Erwachen
von Phaemonae
Kurzbeschreibung
Ein mysteriöser Brief erscheint im Rosenturm und plötzlich gehört die Stille und Ruhe im Fürstentum der Vergangenheit an. Wer hat die Jagd auf den Fürsten eröffnet?
GeschichteAbenteuer, Fantasy / P18 / Gen
Tiranu
Yulivee
03.01.2016
02.04.2016
16
32.274
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Dieses Kapitel
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15.01.2016
2.091
Ich warne vor: Anfangs hatte ich diese Entwicklung nicht geplant gehabt, letztlich hat meine Muse hier jedoch zugeschlagen. Ich entschuldige mich dafür, dass einige vielleicht davon enttäuscht sein werden.
Ich bedanke mich bei allen Lesern, die dieser Geschichte folgen.
So sehr Yulivee sich auch dagegen sträubte, sie begann dem Elfenfürsten langsam zu erliegen. Wenn er es wollte, konnte er einen gewissen Charme ausstrahlen! Vor allem bei den verschiedenen Festen, die die Fürstengeschwister gegeben hatten. Zu denen sie offiziell nicht eingeladen waren, Yulivee sich aber trotzdem eingefunden hatte. Seit Morwenna wieder zurückgekehrt war, war sie nur noch in Begleitung Obilees zu der abendlichen Versammlung gegangen und auch das eher selten. Sie fühlte sich dabei wie ein Eindringling, der geduldet wurde. Eigentlich machte ihr sowas nicht zu viel aus, aber hier hielt sie sich zurück. Auch ihre Gastgeber hatten etwas Zeit nur für sich verdient.
Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie den Fürsten möglicherweise mögen konnte! Tiranu war all das, was sie stets in ihm gesehen hatte, aber zugleich auch noch viel mehr. Wenn man wirklich hinter die Maske blickte, entdeckte man eine ganz andere Person, die verletzlich war und daher gut abgeschirmt vor der Welt. Durch die Kaltherzigkeit ließ er nichts an sich heran und begegnete allem mit Arroganz und Spott.
Die Magierin war sich sicher, dass er sich ihrer etwas veränderten Gefühle bewusst war, denn er hatte damit begonnen sich zurückzuziehen. Er und Morwenna trafen sich entweder in ihren privaten Räumen oder gar nicht mehr. Letzteres hielt sie für eher unwahrscheinlich. Langsam war es ihr Leid, wie er begann sie unauffällig zu meiden und nur die Zeit mit ihr verbrachte, die wirklich notwendig war und auch diese stets in der Anwesenheit anderer. Daher hatte sie ihre Freundin gebeten heute zur Lehrstunde in die Bibliothek zu gehen und sie alleine dort hingehen zu lassen. Zwar hatte Obilee sie gefragt, was das sollte. Sie hatte ihr darauf jedoch keine wirklich gute Antwort liefern können und war von ihrer Freundin gewarnt worden keinen Fehler zu begehen und den Fürsten nicht unnötig zu reizen. Sie sollten keinen Vorfall verursachen, der ein schlechtes Licht auf Emerelle werfen könnte.
Energisch schloss sie die Tür zu Tiranus Arbeitszimmer hinter sich und konfrontierte ihn: „Wir müssen reden!“
„Ich wüsste nicht worüber“, antwortete der Elf kühl, während er über seine Papiere gebeugt saß und noch nicht einmal aufblickte. Yulivee trat näher und zog ihm die Papiere kurzerhand weg.
„Darüber, dass du mir aus dem Weg gehst“, klagte die Magierin ihn an.
„Du meinst darüber, dass wenigstens ich vernünftig bin und ich dich vor einem großen Fehler bewahre?“, fragte der Elf. „Ich wüsste nicht, was es dabei zu besprechen gäbe. Sei froh, dass wenigstens jemand hier vernünftig ist und für dich mitdenkt.“
„Du bist ein Feigling!“, fauchte die Erzmagierin. „Und du hast für mich nicht zu bestimmen, das kann ich selbst durchaus sehr gut!“
„Da du dich zu sehr von deinem Herzen leiten lässt, zweifle ich doch sehr an der Wahrheit dieser Aussage“ Tiranu blieb die ganze Zeit ruhig und unbeteiligt, es war zum aus der Haut fahren! Selbst als er sie abweisend anblickte. Die Magierin war versucht die ganzen ordentlich arrangierten Dokumente und Schreibutensilien durcheinander zu bringen. Damit konnte man bei ihm wenigstens irgendwelche echten Reaktionen hervorrufen, das wusste sie. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn so provozierte.
„Falsch!“, konterte sie. „Gerade weil ich mich von meinem Herzen leiten lasse sind meine Entscheidungen gut!“ Daraufhin mustere er sie von oben bis unten. Leise seufzte er.
„Ich bezweifle, dass diese Diskussion zu irgendetwas führen wird“, begann er und Yulivee nickte zustimmend und selbstzufrieden. Endlich sah er es ein! „Also schlage ich dir Folgendes vor, um dir zu beweisen, dass du falsch liegst: Du bekommst heute Abend, nachdem ich mich mit meiner Schwester besprochen habe, die Gelegenheit ganz deinem Herzen zu folgen. Danach entscheiden wir, wer Recht hat.“
Fassungslos und erstaunt ob der Worte Tiranus blickte Yulivee den Fürsten wortlos an, bevor sie stammelnd ihre Zustimmung gab. Sie konnte nicht glauben, dass der Elf sich für so etwas hergab. Aber schließlich war Alathaia seine Mutter gewesen und sie war stets eher locker mit solchen Dingen umgegangen, wenn man den geflüsterten Geschichten an den Elfenhöfen Glauben schenkte. Und auch in seinen Erzählungen über seine Mutter hatte dies herausgeklungen.
Hoffentlich beendete dieses Experiment seine seltsame Laune. Seit sie sich nicht immer ganz so kindisch aufführte, hatte er sich manchmal dabei ertappt, wie er die Magierin sogar ernst genommen hatte. Seit sie immer wieder versucht hatte sich ihm anzunähern, war er geschmeichelt gewesen. Doch nach einiger Zeit hatte er sich auch ab und an gefragt, wie es wohl wäre sie in sein Bett zu holen. Feuer hatte sie schließlich, das hatte sie in ihren zahlreichen Argumenten bewiesen. Vermutlich könnte er diese idiotischen Gefühle im Keim ersticken, wenn er dieser Laune folgte. Dann konnte er sich wieder mit all seiner Kraft auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wie beispielsweise die Frage, wer ihm nachstellte. Er überzeugte sie davon, dass es ein Fehler war ihren Gefühlen nachzugeben und sie versuchte nicht mehr ihn ab und an eher unbeholfen zu verführen. Damit wären alle Probleme gelöst. Es war der perfekte Plan.
Tiranu quälte sie mit seinen Lehrstunden, als hätte das Gespräch am Anfang gar nicht stattgefunden. Innerlich jaulte sie auf, versuchte aber ständig den steifen Elfen aus seiner arroganten und kühlen Selbstbeherrschung herauszulocken. Leider scheiterte sie daran kläglich. Auch wenn sie damit zu seiner Belustigung beitrug, was sie in den Wahnsinn trieb. Doch der Zorn wurde von anderen Gefühlen überlagert.
Der Rest des Tages war eine Tortur, Yulivee konnte den späten Abend gar nicht mehr erwarten.
Als es endlich soweit war, schlich sie durch die Gänge zu den Fürstengemächern. Als sie seine Zimmer betrat, war noch niemand da. Jedoch dauerte es nicht lange, bis Tiranu eintrat. Hastig ging sie ihm entgegen und schlang die Arme um ihn.
„Was sind die Regeln?“, fragte sie leise und zaghaft.
„Es gibt keine Regeln“, lautete die leise Antwort und sie spürte schlanke Finger an ihrem Hals. Einer übte kurz Druck aus und sie konnte sich nicht mehr bewegen.
„Und nun könnte ich dich jederzeit töten, bis der Effekt abklingt. Willst du noch immer deinem Herzen folgen?“
In ihren Augen leuchtete Zustimmung auf. Das war wohl Antwort genug. Erneut spürte Yulivee einen Druck an ihrem Hals und sie konnte sich wieder bewegen. Ihre Hilflosigkeit hatte ihr Angst eingejagt, aber sie würde dem Elfen nicht den Gefallen tun, Recht zu behalten, egal was er versuchte. Das hier würde zu einem Wettbewerb ausarten, wer den größeren Dickkopf hatte und sie würde ihn gewinnen!
„Ja“, flüsterte sie nun auch noch leise. Er hatte ihr soeben erlaubt, dass sie alles tun dürfte, egal, was die Konventionen sagten, zumindest hatte sie seine Aussage so verstanden. Zögerlich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und er erwiderte ihn überraschend sanft. Etwas unsicher, ob sie wirklich so weit gehen sollte, begann sie die Kleidung Tiranus zu öffnen. Er hielt sie nicht auf, sondern küsste sie weiter. Ihr Körper wollte mehr, ihr Verstand riet ihr ab sich darauf einzulassen. Sehr eindeutig wusste der Fürst ganz genau, was er tat und wie er sie beeinflussen konnte. Außerdem hatte er aller Wahrscheinlichkeit nach eine äußerst düstere Vergangenheit. Aber es gäbe schlimmere Partner im Bett, dessen war sie sich sicher. Kurzerhand entschloss die Elfe sich es auszunutzen, dass sie die Erlaubnis hatte ganz ihrem Herzen zu folgen und das wollte im Moment Tiranu. Egal wie sprunghaft sie manchmal vielleicht war, dieses Gefühl hatte sich nicht mehr auslöschen lassen.
Unter langen Küssen, streifte sie nach und nach die Kleidung des Elfen ab. Sie wartete, ob er Anstalten machte auch sie zu entkleiden, doch er tat nichts dergleichen. Also begann sie selbst langsam die Knöpfe zu öffnen, bis sie aufgehalten wurde.
„Du willst also wirklich so weit gehen?“, fragte Tiranu zweifelnd und sie bejahte. Der Fürst akzeptierte ihre Entscheidung und endlich begann er sie langsam zu entkleiden. Als sie beide nichts mehr am Leib trugen, führte er sie zum Bett und legte sie dort auf den Decken ab. Wenig später war er über ihr und seine Küsse setzten ihren Leib in Flammen. Erst die Berührung von kühlem Metall auf der Brust, verlagerte ihre Aufmerksamkeit kurz. Ein Dolch ruhte dort verkehrt herum auf ihrer Brust.
„Ja, ich will trotzdem!“, entgegnete sie lächelnd. „Egal, wie oft du auch versuchst mich zu belehren.“ Interessant, wie er versuchte sich ihr zu entziehen. Man könnte fast meinen, er hätte kalte Füße bekommen.
Der Elf legte die Waffe weg und seine Finger erkundeten ihre zarte Haut und gemeinsam mit seinen Lippen und seine Zunge beraubte er sie sehr schnell erfolgreich ihres Denkens.
Wie oft er sie so weit getrieben hatte, bevor er sich mit ihr letztlich vereinigte wusste sie nicht, nur, dass sie mehr davon wollte. Und das bekam sie auch. Irgendwann lag sie erschöpft keuchend in den Laken und schlief auch nach kurzer Zeit glücklich ein. Niemals hätte sie sich die Ereignisse von heute Abend ausmalen können. Nicht mit diesem Elfen.
Sie erwachte. Noch ein letztes Mal würde er ihr beweisen, dass es ein Fehler war, dem Herzen und nicht dem Verstand zu folgen. Sehr sanft legte er seine Hände um ihren schlanken Hals, ohne jedoch zuzudrücken.
„Und auch jetzt könnte ich dein Leben erneut beenden und hätte es bereits früher noch weitaus öfter tun können“, flüsterte der Elf leise und gefährlich, bevor er seine Hände von ihrer Kehle nahm.
Die Magierin lächelte leicht und antwortete leichtfertig: „Und dennoch hast du es nicht getan. Wie mir das beweisen soll, dass es falsch ist, wenn das Herz über den Verstand regiert, verstehe ich noch nicht so ganz. Denn schließlich hast du es nicht getan, mir ist nichts geschehen.“
Tiranu seufzte leise. Wieso wollte sie es einfach nicht erkennen? Es war falsch! Sie forderte seine volle Aufmerksamkeit, als sie sich auf ihre Seite drehte und ihn anlächelte. Er setzte zu einer Erklärung an, doch weitaus schneller, als er ihr folgen konnte, versiegelte sie seine Lippen mit einem zärtlichen, aber auch fordernden Kuss. Der Fürst war zu überrascht, um zu reagieren, aber die Reaktion seines Körpers war weitaus schneller als sein Verstand. Instinktiv erwiderte er ihn und legte seine Rechte auf ihre Wange. Bevor sie jedoch noch weitergehen konnten, holte sein Verstand endlich auf und er schob sie von sich fort. Er wollte mehr, aber wenigstens er wusste, wie falsch es wäre seinen Gefühlen und seinem Körper nachzugeben. Das führte nur zu unnötigen Komplikationen. Egal wie sehr ihn dies innerlich zerriss. Denn diese Nacht hatte alles eher schlimmer als besser gemacht. Sein Plan war leider fehlgeschlagen.
Yulivee betrachtete ihn prüfend und streckte ihre Linke nach ihm aus, aber er zuckte davor zurück. Allein schon diese Nacht war ein Fehler gewesen. Er musste sie loswerden. Mit einer gewohnt kühlen Miene erhob er sich aus seinem Bett und streifte sich einen Seidenmantel über.
„Dein Verstand und dein Herz sind uneins“, flüsterte Yulivee leise. „Sie liegen in einem vehementen Wettstreit und ich bin gespannt, was gewinnen wird.“ Aus ihrer Stimme klang Hoffnung und Neugier.
Tiranu hörte, wie sie aufstand und dicht an ihn herantrat. Sicherheitshalber trat er ein paar Schritte nach vorne. Er musste sich beherrschen. Sein Verstand war das Wichtigste, er musste ihm stets folgen!
„Du bist ganz der Sohn deiner Mutter. Sie hat dich gut gelehrt. Aber manchmal muss man auch Gefühle zulassen und ihnen folgen. Man kann sein Leben lang nicht rein nach seinem Verstand handeln! Das ist kein erfülltes Leben!“
„Es ist jedoch sicherer“, erwiderte der Elf abweisend. „Für mich und für alle anderen. Es schont allgemein mehr Leben. Und jetzt geh‘!“ Zitterte seine Stimme etwas? Er durfte sich keine Schwäche erlauben!
Erneut trat sie hinter ihn, hielt ihn jedoch an einem Arm fest.
„Je mehr du dich dagegen wehrst, desto stärker werden deine Gefühle werden. Ich warte gespannt, wie lange du durchhalten wirst.“ Mit diesen Worten wandte sie sich endlich ab, zog sich an und ging. Die Magierin musste fort von hier, dann könnte er alles auch wieder vergessen. Es war richtig auf seinen Verstand zu hören, egal, was sie ihm einflüstern wollte! Sie lag falsch und das würde er ihr beweisen, schließlich war sie geistig nur ein Kind. Was wusste Yulivee schon?
Einige Momente verharrte er noch in seinem Schlafgemach. Fast war es so, als wäre sie noch immer hier. Entschlossen riss er sich von diesen Gedanken los, öffnete die Fenster und begab sich in seine Badekammer. Er musste den Geruch dieser einen und, wenn es nach ihm ging, auch einzigen Nacht loswerden. Wenn er die Erinnerungen tilgte, ging es ihm sicherlich sofort wieder besser.
Ich bedanke mich bei allen Lesern, die dieser Geschichte folgen.
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So sehr Yulivee sich auch dagegen sträubte, sie begann dem Elfenfürsten langsam zu erliegen. Wenn er es wollte, konnte er einen gewissen Charme ausstrahlen! Vor allem bei den verschiedenen Festen, die die Fürstengeschwister gegeben hatten. Zu denen sie offiziell nicht eingeladen waren, Yulivee sich aber trotzdem eingefunden hatte. Seit Morwenna wieder zurückgekehrt war, war sie nur noch in Begleitung Obilees zu der abendlichen Versammlung gegangen und auch das eher selten. Sie fühlte sich dabei wie ein Eindringling, der geduldet wurde. Eigentlich machte ihr sowas nicht zu viel aus, aber hier hielt sie sich zurück. Auch ihre Gastgeber hatten etwas Zeit nur für sich verdient.
Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie den Fürsten möglicherweise mögen konnte! Tiranu war all das, was sie stets in ihm gesehen hatte, aber zugleich auch noch viel mehr. Wenn man wirklich hinter die Maske blickte, entdeckte man eine ganz andere Person, die verletzlich war und daher gut abgeschirmt vor der Welt. Durch die Kaltherzigkeit ließ er nichts an sich heran und begegnete allem mit Arroganz und Spott.
Die Magierin war sich sicher, dass er sich ihrer etwas veränderten Gefühle bewusst war, denn er hatte damit begonnen sich zurückzuziehen. Er und Morwenna trafen sich entweder in ihren privaten Räumen oder gar nicht mehr. Letzteres hielt sie für eher unwahrscheinlich. Langsam war es ihr Leid, wie er begann sie unauffällig zu meiden und nur die Zeit mit ihr verbrachte, die wirklich notwendig war und auch diese stets in der Anwesenheit anderer. Daher hatte sie ihre Freundin gebeten heute zur Lehrstunde in die Bibliothek zu gehen und sie alleine dort hingehen zu lassen. Zwar hatte Obilee sie gefragt, was das sollte. Sie hatte ihr darauf jedoch keine wirklich gute Antwort liefern können und war von ihrer Freundin gewarnt worden keinen Fehler zu begehen und den Fürsten nicht unnötig zu reizen. Sie sollten keinen Vorfall verursachen, der ein schlechtes Licht auf Emerelle werfen könnte.
Energisch schloss sie die Tür zu Tiranus Arbeitszimmer hinter sich und konfrontierte ihn: „Wir müssen reden!“
„Ich wüsste nicht worüber“, antwortete der Elf kühl, während er über seine Papiere gebeugt saß und noch nicht einmal aufblickte. Yulivee trat näher und zog ihm die Papiere kurzerhand weg.
„Darüber, dass du mir aus dem Weg gehst“, klagte die Magierin ihn an.
„Du meinst darüber, dass wenigstens ich vernünftig bin und ich dich vor einem großen Fehler bewahre?“, fragte der Elf. „Ich wüsste nicht, was es dabei zu besprechen gäbe. Sei froh, dass wenigstens jemand hier vernünftig ist und für dich mitdenkt.“
„Du bist ein Feigling!“, fauchte die Erzmagierin. „Und du hast für mich nicht zu bestimmen, das kann ich selbst durchaus sehr gut!“
„Da du dich zu sehr von deinem Herzen leiten lässt, zweifle ich doch sehr an der Wahrheit dieser Aussage“ Tiranu blieb die ganze Zeit ruhig und unbeteiligt, es war zum aus der Haut fahren! Selbst als er sie abweisend anblickte. Die Magierin war versucht die ganzen ordentlich arrangierten Dokumente und Schreibutensilien durcheinander zu bringen. Damit konnte man bei ihm wenigstens irgendwelche echten Reaktionen hervorrufen, das wusste sie. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn so provozierte.
„Falsch!“, konterte sie. „Gerade weil ich mich von meinem Herzen leiten lasse sind meine Entscheidungen gut!“ Daraufhin mustere er sie von oben bis unten. Leise seufzte er.
„Ich bezweifle, dass diese Diskussion zu irgendetwas führen wird“, begann er und Yulivee nickte zustimmend und selbstzufrieden. Endlich sah er es ein! „Also schlage ich dir Folgendes vor, um dir zu beweisen, dass du falsch liegst: Du bekommst heute Abend, nachdem ich mich mit meiner Schwester besprochen habe, die Gelegenheit ganz deinem Herzen zu folgen. Danach entscheiden wir, wer Recht hat.“
Fassungslos und erstaunt ob der Worte Tiranus blickte Yulivee den Fürsten wortlos an, bevor sie stammelnd ihre Zustimmung gab. Sie konnte nicht glauben, dass der Elf sich für so etwas hergab. Aber schließlich war Alathaia seine Mutter gewesen und sie war stets eher locker mit solchen Dingen umgegangen, wenn man den geflüsterten Geschichten an den Elfenhöfen Glauben schenkte. Und auch in seinen Erzählungen über seine Mutter hatte dies herausgeklungen.
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Hoffentlich beendete dieses Experiment seine seltsame Laune. Seit sie sich nicht immer ganz so kindisch aufführte, hatte er sich manchmal dabei ertappt, wie er die Magierin sogar ernst genommen hatte. Seit sie immer wieder versucht hatte sich ihm anzunähern, war er geschmeichelt gewesen. Doch nach einiger Zeit hatte er sich auch ab und an gefragt, wie es wohl wäre sie in sein Bett zu holen. Feuer hatte sie schließlich, das hatte sie in ihren zahlreichen Argumenten bewiesen. Vermutlich könnte er diese idiotischen Gefühle im Keim ersticken, wenn er dieser Laune folgte. Dann konnte er sich wieder mit all seiner Kraft auf wichtigere Dinge konzentrieren. Wie beispielsweise die Frage, wer ihm nachstellte. Er überzeugte sie davon, dass es ein Fehler war ihren Gefühlen nachzugeben und sie versuchte nicht mehr ihn ab und an eher unbeholfen zu verführen. Damit wären alle Probleme gelöst. Es war der perfekte Plan.
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Tiranu quälte sie mit seinen Lehrstunden, als hätte das Gespräch am Anfang gar nicht stattgefunden. Innerlich jaulte sie auf, versuchte aber ständig den steifen Elfen aus seiner arroganten und kühlen Selbstbeherrschung herauszulocken. Leider scheiterte sie daran kläglich. Auch wenn sie damit zu seiner Belustigung beitrug, was sie in den Wahnsinn trieb. Doch der Zorn wurde von anderen Gefühlen überlagert.
Der Rest des Tages war eine Tortur, Yulivee konnte den späten Abend gar nicht mehr erwarten.
Als es endlich soweit war, schlich sie durch die Gänge zu den Fürstengemächern. Als sie seine Zimmer betrat, war noch niemand da. Jedoch dauerte es nicht lange, bis Tiranu eintrat. Hastig ging sie ihm entgegen und schlang die Arme um ihn.
„Was sind die Regeln?“, fragte sie leise und zaghaft.
„Es gibt keine Regeln“, lautete die leise Antwort und sie spürte schlanke Finger an ihrem Hals. Einer übte kurz Druck aus und sie konnte sich nicht mehr bewegen.
„Und nun könnte ich dich jederzeit töten, bis der Effekt abklingt. Willst du noch immer deinem Herzen folgen?“
In ihren Augen leuchtete Zustimmung auf. Das war wohl Antwort genug. Erneut spürte Yulivee einen Druck an ihrem Hals und sie konnte sich wieder bewegen. Ihre Hilflosigkeit hatte ihr Angst eingejagt, aber sie würde dem Elfen nicht den Gefallen tun, Recht zu behalten, egal was er versuchte. Das hier würde zu einem Wettbewerb ausarten, wer den größeren Dickkopf hatte und sie würde ihn gewinnen!
„Ja“, flüsterte sie nun auch noch leise. Er hatte ihr soeben erlaubt, dass sie alles tun dürfte, egal, was die Konventionen sagten, zumindest hatte sie seine Aussage so verstanden. Zögerlich hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen und er erwiderte ihn überraschend sanft. Etwas unsicher, ob sie wirklich so weit gehen sollte, begann sie die Kleidung Tiranus zu öffnen. Er hielt sie nicht auf, sondern küsste sie weiter. Ihr Körper wollte mehr, ihr Verstand riet ihr ab sich darauf einzulassen. Sehr eindeutig wusste der Fürst ganz genau, was er tat und wie er sie beeinflussen konnte. Außerdem hatte er aller Wahrscheinlichkeit nach eine äußerst düstere Vergangenheit. Aber es gäbe schlimmere Partner im Bett, dessen war sie sich sicher. Kurzerhand entschloss die Elfe sich es auszunutzen, dass sie die Erlaubnis hatte ganz ihrem Herzen zu folgen und das wollte im Moment Tiranu. Egal wie sprunghaft sie manchmal vielleicht war, dieses Gefühl hatte sich nicht mehr auslöschen lassen.
Unter langen Küssen, streifte sie nach und nach die Kleidung des Elfen ab. Sie wartete, ob er Anstalten machte auch sie zu entkleiden, doch er tat nichts dergleichen. Also begann sie selbst langsam die Knöpfe zu öffnen, bis sie aufgehalten wurde.
„Du willst also wirklich so weit gehen?“, fragte Tiranu zweifelnd und sie bejahte. Der Fürst akzeptierte ihre Entscheidung und endlich begann er sie langsam zu entkleiden. Als sie beide nichts mehr am Leib trugen, führte er sie zum Bett und legte sie dort auf den Decken ab. Wenig später war er über ihr und seine Küsse setzten ihren Leib in Flammen. Erst die Berührung von kühlem Metall auf der Brust, verlagerte ihre Aufmerksamkeit kurz. Ein Dolch ruhte dort verkehrt herum auf ihrer Brust.
„Ja, ich will trotzdem!“, entgegnete sie lächelnd. „Egal, wie oft du auch versuchst mich zu belehren.“ Interessant, wie er versuchte sich ihr zu entziehen. Man könnte fast meinen, er hätte kalte Füße bekommen.
Der Elf legte die Waffe weg und seine Finger erkundeten ihre zarte Haut und gemeinsam mit seinen Lippen und seine Zunge beraubte er sie sehr schnell erfolgreich ihres Denkens.
Wie oft er sie so weit getrieben hatte, bevor er sich mit ihr letztlich vereinigte wusste sie nicht, nur, dass sie mehr davon wollte. Und das bekam sie auch. Irgendwann lag sie erschöpft keuchend in den Laken und schlief auch nach kurzer Zeit glücklich ein. Niemals hätte sie sich die Ereignisse von heute Abend ausmalen können. Nicht mit diesem Elfen.
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Sie erwachte. Noch ein letztes Mal würde er ihr beweisen, dass es ein Fehler war, dem Herzen und nicht dem Verstand zu folgen. Sehr sanft legte er seine Hände um ihren schlanken Hals, ohne jedoch zuzudrücken.
„Und auch jetzt könnte ich dein Leben erneut beenden und hätte es bereits früher noch weitaus öfter tun können“, flüsterte der Elf leise und gefährlich, bevor er seine Hände von ihrer Kehle nahm.
Die Magierin lächelte leicht und antwortete leichtfertig: „Und dennoch hast du es nicht getan. Wie mir das beweisen soll, dass es falsch ist, wenn das Herz über den Verstand regiert, verstehe ich noch nicht so ganz. Denn schließlich hast du es nicht getan, mir ist nichts geschehen.“
Tiranu seufzte leise. Wieso wollte sie es einfach nicht erkennen? Es war falsch! Sie forderte seine volle Aufmerksamkeit, als sie sich auf ihre Seite drehte und ihn anlächelte. Er setzte zu einer Erklärung an, doch weitaus schneller, als er ihr folgen konnte, versiegelte sie seine Lippen mit einem zärtlichen, aber auch fordernden Kuss. Der Fürst war zu überrascht, um zu reagieren, aber die Reaktion seines Körpers war weitaus schneller als sein Verstand. Instinktiv erwiderte er ihn und legte seine Rechte auf ihre Wange. Bevor sie jedoch noch weitergehen konnten, holte sein Verstand endlich auf und er schob sie von sich fort. Er wollte mehr, aber wenigstens er wusste, wie falsch es wäre seinen Gefühlen und seinem Körper nachzugeben. Das führte nur zu unnötigen Komplikationen. Egal wie sehr ihn dies innerlich zerriss. Denn diese Nacht hatte alles eher schlimmer als besser gemacht. Sein Plan war leider fehlgeschlagen.
Yulivee betrachtete ihn prüfend und streckte ihre Linke nach ihm aus, aber er zuckte davor zurück. Allein schon diese Nacht war ein Fehler gewesen. Er musste sie loswerden. Mit einer gewohnt kühlen Miene erhob er sich aus seinem Bett und streifte sich einen Seidenmantel über.
„Dein Verstand und dein Herz sind uneins“, flüsterte Yulivee leise. „Sie liegen in einem vehementen Wettstreit und ich bin gespannt, was gewinnen wird.“ Aus ihrer Stimme klang Hoffnung und Neugier.
Tiranu hörte, wie sie aufstand und dicht an ihn herantrat. Sicherheitshalber trat er ein paar Schritte nach vorne. Er musste sich beherrschen. Sein Verstand war das Wichtigste, er musste ihm stets folgen!
„Du bist ganz der Sohn deiner Mutter. Sie hat dich gut gelehrt. Aber manchmal muss man auch Gefühle zulassen und ihnen folgen. Man kann sein Leben lang nicht rein nach seinem Verstand handeln! Das ist kein erfülltes Leben!“
„Es ist jedoch sicherer“, erwiderte der Elf abweisend. „Für mich und für alle anderen. Es schont allgemein mehr Leben. Und jetzt geh‘!“ Zitterte seine Stimme etwas? Er durfte sich keine Schwäche erlauben!
Erneut trat sie hinter ihn, hielt ihn jedoch an einem Arm fest.
„Je mehr du dich dagegen wehrst, desto stärker werden deine Gefühle werden. Ich warte gespannt, wie lange du durchhalten wirst.“ Mit diesen Worten wandte sie sich endlich ab, zog sich an und ging. Die Magierin musste fort von hier, dann könnte er alles auch wieder vergessen. Es war richtig auf seinen Verstand zu hören, egal, was sie ihm einflüstern wollte! Sie lag falsch und das würde er ihr beweisen, schließlich war sie geistig nur ein Kind. Was wusste Yulivee schon?
Einige Momente verharrte er noch in seinem Schlafgemach. Fast war es so, als wäre sie noch immer hier. Entschlossen riss er sich von diesen Gedanken los, öffnete die Fenster und begab sich in seine Badekammer. Er musste den Geruch dieser einen und, wenn es nach ihm ging, auch einzigen Nacht loswerden. Wenn er die Erinnerungen tilgte, ging es ihm sicherlich sofort wieder besser.