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Die Reise der Victory

Kurzbeschreibung
MitmachgeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P16 / Gen
08.01.2016
16.07.2020
21
54.449
8
Alle Kapitel
72 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
10.01.2019 2.801
 
Kapitel: 14 / ???
Wörter: 2.674
Beta: - keiner - / Wer also Fehler findet, darf mich gerne darauf aufmerksam machen.
Anmeldung:  g e s c h l o s s e n !

Vorworte:
Here we go again!
Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und nicht dabei ausgerutscht. :D
Auf der Victory war leider keine Zeit, Silvester oder gar Weihnachten zu feiern. Dort hat man andere Probleme - die sich aber bald auflösen werden? Hm, wer weiß, wer weiß.
Das nächste Kapitel ist schon zur Hälfte fertig, ich kann aber nicht versprechen, wie gut ich vorankommen werde. Ein bisschen Inspiration fehlt momentan - mir kommt alles ein wenig langweilig und langatmig vor. Aber ihr scheint soweit ja Spaß zu haben. :)



Kapitel 14: Viele Fragen und wenig Antworten


Die Krankenstation beherbergte insgesamt vier Isolationsräume für den Fall, dass höchst ansteckende Krankheiten ausbrachen oder ein Mitglied der Besatzung so schwer erkrankte, dass es keinen direkten Kontakt zu anderen Menschen haben durfte. Diese Räume lagen am hinteren Ende der Krankenstation, in welchem die Krankenbetten untergebracht waren und wo auch der Ganzkörperscanner stand, unter welchem sie das Wesen zunächst untersucht hatten. Jeder der Isolationsräume hatte hohe Wände, weiße, graue und teilweise blaugraue Wandpaneele – seit Mitte des 21. Jahrhunderts verzichtete man auf klinisch weiße Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen – und war mit einem Bett und diversen Monitoren und Bildschirmen ausgestattet. In den beiden größeren der vier Räume gab es die Möglichkeit, die Krankenbetten gegen normale Betten auszutauschen, außerdem befanden sich hier jeweils zwei Sessel, ein kleiner Tisch und eine Kommode, in welcher Kleidung und persönliche Gegenstände aufbewahrt werden konnten. Der vorderste dieser Räume ging direkt von der Krankenstation ab und war von Caron freigeräumt worden, sodass der Raum bis auf die zwei Sessel vollkommen leer war. In jeweils eine Wand der Isolationsräume war ein langes und breites Fenster eingelassen, durch welches man von einem kleinen Absatz von vier Treppenstufen Höhe hineinschauen konnte. Die halbe Besatzung hatte sich auf der Krankenstation eingefunden und beobachtete den Außerirdischen nun durch ebendieses Fenster.
Major Jensson und sein Team hatten es, kurz nachdem Dr. Jones es gelungen war, das Wesen aufzuwecken, in den Isolationsraum gebracht. Zum Erstaunen der Soldaten war dies relativ reibungslos abgelaufen. Macek und Lee hatten ihre Positionen bei Dr. Jones, Dr. Skjelbred und Caron – welcher sich flugs seiner Chefin angeschlossen hatte, als das Wesen in den Isolationsraum gebracht wurde – eingenommen, während Jensson und Lowe das Wesen aus der Druckkammer hinaus und in den Raum hinein befördert hatten. Kurze Zeit später waren Winton und Romanov ebenfalls eingetroffen – Láska hatte mit einem grimmigen Lächeln die Besetzung der Brücke übernommen und Sergeant Davis via Funk zu sich beordert. Lucy blieb still etwas abseits, niemand sah sie kommen und war sich hinterher nicht sicher, seit wann sie eigentlich auf der Krankenstation gewesen war.
Sie beobachteten, wie der Außerirdische in einem gleichmäßigen Rhythmus auf und ab lief. Skjelbred war fasziniert davon, dass eine reptilienähnliche Art so präzise auf zwei Beinen laufen konnte. Zwar gab es auch auf der Erde Echsen, die aufrecht liefen, wie Kragenechsen. Allerdings erinnerte die Gangart des Außerirdischen in keiner Weise dem wackeligen Gang der Echsen auf der Erde. Viel eher wirkte es so, als würde er bei jedem Schritt leicht nach vorne statt zur Seite wanken. Die großen, gelenkigen und vor allem muskulösen Beine schienen das zu bewirken. Nun, da das Wesen wach war, war viel deutlicher zu erkennen, wie viel Kraft in diesen Beinen stecken musste. Zuvor konnten sie dies nur aufgrund der anatomischen Ausprägung vermuten, aber nun sahen sie es direkt vor sich. Dass dieses Wesen aus dem Stand mehrere Meter in die Luft springen konnte, bezweifelte Skjelbred keineswegs. Der lange und dicke Schwanz sorgte dabei, ähnlich wie bei Kängurus, für Stabilität und Balance bei solchen Sprüngen. Von Kopf bis Fuß war es, ganz reptilienähnlich wie es war, von Hornschuppen bedeckt, welche an manchen Stellen größer und dicker zu sein schienen, als an anderen. Aber das war nicht das einzige Bedrohliche an ihm. Die hornartigen Auswüchse am Schädel und an den Seiten des Kopfes glichen Hörnern und Dornen, an welchen man sich lieber nicht schneiden wollte. Skjelbred fragte sich gerade, ob die Haut oder diese Auswüchse wohl Gift absondern könnten, als Romanov zu sprechen begann.
»Sie haben es vor circa zehn Minuten in diesen Raum gebracht und seitdem läuft es auf und ab?«
Dr. Jones nickte. »Ja, das ist richtig. Es läuft genau sechseinhalb Meter, bleibt für einen Herzschlag lang stehen und geht dann sechseinhalb Meter in die andere Richtung zurück.«
»Wir können nur mutmaßen, woran es liegt«, beantwortete Skjelbred ruhig und leise die ungestellte Frage. Das Auf und Ab des Wesens war beinahe hypnotisch. »Es könnte, und ich betone hierbei könnte, daher rühren, dass es eine ungewohnte Umgebung ist und es sich eingesperrt fühlt. Allerdings spricht der sehr intelligente und aufgeweckte Ausdruck in den Augen des Außerirdischen nicht dafür.« Sie deutete mit einem Finger durch die Scheibe und wie auf Kommando, als hätte es Skjelbred gehört, wandte das Wesen für einen Bruchteil eines Moments den Blick zu der Besatzung.
»Das ist keine sonderlich gefestigte Aussage«, wandte Dr. Winton ein.
»Wir haben es hier mit einem uns nicht bekannten Wesen von einem anderen Planeten zu tun, William. Nichts hiervon kann eine feste Aussage sein«, gab Dr. Jones‘ Kugel zurück. In diesem Moment war Winton ganz froh, die Künstliche Intelligenz nicht mit einem Sinn für Sarkasmus ausgestattet zu haben, denn so klang der eindeutig bissig gemeinte Kommentar höflich, ruhig und gelassen wie immer. Allerdings ließ der Gesichtsausdruck von Dr. Jones keine Rückschlüsse darauf übrig, wie sie diese Aussage meinte. Sie seufzte und lehnte sich dann nonchalant mit der linken Schulter an die Glasscheibe. »Wir können hier wirklich nur mutmaßen. Es kann auch sein, dass das Wesen unruhig ist und sich durch den Kopf gehen lässt, was passiert ist.«
»Die Frage ist nur, ob es auch der Hacker ist«, ergriff Major Jensson das Wort und es klang beinahe nach einer Frage. Noch war nichts sicher. »Fest steht, dass wir es hier mit einem blinden Passagier zu tun haben.« Zwar sagte niemand aus seinem Team etwas, aber Lowe nickte bedächtig, als er seinen Blick weiterhin fest auf das Wesen auf der anderen Seite der Glasscheibe heftete.
»Wir müssen überlegen, wie wir nun vorgehen wollen«, stellte Romanov das Offensichtliche zur Diskussion. »Mutmaßungen zu folgen sollte hier nicht unsere erste Direktive sein«, überlegte er laut.
Winton schloss sich dem an. »Das sehe ich ähnlich. Dass Lucy und ich zunächst herausfinden, was es mit diesem ominösen Gerät auf sich hat, scheint mir ein guter erster Schritt zu sein. Ebenso, wie wir herausfinden sollten, wie der Außerirdische an Bord gelangen konnte.«
Jenssons Körperhaltung verspannte sich. »Dass wir das seit Wochen nicht bemerkt haben«, brummte er verstimmt.
»Oder viel länger«, warf Skjelbred ein und fügte auf die gehobenen Augenbrauen von Jensson hinzu: »Wir wissen erst seit einigen Stunden, dass ein Eindringling für die gestörten Türmechanismen und den Ausfall des Sauerstofffilters verantwortlich sein könnte. Was ist, wenn dieses Wesen schon viel länger hier ist und sogar den ungeplanten Halt der Victory ausgelöst hat?«
»Das ist sehr unwahrscheinlich, Dr. Skjelbred.« Vorsichtig schüttelte Winton den Kopf und wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. »Wir haben keine Ahnung, auf welchem technologischen Stand die Art dieses Außerirdischen ist, aber der Kurs der Victory und der Autopilot sind die mit am stärksten gesichertsten Systeme dieses Raumschiffs. Mal eben dafür sorgen, dass die Victory zwischen zwei Galaxien einfach aus dem Raum fällt, ist nicht so einfach.«
Schweigen trat ein. Ratlosigkeit machte sich breit.
Letztlich richtete Romanov sich zu seiner vollen Größe auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wir gehen folgendermaßen vor: Winton, Chester, Sie kümmern sich um das technische Gerät und versuchen herauszufinden, was es damit auf sich hat und wie es funktioniert. Dr. Jones, Sie nehmen Lieutenant Lee mit sich und werfen einen Blick auf Cael. Wenn er diensttauglich ist, schicken Sie ihn auf die Brücke. Láska erwartet ihn dort.« Als die vier nickten wandte er sich an Jensson. »Ich möchte, dass Sie, Lieutenant Lowe und Sergeant Macek abwechselnd vor der Tür zum Isolationsraum Wache halten. Waffengewalt nur in äußersten Notfällen. Ich werde mich mit Ianson und Nakashima darüber beraten, wie wir uns diesem Wesen gegenüber am besten verhalten sollten.« Auch diese drei nickten und folgten Romanov schließlich von dem Absatz. Im Gehen wandte Romanov sich noch einmal um: »Skjelbred, Sie beobachten durch die Glasscheibe alles und werden die Körpersprache des Wesens genau beobachten. Vielleicht erhalten Sie dadurch einen weiteren Hinweis auf die Physiologie oder die Verhaltensweise des Außerirdischen.«
Auch Skjelbred gab mit einem Nicken zu verstehen, dass sie verstanden hatte und tippte zweimal leicht mit den Fingern an die Scheibe. Das Geräusch war nicht laut genug, um durch das dicke Glas von dem Wesen gehört zu werden. Aber das war auch nicht die Intention gewesen. Skjelbred wollte viel mehr die Hologramm-Steuerung der Isolationskammer aufrufen.



Als Lucy und Dr. Winton das Labor auf Ebene 2 betraten, erhellte sich das zuvor gedimmte Licht und gab den Blick auf den relativ großen Raum frei. Er bestand nicht wie die Krankenstation aus mehreren Segmenten, dafür hatte jeder wissenschaftliche Bereich sein eigenes Labor bekommen. So gab es neben diesem Labor noch eines, in dem die Proben und das DNA-Material unterschiedlicher Pflanzen und Mikroorganismen gelagert und gezüchtet werden konnten. Dort befanden sich auch Analyseeinheiten und -geräte, mit denen Flora und Fauna eines möglicherweise geeigneten Planeten untersucht werden konnten.
Dr. Winton durchmaß den Raum und gab den Blick auf ihre unordentlichen Schreibtische preis. Nun, Wintons Schreibtisch war unordentlich und chaotisch, Lucys hingegen einigermaßen aufgeräumt. Es lagen ein paar Notizzettel herum, allerdings hatte sie die restlichen Unterlagen fein säuberlich aufeinandergestapelt und die paar Stifte, die sie nutzte in einen Becher gesteckt. Winton ließ sich auf einen, einem Barhocker nicht unähnlichen, Stuhl an einem leeren Schreibtisch fallen, welcher auf eine erhöhte Position hochgefahren worden war. Es standen eine überdimensionierte Lupe und ein elektronisches Mikroskop samt Bildschirm auf dem Tisch. Der Wissenschaftler stellte die kleine Box, in der sie das außerirdische Gerät von der Krankenstation hertransportiert hatten ab und griff vorsichtig mit einer Zange hinein. Lucy hatte derweil einige Kabel, einen handlichen kleinen Scanner, einen Tablet-PC und ein Strahlenmessgerät im Labor zusammengesucht und legte alles auf dem großen Arbeitstisch ab. Sie zog sich ebenfalls einen hohen Hocker heran und warf einen Blick auf das Messgerät in ihrer Hand.
»Keine außergewöhnlichen Strahlenwerte«, ließ sie leise vernehmen.
Winton nickte steif. »So weit so gut.« Zwar zog er sich Handschuhe aus einem widerstandsfähigen Silikongemisch an, aber aufgrund der mangelnden Strahlung war zumindest die Zange nicht mehr nötig. Er hielt das Gerät in der Hand und drehte es hin und her. Es hatte eine sechseckige Form, wobei es sich nach unten hin verjüngte und zwei Ecken weiter unten lagen. Wenn sie eines mit Sicherheit sagen konnten, dann, dass es definitiv nicht irdischen Ursprungs war. Es gab kein Tastenfeld, geschweige denn eine Art Display und er war nicht sicher, wo man es anschalten sollte. Ähnlich wie das Wesen selbst, war auch das Gerät in erdigen und dunkleren Farben gehalten. Vermutlich konnte das kleine Gerät irgendwo am Körper befestigt und sollte somit getarnt werden, überlegte Winton. Lucy war fertig mit der Einrichtung der Analyseprogramme und legte zwei Sonden an das Gerät, welche sich am freien Ende zweier Kabel befanden. Ähnlich den Messeinheiten eines Spannungsmessers. Sie beobachteten die Ergebnisse auf dem Tablet-PC und Winton griff nach dem Scanner.
»Huh«, machte er, während er immer wieder von oben nach unten und unten nach oben das Gerät scannte. »Dieses Gerät scheint selbst einige Scan-Komponenten zu enthalten.«
Lucy nickte neben ihm und deutete auf den kleinen Bildschirm. Winton zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. »Ebenso die Möglichkeit, drahtlose Übertragungen zu übernehmen, Daten zu erfassen und zu speichern und Projektionen aufzubauen. Schau mal, ob es Hinweise auf den Aktivitätslevel des Gerätes gibt«, fügte er hinzu und Lucy begann flink auf dem Tablet herum zu tippen. »Sieht gut aus«, sagte sie schließlich.
»Gut, wir wollen ja nicht riskieren, dass wir heimlich ausspioniert werden.«
»Glauben Sie wirklich, das Wesen hat uns gehackt und wollte uns Schaden zufügen?«
Um nicht direkt antworten zu müssen, scannte Winton ein weiteres Mal das Gerät. Dann sprach er langsam und überlegt. »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Möglich ist es und bisher auch sehr wahrscheinlich, dass durch dieses Wesen die Systemstörungen und das Filterproblem entstanden sind. Aber ob eine böse Absicht dahintersteckte, das ist noch völlig offen. Nach allem, was wir wissen, könnte es auch ein Missgeschick gewesen sein.« Lucy wandte den Blick wieder auf den Bildschirm. Etwas Ähnliches hatte sie sich auch gedacht. Sie war sich sehr sicher, dass niemand von der Crew die Störungen ausgelöst hatte. Aber das Wesen verstand vermutlich nicht einmal ihre Sprache, wie sollte es dann wissen, wie ihre Technik funktionierte. Anhand des Gerätes konnten die beiden allerdings auf den Stand der Technik des Außerirdischen und seiner Rasse schließen. Es war keine Leichtigkeit, in einem vergleichsweise kleinen Gerät mehrere Scanner, Speicherplatz für größere Datenmengen und die Möglichkeit, drahtlos Projektionen oder Datenpakete zu übertragen, unterzubringen. Selbst den Menschen war dies nicht so ohne Weiteres gelungen und selbst heute noch hatten sie oft genug ihre Probleme, mehrere unterschiedliche Systeme in nur einem Gerät zu kombinieren. Dies dann auch noch in einer handlichen Größe zu produzieren war oft mit Kompromissen und Abstrichen verbunden. Daher war Lucy recht erstaunt, als sie mithilfe des Tablet-PCs eine Diagnose über die unterschiedlichen Funktionsweisen des Geräts durchlaufen ließ.
»Es scheint nur eines von zwei Teilen zu sein«, sagte Lucy erstaunt. Winton beugte sich zu ihr herüber, um einen Blick auf den Bildschirm zu werfen. »Tatsache.« Verblüfft schaute er auf die Diagnosefenster, welche die Funktionsweisen auflisteten. Einige davon waren nur angedeutet, da ganz offensichtlich die zweite Komponente für gewisse Funktionen fehlte. »Findest du einen Hinweis darauf, was der zweite Teil sein könnte?«, wollte Winton wissen. Lucy schüttelte lediglich den Kopf. »Nein, leider nicht. Es scheint aber größer zu sein, als dieses Gerät. Wie es aussieht, werden die Scanner für das zweite Gerät benötigt, die wiederum andere Funktionsweisen überprüfen und gegebenenfalls überschreiben. Beide Systeme arbeiten scheinbar zusammen und bedingen sich gegenseitig in ihrer Funktionsweise.«
Winton nickte bedächtig. »Das scheint einleuchtend.« Er überließ Lucy wieder den Diagnoseprogrammen, stand auf und griff nach dem Laptop, der auf seinem eigenen Schreibtisch stand. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, fuhr er ihn hoch und verband seinerseits das Gerät mit dem Laptop. Dieses lag nun zwischen den beiden und in angenehmes Schweigen gehüllt gingen sie ihren Untersuchungen nach. Nach einer Weile fand Winton die Aufzeichnungen, über alles, wofür das Gerät in der letzten Zeit genutzt wurde. Zur allgemeinen Erleichterung konnten die irdischen Laptops diesen Verlauf in Binärcode umschreiben und interpretieren, sodass Winton nachvollziehen konnte, was mit dem Gerät angestellt wurde.
»Ich glaube, ich habe eine Lösung für die schwache Leistung des Filters gefunden, Lucy«, durchbrach er nach einiger Zeit leise murmelnd die Stille. Lucy schaute von ihrem Tablet-PC auf und warf einen Blick auf den Code, der langsam über Wintons Bildschirm wanderte. Sie runzelte die Stirn und beugte sich näher hinüber. »Das erklärt so einiges.«
Das tat es in der Tat. So wie es aussah, hatte der Außerirdische unterschiedliche Systembefehle umgeschrieben. Möglicherweise nur, um zu sehen, was geschehen würde. Nur hatte er dabei grundlegende Funktionen des Filters einfach komplett aus den Systemprotokollen gelöscht, sodass sämtliche umgeschriebene Befehle von Langdon als auch von Lucy nicht funktionieren konnten. Die Codezeilen, auf welche sich die neuen Befehle bezogen, waren nicht mehr vorhanden, sodass der Computer nichts damit anzufangen wusste.
Lucy stöhnte genervt auf.
»Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir uns einiges an Ärger ersparen können«, sprach Winton ihre Gedanken laut aus. Kurzerhand mailte Lucy diese Erkenntnisse an den Versorgungstrakt, sodass Eric und Boris sich unten darum kümmern konnten, den Filter wieder in seinen Ursprungszustand zurückzuversetzen.
»Nun wissen wir aber mit Sicherheit, dass der Außerirdische die Systeme mit keiner konkreten Absicht gehackt hat.«
Lucy sah Winton fragend an. Dieser lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wenn er zum einen gewusst hätte, wie genau unsere Technik funktioniert und unsere Codesprache verstehen könnte und zum anderen auch noch aus Böswillen gehandelt hätte, dann hätte er wesentlich Schlimmeres anstellen können.«
»Schlimmer, als uns alle ersticken zu lassen?« Lucy zog sarkastisch die Augenbrauen in die Höhe, was ungewöhnlich für das Mädchen war. Allerdings hatte Winton auf der Erde ab und an ähnliche Kommentare von ihr gehört. Es kam selten vor, aber es war nicht völlig unerwartet. Lucy brauchte einen sicheren Rahmen, in dem sie sich wohlfühlte, um mehr als ein nichtssagendes, höfliches Lächeln zu Stande zu bringen, das hatte Winton nach einiger Zeit beobachtet. Wenn man ihr genügend Zeit und Raum gab, dann ließ Lucy es zu, dass man ihr mehr Emotionen ansah.
Dr. Winton grinste schief. »Na, er hätte auch die Selbstzerstörung auslösen können.«
Lucy sah ihn erschrocken an und wiegte dann den Kopf hin und her. Winton hatte nicht ganz unrecht.
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