicht, auch dieses Wesen ist schützenswertes Leben!« Bei diesem Worten streckte sie ihren Arm in Richtung der Tür zum Isolationsraum Zwei, in welcher das Wesen in der Dekompressionskammer lag.
Bevor Jensson darauf etwas entgegnen konnte, hörte man ein scharfes Lufteinsaugen. Lowe hatte sich die gesamte Zeit zurückgehalten und behielt einen neutralen Gesichtsausdruck. Nun schaute er durch das kleine Bullauge in der Tür zum Isolationsraum und schien verwundert. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Wesen gerade von allein aufgewacht. Könnte am Tumult gelegen haben«, vermutete er. Skjelbred und Winton wollten zeitgleich in Richtung Tür stürmen, um selbst hineinzusehen. Jensson hielt sie mit ausgestrecktem Arm davon ab. »Lowe steht in einem Winkel, in dem das Wesen ihn scheinbar nicht deutlich sehen kann. Wenn Sie jetzt Ihre Nasen am Bullauge plattdrücken, verfällt es sicherlich wieder in dieses Meditationsding.«
Noch immer brodelte Jones etwas vor sich hin, mischte sich aber nicht ein. Das Wesen war wach, ohne, dass ihm Leid zugefügt werden musste. Was wollte sie aktuell mehr?
Romanov wandte sich an Lucy. »Wie sieht es aus, Chester, können Sie die Temperatursteuerung des Anzugs ausschalten?«
Lucy blickte von ihrem Tablet-PC auf und nickte. Auf ein Zeichen vom Captain tippte sie ein Kommando in den PC und bestätigte mit einem letzten Tippen.
»Lowe?«
Der Lieutenant warf einen Blick durch das Fenster. »Noch immer wach«, bestätigte er.
»Sie bleiben exakt dort stehen und beobachten das Wesen weiter«, wies Romanov an. »Dr. Jones, Major Jensson, ich habe Ihre Bedenken zur Kenntnis genommen. Mir liegt es ebenfalls fern, Gewalten anzuwenden, die nicht nötig sind. Dennoch haben die Mission und die Unversehrtheit unserer Mannschaft höchste Priorität. Wir werden diese Situation sicherlich in näherer Zukunft noch einmal eingehend diskutieren. Allerdings ist dies hier weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.« Die beiden Angesprochenen sahen zerknirscht zur Seite und vermieden es partout, sich gegenseitig anzusehen.
»Dr. Jones, ich möchte, dass Sie sich in der Zwischenzeit mit Lawliet Cael beschäftigen. Nehmen Sie ihn genau unter die Lupe und melden Sie mir, ob er diensttauglich ist oder nicht.« Die Ärztin nickte und verschwand ohne ein weiteres Wort von der Krankenstation.
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