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Die Reise der Victory

Kurzbeschreibung
MitmachgeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P16 / Gen
08.01.2016
16.07.2020
21
54.484
8
Alle Kapitel
72 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
26.04.2016 1.922
 
Kapitel: 1/ ???
Wörter: 2.656
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Anmeldung:  weiterhin  O F F E N   - beachte Anmerkungen am Ende des Kapitels 1.2 (also einmal weiter klicken, bitte! :) )


♦ Risikoentscheidungen ♦



Wir schreiben das Jahr 2175. Die Erde leidet zunehmend unter Überbevolkerung und daraus resultierender Ressourcenknappheit. Zu wenig Nahrung für zu viele Menschen, zu wenig Platz für zu viele Menschen und zu viele Möglichkeiten aus der Situation der Weltbevölkerung Profit zu schlagen. Der Unmut, der in der Bevölkerung herrscht, schlägt in vielen Ländern in Ausschreitungen und Bürgerkriege um. Es ist keine angenehme Zeit, nicht das, was man sich vor 150 Jahren unter dem glorreichen 22. Jahrhundert vorgestellt hatte. Es herrschen Chaos, Machtkämpfe in den Regierungen, Korruption, wo man nur hinsieht, weil jeder irgendwie versuchen will, aus seiner Situation das Beste zu machen.
Doch nicht nur gesellschaftlich findet sich die Erde am Rande des Abgrundes wieder. Auch die Natur hat die Grenzen ihrer Belastbarkeit vor einigen Jahren überschritten und Katastrophen sind zum Alltag geworden. Immer schlimmer werden die zahlreichen Fluten, die Stürme, die Erdbeben, Vulkanausbrüche, ganz zu schweigen von der stetig steigenden Temperatur und den damit einhergehenden Anstiegen der Wasserpegel. Das Wasser erkämpft sich das Land zurück, die meisten Inseln sind bereits verschluckt, England ist auf einen Bruchteil zusammengeschrumpft und langsam aber sicher ziehen sich die Menschen immer weiter von den instabilen Küstenregionen zurück.

Inmitten dieser unsteten Zeiten hat sich die Technik auf einen höheren Wissensstand katapultiert und die klügsten Köpfe der Weltbevölkerung arbeiten an einer Lösung.
Naturschutz und Nachhaltigkeit? Nein, man bleibt realistisch und weiß, dass der Planet Erde nicht mehr zu retten ist. Das Raumfahrtprogramm ist in den letzten Jahrzehnten explosionsartig gewachsen und die weltweite Raumfahrtorganisation ist nun soweit, ein Rettungsprogramm zu entwickeln, an dem die führenden Personen der Wissenschaft, Medizin, Politik und dergleichen beteiligt sind, um den größten Teil der Weltbevölkerung vor dem anstehenden Zusammenbruch der Gesellschaft und des Öksystems der Erde zu bewahren.

Den größte Teil? Wohl kaum. Es wäre utopisch, zu behaupten, man könne alle retten, doch die Regierungen werden den Teufel tun und das laut aussprechen. So werden falsche Nachrichten von einer großen Hoffnung, einer technischen Innovation gestreut um besonders angespannte Krisengebiete ein wenig zu beruhigen.
Fakt ist: der Platz auf der Victory – dem ersten und scheinbar einzigen Raumschiff seiner Größenordnung – reicht für genau 1.000 Kryo-Kammern. Ein Tausend Menschen, mehr nicht. Das ist nicht einmal ein Bruchteil der Weltbevölkerung von knapp 15 Milliarden Menschen.
Natürlich wurde sorgfältig überlegt, wen man auf die wohl wichtigste Mission der Weltgeschichte schicken würde. Wer war geeignet, um die Menschheit vor dem Aussterben zu retten und diesen Bruchteil menschlicher Zivilisation auf einem neuen Planeten, womöglich in einer neuen Galaxie, zu neuer Größe zu verhelfen.
Es wurde debattiert und verhandelt, diskutiert und gestritten. Jeder, der von dem gehemein Projekt wusste, wollte natürlich sein Stück vom Kuchen und sich selbst in Sicherheit hoffen.
Der Großteil der Besatzung bestand letztendlich aus der Crewbesatzung. Trotz technischer Errungenschaften, wie teilweise intelligenter Computerprogramme, die viele Steuerungsabläufe ohne menschliches Zutun erledigen konnten, kam man nicht umhin, Flug- und Wartungspersonal einzustellen. Natürlich wurden nur die Besten der Besten ausgewählt, doch so schwand der Platz. Abgesehen von der Besatzung schafften es ranghohe, durch Mehrheit gewählte politische Vertreter der fünf größten Nationen in die Kryo-Kammern - und nicht zu vergessen die wissenschaftlichen Denker, die an der Entwicklung und dem Bau der Victory beteiligt waren.



Dr. William Deacon Winton war einer dieser klugen Köpfe. Doch auch der klügste Kopf konnte vor einem Problem in Verzweiflung verfallen. So stand unser lieber Doktor fassungslos auf der Brücke vor dem Aussichtsfenster und traute seinen Augen nicht. Tief vergraben in seinem Gehirn wusste er, dass man in den Kryo-Kammern nicht träumte, aber was, wenn doch.
Was hätte er dafür gegeben, wäre dies doch nur ein schlimmer schlimmer Traum, aus dem er gleich hinaus und in tiefe traumlose Schwärze hinein glitt, um auf das Ziel der Reise zu warten.
Doch es war kein Traum und Winton war sich dessen nur allzu bewusst. Mit einem tiefen Seufzen strich er über das dicke Glas und drehte sich schließlich zu seiner Eskortenkugel herum.
«Gi, hiermit bekommst du den Status meiner persönlichen Kugel, scanne vor jedem Befehl bezüglich meiner persönlichen Daten, meines Aufenthaltortes oder diverser anderer Informationen, die mindestens der Klasse C angehören nach meinem Stimmprofil. Wenn nicht ich selbst nach solchen Informationen verlange, wirst du sie nicht herausgeben. Hast du das verstanden?»
Die leuchtende Kugel hatte sich bisher im Hintergrund gehalten und geduldig am Eingang der Brücke gewartet. Sie leuchtete einmal heller auf und pulsierte danach für einige Augenblicke. «Verstanden, Dr. Winton. Scan nach Stimmprofil als Erkennungsmerkmal gespeichert.»
«Die erste Anweisung von mir lautete wie folgt: Du hälst dich ständig in einem Umkreis von maximal einem Meter von mir auf und bist mein ständiger Begleiter, es sei denn, ich gebe dir einen gegensätzlichen Befehl.»
«Verstanden, Dr. Winton.»
Winton atmete noch einmal tief durch bevor er sich wieder den Hauptkonsolen zuwandte und einen Stuhl heranzog. Während er Tasten und Knöpfe drückte und über Hologramm-Tafeln wischte wirkte er älter als er tatsächlich war. Für seine knappen 64 Jahre hatte er sich erstaunlich gut gehalten und wurde meist etwas jünger geschätzt, doch so ein miserabler Zwischenfall würde wohl jeden noch so jungen Mann vor Sorge altern lassen.

Es war keine leichte Entscheidung, wer von den restlichen neunhundert Menschen aufgeweckt werden sollte. Zunächst würde einem wohl der Captain, der Verantwortliche für die Mission einfallen, doch nicht so Dr. William Winton. Sobald ihm dieser Gedanke kam verwarf er ihn auch schon wieder. Romanov war ein guter Kerl, in dieser Situation aber vollkommen ungeeignet. Ein wenig schroff, aber herzensgut war er, was technische Dinge anging hatte der Captain allerdings zwei linke Füße, statt Hände. Nicht selten hatte Winton vor dem Start der Victory den ehemaligen Kosmonauten schimpfend aus seinem Labor geworfen, weil dieser wieder irgendetwas angefasst und kaputt gemacht hatte.
Ein grimmiges Lächeln schlich sich kurz auf Wintons Gesicht. Dann fielen ihm zwei Namen auf der Besatzungsliste ins Auge.
Lawliet Cael und Lucy Chester. Beide waren brilliant auf ihrem Gebiet und hatten trotz recht junger Jahre, besonders Lucy, einen bleibenden Eindruck bei Winton hinterlassen. Nachdem er die restlichen Namen auf der Liste durchgegangen war, kam Winton zu diesen beiden zurück und ließ die Daten von Gi abspeichern.
Auf dem Weg zurück zu den Kryo-Kammern – Winton hatte Glück, beide lagen in der selben Halle, nicht unweit von einander – projezierte Gi die Akten der beiden als Hologramm vor Winton, welcher sich genaustens darüber im Klaren sein wollte, wen er im Begriff war, aufzuwecken.

An Lucy erinnerte er sich, ihre Programmierfähigkeiten mit knappen 16 Jahren hatten ihn erstaunt und schon bald hatte Winton sich des jungen, schweigsamen Mädchens angenommen.
Lawliet war da eine ganz andere Klasse. Zwar war auch er brilliant, in dem was er tat und Winton war sich beinahe sicher, in manchen Punkten ein kleines Genie vor sich zu haben. Doch war der Umgang mit Lawliet nicht immer der leichteste. Jeder hatte sein Päckchen zu tragen und so waren auch die Ereignisse in Lawliets Leben nicht spurlos an ihm vorbei gegangen, worunter der junge Mann nun zuweilen posttraumatisch litt.
Dennoch war Winton sich sicher, dass diese beiden ihm helfen konnten.

Wieder in der unteren Kryo-Halle angelangt, maschierte Winton die Reihen entlang und hielt Ausschau nach den Nummern 751 und 758. Bei letzterer angelangt tippte er auf dem zugehörigen Display herum und startete das Auftauen aus dem Kryo-Schlaf. Selbiges tat er bei Lawliets Kammer und blieb dort stehen, da sich die Kammer sofort öffnete, als er auch hier den Befehl zum Auftauen gab. Winton hatte es extra so programmiert, dass die Victory die Vitalzeichen ihrer Insassen überwachte und dementsprechend schneller oder langsamer den Weck-Vorgang initiierte.
Die Trage glitt mit einem Zischen aus der Kammer, kurz darauf zuckten bereits Lawliets Finger. Ein Blick über die Schulter verriet Winton, dass Lucys Kammer noch verschlossen war.
Langsam und unter leisem Stöhnen richtete Lawliet sich auf und streckte sich etwas.
«Dr Winton?», murmelte er schließlich krächzend, als er sich orientiert und seinen Vorgesetzten bemerkt hatte.
«Ja. Wie fühlen Sie sich, Cael?», fragte Winton und warf einen prüfenden Blick auf das Display.
«Den Umständen entsprechend ganz gut, würde ich sagen.» Er rieb sich den Nacken. «Sind wir schon da?»
Ein Plumpsen und leises Fluchen kam Wintons Antwort zuvor. Er seufzte. «Leider nein, mein Junge. Kommen Sie.», sagte er und bedeutete Lawliet ihm zu folgen.
Er ging die zwei Reihen zurück zu Lucys Kapsel, die sich in knapp zwei Metern Höhe befand. Das junge Mädchen richtete sich gerade auf und rieb sich das Gesäß. Mit großen Augen schaute sie auf, als sich Winton und Lawliet ihr näherten. Gi war die einzige ernstzunehmende Lichtquelle. Den geisterhaften Schimmer, welchen die Displays und Statusleuchten über den einzelnen Kammern abgaben konnte man kaum als Licht bezeichnen.
«Gi, etwas mehr Licht bitte.», murmelte Winton.
«Sehr wohl, Doktor.»
Sowohl Lawliet als auch Lucy zuckten kurz ob der fremden Stimme zusammen, während Winton einen Blick auf Lucys Vitaldaten warf. Soweit alles in grünem Bereich, Winton war erleichtert.
«Sie beide haben Ihren ersten Kryo-Schlaf erstaunlich gut überstanden.», bemerkte Winton betont locker.
Lawliet verschränkte die Arme vor der Brust und Lucy sah ihn skeptisch an.
«Was stimmt hier nicht, Dr. Winton?», sprach der junge Mann aus, was beiden durch den Kopf ging.
«Gut, kommen Sie mit.», sagte Winton nach einem Moment. «Wir müssen auf die Brücke. Wird Zeit, dass es hier ein wenig wärmer wird.», fügte er mehr zu sich selbst als zu seinen Mitarbeitern hinzu.

«Die Victory hat, aus welchen Gründen auch immer, plötzlich Halt gemacht und mich aus meinem Kryo-Schlaf geweckt. Bisher sind wir drei die Einzigen, die wach sind. Ich gedenke, das Problem zu lösen und die Victory ihre Reise wie geplant fortsetzen zu lassen.», erklärte Winton während die drei sich auf den Weg zur Brücke machten. Lucy hatte ein wenig angefangen zu zittern und auch Lawliet sah blass um die Nase aus – allerdings konnte das auch seine normale Hautfarbe sein, Winton war sich nicht mehr ganz sicher.
«Über den Grund meines Erwachens kann ich nur spekulieren. Tatsache ist jedoch, dass die Victory momentan zwischen zwei Galaxien im Standby Modus mit minimalem Sublichtantrieb treibt und den Autopiloten gestoppt hat.»
«Aber das ist unmöglich.», bemerkte Lucy leise. «Ich habe den Autopiloten selbst programmiert. Er sollte nur in absoluten Notfällen unterbrochen werden und besonders nicht dann, wenn keine Planeten in der Umgebung sind.»
«Das weiß ich, Lucy.», versicherte Winton in sanftem Tonfall. «Daher habe ich auch euch beide aufgeweckt. Du hast unter anderem den Piloten programmiert und Lawliet kennt sich bestens mit der Hardware der Victory aus. Wenn jemand herausfinden kann, was hier nicht stimmt, dann sind es wir drei.»
«Stockwerk N/04, Korridor C/87. Zone B, bitte bestätigen Sie Ihre Zugangsberechtigung.», verkündete Gi. Winton tippte seinen Zugangscode ein und die Tür zum nächsten Korridor öffnete sich. Das selbe Prozedere wiederholte sich vor der Brücke und schließlich standen die drei dort, wo Winton vor nicht allzu langer Zeit alleine stand und seinen Augen nicht traute.
Lucy ging teils staunend, teils erschrocken auf die große Aussichtsscheibe zu und schüttelte leicht den Kopf. Unterdessen machten sich Winton und Lawliet an den Konsolen zu schaffen.
«Zunächst einmal sorgen wir dafür, dass die Victory in den Hauptsektoren zum Leben erwacht.», kündigte Lawliet an und drückte ein paar Knöpfe. Kurz darauf brannte im Korridor und auf der Brücke Licht und mit einem leisen Surren fuhren die Computer und sämtliche Technik hörbar hoch. Sie überprüften Lebenserhaltungssysteme und ließen einen Diagnosescan durch sämtliche Systeme laufen.




to be continued... ;)
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