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Die Reise der Victory

Kurzbeschreibung
MitmachgeschichteAbenteuer, Sci-Fi / P16 / Gen
08.01.2016
16.07.2020
21
54.449
8
Alle Kapitel
72 Reviews
Dieses Kapitel
3 Reviews
 
22.12.2017 1.678
 
Kapitel: Weihnachtskapitel
Wörter: 1.538
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Vorworte: Meine Lieben! Endlich kommt jetzt das angekündigte Weihnachtskapitel für euch. Ich muss euch warnen, es ist voller Fluff, kein Plot, kein inhaltliches Vorankommen der Story. Nur ein wenig Weihnachtsgedöns mit etwas Songtext-Lyrics, die ich schön finde.
Außerdem war ich mal so frei und habe a) allen Figuren unterstellt, dass sie Weihnachten feiern und b) hatte ich beim Schreiben im Kopf, dass Weihnachten in der Zukunft vielleicht mehr durchzogen ist von anderen religiösen Ideen oder so.
Habt Spaß mit dem Kapitel und vor allem wünsche ich euch, eurer Familie und euren Freunden fröhliche und entspannte und ruhige Festtage - was auch immer ihr feiert (Offenheit für alle Menschen und so, ihr wisst schon.). Kommt gut ins neue Jahr, rutscht nicht aus, wir lesen uns dann am 07. Januar wieder.



Have yourself a merry little Christmas



Romanov stapfte die grauen Korridore der Quartiere entlang. Man hätte ja hoffen können, dass wenigstens hier die eine oder andere Pflanze für dekorative Zwecke ihren Platz gefunden hätte. Aber Fehlanzeige. Grau und trist, wie eh und je. Sonderlich erfreut war der Captain nicht über den bisherigen Verlauf der Mission, allerdings versuchte er an den aktuellen Umständen das Positive zu sehen: sollte Lucy tatsächlich entlastet werden können, gab es nur noch einen Verdächtigen. Romanov arbeitete zwar darauf hin, auch Lawliet Cael als Saboteur auszuschließen, aber das war der übernächste Schritt. Sie näherten sich der Aufklärung des Hackerangriffs, das sagte ihm seine Intuition.
Wie er gedankenversunken durch die stillen Gänge schritt, war es kaum vorstellbar, wie alles hätte anders laufen können. In einer anderen Zeit, in einer anderen Wirklichkeit vielmehr, wäre die Victory vielleicht momentan von dem Duft gebrannter Mandeln und frisch gebackener Kekse erfüllt. Wo man nur hinsah hatte jemand in aller Heimlichkeit Tannenbäume aufgestellt oder zumindest Tannenzweige in die Fensterwangen gehangen. Eines Morgens war die Besatzung aufgewacht und – als hätten Wichtel in der Nacht ganz still und leise ihr Werk vollrichtet – staunten nicht schlecht, als das gesamte Schiff wunderbar weihnachtlich geschmückt war.
Weihnachten wurde im 22. Jahrhundert zwar durch die Einflüsse verschiedener Religionen etwas anders gefeiert, als in den grauen Vorzeiten, aber der Grundgedanke blieb gleich: Gemeinschaft, Liebe, Frieden.
Keine Spur von Verzweiflung, Gefahr oder Misstrauen war zu spüren. Die Stimmung innerhalb der kleinen Crew war geprägt von Freundschaft, Abenteuerlust und Neugierde. Sie waren auf einer aufregenden Aufklärungsmission an den Rand des Sonnensystems geschickt worden, um herauszufinden, was dahinter lag. Die Menschheit war soweit, ihren Lebensraum auf weitere Planeten auszuweiten und die ersten Kolonien auf Mars und Jupiter haben erfolgreich gezeigt, wie eine Besiedelung des restlichen Sonnensystems aussehen kann. Alles in allem eine rosige Zukunft, da die Menschen war einigen hundert Jahren eine Kehrtwende in dem Umgang mit der terranischen Umwelt vollzogen haben und es nun endlich geschafft hatten, der Natur nicht mehr zur Last zu fallen.
Die Crew um Captain Romanov war nun dazu auserkoren, über den Rand des Sonnensystems hinaus die Milchstraße zu erkunden. Wie lange sie unterwegs sein würden, war begrenzt, doch sollten sie erfolgreich sein und neue Erkenntnisse liefern so stünde einer größeren und längeren Reise der Victory nichts im Wege. So hatte man ihnen im Space Center der Vereinten Welt versichert.

Als Romanov sich an diesem Vormittag aus seinem Quartier in Richtung der Messe begab, kam er nicht umhin, ein wenig Weihnachtsstimmung zu empfinden. Jeder von ihnen wurde von den Eskorten-Kugeln an das Datum auf der Erde erinnert und die Victory hatte einen Vierundzwanzig-Stunden-Rhythmus einprogrammiert, nach welchem die Lichter und Wecker in den Quartieren und Gemeinschaftsräumen gesteuert wurden. Schon seit einer Woche lief Óscar wie ein Honigkuchenpferd grinsend durch die Messe und die Lagerräume und verbreitete Feststimmung, wo er nur konnte.
Die Tannenzweige und das restliche Dekor waren hundertprozentig auch auf seinen Mist gewachsen, darüber war sich Romanov sicher und er schüttelte grinsend den Kopf. Es fand sich kein Korridor, kein Fenster und keine Tür, die nicht irgendeine Art von Immergrün aufwies; selbst dem einen oder anderen Mistelzweig musste der Captain auf seinem Weg ausweichen.
»Ich gehe jede Wette ein, dass unser Chefkoch für die weihnachtlichen Dekorationen verantwortlich ist.« Winton kam aus seinem Quartier und schloss sich Romanov an, nachdem dieser ihm gesagt hatte, wohin er unterwegs war.
»Da gebe ich dir vollkommen recht, Winton«, lachte Romanov leise.

The mood is right, the spirit’s up
We’re here tonight and that’s enough
Simply having a wonderful Christmastime
Simply having a wonderful Christmastime


Als sich die beiden der Messe näherten vernahmen sie plötzlich Musik, die unverkennbar aus der Richtung vor ihnen kam. Da schien wohl jemand von der Crew ein unerwartetes, musikalisches Talent zu haben – und so war es auch. Just als sie um die Ecke bogen und die Messe betraten, stimmte Sergeant Davis die zweite Strophe an.

The party’s on, the feeling’s here
That only comes this time of year
Simply having a wonderful Christmastime
Simply having a wonderful Christmastime
Love choir of children sing their song


Winton und Romanov staunten nicht schlecht, als alle passend zum Refrain einstiegen und mitsangen, wo es keinen Text, sondern nur Geräusche mitzusingen gab. Lachend gingen die beiden zum Ausgabetresen hinüber, hinter dem Óscar mit schimmernden Augen die singenden und lachenden Menschen beobachtete, die sich in seiner Obhut pudelwohl zu fühlen schienen.
»Ich hatte auf der Erde nie wirklich Gelegenheit in so ausgelassener Stimmung Weihnachten zu feiern«, erzählte er ihnen, während Winton klassisch bei Bacon and Eggs zum Frühstück blieb und Romanov sich für ein buntes Allerlei entschied.
»Wir haben heute erst den vierundzwanzigsten«, bemerkte Winton kopfschüttelnd, »wie soll das erst in den nächsten zwei Tagen werden.«
Nicholas Davis saß auf einem der Tische und hatte einen Fuß auf den Stuhl vor ihm abgestellt. Auf seinem Bein ruhte die Gitarre, deren Saiten er gekonnt spielte und dazu Weihnachtslieder sang. Allen voran hatten sich Skjelbred und Dr. Jones dazu gesetzt und sahen ihm beim Spielen zu, während sie von einem Ohr zum nächsten grinsten. Lucy stand zwar etwas abseits, wirkte aber fröhlicher als sonst. Als Davis geendet hatte, klatschte die Crew und Wünsche für den nächsten Song wurden laut.
Romanov und Winton kamen hinzu und stellten ihre Tabletts auf einem nahegelegenen Tisch ab.
»Vielleicht hat der Captain ja einen besonderen Weihnachtslied-Wunsch?« Davis sah ihn abwartend an. Romanov lachte, als ihm nahezu die gesamte Mannschaft gebannt das Gesicht zuwandte und insgeheim hoffte, er würde einen ihrer Wünsche aussprechen.
»Ich muss gestehen, Sergeant, ich mache mir nicht viel aus Weihnachten«, begann der Schiffskapitän »aber zum Glück weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass unser lieber Doktor hier einen ganz besonderen Wunsch hat.«
Als sich nun die Aufmerksamkeit auf Winton verlagerte und diesem beinahe die Gesichtszüge entglitten, kicherte Romanov regelrecht in seinen Kaffee hinein. Winton fing Jones‘ Blick auf und begann seinerseits zu Grinsen, bevor er sich an Davis wandte.
»Können Sie Have yourself a merry little Christmas spielen?«
»Aber sicher doch«, rief Davis aus und klemmte den Kapodaster an den Hals der Gitarre*. Er setzte für die ersten Akkorde an, änderte den Griff noch einmal und begann dann zu spielen.

Have yourself a merry little Christmas
Let your heart be light
From now on
Our troubles will be out of sight

Have yourself a merry little Christmas
Make the Yuletide gay
From now on
Our troubles will be miles away


Nun machte sich wirklich Weihnachtsstimmung breit, als leise und langsam das Lied die Messe umfing. Es wurde in Erinnerungen an ehemaligen Weihnachtsfeiertage auf der Erde im Kreise der Familie gedacht und auf so manches Gesicht stahl sich ein verträumtes Lächeln.
Vor allem die junge Dr. Jones wiegte leicht im Takt der Musik und lächelte von einem Ohr zum anderen. Es schien alles ein wenig langsamer und ruhiger geworden zu sein, als Davis die letzten Akkorde gespielt hatte und die Musik allmählich verklang.

»Bei uns gab es nie wirklich Weihnachtsmusik«, durchbrach Óscar sanft die Stille, die sich breit gemacht hatte. Er setzte sich auf einen leeren Platz und wischte dabei seine Hände an einem Geschirrtuch ab, das er sich dann über die Schulter warf. »Zumindest nicht solche«, fügte er lachend hinzu.
»Als ich klein war, haben sich meine Eltern die unmöglichsten Sachen ausgedacht«, warf Lawliet ruhig ein. »Ein Weihnachten lagen im ganzen Flur Stücke eines Jutebeutels herum«, erinnerte er sich und musste schmunzeln, »meine Mom hat sich gespielt aufgeregt, was der Weihnachtsmann für eine Unordnung hinterlassen hat.«
Boris lachte polternd. »Ja, das haben meine Väter auch gemacht. Total offensichtliche Spuren, die Väterchen Frost und das Schneemädchen hinterlassen haben. Ich fand das einfach nur witzig!«
»Das machen scheinbar fast alle Eltern«, schmunzelte Winton, nachdem er den letzten Rest Bacon verdrückt hatte und erinnerte sich an so manche Vorweihnachtszeit, in der seine Frau und er überlegt hatten, wie man das Kind dieses Jahr überraschen konnte.
»Wird bei euch immer ein richtiges Festgelage gemacht oder geht ihr die Festtage eher ruhig an?«, fragte Eric in die Runde und schloss an: »meine Mom hat ja irgendwann darauf bestanden, dass ich Weihnachten jedes Jahr ausrichte, seit ich alt genug bin.«
Jensson stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt hatte. »Geht mir ähnlich, Langdon. Meine Eltern verbringen Weihnachten auch seit einigen Jahren bei mir. Meine Schwester und ihre Familie kommen dann auch schon ein paar Tage vorher.«
»Dann muss der Single in der Familie immer ‘eralten für die Weihnachtsessen?«, wollte Caron wissen, woraufhin Jensson grinste. »Der Single und der Köter. Auf den passt jetzt aber besagte Schwester auf.«
»Da freuen sich die Kiddies wahrscheinlich«, grinste Boris und Jensson nickte. »Ja, die lieben das Vieh.« Er lächelte, trotz der harschen Formulierung.
Romanov erhob sich und nahm sein Tablett auf. »Ich zerstöre ja nur ungern die Feststimmung, aber wir haben auf der Victory weder Sonntage, noch halten wir uns an die Feiertage der Erde. Beenden Sie ihr Frühstück, ich erwarte Sie alle um zehn Uhr auf ihren Posten.« Damit wandte er sich zum Gehen, nachdem er noch ein verschmitztes Lächeln und ein „Frohe Weihnachten“ in die Runde geworfen hatte.
Die Mannschaft lachte leise...
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